Konzertbesuche und Bewertung

  • Zitat

    Original von S.Kirch


    Was hast Du denn gegen konzertante Aufführungen?, die besuchte ich einige Zeit mit Vorliebe ;). Oder spielst Du zu Hause beim hören von CD`s auch die Handlung mit :D? Und ein paar Säulen machen keine gute Aufführung. Immerhin hat das Ensemble in der Kölner Philharmonie bis auf leise Andeutungen keine "Regieeinfälle" durch hin- und her Rennerei usw. auf dem Konzertpodium beschert. Und die Presse war von dem Abend doch auch sehr begeistert...


    Grüße
    Sophia


    Salut,


    eben genau das ist es: konzertant habe ich Oper auch daheim. Wenn ich schon "in die Oper" gehe, dann bitteschön mit einer perfekten Inszenierung - für was zahle ich denn...? Oper = Musik plus Theater !!! Sonst wäre es ja witzlos und man könnte sich auf Oratorien beschränken [wobei dies keine Abwertung von Oratorien ist!!]


    Es wäre vergleichbar einer Theateraufführung, in der alle Personen auf Stühlen auf der Bühne hocken und "nur" rezitieren... gäääähhhnnn....


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Och Ulli,


    es gibt auch spannende Hörspiele ;).


    Aber mal im Ernst: Tito war sooo eine bekannte und oft gespielte Oper ja nicht, manchmal denke ich daß erst als Vorläufer zum schon leicht hysterisch angepriesenen Mozartjahr 2006 alle Schätze von Mozart ausgegraben werden. Außerdem gibt es keine perfekte Inszenierung oder wo läuft die gerade? (naja, gut, ist eine Binsenweisheit :O ).


    Seit gestern erst weiß ich aus der FAZ, daß der Tito in Aachen zu einem Mozartzyklus gehören wird. Aachen macht in Kooperation mit Freiburg die 4 Herrscherdramen bis 2011, es folgen noch Mitridate, Idomeneo und Lucio Silia.


    Sophia

  • Salut,


    Hörspiele sind keine Theaterstücke sondern Hörspiele - eine Erfindung, die eigens für das RADIO gemacht wurde und das ist auch gut so. Die Oper gehört szenisch auf die Bühne. Titus ist natürlich schon immer ein Steifkind gewesen, konzertante Aufführungen verbessern die Situation kaum. Nachdem der Titus auch in Baden-Baden zunächst in der frz. Inszenierung [ich halte mich mal bedeckt] gegeben werden sollte - mit Koriphäen wie dem Arnold-Schönberg-Chor und dem Ensemble für Alte Musik Berlin - wurde die Aufführung nach dem Eklat kurzerhand in eine konzertante Aufführung "umgeplant", zum gleichbleibenden Preis versteht sich, wobei die Inszenierung für mich rund 30-35% des Kartenpreises ausmacht. Das war mir ein Storno wert, denn zunächst gab es Bemühungen, die Oper in einer anderen Inszenierung darzubieten, was offenbar nicht gelang. Aber ich registriere, dass Tito sich zunehmender Belibtheit erfreut und wünsche Dir einen schönen Abend mit tollen Melodien!


    Für aszenische Abende gibt es von Mozart rund 50 Konzertarien...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Heute bei uns, 19:30 Uhr:


    Wolfgang Amadeus Mozart
    Ouvertüre „Die Zauberflöte“


    Frédéric Chopin
    Konzert Nr. 2 f-moll op. 21 für Klavier und Orchester


    Franz Schubert
    Sinfonie Nr. 9 C-Dur D 944


    Nikolaj Tokarew, Klavier
    Toshiyuki Kamioka, Leitung
    Nordwestdeutsche Philharmonie


    =)

  • Gestern in der Philharmonie:


    PHILHARMONIE
    Do 1. Dez 2005 20 Uhr B2
    Berliner Philharmoniker
    Seiji Ozawa DIRIGENT
    Arnold Schönberg Pelleas und Melisande op. 5
    Ludwig van Beethoven Symphonie Nr. 7 A-Dur op. 92



    Und mal wieder kann ich nur sagen: Grossartig!


    Im Bezug auf die Philharmonie bin ich im Moment ein echter Glückspilz, wollte ich doch nur eine bescheidene Studentenkarte erwerben und wurde dann von einem wahnsinnig freundlichen Amerikaner, der eine Karte zuviel hatte 'eingeladen' und saß im A-Block in der siebten Reihe ca. acht Meter von Ozawa und den Philharmonikern entfernt. :jubel: :jubel:


    Ozawa ist wirklich ein aussergewöhnlicher Dirigent. Ohne Taktstock, geschweige denn Partituren dirigierte buchstäblich mit dem ganzen Körper. Die Berliner (ich bin fast geneigt zu sagen natürlich) hervorragend, grandios in Beethovens siebter die Flöten und Oboen.


    Ein tolles Konzert. Liebe Grüsse, M.

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Hallo,
    im Konzert in Bielefeld: Christian Zacharias und das Orchestre de Chambre de Lausanne.




    Christian Zacharias, bekannt als ein gern gesehener Pianist und seit einigen Jahren Chefdirigent und künstlerischer Leiter des Orchestre de Chambre de Lausanne, wählte für das dritte Konzert dieser Saison in der gut besuchten Oetkerhalle vier Kompositionen die allesamt aus dem Jahr 1784 stammen.


    Im Mittelpunkt des Konzertabends standen, ausgerichtet auf das anstehende Mozartjahr im voraus, natürlich zwei vom Dirigenten höchst selbst konzertierte Klavierkonzerte des Genies Mozart (Nr. 15 und 16), sowie zwei Sinfonien der Mozart-Zeitgenossen Joseph Martin Kraus und Joseph Haydn.


    Kraus’ c-Moll-Sinfonie, die das Programm eröffnete, steht in Anlehnung noch in der Epoche Bachs und mit dem anderen schon in der Beethovens. Feinfühlig führte Christian Zacharias das in allen Instrumentengruppen sehr gut klingende Orchestre de Chambre de Lausanne durch die getragene Larghetto-Einleitung sowie in das anschließende stürmisch drängende Allegro.


    Bewunderswert, ohne Taktstock seine einbeziehenden Zeichengebung mit seiner Körpersprache, hiermit erzielte Zacharias eine einnehmend wendige und feindifferenzierte Darstellung, selbst bei hochstehenden Tempiwechsel zeigt Zacharias eine beeindruckende geschmeidige und wohlgeformte lichtdurchflutete Interpretation allerfeinsten Güte.


    Das Orchester, als eine geschlossene Einheit um den Flügel gruppiert erzielte vom Klangvolumen das entsprechende Niveau um die Klavierkonzerte Nr. 15 und 16 von Mozart
    und von Zacharias vom Flügel aus dirigierend wunderbar darzustellen. In seinem Spiel überzeugte Zacharias im Eröffnungssatz des B-dur-Werkes (KV 451) durch eine gekonnte Phrasierung und Artikulation und verstand es als überragender Interpret mit klarem perlenden sowie kantablem Spiel die Musik von Mozart verinnerlicht und zum Leuchten zu bringen.
    Ausgesprochen überragend und phänomenal war die nie nachlassende Korrespondenz mit
    dem Orchester, die Streicher überzeugten durch ihr wendig, mal sanft und samtweiche Spielart.
    Phänomenal die kantig tönende, dann wieder beseelt klingenden Holzbläser, ein überragend musizierendes Blech erklangen in dem Mozartwerk Nr.16 (KV 451). Hier wurde eine geistvolle und maßvoll exsestierende. Musizierfrische geboten sowie in Verbindung mit dem Trompetenglanz eine sehr aufregende und aufwühlende Musik geboten, Ein absolutes Hörerlebnis, was selten geboten wird aber durch diesen Klangkörper hervorragend umgesetzt werden konnte.


    Ein weiterer Höhepunkt erschließt sich anschließend in Haydns d-moll Sinfonie Nr.80.
    Das Adagio erklang in einer perfekten Detailausführung und überzeugend in der Spielweise, das Finale wurde in herrlichen pastellfarbenen Barockklängen umgesetzt und forderten die Zuhörer zu einem langanhaltenden Schlussbeifall heraus.
    Ein überzeugendes Konzerterlebnis durch den Leiter: Dirigenten und Pianisten „Christian Zacharias“ und seinem hervorragend disponierten Orchestre de Chambre de Lausanne.


    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • ich habe gestern das dritte konzert meines klangforum-zyklus siehe hier im mozartsaal des wiener konzerthauses besucht. und es war das bisher beste!
    aber weniger die beiden „funérailles“ von brian ferneyhough haben es mir angetan –die waren eher unauffällig (6 streicher und eine harfe in der mitte), sondern das hauptstück: „quatre chants pour franchir le seuil“ (4 gesänge, um die schwelle zu überschreiten).
    komponist: der mir vorher unbekannte (kein kriterium!) gérard grisey.


    ich möchte lange werkbeschreibungen vermeiden, sonst liest das wieder niemand, aber es geht um den tod (bezeichnenderweise ist grisey 1998, kurz vor der uraufführung 52-jährig gestorben).
    faszinierend, welche klänge die 16 interpreten mit nur nichtelektronischen instrumenten erzeugten; u.a. 3 schlagwerker mit allem, was es da geben mag, aber es wurde ganz selten laut.


    nebenbemerkung: auch der österreichische bundespräsident, der ein abo besitzt und mit gattin immer ganz normal (ich meine ohne bodyguards) mitten im publikum sitzt, war begeistert.


    ich war es so, dass ich anschließend am stand des edel-labels kairos nicht nur die grisey-cd (gleiche interpreten) sondern auch gleich noch die doppel-cd mit zenders „schuberts ‚winterreise’ eine komponierte interpretation“ erstanden habe.
    daran sieht man, wozu der euphorisierte mensch fähig ist…
    ich hatte immer schon die einspielung mit blochwitz/ensemble modern/zender, aber die kairosaufnahme eben aus dem mozart-saal 1999 mit prégardien/klangforum wien/cambreling gefällt mir (noch) besser.


    sogar dafür gibt’s in diesem riesen-forum ein winz-threaderl, da


    nun ist mein 300. beitrag (von insgesamt 400 postings) doch noch irgendwie dem franzl gewidmet…

  • Zitat

    Original von observator
    ich möchte lange werkbeschreibungen vermeiden, sonst liest das wieder niemand,...


    Nun sei mal nicht so pessimistisch, ich z.B. lese so etwas immer gern.


    LG, Cosima :)

  • An diesem Wochenende in Bensheim: Sinfonia Varsovia unter der Leitung von Volker Schmidt-Gertenbach, Johannes Moser - Cello. Auf dem Programm:


    J.Haydn - Symphony n° 88 G Major,
    P.Czajkowski - Variation "Rococo",
    G.Bizet - Symphony n° 1 C Major


    Die Sinfonia Varsovia wurde 1984 von Menuhin gegründet. Seit 1997 ist Penderecki Chefdirigent. Sie traten inzwischen zum dritten Mal in Bensheim mit Schmidt-Gertenbach auf. Seit ihrem ersten Auftritt, als sie Prokofjews "Sinfonie classique" , Mendelssohns Klavierkonzert und Beethovens 8. spielten, bin ich einfach begeistert. Ich kenne sonst kaum ein Orchester, das so gut eingespielt ist und einen Klang hervorzubringen vermag, der genau an der Grenze zwischen Kammermusik und Sinfonik liegt. Dazu trägt auch die Akustik des kleinen Saals in Bensheim positiv bei, in dem jeder Musiker so gut zu hören und zu sehen ist, dass er (oder sie, es gibt auch einige Musikerinnen, besonders bei den Streichern) eine eigene Individualität gewinnt.


    Sie sind ganz auf "Musik, die eure Stimmung anhebt" spezialisiert und so konnte der Abend mit keiner besseren Zugabe beendet werden als dem letzten Satz aus Mendelssohns italienischer Sinfonie.


    Wie schön, dass es auch solche Musik gibt!


    Viele Grüße,


    Walter

  • Der russische Pianist GRIGORIJ SOKOLOV gehört zu den ungewöhnlichen Erscheinungen am internationalen Pianistenhimmel. Schon als 16jähriger gewann der 1950 Geborene den Tschaikowsky-Wettbewerb (die obligate Einspielung ist sogar über den Ariola/Eurodisc-Vertrieb von Melodya-Aufnahmen im Westen erschienen – als Doppelalbum mit dem Violinkonzert des gleichzeitig siegreichen Victor Tretjakov). Mit der großen internationalen Karriere aber wurde es zunächst nichts – aus welchen Gründen auch immer, auch die Biographie seiner Agentur schweigt sich über die nächsten 20 Jahre aus. Nach dem Wegfall des Eisernen Vorhangs scheint er via Frankreich langsam den Weg in die westlichen Konzertsäle gefunden zu haben, nicht eben gefördert von den Medien (für die ein untersetzter 40jähriger anscheinend nicht von Interesse war) und ohne Plattenfirma im Hintergrund, denn Sokolov veröffentlicht grundsätzlich nur Live-Mitschnitte – und die auch noch bei einem kleinen französischen Label.
    So war die Musikhalle bei den ersten Hamburger Abenden denn auch nicht einmal halb voll, inzwischen hat der Mundfunk wenigstens für einen zu etwa 2/3 vollen Saal gesorgt. Aber wie voll es ist, scheint ihm ohnehin egal zu sein; knappe Verbeugung – sitzen – spielen, wenn es sein muß 3 Beethoven-Sonaten am Stück, das übliche Hinausgehen zwischen den Stücken entfällt, selbst der Applaus wird auf ein Minimum reduziert.
    Gestern war derartiges allerdings nicht nötig, standen doch „nur“ zwei Stücke auf dem Programm: die große A-Dur-Sonate D. 959 von Schubert und die Sonate op. 11 von Schumann. Gerade Schuberts Riesenwerk (ca 50 Minuten) ist dabei eine enorme Herausforderung, weniger aus – heutiger – technischer Sicht, denn aus musikalischer; allzuleicht zerfallen die himmlischen Längen in der Fülle der Details. Doch Sokolov schafft es mühelos, den großen Bogen zu spannen, obwohl – oder vielleicht gerade weil – er den Anschlag immer wieder nuanciert (was besonders dem sehr langsam genommenen zweiten Satz zu ungeahntem Variationsreichtum verhilft). Zudem bleibt die Linienführung absolut klar, auch in den Forteklangballungen erlaubt er sich keinerlei Wischen oder „romantische Vernebelung“, was nach der Pause dann besonders dem Schumann zugute kommt, dessen Zerrissenheit häufig genug im Tastendonner der Fortepassagen untergeht. Auch hier setzt Sokolov auf dynamische Abstufung bis hin zu den von ihm so wunderbar gezauberten Pianissimi, die dann in der Wiederholung irgendwie noch leiser funktionieren (da scheinen sich manchmal selbst die ohnehin weiten Grenzen eines Steinway noch erweitern zu lassen), womit es des virtuosen „Draufhauens“ nicht bedarf, ein volltönendes, rundes Forte genügt dann als Gegensatz völlig.
    Am Ende ist es wie am Anfang: knappe Verbeugung – Abgang, keinerlei „smile“ oder dankbares Annehmen von Ovationen; und dann geht es mit den Zugaben los, für deren Menge Sokolov inzwischen ebenso berühmt ist wie beim Hauspersonal, das Feierabend machen möchte, vermutlich berüchtigt. Also mal kurz noch den Walzer op. posth. und Fantasie-Impromptu op. 66 von Chopin, zweimal Rameau oder Couperin (da bin ich nicht firm), noch ein Chopin und Bach.
    Am Ende wankt man nach 2 ½ Stunden aus dem Saal im Gefühl, SO müsse das klingen und nicht anders. Natürlich geht es auch anders, genügend große Pianisten haben es gelehrt; aber vielleicht ist das das Geheimnis von Kunst in der Musik: dass sie im Augenblick des Erklingens die einzig „wahre“ Variante darstellt?

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  • Heute im Musikverein:


    Programm:
    • Wolfgang Amadeus Mozart
    Sinfonia concertante für Violine, Viola und Orchester Es - Dur, KV 364
    -------- Pause --------
    • Wolfgang Amadeus Mozart
    Requiem d - Moll, KV 626; Originalfassung (Fragment)
    "Ave verum", KV 618


    Also irgendwas muß an Mozart dran sein ;-) - normalerweise bekomme ich nie feuchte Augen in Oper oder Konzert. Heute ist es mir bei ihm zum 2. Mal passiert.... einmal vor ein paar Jahren (in meiner tiefsten Wagner-Zeit!) und heute das Requiem + Ave verum. Es war sehr berührend, Chor, Orchester und Mehta waren wunderbar. Und Gott sei Dank ist Mehta für ein paar Sekunden nach Ende zur Statue erstarrt und hat somit für leise Entspannung gesorgt, bevor alle losklatschen durften.


    Und ich werde mich sicher NICHT von eventuell mißgünstigen Kritiken beeinflussen lassen...


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Gerade knapp gestern war ich mit Peter und Maik, die mich zu diesem Konzert eingeladen hatten, im Konzerthaus am Gendarmenmarkt, wo es folgendes zu hören gab:


    Kammermusik des BSO
    Bläserensemble des Berliner Sinfonie-Orchesters


    Wolfgang Amadeus Mozart Harmoniemusik aus der Oper "Così fan tutte" KV 588
    Wolfgang Amadeus Mozart Flötenquartett C-Dur KV 285b (Bearbeitung für Bläserquartett von Christian-Friedrich Dallmann)
    Luciano Berio "opus number zoo" für Bläserquintett
    Paul Hindemith Kleine Kammermusik für Bläserquintett op. 24 Nr. 2
    Wolfgang Amadeus Mozart Serenade Es-Dur KV 375


    Eine für mich musikalisch ziemlich neue Erfahrung. Ehrlicherweise muss ich gestehen, ausser Cosi fan tutte und die natürlich auch nicht in dieser Bearbeitung, keines der Stücke bewusst gekannt zu haben. Ich war aber nicht allein.... :D


    Das humoristische Highlight war das Bläserquintett des mir völlig unbekannten Luciano Berio. Es ist unmöglich das hier wiederzugeben, vielleicht möchten Maik oder Peter es versuchen...
    Ansonsten hat mir Mozarts Flötenquartett am besten gefallen. Ich kenne mich aber bei dieser Musik wirklich nicht gut genug aus, um hier irgendwas profunderes zu sagen zu können, ausser dass die Musiker wirklich sehr schön gespielt haben und ihnen die Freude am Musizieren anzumerken war.


    Noch schöner als das Konzert fand ich, Peter und Maik als erste Taminos kennenzulernen. Es war wirklich eine grosse Freude und ich hoffe, dass wir es bald wieder gemeinsam zu einem Konzert schaffen...


    Nochmals Dank für die Einladung und den schönen Abend an Euch beide.


    Liebe Grüsse, Moritz

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Jetzt hatte ich den Beitrag kurz vor dem Ende, da geht mein Internet aus! :motz: :motz: :motz:


    Gut, dann halt nochmal:


    Hallo Moritz, schön, dass du den Anfang gemacht hast!
    Es war ein rundum schöner Abend, der dieses Mal nicht das Konzert als Höhepunkt hatte. Ich freue mich, dich kennengelernt zu haben und kann Alfred versichern, dass Moritz aus Fleisch und Blut ist!


    Das Konzert selber war nicht nur für mich Neuland. Es war das erste erlebte Kammerkonzert und sehr interessant. Es herrschte eine vertraute, intime Atmosphäre. Man war dicht an den Musikern dran und konnte mit ihnen mitfühlen, sich in sie hineinversetzen. Es war einfach schön.
    Das Highlight des Konzerts war - ihr lieben Mozartianer, verzeiht mir! - Berio.
    Das ca. 8-minütige Stück ist speziell für Kinder geschrieben worden.
    5 Bläser bilden einen Klanghintergrund, auf dem ein gesprochener Text von den Interpreten selbst wie ein Gedicht rezitiert wird.
    So hat jeder einmal, mal mehr, mal weniger, das Vergnügen, nicht nur seine Lunge, sondern auch seine Stimme in den Dienst der Musik zu stellen. Mitunter gingen die Wortfetzen und Satzteile ziemlich schnell zwischen den Musikern hin und her, dass man kaum hinterherkam.
    Das Publikum war sicht- und hörbar amüsiert. Vielleicht kann Maik einige Texte hier zum Besten geben.


    Alles in allem ein wirklich gelungener Abend. Ich hoffe auf weitere Konzertbesuche mit dir, lieber Moritz. Es hat richtig Freude gemacht!


    :hello:


    Gruß, Peter.

  • Schaffen wir bestimmt bald...


    Und danke für die Blumen. :hello:


    M.

    "Das beste, an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung."
    Ludwig van Beethoven

  • Ich kann mich meinen beiden Vorrednern nur anschließen. Hauptwerk war das erste kleine Berlin-Treffen.


    Aber mal zur Musik. Berio war wirklich genial! Die ersten Augenblicke saß ich da und war erst mal völig baff! und gleichzeitig hochamüsiert :D
    War das ein Spaß - die Wirkung kann das Werk IMO nur live besitzen!
    Und die Ausübung des Sprechens und des Spielens war von den fünf ganz hervorragend.


    Nun ja, auch ich kannte kein einziges Werk unseres Programms, aber das war mir bei der Wahl des Konzertes ganz gleichgültig gewesen.
    Es war eine sehr schöne, neue Erfahrung. Jedoch gebe ich ehrlich zu, dass ich solch Konzerte nicht alle Tage erleben könnte, weil ich es auch irgendwie anstrengender empfunden habe, als große Orchestrale Werke.
    Musikalisch konnte mich auch nicht alles ansprechen. Bei Hindemith und Mozarts Serenade war ich jeweils erst im letzten Satz im Bann der Musik, ansonsten war es schön anzuhören...


    Aber die Interpreten waren alle in Hochform! Besonders gefallen hat mir R.Luft (Fagott) und der Hornspieler - beide haben die meiste Aufmerksamkeit von mir errungen! Und mich und mein Gehör nicht enttäuscht :yes:


    Witzig fand ich den einen Spieler der Klarinette, der bei manchen Werken zwischen den Sätzen sich den Rhytmus schon einmal vorgeschlagen hatte (mit der Hand und mit dem Fuß)...er hat sich vorbereitet und ich hatte schon den ersten Eindruck von dem Anfangscharakter.



    So, nun aber zu dem Text des Konzerthöhepunktes :D
    Der Fuchs hat ein Huhn zum Tanze geführt. Hühnchen, das Hühnchen hat nichts kapiert. Als sie sich drehten im Tanze flugs, Hühnchen sah ach nur den schönen Fuchs. Und merkte gar nicht, dass ein Licht erlosch...Es hopste im Takt verschähmten Blicks, versank dor dem tanzenden Fuchs im Knicks. Der Fuchs, der zwinkerte bestenfalls - und schon fiel das Hühnchen ihm um den Hals und merkte gar nicht, dass ein Licht erlosch...Wild schwang er sie nach rechts, er schwang sie rundum rum pum pum pum! Die Luft war schwer, die Lichter trüb, da sagte das Hühnchen ich hab dich lieb! Er schwang sie im Kreis und ihr Lächeln blieb...und sie hielt ihn fest und da kam die Nacht - sie hat an Angst auch nicht gedacht und sie merkte nicht, dass alles Licht erlosch. Das war's, Leute.
    (1.Tanz in der Scheune)


    Wenn ihr Lust habt, den anderen Text zu lesen, müsst ihr warten, bis ich aus der Schule komme...
    Nr.3 war mit der musikalischen Untermahlung mein Liebster. Obwohl auch die anderen grandios umgesetzt waren ;)


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Leider geben einem die Texte nicht diese Heiterkeit, wie man sie live mit Musik erlebt, wieder, aber ich denke aus allgemeinem Interesse an unbekannten Werken werde ich euch die anderen Texte auch mitteilen:


    Lauschend dem Gebrüll von Bomben und dem Hilfeschrei ferner Haferfelder lauschend stand ein Pferd am Fluß, stand und zuckte mit dem Ohr. Mord-Fliege schickt Zwei-Bein dich her? Das Zwei-Bein heißt Mensch und zertrampelt die Erde, die sanfte stolze Erde - was mag wohl der Grund sein? was mag wohl der Grund sein? der Grund sein? Das Pferd stand im Mordgebrüll der Bomben, stand und überlegte: was mag wohl der Grund sein?
    (2.Das Pferd) --> im Gegensatz zu den anderen drei Themen wurde dies IMO sehr traurisch und nachdenklich untermahlt



    Graue Maus, alte Maus, sah aus dem Loch heraus, schaute dem Tanze zu. Graue Maus, alte Maus, hatte am Tanz keine Freud, auch nicht zur Neujahrsnacht, auch nicht heut. Freunde, Freunde, Freunde! so sprach, so sprach, so sprach, so sprach die Maus, tanzt, tanzt, junge Mäuse, spaßt, doch hütet Euch! Gebt acht! Die Zeit kommt! Die Zeit kommt! Die Zeit kommt! Schön ist die Jugend! Oh nützt sie gut! Auch ich war dereinst ein junges Blut! Doch doch doch doch doch da kam, da kam pst pst! Da kam die Zeit, pst pst! kam und tanzte mit, pst! pst! tanzte mit, spaßte mit...
    (3.Die Maus) --> die Gestaltung am Ende fand ich super! Da war so viel hektik und das pst ging so schnell hin und her...irgendwie dachte ich immer, da kommt gleich ne Katze und weg ist die alte, graue und weise Maus...



    Tief im Dschungel unsres Städtchens, da schlichen Kater zwei, OMar und Bartholomo, um einen heißen Brei. Sie schlichen umeinander...von Neid geschwellt die Brust, trafen sie sich wutentbrannt am Hinterhofzaun in wilder Kampfeslust. Bartholomäus hißte den Schwanz wie ein Panier, und Omars Augen glühten voll Neid und Beutegier. Bartholomäus starrte zurück im Katerzorn, denn Omars stolzer Schnurrbart war ihm im Aug ein Dorn. Gekreisch durchbrach die Stille der lauen Sommernacht. Wie Tancred und Clorinde von Leidenschaft entfacht so stürzten sich die Katzen zur Schlacht, zur Schlacht, zur Schlacht. Oh. Es war eine viehische Nacht. Oh. Schnurrbart und Schwanz gerupft sind sie nachhaus gehupft. Oh.
    (4.Die Kater) --> der Kampf tobte wirklich; wenn ich mich nicht irre, dann sind die fünf Spieler beim 'Oh' aufgestanden...



    Das nun also zu diesem Werk.




    Nach dem Konzert sprachen uns zwei ältere erstaunte Frauen an, was denn so junge Menschen an diesen Ort verschlage...Man traut es der Jugend tatsächlich nicht zu, sich für solche Musik zu interessieren :D


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Sagitt meint:


    Eine Nachlese und Ankündigung zugleich. Frank Peter Zimmermann spielte heute in Bremen und morgen noch einmal. Das Brahms-Konzert. Er ist, ich schrieb es immer,und es bewies sich erneut, ein Weltklassegeiger. Was er aus seiner Geige herausholt,kennt man sonst nur von Szeryng oder Oistrakh. Zimmermann geigt mit einer Intensität,ohne jeden Showaufwand. Es ist eine Freude. Und dann kommt eine Zugabe: Variationen von Paginini über god save the queen. Da ist alles drin, was einen Geiger Schwitzen macht, Doppelgriffe, Flageolett,Pizzicati in aberwitzigem Tempo- souverän gemeistert und der Saal "tobt" ( jedenfalls für Bremische Verhältnisse).
    Das Orchester glänzte ebenfalls- später dann mit der fünften von Tchaikowskij- im Ohr noch das Hamburger Opernorchester von gestern abend. Da mussten sich die Bremer absolut nicht verstecken ( aber das glaubt mir ohnehin niemand ausserhalb von Bremen,ich weiss).
    Jedenfalls ist dieses Orchester unter seinem Dirigenten Renes ( und dem Druck der Privatisierung?) deutlich besser geworden. Da man den unmittelbaren Vergleich mit der Kammerphilharmonie hat,sind Maßstäbe vorhanden.

  • Gestern im Wiener Konzerthaus:
    Wiener Symphoniker unter Fabio Luisi


    Vor der Pause:
    Bernhard Lang (*1957)
    "Differenz/Wiederholung 14" (2004
    für Saxophone, Jazz Trio und Orchesterloops (40')
    URAUFFÜHRUNG
    Auftragskomposition der Wiener Konzerthausgesellschaft
    3 Sätze


    Notiz des Komponisten:
    "Differenz/Wiederholung gehört zu den bislang drei "Konzerten" dieser Werkreihe, welche die loop-orientierten damage-beat-patterns der vorhergehenden Stücke mit Sololinien kombinieren, die sich den Loops teils widersetzen, teils in diese einklinken. "DW14" beinhaltet auch ein Binnentrio bestehend aus Kontrabaß, Schlagzeug und Synthesizer, das improvisierend eine dritte Schicht darstellt. Auch die hypervirtuose Solopartie des Saxophons bricht, vor allem in den kadenziellen Abschnitten, in entfesselte Improvisationen (Anm. Austria: in der Tat...) aus, den Kadenzbegriff in seiner ursprünglichen Bedeutung interpretierend".
    Bernhard Lang.


    Angesichts dessen, wie Bruckner zu seiner Zeit zu Unrecht kritisiert wurde, sag' ich jetzt nix dazu......


    Nach der Pause: Bruckner's 7. - sehr entspannend...


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo,


    Gardiner gab am Donnerstag, 15.12.2005 um 21:00 Uhr im "Braunschweiger Dom"
    ein Konzert mit Weihnachtskantaten von J.S. Bach.


    Folgende Werke gelangten zur Aufführung:


    „Unser Mund sei voll Lachens“ BWV 110
    „Süßer Trost, mein Jesus kömmt“ BWV 151
    „Magnificat“ BWV 243a ( in der Frühfassung von 1723)
    Als Zugabe: Die wiederentdeckte Arie in der Anna Amalia Bibliothek im Juni 2005 in Weimar; „Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn“ BWV 1127


    Eine Entdeckung in dem Konzert die
    vortrefflich disponierte in ihrer gesanglichen Darstellung ist die Sopranistin Elin Manahan Thomas
    zu nennen. Sie gilt als die Sopranistin mit einer glänzenden Zukunft.




    Eine Rezension des von mir besuchten Konzertes habe ich in dem Thread:
    "J.E. Gardiner Pilgrimage 2000, Bachkantaten" verfasst.


    Die Verzweigung zu dem Tamino- Link erfolgt hier !!



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Neujahrskonzert 2006 unter Mariss Jansons:


    zu laut, zu schnell, zu undifferenziert


    Und das Lanner'sche Mozartpotpourri hätten sie sich sparen können......


    Bin ja neugierig auf den Donauwalzer.....


    ;-)
    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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  • Hallo


    Zitat

    Neujahrskonzert 2006 unter Mariss Jansons:


    zu laut, zu schnell, zu undifferenziert


    Kurz gesagt, eine mehr internationale als Wienerische Darbietung. ;)


    Jansons brachte viele interessante Nuancen zu Gehör, aber besonders die schnellen Stücke (die diesmal überproportional vertreten waren) kamen doch sehr gut herüber.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus



    Kurz gesagt, eine mehr internationale als Wienerische Darbietung. ;)


    Jansons brachte viele interessante Nuancen zu Gehör, aber besonders die schnellen Stücke (die diesmal überproportional vertreten waren) kamen doch sehr gut herüber.


    Ich war noch nicht ganz fit und habe teilweise in einem anderen Raum gefrühstückt, daher nur den zweiten Teil halbwegs wach mitbekommen, die Frühlingsstimmen (eh nicht gerade mein Favorit) und auch Künstlerleben mehr im Dämmerzustand wahrgenommen. Fands eigentlich nicht schlecht, wenn auch gewiß nicht überragend, "Du & Du" hätte etwas kontrastreicher rüberkommen können, den Donauwalzer fand eigentlich ganz gut.


    Zitat

    (Austria) Und das Lanner'sche Mozartpotpourri hätten sie sich sparen können......


    Fand ich sehr witzig, da mir noch unbekannt, ebenso wie die Quadrille, die fast nur aus Zitaten bestand, die ich natürlich zu erraten versuchte. Durchaus ein würdiger Übergang nach einem rätsellastigen Advent...


    Gibts eigentlich schon einen allgemeinen thread zu Neujahrskonzerten oder der Familie Strauß?


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Theophilus


    Zitat

    Original von Theophilus
    Kurz gesagt, eine mehr internationale als Wienerische Darbietung. ;)


    Danke Dir, das hast Du sehr elegant ausgedrückt ;-)


    Ich sollte ja da eigentlich gar nix posten, weil ich mir diese Art von Musik nur einmal im Jahr anhöre, nämlich jeweils am 1.1. - wegen des gemütlichen Sektfrühstücks mit Faun und weil ich das Publikum so gerne beim Radetzkymarsch klatschen höre/sehe ;-) Und weil ich immer noch hoffe, daß ich vielleicht irgendwann Zugang zu Strauß und Co. bekomme, obwohl ich all diese Ohrwürmer ja quasi mit der Muttermilch eingesogen habe.


    Zitat

    Jansons brachte viele interessante Nuancen zu Gehör,


    ähm... da muß ich grad draußen gewesen sein :D


    LG
    Austria


    PS an JR: ja, der Donauwalzer war OK. Aber ich glaube, den spielen die Wiener Philharmoniker ganz von allein ;-)

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Nachtrag


    Verunsichert durch all die positiven Kritiken (wahrscheinlich um den CD-Verkauf nicht zu boykottieren) habe ich endlich eine Meinung gefunden, die mir aus der Seele spricht :D:


    ***
    „Auf den Einzugsmarsch aus dem „Zigeunerbaron“ von Strauß Mozarts „Figaro“-Ouvertüre folgen zu lassen, zeugt von geschmacklicher Großzügigkeit. Bei den Walzern zeigte sich Mariss Jansons wie ein Chamäleon. Die „Frühlingsstimmen“ hörten sich ziemlich frostig an. Statt der überschwänglichen Lebensfreude der Musik zu folgen, spielten die Wiener, wie der Dirigent es befahl: gemächlich und ein bisschen fad. Das Kontrastprogramm bot der „Fledermaus“-Walzer („Du und Du“). Hier verkniff sich Jansons schon aus Rücksicht auf die zugespielte Tanzeinlage von John Neumeier alle Langsamkeit, aber auch Raffinesse, und hütete nur penibel den Takt. In den Polkas und Märschen liebte es Jansons zackig.
    Manchmal sehnte man sich nach der Lässigkeit und dem Charme, die Clemens Krauss, Karl Böhm, aber auch Herbert von Karajan hier aufbrachten.........
    AZ vom 02.01.2006 V.Boser
    ***

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

  • Hallo Austria,


    die Rezension geht weitgehend in Ordnung (was ja nicht ausschließt, dass sich unter dem vielen Ungewohnten nicht einige sehr interessante Details verbargen).


    Das Konzert war nicht zuletzt ein schönes Beispiel an die Adresse jener Schwarz-Weiß-Seher, die den Wienern die Fähigkeit absprechen, so zu spielen, wie dirigiert wird.
    Das war hier sehr wohl der Fall, und zwar nicht im Alfred'schen Sinne! :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Rezension der NW vom 7.1.2006



    „Ein Neujahrskonzert soll spritzig sein. Das ist den Bielefelder Philharmonikern zum Jahresauftakt bestens gelungen. Generalmusikdirektor Peter Kuhn, bekannt für tänzerische Dirigate, zeigte sich noch beschwingter und animierender als je zuvor am Pult. Und das Orchester legte sich „mit Klanglust und Präzisionsschwung ins Zeug, dass zweieinhalb Stunden lang keine Wünsche offen blieben“, merkte unser Kritiker überschwänglich zum Konzert an.


    Hohe musikalische Qualität der Bielefelder Philharmoniker erwartet das Publikum wie selbstverständlich und wird selten enttäuscht. Das Bielefelder Neujahrskonzert ist an dieser Stelle aus anderen Gründen bemerkenswert. In der Programmauswahl ging die Orchesterleitung einen neuartigen Weg.

    Die Konzertbesucher durften – sozusagen à la carte – die Stücke per Abstimmung aus einer Liste selbst zusammenstellen, die unsere Zeitung als Leserservice in der Bielefelder Lokalausgabe mehrmals veröffentlicht hat.


    Philharmonische Orchester haben es bundesweit zunehmend schwerer, ausreichend Publikum zu finden. Vielleicht braucht es Aktionen wie eine solche Abstimmung, um Besucher zu binden und neue zu gewinnen. Das Experiment ist einen „Stern der Woche“ wert


    Anmerkung meinerseits: Könnte durchaus ein neuer Weg sein, die Konzerthallen wieder mehr zu füllen.



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Salut,


    am 06. Januar 2006 folgten Matthias - unser neuer treuer Hausgeist - und ich einer Einladung von Salisburgensis zum Konzert der Tübinger Johanneskantorei, bei der Salis mitwirkt.


    Auf dem Programm standen folgende Werke:


    Johann Sebastian Bach
    Orchestersuite C-Dur BWV 1066
    daraus die Ouvertüre und ein Menuet


    Kantate 91 "Gelobet seist Du, Jesu Christ"


    Marc-Antoine Charpentier
    In nativitatem Domini canticum
    Petit motet für Soli, Chor und Orchester [H 314]


    Jean-Baptiste Lully
    Te Deum
    Grand motet für fünft Soli, Chor und Orchester


    Ausführende waren die
    Johanneskantorei Tübingen
    Barockorchester St. Johannes
    Leitung: Wilfried Rombach


    Wir beide haben Salis und seine Angetraute um 15.00 Uhr besuchender Weise daheim angetroffen. Für Matthias war es wohl sehr interessant, die Proben [ab 17.00 Uhr] mitzuerleben, so kam er in den Genuß, Lullys Te Deum gleich zweimal zu hören. Ich habe derweil die Zitterpappel gemimt... es war schweinekalt [wie immer in Kirchen]. Matthias wird aber sicher noch selbst berichten.


    Jedenfalls fand ich das Konzert und vor allem den Chor einfach grandios - während der Proben konnte man den 'Sound' des Chores so richtig a capella geniessen. Etwas unglücklich war die Bachkantate, da die Kirche einen extremen Hall hat, so kam alles recht verschwommen beim Hörer an. Das Te Deum von Lully war der krönende Höhepunkt - mit dieser Meinung werde ich sicher nicht alleine sein. Die komposition war so strikt gestaltet, dass der Hall der Kirche ihr nichts ausmachte.


    Hier ein Bild von der Chorprobe:



    Na, entdeckt jemand Salis?


    Also: Nochmals ganz herzlichen Dank an Salis für die nette Einladung und das unvergessliche Konzert [mein erstes Lully-Live-Konzert].


    :jubel:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    Zitat

    Na, entdeckt jemand Salis?


    Hinterste Reihe in der Mitte. Nur ohne grüne Fliege. :baeh01:


    Zitat

    es war schweinekalt [wie immer in Kirchen]


    Da kennst du wohl die falschen Kirchen... :stumm:



    Gruß, Peter.

  • Zitat

    Original von petemonova


    Da kennst du wohl die falschen Kirchen... :stumm:


    Salut,


    ich habe noch nie ein Kirchenkonzert gestaltet oder einem beigewohnt, in dem mir nicht die Vorzüge einer [eingeschalteten und ausreichenden] Zentralheizung schlagartig vor Augen geführt wurde. Matthias und ich hatten bereits die Idee, die noch leeren Bänke zu Kleinholz zu verarbeiten und daraus ein Lagerfeuer zu machen...


    Aber - als das Konzert begann - wurde es uns definitiv von innen heraus sehr warm. Die Eiseskälte war schnell vergessen... so muss es ja auch bei einem guten Konzert sein. Es wird ja niemand gezwungen, sich drei Stunden vorher dort herumzutreiben [außer, man konzertiert selbst].


    LG
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Forum,


    heute versuche ich einen Bericht zu verfassen über ein Konzert der Prüflinge der Aufbaustudiengänge Kirchenmusik A und künstlerische Ausbildung, Chor- und Orchesterleitung in Herford.


    Das Programm:


    Sonntag, 22. Januar 2006, 20:00 Uhr

    Marienkirche Stift Berg Herford

    im Rahmen der Aufbaustudiengänge Kirchenmusik A

    und künstlerische Ausbildung, Chor- und Orchesterleitung



    Johann Sebastian Bach Kantate 65
    (1685-1750) „Sie werden aus Saba alle kommen“


    Felix Mendelssohn-Bartholdy Kantate
    (1809-1847) „Wer nur den lieben Gott lässt walten“


    Bara Grimsdottir, Isländ.Komponistin "Eg vil lofa eina ba"
    (geb. 1960)


    Wolfgang Amadeus Mozart "Laurentische Litanei KV 195"
    (1756-1791)


    Ausführende: Jutta Potthoff (Sopran), Wolfgang Tiemann (Tenor),


    Dorothea Ohly (Alt), Hartmut Ernst (Bass) KMD Jörg-Neithardt (Orgel-Positiv)


    Kammerorchester (Konzertmeister Burghard Schmilgun)


    Chor der Hochschule für Kirchenmusik Herford


    Leitung: Benjamin Dippel (Bach), Annette Petrick (Mendelssohn)
    Sonja Lehmann (Grimsdottir, Mozart)


    Künstlerische Gesamtleitung: Hildebrand Haake


    ____________________________________



    Für das Programm zeichneten die Prüfungskanditaten in Selbstauswahl der aufgeführten Werke. Das Programmheft, mit einleitenden persönlichen Textbeiträgen über die aufgeführten Werke oblag den Prüflingen. Optimale Bedingungen für die Kandidaten erwies sich das professionelle Orchester sowie der halbprofessionelle Chor, gebildet aus Studenten und Gastsängern.


    Die Gesangs-Solisten waren aus den Reihen der ehemaligen Studentenschaft verpflichtet worden. Die Prüfungsbedingungen für die A-Examinanten sind so optimal wie sie sicher lange nicht mehr sein werden. Der Alltag eines Kirchenmusikers sieht entsprechend in der rauen Wirklichkeit anders aus.
    Das ruhige Dirigat und die Umsetzung der Kantate BWV 65 "Sie werden aus Saba alle kommen" von Benjamin Dippel geleitet, erfuhr eine schöne Interpretation und Wiedergabe.
    Im Fugato des Eingangschores mit hervorragend lockeren Unter-und Mittelstimmen des Chores zeigte sich das Problem des Abends – der Konflikt zwischen dem Wunschtempo und dem des Kirchenraumklanges zu meistern - gelang ihm vortrefflich. Die Tenorarie (Satz 6) als Menuett, beginnt mit einer ungewöhnlich langen Orchesterein-leitung, die sehr schön in ihrer Klangpracht umgesetzt wurde, sowie im Dirigat und in der Interpreatation ohne Fehl und Tadel wirkte.


    Die Aufführung der Kantate „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ von Mendelssohn-Bartholdy oblag der Kandidatin Annette Petrick. Diese Kantate wurde erst 1970 wieder
    Entdeckt. Ihr Dirigat schien ganz auf Sicherheit abgestellt zu sein. Ihr stetiger Blick in die Noten ohne grossen Kontakt aufnehmend zum Orchester sonder nur bei den Einsätzen des Chores den Blickkontakt aufzunehmen, erwies sich als Hemmschuh, zumal sie ein großräumiges Dirigat bei einem Mezzoforte bevorzugte. Hier wird sich ihr ein Problem stellen, wenn ein Fortissiomo entsprechend umzusetzen sein wird. Hier trat das Kammerorchester als ein hilfreicher Partner im Tempi und in der Wiedergabe auf. Eine faszinierende Art des Musizierens ergab sich mit einem Chor, der sich klanglich ausgeglichen und strahlend zeigte.


    Die weitere Kandidatin Sonja Lehmann suchte losgelöst vom Notentext den Kontakt zum
    Chor und verstellte das Pult direkt vor ihnen. Bei ihrem A-Capella Stück der isländischen Komponistin Bara Grimsdotti;r "Eg vil lofa eina ba" erklang im Zweier- und Dreiertakt sowie wechselnden Rhytmen eine sehr moderne Werksfassung der in 1960 geborenen Komponistin. Hier überzeugte sie mit einem gekonnten Dirigat und einer glücklichen Hand in der Chorführung. Sehr gewöhnungsbedürftig diese moderne Art des Musikerklingens nach der Wiedergabe der schönen Kantaten unserer grossen Komponisten wie Bach und Mendelssohn.
    Einen schweren Stand hatte sie mit ihrer „Litaniae Lauretanae de Beata Maria Virgine" KV 195 von Wolfgang Amadeus Mozart. Die Solisten wechselten ständig ihren Platz, die Musik erklang im
    Wechsel zwischen den Chor und den einzelnen Solopartien, Solistenpaaren oder Quartett. Und alles in so rasantem Tempo das einige herrliche Streicherfiguren einfach hinwegmusiziert wurden.
    Die Dirigentin hatte den Chor fest im Griff, weniger den Solotenor, der seine Tonleitern im „Regina angelorum“ nicht immer stimmlich gekonnt ablieferte.
    Stimmlich zueinanderpassend waren die Gesangssolisten der Grösse des Werkes nicht immer gewachsen, eine Ausnahme bildete hier die großartige Sopranistin Jutta Potthoff. Die vier Gesangs-Solisten sowie der Chor und Orchester reagierten flexibel und elegant, aber der eigentliche Höhepunkt wurde erst im „Agnus Dei“ erzielt. Hier wurde erfrischend und klanglich von allen Musizierenden ein gekonnter Abschluss gefunden.


    Trotz gelegentlicher Schwächen kann den Prüflingen ein gutes handwerkliches Können
    bescheinigt werden was auch in einem grossen Beifall der Zuhörer zum Ausdruck bekundet wurde. Um unseren kirchlichen musikalischen Nachwuchs braucht uns nicht bange zu werden,
    das nötige künstlerische Können und Rüstzeug ist vorhanden nur ein anderes Problemfeld tut sich auf, wo werden sie unterkommen und ihr Können zu vervollständigen suchen, ob der rigiden Sparpolitik in der Kirche und den unzulänglichen Verdienstmöglichkeiten dort?



    Grüsse
    volker.

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

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