Lieber yrrepnadohr,

müssen es unbedingt ein Chor und ein Lied sein (also von der Form)? Mir fiel nämlich direkt der 2. Satz "Andante pastorale" von Carl Nielsens 3. Sinfonie, der "Sinfonia espansiva" ein, in dem Vokalisen eines Solosoprans und eines Solobaritons vorkommen (das von dir beschriebene textfreie Singen auf Vokale nennt man Vokalise) und zum pastoralen Charakter, den ja schon die Satzbezeichnung vorgibt, beitragen. Der Satz ist um die 9 Minuten lang, ca. im letzten Drittel (im unten verlinkten Video ab ca. 5:56) kommen die Vokalisen vor:

Liebe Grüße

Amdir

Nicht unbedingt ein Chorlied, aber eine ganze Oper mit sehr reduziertem Text. Gesungenen Text gibt's nur zu Begin ("onetwothreefouronetwothreefouronetwothreefouronetwothreefour"), danach wird's minimalistisch ("dubidubidubidubiduuuubiiii") oder, wie in einem der Hörbeispiele ("bi-dah, bi-dah,bi-dah, bi-dah,bi-dah, bi-dah").

Die von Glass und Wilson abgenommene und abgesegtnete Inszenierung im Theater Dortmund durfte allerdings nur fünf mal aufgeführt und nicht aufgezeichnet werden. Leider. Aber dreimal war ich in der gut über vier Stunden dauernden Oper drin. Hinreissend.

Liebe Grüße vom Thomas

Vokalise wie bei Nielsen gibt es auch im Finale von Ralph Vaughan-Williams - A Pasotral Symphony, allerdings als Solo-Sopran.

Und nochmal textfrei: das Ballett "Daphnis und Chloe" von Maurice Ravel. Der zugrunde liegende spätantike Roman von Longus ist vor allem ein Hirtenstück,insofern solltest Du auch mit Blick aufs Pastorale auf Deine Kosten kommen.

Liebe Grüße vom Thomas

Leider chorfrei: Sergei Rachmaninoff Vocalise, Op 34 No. 14 hier in der begleitung durch Orchester. Kiri Te kanawa "singt"

Zitat von yrrepnadohr

Fällt euch evtl. irgendwas dazu ein ??
Wagner Opern evtl.?

Bei Wagner fallen mir da höchtens die Walküren (wobei kein Chor im eigentlichen Sinne) oder Chöre aus dem Holländer ein. Allerdings ist Richard da viel zu verliebt in seine eigenen Texte, als das es komplett ohne ginge. Ist halt mehr eingestreute Lautmalerei ...

Ein Klassiker bzgl. der Fragestellung ist aber natürlich Puccinis "Summchor" aus Madame Butterfly; hätte eigentlich erwartet, das der hier als erstes genannt wird:

Mir fällt da als bekanntes Beispiel noch der letzte Satz aus Holsts "The Planets" ein: "Neptune, the Mystic"

hat jetzt nichts mit Opern zu tun, aber:

Chor ohne Text: Swingle Singers

aus neuerer Zeit: z.B. Voces8 mit Momentary von Olafur Arnalds

Ganz berühmt auch Urmas Sisask, Oremus

Hier wird sicherlich eine ganz besondere Stimmung erzeugt.

ebenso Pärts Da Pacem Domine

zwar kein Chor, aber bestimmt ein berühmtes Ahhhhh: Heitor Villa-Lobos, Bachianas Brasileiras No. 5

Hier kommt noch was: Rachmaninoffs "Vocalise" Op. 34 für Sopran, gesungen von Aleksandra Kubas-Kruk

oder die Version für Violine, Klavier und Chor

In den Finalszenen von "Die Sache Makropulos" und von "Katja Kabanowa" gibt es Chöre im Hintergrund. Ich kann leider das technisch nicht, die Schüsse hier isoliert einzustellen. "Das schlaue Füchslein" höre und sehe ich gerade in der legendären Felsenstein-Inszenierung, vielleicht kommt da noch was.

Und fährt nicht Don Giovanni (Komturszene) unter Chorgesang in die Hölle?

Vielleicht ganz interessant. Ein zeitgenössisches Werk der US-Amerikanerin Caroline Shaw. A Roomful of Teeth interpretiert die Partita für 8 Stimmen . Es gibt Text aber auch das "bekannte" AAAAAhhhhh (etwa ab 40'') und Variationen MMMMhhhh usw.

Wen die Komponistin interessieren sollte kann hier noch weitere Kompositionen hören

Caroline Shaw: Ist das Postminimalismus, Postxxx oder Pop-Musik?

Auf dieser neuen CD mit Schuberts "Winterreise" findet sich genau das, wonach der Thread-Starter sucht. Ein Chor, der auch textfrei singt und damit eine besondere Stimmung in einem Lied erzeugen will. In dieser Produktion wird der Bariton Tobias Berndt von zwei Akkordeons und einem Chor begleitet, der auf der Hälfte des ersten Liedes nach Art eines Summens wie man es früher aus Schlagern kannte, einstimmt. Man muss das nicht mögen, eine gewisse Wirkung entfaltet sich nach meinem Eindruck aber schon.

Das dritte Stück von Debussys "Trois Nocturnes": "Sirènes"

Zitat von astewes

Vielleicht ganz interessant. Ein zeitgenössisches Werk der US-Amerikanerin Caroline Shaw. A Roomful of Teeth interpretiert die Partita für 8 Stimmen . Es gibt Text aber auch das "bekannte" AAAAAhhhhh (etwa ab 40'') und Variationen MMMMhhhh usw.

Das erinnert mich an die "Sprachmotetten" von Ernst Toch.

Mit dem Debussy ist mir Bertarido zuvorgekommen. Abbados zweite Aufnahme mit den Nocturnes aus Berlin habe ich auch, aber sie kommt finde ich letztlich nicht an die alte singuläre Aufnahme mit dem Boston SO heran. Für Abbado hatten Debussys Nocturnes eine besondere Bedeutung. Anfänglich wollte er mit Martha Argerich bei Friedrich Gulda Klavier studieren. Sein Traum war aber immer, einmal im Leben Debussys Nocturnes für Orchester zu dirigieren. Deswegen wurde er schließlich nicht Pianist, sondern Dirigent. Die Aufnahme aus Bosten enthält dazu die zweite Daphnis et Chloe-Suite von Ravel, wo auch wie bei Debussy der Chor durch die Lippen singt. (Debussy hatte eine Aversion gegen Gesangsvereine!) Dazu kommt noch eine ebenso fantastische Aufnahme von Scriabins Poeme de l´extase. Die Platte war eine meiner allerersten Orchesteraufnahmen, die ich auf LP besaß. Auf CD sollte man die neu remasterte Zweitausgabe kaufen, nicht die Erstausgabe - sie ist klanglich deutlich besser:

So sieht die letzte CD-Ausgabe aus:

Schöne Grüße

Holger

Daß noch keiner den Summchor aus Madama Butterfly erwähnt hat…

Zitat von Perikles

Daß noch keiner den Summchor aus Madama Butterfly erwähnt hat…

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