DGG-Webshop: Aufnahmen und Archivaufnahmen @ 320 kBit/s ohne Kopierschutz

  • Ahoi allerseits,


    zunächst OT für Wulf: Die MAK-Einspielung reizt mich durchaus. Aber Deinen Tip hab ich mir mal notiert um ihn bei nächster Gelegenheit einer Hörprobe zu unterziehen. Meine Aufnahme des Combattimento mit Garrido hat mich nämlich bisher seltsamerweise kalt gelassen.


    Zurück zum Thema.


    Ich muß ehrlich zugeben, manche Reaktionen hier verwundern mich enorm. Man hat beinahe das Gefühl, das Ende der zivilisierten Welt stünde bevor.


    Wenn jemand mit der Sammelei von Tonträgern glücklich wird, ist das völlig legitim. Ich habe das selbst durchgemacht, früher Vinyl später CD. Gottseidank erhole ich mich gerade rapide von dieser Manie. Das heißt natürlich nicht, daß ich anderen nicht ihren Tonträgerfetisch gönne.


    Vor einiger Zeit entdeckte ich die Einspielung der Brandenburgischen Konzerte von Bach mit Musica Antiqua Köln für mich. (Bitte jetzt keine Interpretationsdiskussionen anfangen, dafür gibt es die entsprechenden Themen - im Zweifelsfalle Suchfunktion). Von dieser Aufnahme bin hellauf begeistert und kann sie mir immer und immer wieder anhören. Wenn beispielsweise die beschwingten ersten Takte des Allegros aus Konzert Nr. 2 in F-Dur anklingen, stellen sich bei mir Glücksgefühle ein. Da ist mir eine runde Scheibe in einer Plastikhülle doch völlig wumpe, um es mal salopp zu formulieren.


    Manch einer scheint Regale voller Plastik als Lebensqualität zu definieren, das sei ihm unbenommen. Teilen kann ich diese Ansicht nicht. Ich habe schon immer den Großteil meiner Sammlung in Kartons, in Schubladen oder hinter Schrankwänden untergebracht, da ich Reihe über Reihe von CDs schon immer potthäßlich fand. Was man daran ästhetisch finden kann erschließt sich mir einfach nicht. Bereits zu Vinylzeiten hat mich der Anblick dieses uniformen dünngerippten Blocks von ca. 30cm Höhe schon gestört. Da hat wohl jeder seinen eigenen Geschmack.
    Andere wiederum scheinen der Tonträgersammelei gar eine "erotische" Komponente zusprechen zu wollen. Ich will es mir lieber nicht vorstellen... ;)


    Mal ganz abgesehen davon, daß nichts einen Konzertbesuch ersetzt (egal ob Saal oder Kirche), beschleicht einen bei der Lektüre dieser Diskussion beinahe das Gefühl, unser musikkulturelles Erbe sei nur in Form von in Plastik verpackten Polycarbonatscheiben von 12cm Durchmesser angemessen zu bewahren. Wem konzentrierteres Zuhören nur noch durch von Hand einzulegende Tonträger möglich ist, der ist wirklich zu bedauern.


    Jan äußerte sich 'je mehr Masse, desto weniger Genuß'. Ein umfangreiches Angebot kann damit nicht gemeint sein, das gibt es schließlich jetzt schon in der Form von Tonträgern. Aber daß der Verzicht auf selbige automatisch massives Horten von Aufnahmen mit sich bringt war mir neu. Wie Medard bereits einwarf, es kommt darauf an, wie man mit einem umfangreichen Angebot umgeht, egal ob von Vinyl, CD, tonträgerlos oder sonstwoher.


    Irgendwer brachte das Argument der Klangqualität ins Spiel, ich glaube Alfred wars. Auch wenn ich mich davor hüten würde darum zu wetten, ob ich noch einen Unterschied zwischen MP3 in maximaler Bitrate und CD-Qualität hörte, will ich nicht pauschal ausschließen, daß er wahrnehmbar sei. Genug Leute behaupten der Klang von Audio-CDs sei schon unzureichend, auch wenn ich das persönlich bisher nicht nachvollziehen konnte. Wenn man allerdings die Diskussion von dieser, wenn man so will, audiophilen Seite her aufrollt, warum sich dann überhaupt noch mit der hoffnungslos veralteten CD-Technologie abfinden? Der Verzicht auf Tonträger ermöglicht es, sich hochauflösenden bis hin zu angeblichem Studioklang ins Haus zu holen. Linn Records beweisen bereits jetzt wohin die Reise gehen kann: "http://www.linnrecords.com/linn-download-quality-and-file-type.aspx"
    Was will man da noch mit popligen CDs?


    Rein technisch gesehen, befinden wir uns gerade in einer Übergangsphase. Ich persönlich halte Downloads oder das Überspielen der eigenen CDs (oder LPs) auf größere Datenträger nicht für der Weisheit letzen Schluß. Was ich mir wünsche, ist eine Streaminglösung, in welcher Form auch immer, die mir jederzeit unbegrenzten Zugang auf sämtliche Aufnahmen ermöglicht. Die Vision, die Antracis weiter oben beschrieb, ist technisch bereits realisierbar und dürfte so oder ähnlich irgendwann kommen.
    Das Argument Musik dann nur noch am Computer hören zu können ist längst nicht mehr haltbar und entspringt veralteten Technikvorstellungen. Entsprechende Zuspieler für die Stereoanlage existieren längst. Die Technologie wächst immer weiter zusammen. Der PC, wie wir ihn bislang kennen, verliert bereits jetzt an Bedeutung.


    Sämtliche technischen Gegenargumente scheinen mir nicht zuende gedacht, sondern eher Resultat der Angst an liebgewonnen Gewohnheiten nicht mehr festhalten zu können. Leute, selbst wenn von heute auf morgen gar keine CDs mehr produziert würden, die abertausende von Tonträgern, die in den letzten 25 Jahren produziert wurden, verschwinden doch nicht plötzlich von der Oberfläche dieses Planeten! Da reicht eure gesamte Lebenszeit doch nicht um die alle zu hören. Das Gros der Klassik-CDs die bislang verkauft wurden findet irgendwann auch seinen Weg zurück auf den Gebrauchtmarkt. Kein Grund zur Panik also, falls man sowas unbedingt zum Glücklichsein braucht.



    Ich persönlich werde meine bisherige CD-Sammlung in den nächsten Monaten einer radikalen Schrumpfkur unterwerfen, alles was ich nicht unbedingt brauche fliegt raus. Mal sehen, wieviel am Ende übrigbleibt. :D Seit einiger Zeit liebäugle ich mit einer Squeezebox ("http://slimdevices.com/"). Technikaufgeschlossene steuern soetwas bereits jetzt mit einem drahtlosen Tablet von Nokia bequem vom Sofa aus, gewissermaßen als Luxusfernbedienung. In Verbindung mit einer kleinen NAS-Lösung die Ideale Perspektive um die Übergangszeit bis zu einer umfassenden Lösung (hohe Klangqualität/keine Downloads/Backupfrei/einfache Bedienung/keine Bastelei), womöglich ähnlich Antracis Vision, zu überbrücken.


    Ich kann es inzwischen kaum erwarten die ganzen Plastikstapel loszuwerden.



    :hello:

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Zitat


    Ich habe viele Jahre ausschließlich auf mp3 gesetzt, und mich dementsprechend intensiv mit dem Thema Datensicherheit auseinandersetzen müssen. Dennoch bin ich zur CD zurückgekehrt. Dies hat vor allem den grund, dass ich eine mp3-Datei als keinen echten Besitz erachte. Die Flüchtigkeit der Daten, die ich bei mir und im Bekanntenkreis erlebt habe und immer noch erlebe, lässt offensichtlich kein rechtes Besitz-Gefühl aufkommen. Möglicherweise benötige ich auch die CD als physisches Ding, welches ich in den Händen halten kann. Zudem erfreut es einfach mich und mein Auge, vor dem CD Regal zu stehen und zu schauen was dort alles so steht. Bekannten die mich besuchen ergeht es übrigens ähnlich.


    Eine Sache noch: da ich noch am Beginn meines Berufslebens stehe, weiß ich nicht wie und wohin es mich einmal verschlagen wird. Möglicherweise werde ich eine kürzere oder längere Zeit nicht dazu kommen, mich mit Musik beschäftigen zu können. Über mehrere Jahre still stehende Festplatten weiß man wenig, es besteht jedoch mit erhöhter Wahrscheinlichkeit die Gefahr, dass sie nicht mehr anlaufen. Was ich sagen will: Ich muss am Backup und am Pflegen der Daten immer dran bleiben. Das bedeutet für mich Stress und Zwang. Auch diesen habe ich bei CDs nicht.


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:



    Hallo Thomas, kann die Aussagen im ersten Abschnitt nur vollständig unterstützen, darüberhinaus bilde ich mir einfach ein, daß auch 320 kbit/s nicht die ganze Information transportieren, die wav aufweist, und, daß man es dann doch hört! Oder spürt.


    Allerdings nehme ich die CDs dann als wav-Dateien auf Festplatte (nicht alle, aber die guten), da ich mich schneller mal orientieren, Besuchern was vorspielen oder eine Auto-CD zusammenstellen kann. "Ernsthaft" gehört wird aber mit CD-Player, weil der PC nebengeräuschelt und sowieso die Wandler und das Laufwerk des Players besser sind.

  • Zitat

    Original von m-mueller
    Allerdings nehme ich die CDs dann als wav-Dateien auf Festplatte (nicht alle, aber die guten), da ich mich schneller mal orientieren, Besuchern was vorspielen oder eine Auto-CD zusammenstellen kann.


    Nimm dann Flac oder Ape. Auch kein Verlust, aber die Dateien werden komprimiert bis etwa 60-70 % der ursprüngliche Länge. Mit Foobar kannst du sie nachher hören.


    LG, Paul

  • Zitat

    Nimm dann Flac oder Ape. Auch kein Verlust, aber die Dateien werden komprimiert bis etwa 60-70 % der ursprüngliche Länge. Mit Foobar kannst du sie nachher hören.


    LG, Paul


    Lieber Paul, Danke schön für den Tip. Das Problem ist vermutlich, daß ich die gespeicherten Dateien für andere Geräte als Computer wieder in wav rekonvertieren muß. Und Speicher ist in letzter Zeit so billig geworden... Meine erste Festplatte hatte 40 MB und kostete stolze 10 Mark für jedes MB - bei Aldi gab´s neulich 350 GB für 90 Euro oder so, also mal um ungefähr den Faktor 20.000 günstiger. Und die Festplatte ist auch erst zur Hälfte voll...


    :hello:

  • Ein interessanter Artikel hierzu in der heutigen Welt:


    "www.welt.de/welt_print/article1434281/Mozart_um_den_Hals.html"


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Tamino XBeethoven_Moedling Banner

  • Yo, danke für den Link! :-)


    Vielleicht ist der folgende Aspekt noch etwas verfrüht für diesen Thread, aber sei’s drum:


    Zitat

    Original aus Die Welt:

    Zitat

    Zitat


    Tatsächlich werden durchs Herunterladen viele Neukunden angesprochen. Laut Stephanie Haase, Direktorin von EMI Classics Germany, sind hohe Zugriffsraten gerade bei Repertoirestücke auffällig, die aus Konzertprogrammen und Neuerscheinungskatalogen längst verschwanden: für Smetanas "Moldau" oder Mozarts "Kleine Nachtmusik". Über Wunschkonzert-Hits nähern sich Klassik-Novizen heute dem von Kennern verminten Territorium. Mit der Lust auf goldene, verlässliche Werte. Bekanntlich sind Bach und Beethoven Chart-Klassiker seit über 200 Jahren.


    Doppel-Arrgh ... ich weiß gar nicht, welche der zahllosen expliziten und impliziten Aussagen dieses Absatzes ich als allererstes so richtig zum :kotz: finden soll!


    Meiner generellen Befürwortung digitaler Downloads ungeachtet: Könnte dieses Medium noch weiter zur musikalischen Verdämlichung der Menschheit beitragen? Okay, Die Welt exponiert sich generell nicht gerade mit kultureller Intelligenz, aber die Aussage stammt im wesentlichen ja von EMIs Klassik-Direktorin ...


    LiGr,
    °_°J.

  • Ich halte den gesamten Artikel für reine PR, auf gut Deutsch: Schleichwerbung. Über Risiken und Nebenwirkungen wird nämlich kein Wort verloren. Womöglich darf die "Welt" sich schon bald über ein paar lukrative ganzseitige Anzeigen der ein oder anderen Plattenfirma - pardon: "Download-Global-Player"- Firma freuen.


    Mit Gruß von Carola

  • Zitat

    Original von Carola
    Ich halte den gesamten Artikel für reine PR, auf gut Deutsch: Schleichwerbung. Über Risiken und Nebenwirkungen wird nämlich kein Wort verloren. Womöglich darf die "Welt" sich schon bald über ein paar lukrative ganzseitige Anzeigen der ein oder anderen Plattenfirma - pardon: "Download-Global-Player"- Firma freuen.


    Mit Gruß von Carola


    Ganz meine Meinung! :jubel: :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich will die alte Diskussion nicht wieder aufwärmen, nur etwas anmerken, was mir in den letzten Tagen eingefallen ist:
    Wenn (was kaum je der Fall sein wird) ich meine Sammlung auf platzsparenden Festplatten hätte, davon je eine Kopie bei Tante Frieda und eine im Schweizer Bankschließfach deponiert, damit sie auch den Weltuntergang überstehen, wäre ich noch viel undisziplinierter, was das Anhäufen von Aufnahmen, die ich letztlich kaum oder nie hören würde, betrifft.
    Wenn sich dagegen die CD-Stapel anhäufen, kann ich feststellen, dass mir die Sammlung über den Kopf wächst, kaum mehr handhabbar ist usw. und rechtzeitig reduzieren, einschränken, aussortieren. Wenn alles nur eine Frage von 10 Gigabyte mehr oder weniger ist, fällt dieses disziplinierende Element weg.


    Wunschkonzerte und entsprechende Radiosendungen oder Platten gibt es schon seit Jahrzehnten. In der Tat war zu Schellack-Zeiten sicher der Anteil der Wunschkonzertausschnitte aus technischen und wirtschaftlichen Gründen viel größer als heute. Vielleicht gewinnt es ein paar neue Klassikhörer, vielleicht auch nicht. Wobei die Verschwörungstheorie des "verminten" Geländes der von einfersüchtigen Gralshütern bewachten Klassik völli absurd ist, man muß ja wirklich nur das entsprechende Radioprogramm einschalten. Man hört wohl eher ungeplant Klassik im Radio als dass man aus Versehen Mahlers 9. bei der DG runterlädt... ;)


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ...als dass man aus Versehen Mahlers 9. bei der DG runterlädt... ;)



    :( oops, schon wieder 555 Scarlattisonaten gedownloaded...

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Ich will die alte Diskussion nicht wieder aufwärmen, nur etwas anmerken, was mir in den letzten Tagen eingefallen ist:
    Wenn (was kaum je der Fall sein wird) ich meine Sammlung auf platzsparenden Festplatten hätte, davon je eine Kopie bei Tante Frieda und eine im Schweizer Bankschließfach deponiert, damit sie auch den Weltuntergang überstehen, wäre ich noch viel undisziplinierter, was das Anhäufen von Aufnahmen, die ich letztlich kaum oder nie hören würde, betrifft.
    Wenn sich dagegen die CD-Stapel anhäufen, kann ich feststellen, dass mir die Sammlung über den Kopf wächst, kaum mehr handhabbar ist usw. und rechtzeitig reduzieren, einschränken, aussortieren. Wenn alles nur eine Frage von 10 Gigabyte mehr oder weniger ist, fällt dieses disziplinierende Element weg.


    Das Szenario ist gar nicht so abwegig. Ein Freund von mir lädt inzwischen gewissermaßen alles runter, was es downzuloaden gibt: Jazz, Pop, Rock, Klassik, Filme, Dokus... - einfach um es zu haben, zu archivieren, alles in eine Datenbank zu packen und dieselbe zu verwalten. Sapientis est ordinare. O.k., der Mann ist Historiker und die haben ja von Natur aus eine gewissermaßen libidinöse Bindung ans Archiv. Allerdings ist es naklar letztlich absurd, wenn die »Sammlung« als solche sich verselbstständigt und zum Archiv mutiert...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Mir ist in der vergangenen Diskussion auch eins klar geworden:
    ich bin ein Materialist.
    Was ich immateriell auf der Festplatte habe, existiert für mich nicht wirklich.
    Ich habe das gerade gestern wieder bemerkt, als ich eine "Akte" nur auf der Platte hatte (als einzelne .pdf und .xls und .doc).
    Ich habe dann abends doch die relevanten Seiten ausgedruckt und eine echte Akte angelegt.
    Vielleicht reine Verlustangst - egal, Hauptsache zufrieden :]


    Grüsse
    Achim :hello:

  • Hm, wenn ich mir vorstelle, dass ich dieses disziplinierende Element hätte, welches JR besitzt, wäre ich ein anderer, aber das nur nebenbei bemerkt...


    Ein "Freund" von mir lädt auch alles runter... tzzz...Untergang des Abendlandes sag ich da nur, wie weiland Gutenberg, der letztendlich der verbalen Kultur den Todesstoß versetzt hat. Ich würde mir ja die Komponisten persönlich ins Regal stellen, wenn es diese dummen CDs nicht gäbe. Ich würde Live-Konzerte sammeln. Die Operninszenierung von letzter Woche packe ich dann eben mal ins Badezimmer, wenn die Bühnenbilder nicht so sperrig wären...


    Ich jedenfalls finde es klasse, wenn ich eben mal Klemperer mit Norrington vergleichen kann, ohne die CDs rauszukramen. Dazwischen mal hören, was Reiner draus gemacht hat? Oder Gardiner? Jaja, ich bin die Nemesis der Kultur, ich verblöde völlig, weil ich jetzt eine Vielfalt habe, die vorher mein Geldbeutel nicht zugelassen hat. Wo kommen wir denn dahin, wenn das jeder so machen würde? Wo bleibt der Schmerz der Entsagung? Ist diese plötzliche Verfügbarkeit nicht irgendwie ehrlos und billig? Sollte ich nicht weniger hören, dafür intensiver? Ja, sollte ich denn nicht komplett aufhören, zu hören und nur nach innen horchen? Sollte ich mich nicht einfach an die Autobahnbrücke stellen und nach Patterns und Cluster Ausschau halten, mit den Wind in den Haaren und dem absoluten Erlebnis der einmaligen Aufführung einer Sinfonie auf der A7 zwischen Fulda und Würzburg?


    Kurz gesagt, ich nutze die Möglichkeiten des legalen Downloadens und mir geht es gut damit. Und wenn es jemand nicht mag, dann muss er einfach nicht. Es folgt die Werbung...


    Noch herzlicher als Klawirr,
    Blackadder, Banause und Totengräber :lips:

  • Zitat

    Original von Klawirr


    Das Szenario ist gar nicht so abwegig. Ein Freund von mir lädt inzwischen gewissermaßen alles runter, was es downzuloaden gibt: Jazz, Pop, Rock, Klassik, Filme, Dokus... - einfach um es zu haben, zu archivieren, alles in eine Datenbank zu packen und dieselbe zu verwalten.


    Mir geht es genau anders herum. Zwar habe auch ich in letzer Zeit bei youtube einige Videos heruntergeladen (Schuberts D959 als Musik zur Kürassierattacke in "Le Colonel Chabert", gespenstisch...), einfach aus Neugier und weil wirklich gute Clips dabei sind. Aber was Musik betrifft, habe ich seit der Umstellung auf Festplatte fast nichts aus dem Netz geladen, höchstens mal einige copyrightfreie Liedaufnahmen von Schubert oä.


    Dagegen habe ich in den letzten Wochen ein "Plattenputzen" veranstaltet und Stücke gelöscht, die ich mal ursprünglich aus Dokumentationsgründen mit gerippt, aber nie mehr angehört hatte (zB Bruckner-Symphonien oder Werke zeitgenössischer Musik) Kann sein, daß ich mich in 10 Jahren darüber ärgere, aber ich glaube es nicht.


    Die schiere Größe üblicher Festplatten verführt natürlich zu gedankenlosem Speichern. Das spricht aber nicht gegen die Festplatte, sondern ist eine menschliche Schwäche.

  • Zitat

    Original von Blackadder


    [viel gutes und lustiges]


    Noch herzlicher als Klawirr,
    Blackadder, Banause und Totengräber :lips:


    :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha: und gleichzeitig auch :yes::yes::yes: !



    Liebe Grüße,
    ^_^J.

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  • Zitat

    Original von Blackadder
    Hm, wenn ich mir vorstelle, dass ich dieses disziplinierende Element hätte, welches JR besitzt, wäre ich ein anderer, aber das nur nebenbei bemerkt...


    Ein "Freund" von mir lädt auch alles runter... tzzz...Untergang des Abendlandes sag ich da nur, wie weiland Gutenberg, der letztendlich der verbalen Kultur den Todesstoß versetzt hat.


    Nö! Mit Untergang hat's gar nichts zu tun (wenn man weiter oben liest, stellt man schnell fest, daß ich gar nichts gegen »Neue Medien« habe - im Gegenteil). Übrigens geht's besagtem Archivar ganz prima damit (und ich profitiere trefflich davon).
    Außerdem ist die Rückkehr zum reinen Sammlertum ja tatsächlich nicht der Untergang des Abendlandes, sondern die Rückbesinnung auf seinen Ursprung - jetzt aber frei von jeder Notwendigkeit. Sammlerkultur als reiner Selbstzweck! Wundervoll! Wir kehren dorthin zurück, wo wir herkommen - nur ganz ohne jeden Zwang, uns auch noch von der gesammelten Sammlung nähren zu müssen... :D


    Zitat

    Ich würde mir ja die Komponisten persönlich ins Regal stellen, wenn es diese dummen CDs nicht gäbe. Ich würde Live-Konzerte sammeln. Die Operninszenierung von letzter Woche packe ich dann eben mal ins Badezimmer, wenn die Bühnenbilder nicht so sperrig wären...


    Ich möchte keine Komponisten im Regal haben - die schwitzen unter Umständen und dann fängts irgendwann zwangsläufig an zu stinken...


    Zitat

    Ich jedenfalls finde es klasse, wenn ich eben mal Klemperer mit Norrington vergleichen kann, ohne die CDs rauszukramen. Dazwischen mal hören, was Reiner draus gemacht hat? Oder Gardiner? Jaja, ich bin die Nemesis der Kultur, ich verblöde völlig, weil ich jetzt eine Vielfalt habe, die vorher mein Geldbeutel nicht zugelassen hat.


    Da bin ich ganz Deiner Meinung! Aber eigentlich dachte ich immer, ich sei die Nemesis der Kultur... By the way: Kennst Du Dietmar Daths »Cordula killt Dich! Oder: Wir sind soch nicht die Nemesis von jedem Pfeifenheini« ? Wahrscheinlich kennst Du's... Wenn nicht: Lesenswert!


    Zitat

    Wo kommen wir denn dahin, wenn das jeder so machen würde? Wo bleibt der Schmerz der Entsagung? Ist diese plötzliche Verfügbarkeit nicht irgendwie ehrlos und billig? Sollte ich nicht weniger hören, dafür intensiver? Ja, sollte ich denn nicht komplett aufhören, zu hören und nur nach innen horchen? Sollte ich mich nicht einfach an die Autobahnbrücke stellen und nach Patterns und Cluster Ausschau halten, mit den Wind in den Haaren und dem absoluten Erlebnis der einmaligen Aufführung einer Sinfonie auf der A7 zwischen Fulda und Würzburg?


    Ich wäre eher für eine Aufführung auf der A 44 zwischen Bochum und Witten. Das ist einfach näher am Leben...


    Zitat

    Kurz gesagt, ich nutze die Möglichkeiten des legalen Downloadens und mir geht es gut damit. Und wenn es jemand nicht mag, dann muss er einfach nicht. Es folgt die Werbung...


    Noch herzlicher als Klawirr,
    Blackadder, Banause und Totengräber :lips:


    Ich nutze die Möglichkeiten des legalen Downloads auch - und fühle mich dabei sauwohl!


    Noch viel, viel herzlicher als Blacky,
    Medard (Oberbanause, Hauptnemesis, Leichenfledderer)

  • Zitat

    Original von Blackadder
    Hm, wenn ich mir vorstelle, dass ich dieses disziplinierende Element hätte, welches JR besitzt, wäre ich ein anderer, aber das nur nebenbei bemerkt...


    ich glaube, du hast mich mißverstanden? Wenn ich die Disziplin selber hätte, bräuchte ich ja nicht diese Krücke. :D Sie funktioniert übrigens nicht besonders gut. Aber ich merke jetzt schon, dass es beim Downloaden noch schlimmer ist. Irgendwelche überspielten LPs mit historischem Zeugs runtergeladen, teils noch nicht mal ent-zipt usw.
    Klar ist was schneller gelöscht als ne CD aussortiert und verkauft oder verschenkt. Aber es geht ja nicht darum, sondern darum, dass man es eben erst gar nicht ins Uferlose wachsen läßt.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Also den Fäulnisgeruch der ganzen alten Meister, so wie bei Blackadder, möcht ich ja nun nich gerade in der Regalen haben. Und Fortschritt wär's auch keiner. Statt Schellack, Vinyl oder CD hieße es dann Sarg, Urne oder Reliquar. Wie sieht das denn aus?! :no:


    Die Ironie an der ganzen Diskussion ist ja, daß es Leute gibt, die ein für den Massenmarkt produziertes Stück Plastik als letztes Bollwerk vor kulturellem Verfall ansehen. Nun ja.


    Meine derzeite CD-Anhäufung stapelt irgendwo so zwischen geschätzten zwei- und dreihundert Stück vor sich hin. Ich wills gar nich genau wissen. :wacky: Mein mittelfristiges Ziel ist, diese Zahl auf 99 zu senken (und nebenbei das Budget nach Möglichkeit verstärkt in Konzertkarten zu investieren.) Ein spannendes Experiment, welches hilft, sich Gedanken darüber zu machen, was man alles mal so eben mitgenommen hat weils billig war. (Zu Risiken und Nebenwirkungen wenden sich sich beispielsweise vertrauensvoll an Herrn Roehl :D) Denn, und darüber sind wir uns wohl alle einig, in kaum einem Genre gibts Musik derzeit so billig wie auf dem Klassiksektor. Ich bin schon hochgespannt, wie sich mein Abenteuer CD-Diät entwickeln wird. ;) Derweil werde ich gespannt den tonträgerlosen Musikmarkt beobachten, den ich, im Gegensatz zu einigen hier, als Fortschritt betrachte.


    Machen wir uns nichts vor, die Umsätze mit CDs gehen rapide zurück. Ganze Ketten traditioneller Musikgeschäfte (beispielsweise Tower Records) gehen reihenweise pleite. Gleichzeitig schicken sich Amazon und Pepsi an, im Rahmen einer Werbeaktion 1 Milliarde Downloads zu verschenken (für die übrigens 5 Milliarden Pepsi-Flaschen geleert werden müssen - in der amerikanischen Zahnärztekammer knallen sicher schon die Sektkorken.) Wal-Mart droht SonyBMG und Warner ihr Angebot aus seinem Onlineshop zu entfernen, wenn sie statt WMA-Dateien keine DRM-Freien MP3s anbieten. Das Ultimatum läuft in den nächsten Wochen aus. Universal befindet sich diesbezüglich bereits seit August in einer Erprobungsphase, die bis Ende Januar gehen soll. 2008 dürfte sicher hochspannend werden...



    Viel viel herzlicher als alle anderen hier. Und überhaupt!
    Gentilhombre

    "Das ist zeitgenössische klassische Musik. Dann unterstelle ich, daß da kein intellektueller Zugang..."
    Miroslaw Lem, Tenor

  • Auch die Frankfurter Rundschau macht ein bisschen Reklame:


    http://www.fr-online.de/in_und…euilleton/?em_cnt=1254399


    Interessant finde ich, dass bestimme Textbausteine aus dem Artikel in der Welt auch hier wieder auftauchen. Offensichtlich hatten beide die gleiche "Presseerklärung" der beteiligten Firmen als Grundlage. Selber denken kostet halt Zeit...


    Noch einmal zur Klarstellung: Ich habe überhaupt nichts gegen diese Downloads, sie sind mir gleichgültig. Ich habe aber eine Menge dagegen, dass man mir einzureden versucht, diese Entwicklung sei zwangsläufig und Leute, die noch an der CD festhalten, seien mehr oder weniger beschränkt.


    Genau das halte ich für Propaganda. Propaganda deshalb, weil in der Berichterstattung die Risiken, z.B. des Datenverlustes erst gar nicht vorkommen. Unter einer objektiven Berichterstattung stelle ich mir etwas anderes vor.


    Außerdem: Entgegen aller Unkenrufe ist es nach wie vor möglich (und sinnvoll), Bücher in der Buchhandlung zu kaufen und Elektrogeräte im Fachgeschäft vor Ort. Und genau so werde ich es auch in Zukunft halten.


    Mit Gruß von Carola

  • Habe mir eben Händels »Saul« mit Sir Charles Mackerras von der DGG-Seite runtergeladen. Ist zwar so gar nicht HIP (was naklar auch nicht zu erwarten war) aber eine sehr schöne Einspielung, auf die ich schon lange spekuliert hatte.


    Dennoch werde ich auch in Zukunft nicht auf die gute alte CD verzichten.


    Übrigens - um jetzt mal gaaaanz erst zu werden - ist es eine ziemliche Binsenweisheit der Mediengeschichtsschreibung, daß selbst sog. Medienrevolutionen letztlich bisher selten zu einer vollständigen Ablösung früherer Leitmedien geführt haben, sondern zumeist nur ergänzend neben sie getreten sind, sie in ihrer Leitfunktion abgelöst (aber eben nicht aufgelöst) oder sie in sich aufgehoben haben. Somit besteht trotz Downloads und Streaming noch Hoffnung für die CD - wie auch Hoffnung für's Buch besteht... Die Spekulationen, die bereits bis zum Milleniumswechsel ein »Ende der Gutenberg-Galaxis« prognostiziert hatten, sind jedenfalls geblieben was sie waren: Spekulationen.


    Ganz herzlich,
    Medard

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  • Zitat

    Original von Klawirr
    Übrigens - um jetzt mal gaaaanz erst zu werden - ist es eine ziemliche Binsenweisheit der Mediengeschichtsschreibung, daß selbst sog. Medienrevolutionen letztlich bisher selten zu einer vollständigen Ablösung früherer Leitmedien geführt haben, sondern zumeist nur ergänzend neben sie getreten sind, sie in ihrer Leitfunktion abgelöst (aber eben nicht aufgelöst) oder sie in sich aufgehoben haben. Somit besteht trotz Downloads und Streaming noch Hoffnung für die CD - wie auch Hoffnung für's Buch besteht... Die Spekulationen, die bereits bis zum Milleniumswechsel ein »Ende der Gutenberg-Galaxis« prognostiziert hatten, sind jedenfalls geblieben was sie waren: Spekulationen.



    Na eben, kein Grund zur Panik. Medienwechsel bringen immer Umstellungen mit sich (Gewinne und Verluste, wenn man denn unbedingt werten will) - aber bevor ein altes Medium wirklich nicht mehr existiert, fließt viel Wasser die Lethe runter. In der Welt der Bilder hat im 15./16. Jahrhundert die Druckgraphik nicht die Malerei verdrängt, im 19./20. die Fotografie auch nicht und selbst im Reich der scheinbar nur noch virtuellen Bilder bleibt Materialität ein wichtiger Faktor (wird manchmal sogar wichtiger). Nur die Zugangsbedingungen und Funktionen ändern sich bei den "alten" und "neuen" Medien erheblich.


    Bei mir beschränkt sich das nicht-materielle Hören weitgehend auf jpc-Schnipsel, ansonsten schiebe ich brav Silberscheiben in den Player (oder in den PC, immerhin), fast immer gekaufte, selten gebrannte. Das hat aber nichts mit irgendwelchen grundsätzlichen oder gar weltanschaulichen Fragen zu tun, sondern hängt weitgehend mit meiner angeborenen Faulheit auf diesem Gebiet zusammen. Falls es irgendwann nicht mehr zu umgehen sein sollte, werde ich den Umgang mit virtueller Musik schon noch lernen (bisher muss ich bei dem merkwürdigen Verb "rippen" immer an Sauerkraut denken :D).


    Eine kleine Medienrevolution auf diesem Gebiet habe ich ja schon mitgemacht, nämlich den Wechsel von der LP zur CD. Damals habe ich bis ungefähr 1989 gewartet, erstens weil ich mir zunächst keinen CD-Player leisten konnte und zweitens wegen meiner oben erwähnten natürlichen Trägheit... Als dann aber den ersten LPs die Beihefte nur noch im Booklet-Format beilagen (Händels Messias mit Pinnock!) und es schließlich Aufnahmen gab, die nur noch auf CD erschienen, wusste ich: Es ist soweit! - und habe ohne große Sentimentalitäten von der LP Abschied genommen (natürlich nicht ganz - sie werden immer noch gehört). So wird's mir womöglich auch irgendwann mit den CDs gehen...



    Viele Grüße


    Bernd

  • Liebe Leute,
    nachdem ich diesen Thread teils mit höchstem Interesse, teils wirklich amüsiert mitverfolgt habe, dachte ich zunächst, diesem Thema nichts wirklich Substantielles mehr beisteuern zu können.


    Ich erinnere mich jedoch in diesem Zusammenhang an meine Kindheit, als ich das erste Mal in Kontakt mit klassischer Musik kam. Schuld daran war die Tonbandmaschine unserer Nachbarn. Immer wenn wir dort auf Besuch waren durfte ich die Kopfhörer aufsetzen und miterleben, wie sorgsam das Band eingefädelt wurde. Und wenn sich dann die beiden Spulen bewegten, saß ich ehrfurchtsvoll davor und beobachtete stets fasziniert, wie sich zunächst die leere Spule ganz schnell, die volle Spule dagegen sehr langsam drehte, wie sich dann die rechte Spule füllte und allmählich langsamer wurde, bis am Schluss die linke Spule zu rasen schien. So nebenbei schloss ich Bekanntschaft mit Haydn, Mozart, Beethoven...


    Es wäre jetzt zu banal, diesen vergangenen Zeiten nachzujammern. Mittlerweile konsumiere auch ich hauptsächlich Musik aus digitalen Quellen. Woher diese Dateien kommen dürfte alleridngs meinen Ohren wohl ziemlich egal sein.


    Vielleicht nimmt für die jetzige junge Generation die Faszination eines Computers die Stelle ein, die damals für mich die Tonbandmaschine unserer Nachbarn innehatte. Wenn es im Ergebnis zur Musik hinführen kann, wäre damit schon viel gewonnen.


    Meine Damen und Herren, was wollen Sie mehr?


    Viele Grüße
    Frank

  • Trotz zarter gegenteiliger Versicherungen Einzelner habe ich immer noch den Eindruck, daß einige den Download digitaler Musik nicht nur als Kulturverfall, sondern auch als persönliche Bedrohung empfinden. [:untertauch: ] Verwunderlich ist dies vielleicht nicht: Angst vor Veränderung ist im westlichen Kulturkreis nicht nur besonders stark und besonders stark verbreitet, sondern wird auch oft genüßlich zelebriert.[/:untertauch: ] Damit meine ich jetzt niemanden direkt, es ist nur so ein diffuses Gefühl, das sich bei mir beim Lesen der Beiträge zu diesem Thread einstellt.


    Dein Beitrag jedoch, Carola, Download-Werbung/PR sei Progaganda, weil sie nicht auf Risiken und Nebenwirkungen aufmerksam mache, geht ein bißchen weit, wie ich finde. Wenn Du das Wort „Propaganda“ als spezifischen Begriff für gezielte Manipulation und Herrschaftssicherung verstehst, bewegt sich Deine Behauptung selbst an der Grenze zur Demagogie/Ideologie. Vestehst Du den Begriff aber in einer seiner historischen Formen als „einseitige Darstellung“, wäre ich der erste, der Dir recht gäbe, aber dann mußt Du Werbung und PR generell und in ihrer ganzen Fülle als Propaganda kennzeichnen. Das wäre bei diesem Begriffsverständnis dann wahrscheinlich sogar legitim, aber dann würde sich die Frage stellen, warum Du ausgerechnet diese spezielle Werbung/PR für digitale Downloads als besonders sinister und verurteilungswürdig empfindest gegenüber dem durchschnittlichen Werbeblock im Vorabendprogramm oder Pressemitteilungen von Lehrerverbänden bis zu Stromkonzernen.


    Ich erinnere mich, ganz nebenbei, auch an Legionen und Legionen von CDs, die mit pompösen technischen Begleittexten in fünf bis sieben Sprachen ihre schlampigste Umsetzung als ADD-Transfers vernebelten (ist mit den Jahren tatsächlich besser geworden), und das waren wirklich die reinsten Mogelpackungen ohne jeden Nebenwirkungshinweis, ganz im Gegenteil. Aber Propaganda? Also ich bitte Dich ...


    Liebe Grüße,
    ^_^J.

  • Zitat

    Original von gyokusai


    Vestehst Du den Begriff aber in einer seiner historischen Formen als „einseitige Darstellung“, wäre ich der erste, der Dir recht gäbe, aber dann mußt Du Werbung und PR generell und in ihrer ganzen Fülle als Propaganda kennzeichnen. Das wäre bei diesem Begriffsverständnis dann wahrscheinlich sogar legitim, aber dann würde sich die Frage stellen, warum Du ausgerechnet diese spezielle Werbung/PR für digitale Downloads als besonders sinister und verurteilungswürdig empfindest gegenüber dem durchschnittlichen Werbeblock im Vorabendprogramm oder Pressemitteilungen von Lehrerverbänden bis zu Stromkonzernen.


    ^_^J.


    Von seriösen Zeitschriften wie der FR und der Welt kann man erwarten, dass der redaktionelle Teil deutlich vom Anzeigenteil getrennt ist. Wird mir aber der Werbetext einer Plattenfirma als journalistisch-objektive und seriöse Berichterstattung im redaktionellen Teil untergeschoben, nenne ich das Propaganda. Und genau diesen Eindruck hatte ich hier. Denn in beiden, passagenweise auffallend ähnlichen Artikeln wird nicht ein problematischer Aspekt erwähnt.


    Mit Gruß von Carola

  • Ah — so herum gedacht. Dein Argument kann ich nun nachvollziehen. Trotzdem würde ich es aber nach wie vor nicht als Propaganda etikettieren, sondern, und ich glaube das sagtest Du auch schon, wenn auch mit anderen Worten, eher als journalistische Grundfaulheit. Recherche und redaktionell redliche Kommentierung fehlen leider oft, wenn es um die Aufbereitung willkommener und arbeitssparender Pressemeldungen geht, das ist hier sicherlich kein Einzelfall.


    Liebe Grüße,
    ^_^J.


    Aber ob zumindest Die Welt eine seriöse Zeitung ist, hüstel, da wüßte ich ein paar Gegenstimmen, mich selbst eingeschlossen ...

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  • Zitat

    Original von gyokusai


    Aber ob zumindest Die Welt eine seriöse Zeitung ist, hüstel, da wüßte ich ein paar Gegenstimmen, mich selbst eingeschlossen ...


    Ich, weiß, ich weiß. Aber dieses Fass wollte ich jetzt nicht auch noch aufmachen.


    Mit Gruß von Carola, die auch das Kleingedruckte liest...

  • Hallo,


    normalerweise halte ich ja nichts von Download-Shops, möchte aber hier doch mal auf die sehr gute Seite von Chandos verweisen. Im Gegensatz zur DG bietet die englische Schallplattenfirma nicht nur mp3 an, sondern auch das verlustfreie wma-Format - beides ohne Kopierschutz.


    Ein besonderes Schmankerl ist der kostenfreie Download der Booklets, die alle auch einen deutsche Übersetzung haben - da stöbert man gerne. Die Preise von 6 - 11 £ (1 £ = ca. 1,30 €) finde ich ganz ok, zumal für die Aufnahmen in hiesigen Plattenläden doch so um die 20 € zu berappen sind.


    Gruß
    Jörg

  • Hallo,


    eigentlich wollte ich folgendes Zitat in einen der irgendwo hier im Forum existierenden Threads à la "Hat die CD noch eine Zukunft?" reinschreiben - aber da ist anscheinend schon seit Monaten nix mehr hinzugekommen, jedenfalls finde ich ad hoc nix passendes und der Thread hier ist immerhin aktuell und passt thematisch auch irgendwie ganz gut:


    Aus einem Interview mit Roland Weise, dem Vorsitzenden der Media-Saturn-Holding, erschienen im Dezember-Heft von mobil - Das Magazin der Deutschen Bahn AG (wofür Bahnfahren alles gut sein kann :D ):


    Zitat

    [...]


    Frage: Als der erste Saturn-Markt 1961 eröffnet wurde, gehörten Schallplatten neben Fernsehern zum größten Segment - welche Bedeutung hat die Musik heute?
    Weise: Der erste Saturn-Markt hatte die größte deutsche Musikauswahl. Und auch heute ist es der Laden mit den meisten Titeln [Anm. von mir: gemeint ist die Filiale Köln Hansaring]
    Frage: Sie eröffnen auch in neuen Filialen große Musikabteilungen, dabei schrumpfen die Verkaufszahlen der Tonträger seit Jahren - weshalb halten Sie daran fest?
    Weise: Musik schafft Stimmung, das ist gut für's Gesamtgeschäft. Darüber hinaus sehen wir, dass einzelne Repertoires wie das der Klassik eine Renaissance erlebt. Und diese Musik will und kann man sich aus Qualitätsgründen nicht per Download im Internet kaufen, die möchte man als CD mit Cover und Booklet haben.


    [...]


    Was soll man sagen:
    Der Mann muss ja wissen, wovon er redet - immerhin repräsentiert er nicht irgendeinen Konzern, sondern eine echte Marktmacht..


    Und das bringt einen weiteren Faktor in die Diskussion - den nicht zu vernachlässigenden wirtschaftlichen Aspekt der Phonoindustrie - sollten die tatenlos zusehen, wie ihr Absatz an CD-Playern und anderen hochwertigen HiFi-Geräten immer mehr einbricht?
    Wenn die das irgendwie verhindern oder zumindest aufhalten können, werden die da doch sicher irgendwelche Gegenmaßnahmen ergreifen (und sei es durch Interview-Statements wie dieses hier) - denn bei wirtschaftlichen Fragen hört der Spaß (und der Fortschrittsglaube) immer wieder ganz schnell auf, denkt mal an Dinge wie 3-Liter-Autos, Ersatzprodukte für die gute alte Glühbirne usw. ;)

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Original von MarcCologne
    ...
    Und das bringt einen weiteren Faktor in die Diskussion - den nicht zu vernachlässigenden wirtschaftlichen Aspekt der Phonoindustrie - sollten die tatenlos zusehen, wie ihr Absatz an CD-Playern und anderen hochwertigen HiFi-Geräten immer mehr einbricht?
    ...


    Aber das haben sie ja bereits gemacht! Die großen japanischen Hersteller haben voll auf die Heim-Kino-Schiene gesetzt und Stereo bereits jahrelang vernachlässigt oder ganz eingestellt. Das gewinnträchtige Mittelklasse-Segment wurde kleineren Marken überlassen, die davon so gut gelebt haben, dass auch die Großen dies bemerken mussten. Es zeigte sich nämlich, dass überraschend viele Musikliebhaber dem Wechsel zur Mehrkanalanlage widerstanden haben und mit guten CD-Playern immer noch Geld zu verdienen ist. Dazu mussten aber einige Hersteller 2007 völlig neue Produktlinien aus dem Boden stampfen (teilweise mussten auch brauchbare Stereo-Verstärker wieder ins Programm genommen werden, da es nur mehr 5-Kanal-Verstärker gegeben hatte).

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Also, ich bin mir nicht ganz sicher, ob der Saturn-Manager das Teilsegment CD und Hifi wirklich gut kennt.
    Ich habe auf der Suche nach einem CD-Player in den hannoverschen Media- und Saturnmärkten keinerlei akzeptables Angebot gefunden (will sagen 0 bis 1 Player).
    Und das Angebot an Klassik-CDs ist bei Media völlig für den berühmten ....(Zensur) und bei Saturn nur geringfügig besser. Köln-Hansaring mag da die Ausnahme sein, aber die war es eigentlich schon immer.


    Als Vorstandsvorsitzender mag Herr Weise ja den Überblick haben; dies muß aber nicht zwingend auch Durchblick bedeuten.


    Grüsse
    Achim :hello:

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