Älteste hörbare Tonaufnahme

  • Klingt ja noch abenteurlicher als der Ausschnitt vom klavierspielenden Johannes Brahms. Aber wenn ich's recht bedenke, kriege ich irgendwie Gänsehaut, immerhin sind das Aufnahmen die fast 150 Jahre auf dem Buckel haben. Das ist für mich eine Zeit aus der man nichts reproduzierbares kennt. Und jetzt das. Klingt komisch, is aber so :D

    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

  • In einem anderen Forum hat jemand darauf aufmerksam gemacht, daß das Lied eigentlich wesentlich schneller gesungen würde. Könnte es sein, daß sie zu langsam abgespielt wird und daher die Nebengeräusche noch mehr dominieren?


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • ES ist ALLES möglich
    Allerdings klingt es schon nach einer durchschnittlichen Frauenstimme.


    Der Phonautograph war ja bekannt.


    Man konnte Schallwellen SICHTBAR machen.
    Der Erfinder wollte dadurch physikalische Erkenntnisse sammeln und verwerten. An eine akustische Wiedergabe war jedoch nicht gedacht.
    Das blieb erst Edison vorbehalten, der in der Tat nicht solch ein begnadeter Erfinder war als due Geschichte uns weismachen will.
    Etliche seiner bekannten "Erfindungen" (so auch dieGlühbirne) waren schon lange erfunden bevor er sie "erfand"
    Edisons unbestreitbares Verdienst bestand jedoch darin, Erfindungen so zu verbessern, daß sie einerseits praktisch nutzbar - andererseits bezahlbar waren und in Großserien produziert werden konnten.....


    Edisons Wachswalzen muten ja gegenüber dem was aus dem Phonautographen mit allen technischen Tricks herausgekitzelt werden konnte geradezu wie Hifi- oder HIGH End and...


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die ältesten Aufnahmen auf Tonträger in meiner Sammlung stammen aus dem Jahr 1890. Es handelt sich hierbei um den "Radetzky-Marsch" für Bläserquintett und "Im tiefen Keller sitz ich hier" für 1 Posaune.
    Die Aufnahmen wurden gemacht auf einseitig bespielbaren Hartgummi-Platten (Durchmesser 12,5 cm).
    Zuvor hatte man es schon mit Zinnfolie und Zinkblech versucht - erst 1897 - also 7 Jahre später - stellte sich heraus, dass Schellack das geeignetste Material für die Zukunft war.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Vor einigen Jahren habe ich eine Rundfunksendung über den schwedischen Bariton John Forsell mitgeschnitten und dabei die älteste Mozart-Aufnahme und zugleich den (bis dahin) ältesten auf Tonträgern verewigten Sänger erwischt: den dänischen Bass Peder Schram (1819-95), der 1889 eingeladen wurde, den Phonographen zu erproben: mit einem Ausschnitt aus der 1. Szene des Leporello "Notte e giorno faticar" (hier auf dänisch, etwa 2 Minuten lang).


    Das klingt schon ziemlich nach "Geisterstimme", aber nichtsdestotrotz: Solche authentischen musikalischen Ausflüge ins 19. Jh. finde ich sehr interessant!


    :hello: Petra

  • ;( - Schade, daß es keine Gesamtaufnahme davon gibt - der Don Giovanni auf Dänisch wäre in der Tat etwas für meine Opern-Sammlung in fremden Sprachen.


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Hallo Ulli,


    ein dänischer "Don Giovanni" aus fernen Zeiten - das hätte schon was!
    Allerdings heißt es bei mir eher ;( , weil es keine Gesamtaufnahme mit John Forsell als Don Giovanni gibt ...


    :hello: Petra

  • ist aus dem Jahr 1903,


    Stimmportrait Kaiser Franz Joseph


    Rede über die Bedeutung der Phonographie, ist die längste aufgezeichnete Rede, es gab schon 1900 eine und dann 1912.


    Diese Aufnahme ist auf einer 45er LP vom


    Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (EP 1).

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  • ... ist eine Emile Berliner Schallplatte von 1896. Eine deutschsprachige(!) Aufnahme aus dem Struwwelpeter.


    Meine älteste Stimme ist ebenfalls auf einer Berliner Platte (von 1897): Joseph Jefferson (1829-1905), der berühmte US Schauspieler


    Übrigens ist auch eine unidentifizierbare Phonautogramm-Aufnahme von 1857 sowie ein Phonautogramm von 1859, vermutlich mit dem Kammerton (435 Hz), hörbar gemacht worden. Einer der beiden "Entdecker" dieser uralten Aufnahmen ist ein guter Bekannter von mir.

    2 Mal editiert, zuletzt von sobinov ()

  • Zitat

    Original von Harald Kral
    Die ältesten Aufnahmen auf Tonträger in meiner Sammlung stammen aus dem Jahr 1890. Es handelt sich hierbei um den "Radetzky-Marsch" für Bläserquintett und "Im tiefen Keller sitz ich hier" für 1 Posaune.
    Die Aufnahmen wurden gemacht auf einseitig bespielbaren Hartgummi-Platten (Durchmesser 12,5 cm).
    Zuvor hatte man es schon mit Zinnfolie und Zinkblech versucht - erst 1897 - also 7 Jahre später - stellte sich heraus, dass Schellack das geeignetste Material für die Zukunft war.
    LG


    Die Aufnahmen wurden auf wachsüberzogenen Zinkplatten eingeritzt und anschließend eingeätzt. Von dieser Originalaufnahme ist danach auf galvanoplastischem Wege ein Kupfernegativ hergestellt worden. Dieses wurde vernickelt und als Pressstempel für einseitige Schallplatten aus Zelluloid bzw. kurz danach Hartgummi verwendet.


    Gibt es diskographische Angaben (Matrizen- oder Katalognummer) zu den beiden Platten?


    Schellack ist übrigens nur das Bindemittel, die Platten bestehen zum allergrössten Teil aus Gesteinsmehl.

  • Wow, das ist wirklich etwas besonderes, diese Aufnahme von Clair de la lune...
    kaum zu glauben, dass man eine Stimme aus dem Biedermeier hören kann.
    Meine Güte, nur ein Jahr vor der Entwicklung dieses Phonautographen starb
    Schumann, wir hätten also fast noch seine Stimme gebannt haben können.


    Angeregt durch diesen Thread, habe ich mir auf youtube (da gibt es ja alles)
    ein paar faszinierende Aufnahmen angehört:


    Joseph Joachim - Bachs Adagio in g-moll - 1904 - eine verblüffend gute
    Aufnahme, auch nicht schlechter als Aufnahmen aus den frühen 20ern.


    Edvard Grieg - Sonate in e-moll - 1903 - beeindruckend, ein großer Pianist
    dieser Grieg, scheint mir.


    Joh. Brahms - Ungarischer Tanz - 1889 - grauselige Aufnahme, kaum etwas
    zu hören.


    .

  • Es fällt zwar aus der Reihe - aber für einen 'erträglichen' Hörgenuss (mit leichten Abstrichen) zumindest für Klavier kann das Welte-Mignon-Klavier sorgen.


    Im Deutschen Museum in München durfte ich etwas Chopin vom jungen Horowitz hören, und ich hatte mal eine Schallplatte 'Mahler spielt Mahler'.


    Natürlich nicht identisch zum Live-Erlebnis, aber schon sehr aufschlussreich, wie ich finde.


    Aber in diesem Thread eher geschummelt, oder?



  • Das Thema hat hier im Forum schon einen eigenen Thread:


    Welte Mignon - nie gehört !


    LG


    :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Florian Voß
    Joh. Brahms - Ungarischer Tanz - 1889 - grauselige Aufnahme, kaum etwas
    zu hören.


    Ich habe gestern im Tausch die wohl einzige erhaltene Schellackplatte mit einer Überspielung von Brahms Walze von 1889 erhalten. Die Überspielung wurde 1934/35 im Berliner Institut für Lautforschung mit Hilfe eines Mikrofons direkt vom Schalltrichter eines Phonographen abgenommen. Für Forschungs- und Archivzwecke sind 1935 davon nur eine Handvoll Schellacks gepresst worden die natürlich nie in den Handel kamen. Mein Exemplar zeigt übrigens keinen Archivstempel o.ä. Die Platte wurde zusammen mit anderem interessanten Material auf dem Flohmarkt gefunden(!!)


    Von dieser Aufnahme existiert ansonsten nur ein Acetat in der British Library. Die Originalwalze selbst ist noch erhalten aber akustisch unbrauchbar. Das Wiener Phonogrammarchiv hat (lediglich) eine Überspielung des Acetats erhalten und als Grundlage für die Restaurierung von 1997 verwendet. Das ist das, was man heute im Internet oder auf CD anhören kann. Wie der Zustand des Acetats ist weiß ich nicht, und auch nicht, wann es entstanden ist.


    Meine Platte sieht noch ziemlich gut aus. Mit Hilfe eines Freundes der sich auf die Digitalisierung früher Tonträger spezialisiert hat, werde ich versuchen, mehr aus diesem Klangdokument herauszuholen.

  • Hier hört man die Originalaufnahme, und was man mit entsprechender Bearbeitung da herausholen kann: atemberaubend! Wirklich atemberaubend! Wir reden hier über 1860.....


  • Erstaunlich wenig bekannt ist, dass man hören kann, wie W. A. Mozart höchstpersönlich gespielt hat. Das mechanische Instrument steht glaube ich in Graz im Museum. Auch weitere Dokumente optisch aufgezeichneter Interpretation, die erst nach Jahrhunderten erstmals "abgespielt" werden konnten und damals eigentlich nur optische Spielerei waren, öffnen ein Fenster in eine Zeit lange vor Welte-Mignon.

    Er hat Jehova gesagt!