Konzertbesuche und Bewertung

  • Gerüchten zufolge war die Tonhalle Zürich heute abend ausverkauft. Kein Wunder nach den letzten Auftritten von Patricia Kopatchinskaja und Fazil Say in unserer Stadt. Auf dem Programm standen Schuberts Violinsonate Nr. 2 a-Moll, Beethovens Sonate Nr. 8 für Violine und Klavier, Brahms' Violinsonate Nr. 3 d-Moll und Ravels Tzigane.


    Im Schubert hatten wir noch den Eindruck, in einem ganz normalen Konzert zu sitzen, wenn auch in einem guten, mit Gänsehauteffekten ab dem letzten Satz. Im Beethoven fielen sogar mir als Banausin die ganz unerhörten Akzente des Klaviers auf. Ein Begleiter versicherte uns später, die stünden so tatsächlich in der Partitur, Say habe nur übertrieben. Die Spannung im Publikum stieg spürbar an, man hörte erste leise, begeisterte Lacher, was sich im Brahms nahtlos fortsetzte. (Zwischenfrage: wo hört man solche Lacher sonst noch in unseren Klassiktempeln?) Die Tzigane schliesslich verschlug einem schier den Atem vor Intensität und riss den Saal vollends zu Begeisterungsstürmen hin. Das lag nicht nur am populären Stück. Die beiden sind bekannt dafür, dass sie gerne aufs Ganze gehen, und hier haben sie es getan. Nach sämtlichen Zugaben habe ich in der vorderen Saalhälfte genau zwei Leute gesehen, die nicht standen - und die allermeisten waren für die Zugaben da geblieben. Das Zürcher Publikum gilt sonst als eher reserviert.


    Dieses Duo schreibt Geschichte. Vielleicht nicht unbedingt Aufnahmegeschichte. Aber Konzertgeschichte. Und mit an der persönlichen Geschichte ihrer Konzertgänger, die sich wie wir hoffentlich noch nach vielen Jahrzehnten an diesen Abend und an ähnliche erinnern werden. Die klassische Musik ist aus dem Spiel vor Publikum entstanden und dafür gedacht, und ein gelungener Konzertabend verschafft einem ein Hoch, wie es keine Konserve zustandebringt. Dass der Konzertbetrieb vor lauter Perfektion nicht mehr spannend ist, ist in meinen Augen einer der Gründe dafür, dass das Interesse an der klassischen Musik schwindet. Wenn Kopatchinskaja und Say mal in der Gegend sind: Hingehen! Auch und gerade mit jungen Leuten!

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  • Wenn Kopatchinskaja und Say mal in der Gegend sind: Hingehen! Auch und gerade mit jungen Leuten!


    Nachdem ich vor ca. 3-4 Wochen zum ersten Mal die Komposition "Sevenlere Dair" von Say im Radio gehört habe, habe ich mir gleich die entsprechende CD mit der Aufnahme bestellt (Ferhan & Ferzan Önder - 1001 Nights).


    Nun habe ich mir auf youtube einige Stücke mit Say als Solo-Interpret, aber auch mit ihm als Duo-Partner von Patricia Kopatchinskaja angehört.
    JA, ich werde hingehen, sobald sich die Möglichkeit ergibt, Fazil Say im Konzert zu erleben - ganz gleich, ob mit oder ohne Frau Kopatchinskaja!

  • Gestern war ich im Wiener Ehrbar-Saal und hörte mir diesen Liederabend an: (Die Anzeige aus dem "Falter" hatte mich neugierig gemacht)


    Wolfgang Holzmair (Bariton) & Russell Ryan (Klavier)
    (Musik-E)


    1840 stellte Robert Schumann 16 Gedichte aus Heinrich Heines "Lyrischem Intermezzo" zusammen und vertonte sie in seinem Liederzyklus "Dichterliebe". Der gilt bis heute als ein Höhepunkt des romantischen Kunstlieds - doch auch andere Komponisten schrieben Musik auf dieselben Texte, darunter Franz Lachner, Giacomo Meyerbeer, Hugo Wolf, Johanna Kinkel, Franz Liszt, Charles Ives, Fanny Hensel, Edvard Grieg, Johann Hoven, Ferdinand Loewe, Felix Mendelssohn und Franz von Suppé. Der Bariton Wolfgang Holzmair präsentiert all diese Heine-Vertonungen (auch die Schumanns) an einem Abend.


    EMPFOHLEN!



    http://www.ram.ac.uk/events


    Ich hatte verschiedene (ältere) Aufnahmen des Sängers in recht guter Erinnerung (Schubert, Schumann, Brahms) und war daher gespannt auf diesen Abend. Was ich zu hören und zu sehen und zu spüren bekam (Letzteres zuerst: Die Sessel im Ehrbar-Saal sind Folterinstrumente und waren vor allem der Grund dafür, dass ich Schumanns "Dichterliebe" nach der Pause nicht mehr anhörte) :


    Das erste und das letzte Lied waren Vertonungen des "Belsazar". Abgesehen davon, dass mir Holzmairs Fortissimo in den Ohren weh tat, war ich doch irgendwie fasziniert von seiner Ausdruckskraft. Eine schöne Stimme, die grausam verzerrt wurde, um dem unheimlichen Inhalt der Ballade gerecht zu werden - so dachte ich. Leider verzerrte Holzmair, um seiner Interpretation gerecht zu werden, die Stimme in vielen der folgenden Lieder auch und in immer der gleichen Weise.. Und - an Stellen, bei denen solch bitterer Hohn und solche Bitternis nicht zu erwarten gewesen wären wie z.B. in einer Vertonung von "Im Dom, da steht ein Bildnis". Der stetige Wechsel von Verzerrung und Zartheit wirkte auf mich schließlich unerträglich, ebenso Holzmairs Gestik. (Abgesehen davon, dass zu dieser seltsam übertriebenen Interpretation nicht recht passen wollte, dass der Sänger manchmal abwechselnd die Hände in die Hosentasche steckte, was ja eher lässig wirkt oder die Arme verschränkte, während er die Noten las, welche auf dem Pult lagen. So, als würde er üben..) .


    Wenn ich die Vita Holzmairs lese*, erstaunt mich das alles: Er hat mit großen Persönlichkeiten gesungen, hat eine große, gepflegte Stimme, singt außerordentlich deutlich, alle Möglichkeiten stehen ihm noch zur Verfügung, warum also missbraucht er sein Organ auf diese Weise?


    Die Tatsache, dass Holzmair in einem halb leeren Saal sang (eine Schande übrigens, wie vernachlässigt dieser historische Raum wird), passt nicht zu dem, was man von ihm liest - s.u. und die Interpretation an diesem Abend passt nicht zu den Intentionen* (s. letzter Link unten), zu denen er sich bekennt. Nicht nur ich verließ ratlos und befremdet das Konzert nach der Pause. (Dies allerdings v.a. wegen meiner angeschlagenen und nun noch mehr malträtierten Wirbelsäule.)



    Wolfgang Holzmair wurde in Vöcklabruck (Österreich) geboren und studierte an der Musikhochschule Wien bei Hilde Rössel-Majdan (Gesang) und Erik Werba (Lied).


    Als Liedsänger tritt der Künstler regelmäßig in den führenden Musikzentren der Welt auf, wie etwa in London, Lissabon, New York, Washington, beim Risör Festival, Bath Festival (GB), Menuhin Festival Gstaad (Schweiz), den Bregenzer Festspielen sowie beim Carinthischen Sommer.


    2008 und 2009 führen ihn Liederabende erneut nach London, New York, Washington, aber auch Southampton, Den Haag, Salzburg, Graz, Linz etc. Wolfgang Holzmair schätzt als Partner am Klavier Imogen Cooper, Till Fellner, Russell Ryan, Roger Vignoles und Gérard Wyss.


    Auf der Opernbühne sang er 2006 und 2007 Papageno (Zauberflöte) in Dallas unter Graeme Jenkins, Don Alfonso (Così fan tutte) in Lyon unter William Christie und in Toronto unter Richard Bradshaw, Faninal (Rosenkavalier) in Seattle unter Asher Fish und in Hongkong unter Edo de Waart, den Musiklehrer (Ariadne) in Madrid unter López-Cobos sowie Wolfram (Tannhäuser) in Erfurt unter Gugerbauer. Für die nächsten Saisonen sind u. a. Eduard (Neues vom Tage von Hindemith) in Ancona, Eisenstein (Fledermaus) in Dallas, erneut Don Alfonso (Così fan tutte) in Lyon, die Partie des Vaters (Hänsel und Gretel) auf einer Japan-Tournee unter Ozawa und Demetrius (Midsummer Night’s Dream von Britten) in Toronto geplant.


    Wolfgang Holzmair arbeitet mit führenden europäischen und amerikanischen Orchestern zusammen, wie dem Israel Philharmonic Orchestra, den Berliner Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Cleveland Orchestra, dem Orchestra of the Age of Enlightenment, den Wiener Symphonikern oder dem Concertgebouw unter Dirigenten wie Blomstedt, Boulez, Chailly, v. Dohnany, Frühbeck de Burgos, Haitink, Harnoncourt, Norrington, Ozawa etc.


    Umfangreiche und von der Kritik hochgelobte Aufnahmetätigkeit, u. a. Lieder von Clara und Robert Schumann und Lieder diverser Komponisten nach Eichendorff mit Imogen Cooper (Philips), diverse Schubert-Einspielungen mit Gérard Wyss (Tudor), Pelléas et Mélisande mit dem Orchestre National de France unter Haitink (naïve).


    Seit Jahren setzt sich der Künstler auch für die Verbreitung von Werken, insbesondere Liedern, ehemals verfolgter Komponisten ein, wovon seine Krenek-, Mittler- und Zeisl-CDs (ORF, cpo) zeugen.


    Eine Theresienstadt-CD ist in Vorbereitung. Holzmairs Aufnahme von Brahms’ „Ein deutsches Requiem“ unter Herbert Blomstedt wurde mit dem Grammy ausgezeichnet.


    Seit 1998 leitet er eine Lied- und Oratorienklasse am Mozarteum in Salzburg und gibt Meisterkurse in Europa und Nordamerika. Außerdem ist er Visiting Professor am Royal College in London.

    http://styriarte.com/de/kuenstler_archiv/wolfgang_holzmair



    http://www.wolfgangholzmair.com/taurus/index.php?lang=de


    Hier ein Link von Holzmairs Homepage: Tonbeispiele

    http://wolfgangholzmair.com/taurus/index.php
    http://www.sabine-m-gruber.at/…fgang-holzmair-.1520.html

  • Heute abend habe ich in der Hamburger Musikhalle das spanische Weltklasse-Ensemble El Ayre Espanol unter Leitung seines Gründers Eduardo López Banzo (der dirigierte und Cembalo spielte) im Rahmen der NDR-Reihe "Das Alte Werk" live erlebt. Auf dem Programm des über zweistündigen Konzerts standen die Concerti grossi op. 6 Nr. 1, 5, 6, 8, 10 und 11 von Händel. Ich habe von diesem Ensemble erstmals durch die "Amadigi di Gaula"-Gesamtaufnahme gehört

    welche so grandios ist, dass einem buchstäblich vom ersten bis zum letzten Ton die Spucke wegbleibt. Die beiden Amazon-Rezensenten schrieben über diese Box nicht zu Unrecht: "Eduardo Lopez Banzo geht mit jenem spanischen Temperament an die Sache heran, das Barockopern erst lebendig macht, ohne dabei aber in Tempo- und Klangexzesse wie Spinosi zu verfallen: Hier wird gelitten, gelacht, geflucht, geliebt, dass es eine wahre Freude ist. Insbesondere die Rezitative sprühen nur so vor Leben!" (...) "Um es mal gleich vorweg zu sagen: Für mich ist dieser "Amadigi" kaum noch zu toppen. Eine grandiose Einspielung ohne wenn und aber! Schon die Ouvertüre lässt einen zusammenzucken und aufhorchen ob der ungewohnten Klangebung. Das liegt an der reich besetzten Continuo-Gruppe und dem ungemein ausgewogenen Klangbild, welches sich bis zum Schluss der Oper fortsetzt. Das Orchester ist präsent und klar akzentuiert, mitunter wohl ein wenig rüde. In einigen wenigen Arien überdeckt es sogar die Stimmen der Solisten. In den Rezitativen geht die Post ab. Lebendiger können barocke Rezitative wohl kaum noch zu gestalten sein. Hier entwickelt sich die Dramatik und im Prinzip könnten die Arien entfallen. Könnten sie, wären sie nicht so ungemein packend!"
    Quelle: http://www.amazon.de/Amadigi-G…TF8&qid=1296521538&sr=1-1


    Wer sich ein Bild von den Live-Qualitäten dieses phänomenalen Ensembles machen möchte, sollte sich das Finale einer "Amadigi"-Aufführung aus Paris ansehen: so wie hier das Publikum zum Schluss geradezu explodiert
    http://www.youtube.com/watch?v=yFBqruHe2ts&NR=1
    habe ich es heute Abend in Hamburg auch erlebt. Da gab es nach dem letzten Ton des Concerto grossos op. 6/11 kein Halten mehr - und insbesondere der Solo-Violinistin Farran James lag das Publikum zu Füßen. Ich werde in den nächsten Tagen einen Thread zu diesem Ensemble gründen - und hoffe, Ihr lest dort alle mit. Ich habe seit heute wirklich ein neues Lieblingsensemble für Barockmusik - selbstverständlich ohne dass die Vormachtstellung der Academy of Ancient Music angetastet wird :D

  • Das bisher beste Gustav Mahler-Live-Konzert erlebte ich gestern Abend in Berlin, als Sir Simon Rattle mit seinen Philharmonikern die "Dritte" Mahler, meine absolute Mahler-Lieblings-Sinfonie, aufführte. In diesem Konzert habe ich einmal mehr erlebt, warum das so ist. Wie kaum ein Zweiter versteht es Rattle, einen großen Klangapparat wie die Berliner Philharmoniker, der darüberhinaus weltweit keinen Vergleich zu scheuen braucht, nicht nur im Zaume zu halten, sondern zu lenken und mit geringsten Nuancierungen zu leiten und, wie bei einem so extatischen Werk wie Mahlers dritter Sinfonie auch zu einem entsprechenden Ergebnis zu bringen.
    Am 16. Febrauer werde ich an gleicher Stelle die 4. Sinfonie hören und sehen. Mal schauen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Am 3. 2. erhielt ich folgenden Leserbrief , dan ich etwas verstätet, aber immerhin doch - an dieser Stelle zur Kenntnis bringen möchte:


    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das bisher beste Gustav Mahler-Live-Konzert erlebte ich gestern Abend in Berlin, als Sir Simon Rattle mit seinen Philharmonikern die "Dritte" Mahler, meine absolute Mahler-Lieblings-Sinfonie, aufführte. In diesem Konzert habe ich einmal mehr erlebt, warum das so ist. Wie kaum ein Zweiter versteht es Rattle, einen großen Klangapparat wie die Berliner Philharmoniker, der darüberhinaus weltweit keinen Vergleich zu scheuen braucht, nicht nur im Zaume zu halten, sondern zu lenken und mit geringsten Nuancierungen zu leiten und, wie bei einem so extatischen Werk wie Mahlers dritter Sinfonie auch zu einem entsprechenden Ergebnis zu bringen.
    Am 16. Febrauer werde ich an gleicher Stelle die 4. Sinfonie hören und sehen. Mal schauen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    Lieber Willi, Rattle und die Berliner Philharmoniker gehören zum Wenigen, das mich für ein Konzert zu einer Reise bewegen könnte. Habe sie noch nie gehört, aber vor wenigen Wochen die DVD "Rhythm Is It" angeschaut - und war sehr beeindruckt. Es stellt sich ja immer wieder die Frage, wie man "das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" im Konzertsaal am Leben erhält. Rattle und Co. scheinen da neue Wege zu finden. Ist die Crew so gut wie der Eindruck im Film?

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  • Ist die Crew so gut wie der Eindruck im Film?


    Noch weit, weit besser als in diesem von Dir genannten Film. Rattle mit den Berliner Philharmonikern live ist das Beste, was Dir im Bereich Orchestermusik - abgesehen einmal von den absolut gleich guten Wiener Philharmonikern, die ich in keiner Weise gegenüber den Berliner zurücksetzen möchte - passieren kann. Stöbere doch einmal ein wenig auf dem kostenfreien offiziellen youTube-Kanal der Berliner Philharmoniker, auf welchem Du Trailer zu unzähligen Mitschnitten der Berliner Konzerte der letzten Jahre in der Digital Concert Hall findest. In berauschender Ton- und Klangqualität:
    http://www.youtube.com/user/Be…45AE951C15E/1/gFeEQ4ZIShs


    Zu Rattles jüngsten Berliner Konzerten mit Mahlers Dritter (an drei Abenden hintereinander: Willi war am Donnerstag dort, ich am Samstag) habe ich auch noch einige Zeilen geschrieben, und zwar hier:
    O Mensch gib acht! Gustav Mahler: Symphonie Nr. 3 d-moll

  • Zitat

    Rattle mit den Berliner Philharmonikern live ist das Beste, was Dir im
    Bereich Orchestermusik - abgesehen einmal von den absolut gleich guten
    Wiener Philharmonikern, die ich in keiner Weise gegenüber den Berliner
    zurücksetzen möchte - passieren kann.

    Also solche Aussagen sind wirklich der hinterletzte Schwachsinn und entbehren jeder sachlichen Grundlage.
    Ich gönne Dir ja wirklich Deine Rattle-Konzerterlebnisse, aber hier das Forum mit Deinen Begeisterungsexzessen zuzumüllen ist wirklich nicht nötig.



    Gruß,
    Agon

  • Also solche Aussagen sind wirklich der hinterletzte Schwachsinn und entbehren jeder sachlichen Grundlage.
    Ich gönne Dir ja wirklich Deine Rattle-Konzerterlebnisse, aber hier das Forum mit Deinen Begeisterungsexzessen zuzumüllen ist wirklich nicht nötig.


    In solchen Fällen, lieber Agon, frage ich immer zurück: hast Du schon mal Rattle mit den Berliner Philharmonikern live erlebt? Falls ja, können wir gern über die sachlichen Grundlagen meiner Meinungsäußerung kontrovers diskutieren. Falls nein, ziehe ich mich auf die Position zurück: ich weiß, worüber ich rede - Du, der Du Rattle live mit den Philharmonikern überhaupt nicht kennst, weißt es offenbar nicht. Also unterhalten wir uns frühestens dann über dieses Thema, wenn Du mitreden kannst. Und dann wirst Du möglicherweise gar nicht mehr kontrovers mit mir diskutieren wollen, weil Dich dieser Mann mit diesem Orchester ebenso begeistert hat wie mich.


    Eine persönliche Anmerkung noch: da Du und ich immer sehr freundschaftlich miteinander umgegangen sind und sehr oft einer Meinung waren, irritieren mich Vokabeln wie "hinterletzter Schwachsinn" nun doch ziemlich.

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  • Ja, tut mir leid, ich hab mich etwas hart ausgedrückt. Aber dieses Schreiben in Superlativen gefällt mir einfach nicht. Wenn Du schreibst, daß es keine besseren Livekonzerte als mit Rattle/BP gibt, finde ich das ziemlich anmaßend. Ich habe Ihn noch nie live gehört, weil ich in FFM wohne (1x im Jahr ist er hier, ist aber immer sofort ausverkauft). Also ich hatte noch die Chance ihn live zu hören. Nagut, sage ich mir dann, muß auch nicht sein, gibt ja noch andere gute und interessante Konzerte hier. Ich kenne einige Live-CDs von Rattle/BP. Und die haben mich noch nie begeistert. Ich weiß nicht, wie Du Dir das erklärst. Sicher, eine Dritte Mahler mit Ihm ist wohl ein Ereignis, glaube ich gerne, da ist er in seinem Element, aber Brahms, Bruckner, Beethoven?
    Ich habe in meinem 34-jährigen Leben auch schon herausragende Konzerte mit Wand, Chailly, Muti, C.Davis, Skrowaczewski, P.Järvi, Sinopoli, Jansons, Inbal, Wolff, Cambreling, Gielen, Weigle, Metzmacher, Oramo, Carignani, Janowski, Blomstedt, Noseda, Gergiev, Harding, Chung etc. sowie viele überwältigende Opernvorstellungen erlebt. Und ich freue mich auf die, die ich noch vor mir habe. Oft sind es auch unbekannte Künstler, die die besten Konzerte abliefern. Man weiß nie, was kommt. Als Dudamel noch keiner kannte, dirigierte er hier im HR-Sendesaal das HR-Sinfonieorchester mit Tchaikowskys Pathétique. Heute abend gehe ich z.B. in ein Konzert mit dem Hochschulorchester unter GMD Sebastian Weigle. Ich bin mal gespannt, was er da rausholt.
    Nimms mir nicht übel, aber ich mag einfach differenzierte Beurteilungen, selbst bei Konzerten, die einen vollkommen überwältigt haben. Selbst wenn es das beste Konzert war, daß dieser Erdball je gehört hat. ;)


    Gruß,
    Agon

  • Ja, tut mir leid, ich hab mich etwas hart ausgedrückt.


    Schon vergessen :)


    Ich habe mich übrigens in meiner Antwort auf Annas Frage in Posting Nr. 697 nur auf die Gegenwart bezogen. Da Du auch Konzerte mit bereits verstorbenen Dirigenten wie Wand und Sinopoli erwähnt hast, stimme ich mit Dir völlig überein, dass Rattle im direkten Vergleich mit solchen Ausnahmedirigenten möglicherweise nicht erste Wahl wäre (bei Bruckner z.B. im Vergleich zu Wand ganz sicher nicht). Würde Tennstedt heute noch leben und aktiv sein, würde ich mir selbstredend lieber ihn mit den Berliner Philharmonikern und einer Mahler-Sinfonie anhören als Rattle. Tennstedt und Wand leben nun aber leider nicht mehr. Und unter den lebenden Dirigenten, die solch ein Ausnahmeorchester wie die Berliner Philharmoniker regelmäßig im Konzertsaal leiten, gefällt mir Rattle einfach am besten. Er ist nicht ohne Grund der Chef - so packend auch Gastdirigate von über 80-jährigen wie Abbado, Boulez, Harnoncourt, Haitink oder Blomstedt sind: all diese Dirigenten kommen bereits aus Altersgründen nicht als Chefdirigent in Frage (und streben diese Position ja auch gar nicht an). Tja, und die Jungen? Ich habe Dudamel 2009 mit den Berliner Philharmonikern und einem russischen Programm gesehen (u.a. Prokofiews 5. Sinfonie): das war gar nix. Wenn ihm weltweit die Angebote für Toppositionen nur so zufliegen (auch die Mailänder Scala wollte ihn angeblich als Chef, weshalb man in Los Angeles schnell bis 2019 mit ihm verlängert hat), dann wirft das ein trauriges Bild auf die übrigen Dirigenten seiner Generation. Susanna Mälkki hingegen, die ich zweimal im Konzert gesehen habe (einmal mit den Berliner Philharmonikern, einmal mit "ihrem" Ensemble intercontemporain), ist toll - aber im Repertoire doch wohl (noch) nicht breit genug aufgestellt für einen Chefsessel bei einem Klangkörper wie den Berlinern. Aber bitte: das sollte jetzt nur eine Randbemerkung sein und meine Rattle-Vorliebe erklären. Ich will hier nicht schon wieder dieses Fass "Junge Dirigenten" aufmachen.
    Beste Grüße an Dich!
    Dein Swjatoslaw

  • Zitat

    Zitat von Swjatoslaw:


    Rattle mit den Berliner Philharmonikern live ist das Beste, was dir im Bereich Orchestermusik- abgesehen von den absolut gleich guten Wiener Philharmonikern, die ich in keiner Weise gegenüber den Berlinern zurücksetzen möchte, passieren kann.

    Dem kann ich absolut zustimmen, zumal ich in letzter Zeit etliche andere Spitzenorchester, Gewandhausorchester Leipzig mit Chailly (Schumann), Royal Concertgebouw Orchest mit Adam (Mozart), Wiener Symphoniker mit Schiff (Brahms), Sinfonieorchester des Mariinski-Theaters mit Gergiev (Mahler) und St. Franzisco Philharmonic mit Dudamel (Mahler) gehört habe. Die Berliner Philharmoniker mit Rattle habe ich auch vor gut zwei Jahren live mit Brahms gehört (s.u.).
    Da waren keine großen Unterschiede hörbar, alle hier genannten Orchester sind Spitzenorchester, aber bei Rattle und den Berlinern spürt man, dass hier seit einigen Jahren ein Spitzendirigent und ein Spitzenorchester künstlerisch immer mehr zu einer Einheit verschmelzen, was sich letzten Endes in überragenden Interpretationen äußert.
    Insofern kann man die Leistung dieses Teams, so will ich es mal nennen, erst richtig beurteilen, wenn man es, möglichst mehrmals, live gehört hat. Insofern kann Swjatoslaw noch mehr dazu sagen, da er die Philharmoniker weitaus öfter gehört hat als ich. Und die Berliner Philharmoniker gehören ja nicht erst seit gestern zu den weltweit führenden Orchestern.


    Zitat

    Zitat von Agon:


    Sicher, eine Dritte Mahler mit ihm ist wohl ein Ereignis, glaube ich gerne, da ist er in seinem Element, aber Brahms, Bruckner, Beethoven?

    Was Brahms betrifft, kann ich nur von einem weiteren "Ereignis" berichten, das ich am 1. 11. 2008 erlebte, als Alfred Brendel in Berlin sein "Berliner" Abschiedskonzert gab, und Rattle nach einer spritzigen Haydn-Sinfonie (auch hier traue ich ihm noch weiteres zu), und einem wirklich guten c-moll-Klavierkonzert, KV 491, von Mozart, nach der Pause eine begeisternde 1. Sinfonie von Brahms gab. Hier waren wieder deutlich die Tugenden der Berliner hörbar, ihr homogener Streicherklang, die excellenten Holzbläser und Blechbläser und ihre Fähigkeit zu faszinierenden dynamischen Steigerungen (wie auch beim bereits besprochenen Mahler hörbar.
    Auch bei der Brahms-Sinfonie hatte ich einen Vergleich. Ein Jahr vorher waren die Bochumer Symphoniker, unter der Leitung ihres Chefdirigenten Steven Sloane längst zu einem deutschen Eliteorchester herangereift, in unserem heimatlichen Konzerttheater Coesfeld aufgetreten. Das Konzert hatte mir seinerzeit sehr gut gefallen. Aber Rattle und seine Berliner waren mit dem gleichen Werk noch besser, brillianter. Übrigens, auch diese Kombination konnte ich ein Jahr später mit der Dritten Mahler live in der Essener Philharmonie erleben, ebenfalls excellent, mit einem mich noch mehr beeindruckenden Ferntrompeter als der, den Simon Rattle aufbieten konnte, aber im Gesamtergebnis doch nicht an diesen heranreichend.


    Wie dem auch sei, wir können, wie Swjatoslaw schon ganz richtig sagte, nur die Lebenden untereinander vergleichen, und wenn wir Liveeindrücke meinen, auch nur dann, wenn wir sie live gehört haben.


    Nebenbei, lieber Agon, ich wohne in Rosendahl in Westfalen, auch das liegt über 500 km von Berlin entfernt, und ich fahre nächsten Mittwoch wieder hin, wenn Mahlers Vierte gegeben wird. Das geht schon und rechnet sich, wenn man bedenkt, das die Karten in Berlin (1. Kathegorie) mit 78 € gegenüber 147 € (1. Kathegorie) z.B. bei einem Gastspiel der Berliner Philharmoniker spürbar günstiger zu Buche schlagen, da sind noch Hin- Und Rückfahrt mit ICE drin.
    Also, vielleicht lässt du dich ja von unserer Euphorie ein wenig anstecken und versuchst es demnächst mal in Berlin, zumal die Konzerte dort wirklich einfacher zu buchen sind.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Insofern kann man die Leistung dieses Teams, so will ich es mal nennen, erst richtig beurteilen, wenn man es, möglichst mehrmals, live gehört hat. Insofern kann Swjatoslaw noch mehr dazu sagen, da er die Philharmoniker weitaus öfter gehört hat als ich.

    Vielleicht darf ich noch dazu sagen, dass ich die Kombination Sir Simon Rattle/Berliner Philharmoniker bereits seit 15 Jahren, also auch schon vor seinem Antritt des Chefdirigentenpostens, live aus der Berliner Philharmonie kenne. Mein erstes Rattle-Konzert mit diesem Orchester war am 16. Februar 1996: es gab übrigens ebenfalls Mahler. Und Christine Schäfer, die Du am nächsten Mittwoch hören wirst, lieber Willi, war damals auch auf der Bühne:
    http://www.berliner-philharmon…/termin/1996-02-17-19-00/
    Daher meine ich, schon ein wenig beurteilen zu können, wie gut diese Kombination ist.

  • Lieber Willi, lieber Swjatoslaw,


    ich habe überhaupt nichts dagegen, nach Berlin zu fahren und mir Rattle/BP anzuhören. Zum Musikfest 2009 befand ich mich in der Stadt und wollte Rattle mit Shostakovichs Vierter hören, leider kartenmäßig ohne Erfolg. Dafür konnte ich dann Philharmonia Orchestra/Ashkenazy mit einer fantastischen Achten und LSO/Gergiev mit einer sehr guten Elften hören. Also für Rattle muß man wohl weit im Voraus die Karten bestellen. Die Erste Kategorie brauche ich sowieso nicht unbedingt. Und, lieber Willi, verstehe ich Dich richtig, daß in den Karten die ICE-Fahrt enthalten ist? Das wäre natürlich fantastisch.


    Und zu den lebenden Dirigenten: in der Tat kann man jetzt nur diese live miteinander vergleichen. Und das mache ich auch sehr gerne. Problematisch ist halt, daß es immer weniger wirkliche Persönlichkeiten gibt, die vor einem Orchester stehen. Rattle zähle ich dazu. Und ich werde Ihn eines Tages auch live hören und sehen. Desweiteren habe ich es auf Stanislaw Skrowaczewski abgesehen (kommenden Sonntag 1.+3. Brahms in Saarbrücken) und hoffe auch, das Chicago Symphony Orchestra unter Riccardo Muti einmal erleben zu können.


    Gruß,
    Agon

  • Hier nochmal ein ausdrücklicher Hinweis auf das heutige Konzert mit Sebastian Weigle (für Kurzentschlossene):


    HfMDK FFM, Großer Saal, 19.30 Uhr:

    Valentina Busso, Violine
    Orchester der HfMDK,
    Sebastian Weigle


    - F.M.Bartholdy: Hebriden-Ouvertüre (2.Londoner Fassung)
    - E.W.Korngold: Violinkonzert D-Dur op.35
    - B.Bartok: Konzert für Orchester Sz 116


    Karten zu 6 Euro / 4 Euro ermäßigt


    Gruß,
    Agon

  • Desweiteren habe ich es auf Stanislaw Skrowaczewski abgesehen (kommenden Sonntag 1.+3. Brahms in Saarbrücken)


    Lieber Agon,
    sollte Dich Ende Mai der Weg nach Berlin führen: Stanislaw Skrowaczewski dirigiert am 26., 27. und 28. Mai die Berliner Philharmoniker mit folgendem Programm


    Do 26. Mai 2011 20 Uhr
    Fr 27. Mai 2011 20 Uhr
    Sa 28. Mai 2011 20 Uhr
    Philharmonie


    Berliner Philharmoniker
    Stanisław Skrowaczewski Dirigent
    Matthias Goerne Bariton


    Karl Amadeus Hartmann
    Gesangsszene für Bariton und Orchester nach Worten aus Sodom und Gomorrha von Jean Giraudoux
    Anton Bruckner
    Symphonie Nr. 3 d-moll (Fassung von 1889)


    Karten kannst Du ab dem 17. April telefonisch oder online bestellen, die Preise liegen zwischen 25 und 78 Euro, wozu pro Karte 2 Euro Vorverkaufsgebühr hinzukommen. Übrigens: die ICE-Fahrt ist im Preis nicht enthalten, da hast Du Willi missverstanden.


    Beste Grüße
    Swjatoslaw

  • Tonhalle Düsseldorf, 01.02.11 - Evgeny Kissin spielt Liszt


    Auf dem Programm standen:
    -Ricordanza (Etude d'exécution transcendante No. 9)
    -Klaviersonate h-Moll
    -Funérailles (Harmonies poétiques et religieuses Nr. 7)
    -Vallee d'Obermann und Venezia e Napoli (aus Années de pèlerinage)


    Das erste Stück, Ricordanza, war mir nicht bekannt, eine zunächst bedächtig und melancholisch wirkende Etude im 6/4Takt, die jedoch im weiteren Verlauf dynamischer wird.


    Die h-moll-Sonate, ein m.E. unterschätztes, sehr kontrastreiches Werk, spielte Kissin virtuos und kraftvoll in den Presto-Passagen, in der lyrischen Kantelene zart und einfühlsam, ohne aufgetragenes Pathos. Dieses Liszt´sche Werk, das die fünf Hauptthemen in einem großen Satz transformiert und kombiniert, gehört wohl zu den schwierigsten Werken der Klavierliteratur überhaupt. In der Differenziertheit und Kreativität dieser Sonate zeigt sich, warum Liszt einer der ersten Pianisten mit reinen Solo-Programmen war: Bei einem Werk wie diesem wird kein weiteres Instrument benötigt: Es entstehen Spannungsbögen, Klangfülle und eine melodiöse Vielfalt, die in der Klaviermusik ihresgleichen suchen.
    Die Stücke aus den Années de pèlerinage habe ich einfach nur wie im Rausch genossen. Bisher habe ich die "Années" nur einmal hier in der Düsseldorfer Musikhochschule im Konzert gehört, ansonsten kenne ich sie nur von CD-/ Schallplattenaufnahmen. Bei Kissin sitzt man atemlos vor der Bühne und bewundert den Anschlag, die Fortissimo-Stellen, die niemals übersteigert kraftprotzend daher kommen, und die fast koboldhaft gespielten Pianissimo-Passagen - ach, einfach alles!
    Stehende Ovationen, mehrere Zugaben, Signierstunde (bei der man viele aufgeregte und begeisterte japanische Kinder sah [Fordern und Fördern kann auch positive Seiten haben]) folgten.
    Fazit: Ein wunderbarerer Abend mit einem begnadeten Pianisten, der niemals Effekthascherei betreibt und sich trotz offensichtlichem Unwohlseins bei der Kommunikation mit fremden Personen seinen Bewunderern stellt.


    P.S.: Für Düsseldorfer Liszt-Liebhaber: Am 26. Februar um 16.00 Uhr spielt der von mir sehr geschätzte Pianist Vladimir Mogilevsky Werke von Liszt in der Lutherkirche, Kopernikusstraße (Bilk).

  • Nimms mir nicht übel, aber ich mag einfach differenzierte Beurteilungen, selbst bei Konzerten, die einen vollkommen überwältigt haben. Selbst wenn es das beste Konzert war, daß dieser Erdball je gehört hat.

    Hm, Agon, Du zwingst mich, mein bisheriges Vorgehen in Frage zu stellen. Denn ich schreibe hier nur Konzert"kritiken", wenn ich begeistert bin. The rest is silence. Wozu Verrisse schreiben, wo Totschweigen viel gnadenloser ist?


    Auch nach reiflicher Überlegung scheint mir: Das zeitgenössische Publikum ist durch technisch perfekte Aufnahmen derart verwöhnt und ein Stück weit verbildet, dass Blasiertheit und Stubenhockerei die mächtigeren Feinde der aktiven Musiker sind als übertriebene Kritiklosigkeit. Hingehen, wozu, man hat doch die Collector's Edition im Gestell stehen. Und wer doch in der Tonhalle auftaucht, führt hier in Zürich nicht selten nur die Frisur und die Rolex spazieren. Da darf eine Prise vollkommene Überwältigung auch mal sein. Für anderslautende Meinungen habe ich natürlich offene Ohren bzw. Augen. Wie siehst Du das?


    Willi und Swjatoslaw: danke!

    writing about music is like dancing about architecture

  • Zitat

    Zitat von Agon:


    Und, lieber Willi, verstehe ich dich richtig, dass in dem Kartenpreis die Fahrt mit dem ICE enthalten ist?

    So ist das natürlich nicht zu verstehen. Aber eine Karte mit den Berliner Philharmonikern und Rattle, die in Berlin 80 € kostet, kostet in Köln oder Essen 150 €, und für die Differenz kann ich mit dem ICE nach Berlin und zurück fahren.


    Und nun zum gestrigen Konzert:


    Igor Strawinsky: Apollon musagète, Ballett in zwei Bildern (revidierte Fassung von 1947);
    Gustav Mahler: Symphonie Nr. 4 G-dur;


    Von dem Strawinsky-Ballett war ich echt überrascht: wunderschöne spätromatische Musik, in reiner Streicherbesetzung, in ruhigem Fluss, ohne schroffe Eruptionen, sondern in ganz leichtem, zarten Ton, all das von den Berliner Philharmonikern mit einem Streicherapparat von rund 65 Instrumenten dargeboten (das genaue Zählen fiel mir dieses Mal schwer).


    Nach der Pause die Vierte Mahler, die ja von ihrer Grundstimmung ausgezeichnet zu dem Strawinsky-Stück passte und von den Protagonisten ebenso gekonnt dargeboten wurde, einschließlich der gut disponierten Sopranistin Christine Schäfer, die das Wunderhornlied "Wir genießen die himmlischen Freuden" souverän vortrug, in den Pianostellen gut verständlich. Allerdings musste ich mich auch vonmeinem entwas entfernten Platz voll konzentrieren. Aber dafür sind wir ja im Konzert. Wir wollen uns ja schließlich nicht berieseln lassen.


    Die Berliner Philharmoniker einschließlich Sir Simon Rattle konnten an ihre Superleistung aus dem vorherigen Konzert der dritten Symphonie wiederholen. Sir Simon wählte ein ruhiges Tempo und gebrauchte genau 60 Minuten. Ich habe auch Aufnahmen in meiner Sammlung, wo die Symphonie weniger als 55 Minuten dauert. Viel Beifall erhielt dieses Mal auch der 1. Konzertmeister der Berliner Philharmoniker, Daishin Kashimoto für sein Violinsolo im zweiten Satz.


    Die Reise nach Berlin hat sich wiederum gelohnt. Ich freue mich jetzt schon auf die 5. Symphonie, die am 6. und am 7. April dargeboten wird, zusammen mit der"Funeral Music for Queen Mary" von Henry Purcell.


    Liebe Grüße


    Willi :rolleyes:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Hallo axinja!


    Ich lese erst gerade Deinen Konzertbericht, dem ich mich nur anschließen kann. Es war ein grandioses Konzert, das ich noch sehr, sehr lange in Erinnerung behalten werde.
    Kissin ist wirklich über alle technischen Schwierigkeiten erhaben, so dass er sich ganz der Musik widmen kann.Ich wünschte, er würde noch mehr Liszt einspielen, etwa die Sonate oder die Wanderjahre. Von den Zugaben gibt es übrigens schon Aufnahmen: Schumanns Widmung und der berühmte Valse-caprice Nr. 6 aus den Soirées de Vienne (nach Schubert).

    Zitat

    von axinja: P.S.: Für Düsseldorfer Liszt-Liebhaber: Am 26. Februar um 16.00 Uhr spielt der von mir sehr geschätzte Pianist Vladimir Mogilevsky Werke von Liszt in der Lutherkirche, Kopernikusstraße (Bilk).


    Vielen Dank für den tollen Tip. Da werde ich mich gern auf den Weg machen.


    Ich freue mich auch schon auf den Auftritt von Hamelin am 07.06. im Robert-Schumann-Saal. Er spielt Haydn, Mozart und Liszt: Venezia e Napoli, die Bénédicition de Dieu und die Norma-Phantasie.
    Gruß,


    Rainer

  • Freitag, 18.02.2011, 20 Uhr, Alte Oper Frankfurt/M.:


    HR - SINFONIEORCHESTER,
    DAVID ZINMAN


    - GUSTAV MAHLER: SINFONIE NR 6 A-MOLL

    Momentan mahlert es ja überall ganz gewaltig, allein an diesem Abend spielten drei deutsche Rundfunkorchester Mahlersinfonien, die auch alle live übertragen wurden.
    Beim HR-Sinfonieorchester nun stand mal wieder die Sechste auf dem Programm, die vor einigen Jahren Jukka-Pekka Saraste in einer eher mittelmäßigen Aufführung dirigierte.
    Nun sollte alles anders werden, und so wurde nach zwanzigjähriger Abstinenz der momentan als Mahlerdirigent sehr erfolgreiche David Zinman vom Tonhalle-Orchester Zürich eingeladen.
    Mit Ihm traf ein Perfektionsdirigent auf ein Perfektionsorchester. Der vollkommen unauffällig auftretende Zinman, von recht kompakter Statur, machte dabei eine sehr gute Figur und fiel auf dem Podium inmitten der HR-Musiker durch seine dezente Kleidung (kein Frack, sondern ein schwarzer Anzug) und seine sparsam-kontrollierten Gesten kaum auf.
    Daß er mit dem Orchester zu einer Einheit verschmolz, ist wohl keine Übertreibung, und ich möchte auch sagen, daß alle Mitwirkenden an einem Strang zogen und sich in den künstlerischen Absichten vollkommen einig waren. Das habe ich in dieser Art noch nie erlebt.
    Zinman überließ in seiner Interpretation der Sechsten nichts, aber auch wirklich gar nichts, dem Zufall. Er hatte das Werk sicht- und hörbar mit einer erstaunlichen Gründlichkeit und Akribie einstudiert und das Orchester absolut unter seiner Kontrolle. Ich hatte das Gefühl, hier findet eine Studioproduktion oder eine CD-Aufnahme statt.
    Daß das Werk dabei nicht in seine Einzelteile zerfiel oder eine trockene Partiturstudie wurde, verdankt sich einer subtilen Tempodramaturgie und dem intensiven und extrem präzisen Spiel des Orchesters. Von den einleitenden Marschrhythmen der Celli und Bässe bis zum finalen Zusammenbruch spannte Zinman einen riesigen Spannungsbogen, der mich völlig in Bann schlug.
    Das "Andante moderato" wurde an zweiter Stelle gespielt, und ich konnte diese Entscheidung gut nachvollziehen. Mahler hat es selber so gemacht, und es ist überzeugend. Denn das "Scherzo" und das "Finale" passen wesentlich besser zusammen, und es wirkt so folgerichtig und konsequenter. Zinman ließ zwei Hammerschläge spielen und führte die Perkussionsabteilung zu gnadenloser Wucht.
    Das "Andante moderato" wurde wunderbar empfindsam ausgespielt. Das "Scherzo" halte ich für den schwierigsten Satz der Sinfonie, zu dem ich nur schwer einen Zugang finden konnte, aber durch seine morbide Stimmung leitet es sehr gut in den zerstörerischen Finalsatz über.
    Am Ende applaudierte sogar das Orchester dem Dirigenten, was ich hier noch nie erlebt habe. Ich denke, das spricht für sich.
    Fazit: Ein sehr gutes Konzert, das dem Werk voll gerecht wurde.



    Agon

  • Am letzten Montag in der Berliner Philharmonie spielte das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter seinem ehemaligen Chefdirigenten Kent Nagano.


    Aufgrund einer Tamino-Meinung über einen Super-Bruckner mit Nagano in München wollte ich mir dieses Konzert nicht entgehen lassen. Zumal die 5. Bruckner von mir ganz besonders geschätzt wird, ich liebe einfach dieses herrliche von den Bratschen und Celli angestimmte Thema im 1. Satz, das ja dann so großartig im Finale fugiert wird.


    Aber bis es zum Bruckner kam, musste noch sehr viel Jörg Widmann ertragen werden:


    "Polyphone Schatten (Lichtstudie II)"
    Fantasie für Klarinette solo
    "Armonica" für Glasharmonika , Akkordeon und Orchester


    Das Konzert begann um 20.00 Uhr, nach 50 (!) Minuten war der erste Teil endlich beendet. Für mich stellt sich die Frage nach der Konzeption dieses Programmes bei einem so schwergewichtigen Hauptwerk wie einer 5. Bruckner-Sinfonie.
    Musikwissenschaftler werden es bestimmt anders sehen und den Widmann-Klängen vieles abgewinnen wollen. Das einzige was stimmt ist eine vorhandene Virtuosität. Und für die Musiker besonders im dritten Stück sicher auch Schwerstarbeit. Ansonsten war das Ganze für mich eine Ansammlung von Kakophonien und ich meinte öfter an Katzen erinnert zu werden, denen man auf den Schwanz tritt. Nach dieser ersten Konzerthälfte, die fast einer Körperverletzung gleichkam, war ich gespannt auf den hoffentlich erlösenden zweiten Teil des Abends.


    Relativ zügig ging Nagano den ersten Satz an, die fortissimo-Ausbrüche gerieten mir zu bieder (ein wohlmeinender Kritiker schrieb von "Lautstärke als neutralem Parameter neben anderen" und "alles ist auf Richtung getrimmt"). Ja, alles irgendwie brav und ordentlich heruntergespielt, aber die monumentale Konstruktion dieses Kolosses war nicht zu erkennen, die grandiose Doppelfuge im Finale ging einfach unter. Für mich ist das Werk in der Interpretation mit Günter Wand die Referenzaufnahme, an der sich andere Einspielungen zu messen haben. Davon war Nagano an diesem Abend weit entfernt. Man wird einräumen, dass er natürlich keinen kopieren kann, sondern seine eigene Lesart dieses Werkes hat. Schön und gut, nur überzeugt hat es mich nicht. Der große Bogen vom leisen Auftakt bis zum krönenden Abschluss war nicht zu erkennen.


    Am 19. März steht die 7. von Bruckner mit Nagano auf dem Programm. Ich möchte mich dann gerne korrigieren können.


    :hello:


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ach Mensch, das tut mir ja leid, lieber timmiju, dass dieser Widman-/Bruckner-Abend in Berlin solch ein Reinfall war. Ich werde dieselbe Bruckner-Sinfonie ebenfalls in Berlin in wenigen Tagen (am 12. März) live erleben, und zwar mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Bernard Haitink. Kannst Du Dich vielleicht entschließen, spontan in dieses Konzert zu kommen? Dort wirst Du bestimmt entschädigt für die von Dir beschriebene schlechte Bruckner-Aufführung von Nagano: Haitink ist einer der besten lebenden Bruckner-Interpreten überhaupt, was ich bei einer grandiosen Achten von Bruckner mit den Wiener Philharmonikern mal am eigenen Leib erlebt habe (ich saß damals in Blickrichtung von Haitink, mehr oder weniger "mitten im Orchester sitzend", nämlich auf Stühlen hinter den Bläsern).


    Es gibt noch Karten für Haitink:
    http://www.berliner-philharmon…/termin/2011-03-11-20-00/

  • Ich werde dieselbe Bruckner-Sinfonie ebenfalls in Berlin in wenigen Tagen (am 12. März) live erleben, und zwar mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Bernard Haitink.



    Das verspricht, ein großartiges Konzert zu werden!
    Ich habe das Ganze mit dem Symphonieorchester des BR gehört, mit dem Haitink derzeit intensiver arbeitet - es war unglaublich begeisternd!
    Ich wurde sofort ganz von der Musik gefangen und bis zum letzten Takt nicht mehr losgelassen, Haitink errichtete diese 'Kathedrale' so derart fesselnd, dass ich die Welt vergaß. Ganz ohne irgendwelche 'Effekte' war sowohl der große Bogen, der ja bei diesem Stück so wichtig ist, als auch die Detailarbeit immer unaufdringlich präsent, es gab keine Extravaganzen, eigentlich einfach nur Bruckners Fünfte in einer derart Überlegenen Selbstverständlichkeit, dass man es kaum zu fassen wagte. Vieles in dem Werk hat sich mir in dem Augenblick erschlossen, als wäre ich unversehens einer bis dahin fremden Sprache mächtig. Der zweite Satz war von einer derartigen Schönheit durchdrungen, noch nie vorher wurde ich mir dessen bei der Symphonie so tief bewusst.
    Die Bravo-Rufe anschließend waren nahezu ebenso überwältigend wie die Interpretation.


    Mittlerweile ist der Live-Mitschnitt auch im Hauslabel erschienen.



    Was Nagano angeht, ich habe ihn mit der 7. gehört, naja, ein zwiespältiges Erlebnis. Entgegen aller meiner Vorurteile gönnte er dem Adagio alle seine Feierlichkeit und Erhabenheit inklusive Beckenschlag, war wie ausgechselt, ließ die Musik fließen, begeisterte. Die anderen Sätze waren dann leider wieder typisch für jenen Nagano, den ich so gar nicht schätze. Sehr genau, sehr 'ordentlich und brav', wie mein Vorredner dies nannte, auch iregndwie dann etwas hölzern, in seiner erzwungenen Klarheit unangenhem distanziert und trocken, ohne die durchaus mögliche Eleganz akademischer Präzision.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Das verspricht, ein großartiges Konzert zu werden!
    Ich habe das Ganze mit dem Symphonieorchester des BR gehört, mit dem Haitink derzeit intensiver arbeitet - es war unglaublich begeisternd!
    Ich wurde sofort ganz von der Musik gefangen und bis zum letzten Takt nicht mehr losgelassen, Haitink errichtete diese 'Kathedrale' so derart fesselnd, dass ich die Welt vergaß. Ganz ohne irgendwelche 'Effekte' war sowohl der große Bogen, der ja bei diesem Stück so wichtig ist, als auch die Detailarbeit immer unaufdringlich präsent, es gab keine Extravaganzen, eigentlich einfach nur Bruckners Fünfte in einer derart Überlegenen Selbstverständlichkeit, dass man es kaum zu fassen wagte. Vieles in dem Werk hat sich mir in dem Augenblick erschlossen, als wäre ich unversehens einer bis dahin fremden Sprache mächtig. Der zweite Satz war von einer derartigen Schönheit durchdrungen, noch nie vorher wurde ich mir dessen bei der Symphonie so tief bewusst.
    Die Bravo-Rufe anschließend waren nahezu ebenso überwältigend wie die Interpretation.


    Vielen Dank für Deine Eindrücke, lieber novecento! Dein Bericht steigert meine Vorfreude auf Haitink mit Bruckner umso mehr!
    Herzliche Grüße
    Swjatoslaw

  • Ich werde dieselbe Bruckner-Sinfonie ebenfalls in Berlin in wenigen Tagen (am 12. März) live erleben, und zwar mit den Berliner Philharmonikern unter Leitung von Bernard Haitink. Kannst Du Dich vielleicht entschließen, spontan in dieses Konzert zu kommen?
    Es gibt noch Karten für Haitink:
    http://www.berliner-philharmon…/termin/2011-03-11-20-00/


    Schönen Dank, lieber Swjatoslaw für diese Einladung, da könnte man sich ja auch mal treffen und wunderbar über dies und das plaudern. Mit Haitink habe ich eine Bruckner 3 auf CD. Leider bin ich an diesem Abend schon lange privat gebunden. Aber nutzen wir doch den Thread über "Welche Konzerte besuchen die Taminos in 2011" dann klappt das sicher einmal.


    Beste Grüße


    :hello:


    Manfred

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Frau Kermes macht eine Tournee und war heute Abend in Bremen. Viele Zugaben, viel Jubel, lange Schlange,um ein Autogramm zu ergattern.


    Diese Frau ist ein Weltstar. Es gibt viele Gemeinsamkeiten mit einem anderen, der Bartoli.


    Dieses totale Aufgehen in der Rolle
    die Perfektion des Gesangs
    das Berührende des pp
    die unbändige Spielfreude.
    Ein absolut wertschätzender Umgang mit den Musikern!


    Von allem konnte man heute sehen und hören.


    Ein grossartiger Genuss. :jubel:

  • Gestern abend war ich in der Tonhalle in Düsseldorf, es gab:

    • Brahms: Tragische Ouvertüre
    • Dvorak: Die Mittagshexe
    • Mahler: Das Klagende Lied (Originalfassung!)


    Ein interessantes Programm, ein Zeitschnitt um 1880 mit drei Werken, die unterschiedlicher kaum sein könnten: Brahms, trotz des quasi programmatischen Titels ein Stück absoluter Musik, komplett diametral zu dem gigantomanischen Opus 1 von Mahler, und fast vermittelnd die sehr plastische und direkt ergreifende Programmmusik Dvoraks.


    Das ganze von den Düsseldorfer Symphonikern, unter der Leitung des Gastdirigenten Martyn Brabbins, dem einen oder der anderen vielleicht bekannt aus zahlreichen CDs der Reihe 'Das romantische Klavierkonzert' (zum Beispiel mit dem Fuchs-Konzert, das ausgerechnet den Beethovenpreis gegen das "Klagende Lied" gewonnen hat, mit den Ljapunow-Konzerten und vielen mehr), den Bortkievicz-Symphonien oder dem Stanford-Violinkonzert.


    Über den Brahms und den Dvorak möchte ich nicht viele Worte verlieren: große Romantik, meisterhaft geleitet und gekonnt dargeboten.


    Nach der Pause dann der Knaller: Das KLagende Lied in der erst Ende des 20.Jahrhunderts rekonstruierten Originalfassung, mit vier Gesangssolisten und zwei Knabensolisten, Chor, Fernorchester und Orchester. Das Fernorchester spielt ebenfalls live, der 'Nebendirigent' sieht Herrn Brabbins über Monitor und 'übersetzt', die Saaltüren sind offen, und so dringen die fremden und befremdlichen Klänge aus der nötigen Ferne an unser Ohr.


    Der Düsseldorfer Musikverein wagt sich an das große Werk und beherrscht den Part. Als Antipoden zu den Solisten mindestens ebenbürtig.


    Und dann sind da noch die beiden Knaben, zwölf, aus Dortmund: ein Sopran und ein Alt. Der Sopran muss das Hohe C bringen - und bringt es! Mir lief es eiskalt den Rücken herunter, als diese Knaben anklagten! Was für eine Klage, die beiden Jungen geben dem Werk erst den Sinn! Wenn ich nicht so unsportlich wäre, würde ich mich bis zum Boden verneigen vor der professionellen Leistung der beiden Jungen! Textsicher (natürlich auswendig), präzise im Einsatz und der Intonation - und obendrein lebendig interpretiert! Bravi! Bravi! Bravi!


    Wer neugierig ist auf dieses fast ungespielte Werk von Mahler (über die wenigen Aufnahmen der Originalfassung haben wir ja im anderen Thread schon geredet: Nagano war 1997 der erste, MTT scheint dieselbe Fassung eingespielt zu haben, bei Rattle bin ich unsicher - eigentlich ist seine Aufnahme zu alt dafür, weil vor Nagano), sei in die Tonhalle eingeladen, jeder leere Platz wäre eine Schande: morgen (Sonntag 13.3.2011) und Montag (14.3.2011) gibt es das Programm noch einmal. Kommt und hört!


    Herr Brabbins hat sich vorab einem kleinen Interview gestellt (dem in Düsseldorf inzwischen recht beliebten Star-Talk bei den Sternzeichen-Konzerten) - und nach dem Konzert hatte ich die Ehre, ein paar Sätze mit ihm zu wechseln. Das sind die Momente, in denen ich bedaure, mich damals gegen den Weg des Musikers entschieden zu haben - um mit so einem Mann mal arbeiten zu können. So bleibt mir nur die Freude am Gespräch (und ein herzlicher Gruß nach England!)

  • Ich kann Travinius nur uneingeschränkt zustimmen. Das gleiche Konzert habe ich am heutigen Vormittag in der Düsseldorfer Tonhalle gehört - oder besser:


    genossen.


    Eine winzige kritische Bemerkung, die das Gesamterlebnis nicht schmälert, erlaube ich mir dennoch. Bei einigen Solostellen hätte ich mir gewünscht, dass


    Brabbins die Orchesterlautstärke etwas zurückgenommen hätte. Besonders die nicht durchdringende Stimme der Altistin wäre dann besser hörbar gewesen.


    Der Musikverein hat mich wie auch die Symphoniker voll überzeugt.


    Ich kann übrigens im Booklet der sehr gelungenen Aufnahme unter Michael Tilson Thomas keinen eindeutigen Hinweis darauf finden, dass seine Fassung


    der heute aufgeführten entspricht. Wenn allgemein festgestellt wird, dass Kent Nagano sie als erster aufgefürt hat, kann das ohnehin nicht MTT gewesen


    sein, da seine Aufnahme früher datiert. Es ist ein Live-Mitschnitt vom 29. bis 31. Mai und 2. Juni 1996. Nagano hat aber "erst" am 7. Oktober 1997 seine


    Uraufführung gehabt. Ich denke daher, dass die von MTT gewählte Fassung der 1934 im tschechischen Radio Brünn gesendeten entspricht. Auf sie


    nimmt auch das Booklet Bezug, allerdings ohne eindeutig zu sagen, dass sie von MTT gewählt wurde.


    MfG


    Portatorl

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