Wiener Neujahrskonzert 2025

  • Auch wenn es noch ein bisschen Zeit bis zum 1. Januar 2025 ist sei darauf hingewiesen, dass Riccardo Muti zum siebten Mal das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigieren wird (nach 1993, 1997, 2000, 2004, 2018 und 2021).


    Heute wurde das Programm des Neujahrskonzerts veröffentlicht:


    Programm

    Johann Strauß I.

    Freiheits-Marsch, op. 226


    Josef Strauß

    Dorfschwalben aus Österreich. Walzer, op. 164


    Johann Strauß II.

    Demolierer-Polka. Polka francaise, op. 269


    Johann Strauß II.

    Lagunen-Walzer, op. 411


    Eduard Strauß

    Luftig und duftig. Polka schnell, op. 206


    Johann Strauß II.

    Ouvertüre zur Operette "Der Zigeunerbaron"


    Johann Strauß II.

    Accelerationen. Walzer, op. 234


    Josef Hellmesberger (Sohn)

    Fidele Brüder. Marsch aus der Operette "Das Veilchenmädchen"


    Constanze Geiger

    Ferdinandus-Walzer, op. 10 [Arr. W. Dörner]


    Johann Strauß II.

    Entweder - oder! Polka schnell, op. 403


    Josef Strauß

    Transactionen. Walzer, op. 184


    Johann Strauß II.

    Annen-Polka, op. 117


    Johann Strauß II.

    Tritsch-Tratsch. Polka schnell, op. 214


    Johann Strauß II.

    Wein, Weib und Gesang. Walzer, op. 333

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • U.a. der Spiegel hat es entdeckt: Die Wiener Philharmoniker spielen beim Neujahrskonzert erstmals eine Komposition einer Frau.


    Bleibt abzuwarten, wann das erste Mal eine Frau das Neujahrskonzert dirigieren wird.


    Ich tippe, dass es noch in diesem Jahrzehnt geschieht und dass es sich um Joana Mallwitz handeln wird.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Prosit Neujahr! Habt ihr auch das Neujahrskonzert verfolgt? Wie waren Eure Eindrücke?

    Es scheiden sich ja die Geister, manchen Leuten ist es zur lieben Tradition geworden, das Jahr mit diesem Konzert einzuläuten, so wie es auch bei mir der Fall ist. Andere wiederum sehen in dem ganzen Ereignis lediglich eine überflüssige, wiederholungsselige Geldmaschinerie.

    Wie auch immer, mit hat es außerordentlich gut gefallen. Routinier Riccardo Muti hat keineswegs nur routiniert dirigiert, sondern mit Engagement und Liebe zum Detail die Musik ganz wundervoll gestaltet. Die Wiener spielten ganz exquisit und mit Hingabe, schön auch, einige sehr junge Gesichter im Orchester zu sehen. Hier stimmte die Chemie zwischen Dirigent und Orchestermusikern, so dass der Funke auch übersprang und das Publikum zu enthusiastischem Beifall verleitete.

    Der Pausenfilm mit seinen futuristischen Elementen bot Neues und war in meinen Augen gut gemacht.

    Das Werk der ersten Komponistin beim Neujahrskonzert, Constanze Geiger, hat mir sehr gut gefallen! Frappierend, dass sie den Ferdinandus-Walzer bereits mit 12 Jahren komponiert hat. Auch ansonsten fand ich die Auswahl der Stücke sehr gelungen, Altvertrautes und Seltenes waren gut kombiniert und abwechslungsreich gestaltet.

    Grandios auch das Ballet, ebenso waren natürlich der üppige Blumenschmuck und der festliche Saal wie immer eine herrliche Kulisse für dieses wundervolle Konzert.

  • Ja, auch bei uns eine lieb gewordene Tradition, bei einen Glas Sekt, bevor ich meine liebe Frau dann Richtung 4-Schanzen "verliere". Ich kann es mir einfach machen, denn was Don_Gaiferos schreibt, deckt sich komplett mit meiner Meinung.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Ein Glas sekt musste ich mir heuer verkneifen, dennzu allen mienen Krankheiten und Medikamenten kam noch eine saftige Verkühlung hinzu. Das schmeckt Sekt dann wie verdünnte Esssigsäure.

    Zum Neujahrskonzert: Ich sehe eine durchaus angenehme Tradition dahinter - auch wenn das einigen nicht passt.

    Die immer wieder beanstandeten Wiederholungen sind dem Tourismus geschuldet, nicht der Einfallslosikgeit der Veranstalter oder dem Mangel an Stücken.

    Johann Strauß hat knapp über 500 Werke hinterlassen, sein Vater ca 250, sein bruder Joseph 300 (plus 500 Arrangemantes fremder Werke),Josph Lanner über 200, Eduard Strauß 300, Constance Geiger ca 70,

    Joseph Helmesberger.

    Interessant am heutigen Konzert, bzw der Übertragung fand ich das Ballet, das man durch Tänzer verschiedener ethnische Kulturen aufgefrischt hatte ( man will offenbar "Internationalität" demonstrieren) und dem man "gewagte" - oder positiv ausgedrückt "phantasievolle" Kostüme verpasst hatte. Auch interessant die Auswahl der Locations: Das leerstehende einstige Grandhotel "Südbahnhotel" am Semmering und eine Szene im Technischen Museum in Wien vor der grössten Dampflok die je in Österreich gebaut wurde (Es war eine Serie von 12 Stück - nur eine entkam der Verschrottung)

    Interessant die Choregraphie, wo stellenweise die Mechanik der Räder imitiert wurde.


    Der Pausenfilm brach ebenso mit allen Klischees. ER richtrete sich nicht unverblümt an Touristen - aber die Wirkung ist schwer einzuschätzen. Für miach als Fimemacher war interessant, mit wie (relativ !!) wenig Aufwand man Effekte erreicht, die den von Kubricks "2001" zumindest im Ansatz nahekamen


    Alles in allem eine gelungen Veranstaltung.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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  • Ein Glas sekt musste ich mir heuer verkneifen, dennzu allen mienen Krankheiten und Medikamenten kam noch eine saftige Verkühlung hinzu.

    Lieber Alfred,


    dann wünsche ich Dir gute Besserung! Ich hoffe, die herzwärmenden Bilder und Klänge tragen zur schnellen Genesung bei.
    Im Übrigen ist der Fundus an Werken, wie Du aufgezeigt hast, ja sehr groß, von daher darf man darauf hoffen, neben den unvermeidlichen Schlachtrössern noch weitere Entdeckung zu machen. So würde ich gerne noch mehr von Constanze Geiger hören.

    Ich muss mal nach CDs Ausschau halten, einen eigenen Thread hier im Forum hat sie anscheinend auch noch nicht...

  • Der Pausenfilm brach ebenso mit allen Klischees. ER richtrete sich nicht unverblümt an Touristen - aber die Wirkung ist schwer einzuschätzen. Für miach als Fimemacher war interessant, mit wie (relativ !!) wenig Aufwand man Effekte erreicht, die den von Kubricks "2001" zumindest im Ansatz nahekamen

    Ein gewagter Vergleich ;-)

  • Ein gewagter Vergleich ;-)

    Mir ist der Unterschied schon klar: Aber seinerzeit mussten die Raumstationen als Modelle gebaut werden, heute kann man das rendern, wobei füe eine einmalige Sendung natürlich nicht das volle Potentioal genutz werden kann. Dazu kummt bei 2001 die Riesige Leinwand, der dunkle Saal und die leichte Unschärfe der damaligen Filmtechnik (Filmkorn) Und natürlich die gespannte Grundhaltung des Publikums. Das hHeutige war eher eine Parodie oder Paraphrase. Der Film leber (vermutlich) Aus Zuschauersicht - vor allem in den USA - davon. daß man einen ECHTEN Strauß-Nachkommen als Darsteller gewinnen konnte: Tom Strauß - der übrigens im Vorstand des "Wiener Instituts für Stauß-Forschung im Vorstand" ist.

    Ich war übrigens bei der Wiener Premiere von 2001 (im Wiener Gartenbaukino) mit einer Ehrenkarte anwesend.

    Ich errinnere mich genau, als die Szene mit dem Donauwalzer aufblendete, daß die Leute gelacht haben.....!!


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Bei Riccardo Muti lag das Neujahrskonzert abermals in den besten Händen. Die Chemie zwischen ihm und den Wiener Philharmonikern - die er als sein Lieblingsorchester bezeichnet - stimmt einfach.

    Natürlich stand der Jahresregent Johann Strauss ganz besonders im Fokus, feiert doch die Musikwelt heuer den 200. Geburtstag des Komponisten. So diente das diesjährige Neujahrskonzert als Auftakt zum großen Jahresjubiläum.

    Auch im Fokus: Erstmalig wurde eine Komposition einer Frau ins Programm genommen - der Ferdinandus-Walzer von Constanze Geiger. Ein gefälliges Musikstück, welches die Komponistin mit gerade mal zwölf Jahren geschrieben hat.


    Auch mein Lieblingsphilharmoniker war wieder mit von der Partie - der immer noch so junge Sebastian Bru mit seinem Violoncello direkt vor bzw. hinter Maestro Muti. Er war auch bei Mutis Neujahrskonzert 2018 mit von der Partie. Den talentierten Musiker habe ich schon als 19-jährigen im Orchestergraben der Wiener Staatsoper sehen und hören können. Das war ab 2006. Seit 2013 ist er auch ein Philharmoniker.


    Der Pausenfilm wie immer großartig, genauso wie die aufgezeichneten Tanzszenen die während der Übertragung zum jeweils dargebrachten Musikstück eingespielt wurden. Die Locations mit ihrer Landschaft, Architektur und Geschichte sind natürlich der beste Werbefilm für Österreich überhaupt.


    Muti war jedenfalls der beste Dirigent des Neujahrskonzertes seit, ... nun, seit Muti vor vier Jahren.

    Wer auch immer das Neujahrskonzert 2026 dirigieren wird, tritt in große Fussstapfen, die schon zuvor weder von Barenboim noch von Welser-Möst noch von Thielemann ausgefüllt werden konnten.

    Wichtig wäre, dass mal wieder ein neuer Name zum Zug kommt.



    Gregor

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  • Vielleicht ein Blick zurück in die Vergangenheit bis 1955. Seit 1939 leitete Clemens Crauss (mit einer Unterbechung) das Wiener Neujahrskonzert.

    Mit seinem Tod entstand eine Lücke - und - wie immer in Wien war man rat- und fassungslos - Mon konnte sich zuerst für keinen Nachfolger entscheiden. Dann wählte man Willy Boskovsy als Provisorium (Die Sache mit dem Provisorium ist heut in keiner Quelle mehr zu finden, man behübscht recht gerne)

    Aus diesem Provisorium wurdn 25 Jahre. Boskovsky dirigierte - wie einst Johann Strauß - mit der Geige in der Hand und machte in der Zeit seines Wirkens das Konzert weltweit populär. 1966 wurde das "Wiener Johann Strauß Orchester" gegründet und Boskovski wurde nach dem überraschenden Tod von Euuad Strauß II zum Chefdirigenten erkoren. Es entstanden zahlreiche Aufnahmen auf hohem Niveau.


    1979 erlitt Boskowsky einen Schlaganfall mit temporärer halbseitiger Lähmung. Der Genesungsprozess dauerte zu lange, so daß man Lorin Maazel bat für 1980 einzuspringen.

    Ab diesem Moment begann sich der Klang der Stücke merklich zu verändern, das "Wienerisch-Schlampige" war verlorengegangen, Maazel war vorzüglich, aber anders (strenger, straffer)

    Er war nicht bei allen beliebt und dirigierte das Konzert nur mehr bis 1986 (Einige Jahr später dirigierte er vereinzelt) Es gab zahlreiche Differenzen und von der Galerie wurden anisemitische FLugzettel geworfen. Die Verursacher konnten nie ermittelt werden, schliesslich bekommen nur aqusgewählte Personen Karten für dieses Konzert (vielleicht ist das heut anders)

    Der Vorfall ist heut NIRGENDWO dokumentiert !!. OB er zum Rückzug Maazels beigetragen hat vermag ich nicht zu sagen.


    Ab diesem Jahr fand dann der jährliche Wechsel an Dirigenten statt. Er war keine erwünschte, sondern eine Notlösung - Flucht nach vorn.

    Denn - wie immer in Wien - man wollte sich an keinen Dirigenten binden.

    OB je eine Frau das Neujahrskonzert dirigieren wird vermag ich nicht zu sagen. Vermutlich in den nächsten 25 Jahren nicht - aber oft ist man gezwungen aus pragmatischen Gründen ungewünschte Entscheidungen zu treffen. Und der schleichende Generationenwechsel bringt auch oft unerwartete Resultate...


    Die Wiener Philharmoniker haben auch keinen Chefdirigenten.


    mfg aus Wien

    Alfred

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  • Ich schaue, wenn ich nicht daran gehindert werde, auch und gerne das Neujahrskonzert. 1986 habe ich bei Maazel live erlebt - schöne Erinnerung Danke des geschichtliches Abrisses von Alfred.


    Muti macht sicherlich viel gute Musik. Gestern wirkte er auf mich recht arrogant und selbstherrlich. Die Art, das Publikum beim Klatschen zu dirigieren, fand ich merkwürdig mürrisch, einerseits vom Gesichtsausdruck, andererseits wegen der Bewegung. Mir hat der visuelle Teil Mutis also nicht gefallen.


    Neben einem Zweikanalton, der Übertragungen ohne Kommentar ermöglichen würde, wünschte ich mir beim NK ein Zweikanalbild - sehr gerne wäre ich die ganze Zeit im Saal, denn die Einspieler mit Ballett finde ich albern und unnötig.

    Den Pausenfilm fand ich auch doof. So ein alberner Quatsch. Mal abgesehen davon, dass nach 30 Minuten bereits Pause war. Für 30 Minuten.


    Ein nettes Konzert, aber auch eines, das mich weniger berührt hat, als andere.


    Auf Nézet-Séguin freue ich mich. Auf die erste Frau ebenfalls.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Kurze Frage: Gibt es bei den Wiener Philharmonikern auch die Möglichkeit, über das Internet live dabei zu sein? Ich denke da an die Berliner mit ihrer Digital Concert Hall.


    Grüße aus Mainz

  • Kurze Frage: Gibt es bei den Wiener Philharmonikern auch die Möglichkeit, über das Internet live dabei zu sein? Ich denke da an die Berliner mit ihrer Digital Concert Hall.


    Grüße aus Mainz

    Nein, die gibt es leider nicht. Viele Grüße nach Rheinhessen!

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Bleibt abzuwarten, wann das erste Mal eine Frau das Neujahrskonzert dirigieren wird.


    Ich tippe, dass es noch in diesem Jahrzehnt geschieht und dass es sich um Joana Mallwitz handeln wird.

    ....schrieb ich im Oktober 2024....


    Mir ist bekannt (habe mal irgendwo gelesen), dass die Voraussetzung für das Dirigat des Neujahrskonzert die Einladung zu Abonnementskonzerten der W Ph eingeladen worden zu sein. Weiterhin habe ich auf Facebook (muss also nicht stimmen ;) ) gelesen, dass diese Einladung vor zehn Jahren oder länger geschehen sein muss. Heißt also, dass eine langjährige Beziehung zu den Philharmonikern existieren muss.


    So weit, so schön. Die erste Frau, die die Wiener Philharmoniker dirigiert hat, war Sinone Young 2005. So wie es den Anschein hat auch nur 2005.


    Joana Mallwitz hat bei den Salzburger Festspielen 2020 zum ersten Mal das Orchester dirigiert, zuletzt am 27. Januar 2024, aber stets in Salzburg.


    Mirga Gražinytė-Tyla wird am 3. und 4. Mai 2025 als erste Frau ein Abonnementskonzert leiten.


    Heißt also, wenn die Wiener Philharmoniker ihre "Einladungsvoraussetzungen" nicht modifizieren, dürfte noch einiges Wasser durch die Donau fließen, bis die erste Frau an Neujahr am Pult steht...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • so sehr ich

    Joana Mallwitz

    schätze (ich habe sie 2mal live erleben können - 'Meistersinger' in Erfurt, Prokofjews 'Krieg und Frieden' in Nürnberg) - für die Wiener Muse könnte ihr dann doch das Gespür fehlen; neulich (bei den 'Interpretationen' auf DLF.Kultur) jedenfalls fiel der CD-Mitschnitt ihres ''Lustige Witwe''-Dirigats (v. Frankfurt 2018) glatt durch!


    zu den bisher hier genannten Dirigentinnen möchte ich Marie Jacquot hinzufügen (die im Herbst Zwo26 das WDR-SO übernehmen wird!), die zwar auch nicht die oben benannte Voraussetzung erfüllt, immerhin aber in Wien ihr Dirigierstudium abgeschlossen hat...

    Unvernünftige Klugheit, unkluge Vernunft. Energie ohne Grundsäze, Grundsäze ohne Energie. Strenge ohne Menschlichkeit, Menschlichkeit ohne Strenge. Heuchlerische Gefälligkeit, schaamlose Unverschämtheit, altkluge Jungen, läppische Männer. Man könnte fortsezen von Sonnenaufgang bis Mitternacht und hätte kaum ein Tausendtheil des menschlichen Chaos genannt (Hölderlin, Brief an J. G. Ebel, 10.01.1797)

  • Das ist ein guter Punkt, lieber grigorij, aber auf der anderen Seite dürften die wenigsten Dirigenten, die das Neujahrskonzert (erstmals) dirigiert haben, "Spezialisten" für Strauss und Co gewesen sein.


    Sei's drum.


    Marie Jacquot schätze ich ebenfalls sehr, aber mit 34 dürfte sie noch zu jung sein, um zum Neujahrskonzert eingeladen zu werden. Gustavo Dudamel war 35, als er 2017 das Neujahrskonzert dirigierte. Jana Mallwitz ist 38, Mirga Gražinytė-Tyla ebenfalls.


    Es ist natürlich alles Spekulation, und es bleibt abzuwarten, ob und wann die Wiener Philharmoniker bereit sind, mit (z.T. uralten) Traditionen zu "brechen".

    Wie ich schon schrieb, dieses Jahr wird mit Mirga Gražinytė-Tyla zum ersten Mal in der Geschichte des Orchesters ein Abonnementskonzert dirigieren.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Yannick Nézet-Séguin wird 2026 das Neujahrskonzert dirigieren, womit Dein Wunsch Gehör fand. ;)


    Nun, zumindest der neue Name trifft zu, lieber Norbert. Aber Nézet-Séguin wäre wohl der letzte Dirigent an den ich hier gedacht hätte. Eine besondere Affinität zu Strauss und Co. ist mir da jedenfalls noch nicht aufgefallen.


    Dieses ewige Schreien nach einer Dirigentin ist albern und bewirkt bei den Philharmonikern wohl genau das Gegenteil. Das Kriterium sollte nicht sein ob jemand männlich oder weiblich ist, sondern ob der/die Auserwählte für die Aufgabe geeignet ist. Wenn das eine Frau ist, gut, aber auf Biegen und Brechen?


    Natürlich wäre eine Frau auch mal eine willkommene Abwechslung. Traditionen aufbrechen kann hier etwas Gutes sein. Aber das geht eben nur in langsamen Schritten.


    Wenn mir der Name einer Dirigentin in den Sinn kommt, ist es jener von Speranza Scappucci. Auch sie hat meines Wissens die Philharmoniker im Konzert noch nicht dirigiert, aber sie stand und steht immer wieder im Orchestergraben der Wiener Staatsoper - und dirigert also jenes Orchester welches sich bekanntermaßen aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker rekrutiert. Sie kennt die Leute also und hat, wie man hört, einen guten Draht zu ihnen und wird sehr geschätzt. Scappucci, die übrigens die erste Frau gewesen ist, die jemals im Orchestergraben der Mailänder Scala eine Oper dirigiert hat, ist auch mit der Musik der "Sträuße" bestens vertraut. Hat sie sie doch oftmalig gekonnt dirigiert. Die italienischen Dirigenten scheinen mir generell ein Gespür für die Wiener Musik jener Zeit zu haben.



    Gregor

  • Erfreulich, wie lange hier die Liste möglicher Dirigentinnen für das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker bereits ist. Mir fiel ergänzend Marin Alsop ein, sie leitet seit 2019 das hervorragende Orchester des ORF. Ich lernte Alsop während ihrer Zeit beim OSESP in São Paulo kennen. Nach ihrem MET-Debut 2024 steht Marin Alsop im Februar erstmals am Pult der Berliner Philharmoniker. Mit 68 Jahren zählt sie zu den Seniorinnen der 'Dirigentenbranche', zusammen mit Simone Young, die dieses Jahr 64 wird.

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  • Dieses ewige Schreien nach einer Dirigentin ist albern und bewirkt bei den Philharmonikern wohl genau das Gegenteil. Das Kriterium sollte nicht sein ob jemand männlich oder weiblich ist, sondern ob der/die Auserwählte für die Aufgabe geeignet ist. Wenn das eine Frau ist, gut, aber auf Biegen und Brechen?


    Natürlich wäre eine Frau auch mal eine willkommene Abwechslung. Traditionen aufbrechen kann hier etwas Gutes sein. Aber das geht eben nur in langsamen Schritten.


    Wenn mir der Name einer Dirigentin in den Sinn kommt, ist es jener von Speranza Scappucci. Auch sie hat meines Wissens die Philharmoniker im Konzert noch nicht dirigiert, aber sie stand und steht immer wieder im Orchestergraben der Wiener Staatsoper - und dirigert also jenes Orchester welches sich bekanntermaßen aus Mitgliedern der Wiener Philharmoniker rekrutiert.

    Was wir hier tun, interessiert die Philharmoniker eh nicht. Von daher brauchen wir uns nicht zurückzuhalten. 😎


    Dass man Traditionen nur in langsamen Schritten aufbrechen kann, finde ich nicht. Mal schauen, wie sich das Orchester diesbezüglich weiterentwickelt. Ich erinnere mich gut an die Zeit, in der es keine Frau im Orchester gab.


    Guter Tipp mit Scapuzzi. Die hatte ich gar nicht auf dem Schirm.

    Was die Mitgliedschaft im Opernorchester und im Verein der WPhil betrifft, ist es meines Wissens genau umgekehrt: die Mitglieder der Philharmoniker rekrutieren ihre Mitglieder aus dem Orchester der Wiener Staatsoper - ob ausschließlich, weiß ich nicht. Vom Weg in die andere Richtung habe ich noch nicht gehört.


    Weiß jemand mehr?

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Dieses ewige Schreien nach einer Dirigentin ist albern und bewirkt bei den Philharmonikern wohl genau das Gegenteil. Das Kriterium sollte nicht sein ob jemand männlich oder weiblich ist, sondern ob der/die Auserwählte für die Aufgabe geeignet ist. Wenn das eine Frau ist, gut, aber auf Biegen und Brechen?


    Natürlich wäre eine Frau auch mal eine willkommene Abwechslung. Traditionen aufbrechen kann hier etwas Gutes sein. Aber das geht eben nur in langsamen Schritten.

    Das ist doch nur ein typisches männliches Scheinargument gegen Frauen in Leitungspositionen.

    Denn selbstverständlich gibt es inzwischen genügend Frauen die dazu in der Lage sind.

    Und dass es nur in langsamen Schritten geht ist eigentlich objektiv nicht einzusehen. Denn selbstverständlich kann eine der genannten (oder eine andere) Frau sofort nächstes Jahr dirigieren.

    Noch dazu reden wir über ein paar Walzer, teilweise zum Mitklatschen. Dafür bräuchte es nicht einmal die beste verfügbare Dirigentin. Es geht mehr um das Event. Und grade deshalb ist es überfällig, dass Frauen dirigieren. In anderen Branchen ist man da erheblich weiter!

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Dieses ewige Schreien nach einer Dirigentin ist albern und bewirkt bei den Philharmonikern wohl genau das Gegentei

    :)


    Ich glaube, daß man, wenn man sich für ein Orchester bewirbt dessen Distanz zu Frauen bekannt ist - das ganz bewusst tut.
    Man soll sich übrigens nicht täuschen lassen: Die Frauen, die man jetzt VEREINZELT im Orchester sieht, sind üblicherweise probeweise dort.

    Sie sind KEINE Philharmoniker - und sie werden nach einiger Zeit wieder auf den freien Markt entlassen.

    Auch in der katholischen Kirche und bei den SängerKNABEN gibts keine Frauen.

    In klassischen Fußballmanschaften übrigens auch nicht....

    DAS sind Männerwelten - und wer sich dorthin wendet - der tut das ganz bewußt.:yes::stumm:

    Mit Qualifikation hat das nichts zu tun .........;)

    Man will einfach unter sich bleiben....


    mfg aus Wien

    Alfred


    PS: Man sollte nicht vergessen, daß die Wiener Philharmoniker NICHT subventioniert sind

    Sie sind ein Verein und der entscheidet ganz allein wer da mitmachen oder dirigieren darf - und wer nicht

    Sie bekommen schon Geld vom Staat - aber keine Subventionen, sondern eine Leistungsabgeltung weil sie die Wiener Staatoper bespielen

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • :)


    ...
    Man soll sich übrigens nicht täuschen lassen: Die Frauen, die man jetzt VEREINZELT im Orchester sieht, sind üblicherweise probeweise dort.

    Sie sind KEINE Philharmoniker - und sie werden nach einiger Zeit wieder auf den freien Markt entlassen.


    Das halt ich für ganz kalten Kaffee, lieber Alfred. --> ich versuche Zurückhaltung... Ikone und so... 😁


    Vereinzelt sieht man heute immerhin 23 Frauen im Orchester.

    Von den 23 Frauen, die die Wiener Philharmoniker selbst als Ihre Orchestermitglieder auflisten, ist Stand heute genau EINE mit Sternchen als Nicht-Mitglied der WPh gekennzeichnet.

    Die ist tatsächlich "vereinzelt", denn es gibt nur diese eine mit dieser Einschränkung.


    Beginnen wir ganz oben, ganz vorne, erstes Pult: die Konzertmeisterin Albena Danalilova, die wahrscheinlich in keinem Orchester der Welt auf diesen Posten gewählt würde, wenn sie "probeweise" spielte. Eintritt in der Oper: 2007. Mitglieder im Verein der Wiener Philharmoniker: 2011.


    Weitere Beispiele mit Zugehörigkeit (Oper / MITGLIED WPh)

    1. Violine

    Olesya Kurylyak: 2008 / 2011

    Alina Pinchas-Küblböck: 2013 / 20016

    Ekaterina Frolova: 2015 / 2018

    Petra Kovačič: 2016 / 2019

    Katharina Engelbrecht: 2018 / 2021

    Lara Kusztrich: 2020 / 2023



    2. Violine

    Patricia Hood-Koll: 2012 / 2015

    Adela Frăsineanu-Morrison...

    Júlia Gyenge...

    Liya Frass...

    Hannah Soojin Cho * - Oper 2022 - kein Mitglied


    Cello

    Ursula Wex: 2003 / 2012


    Klarinette

    Andrea Götsch, 2019 - 2022


    Fagott

    Sophie Dervaux, 2015 - 2018 - SOLO!!


    Zum Selberklicken:

    https://www.wienerphilharmoniker.at/de/orchester-mitglieder

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Man soll sich übrigens nicht täuschen lassen: Die Frauen, die man jetzt VEREINZELT im Orchester sieht, sind üblicherweise probeweise dort.

    Sie sind KEINE Philharmoniker - und sie werden nach einiger Zeit wieder auf den freien Markt entlassen.

    Auch in der katholischen Kirche und bei den SängerKNABEN gibts keine Frauen.

    In klassischen Fußballmanschaften übrigens auch nicht....

    Lieber Alfred,


    man soll sich übrigens nicht täuschen lassen und lieber der Homepage des Orchesters vertrauen.


    Dort finde ich u.a. eine Konzertmeisterin:


    Albena Danailova Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2008

    Wiener Philharmoniker, 2011


    Und alleine bei den ersten Geigen:


    Olesya Kurylyak

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2008

    Wiener Philharmoniker, 2011


    Isabelle Ballot-Caillieret

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2005

    Wiener Philharmoniker, 2008


    Alina Pinchas-Küblböck

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2013

    Wiener Philharmoniker, 2016


    Ekaterina Frolova

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2015

    Wiener Philharmoniker, 2018


    Petra Kovačič

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2016

    Wiener Philharmoniker, 2019


    Katharina Engelbrecht

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2018

    Wiener Philharmoniker, 2021


    Lara Kusztrich

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2020

    Wiener Philharmoniker, 2023


    Bei den 2. Violinen habe ich sieben gezählt, bei den Bratschen zwei, bei den Celli und den Kontrabässen jeweils eine, zwei Damen an der Harfe, dann eine Flötistin, eine Klarinettistin und, als wohl bekannteste Philharmonikerin, die Fagottistin

    Sophie Dervaux

    Mitglied

    Orchester der Wiener Staatsoper, 2015

    Wiener Philharmoniker, 2018


    Für "vereinzelt" sind mir das zu viele.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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  • Okay, Accuphan war schneller, aber ich lasse meine Fleißarbeit trotzdem stehen. ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Nur so nebenbei. Was ich nicht weiss: Beim Vorspielen, wenn eine Stelle im Orchester der Wiener Philharmoniker neu besetzt wird, spielen die Kandidaten und Kandidatinnen hinter einem Vorhang?


    Wenn das so wäre, würde nur das, was man hört, zur Entscheidungsfindung führen. Dann würde nur das Können zählen, was zu begrüssen ist.


    Es spielen heute 22 Frauen als Orchestermitglieder, eine ist Nicht-Mitglied, wenn ich Accuphan richtig verstanden habe.

    Walter Benjamin hatte auf seiner Flucht einen Koffer bei sich. Was würdest du in deinen Koffer packen? Meiner ist gepackt.



  • Ich lese das hier immer mit Vergnügen und denke mir, die Wiener Philharmoniker könnten genauso gut auf den Dirigenten/Dirigentin ganz verzichten. Mehr Authentizität geht nicht.

    Was ist der Unterschied zwischen der SPD und der Titanic? Die SPD kann den Eisberg jetzt schon sehen!

  • Lieber Gregor,


    ich war ebenfalls sehr erstaunt, als ich den Namen Yannick Nézet-Séguin las. Er hat zwar u.a. das Sommernachtskonzert 2023 dirigiert, aber auch dort wurde kein Strauss gespielt. Lassen wir uns also (hoffentlich positiv) überraschen.


    Der Name Speranza Scappucci sagt mir auch etwas. Ich hatte sie vor ein paar Jahren in einem Konzert (Grafenegg Festival?) im Fernsehen erlebt und war recht angetan von ihrem Dirigat.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


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