ZitatOriginal von Felipe II.
Diese Aufnahme sah ich einzeln noch nie. Ist das live? Und: Wie ist sie ansonsten?
Die Frage nach dieser Aufnahme soll nicht unbeantwortet bleiben. Es handelt sich um eine Studioaufnahme von RCA, die meines Wissens auch einzeln verfügbar sein müsste. Meines Erachtens ist das eine recht gute Tosca, insgesamt wenig aufregend, daher wohl keine Aufnahme für meine Spitzengruppe, aber ohne irgendwelche störende Mängel.
Leontyne Price muss eine ausgezeichnete Tosca gewesen sein, wenn auch das nicht ihre beste Aufnahme ist. Ich finde sie immer noch gut, im Vergleich zu ihrer ersten Studio-Tosca unter Karajan ist die Stimme aber reifer, gutturaler geworden. Auch fällt die Aufnahme schon in die Zeit der geschützartigen Spitzentöne: Viele hohe Töne werden zunächst steil von unten angeschossen und schmieren dann im großen Bogen wieder ab - ein Problem, das bei einigen von Price' Aufnahmen aus den 1970er Jahren auftritt. Mir kommt das immer so vor, als würde sie irgendwelche Vögel abschießen. Auch pflegt sie einen recht exaltierten Stil, einiges ist dem Sprechgesang angenähert, manches (z.B. "Questo è il bacio di Tosca!" … "Muori dannato!" oder die Schlussszene) wirkt in fast schon grotesker Weise überzeichnet. Wirklich schwer wiegt das alles aber nicht.
An Domingo gibt es dagegen wohl nur wenig zu beanstanden. Er war damals in toller stimmlicher Verfassung. Ich finde, ein guter, wenn auch kein spektakulärer Cavaradossi. Es gibt sicher profiliertere Scarpias als Sherrill Milnes, aber der Amerikaner macht auch nichts falsch. Mehta finde ich stellenweise etwas hastig, an den lyrischen Momenten hat er anscheinend kein großes Interesse, aber er sorgt für die notwendige Dramatik.