Verachtet mir die Meister nicht - Richard Wagner: Die Meistersinger von Nürnberg

  • Meines Erachtens sind die Meistersinger das wohl ungeeignetste Musikdrama für Bayreuth - daher kann ich mit der Barenboim-Aufnahme relativ wenig wenig afangen. Seiffert ist wirklich gut, aber Holl ist mir in allen Aufnahmen und Aufführungen zu arg Liedsänger geblieben. (Mittlwerweile näselt er auch, aber das ist auf der Aufnahme noch nicht der Fall.) Da ist mir Soltis zweite Meistersinger-Aufnahme um einiges lieber.


    Aber Wottrich als Stolzing ? Himmel, hilf ! Ich habe ihn einmal in dieser Rolle in Stuttgart erlebt - in der folgenden Vorstellung wurde er glücklicherweise durch Jeremy Dowd ersetzt. Sein Bayreuther Parsifsal 2004 war ebenfalls mau - von seiner diesjährigen Leistung als Siegmund ganz zu schweigen. Darf man aktuellen Gerüchten aber glauben wird Wottrich angesichts des diesjährigen Fiaskos wohl doch nicht den Stolzing übernehmen.

  • Ja ich halte ihn auch nicht für Ideal aber als David geht er ja mal gar nicht meiner Meinung nach.


    Naja ich hab ihn ja als Erik gehört, da gabs schon en einige "Buh"Rufe die ich aber unberechtigt fand.Also Erik gefiel er mir eigentlich ganz gut...Ein Fiasko wars auf keinen Fall.

  • Zitat

    Original von ulfk179
    Aber Wottrich als Stolzing ? Himmel, hilf ! Ich habe ihn einmal in dieser Rolle in Stuttgart erlebt - in der folgenden Vorstellung wurde er glücklicherweise durch Jeremy Dowd ersetzt.


    Nur mal kurz eine Nachfrage zum Verständnis: ist hier vielleicht Jeffrey Dowd gemeint?

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  • Beim Thema "Endrik Wottrich" möchte ich nicht abseits stehen. Ich hab ihn noch als Anfänger im Ohr - und damals dachte ich, dass da vielleicht mal ein sehr guter Lohengrin heranwächst. Zwischenzeitlich habe ich eher die Befürchtung, dass da eine Karriere vorzeitig zu Ende geht. Auch ich habe seinen Stuttgarter Stolzing gehört, das ging für mein Empfinden noch. Der Parsifal war tatsächlich - wie hier schon zu lesen war - ziemlich schwach und sein Siegmund einfach nur grottig: schrei, stemm, brüll, das alles gepaart mit einer Intonation, die einem das Fürchten lehrt ("Winterstürme"). Allerdings sei der Tenor erkältet gewesen - wenn das stimmt, hätte er besser eine Indisposition ansagen lassen sollen. Nun, man darf gespannt sein, ob Wottrichs persönliche Verbindung zum Haus Wagner stark genug ist, um dortselbst weiterhin auftreten zu können.


    Gruss

  • Zitat

    Original von S.Kirch


    Nur mal kurz eine Nachfrage zum Verständnis: ist hier vielleicht Jeffrey Dowd gemeint?


    Ups, mein Fehler. Natürlich meinte ich JEFFREY Dowd.

  • Hallo allerseits,


    entschuldigt diese Frage, aber man ist irgendwie doch noch verwirrt, wo es in diesem Thread viele Infos zu finden gibt, aber als Laie alles recht zu ordnen bereitet manchmal Probleme.


    Mir geht es um die Einspielungen unter Solti!



    Soll dies die zweite Einspielung Soltis sein?
    Also mit van Dam als Hans Sachs?




    Ist denn das die Erste???
    Hier ist Norman Bailey Hans Sachs, Bernd Weikl Sixtus Beckmesser und Kurt Moll Veigt Pogner. Außerdem mit dabei: Kollo, Bode, Hamari und Dallapozza.


    Ich hab das von der Einspielungszahl so verstanden - ist das korrekt oder bin ich echt durcheinander gekommen???
    Und habe ich das jetzt richtig verstanden, dass die Mehrheit die Ersteinspielung Soltis für gelungener hält als die Zweite?



    Ansonsten gab es auch noch Namen wie Karajan oder Kublik auf welche man bei der Suche trifft...



    Besten Dank für eure Antworten :hello:
    Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Hallo Maik,


    du hast alles selbst richtig herausgefunden:


    Solti I: Bailey


    Solti II: van Dam



    Aber beide Aufnahmen finde ich nicht so besonders, wenn es Solti sein soll, dann doch eher Solti I.


    Aber viel besser sind die Einspielungen unter Karajan (mit der Staatskapelle Dresden) und unter Kubelik.


    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Soltis frühere Einspielung hat leider Bailey als sachs, Soltis spätere Einspielung leider José van Dam. :(
    Und die beiden am besten gesungenen Einspielungen haben leider Herbert vK als Dirigenten. :D


    :hello:

    ...

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  • Hallo Forianer,


    hier sind meine "Meistersinger"-Einspielungen:


    CD


    Stewart, Konya, Janowitz, SOBR, Kubelik, ARTS 1967
    Adam, Kollo, Donath, Staatskapelle Dresden, Karajan, EMI 1971
    Ridderbusch, Cox, Bode, Orch. d BayreutherF, Varviso, Philips 1974
    Weikl, Heppner, Studer, Bayerisches Staatsorch., Sawallisch, EMI 1994



    DVD


    Weikl, Jerusalem, Häggander, Orch. d. BayreutherF, Stein, 1984
    Brendel, Winbergh, Johanson, Orch. der DOB, Frühbeck de Burgos, 1995
    Holl, Seiffert, Magee, Orch. d. BayreutherF, Barenboim, 1999



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Die Bayreuther Karajan-Aufnahme ist von 1951, also in der Tat Mono.


    Maik, was nützt Dir eine "Meistersinger"-Aufnahme ohne einen adäquaten Hans Sachs? Der Sachs ist die umfangreichste Partie der gesamten Opernszene. Bailey war nie ein Sachs, für van Dam mag die Rolle zu spät gekommen sein.


    Wenn's "gut und günstig" sein soll, dann empfehle ich die Eurodisc-Einspielung unter Keilberth mit Otto Wiener, Jess Thomas und Claire Watson. Die steht den beiden Stereo-"Spitzenaufnahmen" von Karajan und Kubelik kaum etwas nach und ist zudem sehr preiswert zu haben.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo Maik,


    [großkotzmodus]also da Du ja nun unbedingt auf dem Urteil eines Kenners bestehst[/großkotzmodus], so lasse Dir Folgendes gesagt sein:


    - Karajans Bayreuther Live-Mitschnitt aus dem Jahre 1951 hat der Dresdner Studioaufnahme die theatralische Lebendigkeit voraus, klingt aber nach heutigen Maßstäben eher mittelprächtig. Es wird recht gut gesungen, aber nicht überragend. Außerdem ist der durch den Orchesterdeckel verursachte Bayreuther Mischklang nicht unbedingt dazu geeignet, die vielen orchestralen Delikatessen und Finessen angemessen abzubilden. Daher ist diese Aufnahme nur etwas für jemanden, der schon 2 oder 3 andere STEREO-Aufnahmen besitzt und nicht zum Kennenlernen des Werkes geeignet.


    - Im Bezug auf den Mitschnitt mit Keilberth (München 1960) habe ich im Gegensatz zu Norbert, mit dem ich sonst sehr oft übereinstimme, doch einige Probleme: das nicht gerade überragende Orchester, ein grauenhaft karikierter Beckmesser (Kusche), ein unbeteiligt wirkendes Liebespaar sowie ein für mich zu leichtgewichtiger und "trockener" Sachs (obwohl Wiener ja Baß-Bariton war).


    - Vergiß die Solti-Aufnahmen! Nr. 1 leidet unter einem nichtexistenten Sachs, einer uninteressanten Eva und dem üblichen Bombast, den Solti gemeinhin bei Wagner auffährt. Nr. 2 leidet an einem Sachs-Sänger, der die Rolle zehn Jahre zuvor sicher gut hätte ausfüllen können, der jetzt aber nur noch alt und grau klingt. Solti ist hier zwar weniger martialisch und weniger forsch, hat auch mehr die Details der Partitur im Auge, aber man hört an der gewissen Sterilität, dass es sich um eine konzertante Aufführung handelt. Und auf der Festwiese müssen die Chicagoer unbedingt mal wieder unter Beweis stellen, dass sie über eine der potentesten Blechbläsergruppen auf diesem Erdball verfügen.


    - Daher abschließend meine Empfehlung: Wenn Dir der Kubelik zu teuer ist (m.E. die beste STEREO-Einspielung), dann nimm die Dresdner Karajan-Einspielung, die auch nicht perfekt ist, aber doch ein ganz guter Einstieg. Aber wenn Du Dich näher mit dem Werk beschäftigen willst, wirst Du Dir schon mehrere Aufnahmen zulegen müssen... Aber es lohnt sich! :yes:


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Nun ja, Meistersinger sind immer auf 4 CDs (sofern sie nicht drastisch gekürzt sind). Eine Empfehlung für Einsteiger ist meines Erachtens auch immer die Version Kempes mit den Berlinern, Frantz, Schock, Grümmer - wobei ich nicht auf Anhieb weiß, ob sie aktuell lieferbar ist.

  • Bei Kempe wird man vermutlich bis nächstes Jahr warten müssen, bis sich ein Label der nunmehr frei gewordenen Einspielung annimmt. Die EMI scheint nicht gewillt, sich mit Preisdumpern anzulegen und eine Neuauflage herauszubringen.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Nur mal etwas bruchstückhaft ein paar Eindrücke der Aufführung in der Oper Frankfurt von gestern:


    Erstmal hat der ganze Abend erinnert an "Wagner ohne Worte", sowas kannte ich bis vor einigen Jahren nur von Maazel. Das Orchester hat unter dem Dirigenten Roland Böer so laut gespielt, das außer von Sachs (Wolfgang Koch) von kaum jemand ein Wort bei den vollen Orchesterklängen zu hören war. Die Interpretation hatte überhaupt nichts komisches und leichtes.


    Insgesamt steht da eine Mannschaft auf der Bühne mit gehörigem Gewaltpotential: die Meister gegen die Lehrbuben, die Lehrbuben gegen Walther, Sachs gegen die übrigen Meister. Sachs und Beckmesser sind in Frankfurt eindeutig die Antipoden und da fand ich die Aufführung auch nicht ganz schlüssig, Sachs ist der, der von vorneherein als Außenseiter bei den Meistern gezeigt wird: andere Kleidung und vor allem klingt er, als sänge er die ganze Zeit mit unterdrückter Wut. Gegen sich, die Meister, Eva, Walther, schlicht alle. Beckmesser ist eine tragische Figur, einer der von Beginn an den Eindruck eines traurigen Menschen macht der mit sich selbst und seiner Art hadert. Traurig-komisch, wenn er hinter Pogner auf die Bühne kommt und unbeholfen einen rot-weißen Blumenstrauß in der Hand schwenkt und den hilflos vor den auftretenden Meistern verstecken will. Das Beckmesser dann im 2. Akt als Jude dargestellt wird - nach der Prügelei wird der Erschlagene mit einem Judenstern `zugedeckt` und verbleibt als Einziger auf der Bühne - hat mir aufgrund der vorherigen Darstellung nicht eingeleuchtet. Johannes Martin Kränzle, der Darsteller des Sixtus Beckmesser, war phänomenal!! Ein echter Charakterkopf, wunderbares Spiel und der einzige "Mensch" auf der Bühne. Leider mußte ich die Vorstellung vorzeitig verlassen um überhaupt noch - mit der Bahn :motz: - , nach Hause zu kommen. D. h. kurz vor dem Preislied des Beckmesser.


    Ich habe gelesen, daß er in dieser Spielzeit in Frankfurt u.a. den Grafen Almaviva singen wird. Einmal werde ich die Oper also sicher noch besuchen ;).


    Sophia


    NS: der nächste Besuch gilt dann dem Kölner "Lohengrin" am Samstag in der Regie von Klaus Maria Brandauer. Nach seiner beeindruckenden Vorstellung seiner Schauspielkunst in der Soiree des Kölner Opernhauses vor einigen Tagen zum "Lohengrin" darf man wohl gespannt sein. Vor allem, was das dann noch mit dem "Lohengrin" zu tun hat :D

  • Hallo Frau Kirch,
    ich kann mich Ihrer positiven Bewertung hinsichtlich des Beckmessers nur anschließen. Da ich in der ersten Reihe saß, kann ich mich nur schwer zur Lautstärke des Orchesters äußern - für mich waren alle Sänger verständlich. Die Inszenierung war sicher gewöhnungsbedürftig - Meistersinger fernab von Dürer und Butzenscheibenromantik - aber trotzdem überzeugend. Schade, dass Sie das Ende sausen lassen mussten. Schon merkwürdig, dass die Oper Frankfurt auf Ihrer Homepage schreibt, die Vorstellung sei nach 5h15min bereits zu Ende, obwohl man sage und schreibe eine Stunde mehr brauchte. Ich bin gestern "abend" um 4:30h ins Bett gekommen - aber das Ganze hat sich gelohnt...

  • Ich frage mich nur, ob es wirklich eine gute Idee ist, einen "Meistersinger"-Einstieg über die Preisschiene statt über die Qualität zu suchen. Ich weiß schon, daß der Kubelik teuer ist, aber für mich ist das das non-plus-ultra an "Meistersinger"-Aufnahmen - zumal auch der Bayreuther Schalldeckel nicht die hellen, klaren Farben abdämpft und Stewart für mich ein fabelhafter Sachs ist.
    :hello:

    ...

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  • Guten Morgen.


    An Meistersinger-Einspielungen habe ich Sawallisch und Karajan (Staatskapelle Dresden) im CD-Regal stehen. Den HvK habe ich mir auf Grund der Äußerungen in diesem Thread zugelegt. Und auch wenn ich kein HvK-Anhänger bin, so bin ich sehr froh über diese Aufnahme, da sie mir die Meistersinger nahe gebracht hat - was Sawallisch leider nicht vermochte.
    Allerdings gibt es einen Punkt, der mich denn doch stört: der Beckmesser bei HvK. Je häufiger ich es höre, desto weniger sagt es mir zu, desto weniger witzig finde ich diese böse Karikatur.
    Nun habt ihr zuletzt den Kubelik so herzlich empfohlen. Auch in Sachen Beckmesser?


    :hello:


    Gruß, l.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Hallo lohengrins,


    Thomas Hemsleys Beckmesser ist eher auf der ernsthaften, unkarikierten Seite. Was mich etwas an Hemsley stört, ist seine angelsächsische Sprachfärbung, die den deutschen Text etwas verfremdet. Aber das ist nur eine kleine Einschränkung in einer ansonsten fast uneingeschränkt zu empfehlenden Aufnahme. Schade, dass FiDi die Rolle nie gesungen hat, sie hätte - im Gegensatz zu Sachs - sowohl gesanglich als auch typenmäßig so gut gepasst... :D


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Zitat

    Schade, dass FiDi die Rolle nie gesungen hat, sie hätte - im Gegensatz zu Sachs - sowohl gesanglich als auch typenmäßig so gut gepasst...


    Gut gebrüllt, Löwe! ;) Ich kann dem nur zustimmen. Auf der anderen Seite ist DiFiDi natürlich zu verstehen. Wer sich selbst als Sachs sieht, kann eigentlich gar nicht auf die Idee kommen, den Beckmesser zu singen. Eben ein Problem der Selbsteinschätzung. Mir ist auch kein Sänger geläufig, der beide Partien gesungen hat.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo Theophilus,


    auf Platten gibt es zumindest einen: Bernd Weikl (Beckmesser bei Solti I, Sachs bei Sawallisch). Wäre interessant, wenn man beim nächtlichen Ständchen Beckmessers im 2. Akt die Aufnahmen zusammenschneiden und Weikl gegen Weikl antreten lassen würde... :hahahaha:


    Grüße


    GiselherHH


    P.S.: Vielleicht hat FiDi die Rolle auch deswegen gemieden, weil sie seinem Image als "singender Oberstudienrat" (oder vornehmer formuliert: "cantor doctus") zu sehr entsprochen hätte...

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Zitat

    Original von Theophilus
    Mir ist auch kein Sänger geläufig, der beide Partien gesungen hat.


    :hello:


    Bernd Weikl.


    Beckmesser bei Solti (I).

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von GiselherHH
    ..........Im Bezug auf den Mitschnitt mit Keilberth (München 1960) habe ich im Gegensatz zu Norbert, mit dem ich sonst sehr oft übereinstimme, doch einige Probleme: das nicht gerade überragende Orchester, ein grauenhaft karikierter Beckmesser (Kusche),


    Ja, Kusche trägt schon dick auf. Andererseit ist das auch ein legitimer Interpretationsansatz, schliesslich hat der alte Mann, der das junge Mädchen will, und sich dabei zum Narren macht als Motiv in der Oper vor und nach Wagner Tradition...
    Allerdings muss ich, wenn ich Kusche höre, immer an "Borstenvieh und Schweinespeck" denken.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Hallo Giselher,


    richtig, wie konnte ich das nur vergessen! Wobei man aber sagen muss, dass es sich da eigentlich um einen Sänger in seiner natürlichen Entwicklung handelt. Zur Zeit von Solti-I hätte er den Sachs noch nicht, und später den Beckmesser wohl nicht mehr gesungen. Aber dennoch bleibt er ein Beispiel dafür, dass ein Sänger durchaus beide Rollen drauf haben kann, wenn er will. Er hat aber den Beckmesser auf der Bühne nur sehr spärlich gesungen, wenn überhaupt.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von S.Kirch
    Das Beckmesser dann im 2. Akt als Jude dargestellt wird - nach der Prügelei wird der Erschlagene mit einem Judenstern `zugedeckt` und verbleibt als Einziger auf der Bühne - hat mir aufgrund der vorherigen Darstellung nicht eingeleuchtet.


    Das halte ich auch für Unfug. Da hat ein Regisseur sein Weltbild und sein Bild von Wagner und dann wird, "was nicht passt, passend gemacht". Beckmesser ein Jude? Der Text gibt IMO dafür nichts her, aber es spricht einiges dagegen.


    Bekanntlich war die Figur als Spitze gegen den Kritiker Hanslick konzipiert, also gegen einen konkreten Intimfeind Wagners. Der Name ist nicht jüdisch, Sixtus hiessen mehere Päpste. Wir befinden uns im 16. Jahrhundert, der Antisemitismus hatte - auch in Folge Luthers - Hochkonjunktur. Undenkbar, daß ein Jude Stadschreiber werden und Aufnahme in die Meistersingerzunft finden könnte. Der einflussreiche Pogner ist ja der Werbung Beckmessers durchaus gewogen. Ein reicher Handwerksmeister im 16. Jahrhundert, der einen jüdischen Schwiegersohn akzeptiert? Ich halte das alle für sehr konstruiert.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Benno Kusche steht durchaus in der Tradition vieler Beckmesser-Interpreten, die die Partie als Karikatur anlegen (Eugen Fuchs, auch Erich Kunz, fast alle Sänger der Vorkriegs- und Kriegsaufnahmen). Cosima Wagner hat die Rolle sogar mit einem singenden Schauspieler besetzt - heute undenkbar (den Namen habe ich aktuell nicht parat, werde ihn aber nachschlagen). In gewisser Weise gibt das Stück, auch die Musik, das sicher her. Mir gefällt ein singender Beckmesser (wie Bernd Weikl, der von mir sehr geschätzte Roland Hermann, Karl Schmitt-Walter oder v.a. Hermann Prey) auch viel besser. FiDi hätte - fürchte ich, evtl. doch zu sehr zur Karikatur tendiert, gerade Anfang der 90er mit nachlassender Stimme, als er (stimmt das?) in der Sawallisch-Aufnahme als Beckmesser vorgesehen war. Siegfried Lorenz ist übrigens m.E. ein sehr guter "Ersatz"!

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