Puccini - Kitschfabrikant oder verkanntes Genie?

  • Zitat

    Original von Felipe II.


    Diese Aufnahme sah ich einzeln noch nie. Ist das live? Und: Wie ist sie ansonsten?


    Die Frage nach dieser Aufnahme soll nicht unbeantwortet bleiben. Es handelt sich um eine Studioaufnahme von RCA, die meines Wissens auch einzeln verfügbar sein müsste. Meines Erachtens ist das eine recht gute Tosca, insgesamt wenig aufregend, daher wohl keine Aufnahme für meine Spitzengruppe, aber ohne irgendwelche störende Mängel.


    Leontyne Price muss eine ausgezeichnete Tosca gewesen sein, wenn auch das nicht ihre beste Aufnahme ist. Ich finde sie immer noch gut, im Vergleich zu ihrer ersten Studio-Tosca unter Karajan ist die Stimme aber reifer, gutturaler geworden. Auch fällt die Aufnahme schon in die Zeit der geschützartigen Spitzentöne: Viele hohe Töne werden zunächst steil von unten angeschossen und schmieren dann im großen Bogen wieder ab - ein Problem, das bei einigen von Price' Aufnahmen aus den 1970er Jahren auftritt. Mir kommt das immer so vor, als würde sie irgendwelche Vögel abschießen. Auch pflegt sie einen recht exaltierten Stil, einiges ist dem Sprechgesang angenähert, manches (z.B. "Questo è il bacio di Tosca!" … "Muori dannato!" oder die Schlussszene) wirkt in fast schon grotesker Weise überzeichnet. Wirklich schwer wiegt das alles aber nicht.


    An Domingo gibt es dagegen wohl nur wenig zu beanstanden. Er war damals in toller stimmlicher Verfassung. Ich finde, ein guter, wenn auch kein spektakulärer Cavaradossi. Es gibt sicher profiliertere Scarpias als Sherrill Milnes, aber der Amerikaner macht auch nichts falsch. Mehta finde ich stellenweise etwas hastig, an den lyrischen Momenten hat er anscheinend kein großes Interesse, aber er sorgt für die notwendige Dramatik.

  • Noch mal dumm gefragt zu den beiden Puccini-Paketen: :untertauch:


    Ich bin unschlüssig, welche von beiden Boxen ich mir anschaffe. Ja, ich weiß, am besten beide von beiden ... :hahahaha:


    Bei der Complete Opera Edition bin ich etwas verunsichert, weil etliche Aufnahmen von Maazel dirigiert werden. Maazel ist für mich ein Dirigent, den ich nicht unbedingt mit fesselnden und interessanten Einspielungen verbinde, eher mit sehr konventionellen Neujahrskonzerten (gegen die ich auch nichts habe :stumm:).


    Aber vielleicht vertue ich mich da auch und schätze ihn falsch ein. Ich besitze keine einzige CD in einer Einspielung mit Maazel.


    Ich bin kein Puccini-Kenner. Kann mir jemand ein paar hilfreiche Hinweise geben, was den Vergleich der beiden Boxen oder Maazel als Puccini-Dirigenten angeht? Das wäre prima. Danke. :yes:


    Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • auch wenn tausend Mal gesagt wird, dass Puccini Kitsch sei, so ist mir das egal. Ich liebe einfach seine Opern.


    Allerdings finde ich die neueste "Verwurstung" der Kalaf-Arie bei der Telekom-Werbung langsam aber sicher entnervend. Ich hätte nie gedacht, dass mir diese wunderschöne Arie auf den Geist gehen könnte.


    Übrigens - in diesem Zusammenhang - was hält man bei den Experten von dieser Stimme (P. Potts)?. Würde mich mal interessieren.

  • Liebe Taminos,


    peet
    Dostojewski kurzweilig??? Das ist ja putzig! Was denn zum Beispiel? "Verbrechen und Sühne"? Oder "Brüder Karamasow"? Ich würde da lieber Puccini und Wagner eher mit einem Gedicht von Heine (ein Liebesgedicht!) und einem Roman von Leo Tolstoi vergleichen, dann ist die Gewichtsklasse und das Genre wohl eher richtig verteilt! :D :D


    @alle
    Ich selbst komme zwar aus Russland und bin folglich schwerere Gewichte in der Oper gewöhnt, vor allem was Musik anbetrift, aber auch die Story. Und doch ist Puccini am Ende der Komponist, bei dem mein Herz doch besonders schnell aufgeht! Ich bin bei Puccini immer noch auf dem Weg und bewege mich von den Einsteiger-Sachen (Bohéme, Tosca) in die Richtung Fortgeschrittene (Turandot, Butterfly( ? ).


    Ich habe sogar zwei Aufnahmen von Bohéme: Freni/Gedda als Querschnitt und de los Angeles/del Monte als Komplettaufnahme. Tja, man kann ja nicht alles haben, ich meine, eine Aufnahme mit Gedda/de los Angeles gibt es meines Wissens gar nicht, sehr schade! Ich habe es ernsthaft vor, mir noch die Aufnahme mit Björling/de los Angeles unbedingt zuzulegen...Dazu muss ich noch sagen, diese beiden waren überhaupt eine der allerersten Opern-CD-Käufe in meinem gegenwärtigen Lebensabschnitt! Soviel zu meiner Liebe für Puccini!


    Tosca ist natürlich mit Callas/Gobbi unvergleichlich besetzt, aber ich fand auch die Aufnahme mit Gheorghiu/Alagna wunderbar, auch als DVD. Vor kurzem habe ich "Tosca" in Frankfurt gehört und fand das Werk auf der Bühne noch opulenter und bombastischer als auf CD! So muss Oper sein, zumindest italienische - nach dem Motto mehr ist mehr!


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • Zitat

    Original von Theodora
    Liebe Taminos,


    peet
    Dostojewski kurzweilig??? Das ist ja putzig! Was denn zum Beispiel? "Verbrechen und Sühne"? Oder "Brüder Karamasow"?


    Wer hat denn das behauptet? :D :D


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Liebe Theodora,

    Zitat

    Dostojewski kurzweilig??? Das ist ja putzig! Was denn zum Beispiel? "Verbrechen und Sühne"? Oder "Brüder Karamasow"?


    Aber können wir uns auf "spannend" einigen? Zumindest ich las "Verbrechen und Strafe" wie einen Krimi. Die "Brüder Karamasow" eigentlich auch.
    :hello:

    ...

  • Liebe Caesar und Edwin,


    ich zitiere peet

    Zitat

    Ich würde dieses Beispiel korrigieren: Ich würde La Boheme nicht mit einem Gedicht von Eichendorff, sondern eben mit einem spannenden und kurzweiligen Roman z.B. von Dostojewski vergleichen, und dann den Tristan - mit einem Roman von Joyce oder Proust.


    Ich fand es putzig. Natürlich bin ich weit davon entfernt, Dostoewsky uninteressant zu finden, aber kurzweilig??? :stumm:


    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

  • Na ja, Dostojewskij mit Puccini zu vergleichen - der arme Dostojewskij. Unterhaltungsromane hat er nun wirklich nicht geschrieben. Wenn schon literarischer Vergleich, dann kommen mir bei Puccini Courts-Mahler, Marlitt und Konsalik in den Sinn. Reine Kolportage eben. Muß es auch geben - war aber noch nie mein Fall.... :D
    :hello:

    ...

  • Also Wagner mit Jamers Joyce oder Marcel Proust zu vergleichen, finde ich aber mindestens genauso "strange"


    Eher mit Gabriele d'Annunzio........


    Und Puccini ist davon nciht weit entfernt. Aber ehe ich nun von Edwin verprügelt werde:
    Suor Angelica oder Manon Lescaut sind dann wirklich eher Courts-Mahler .



    Dostojekski fand ich übrigens nie amüsant sondern zutiefst verstörend und aufwühlend.


    F.Q.

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  • ist auf allen Opernbühnen zu Hause und wird von Liebhabern begeistert gefeiert. Sicherlich ist er nicht jedermanns Geschmack, aber da gibt es ein einfaches Mittel "Man muß ja nicht hingehen "
    ich habe einmal in einer Opernzeitschrift gelesen, das nur Toscanini die Turandot richtig dirigieren bzw.aufführen konnte.Er war mit Puccini befreundet und kannte seine Vorstellungen sehr genau.
    Irgendwie finde ich alle Aufführungen etwas schwach.
    Wer bei den CD Einspielungen nun der absolute Sänger/Sängerin ist läßt sich sicher nicht sagen, da die Geschmäcker sehr unterschiedlich sind.
    Ich finde Puccini hat verschiedentlich ( Butterfly, La Boheme , Tosca ) auch zeitkritische Themen angesprochen, seine Musik ist schön und gefühlvoll mit entsprechender Dramatik!
    Ich mag ihn und seine Musik sehr, bin allerdings absoluter Verdi Fan.
    Die großen Gefühle, die in Opern angesprochen werden, wer hat die heute noch,besser gesagt wer traut sich darüber zu reden und sie zuzugeben in unserer Welt !?
    Gruß Odabella :rolleyes:

  • Lieber Edwin,


    Die Marlitt unter "reine Kolportage" einzureihen, ist schon kühn; das hat sie sich auch nicht verdient. Kolportage und Kitsch gehören selbstverständlich zu ihren Ingredienzien, aber sie steht mindestens zwei Etagen über der Courts-Mahler - darüber dürfte sich die Literaturwissenschaft inzwischen einig sein.


    LG


    Waldi

  • Liebe Fairy,
    ich hab' nichts gegen d'Annunzio (außer gegen seine politische Einstellung - siehe Wagner...).
    Aber Du wirst doch nicht annehmen, ich würde eine Frau verprügeln? =) Und Dich schon gar nicht. Nicht einmal verbal...! :D


    ***


    Lieber Walter,
    vom Gipfel eines Mann oder Jahnn aus betrachtet, sind Courts-Mahler und Marlitt so klein, daß man die Größenunterschiede kaum noch bemerkt. :D


    :hello:

    ...

  • Lieber Edwin, ich bin schockiert! :faint:


    Nicht weil Du keine Frauen verprügelst (sondern eher solche, die Frauen verprügeln.... :D) sondern, weil Du ncihts gegen d'Annunzio hast.(ausser der politischen Eisntellung, versteht sich)


    Kennst du den auch sprachlich unsäglich dekadenten Roman "Il fuoco" der in Venedig im Spätsommer spielt und seine mehr als seltsame Beziehung zu Eleonora Duse kolportiert?
    Den musste ich im Studium lesen und bin bis zum Edne aller Zeiten bedient. das kann wohl nur noch durch einen Bescuh in seiner ehemaligen Villa getoppt werden, scheint mir.
    Dagegen ist Wagner fast noch erträglich.......


    Wenn Du Rameau und Debussy liebst - wie bringst du das mit D'Annunzio zusammen? ?( 8o


    Aber bei einem bekennenden Wagnerianer muss man offenbar mit immer dem Schlimmsten rechnen :D


    Also ich finde ganz entschieden, dass Puccini hervorragend zu D'Annunzio passt, nciht nur die Musik zu der Sprache und den vor Pathos triefenden Stories, sondern auch die beiden Latin-Machos zusammen in einen Sack.
    Wenn Severina und ich draufprügeln, treffen wir jedenfalls nie den Falschen...... :stumm:


    Fairy Queen

  • Liebe Fairy Queen,
    oh je. Gerade "Il fuoco"...
    Ich weiß, der Inhalt... Aber bei mir ist der Inhalt oft etwas zweitrangig, wenn ich die Sprache gut finde (hab's aber nur in Übersetzung gelesen).
    Grauenhaft, diese Wagnerianer.... :yes:
    Zu meiner Verteidigung (wenn's denn als solche akzeptiert wird): Ich mag auch Lautréamont, Villiers und Huysman...
    Oder prügelt Ihr jetzt beide auf mich ein?
    Abgesehen davon, daß ich einen Moderator raunen höre, wir sollten uns zurück zu Puccini begeben... :D
    :hello:


    P.S.: Ich trau mich's ja fast nicht sagen, aber Du weißt ja sicherlich selbst, von wem der Text zu Debussys "Martyre de Saint-Sébastien" ist.... :angel:

    ...

  • Zitat

    Original von Fairy Queen


    Wenn Du Rameau und Debussy liebst - wie bringst du das mit D'Annunzio zusammen? ?( 8o
    Fairy Queen


    Hmm, also im Goldbeck steht etwas von "d'Annunzios Text zu Le martyre de Saint-Sébastian" und überhaupt taucht der Name in dessem Buch in Zusammenhang mit Debussy öfter auf.....

  • Merde! :motz:
    - ihr seid einfach zu schlau für mich! Das mit dem ST Sebastien hatte ich geschickt verdrängt...... :untertauch: :O
    Den hat Debussy dann eben veredelt und bracuhbar gemacht. :D


    Was aber nichts dran ändert, dass wir nun wirklcih OT sind und zu Puccini zurück mûssen. JR hat schon mit 9 schwänzigen Moderatoren-Peitschen gedroht......


    Nur noc hein Satz zu Edwin: Huysmans ist m.E. viel intellekt-kompatibler als D'Annunzio. Dem Ersteren fehlt nämlich ein ganz entscheidendes Mermal: bombastisches Pathos.


    F.Q.


  • Lieber Waldi!


    Da bin ich Deiner Meinung - obwohl die Marlitt schon schwerer verdaubar ist, als die Courths-Mahler,
    habe mir einen Roman aus der UNI Bibliothek ausgeborgt.


    Aber ich finde die Courths- Mahler gar nicht so schlecht.


    Liebe Grüße Peter :hello: :hello:

  • Lieber Edwin, liebe Fairy,


    @Fairy
    Ja, Dostojewski ist auch in meiner ansicht eher etwas mit ewigen Themen und genauso ewigen Qualen, oft moralischer Natur. Puccini kommt eindeutig aus einem anderen Element.
    @Edwin
    ...aber Konsalik??? Das ist doch viel zu hart auf die Pauke gehauen, dorogoj Edwin! Wer Wagner mag, soll den Rest der Opernmusik noch immer nicht mit seichter Lektüre vergleichen! Übrigens, würde ich dann, *rachsüchtig lächel*, wenn wir hier mit so harten Bandagen kämpfen wollen, Wagner dann schon eher mit Tolkien vergleichen (wer den "Silmarillion" gelesen hat, wird mir recht geben) :baeh01: :baeh01:
    Alles Liebe,
    Eure


    Theodora

    Einmal editiert, zuletzt von Theodora ()

  • aus dem Thread Turandot - noch ein neues Ende wegen des sinnvolleren Zusammenhanges hierher verschioben. J.R. II


    Liebe Fairy Queen,
    nein, ich kann "Turandot" nicht ausstehen. Es gibt nur eine Puccini-Oper, die ich noch weniger mag, das ist "Madama Butterfly".
    Bei "Turandot" ist alles drin, was ich verachte: Im Text ein völlig blödsinniges Frauenbild - entweder Männermörderin oder Dienerin. Calaf ist ein Charakterschwein übelster Sorte, schaut zu, wie sich Liu wegen seiner Wunschaffäre tötet (und zuvor zweifellos gefoltert wurde) - und liebt die Verursacherin des Greuels noch immer.
    Das kommt davon, wenn man den Gozzi nicht kapiert hat. Busoni weiß in seiner "Turandot" (1917!), worum es geht: Commedia dell'arte, Spiel, fast etwas puppenhaft - aber Puccini und sein unsäglicher Librettist nehmen den Stoff ernst und kontrastieren ihn lediglich (ungeschickt) mit drei Buffo-Figuren. Ist das nicht raffiniert?


    Musikalisch - na, ja, der Anfang. Bitonaler Akkord. Und? Wir sind im Jahr 1924!
    Debussy ist längst verstorben. Ein gewisser Leos Janácek (4 Jahre älter als Signore Puccini) hat Opern wie "Jenufa", "Katja Kabanowa", "Herr Broucek" und "Das schlaue Füchslein" bereits hinter sich und arbeitet an "Sache Makropulos". Ein gewisser Alban Berg hat den "Wozzeck" bereits fertiggestellt. Erik Satie hat "Socrate" längst fertig, Maurice Ravel finalisiert eben "L'enfant et les sortilèges". Zar Igor hat "Rossignol", "Sacre" und "Noces" fertig. Nicht zu reden von Kaiser Arnold, der "Erwartung" und "Glückliche Hand" ebenfalls längst herausgebracht hat.
    Und dann soll ich bewundernd vor Puccini erschauern, weil er einmal in seinem Leben einen ganz reizvollen Akkord geschrieben hat (zufälliger Griff auf dem Klavier wahrscheinlich)?
    Und außerdem soll ich mir wegen des Anfangsakkordes und des Mondchors die elend langen, unsagbar kitschigen Chinoiserien der Ping-Pong- oder war's King Kong? Oder gar Fu Long?) Szenen anhören, in welchen schlägt so lustig der Gong?
    Ich bitte Dich...!


    :hello:

    ...

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  • Na ja, das hätte ich mir eigentlich denken könne..... :D. und wo Du Recht hast, hast Du Recht!


    Aber ich finde trotzdem, dass Puccini hier für SEINE Verhältnisse sehr fortschrittlich ist.
    Der hatte wohl einfach zu viel mit seiner Erotomanie und seiner wildgewordenen Xanthippe zu tun und keine Zeit, sich dabei noch um zietgenössische Kompositionstechnik zu kümmern.


    Ich persönlch finde aber Manon oder Suor Angelica wirklich viel schlimmer als Turandot.
    Man kann natürlich auch die Ansicht vetreten, wenn schon Kitsch dann bitte richtig und ehrlich dazu gestanden.
    Turandot wäre dann sozusagen "Kitsch mit Tûnche"? ?(


    Dennoch:
    Wenn Puccini Eines Eines wirklcih konnte, dann war das, Stimmen zu schmeicheln und wirkungsvolle bzw rührende Gesangsstücke schreiben. Da zolle ich ihm grossen Repekt und seine Beliebtheit bei Sängern ist entsprechend riesengross!
    Vor allem weil man ausser Stimme und Gesangstechnik (was ja schon eine Menge ist!) ncihts braucht-der Rest geht von selbst.
    Sogar die Unmusikalischsten bekommen, wenn sie denn Stimme haben, eine Puccini-Arie hin- alles was schief geht, nennt man eben dann Rubato und schiebt es auf den Dirigenten oder Pianisten :pfeif:


    Diese beiden Opern mit T sind für mich aber angenehmer und auch im Ganzen besser zu hören als der Rest der Produktion, aus der ich nur Aussschnitte und einzelne Arien mag.


    Vielleicht ist es ja gerade die Brutalität in Tosca und Turandot, die dem Ganzen für mich die Sentimentalitäts-Spitze etwas nimmt-ich weiss es nicht.... ?(


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Aber ich finde trotzdem, dass Puccini hier für SEINE Verhältnisse sehr fortschrittlich ist.


    Bei einer Einordnung Puccinis in seine Zeit, hat Edwin sicher recht. Betrachtet man allerdings Puccini für sich alleine, dann wäre es für mich nicht die "Turandot", bei der Puccini nach vorne schaut oder über sein "normales" Spektrum hinauswächst, sondern das wäre für mich die "Fanciulla del West" - eine Musik, die im Fluss bleibt, die viele dialogische Passagen bietet, eine Musik, die auf "folkloristische" Einsprengsel weitgehend verzichtet, das klingt ganz anders, als die bekannten "Renner" von Puccini.

  • Liebe Titania,


    nachdem JR nur höchst selten von einer Oper, schon gar einer von Puccini, schwärmt, muss ich wohl gemeint sein, deshalb sollte ich das präzisieren, bevor ich in den falschen Verdacht gerate:


    Ich habe LA FANCIULLA DEL WEST sicher mehrfach erwähnt und mag auch das eine oder andere Teil daraus, trotz des schauderhaften Librettos nach dem gleichnamigen Melodram des amerikanischen Kitschtheaterimpresarios David Belasco, dessen Theater nicht von ungefähr diejenigen waren, in denen Mary Pickford groß wurde, bevor sie beschloss, beim Film ihr Geld und Glück zu machen. Gerade das von Alviano hervorgehobene Dauerparlando, das für mich nicht nur Vorzüge, sondern auch die deutliche Begleiterscheinung von Langeweile hat, würde mich aber jederzeit daran hindern, von der Oper zu schwärmen, so interessant und in Teilen hörenswert ich sie auch finde.


    Allerdings scheint sich die dialognahe Komposition, wie sie ein Debussy, Janacek, Delius und andere pflegten, heute und insbesondere bei einigen Tamino-Koryphäen einer zunehmenden Beliebtheit zu erfreuen, die nicht immer so selbstverständlich war. Ob das damit zu tun hat, dass der Verzicht auf übersetzte Fassungen das erst möglich machte? Das wäre vielleicht einmal ein interessanter Thread: Komponisten die dem Wort folgen und solche, deren Melodien das Wort zu folgen hatte.


    Wie auch immer, und um im Thema zu bleiben: meine Lieblingstrias von Puccini, der für mich deutlich zur zweiten Gruppe gehört, ist LA BOHÉME, GIANNI SCHICCHI und IL TABARRO, noch in Hörweite gefolgt von TOSCA und TURANDOT. Dann kommt länger nichts, dann irgendwann LA RONDINE und dann erst mit einigem Abstand der Rest, der für mich aber immer noch besser ist als manches Beste von manchem anderen.



    :hello: Jacques Rideamus

  • na, da muß ich mal wieder eine lanze für den maestro brechen ..ich mag seine musik sehr ... und wenn ich sie höre, kann ich für zwei, drei wochen süchtig danach werden ... 8o :stumm:


    :hello:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Lieber Alviano,

    Zitat

    Betrachtet man allerdings Puccini für sich alleine, dann wäre es für mich nicht die "Turandot", bei der Puccini nach vorne schaut oder über sein "normales" Spektrum hinauswächst, sondern das wäre für mich die "Fanciulla del West"


    Genau. Ab dem ersten Akkord, der sozusagen ein Ganzton-Cluster ist, weht in diesem Werk ein anderer Wind. Puccini findet auch immer wieder Möglichkeiten, kurze Ariosi aus den Rezitativen zu entwickeln, die eigentlich dominieren. Dazu kommen wirklich gut erfundene Nummern wie das Schlaflied im zweiten Akt, und die Stimmungsmalerei ist besser als in jeder anderen Puccini-Oper, vielleicht mit Ausnahme des "Mantel".
    Das Problem der "Fanciulla" ist halt nur der idiotische Text - aber wirklich dümmer als ähnliche Libretti, die später etwa Douglas Moore vertont hat, ist er auch nicht.
    :hello:

    ...

  • Maestro Chailly hat im Interview mit der ZEIT (18. Sept. 08 ) Puccinis harmonische Ideen und seine Orchestrierung mit denen Mahlers verglichen. Er nannte sie "zwei Genies, die verstanden haben, dass sie ähnlichen Ideen folgen, was den Orchesterklang angeht". Konkret vergleicht er unter dem Aspekt der Transparenz des Klanges die zweite Nachtmusik aus Mahlers 7. Symphonie mit der zweiten Hälfte des ersten Bohème-Aktes.


    Einleuchtend oder danebengegriffen, was meint ihr?


    Grüße,
    Micha

  • Meine Lieben,


    Wenn man "Puccini" sagt, dann denken 95% an Werke wie "Tosca" und "Bohème" und "Butterfly", seit Pavarotti und Potts sogar eventuell an "Turandot", aber kaum an Werke wie "Le Villi", Suor Angelica" oder "La Rondine".
    Insbesondere die "Rondine" ist keine Massenware, als Konversationsoper folgt sie auch nicht der melodieseligen Klischeevorstellung, sondern stellt an den Hörer höhere Ansprüche. An sich liegt mir die Gattung nicht sehr, aber für die "Rondine" gilt das nicht.
    Mein inzwischen wohl bekannter Hang, italienische Oper auch in Deutsch oft ganz gerne zu hören, hat mich zu folgender Aufnahme geführt:



    Das ist eine Wiener Rundfunkaufnahme von 1955, ursprünglich noch in Mono, aber von der Tonqualität trotzdem recht gut.
    Gerade bei einem solchen Stück spielen die Sprachverständlichkeit und die Sinnhaftigkeit der Übersetzung eine entscheidende Rolle. Wissend um die Problematik hatte ich mir da nicht eben viel erwartet, wurde aber angenehm überrascht. Es funktioniert erstaunlich gut.
    Natürlich hatte man das Glück, eine Reihe von Künstlern einsetzen zu können, die wirklich zum Besten gehörten:
    Ljuba Welitsch war zwar über ihren stimmlichen Höhepunkt hinaus, ist aber noch immer eine hervorragende Magda. Sie bringt diesen heiklen, unter Umständen doch kitschanfälligen Part völlig frei von falschem Sentiment als "modernes" Gegenstück zu einer Violetta. Noch immer scheitert die wahre Liebe dieser zweiten Traviata am gesellschaftlichen Zwang. Bei Puccini fehlt aber die ideale Verklärung, im Grund geht es sehr realistisch (wenn auch "gerafft") zu. Die Welitsch trifft dafür den richtigen Ton, ebenso wie Anton Dermota als Ruggero, der ganz anders als bei Mozart singt und auch herbe Saiten anschlägt.
    Eine Idealbesetzung für mich ist auch Waldemar Kmentt als Prunier, ebenso Rambaldo, der durch den jungen Walter Berry verkörpert wird.


    Ein perfekt abgestimmtes Ensemble ergänzt die Hauptrollen: Dorothea Siebert als Lisette, Liselotte Majkl als Yvette, ferner Kurt Dickel, Kurt Equiluz, Leo Heppe, Friedl (Fritzi) Rieger und Margarita Kenney - da ist kein schwacher Punkt dabei.


    Mienhard Zallinger mag vielleicht italienische Ohren nicht ganz zufriedenstellen, der deutschen Fassung ist sein Dirigat sehr gut angemessen. Aber ich weiß, daß er da ein wenig umstritten ist. Also mir gefällt's. Und Euch?


    LG


    Waldi


  • (Original-Plakat von Adolfo Hohenstein, 1899)


    14. Januar 1900:
    Am Teatro Costanzi in der italienischen Hauptstadt
    (heute Teatro dell'Opera di Roma) erfolgt
    die Uraufführung der veristischen Oper
    Tosca von Giacomo Puccini.
    (Melodramma in 3 Akten)
    mit Hariclea Darclée • Emilio De Marchi • Eugenio Giraldoni • Enrico Galli • Ettore Borelli • Enrico Giordani • Giuseppe Gironi,
    Dirig. Leopoldo Mugnone.
    Das Libretto stammt von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem gleichnamigen Drama von Victorien Sardou.
    Die Oper Tosca steht dem Verismo nahe: es geht in ihr nicht um Sagengestalten oder Königshäuser, sondern um Leben, Leiden und Lieben von gewöhnlichen Menschen.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Manon Lescaut,
    Dramma lirico in 4 Akten
    von Giacomo Puccini.
    Text von Ruggero Leoncavallo, Marco Praga, Domenico Oliva, Giulio Ricordi, Luigi Illica und Giuseppe Giacosa, der in Zusammenarbeit mit Illica vor allem das dramaturgische Gerüst entwarf, während Illica die Verse ausfeilte.
    Nach dem Roman Histoire de Manon Lescaut et du Chevalier Des Grieux des Abbé Prévost (1731).
    Uraufführung: 1.2.1893 Turin, Teatro Regio
    mit Cesira Ferrani • Giuseppe Cremonini • Achille Moro • Alessandro Polonini • Elvira Ceresoli,
    Dirig. Alessandro Pomé.



    ++++++++++++


    La Bohème,
    Szenen aus Henri Murgers La vie de Bohème in 4 Bildern
    von Giacomo Puccini.
    Text von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach Murgers Roman Scènes de la vie de bohème (1851).
    Uraufführung: 1.2.1896 Turin, Teatro Regio
    mit Evan Gorga • Cesira Ferrani • Camilla Pasini • Antonio Pini-Corsi • Tieste Wilmant • Michele Mazzara • Alessandro Polonini • Dante Zucchi • Felice Foglia,
    Dirig. Arturo Toscanini.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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