Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2007 unter Mehta

  • Zitat

    Original von Draugur
    Was ich hingegen mit einer Mischung aus Befremden und Belustigung wahrnehme, sind die Bilder von aufgeputzten Tänzerinnen und Tänzern, die mit breitem Grinsen durch goldene Prachtsäle Marke Schönbrunn gondeln :)


    servus draugur


    du warst wahrscheinlich noch nie auf einem ball in wien. sicher ein wenig geschärft
    und überhöht, wie in der kunst üblich. aber im grunde war es die darstellung eines
    balles, von denen es eine ganze reihe im fasching in wien und umgebung gibt: eine
    mischung aus luxus, dekadenz, sinnlichkeit - sowohl bei der kleidung, als auch beim
    ambiente. es wird auch heute dort noch freiwillig und gerne walzer getanzt - auch
    von der jugend.


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Sicher eine schöne Sache und eine respektable Tradition, aber in besagten Neujahrskonzert-Beiträgen würde ein wenig mehr Lockerheit sicher nicht schaden ;) Gerade wenn es eine lebendige Tradition ist, sollte man das vielleicht durch etwas natürlicheres Auftreten der Tänzer/innen zeigen.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Zitat

    Gerade wenn es eine lebendige Tradition ist, sollte man das vielleicht durch etwas natürlicheres Auftreten der Tänzer/innen zeigen.


    Das war klassisches Ballett! Das schaut so aus, überhaupt wenn es gut ausgeführt ist (und es waren wieder zwei Weltstars des Balletts für die Einlagen verpflichtet).


    Meinst du wirklich, Beispiele von Modern Dance (vielleicht in einer Industriehalle) wären eine passendere Visualisierung für die gespielte Musik? ;)


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Draugur
    Gerade wenn es eine lebendige Tradition ist, sollte man das vielleicht durch etwas natürlicheres Auftreten der Tänzer/innen zeigen.


    Lieber Draugur,


    Ihre Kleidung war ja sehr modern. Willst Du ja noch mehr?


    LG, Paul


  • Oder vielleicht weniger? :D:stumm:

    Viva la libertà!

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  • Hallo Forianer,


    ob getanzt oder nicht, ob mit Filmeinlagen oder nicht...


    diesem Neujahrskonzert und vielen vorher fehlen der Überschwang, das Kraftvolle und Spritzige... Eben das, was die Musik der Strauß-Famillie ausmacht.


    All das vermisst man, in der irrigen Herangehensweise, diese Musik anders angehen zu müssen!!


    Das Ergebnis: Musik ohne Charme und Drive.


    Zubin Mehta hat mich als Dirigent sehr selten überzeugt (Verdi: Aida EMI, Verdi: Il trovatore EMI, Puccini: Turandot Decca, Mahler: 2. Sinfonie Decca).


    Auch hier, beim Neujahskonzert kam nichts Wienerisches herüber: alles wirkte sehr ausgebremst: Ein Inder, der sich in Wien verirrte... :hahahaha:


    Aber zum Lachen ist das eigentlich nicht, aber komisch ist es dann schon, wenn es so klingt wie gewollt und nicht gekonnt.


    Der letzte große Dirigent der Neujahrskonzerte war Carlos Kleiber, obwohl auch schon bei ihm vieles geglättet und an der Oberfläche plätscherndes Musizieren zu hören war, aber eben mit viel Schwung und Charme....


    Wirklich sehr große Strauß-Dirigenten standen nie am Pult der Wiener Neujahrskonzerte...


    Wer die CDs mit Strauß-Walzern unter Fritz Reiner und Arthur Fiedler je gehört hat, dem wird auffallen, was den Wiener Konzerten fehlt.


    Selbst eine Schallplatte "Herbert Kegel dirigiert Strauß-Walzer", die noch im Archiv schlummert und auf CD-Überspielung wartet, schlägt die meisten Strauß-Einspielungen: und bei Kegel ist es "nur" das
    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig!!!


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Na Bravo


    Das sind die netten Seiten eines derartigen Forums. Dass uns jetzt die Berliner Nachhilfeunterricht in Sachen Wienerischen Musizierens geben (wollen). ;)


    Dein Musikgeschmack in Ehren, die genannten Aufnahmen sind alle gut (Kegel kenne ich aber nicht). Und wenn du es schnell, präzise und einseitig überschwenglich haben willst, bitte. Aber erzähle uns nicht, dass die mit Ungarischem Pfeffer gewürzte Amerikanische Präzision von Reiner mit den Chicagoern oder der sehr amerikanisch überschwengliche Fiedler mit den Boston Pops gar so Wienerisch seien...




    Zitat

    Ein Inder, der sich in Wien verirrte...


    Der arme verirrte hat immerhin in Wien Musik studiert und dort seine Dirigentenausbildung abgeschlossen. Außerdem dirigiert er seit 45(!) Jahren regelmäßig die Philharmoniker und hat so mehr Bindungen zu Wien als die meisten der von dir genannten Dirigenten.


    Wenn du aber einmal wirklich Wienerischem Klang nachspüren willst, vergleiche einfach das von dir geschätzte Neujahrskonzert unter HvK mit seinen gleichartigen Platten mit den Berlinern. Da kann man schön nachvollziehen, wie sich die Spreu vom Weizen trennt. Ein idealer Ausgangspunkt....


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    natürlich kenne ich die Aufnahmen von Strauß-Werken auch von Clemens Krauss, Willi Boskovsky und natürlich auch Karajans wunderbares Neujahrskonzert von 1987... Wer all diese Einspielungen und die Einspielungen von Robert Stolz kennt ("Wiener Musik"), dem kommen all die Konzerte der Nach-Kleiber-Ära sehr befremdlich vor.


    Auch Hanoncourt, der schulmeisterhaft versucht, der Wiener Musik auf den Grund zu gehen, klingt irgendwie starr und mit sehr wenig Drive, vieles ausgebremst von dem innewohnenden Schwung der Straußschen
    Kompositionen ist da wenig zu spüren...


    Und es ist schon ziemlich schlimm, wenn man Strauß-Konzerte hören möchte, eher zu CDs mit dem Chicago Symphony Orchestra unter Fritz Reiner, den Boston Pops Orchestra unter Arthur Fiedler und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig unter Herbert Kegel greifen muß... Ja, es ist absurd: Diese Aufnahmen klingen wienerischer als die Konzerte der Wiener Philharmoniker in den letzten Jahren nach Kleiber.


    Denn von der langjährigen Tradition der Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker bleiben eigentlich nur die unter Clemens Krauss, Willi Boskovsky, Herbert von Karajan, Carlos Kleiber und mit einigen Abstrichen: Lorin Maazel. Das ist einfach zu wenig...


    Aber was ich meine: Was uns seit den letzten Jahren geliefert wird, lässt viele Wünsche offen, begeistert hat mich seit Kleiber keines mehr.



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Im Feuilleton der FAZ, Seite 42 vom 29.12.2006, ist ein Gespräch mit dem Kontrabassisten Michael Bladerer über die Neujahrskonzerte der Wiener Philharmoniker (WP) "Der Donauwalzer ist die Hymne Österreichs". Bestimmt enthält das auch für andere Leser einiges Interessantes, es geht u.a. um folgende Themen:


    Programmgestaltung
    Jedes Jahr gibt es einige Novitäten, d. h. Stücke, die noch nie in einem Neujahrskonzert der WP gespielt wurden. Die Programmzusammenstellung ergibt sich aus verschiedenen Faktoren, z. B. den Geburts- und Todestagen diverser Komponisten. Das Konzertprogramm wird von Professor Mailer zusammengestellt. In jedem Teil gibt es zwei Walzer, um diese herum werden Märsche, Polkas, Galoppe etc. gruppiert.


    Dirigenten der Neujahrskonzerte
    Der Dirigent hat relativ wenig Mitspracherecht (ein eingebauter Wunsch von Mehta war "Wo die Zitronen blühen" von J. Strauß). Jeder Dirigent geht anders damit um "Letztes Jahr zum Beispiel: Mariss Jansons hat sich ein Jahr lang auf dieses Konzert vorbereitet, hat Hunderte Werke aus diesem Genre studiert, hat sich alle Neujahrskonzert-Aufnahmen - und die gibt es ja immerhin schon seit sechzig Jahren! - angehört. Er kommt aus Sankt Petersburg, wo sein Vater immer ein Neujahrskonzert dirigiert hat. Also, jeder kommt von einem anderen Eck, aber jeder beschäftigt sich wahnsinnig damit; es gibt niemanden, der herkommt und laubt, er kann auf die Schnelle die paar Walzer und Polkas lernen, und dann geht`s los. Zubin Mehta bezeichnet sich ja als Wiener, der zufällig in Indien geboren wurde. Er ist sehr jung nach Wien gekommen, hat dort übrigens auch Kontrabaß studiert. Das ist wirklich seine Musik, da gibt`s nichts, der macht das so wienerisch wie nur irgendwer, Ricardo Muti kommt mit dieser italienischen Eleganz an das Ganze heran. Harnoncourt wiederum möchte es so machen, wie er glaubt, daß es vor hundert Jahren unter Strauß gewesen sein könnte. Wir sprechen von Unterschieden auf höchstem Niveau."


    Geschichte der Neujahrskonzerte
    "Das erste Konzert fand am 31. Dezember 1939 statt und war ein bißchen als Demonstration geplant. Österreich war ausgelöscht in dieser Zeit, und diese Musik ist ja das Ur-Österreichischste, was es überhaupt gibt - Donauwalzer & Co. -, damit identifiziert man sich mehr als mit der Nationalhymne; und ein Programm zu machen, ausschl. mit solcher Musik zu einer Zeit, in der der Name Österreich ja nicht einmal ausgesprochen werden durfte, das war eine politische Manifestation. 1941 fand es zum ersten Mal am 1. Jänner statt, [...]."


    Mit dem Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker verbinde ich vorrangig Kindheitserinnerungen. Es war Tradition, am 1.1. die Walzerklänge aus dem Äther durch das Haus schallen zu lassen und damit das neue Jahr - auch musikalisch - einzuläuten.


    Sophia

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  • Hallo Theophilus,

    Zitat

    Der arme verirrte hat immerhin in Wien Musik studiert und dort seine Dirigentenausbildung abgeschlossen.


    Wenn das relevant wäre, müssten Mariss Jansons und Claudio Abbado ebenfalls die wunderbarsten Neujahrskonzerte abgeliefert haben, während Carlos Kleiber eher schwach sein hätte müssen.
    Bei aller Liebe zu Jansons und Abbado - aber Kleiber war doch ein Stückchen besser.
    Und Mehta war meiner Meinung nach der gleiche hemdsärmelige Taktschläger, der er immer ist. Ganz persönlich gesprochen: So langweilig und uninteressant wie diesmal war's schon lange nicht mehr.
    :hello:

    ...

  • Komisch, Theophilus, Edwin müsste es als Wiener doch wissen. Und wenn er es als Wiener langweilig fand.....


    (Du bist ja nur Grazer :baeh01: )


    Oder , lieber Edwin, bist Du nur so ein - wie sagt man da bei euch so schön - Zugereister?? Und kommst in Wahrheit aus Flensburg?? (Das würde ich dann lieber verschweigen.... :D )

  • Hallo Wulf,
    nein, ich bin durch und durch Wiener. Und ich mag's auch, wenn "Zuagroaste" unser Neujahrskonzert dirigieren. Nur den Salzburgern liegt's gar nicht. Dann schon lieber Inder, Italiener, Letten - und gebürtige Berliner.
    :hello:

    ...

  • Tja, Edwin. Hätte ich meine früheren Pläne in die Tat umgesetzt, hätte ich bestimmt schon mal ein Stelldichein bei den Wienern am Neujahrstag gegeben. :D


    (Ausser wie wild mit Mikadostäben durch die Luft zu fuchteln ist da aber nichts draus geworden - heute bevorzuge ich Stifte :rolleyes: ).

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  • Zitat

    Original von vitelozzo-tamare
    Hab's mir gerade teilweise angeschaut und fand, es hatte was von Bollywood.


    Dann brachte der Dirigent doch etwas Lokalkolorit mit :D

  • Ich habe das heurige Neujahrskonzert am 1.1. in Ö 1 gehört und heute in 3sat gesehen. Meine Meinung als 1962 geborener Wiener, der seit sechs Jahren in München lebt, ausgehend von einer prinzipiellen Leidenschaft und Liebe zur Wiener Musik in allen ihren Schattierungen und zu diesem Orchester:
    Das Neujahrskonzert ist natürlich zu einem Markenartikel geworden, der allerdings auf kulturell höchstem Niveau präsentiert wird. Was mich Jahr für Jahr fasziniert (egal bei welchen Dirigenten), ist diese scheinbar so leichte Leichtigkeit, die das Orchester erreicht. Die Interpretation lebt von einer ganz bestimmten Spannung zwischen höchster Konzentration und Leichtgewichtigkeit, die - so behaupte ich - einmalig ist auf der Welt. Die Blumen aus San Remo sind austauschbar, das ganz spezielle Flair der musikalischen Interpretation mag durch die verschiedenen Dirigenten auch unterschiedlich gewichtet sein, im Endeffekt bleibt diese Wiener Leichtigkeit als großer Bogen über die Jahrzehnte von Clemens Krauss bis Zubin Mehta. Bei manchen Dirigenten kommt eine einmalige "Unbedingtheit" bzw. eine besondere Kraft dazu, die ihre Neujahrskonzerte ganz einmalig machen (Kleiber, Harnoncourt, für mich gehört auch zumindest der "Sphärenklänge" Walzer aus Karajans Konzert dazu).
    Ich habe diese Leichtigkeit, dieses gewisse unbeschreibliche Element, heuer einige Male im Neujahrskonzert deutlich gehört: etwa wie die Philharmoniker die ersten Themen von Walzerketten ansetzen, mit einem Streicherrubato, das keineswegs nur einstudiert werden kann, nein, das gelebt wird, das wunderbar gefährlich am Kitsch und an K&K Sentimentalität entlangwandert.
    Zubin Mehta dirigiert das Orchester seit 1961. Seit Jahrzehnten heißt es, sie mögen ihn, "weil er sie spielen läßt". Ich fand es ein besonders leichtes Konzert. Vielleicht zu leicht, vielleicht hätten ein paar "Abgründe" gut getan. Aber für mich war es doch wienerisch durch und durch. Und die Josef Strauß Walzer sind für mich eigentlich Symphonische Dichtungen, wo ich als Wiener ohnedies schmerzvolle, schicksalsschwere Abgründe mithöre.
    Wirklich liebenswert originell wurde der "Carneval in Venedig" aufgezogen. So sollte Musik (auch) sein - humorvoll und charmant, auf höchstem Niveau. Allein das war für mich ein Gustostückerl.
    Bin schon gespannt auf Maestro Pretre im nächsten Jahr!


    Schönes Wochenende
    Alexander

    Freundlicher Gruß
    Alexander

  • Zitat

    Original von Alexander_Kinsky
    Wirklich liebenswert originell wurde der "Carneval in Venedig" aufgezogen. So sollte Musik (auch) sein - humorvoll und charmant, auf höchstem Niveau. Allein das war für mich ein Gustostückerl.


    Solche "Tricks" zeigt Andrß Rieu fast immer. Schau mal eine Sendung von ihm an.


    LG, Paul


  • Hallo Edwin


    Wenn du etwas genauer gelesen hättest, wäre dir sicher nicht entgangen, dass meine Argumentation gegen Fiedler, Reiner und Kegel gerichtet war, die laut Liebestraum ja gar so Wienerisch dirigieren, während er sich über den verirrten Inder lustig macht, der in Wirklichkeit mehr von Wien gesehen hat als die drei zusammen.


    Dass dich das heurige Konzert nicht so angesprochen hat, wundert mich nicht. Wer mit weniger als 2 atü dirigiert, hat bei dir geringe Chancen, er kann so gut sein wie er will. ;)


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,
    da ich Boulez extrem schätze und immer behaupte, er sei alles Andere als ein eiskalter Taktschläger, freut es mich, dem von Dir Geschriebenen zu entnehmen, daß auch er mit mindestens 2 atü dirigiert. :D


    Kegel kenne ich leider nicht (ich traue ihm aber durchaus gute Walzer zu, weil er ein untrügliches Gespür für den Charakter einer Musik hat), wohl aber Reiner und Fiedler. Und da gebe ich Dir - hört, hört! - recht: Deren "Walzerrhythmus" ist meiner Meinung nach gemacht, gewollt und ohne jene Empfindung. Aber es kann ja nicht jeder ein Harnoncourt oder gar ein K - Carlos wohlgemerkt, nicht Hv - sein...


    :hello:

    ...

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  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Theophilus,
    da ich Boulez extrem schätze und immer behaupte, er sei alles Andere als ein eiskalter Taktschläger, freut es mich, dem von Dir Geschriebenen zu entnehmen, daß auch er mit mindestens 2 atü dirigiert. :D
    ...
    :hello:


    Ausnahmen bestätigen die Regel!



    Zitat

    Kegel kenne ich leider nicht (ich traue ihm aber durchaus gute Walzer zu, weil er ein untrügliches Gespür für den Charakter einer Musik hat)


    Durchaus möglich, aber da er sicherlich kein "passendes" Orchester hatte, ist die Wahrscheinlichkeit wirklich beglückender Einspielungen doch ziemlich gering. Denk daran, wie dein geschätzter NH mit den Berlinern scheiterte!


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Meiner Meinung ist NH nur gescheitert, wenn er es wienerisch wollte. Aber wollte er das überhaupt? "Wienerisch" im herkömmlichen Sinn war er ja auch mit den Wiener Philis nicht.
    Übrigens: Ich fände Boulez interessant - aber er will's nicht machen, keine Musik für ihn, sagt er. Sympathisch, wenn einer weiß, wovon er die Finger lassen soll...
    Mein Gott, wir reden hier über Dirigenten, dabei ist der Thread doch Zubin Mehta gewidmet...
    :hello:

    ...

  • Ich hatte mir am Freitag Abend die Wiederholung angeschaut und muss sagen, dass mir die Veranstaltung ausnehmend gut gefallen hat. Wunderbar transparent, sauber, präzise und beschwingt musiziert. Klangschöne, disziplinierte Trompeten, wirklich saubere Geigenintonation, ein herrliches Kontrabass-Solo (Hut ab vor diesem Musiker!) und das alles im Dienste von Lesarten, die ohne Überdruck oder fin-du-siècle-Mystizismus die Walzer Walzer sein ließen.


    Ich fand's ganz wunderbar wie schön sich die Musik hier entfalten durfte, fern von traditioneller mikrotonaler Dauerclusterschlamperei, manischem ich-drück-euch's-jetzt-rein Überdruck oder rheumatisch-transzendentaler Sentimentalität (HvK, dessen CD gerade deswegen bei mir auch immer wieder läuft!).


    Wirklich ein wunderschön musiziertes Konzert, das mir sehr sehr gut gefallen hat.


    :hello:
    Flo

    "Dekonstruktion ist Gerechtigkeit." (Jacques Derrida)

  • Zwischendurch eine technische Frage:


    Hat jemand von Euch eine Ahnung, wie die vorproduzierten Balletteinspielungen takt- und tempogenau zustandekommen? Sprechen sich da bereits Monate vor dem Konzert Dirigent, Choreograph und Regisseur über die Tempi ab?


    Viele Grüße
    Frank

  • Zitat

    Original von Frank Pronath
    Zwischendurch eine technische Frage:


    Hat jemand von Euch eine Ahnung, wie die vorproduzierten Balletteinspielungen takt- und tempogenau zustandekommen?


    Die Frage stell ich mir auch immer wieder. Ich nehme an, daß auch die Musik zum Einspieler vorproduziert statt live ist? Wenn ich mich richtig erinnere, bleibt der Ballettfilm immer einige Sekunden länger auf Sendung als der Walzer selbst Zeit benötigt. Wenn die Liveaufführung also etwas mehr Zeit braucht, hat man somit keine doppelten Schlußtakte und wenn die Liveaufführung schneller fertig ist als der film, kann man sich dann sachte in den schon erschallenden Applaus einblenden???

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  • Hallo Frank


    Die Außenaufnahmen in Schloss Hof im Marchfeld (mit seiner wunderbaren Barock-Parkanlage) wurden im August 2006 gedreht. Da Brian Large für die richtige Stimmung in den Bildern Licht benötigte, das nur in den ersten beiden Stunden nach Sonnenaufgang vorhanden ist, und der letzte August wettermäßig sehr wechselhaft war, kann man sich den getriebenen Aufwand ungefähr vorstellen.
    Getanzt wurde da wohl nach einer vorhandenen (und passenden) Aufnahme, deren Tempo beim Konzert eben nachgespielt wurde.


    Die Einspielung aus Schönbrunn war jedoch live! Da wurde direkt zur Musik aus dem Musikverein getanzt. Da hierfür der Original-Fernsehton nicht zu gebrauchen ist (die Sendung kommt ja in Wirklichkeit leicht zeitversetzt über den Äther), heißt das Richtfunkstrecke vom Musikverein nach Schönbrunn (möglicherweise auch mit Umweg über den Küniglberg) und echter Live-Ton für die Tänzer.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo

    Auch wenn ich die Österreicher und ihre Mentalität nicht mag ( wer mich kennt weiß das es Ausnahmen gibt ) versuche ich immer das Neujahrskonzert zu hören, jedenfalls hat es die letzten 20 Jahre meistens geklappt.
    Methas Dirigat war in Ordnung, wie immer alles schön und glatt, trotzdem hat er mir beim dritten Mal besser gefallen. Ob Wienerisch kann ich nicht beurteilen aber meiner Meinung wesentlich besser als Mariss Jansons und vor allem besser als Graf Unverzagt. Der soll die Philharmoniker in Ruhe lassen und beim Concentus bleiben da macht er kein Unheil. Leider Gottes wird es kein Kleiberauftritt mehr geben, echt sehr schade.
    Gespannt bin ich auf das nächst Jahr mit Petre. Als ich lass wer das nächste Jahr dirigiert war ich froh, hatte eigentliche wieder den Steifen vermutet. Gott sei Dank der Kelch ist erstmal an uns vorüber gegangen. Ansonsten gibt es eine gute DVD des Konzertes die werde ich dann einlegen!!

    Grüße an alle
    Andreas

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Wulf,
    nein, ich bin durch und durch Wiener. Und ich mag's auch, wenn "Zuagroaste" unser Neujahrskonzert dirigieren. Nur den Salzburgern liegt's gar nicht. Dann schon lieber Inder, Italiener, Letten - und gebürtige Berliner.
    :hello:


    :baeh01: Ja, ja das musste ja von dir kommen. Da bin ich und viele, viele Musikliebhaber nicht deiner Meinung.
    Im gegenteil auch den Salzburgern hat es gelegen. Ich habe es genossen und tue das immer wieder.


    Gruß Andreas:)

    Einmal editiert, zuletzt von helisara ()

  • servus helisara


    auch wenn du mich nicht magst ,-) muss ich ein paar punkte korrigieren


    Zitat

    Original von helisara
    ... und vor allem besser als Graf Unverzagt. Der soll die Philharmoniker in Ruhe lassen und beim Concentus bleiben da macht er kein Unheil. Leider Gottes wird es kein Kleiberauftritt mehr geben, echt sehr schade.


    1. nikolaus harnoncourt isit österreichischer staatsbürger und als solcher nicht berechtigt einen adelstitel zu führen. ist anders als im deutschen ausland.


    2. die wiener philharmoniker sind ein privater verein, der sich seine dirigenten freiwillig selbst aussucht. sie haben ihn für 2007 schon wieder gebucht:


    Alban Berg: Konzert für Violine und Orchester, "Dem Andenken eines Engels" (solist: gidon kremer)
    Ludwig van Beethoven: Symphonie Nr. 7, A-Dur, op. 92


    faun

    die kritik ist das psychogramm des kritikers (will quadflieg)

  • Ja, der Harnoncourt ist der Stachel im Fleische eines jeden Karajaniten. Mikr persönlich ist lieber ein echter Graf mit einem echten "von", das er nicht führt, als ein läppischer Namensbestandteil, der vor allem wohl dem Anbiedern an die Elite in Deutschland dienen sollte. :D
    :hello:
    P.S.: Übrigens, Helisara,

    Zitat

    Auch wenn ich die Österreicher und ihre Mentalität nicht mag ( wer mich kennt weiß das es Ausnahmen gibt )


    Bei mir ist's just umgekehrt: Ich mag die Deutschen ausgesprochen gern, aber wer mich kennt, weiß, daß es Ausnahmen gibt. :D


    ------------------------------


    Hallo Faun,
    Du hast vergessen, daß die Philharmoniker echte Masochisten sind. Nicht erst jetzt, weil sie Harnoncourt engagieren. Sie haben schon seinerzeit unter Karajan gespielt...
    :hello:

    ...

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