Hallo Siegfried,
ich will eigentlich garnicht an Rolando Villazons herummeckern. Er gehoert zu denjenigen, die allein mit der Stimme viele Nuancen ausdruecken koennen. Ich besitze seine Recital-Platten, die mir ausserordentlich gefallen. Nur, wenn man ihn singen sieht (beispielsweise in Don Carlos), dann zieht er unfreiwillig Grimassen, einfach weil sie aus der Emphase heraus kommen. Ansehen muss ich ihn mir deswegen nicht unbedingt.
Durch den Aufschwung der DVD werden noch mehr Anforderungen an die Produktion gestellt als bei einer Schallplattenaufnahme. Es kommt noch das Bild und die Buehnenaesthetik hinzu, und das Optimum zu erfuellen, wird noch schwerer.
Aber komische Oper zu machen, ist nicht einfach.
Beim Liebestrank ist es ja meist so, dass man einen guten Dulcamara braucht und eine nicht zu schuechterne Adina. Ueberspitzt gesagt, von Nemorino erwarten die meisten eh nur, dass er sein "Una furtiva lacrima" schoen herunterschluchzt, um dann den groessten Applaus von allen zu bekommen. Wohlgemerkt, Villazon gehoert nicht zu dieser Sorte.
Beste Gruesse,
Stefan
Triumph des Quacksalbers - Gaetano Donizetti: L´Elisir d´Amore
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Lieber Stefan,
obwohl ich Villazon an sich SEHR mag, stimme ich mit dir völlig überein, was seinen Nemorino betrifft. Auch für meinen Geschmack agierte er viel zu clownesk um mich zu überzeugen. Ich hatte bei ihm nie das Gefühl, dass es für ihn wirklich um "Leben oder Tod" geht, vielmehr dass er nur aus gekränkter Eitelkeit (Zurückweisung) Adina um jeden Preis erobern will. Er wirkte so gar nicht wie ein naiver Bauernbursch, sondern schon recht erfahren im Umgang mit Frauen... Natürlich hat Nemorino komische Momente (etwa, wenn er sein L"Elisir verkostet), aber er ist nicht komisch. Ein "richtiger" Nemorino sollte doch Mitleid im Zuschauer wecken, das vermochte RV zumindest bei mir nicht. Mit drei Organgen zu jonglieren ist ja recht nett, macht aber noch keinen Nemorino. Meine Idealbesetzung dieser Partie war und ist (und wird es wohl auch bleiben) ein Sänger, der in diesem Forum wenige Fans hat, aber ich oute mich hiermit als einer, nämlich Francisco Araiza. Er spielte einen hinreißenden Nemorino, berührend in seiner Verzweiflung über Adinas Zurückweisung, herrlich naiv in den Szenen mit Dulcamara (und auch komisch, wo es hinpasste), überzeugend in seiner ohnmächtigen Wut, gegen diesen Gockel Belcore nicht anzukommen - mit einem Wort: da stimmte einfach alles, jeder Blick, jede Geste, ohne die geringste Übertreibung. Und an seinen guten Abenden (leider gab's nicht nur solche) auch stimmlich mit allen oben Genannten konkurrenzfähig. Die Aufführungen mit ihm und Giuseppe Taddei als herrlichem Dulcamara zählen zu meinen persönlichen Sternstunden.
Liebe Grüße. Severina -
Hallo Severina,
hoffentlich hast du bezüglich Francisco Araizas Fan-Anzahl unrecht. Also mit dir und mir sinds in diesem Forum mindestens 2, aber ich glaube, dieser sympathische Sänger begeistert weit mehr Musikfreunde.
Una furtiva lagrima war übrigens sein erster Fernsehauftritt in Deutschland, und zwar bei Anneliese Rothenbergers Vorstellung junger Künstler. Damals hatte er gerade sein Studium in Karlsruhe beendet. Heute lehrt er an der Stuttgarter Musikhochschule und ist bei seinen Studenten sehr beliebt. -
Hallo, Siegfried!
Habe deine Antwort erst jetzt entdeckt, sorry! Das freut mich wirklich, hier noch auf einen zweiten Araiza-Fan zu stoßen, denn da sein Name noch in keinem Thread aufgetaucht ist, dachte ich halt, er sei nicht "forumswürdig". Ja, ich schätze ihn auch sehr und bin umso trauriger, dass seine Karriere nach relativ kurzer Zeit ein trauriges Ende gefunden hat. (Seine letzte "Lucia" im Vorjahr in Zürich möchte ich sehr gerne vergessen.....)
Liebe Grüße von Severina -
Hallo Severina,
na, dann "oute" ich mich auch mal als Araiza-Fan.
Gerade bei Donizetti hat er sehr gutes zustande gebracht ("Maria Stuarda", "Don Pasquale"), aber auch in Mahlers "Das Lied von der Erde" unter Giulini konnte er absolut überzeugen.
Aber bevor ein böser Moderator kommt und die off-topic Unterhaltung unterbindet ( ), könnten wir uns ggfs. in einem eigenen Thread über Araiza unterhalten.
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Norbert, nix dagegen!
lg Severina -
Zitat
Ja, ich schätze ihn auch sehr und bin umso trauriger, dass seine Karriere nach relativ kurzer Zeit ein trauriges Ende gefunden hat. (Seine letzte "Lucia" im Vorjahr in Zürich möchte ich sehr gerne vergessen.....)
Na ja, soo kurz war sie auch wieder nicht, stand er doch 1973 das erste Mal singend auf einer Opernbühne... -
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Lieber Theophilus, damit hast du natürlich Recht! Ich dachte da eher an sein Alter, er ist 54 und die letzten 10 Jahre muss man leider abziehen, und dafür hat seine Karriere doch etwas früh geendet.
Liebe Grüße, Severina -
Zitat
Original von severina
Lieber Theophilus, damit hast du natürlich Recht! Ich dachte da eher an sein Alter, er ist 54 und die letzten 10 Jahre muss man leider abziehen, und dafür hat seine Karriere doch etwas früh geendet.
Liebe Grüße, Severina
Tatsächlich? Das wäre aber dann wirklich etwas früh (geboren ist er am 4.10.1950). -
Hallo, Theophilus, richtig, 56 ist er! Ich habe Araizas Karriere ziemlich genau verfolgt, habe ihn auch sehr oft in Zürich, München und anderen Opernhäusern gehört, und ab 1990 (circa) ging's leider stetig bergab. Natürlich gelangen ihm auch danach noch einige wunderbare Aufführungen, aber das waren die Ausnahmen, nicht mehr die Regel. Trauriger Tiefpunkt war im Mai 2005 eine "Lucia" in Zürich, die ich gerne aus meiner Erinnerung streichen würde, so erbarmungswürdig war es. (Zitat des Soprans: "Zum ersten Mal war ich froh, dass die Lucia im letzten Akt schon tot ist!") Meines Wissens ist Araiza seither nur mehr einmal auf einer Opernbühne gestanden, nämlich in Erl als Parzifal. Ich jedenfalls habe beschlossen, von meinen schönen Erinnerungen zu zehren und mir einen Mai 2005 nicht mehr anzutun.
lg Severina -
Hallo severina
Solche Erlebnisse sind natürlich betrüblich, überhaupt für einen erklärten Fan. Da ist es wirklich am besten, solches im letzten Kämmerchen der Erinnerung wegzuschließen...
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Zitat
Na ja, soo kurz war sie auch wieder nicht, stand er doch 1973 das erste Mal singend auf einer Opernbühne...Sooooo früh hat er sich denn auch nicht verabschiedet!
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Zitat
Original von ThomasBernhard
...ich finde meinen Naxos uralt-Mitschnitt aus New York mit der göttlichen, kecken, schnippischen Bidu Sayao jedoch immer noch charmanter, zackiger, lebendigerMeine Lieben,
Diese Version leidet meiner Meinung nach aber unter dem dem groben und zu vordergründigen Dirigat von Giuseppe Antonicelli. Die MET-Live-Aufnahme stammt von 1949 und ist auch bei Membran erschienen.
Bidú Sayao überzeugt mich - wie ich schon in dem ihr gewidmeten Thread bemerkt habe - mit der karikaturistischen Note nicht; sie berührt aber sehr in den Momenten, wo sich Adina "natürlich" gibt. Ferruccio Tagliavini als Nemorino - eine Rolle, für die ihn seine Stimme prädestinierte - dominiert die Szene, mutet aber manchmal zu affektiert an. Giuseppe Valdengo gibt einen überraschend durchschnittlichen Belcore; der sonst so ausgezeichnete Salvatore Baccaloni ist, wie Zauberton im anderen Thread schon bemerkt hat, ein schwacher Dulcamara.
LG
Waldi
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Meine Lieblingsaufnahmen dieser Oper sind die, die auch Theophilus vor über drei Jahren genannt hat.
Unter den Studioaufnahmen liegt knapp die Aufnahme von Francesco Molinari-Pradelli vorne, vor allem wegen des rundherum ausgeglichenen Ensembles. Hilde Güdens silbrig-noble Adina braucht sich nach meiner Erinnerung hinter keiner italienischen Muttersprachlerin verstecken. Bei Giuseppe Di Stefano sind die Abnutzungserscheinungen in der Stimme marginal, sein Nemorino ist ein naiv-überrumpelnder Charmeur; manchmal möchte man ihm kaum glauben, dass er bei Adina zunächst abblitzt. Auch Belcore und Dulcamara sind mit Renato Capecchi und Fernando Corena absolut erstklassig besetzt. Die Aufnahme müsste ich mal wieder hören.
Unbedingt will ich aber zumindest gleichberechtigt auch nochmals den Livemitschnitt vom Maggio Musicale Fiorentino 1967 in den Ring werfen. Wie Di Stefano ist Carlo Bergonzi kein echter tenore di grazia, aber alle seine überlegene Legato-Technik kommt hier positiv zur Geltung. Sein "Una furtiva lagrima" siegt für mich über die Aufnahmen aller Donizetti-Spezialisten. Auch der Einsatz kurz vor Schluss "Poiché non sono amato, voglio morir soldato." hat mich, seit ich Bergonzis Nemorino kenne, bei jedem anderen Tenor enttäuscht. Seine Partnerin Renata Scotto ist noch im Besitz ihrer Stimme und beweist, was für eine tolle Singdarstellerin sie war. Allein für ihr fassungsloses "Isotta!" im zweiten Akt würde ich einige Aufnahmen dieser Oper eintauschen. Giuseppe Taddei als Belcore war schon hörbar im Herbst seiner Karriere, schlägt sich aber wacker. Carlo Cava als Dulcamara gefällt mir gut, einige Albernheiten sind wohl der Live-Situation geschuldet. Positiv erwähnen muss man jedenfalls auch den Dirigenten Gianandrea Gavazzeni. Wie Donizetti war er in Bergamo geboren und setzte sich stark für die Werke dieses Komponisten ein. Seine Tempi sind manchmal irritierend langsam, je öfter ich diese Oper aber höre, ich finde aber, dass Gavazzenis langsam schreitende und dennoch dramatische Interpretation diesem Werk besser bekommt als hektisches Dauer-Brio. Dieser Mitschnitt wäre wohl die Aufnahme meiner Wahl.
Gavazzeni hat schon 1952 eine schöne Aufnahme für die RAI gemacht. Hier ist endlich mal ein echter Belcanto-Tenor am Werk, und was für einer! Cesare Valletti singt mit unübertroffener Eleganz und verleiht dem liebenswerten Loser Nemorino dadurch eine eigene tragische Würde. Alda Noni (geb. 1916) ist heute fast vergessen, war aber eine der führenden Soubretten der Nachkriegszeit. In heutigen Ohren klingt sie vielleicht zuweilen etwas spitz, aber das war damals wohl so gefragt. Afro Poli, ein Bariton, dessen Interessen seltsamerweise sowohl auf Belcanto wie Verismo verteilt waren, ist ein guter, wenn auch nicht außergewöhnlicher Belcore. Der junge Sesto Bruscantini ist einer der besten Dulcamaras, die ich gehört habe – auf einer Höhe mit Giuseppe Taddei oder Fernando Corena. Ein gesunder, sonorer und eloquenter Scharlatan, der das klassische Parlando perfekt beherrscht, und kein dumpf blödelnder alter Kasper. Im selben Jahr haben Noni, Valletti und Bruscantini übrigens auch einen mindestens ebenso guten Don Pasquale zusammen aufgenommen.
Was die tiefen Männerstimmen angeht, liegt auch die Aufnahme von Tullio Serafin ( 1958 ) ziemlich weit vorne. Rolando Panerai ist ein wunderbar schönstimmiger, leicht arroganter Belcore. Die klassischen Belcanto-Tugenden Legato und Geläufigkeit sind allerdings nicht seine ganz starke Seite. Da er meines Erachtens von der Stimmfarbe ideal besetzt ist und auch einiges an Humor beweist, kann ich das verschmerzen. Giuseppe Taddei – diesmal als Dulcamara – ist ausgezeichnet. Luigi Alva als Nemorino allerdings ist nicht ganz mein Favorit. Eigentlich hat er alle Voraussetzungen: eine schöne Leggiero-Stimme, eine solide Technik, ein gutes Stilgefühl, aber bei seinem Nemorino fehlt etwas: nämlich Aufrichtigkeit. Das sind Emotionen vom Reißbrett, der Funke springt bei mir nicht über. Cesare Valletti klingt da einfach verliebter, aufgeregter, impulsiver, insgesamt: echter als Alva. Auch Rosanna Carteri, ansonsten von mir hoch geschätzt, finde ich nicht ganz ideal, weil etwas zu schwer besetzt.
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oder in meinem großen Querschnitt in Deutsch
"Der Liebestrank".
Großer Querschnitt (obwohl ich von Querschnitten nichts halte) ist sie in meinen Besitz gekommen,
muss schon sehr lange her sein.
Adina - Stina - Britta Melander,
Nemurino - Rudolf Schock,
Belcore - Lothar Ostenburg,
Dulcamare - Ludwig Welter,
Gianetta - Roswitha Nender.der Berliner Kammerchor, die Berliner Symphoniker.
Dirigent: Ernst Märzendorfer.
Eurodisc 70618 KR,
nach der Fernseh - Opern - Verfilmung.Es wird munter drauflos musiziert und gesungen, obwohl mir Rudolf Schock, in dieser Partie, nicht besonders gefällt.
Dann habe ich noch eine LP Gesamtaufnahme und jetzt stimmt der Titel:
L' Elisir d Amor
Adina - Ileana Cotrubas,
Nemurino - Placido Domingo,
Dulcamare - Sir Geraint Evans,
Belcore - Ingvar Wixell,
Gianetta - Lillian Watson.Ochestra & Chorus of the Royal House, Cobend Garden.
Dirigent: John Pritchard.
Masterworks 79210 3er LP Kasette.
Und jetzt muss ich sagen, diese Oper hat ihren Charme nur in Italienisch, und Ileana Cotrubas ist eine meine Lieblingssängerinnen.
Placido Domingo singt den Nemurino nicht zu einfältig, das kann er nicht, dazu ist er zu intelligent.
Und Dulcamare und Belcore wetteifern um Adina, dass es eine Freude ist.
Ich mag diese Aufnahme.Liebe Grüße sendet Euch Peter zum Pfingstfest, aus Wien.
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Mein "Elisir" (habe nur eine Aufnahme):
Benjamino und Rina Gigli-sehr schön
Giuseppe Taddei hervorragend als Belcore,
Italo Tajo als Dulcamara gut, aber nicht aussergewöhnlich.
Gavazzeni am neapolitanischen Pult große Klasse (1953 live).
Heldenbariton -
@oper 337
Hallo Peter,
an den Film "Der Liebestrank" mit Rudolf Schock kann ich mich noch erinnern. Ob der wohl irgendwo auf VHS oder DVD vorhanden ist?
Den Soundtrack habe ich komplett:Aufnahme: 10.2.1962, Studio
Dirigent: Ernst Märzendorfer
Berliner Symphoniker
Berliner Kammerchor
(Verfilmung, gekürzt)
Eurodisc (2 LP)Adina: Stina-Britta Melander
Belcore: Lothar Ostenberg
Dulcamara: Ludwig Weber
Gianetta: Roswitha Bender
Nemorino: Rudolf SchockDa die neuen Besitzer des Back-Kataloges gerade dabei sind, ihre alten Schätzchen zu sichten, ist es durchaus möglich, dass die Aufnahme demnächst als CD erscheinen wird.
LG
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@ Lieber Harad, Danke!
Da habe ich nur den großen Querschnitt, ob es auf VHS oder DVD gibt, das ist bei Eurodisc immer die Frage, irgendwo in einem Keller, einer Rundfunkgesellschaft.
Du Harald, weißt Du was von Fimaufnahmen aus der DDR, ich habe da was reingeschrieben, wegen eine Zauberflöte aus dem Jahr 1960-62,
die in der DDR produziert wurde.
Da war Erika Mechera die Königin, und ein Ballettmädchen war das Double.
Kannst Du Dich schlau machen. Danke an Dich, mein Lieber oder auch an die liebe Elisabeth.Erika Mechera sang die Königin in Wien an die 160 mal, in der Volksoper, Staatsoper oder Theater an der Wien, also mehr als Wilma Lipp.
Euer Peter aus Wien.
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Lieber Harald!
Diese Aufnahme habe ich noch auf LP, ist eigentlich sehr gut, obwohl ich bei Rudolf Schock immer denke er passt da nicht rein,
aber Eurodisc hat ja fast alle Opernaufnahmen mit ihm gemacht - Operette noch mehr.
Liebe Grüße Peter aus Wien.
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Höchst erfreuliches bietet meine neueste Erwerbung:
Nebenbei, sie ist in anderer Aufmachung ein paar € günstiger erhältlich
Erstgenannte Aufnahme wurde neu abgemischt, in sofern weiß ich nicht, ob sch beide Einspielungen in der Klangqualität unterscheiden.
Auch nach über 30 Jahren hat diese Studioaufnahme von 1977 nichts an Frische und Lebendigkeit verloren. Lediglich die "Einstiegsszene" des Nemorino ("Quanto è bella") wurde nicht optimal aufgenommen; Domingo klingt zum Schluß der Szene so, als ob seine Stimme nachträglich eingefügt wurde. Das ist allerdings dann auch der einzige klangliche Wermutstropfen.
Die stimmliche Besetzung dürfte kaum zu überbieten sein: Ileana Cotrubas glänzt als jugendlich anmutige Adina und singt die Rolle ohne technische Schwierigkeiten.
Placido Domingo ist kein "einfältiger, junger Landmann". Dazu klingt seine Stimme zu reif, zu selbstbewußt. Allerdings weiß er durch einen engagierten, sangesfreudigen Vortrag zu gefallen. Er fügt sich nahtlos in das wunderbare Ensemble ein und wirkt nicht so sängerisch teilnahmslos wie Luciano Pavarotti in der Levine-Einspielung.
Ingvar Vixell ist vom Timbre her nicht ganz mein "Fall", aber er besticht in seiner Rolle nicht durch "Kraftmeierei" (wie Leo Nucci, ebenfalls bei Levine), sondern durch gesangliche Eleganz.
Einen Dulcamara zu besetzen ist nicht immer einfach. Mal nimmt man einen stimmlich indiskutablen, aber schauspielerisch guten Darsteller wie Enzo Dara (mal wieder Levine) oder einen stimmlich bestens in Form singenden "Buchhalter" wie Nesterenko (Wallberg).
Sir Geraint Evans präsentiert sich stimmlich akzeptabel (die Höhe wird nicht immer wie gewünscht erreicht) und spielt den "Quacksalber" mit einem leichten Augenzwinkern.Lilian Watson fügt sich nahtlos in das gute Gesamtbild als Gianetta ein.
Über das Dirigat gibt es ebenfalls nur positives zu berichten: Sir John Pritchard läßt einerseits sehr beschwingt dirigieren, weiß sich aber andererseits auch als gefühlvoller Begleiter zurückzuhalten (z.B. bei "Una furtiva lagrima").
Von den vier Gesamtaufnhamen, die ich besitze (neben Levine und Wallberg noch die Aufnahme mit Ferro), ist das zweifelsfrei die gelungenste, weil stimmlich am besten besetzte und mit der größten Atmosphäre versehene.
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Aus dem TMOO-Thread hierher verschoben, da dort nicht diskuritert werden sollte:
ZitatOriginal von Fairy Queen
Zitat: Original von Jacques Rideamus
DVD Virgin 2005Alfred Eschwé, Wiener Staatsoper 2005: 4,5 (geschickte Tempowechsel, aber den oft zu lauten Chor muss er sich anrechnen lassen)
Adina (Anna Netrebko): 4,5 (Endlich mal eine singende und engagiert spielende und nicht nur kokett zwitschernde Adina. AN ist nicht nur wunderbar rollendeckend, sondern wird im Verlauf der Oper immer besser und ist gegen Ende richtig großartig, aber Anlaufschwierigkeiten mit gelegentlichen Steifheiten und ein paar Probleme mit tieferen Tönen kosten sie einen halben Punkt)
Nemorino (Rolando Villazón): 5++ (Wenn man je einen Sänger chaplinesk nennen konnte, dann ist er das. Und dann noch stupend gesungen. Besser geht es nicht!)
Belcore (Leo Nucci): 3,5 (Würde er doch nur so singen, wie er spielt. Leider bellt er öfter als selbst einem Sergeanten gut ansteht)
Dulcamara (Ildebrando d'Arcangelo): 5 (Wie Waldi sagt: schwungvoll und blendend gesungen und gespielt. Einer der besten Dulcamaras, die ich kenne, zumal er gut unterhalb der Schwelle des Übertreibens bleibt. Ich konnte keinen Grund für einen Abzug entdecken)
Giannetta (Inna Los): 3,5 (So unauffällig, dass ich sie aus meiner Wertung heraus lasse)
Gesamturteil: 22,5 : 5 = 4,5
TQ: 3,5 (manchmal sind die Mikrophone schlecht positioniert, so dass der Chor zu oft die Solisten erschlägt)
Regie (ex Otto Schenk): 3 (wenn ich noch einmal Ringelreihen in der komischen Oper sehe, werde ich womöglich dauerhaft seekrank. Regie findet kaum statt und was gefällt, geht offensichtlich auf die große Spielfreude der Darsteller zurück, wobei AN davon hätte profitieren können, dass sie nicht ganz ihren Spzialitäten überlassen bleibt)
Der Gesamteindruck der DVD ist weit besser als die Summe ihrer Noten, und das verdankt sie zum größten Teil der unbändigen Spelfreude ihrer Protagonisten, allen voran ein in dieser Rolle schier unübertreffllicher Rolando Villazon die zudem (Nucci und ganz zu Beginn AN ausgenommen) tadellos bis zuperb singen. Eine richtige Gute-Laune-Aufnahme, die man allen Liebhabern der Gattung nicht genug ans Herz legen kann.
Jacques Rideamus
Ich verdopple hier in den Sängerwertungen Rideamus und will nur noch einige persönlche Kommentare dazu abgeben.
Anna Netrebko hat mch SEHR positiv in dieser Rolle überrascht- sie ist Adina wie sie leibt und lebt und Alles Problematische ist wie weggewischt. Tolle Leistung-davon mehr bitte!Villazon hat mich zu Tränen gerührt und das musste dann der arme Gregor ausbaden..... Wie er den Nemorino gibt, ist einfach unglaublich-ein solch authetnsich verliebter und " einfaltspinseliger" liebenswertester Tolpatsch ist mir noch nciht untergekommen. Und wie er nach der Furtiva Lagrima den Applaus entgegennimmt und dann die Arie wiederholt-da wars um mich geschehen
Die Inszenierung fand ich genau wie JR ledier nicht existent. Wenn Schenk nicht solche hervorragenden Darsteller gehabt hâtte, wäre das gründlich in die Hose gegangen.
Und es gab durchaus Momente, wo A. und R. ein bisschen Persoennregie hâtten vertragen können. Manches wirkte doch sehr unkoordiniert und improvisiert im schlechteren Sinne. Der Nemorino ist ja damit noch halbwegs authentisch aber die Adina schon weniger. Dafûr allenfalls 2 Punkte!
Aber tant pis! Um der Sänger und der musikalischen Gestaltung wegen lohnt sich diese DVD allemal.[/quote]Fairy Queen
Liebe Fairy,
du hast leider nie Francisco Araiza als Nemorino erlebt, sonst würdest du vielleicht verstehen, dass Villazón mich just in dieser Partie am wenigsten überzeugt Nö, das ist definitiv nicht mein Nemorino, aber das habe ich schon in einem anderen Thread genauer analysiert, daher Ende OT!
lg SeverinaPS: Was die Inszenierung betrifft, so gebe ich dir völlig recht. Allerdings wurde schon geprobt, was für eine Repertoirevorstellung eher unüblich ist, aber die Netrebko hatte sich ausdrücklich Rolando Villazón als Partner gewünscht, und da beide die Inszenierung nicht kannten, hatte man einige Proben anberaumt. (Ich fürchte, der ursprünglich vorgesehene Tenor wäre gewesen.....)
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Liebe Sevi, in welchem Thread hast Du das beschrieben? ich würde dazu gerne noch etwas sagen..... hab mich auch wieder beruhigt seit besagtem Abend also keine Sorge!!!!
Muss ich nun etwa mit JR siamesieren? Der Ärmste......
F.Q. -
Zitat
Original von Fairy Queen
Liebe Sevi, in welchem Thread hast Du das beschrieben? ich würde dazu gerne noch etwas sagen..... hab mich auch wieder beruhigt seit besagtem Abend also keine Sorge!!!!Muss ich nun etwa mit JR siamesieren? Der Ärmste......
F.Q.Ähem, wenn du JR II meinst - der ist auch Araiza-Fan ! Ich überlege gerade, welcher Thread das war, entweder der Villazón-Thread oder der "L'Elisir"-Thread. Bin aber eben erst aus der Provinz zurückgekommen und lese mich durch die vergangene
Forumswoche durch, bevor ich mich auf die Suche mache!
Von welchem "besagten Abend" sprichst du? Habe ich was verpasst????
lg Sevi -
Zitat
Original von Fairy Queen
Die Inszenierung fand ich genau wie JR leider nicht existent. Wenn Schenk nicht solche hervorragenden Darsteller gehabt hâtte, wäre das gründlich in die Hose gegangen.Liebe Fairy,
Otto Schenk hatte mit diesem Abend persönlich nichts mehr zu tun. Die Inszenierung wurde auch entsprechend angekündigt "nach Otto Schenk" - was soviel heißt wie: Schenks Arbeit liegt weit zurück und irgendwer vom zuständigen Hauspersonal hat versucht, wieder Ordnung ins inzwischen eingerissene Chaos (passiert natürlich immer, wenn die Zeit vergeht) zu bringen. Aber so schlecht fand ich's gar nicht (ich bin aber überzeugt, daß Schenk selbst nicht begeistert war).
LG
Waldi
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Zitat
Original von severina
Ich überlege gerade, welcher Thread das war, entweder der Villazón-Thread oder der "L'Elisir"-Thread. Bin aber eben erst aus der Provinz zurückgekommen und lese mich durch die vergangene
Forumswoche durch, bevor ich mich auf die Suche mache!
Von welchem "besagten Abend" sprichst du? Habe ich was verpasst????
lg SeviIhr seid schon im richtigen Thread.
Araiza habe ich leider auch nie als Nemorino erlebt, kann ich mir aber auch sehr gut vorstellen - allerdings sehr anders.
Jedenfalls sind beide sicher deutlich besser gewesen als Gösta Winbergh, den ich mir heute in einer TV-Aufzeichnung von Lausanne 1988 angesehen habe, wo er zwar recht passabel gesungen aber mau gespielt hat. Die Inszenierung war auch nicht viel besser als die Reste von Schenks Wiener Leistung, mit einem katastrophal klotzigen Bühnenbild, das alle zwergenhaft in die Ecke drängte, und gegen das Jürgen Roses einfallslose Dekoration wenigstens gut bespielbar war. Da sang Gabriel Bacquier den Belcore (besser als Nucci) und Gilles Cachemaille den Dulcamara (auch sehr gut, aber lange nicht so sauber wie D'Arcangelo). Der einzige klare Höhepunkt der Aufnahme war Barbara Bonney als Adina.
Das Dirigat von Marco Venzago war der schlechteste Aspekt der Aufführung, viel zu pauschal und gehetzt.
Ich poste das mal hier, da die Aufnahme nicht kommerziell erhältlich ist und deshalb nicht in den TMOO-Thread kann. Vielleicht mag sich ja jemand diese Aufnahme aus dem Netz ziehen, die wegen der vier Hauptdarsteller durchaus, wenn auch in unterschiedlichem Maße lohnt. Leider ist die Bldqualität extrem flau.
J.R. II
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Ohne die großen Stars fand vor Weihnachten letzten Jahres die Aufführungs-Serie des "Liebestrank" im Londoner Covent Garden statt.
ORF - Oe1 sendet morgen den Radio-Mitschnitt der BBC:Samstag,
26. Juli 2008 - 19:30 Uhr - Oe1Gaetano Donizetti: "L'elisir d'amore"
Mit Alexandra Kurzak (Adina), Stefano Secco (Nemorino),
Ludovic Tézier (Belcore), Paolo Gavanelli (Dulcamara)
und Kishani Jayasinghe (Giannetta).
Chor und Orchester des Royal Opera House Covent Garden,
Dirigent: Mikko Franck(Aufgenommen am 26. November 2007 im Royal Opera House Covent Garden in London)
LG
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Die beiden nachfolgenden Beiträge wurden aus dem TMOO-Thread hierher verschoben, wo Diskussionen und Erläuterungen besser am Platze sind. J.R. II
Hallo Queenie
ZitatOriginal von Fairy Queen
...
Die Inszenierung fand ich genau wie JR leider nicht existent. Wenn Schenk nicht solche hervorragenden Darsteller gehabt hâtte, wäre das gründlich in die Hose gegangen.
Und es gab durchaus Momente, wo A. und R. ein bisschen Personenregie hâtten vertragen können. Manches wirkte doch sehr unkoordiniert und improvisiert im schlechteren Sinne.
...
Tolle Analyse. Aber leider etwas daneben.Was du gesehen hast, war eine Repertoire-Vorstellung einer Inszenierung, die über ein Vierteljahrhundert auf dem Buckel hat. Mehr als eine Stellprobe mit einem Regieassistenten gab es für die Protagonisten da nicht. Kein Wunder also, dass es Momente gab, die nicht perfekt ausgearbeitet wirkten. Dafür war manches umso spontaner.
Was von der seinerzeitigen Inszenierung Otto Schenks blieb ist die Tatsache, dass Gäste relativ einfach hineinfinden und dabei dennoch eine persönliche Note entwickeln können. Es war einmal gewünschtes Wesen von Repertoire-Vorstellungen, dass wechselnde Besetzungen positiven Einfluss auf den Charakter von Inszenierungen nahmen, nicht in ein zu starres Regiekonzept gezwängt waren und einen gewissen Freiraum hatten, den zu nutzen vom Publikum durchaus erwartet wurde. Und ja, gute Darsteller sind gewünscht, können sich aber auch wundervoll entfalten...
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Ich kann Theophilus nur beistimmen, will allerdings zu dieser DVD-Aufnahme noch einen persönlichen Kommentar abgeben -
Ich hatte seinerzeit das Glück, bei dieser Aufnahme live dabei sein zu dürfen und war sehr überrascht, als ich dann die Aufnahme im TV bzw. auf DVD gesehen habe, da AN da viel besser zur Geltung kam als auf der Bühne.
Besonders im 1.Akt war sie kaum präsent, so sehr wurde sie von Rolando Villazon und Leo Nucci an die Wand gespielt. Erst nach der Pause kam sie "auf Touren" und hat so - besonders gegen Ende der Vorstellung - das ihre dazu beigetragen, dass dieser Repertoireabend so ein Erfolg geworden ist. Durch den Schnitt wurde ANs Präsenz deutlich aufgewertet!
RV war überragend (er hat ja später auch gesagt, dass er viel lieber lustige Rollen spielt und ihm das ewige Dahinscheiden auf der Bühne auf die Nerven geht), den gesanglichen Bewertungen über Leo Nucci kann ich nur beistimmen. Ich persönlich hätte Ildebrando d'Arcangelo lieber als Belcore gesehen (was auch altersmäßig besser gepasst hätte) und unseren "Haus-Dulcamara" Alfred Sramek (über dessen gesangliches Potential wir natürlich streiten können, allerdings spielt er perfekt die Rolle des Quacksalbers).
Aber bis dato einer der beglückendsten Opernabende, die ich erlebt habe - viele positive Energien kamen da von der Bühne!
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Der ZDF-Kulturkanal sendet Donnerstags (als Relikt aus dem eingestellten ZDF-Theaterkanals) am Nachmittag eine Oper.
Diesmal ist es der "Liebestrank" in einer Aufzeichnung aus Bergamo von 2007:
Donnerstag, 26.05.2011 15:35 - 17:50 Uhr ZDF Kultur
Geatano Donizetti: L´elisir d´amore
Die Oper L'elisir d'amore, der Liebestrank, ist der Tradition verpflichtet und mit ihrer Buffa-Laune ein Volltreffer der Operngeschichte. In dieser Inszenierung gewinnt sie durch die sexy, coole und stimmegewandte Rolle des Vamps Adina (Silvia della Benetta). Die Produktion entstand im Oktober 2007 in Bergamo im Teatro Donizetti.Länge: 135 min
Oper, Italien, 2007Diese Aufzeichnung ist auch als DVD erhältlich:
Gaetano Donizetti (1797-1848 )
L'elisir d'amore
Künstler: Silvia Dalla Benetta, Raul Hernandez, Alex Esposito, Damiano Salerno, Elena Borin,
Bergamo Musica Festival G. Donizetti Orchestra,
Alessandro De Marchi
Label: Dynamic , 2007
2 DVDsLG