Händels "Orgeleien" - die Orgelkonzerte

  • Sagitt meint:


    Händel ist ja noch nicht sehr prominent bei Tamino vertreten. Also ein weiterer thread: Händels Orgelkonzerte. Von ihm ist bekannt, dass er zeitlebens ein großartiger Organist gewesen sein muss, von Wettbewerben in Italien mit Scarlatti bis hin zu seinen letzten Lebensjahren in London, in denen er- bereits blind- die Orgel traktiert haben soll.


    Seine Orgelkonzerte fallen ungefähr in die Zeit, in der Händel von der Oper weg zum Oratorium gelangte und Orgelkonzerte quasi als Zwischenspiele in die Oratorien integrierte..


    Seine Orgelwerke sind wesentlich die Konzerte op. 4 und op. 7.


    Ich lernte diese Konzerte Anfang der sechziger Jahre mit Karl Richter kennen. Dieser schätzte einen pompösen Händel und so musizierte er auch, mit einer richtig großen Orgel wurde Dampf gemacht.


    Als zweite Aufnahme kam mir dann Malcolm mit St. Martin in the fields in die Hände- schon deutlich transparenter, geschwinder.


    Dann kamen die vielen Ensembles in historischer Spielweise. Concentus mit Tachezi an der Orgel, Pinnock mit Simon Preston Orgel, Goodman mit Nicholson als Organist. Alle Aufnahmen sind gut anhörbar, musizieren munter ( und gar nicht mächtig).


    Meine bevorzugte Aufnahme ist nach wie vor- durchaus schon älter- Daniel Chorzempa mit den Amsterdamern. Chorzempa, ein amerikanischer Organist war für mich immer erste Wahl, auch gegenüber einem Helmut Walcha. Er hat nur ein kleines Repertoire eingespielt und wurde in Deutschland mit einer damals hochgelobten Einspielung der Orgel-Triosonaten bekannt.
    Die Händelwerke wurden in einer holländischen Kirche vor den Toren Amsterdams aufgenommen, die Tasten klappern- so richtig historisch- Es ist so frisch musiziert worden, das eine helle Freude ist.

  • Als Händel nach England kam, fand der dort kaum Orgeln und noch weniger eine Orgeltradition, vergleichbar der in seiner sächsischen Heimat oder in Frankreich vor. Die meisten Instrumente, auf denen er sich in den Pausen seiner Oratorien hören ließ, um da über Themen
    aus dem eben Erklungenen zu improviseren, waren relativ "neuen" Datums und entsprachen häufig kaum (z.b. durch fehlendes Pedal-Werk, das, jeweisl temporär erst angebracht werden musste) den Vorstellungen des Komponisten, der von seinem Lehrer Zachow eine hervorragende Ausbildung auf diesem Instrument erhielt und immerhin während eines Wettstreites zwischen Domenico Scarlatti diesen an der Orgel "besiegte" :D


    Ein dampfmaschinen-likes Orgelspiel a la Karl Richter lässt die zum Teil eher kleingliedrige Faktur der Werke kaum zum Vorschein kommen; ausserdem registriert Richter nicht sonderlich geschickt und setzt auf Klangfarben, die auf keiner Orgel des 18. jahrhunderts verfügbar waren.


    als Einstieg in die Klangewelt der Händelschen Orgelkonzerte empfehle ich die von 2001 vertrieben Aufnahme mit Chrsitian Schmitt unter Nicol Matt. Hier wirrd auf 5 CDs für einen unschlagbaren Preis auf modernen Instrumenten kompetent Musik gemacht und die Erklenntnisse, die man seit den 60ger Jahren gesammelt hat, bleiben nicht unberücksichtigt.





    Persönliche Refernz bleiben für mich trotzdem die Eisnpielungen Simon Prestons unter Trevor Pinnock.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Mich würde interessieren, ob hier jemand die Händel-Orgelkonzerte unter Ton Koopman mit seinem Amsterdam baroque Orchestra (Erato) kennt.


    Ich habe die Preston-Aunhame auch, und finde sie sehr "nett" und "brav". Zwar wird auf historischen Instrumenten gespielt, aber nicht so richtig "musiziert". Ich habe manchmal das Gefühl, Preston traut sich nicht eine Verzierung zu spielen, die nicht in den Noten "steht". Da gefällt mir Koopmans überschwengliche Aufnahme mit seinen lebendigen Verzierungen (für manche ist das schon zuviel des Guten) und seinen improvisierten Sätzen um ein vieles besser.


    Gruß
    Karsten

  • Hallo,


    neu erworben von G.F. Händel mit Franz Haselböck, Orgel,



    G.F. Händel
    Concerto Nr. 4 HV 202
    Concerto Nr. 10 HV 309
    Concerto Nr.13 HV 295
    Concerto Nr. 7 HV 306
    Conderto Nr. 5 HV 293
    Capella Savaria, Dirigent Pal Nemeth


    Diese CD gefällt durch eine barocke Wiedergabe mit der Capella Savaria. Haselböck erweist sich hier
    als ein gelungener Interpret Händelscher Orgelwerke.
    Eine empfehlenswerte CD.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Die Brilliant Classics Edition kann ich nur weiterempfehlen!
    Also mir hat sie gefallen.


    NUR: Wurde nach Originalnoten (komplett) gespielt, oder hat der Solist auch ein wenig nachgeholfen und improvisiert?

  • Hallo Klassikliebhaber,
    Zitat:
    NUR: Wurde nach Originalnoten (komplett) gespielt, oder hat der Solist auch ein wenig nachgeholfen und improvisiert?
    ---------------------------------------------------------


    Hierzu wurden im Boklet leider keine Angaben gemacht, wie überhaupt die Boklet-Ausstattung recht
    dürftig ausgefallen ist. Nur die Händel-Werksangaben sind hier enthalten. Weitere Informationen sucht
    man vergeblich.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo orgelinteressierte Forumleser.


    Von Händels Orgelkonzerte habe ich drei Versionen.
    Eine sehr billige, die ich kaum zu nennen wage. Auf 4(?) LPs habe ich die Version von Simon Preston, wobei Yehudi Menuhin die Leitung hatte.
    Und daneben habe ich (zuerst auf LPs, aber dann später mit viel Mühe auch auf CDs) meine favorite Ausführung: Rudolf Ewerhart mit dem Collegium Aureum.



    Das schöne an diesee Ewerhartversion , finde ich, daß er versuchte soviel wie möglich die Wahl der Orgel vom Konzert zu bestimmen lassen.
    Darum wird auf vier verschiedene Orgeln gespielt:


    Opus 7 No 1 und 2, Opus 4 No 5 und 6 (Große Orgel zu Weingarten).


    Opus 4 No 4, Opus 7 No 4 und 16 (Barockorgel der Pfarrkirche Körbecke in Westfalen)


    Opus 7 No 3 und 5, Opus 4 No 3 und No 14 (Dreifältigkeitsorgel von Karl Joseph Riepp in Ottobeuren)


    Opus 4 No 1 und 2, Opus 7 No 6, No 13 und No 15 (Kabinettorgel der Geertekerk Utrecht)


    Kennt ihr eine dieser Versionen? Oder eine andere? Welche Ausführung ist besser? Und warum?
    Es sind natürlich triviale Fragen, denn letzteres ist alles eine Geschmackssache. aber ich bin zB auch neugierig wie man hier HIP-Ausführungen macht.


    LG, Paul




    Hallo Paul,
    ich habe deinen Beitrag an den bereits bestehenden Händel-Orgel-Thread angehängt.
    LG, Thomas

  • Ich kenne nur eine vollständige Aufnahme (Tachezi/Harnoncourt), die ich aus verschiedenen Gründen hervorragend finde: Zum einen spielt Tachezi auf einem kleinen wohlklingenden Orgelpositiv (ich mag Orgeln eigentlich nicht besonders), nicht auf einer riesigen Kirchenorgel (vgl. auch BBBs Kommentar zu den Orgeln in England), zum anderen die gewohnte Spielfreude und rhetorische Charakterisierung des Concentus (man nehme etwa das Konzert mit den Violin- u. Cello-Soli).
    Opp. 4 & 7 sind preiswert als Ultima Duo erhältlich; die zwei weiteren eingespielten Konzerte leider sehr schwer zu finden (u.a. gekoppelt mit der Wasermusik)


    Es gibt wohl eine Einspielung (hyperion?) auf einer Orgel, die Händel vielleicht selbst verwendet hat)


    Die Idee mit verschiedenen Orgeln für verschiedene Konzert finde ich auch nicht uninteressant, die Einspielungen des Collegium aureum kenne ich aber nicht.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Dieser "Pfeil" trifft m.E. überhaupt nicht ins Schwarze; denn die besagten Teldec-Aufnahmen haben doch so gar nichts Rabiates, Schwergewichtiges oder Wuchtiges an sich, sondern gelten vielmehr auch nach so langer Zeit nicht umsonst als Referenzeinspielung.
    Und daß Richter auf einer Steinmeyer- und nicht einer Barockorgel interpretiert, ist ja per se kein Qualitätskriterium.


    Grüße, Gerd

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  • Zitat

    Und daß Richter auf einer Steinmeyer- und nicht einer Barockorgel interpretiert, ist ja per se kein Qualitätskriterium.


    Natürlich kann man auch auf einer großen , "ronmantischen" Orgel entschlackt spielen und genauso kann man auf einem Barock-Instrument "mulmen".
    Richters Lesart jedoch kann nicht überzeugen, weil seine Registerwahl nicht dem Geist der Kompositionen adaequat ist. Damit bekommt das ganze durchaus den Charakter einer Stokowskischen "Transkription" eines barocken Werkes, das (ausser dem Notenbild) kaum noch etwas von der Handschrift des Komponisten erkennen lässt. Wem dergleichen gefällt, bitteschön, soll ers so hören. Ich jedoch habe an diese Werke einfach andere Erwartungen.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Ich möchte auch eine Lanze für die Richter-Einspielung brechen:


    Es mag sein, dass er vor über 40 Jahren nicht die Regeln der historischen Aufführungspraxis beachtet hat / beachten konnte, aber trotzdem: Mich überzeugt die dargebotene Musik. Sie klingt volltönend, aber nicht "dick"; soooo groß scheint das begleitende Orchester wohl nicht zu sein, auch wenn da natürlich keine historischen Instrumente verwendet werden.
    Ich habe einige weitere Aufnahmen neueren Datums im Bestand - vielleicht bin ich ja durch die Richter-Aufnahme "verdorben", aber ich war eigentlich jedesmal enttäuscht, weil mir die Orgel zu schwach und die begleitenden Streicher zu dünn klangen....
    Irgendwie war mir das ein "Zuwenig" an Klang, auch wenn es historisch vielleicht korrekter sein mag?!?!
    Für mich als heutigen Hörer fehlt mir da irgendwie die Klangsubstanz und ein für meine Ohren "schwächelnder" Klang kann mich dann nicht so recht überzeugen, geschweige denn begeistern....


    Aber das ist ja das alte, klassische Problem mit dem "Pro" und "Contra" zur historischen Aufführungspraxis. Ich lehne die ja nicht grundsätzlich ab - viele Werke und Ensembles finde ich sehr mitreißend und überzeugend, aber bei den Händelschen Orgelkonzerten hat mich halt noch keine neuere Aufnahme überzeugt, da bleibt Richter für mich unerreicht.

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Hier ist weniger aufschlussreich, was man für "richtig" oder "falsch" hält sondern was im Notentext steht und wie überzeugend die Annäherung an diesen gelungen ist. Das sidn Vorgaben und diese haben erst einmal frei von persönlichem Geschmack zu sein !


    Welche Orgeln standen Händel in London zur Verfügung ? Ziemlich "bescheidene" Instrumente; für einige von ihnen musste das Pedal sozusagen "angehängt" werden. Die Aufnahmen von Koopman und auch Preston haben nichts schwächelndes. Was mich bei Richter stört, ist sein INTERPETATIONSANSATZ der aus dem 19. Jahrhundert kommt. Eingespielt wurden die Werke jedoch im 20. Jh. und entstanden sind sie im 18. !!
    Davon ist bei Richter nichts zu spüren.


    Wenn Händel seine Orgelwerke "voluminöser" gewollt hätte, hätte er sie so komponiert. Schliesslich stand ihm auf Abruf das vollständige Musikleben seiner Epoche in England und Irland zur uneingeschränkten Verfügung.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Nun - über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten ;)


    Ein "richtig" oder "falsch" kann es eigentlich nicht geben bei solchen Fragen, wo es um den persönlichen Vorzug geht.
    Man sollte Herrn Richter aber immerhin zugute halten, dass er sich zu einer Zeit mit diesen Werken (die Händel-Orgelkonzerte waren ja damals nicht die einzigen "Exoten", mit denen er sich beschäftigte) auseinandersetzte, als es kaum jemand anderes getan hat.
    Er hat mit dem Wissen und dem Interpretationshintergrund von vor 45 Jahren diese Konzerte einstudiert, aufgeführt und sogar auf Tonträger gebannt - und das mit einem respektablen (zumindest für mich persönlich) überzeugenden Ergebnis. Mehr "Legitimation" brauche ich nicht, damit mir eine Aufnahme gefällt - kann ja gut sein, dass das eine "Nischenmeinung" ist.
    Dass historische Streichinstrumente für meine heutigen Hörgewohnheiten manchmal etwas dünn und trocken klingen, ist nun einmal mein persönlicher Eindruck, "schwächeln" würde ich das aber nicht nennen, denn die Herren Koopman, Preston & Co. legen doch immer ein sportlich-flottes Tempo vor, da kann von "Schwäche" eigentlich nicht die Rede sein :]


    Ich habe leider nicht das orgeltechnische Fachwissen und auch keine Partitur zur Hand, um Herrn Richter interpretatorische oder sonstige Mängel nachzuweisen. Ich halte ihn aber für einen ernsthaft um eine korrekte Wiedergabe bemühten Künstler, der -auch damals- seinem Publikum bestimmt nicht absichtlich eine "mangelhafte" Interpretation vorlegen wollte. Er hat halt mit einigen Anderen vor 50 Jahren den Weg bereitet für viele weitere künstlerische Auseinandersetzungen mit diesen und anderen Barock-Werken, instrumental wie vokal. Mit irgendeinem Ansatz musste man ja mal anfangen, um die "Diskussion" um die bestmögliche Interpretation/ Wiedergabe zu eröffnen. Und mir gefällt nun einmal diese Eröffnung (derzeit) am besten. Janz einfach :yes:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • hab mir auch die oben schon gezeigte 5-CD-Box von Brilliant zugelegt und bin im Großen und Ganzen ganz angetan. War aber entsetzt, daß eines meiner All-Time-Lieblingsstücke, das Andante larghetto e staccato/Adagio aus dem g-moll-Konzert (Nr. 11) unglaublich gehetzt daherkommt; auch wenn es "ad libitum" deklariert sein mag (Begleittext), paßt die Geschwindigkeit nicht zu Andante larghetto - oder sehe ich da was falsch ??


    Also den Satz in Audacity eingespielt und um 30% verlangsamt (ohne Variation in den Tonhöhen - jetzt hört er sich einigermaßen manierlich an.

  • ach ja, ganz vergessen: Referenz ist für mich die bei Harmonia Mundi erschienene Aufnahme des Collegium Aureum mit Rudolf Ewerhart an diversen Orgeln. Leider besteht sie aus Schallplatten, und die knacksen inzwischen ein wenig.

  • Zitat

    Original von m-mueller
    ach ja, ganz vergessen: Referenz ist für mich die bei Harmonia Mundi erschienene Aufnahme des Collegium Aureum mit Rudolf Ewerhart an diversen Orgeln. Leider besteht sie aus Schallplatten, und die knacksen inzwischen ein wenig.


    Es gab sie auch mal auf CD, aber leider vergriffen (durch die Freundlichkeit eines gewissen niederländischen Mitstreitern kam ich netterweise doch zur Kenntnis dieser Aufnahmen.


    Zum Tempo des andante larghetto e staccato: Harnoncourt/Tachezi sind hier auch fast 1:30 schneller (4:31) als Ewerhart/CA, Malcolm/Marriner liegen mit ca. 5: 20 min dazwischen. Im langsameren Tempo wirkt der Satz recht wuchtig. Mir gefällt das ebenso wie die leichtfüßigere Gangart, während ich Malcolm hier etwas langweilig finde.
    Ewerhart/CA ist durchaus hörenswert und spielfreudig (in einigen Sätzen ein bißchen lahm oder zahm, zB op.7,4 ii), mir gefällt besonders auch der Klang der alten Orgeln :jubel: Insgesamt ziehe ich aber doch die etwas kammermusikalischeren, rhetorischen Interpretationen Harnoncourt/Tachezis vor. (Sie sind von meine dreien die einzigen, die in diesem g-moll-Konzert dem Menuett noch eine Gavotte folgen lassen, weiß hier jemand näheres?)


    Sei übrigens froh, dass Du keine Geschmackskorrelationsstatistik gemacht hast, sonst müßtest Du nämlich jetzt die Diabelli-Variationen hören ;)


    :hello:


    JR

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  • ich hatte schon gefürchtet, Du würdest wegen der Audacity-Vergewaltigung eines Kunstwerkes schelten.... :P


    Geschmacksstatistik kommt später - die Idee reift wohl noch eine Weile vor sich hin - wird aber sicher keine Korrelation oder Regression... schaunmama


    Ich hab den Andante-Satz wohl zum erstenmal in einem Film gehört: Fassbinders "Welt am Draht" - fand, paßte unglaublich gut zu den etwas distanziert-elegischen Bildern der Kamera Ballaufs. Hörte dann erneut die Musik auf Schallplatte und hab den Satz auf Cassette kopiert um ihn im Auto verfügbar zu haben, auf irgendeine Weise hat der oberflächlich eher monotone Satz etwas Magisches.

  • Vor Jahren war ein Händelsches Orgelkonzert inklusive der damals gespielten Verzierungen aufgetaucht.
    (Leider kann ich mich nicht mehr exakt erinnern, aber ich meine, es hätte sich um irgendeine mechanisch reproduzierbare Walze oder sowas in der Richtung gehandelt. Vielleicht weiß ja jemand noch, was das genau war.)
    Jedenfalls gab es danach eine Einspielung, die sich genau daran hielt. Der Schrecken war groß, denn so viele Triller, Praller, Schleifer, Mordents und wasweißichalles hatte sich niemand in den schlimmsten Alpträumen vorgestellt.


    Aber das nur am Rande und vielleicht für diejenigen, die Koopman für verzierungswütig halten. Dagegen wirkt er recht asketisch.

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Vor Jahren war ein Händelsches Orgelkonzert inklusive der damals gespielten Verzierungen aufgetaucht.
    (Leider kann ich mich nicht mehr exakt erinnern, aber ich meine, es hätte sich um irgendeine mechanisch reproduzierbare Walze oder sowas in der Richtung gehandelt. Vielleicht weiß ja jemand noch, was das genau war.)



    Im Thread über Monteverdis achtes Madrigalbuch hat BBB zur Tempofrage im Barock Stellung genommen und dabei folgendes erwähnt:


    Zitat

    Original von BigBerlinBear
    Es existiert eine Spieldose mit Händelschen Meldodien, die sein Adlatus und Haupt-Erbe J.Chr. Smith im Jahr 1760, alo unmittelbar nach Händels Tod, herstellen liess und diese Tempi wiederum sind wirklich rasant...



    Viele Grüße


    Bernd

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  • Ja, das kann es gewesen sein. Da gab es auch einmal einen Artikel in Ars Organi dazu, aber in welcher Nummer, in welchem Jahrgang?


    Jedenfalls vielen Dank, Bernd.
    :hello:

  • Zitat

    Original von Hildebrandt
    Da gab es auch einmal einen Artikel in Ars Organi dazu, aber in welcher Nummer, in welchem Jahrgang?



    Literaturdatenbanken im Internet sind eine schöne Sache:


    Krüger, Irmtraud: Zwei verzierte Orgelkonzerte Händels in Musikaufzeichnung des 18. Jahrhunderts. Ars Organi 35, 1987, 17-21.



    Schön, dass ich Orgel-Banause auch mal was im Orgelforum posten kann. :D



    Viele Grüße


    Bernd


  • :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

  • Hat hier niemand die Aufnahmen der Händelschen Orgelkonzerte mit Bob van Asperen und dem Orchestra of the Age of Enlightenment? Für mich war sie die erste, die mir richtig gefiel, lebendige (aber nicht gehetzte Tempi), schlanker aber nicht magerer Orchesterklang, gute Koordination mit dem Solisten, der nicht am Notentext klebt (denn Händel hat nicht alle seine Tricks hineingeschrieben, wenn ich es richtig verstanden haben) ohne sich zu viele Freiheiten zu nehmen:
    Op. 4 (Virgin Classics 5 45174 2)
    Op. 7 + "Nr. 13-16" (Virgin Classics 5 45236 2)


    Besser gefällt mir nur noch die von Op. 4 mit Matthew Halls und Sonnerie (höre ich gerade)



    Avie AV 2055

    2 Mal editiert, zuletzt von miguel54 ()

  • Egarr nimmt im Beiheft zu der ziemlich neuen Einspielung von op.4 ebenfalls auf die überbordenden Auszierungen, die auf der Orgelwalze dokumentiert sind, Bezug.
    Ich habe mir diese CD nicht einzeln (da gibt es sie auch als SACD), sondern in der Jubiläumsbox (hauptsächlich auch wegen der Concerti grossi) geholt, aber sie gefällt mir auch sehr gut. Zwar bevorzuge ich insgesamt op.7, aber einige Stücke aus op.4 sind auch extrem gut (besonders die beiden g-moll und das erste F-Dur). Hier werden sehr schön, die unterschiedlichen Charaktere der Werke herausgearbeitet. Das "Harfenkonzert" Nr.6 z.B. kommt außerordentlich zart und pastoral daher (ich mag es letztlich dennoch nicht besonders), die anderen entsprechend wuchtig. Dabei aber insgesamt eine recht kammermusikalische Aufnahme mit Orgelpositiv. Es steht auch noch einiges zur Stimmung im Booklet, aber das schreibe ich jetzt nicht ab.
    Gefällt mir insgesamt jedenfalls sehr (auch wenn ich noch keinen A-B mit Tachezi/Harnoncourt angestellt habe)!


    Wer nicht auf SACD besteht, für den ist die Box links ein Schnäppchen. Auch das op.3 ist brandneu (ebenfalls separat als SACD zu haben), während ich bei der nunmehr auch schon 10 Jahre alten Einspielung von op.6 trotz ihrer Qualitäten (mir ein wenig zu schlank, selbst gegenüber Hogwood und verglichen mit Harnoncourts Wechselbädern sehr geradlinig, aber natürlich hochvirtuos und sehr transparent) fürchte, daß sie von der angekündigten des Giardino Armonico übertroffen werden wird.



    :hello:


    JR

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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Guten Tag


    Händels Konzerte für Orgel und Orchester sind wohl die die ersten Werke dieser musikalischen Gattung überhaupt und eng mit der Entwicklung und Aufführungspraxis seiner Oratorien Anfang der 1730er Jahre verknüpft. Ganz neu war Händel diese Werkgruppe aber nicht, in seinem Oratorium "Il Trionfo del Tempo e del Disinganno" von 1707 ist schon eine prächtige Sonate für Orgel und Orchester zu hören.
    Es wurde berichtet, dass sich das Londoner Publikum nach dem großen Erfolg der Uraufführung des Oratoriums „Esther“ tief enttäuscht zeigte, da Händel für die Uraufführung des Oratorium „Deborah“ die Eintrittspreise erhöhte. Händel dachte über neue Attraktionen nach, um das Publikum weiterhin zu fesseln und zu versöhnen. Für die Aufführungen der Oratorien im Theater erforderte die Begleitung der Chöre eine Orgel. Eine gute Gelegenheit, in den Zwischenaktmusiken der Oratorien Orgelkonzerte aufzuführen, und auf einer kleinen pedallosen Theaterorgel die Solopartien mit vielen eigenen Improvisationen, oftmals mit vielen Wiederholungen, zu spielen.
    Händels Improvisationskunst wurde allgemein gelobt und bewundert und ab 1735 wurden seine Orgelkonzerte regelmäßig bei den Oratorien-Aufführungen auf das Programm gesetzt.


    Nach den Erfolgen dieser Darbietungen entschloss sich Händel 1738 eine erste Serie von sechs Orgelkonzerten –das letzte war ursprünglich für Harfe komponiert- als op. 4 (HWV 289 - 294) mit dem ausdrücklichen Hinweis „For the Harpsicord or Organ“ in Druck erscheinen zu lassen.


    Eine zweite Sammlung (HWV 295 – 300) brachte Walch Junior, ohne Opuszahl, 1744 heraus, die im Gegensatz zu op. 4 keine Orginal- Kompositionen, sondern Transkriptionen einiger von Händels concerti grosso waren.

    1761, nach Händels Tod, erschien mit op. 7 (HWV 306 – 311) eine dritte Sammlung von Orgelkonzerten, die Händel ursprünglich ebenfalls für Oratorienaufführungen vorgesehen hatte. Sie wurde wahrscheinlich von John Christopher Smith junior zusammengestellt und herausgegeben.


    Welche Einspielungen Händels Konzerte für Orgel und Orchester kennt ihr ?
    Welche Aufnahmen sollte man haben ( oder auch nicht ) ?


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Guten Tag


    erstmals lernte ich Händels Orgelkonzerte op. 4 + 7 auf dieser


    51SSOUFTXYL.jpg


    CD -1975 noch auf LP- mit dem Concentus Musicus Wien und den unübertroffenen Orgernisten Herbert Tachezi kennen und schätzen.
    Ich war sofort und bin noch jetzt von dieser Aufnahme begeistert,
    Herbert Tachezi verstand es ausgezeichnet in den vielen mit dem Vermerk "Organo ad libitum" Stellen glänzend zu improvisieren.


    Seit einigen Tagen habe ich diese



    Neueinspielung von op. 4 mit der Accademia Bizantina und
    Ottavio Dantone an der Orgel.
    Dantone spielt auf einem pedallosen Orgelpositiv mit sechs Registern
    im Stil einer böhmischen Kleiunorgel aus der Dresdner Orgelwerkstatt Kristian Wegschneider.
    Die Orgelkonzerte op. 4 No. 3 + 5 beginnt er mit Orgelsoloimprovisationen
    und beruft sich u.a.
    auf die Schilderung eines Orgelkonzertes von Sir John Hawkin der als Zuhörer schrieb:


    "Wenn er ein Konzert gab, leitete er es generell mit einem Voluntary-Satz auf dem Prinzipal-Registern ein,
    der durch seine langsame und feierliche Bewegung fesselte [...].
    Diese Art von Präludium folgte nun das Konzert selbst,
    das er in einem Grad von Geist und Sicherheit aufführte,
    denen gleich zu kommen niemand vorgab"


    Da hätte man gerne mal selbst zugehört :yes:


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Hallo,


    um mal anzufangen, ich besitze schon seit LP-Zeiten diese hier und habe seitdem wenig Besseres gehört:



    Wie man sieht, gibt's die als DGG-Trio zum guten Preis, hier würde ich auch heute noch zugreifen. Ich bin ein großer Fan von Pinnocks Aufnahmen (auch wenn er nicht selbst die Orgel spielt, sondern St. Preston): sehr lebendig, transparent, farbenfroh.


    Muss aber zugeben, dass ich in der Vergangenheit nicht sooo brennend nach Alternativ-Aufnahmen Ausschau gehalten habe, weil mir diese eine erstmal als Gesamtaufnahme gereicht hat. Sonst habe ich noch eine nicht-HIP-pe Aufnahme der 6 Konzerte op.4 mit Edgar Krapp und dem RSO Stuttgart - die habe ich leider im Moment nicht greifbar, aber aus der Erinnerung würde ich Preston/Pinnock allemal vorziehen. Ich bin aber gespannt (und fast sicher), dass Eure weiteren Empfehlungen meine bisherige Gesamtaufnahmen-Monogamie in Frage stellen werden...


    Grüße,
    Gustav Theodor

    "Nur in der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben."
    Immanuel Kant

  • Zitat

    Original von Bernhard


    Welche Einspielungen Händels Konzerte für Orgel und Orchester kennt ihr ?


    Lieber Bernhard,


    einen (wenn auch suchmaschinenfeindlich benannten Thread) zu Händles Orgelkonzerten haben wir zwar schon


    Händels "Orgeleien"


    aber ich antworte trotzdem gerne und füge diesen thread später an den bestehenden an.


    Ich mag Händles Orgelkonzerte sehr, begnüge mich allerdings bisher stets mit der Pinnock/Preston-Aufnahme, die ich für sehr gelungen halte.


    Ich bin aber überzeugt, dass der Markt noch einige neuere Aufnahmen bereithält, die mich vielleicht noch mehr überzeugen werden.



    alternativ einzel-CDs aus der Gesamtaufnahme:



  • Zitat

    Original von ThomasBernhard
    ... einen (wenn auch suchmaschinenfeindlich benannten Thread) zu Händles Orgelkonzerten haben wir zwar schon


    Händels "Orgeleien"


    Na, den muß man wirklich erst mal wieder finden - ich hatte sogar darin gepostet, konnte ihn ums verr.... aber nicht mehr finden ... Gute Idee, diesen hier dort anzuhängen.


    Orgeleien .... :rolleyes: :no:

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