Gänsehautstellen

  • Hallo!


    Gänsehautstellen gibt es in der Klassik viele. Am ehesten erfaßt es mich in der Oper "Macbeth". Die Hexenchöre haben es mir angetan. Dazu noch die wilde Ballettmusik. Den Höhepunkt des Gruselns höre ich in der Arie der Lady "Dieser Flecken kommt immer wieder", dann die Stimmen des Arztes und der Kammerzofe im Hintergrund, das ist schon schaurig.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Habe diesen Thread erst heute entdeckt und spontan gedacht: Dazu muss ich etwas schreiben, weil mir wirklich einige Passagen aus verschiedenen Werken regelmäßig Gänsehaut, wenn nicht sogar (je nach Stimmung) feuchte Augen bereiten. Es sind bei vorwiegend unspektakuläre, eher stille Teile; und beim Aufschreiben der Titel fiel mir auf, ohne mir dessen vorher bewusst zu sein, dass es sich fast ausschließlich um geistliche oder geistlich „angehauchte“ Musik handelt, wo ich doch eigentlich gar nicht so furchtbar religiös bin. Aber nun ja, vielleicht gibt es da gewisse „Spezifika“.

    Gewaltige Gänsehaut bekomme ich, wenn die Choralschola des Klosters Einsiedeln unter Roman Bannwart das „Alleluja – Pascha nostrum“ aus dem Proprium der Messe zum Ostersonntag singt. Ich schließe dann die Augen und versuche mich in die Atmosphäre eines Kirchenraums hineinzuversetzen. Das hat eine ungeheuer beruhigende Wirkung.

    Die Verbindung von Schlichtheit (im Verhältnis zum Gesamtwerk) und trotzdem höchster melodischer Expressivität hat für mich kein Anderer erreicht als Giuseppe Verdi im „Agnus Dei“ seines Requiems. Das ist einfach genial und jagt mir immer wieder einen Schauer über den Rücken.

    Weitere Gänsehaut-Stellen ohne großen Kommentar:
    Strawinsky, Psalmen-Sinfonie: Der Einsatz des Alleluja zu Beginn des 3. Satzes; aber auch der gesamte Schlussteil „Laudate eum“ ab Ziffer 22 der Partitur.
    Berg, Violinkonzert: Der Einsatz des Zitats des Bach-Chorals „Es ist genug“ und alles Weitere bis zum Schluss.

    Die feuchten Augen bekomme ich bei der letzten Fuge aus „Die Kunst der Fuge“ von J. S. Bach, wenn sie „einfach so“ mittendrin abbricht; ich bin jedem Interpreten dankbar, der nicht der Versuchung erliegt, dieses Werk zu vervollständigen und damit die „Dramatik“ des Hör-Erlebnisses zu zerstören

    Das sind nun wirklich nur die Gänsehaut-Stellen, die mir spontan, weil eigentlich ständig präsent, einfallen. Es gibt noch jede Menge anderer, wie im Thread auch schon verschiedentlich festgestellt.

    Viele Grüße aus dem schönen Odenwald,
    harry

  • Eine weitere Gänsehautstelle ist mittlerweile für mich das Amen am Schluss dess Credos aus der Nelsonmesse von Haydn, ebenfalls meisterhaft interpretiert von Bernstein und seinen Nw Yorkern mit dem Westminster Choir:



    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ein schönes Thema...........!
    Je nach eigener Stimmungslage überkommt mich dieses Gefühl z. B. in der Schlußszene der Traviata bevor die Violetta stirbt. Da spielt die Sologeige nochmal das Thema.........
    Natürlich auch der Schluß in La Boheme...........
    Beides einfach ergreifend und rührend. Ich erinnere mich noch genau an meine erste Boheme in der Staatsoper Berlin. Da haben sich etliche Männer nach dem Schlußakkord, mehr oder weniger verschämt, das Taschentuch an die Augen gehalten. Wenn Musik so etwas erreicht, dann hat sie ihren Zweck erfüllt!
    Sehr berühren tut mich auch der 1. Satz der Mondscheinsonate von Beethoven, der 2. Satz vom Es- Dur Klavierkonzert, die Zigeunerweisen von Sarasate und wenn ich nachdenke, fallen mir mit Sicherheit noch ein paar weitere Sachen ein. Wie gesagt, ein schönes Thema. Wäre richtig gut und interessant, wenn sich hierzu mehrere Forumianer äußern würden.
    Gruß an alle
    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Entschuldigt, jetzt bin ich in meinem Element, habe noch ein ganz wichtiges Stück vergessen, was ich unbedingt erwähnen muß, zumal es auch in die baldige Vorweihnachtszeit paßt:
    Es gibt eine CD, auch DVD, " Weihnachten mit Luciano PAVAROTTI " unter Kurt Herbert ADLER. Schon das erste Stück " O Holy Night, Cantique de Noel ist wunderbar, aber der absolute Höhepunkt ist die Nr. 6 der CD " Gesu bambino ". Was PAVAROTTI hier gesanglich bietet, ist nicht zu überbieten, das macht ihm keiner ( !!! ) nach, besonders der Schluß des Stückes. Es ergreift mich jedesmal........ Hier sage ich, der Komponist hat geahnt, daß es mal diesen Interpreten gibt und ihm dieses Lied auf den Leib geschrieben. Kennt es von Euch jemand? Eure Meinung würde mich sehr interessieren.
    Nochmal Gruß
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Hallo,


    leider kenne ich Gesu bambino von Pavarotti nicht, aber du hast mich wirklich neugierig gemacht. Werde ich mir gleich mal checken.
    Auch wenn ich nicht sagen kann, dass ich beim Musikhören oft Gänsehaut bekomme (eher noch beim Ausüben derselben, entweder weil so schön oder weil so schrecklich intoniert ;) ), überkommen mich natürlich eine Menge Gefühle. Am Schluss von La Traviata kommen mir in der Oper in der Regel immer die Tränen, schön ist das, dass es mir nicht alleine so geht. Denn natürlich weine ich nicht in Gegenwart anderer, aber in der Oper ist es dunkel und es sieht ja keiner. Hoffe ich.
    Mich würde interessieren, wie ihr welche Musik erlebt und vor allem welche weiteren physischen Reaktionen das bei euch hervorruft.


    Gruß,
    Lili

  • Liebe Tamino-Freunde,


    es gibt für mich soviele Gänsehautstellen, daß ich nicht weiß, wo ich anfangen soll. Außerdem gestehe ich auch freimütig, daß es mir immer noch nicht gelingt, sei es im Theater oder im Kino, den "Schalter umzulegen" und mir bewußt zu machen, keine reale Situation zu erleben, sondern "nur" gespieltes Theater. Das ist bei Konserven, wie CD's, etwas anders.


    Im jedem Fall sind die Schlußszenen aus BOHEME oder auch BUTTERFLY solche Gänsehautstellen; nennen könnte ich auch noch die Überreichung der silbernen Rose im ROSENKAVALIER oder auch die Kerkerszene im FIDELIO und die Jubelszene des FIDELIO-Finales.


    Nehme ich mal den Chorbereich, dann wären die Schlußchoräle aus der JOHANNES- und der MATHHÄUS-PASSION meine Gänsehautkandidaten. Auch der Schlußchor aus dem MESSIAS gehört für mich hierher.


    Wie gesagt: Die genannten Werke fielen mir so spontan ein. Bei längerem Nachdenken käme ich bestimmt noch auf mehr...


    LG

    .


    MUSIKWANDERER

  • Hallo, Lili B.
    vielen Dank für Deine persönlichen Schilderungen. Ich finde dieses Thema wirklich großartig und ich hoffe und wünsche, daß sich viele Mitglieder beteiligen. Auch auf diese Weise lernt man sich etwas näher kennen, wenn man von der Gefühlswelt des anderen etwas erfährt. Nebenbei macht es bestimmt auch neugierig auf Musikstücke, von denen man vielleicht überhaupt noch nichts gehört hat.
    Nochmal Gruß und Aufforderung an alle
    CHRISSY
    PS.: noch ein tolles Stück zu diesem Thema ist mir eingefallen: das " Wolgalied " aus dem Zarewitsch. Es soll eine Aufnahme mit einem meiner Lieblingstenöre geben " Sandor KONYA ".
    Leider habe ich es mit ihm nie gehört, kann mir aber vorstellen, das paßt absolut zu ihm. Ein leider verstorbener älterer Freund erzählte mir, früher spielten sie das oft im " West- Rundfunk".
    Wenn Konya sang, mußte er immer vor Rührung weinen. Ist sowas nicht schön?............


    Jegliches hat seine Zeit...

  • ... Außerdem gestehe ich auch freimütig, daß es mir immer noch nicht gelingt, sei es im Theater oder im Kino, den "Schalter umzulegen" und mir bewußt zu machen, keine reale Situation zu erleben, sondern "nur" gespieltes Theater. ...


    Und wofür sollte das gut sein? Sei doch froh, dass es dir so unmittelbar gelingt, dich in das gebotene hineinfallen zu lassen. Das ist ja der alleinige Sinn und Zweck von Auf- und Vorführungen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ja, lieber Musikwanderer, das ist wohl ein allgemeines Phänomen, dass Originalaufführungen eher zu Gänsehaut führen, als noch so exzellente CD-Wiedergaben. Was mich betrifft, "schaffe" ich es auch bei CD-Aufnahmen meiner Favoriten zu Gänsehaut, aber längst nicht immer. Bei Originalaufführungen sind es auch Nicht-Favoriten, die das besondere Gefühl verursachen. Ich kann und will dann auch nicht umschalten. Ich finde es schön, dass in diesem Thraed so unkompliziert über Gänsehaut, feuchte Augen und gar Tränen ausgetauscht wird.
    Gruß
    Lohengrin

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  • wenn ich alle "meine" Gänsehautstellen in der Musik hier aufführen würde, reichte vielleicht die Zeit nicht, es zu lesen. Meistens habe ich die "Gänsehaut-Erlebnisse" allerdings bei Live-Aufführungen, seltener bei Aufnahmen. Es ist auch nicht so, dass ich "per se" immer eine Gänsehaut bei bestimmten Stellen bekomme, es liegt schon sehr an den Interpreten, an der Inszenierung und auch an meiner persönlichen Stimmung. Wenn alles klappt, dann kommen auch schon mal Tränen - bei -


    Tristan - Liebestod / Rosenkavalier - Rosenüberreichung, Monolog der Marschallin und Schluss / Arabella - und Du wrst mein Gebieter sein / Hänsel und Gretel - Abendsegen / die Schlußszenen von Boheme und Butterfly, Götterdämmerung / Tannhäusser - Lied an den Abendstern / Cosi - Terzett / Figaro - Contessa perdono u.v.a.m.


    Bei Messen und Oratorien gibt es auch eine Menge "Gänsehautstellen" für mich, am aufregendsten ist es allerdings, wenn man selber mitsingt. Da habe ich solche Stellen im Requiem von Brahms und Verdi, bei Bachs Matthäuspassion und auch bei Honeggers König David und Johanna, beide Werke habe ich in Salzburg im Festspielhaus mitgesungen und die Schlussszenen konnte ich nur "blind" singen.


    Auch bei vielen Liedern und auch bei Violin- und Klavierkonzerten gibt es "Gänsehaut-Stellen" -


    Ihr seht -. ich bin ein "Gänsehaut-Spezialist" ^^

  • Hallo, Lili B.
    konntest Du inzwischen Gesu bambino mit Pavarotti hören? Deine Meinung würde mich interessieren. Viel Freude beim Hören. Die DVD hat übrigens den Titel " Pavarotti in Montreal ".
    Grüß
    CHRISSY
    PS.: auch wenn andere Forumianer dieses Lied kennen, würde ich mich über eine Antwort freuen.

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Guten Abend!


    Gänsehautstellen in positivem Sinne bekomme ich bei dem Lied "Julsang Cantque de Noel" von Adolphe Adam, gesungen von Jussi Björling. Da bekomme ich wirklich eine Gänsehaut. So schön und ergreifend habe ich das noch von keinem anderen Sänger gehört.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Hallo, Lily B.! Hallo Chrissy!


    Ich kenne das Gesù bambino von Pavarotti. Ich habe es auf einer CD, die sich "Weihnachten der Weltstars" nennt und die vor zwei Jahren für kleines Geld zu haben war. Es ist anscheinend dieselbe Aufnahme, die du, Chrissy, erwähnst. Außerdem habe ich sie auch auf einem Video mit beliebten Weihnachtsliedern, die vor ca.12 oder 15 Jahren im Fernsehen lief und die ich inzwischen auf DVD überspielt habe. Um ehrlich zu sein- ich finde es zwar gut gesungen, aber von den Füßen reißt mich die Interpretation nicht.


    Um aber wieder zum Thema dses Threads zurückzukehren - "Gänsehautstellen"sind für mich nicht solche, die mir die Tränen der Rührung in die Augen treiben - obwohhl ich solche auch kenne - sondern solche, die mir wirklich eine Gänsehaut verursachen. Dazu zähle ich vor allem die Erkennungs- und Schlussszene aus "Elektra", den Schlussgesang der Salome und das Duett Lady-Macbeth und die Nachtwandelszene der Lady Macbeth.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Hallo, Mme. Cortese


    danke, daß Du geantwortet hast. Ich finde es auch völlig normal, daß Du zu Gesu Bambino eine etwas andere Meinung hast. Das ist ja das Schöne an so einem gegenseitigen Austausch, daß es auch mal andere Ansichten gibt. Ich nehme an, wir meinen dieselbe Aufnahme unter Kurt Herbert Adler. Ich freue mich schon darauf, sie ab kommenden Sonntag, dem 1. Advent, zu hören. Vorher gibt es bei mir grundsätzlich keine Weihnachtsmusik.


    Weißt Du, ich möchte an dieser Stelle auch mal erwähnen, ich vermisse in diesem Forum ein bisschen die Resonanz. Diese braucht man aber als Ermutigung für weitere Beiträge. So habe ich vor einiger Zeit ein neues Thema eröffnet ( Persönliche kulturelle Höhepunkte ), sehr viele Zugriffe darauf, aber nur zwei Antworten, die zwar richtig gut waren. Ich hatte ein bisschen neugierig gehofft, von anderen Forumianern auch etwas zu erfahren, aber leider. Nicht mal eine Zustimmung, oder auch Ablehnung meines Beitrages.


    Ich wünsche Dir noch einen schönen Abend und sende herzliche Grüße.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

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  • Gänsehautstellen in positivem Sinne bekomme ich bei dem Lied … .
    So schön und ergreifend habe ich das noch von keinem anderen Sänger gehört.

    Bei mir auch etwas von dem Komponisten Adolphe Adam, und zwar die „Arie des Postillion“
    aus der Oper »Der Postillion von Lonjumeau«, gesungen von Niccolai Gedda.


    Wie kann der nur soooo hoch singen …

    Einer der erhabensten Zwecke der Tonkunst ist die Ausbreitung der Religion und die Beförderung und Erbauung unsterblicher Seelen. (Carl Philipp Emanuel Bach)

  • Heute abend: die Todesszene von Manfred in Schumanns gleichnamigem Werk op.15, in der Version mit Klausjürgen Wussow als Sprecher. Bei diesen Chorakkorden möchte ich denen widersprechen, die meinen, Schumanns Musik würde im Alter immer schwächer! Auch die Ouvertüre ist einfach großartig! Aber Gänsehäute bekomme ich beim 'Requiem aeternam' und dem 'Lux perpetua'.

  • Liebe Lili B.
    falls Du das Musikstück noch nicht gefunden hast, gib`über Google ein: Pavarotti Gesu bambino
    Es erscheinen 4 Video- Kästchen. Klicke auf das rechts unten, sieh und höre Dir das Stück an und schreib`mir dann unbedingt Deine Meinung. Du kannst mir auch mitteilen, wenn es Dir nicht gefällt. Ich finde es großartig und es wird mich jetzt in der Vorweihnachtszeit wieder begleiten, auch im Auto auf CD. Ich könnte mir auch hierzu keinen anderen Interpreten vorstellen als Pavarotti. Ich wünsche Dir hoffentlich ebenso Freude daran.
    Gruß
    CHRISSY

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  • ...gerade gestern wieder einmal so ein Erlebnis gehabt: COSÍ FAN TUTTE, Beginn des Finales des ersten Aktes, Fiordiligi und Dorabella im Duett "Ah, che tutta in un momento". Mozart schreibt nach den einleitenden Streichertakten Achtelfiguren für zwei Flöten, die dann von Fagotten kontrapunktiert werden. Diese Figuren werden während des ganzen Duetts wiederholt - eine kleine, aber für mich feine "Gänsehautstelle".


    Und weil's gerade gesungen wird: Florenstans "Gott, welch Dunkel hier". Beethoven läßt im Schlußteil der Arie bei den Worten "Und spür' ich nicht linde, sanft säuselnde Luft" den Tenor, begleitet von der einsamen Oboe, immer höher steigen. Auch das ist für mich so eine fantastisch komponierte Gänsehautstelle...


    Herzlichst

    .


    MUSIKWANDERER

    Einmal editiert, zuletzt von musikwanderer ()

  • "Und hör' ich nicht linde, sanft säuselnde Luft"

    Richtig muss es wohl heißen:



    Und spür' ich nicht linde, sanft säuselnde Luft?



    Den Text kenne ich auswendig genauso gut wie das Vaterunser.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


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  • Und spür' ich nicht linde, sanft säuselnde Luft?


    .... und ist nicht mein Grab mir erhellet?.......
    völlig richtig !

    begleitet von der einsamen Oboe, immer höher steigen. Auch das ist für mich so eine fantastisch komponierte Gänsehautstelle...

    geht mir genauso. Eine wunderschöne Arie..... Ich habe eine Aufnahme mit dem Tenor James KING. Großartig gesungen, dürfte bestimmt vor 40 Jahren aufgenommen sein.
    Gruß
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Hallo, Lili B.
    ich bin`s nochmal wegen obigem Musikstück. Inzwischen haben sich bei mir die 4 Bilder bei Google gedreht. Du mußt anklicken " Gesu bambino " 7. Dez. 2008, Daylemotion.com
    Das ist eine Aufnahme Pavarotti mit Jungenchor aus Montreal. Der Schluß = Gänsehaut pur.......
    viel Freude beim Hören
    CHRISSY


    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Bernward!


    Ich danke Dir für Deine Aufmerksamkeit. Den von mir geschriebenen Quatsch habe ich schnell abgeändert...


    LG

    .


    MUSIKWANDERER

  • ... wenn zum absteigenden Pizzicato-Gang der Streicher der choralartige Bläsersatz kommt - erst Blech, dann Holz, Hörner, Posaunen, schließlich die Pauke zum Ausklang. Sensationell - eine "geile" Stelle! :)

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Mir ergeht es genauso wie anderen Taminousern, dass beim Anhören gewisser Musik sich Gänsehaut einstellt. Ich habe mir die Beiträge zum Thema durchgelesen, doch niemand ging bisher darauf ein, weshalb Menschen beim Hören diesen physiologischen Reflex erleben. Eine Antwort habe ich hier gefunden.


    http://salzburg.orf.at/magazin/leben/thema/stories/170102/


    Vielleicht hat ein Tamino-User eine weitere erhellende, aufklärende Literaturangabe.
    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Für eine Antwort muss ich hier garnicht lange nachdenken. In Puccinis Oper "Turandot" gibt es eine Stelle, die es regelmäßig schafft, mir eine Träne ins Gesicht zu zaubern. Sie findet sich im 2. Akt, kurz bevor Turandot ihre 3 Rätsel stellt. Der Abschnitt ist mit: "In questa Reggia" bezeichnet und ich meine konkret jene Stelle, da Kalaf und Turandot zunächst abwechselnd und letztlich gemeinsam die Textstelle "Gli enigmi sono tre" singen. Das ist mein persönlicher Gänsehaut - nein, was sag ich - Elefantenpickelmoment.


    Ich habe sogar genau diese Stelle, in zugegebenermaßen schlechter Qualität, auf YouTube gefunden:


    Gli enigmi sono tre



    Liebste Grüße
    Flo

    "Es ist nicht schwer zu komponieren. Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen." - Johannes Brahms

  • Das ist mein persönlicher Gänsehaut - nein, was sag ich - Elefantenpickelmoment.


    Zugegeben, eine ganz tolle Stelle. Ich gebe Dir hier einen Tip, wenn Du noch eine deutliche Steigerung des " Elefantenpickelmomentes " erleben möchtest.
    Besorge Dir die Musikfilm- DVD " Geliebter Giorgio ". Das ist ein zwar äußerst kitschiger Film von 1983 die Handlung betreffend, aber ganz, ganz große Musikaufnahmen.
    U. a. die von Dir aufgeführte Stelle, gesungen von Luciano Pavarotti. Ich bin mir sicher, Du wirst mir nachher recht geben und sagen " niemals besser gehört ". Am Schluß singt Pavarotti zweimal " Nessun dorma ". Beim zweiten mal hält er den Schlußton, das H, so lange aus, da mußt Du und ich in der Zeit bestimmt dreimal Luft holen.
    Falls Du meinen Tip befolgst, laß`mich bitte nachher Deine Meinung wissen.
    Viel Freude und viele Grüße
    CHRISSY, Görlitz / Sa.

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Zitat

    Moderato: ..... niemand ging bisher darauf ein, weshalb Menschen beim Hören diesen physiologischen Reflex erleben. Eine Antwort habe ich hier gefunden.
    http://salzburg.orf.at/magazin/leben/thema/stories/170102/
    Vielleicht hat ein Tamino-User eine weitere erhellende, aufklärende Literaturangabe.

    Hallo Moderato,
    ich kenne ein anderes Zitat des Musikphysiologen Eckart Altenmüller (Hannover). Es war kürzlich in unserer Tageszeitung zu lesen. Der Artikel stellte eine Zusammenfassung eines Vortrags Altenmüllers dar. Demnach hat er 800 Gänsehaut-Erlebnisse untersucht.

    Zitat

    Eckart Altenmüller: Diese Erlebnisse treten vorwiegend an Stellen in Musikstücken auf, in denen eine Hörerwartung aufgebaut und "intelligent getäuscht" wird.

    Ich hatte schon mal darüber in einem thread über Telemann-Konzerte geschrieben.
    Johannes Roehl antwortete dann, dass er auch den Effekt der getäuschten Erwartung kennt und bemerkte, dass sich deser Effekt nicht verbraucht.
    Ich hab' dann sogar feststellen müssen, dass der Begriff „getäuschte Erwartung“ ganz und gar nicht neu ist und schon bei Kant: im Zusammenhang mit Humor und Musik auftritt.
    Musikempfingungen und Lachen sind also irgendwie physiologisch verwandte Reaktionen.

    Zitat

    Kant ..... Musik und Stoff zum Lachen sind zweierlei Arten des Spiels mit ästhetischen Ideen, oder auch Verstandesvorstellungen, wodurch am Ende nichts gedacht wird, und die bloß durch ihren Wechsel, und dennoch lebhaft vergnügen können.

    Ich habe dann spekuliert, dass "Komponisten und deren größte Fans einen ähnlichen Humor haben?" ;)


    Was meisnt du dazu ? Grüße seicento

  • (Nachtrag zu Beitrag 388 von mir - als Antwort auf Beitrag 385 von moderato)
    Es handelt sich um einen Vortrag von Eckart Altenmüller (Mediziner, Hannover), den er am 18.1.2011 an der LMU München innerhalb der Ringvorlesung: "Der Mensch und sein Gehirn" gehalten hat. Das hab ich leider heute erst gefunden. Titel: Musik als Gedächtniskunst: Neurobiologische Grundlagen der Musikwahrnehmung


    Der Link zum Video (63 min)


    Bitte nicht vom trockenen Titel abschrecken lassen. Der Vortrag ist mit Beispielen gespickt und sehr humorvoll vorgetragen. ;)
    viel Spaß (sorry ... ich hab das doppelt "gepostet" ..... -> hier noch mal)

  • Durch eine Neuerwerbung habe ich seit langer Zeit mal wieder den „Fidelio“ gehört. Es ist die Fricsay-Aufnahme mit Fischer-Dieskau als Pizarro, Haefliger als Florestan, Rysanek als Leonore und Frick als Rocco.


    Schon immer gefiel mir das Quartett „Mir ist so wunderbar“ aus dem ersten Akt besonders gut. Beethoven hat hier eine tatsächlich ergreifende Musik gefunden, die trotzdem die unterschiedliche Stimmungslage der einzelnen Personen wiedergibt.


    Dann ist da natürlich Florestans Kerkerszene „Gott, welch Dunkel hier“ aus dem zweiten Akt: „Und spür ich nicht linde, sanft säuselnde Luft“ - wenn da die Oboe zu ihrem wunderbaren Höhenflug ansetzt, dann bin ich immer hin und weg.


    Eine völlig anders geartete Gänsehautstelle bekomme ich beim Gefangenenchor, wobei die Erinnerung an eine Opernaufführung im Frühjahr 1962 in der Berliner Lindenoper eine gewisse Rolle spielt.


    Es war ein dreiviertel Jahr nach dem Bau der Mauer und ich besuchte während eines Berlin-Aufenthaltes mit dem CVJM Bekannte im damaligen Ostsektor Berlins - allein. Die wiederum wollten mir eine Freude machen und hatten, wohl schon recht frühzeitig, Karten für „Fidelio“ besorgt. Ich weiß nicht mehr, wer damals sang, wer dirigierte und wer die Regie geführt hat. Ich weiß aber noch, als wäre es gestern gewesen, daß es beim Solo des ersten Gefangenen „Wir wollen mit Vertrauen“ erste Unruhe im Parkett gab und bei der Zeile „O Freiheit, o Freiheit, kehrst du zurück?“ zunächst zaghaftes Händeklatschen einzelner Besucher. Als aber der zweite Gefangene dann „Sprecht leise, haltet euch zurück, wir sind belauscht mit Ohr und Blick“, mehr flüsternd als singend, von sich gab - da gab es kein Halten mehr: Der folgende Chorteil, der ja die Worte des zweiten Gefangenen wiederholt, ging im Beifall völlig unter. Der Dirigent brach nicht ab, sondern ließ bis zum Aktende weiterspielen. Von der Musik konnte man bei dem Klatschen nicht allzuviel mehr hören, zumal der ja auch im piano endet.


    Ich habe dieses Erlebnis nie vergessen; immer wieder muß ich an an diesen Abend denken, wenn ich den Gefangenenchor höre. Ich weiß aber auch noch ebenso genau, daß ich mit meinen Bekannten überlegt habe, ob wir im Hause bleiben sollten - falls denn überhaupt weitergespielt werden würde. Es wurde tatsächlich! Und es gab diesen fast frenetisch zu nennenden Beifall im zweiten Akt nicht mehr, aber zumindest am Ende nochmals gehörigen Applaus.


    Eine solche Demonstration habe ich nie wieder erlebt. Was mich auch nicht verwundert: Man kann ein solches Erlebnis sicherlich nur in einem totalitär-diktatorischen Staat haben...


    Liebe Grüße vom

    .


    MUSIKWANDERER

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