Mal wieder ein Threat zum Thema Instrumentenkunde. (auf besonderen Wunsch von Ulli )
Es geht um die Familie der Lauten, die Erscheinungsform dieser Instrumente ist so vielfältig, dass selbst Michael Praetorius 1619 schrieb: " Lautten und Theorben werden jedes Jahr so oft verändert, das man noch nichts abschließendes schreiben kann."
Jedes Instrument ist ein Unikat und wurde mehr oder weniger auf die Bedürfnisse des Musikers ausgerichtet, so gibt es weder einheitlichen Größen noch eine einheitliche Anzahl der Saiten.
Die Laute kam im Mittelalter nach Europa, als Spanien von den Osmanen besetzt war. Obwohl Krieg herrschte scheinen sich die unterschiedlichen Kulturen stark beeinflusst zu haben.
Aus dem arabischen Ud ein ziemlich großes Lautenartiges Instrument entwickelten die Europäer die etwas handlichere Laute wie man sie dann vor allem in der Renaissance benutze.
Die Laute nimmt in der Renaissance und im ersten Drittel des 17. Jahrhunderts eine solche dominierende Stellung ein wie das Klavier im 19. und 20 Jahrhundert. Im 17. Jahrhundert wurde das Instrument zur entgültigen Perfektion gebracht.
Es entstand aus der Barocklaute (12 Chörig - 12 doppelte Saiten) die Chitarrone, man brachte einen zweiten Wirbelkasten an mit frei schwingenden Saiten. Sie diente vor allem der Begleitung der gerade erfundenen Rezitative und war eines der wichtigsten Instrumente der neuen Gattung Oper.
Trotz der verschiedenen Arten von europäischen Theorben, die im Verlauf von eineinhalb Jahrhunderten erschienen, ist es möglich zwei unverändert fundamentale Eigenschaften dieses Instruments zu kennzeichnen: die Trennung ihrer vielen Saiten in zwei Gruppen und das tiefe Stimmen der zwei ersten Saiten, oder auch nur der der ersten.
Die erste Eigenschaft ist die wichtigste: sie beruht auf der Hinzufügung eines zweiten Wirbelbretts, das vom Steg weiter entfernt liegt als vom Hauptwirbelbrett, an dem eine Gruppe von Saiten oberhalb des Griffbretts und acht weitere außerhalb desselben, befestigt werden. Eine weiter wichtige Innovation war die Annahme von einfachen statt doppelten Saiten, wie bei der Laute, obwohl einige Theorben, zum beispiel die englischen, weiterhin die doppelchörigen Saiten behielten.
Dennoch darf man nicht vergessen, dass die Laute, bzw. Theorbe für die Begleitung gedacht war, deshalb gab es wiederum spezielle Versionen für den Solovortrag: Eine Version für den Generalbass tiefer gestimmt und relativ groß (Länge ca. 180cm), eine andere für den Solovortrag (eine Quarte höher gestimmt und ein kleiner Schallkörper) Dies führte zur "Angèlique" (16 Chörig) einer speziellen "Mode-Theorbe" die im letzten Drittel des 17. Jahrhunderts von vielen Amateuren gespielt wurde.
zusammen mit der Laute entwickelte sich, ebenfalls von Spanien ausgehend auch die Guitarre und die Cister. Beide Instrumente wurde eher von Amateuren gespielt.
Die Entwicklung von der Laute zur Theorbe:
Enstanden ist dieses Instrument in Norditalien um 1600, fällt also zusammen mit der Enstehung der Oper.
Ende der Renaissance konnte die Laute bis acht Chöre haben; die Stimmung einer Altlaute war g' - d' - a - f - c - G - F - D. Die Entwicklung erreichte Anfang des 17. Jahrhunderts ihren Höhepunkt mit der Erscheinung der zehn Chörigen Laute, ein Übergangsinstrument zwischen der Renaissance und dem Barock, dessen zusätzliche Bässe F - E - D - C gestimmt wurden. Die Erweiterung auf die tiefen Stimmlagen führte zu Klangproblemen, da Darmsaiten ab einem gewissen Durchmesser schlecht klingen; das Stimmen von einer Saite jedes Chores einer Oktave höre konnte diese Mangelhaftigkeit zum Teil beseitigen, aber bald wurde die Stimmgrenze der Saiten erreicht.
Zu bemerken ist, dass die Lauten, wie andere Instrumente der Renaissance, einer Familie verschiedener Größen bildete, die nach der Länge gestimmt wurden, um Duo, Trio oder Quartett spielen zu können. Praetorius beschreibt diese Verhältnisse, was eine ungeheuer wertvolle Quelle ist.
Aus einigen der größeren Lauten wurden dann die ersten Theorben gebaut.
Alessandro Piccinini war von den neuen Instrumenten begeistert, er sagte man könnte ihre Qualität noch erhöhen wenn man sie höher als gewöhnlich stimmte, so hoch dass die erste Saite nicht hielt. So wurde es nötig eine dickere Saite, die eine Oktave tiefer gestimmt war, zu verwenden. Das Ergebnis war "entzückend".
Aufgrund ihres Zarten Klangs wurden sie nun die beliebtesten Instrumente um Sänger zu begleiten, das Cembalo klingt dagegen hart.
Da sie für diese Aufgabe aber zu tief wirkten, war es nötig dünnere Saiten, die in einem für die menschliche Stimme bequemeren Ton gestimmt wurden, zu benutzen. Und da die zweite Saite auch nicht so hoch reichte, wie es vorher mit der ersten geschehen war, wurde sie auch eine Oktave tiefer gestimmt und dieser war der Ursprung der Theorbe : eine bezüglich auf ihre Größe so hoch gestimmte Laute, daß es nötig ist, die beiden ersten Saiten eine Oktave tiefer zu stimmen, so wird die dritte Saite, ein Ton höher als die Erste, zur Höchstgestimmten.
Kurz danach wurde das doppelte Wirbelbrett erfunden, welches ermöglichte die Bassaiten zu verlängernund drei zusaätzliche Saiten hinzuzufügen, so dass nach einer langen Entwicklung die vierzehnsaitige Theorbe entstand.
Diese Theorbe konnte einfache Saiten haben, oder auch die ersten sechs verdoppelt und die langen einfach; es gab auch vierzehnsaitig doppelchörige Theorben.
Im Laufe des 18. Jahrhunderts fing man dann damit an die Theorben von ihrer enormen Länge die sie mittlerweile hatten wieder zu verkürzen.
Für Lautenmusik gab es eine spezielle Notation, die Tabulatur, die erste gedruckte Schrift stammt aus dem Jahre 1507 und erschien bei Petrucci: "Intabulatura de lauto" komponiert von Francisco Spinacino.
Zu dieser Zeit war allerdings die reine Instrumentalmusik erst im entstehen, viele enthaltene Stücke sind Lieder oder Tänze. Diese Sammlung enthält einige der ersten reinen Lautenstücke.
Im 17. Jahrhundert setzt dann ein regelrechter Boom ein.
Aus den Druckerpressen qollen regelrecht die Lautenbücher.
Simone Molinaro publizierte seine Lautenwerke 1599, sein wohl berühmtestes Stück, "Ballo detto il Conte Orlando" dürfte wohl eher in Respighis Version (Ancient Airs and Dances) bekannt sein.
In England wurde die Laute zum bevorzugten Instrument Elizabeth I. und der dortigen Aristokratie.
John Dowland und Thomas Campion wahren die berühmtesten Meister.
Erst nach der Ära Cromwell entwickelte sich die weltliche Musik in England weiter. Mit Charles II. kam Francisco Corbetta nach England, diesen italienischen Guitarristen hatte er dem Sonnenkönig abwerben können.
In Frankreich saßen aber die wirklich begehrten und bewunderten Musiker. Sowohl Louis XIII als auch sein erster Minister Kardinal Richelieu förderten die Lautenkunst mit umfangreichen Mitteln.
Ennemond Gaultier und sein Sohn Denis wahren mehr als gut bezahlte Musiker.
Die frz. Lautenschule erblühte zur gleichen Zeit als gerade die frz. Cembaloschule anfing sich zur ersten Blüte zu entfalten.
Francois Du Fault, Charles Mouton und Jaques Gallot waren weit über die Grenzen Frankreichs bekannt.
Zur Zeit des Sonnenkönigs erlebte die Guitarre und die Theorbe ihre große Zeit. während in anderen Europäischen Ländern die Lauten fast immer nur noch im Generalbass anzutreffen war, führten die Instrumente in Frankreich auch weiterhin ein stolzes Eigenleben.
Robert de Visée wurde zum königlichen Guitarrenspieler, der den Sonnenkönig Abends in den Schlaf spielen durfte.
Der König spielte selbst die Guitarre und versuchte sich auch an der komplizierten Theorbe.
In Spanien wurde vermehrt die Guitarre gespielt, Gaspar Sanz und Francisco Guerav (oder Guerrau) sind die wichtigsten vertreter.
Ab 1700 waren Lautenisten schon selten geworden. Am Dresdner Hof lebte einer der letzten Großen, Sylvius Leopold Weiss, er und Ernst Gottlieb Baron der am Potsdammer Hof angestellt war, sind die letzten großen Vertreter ihrer Kunst gewesen.
Aber selbst in dieser Zeit des Niedergangs schätzte man die Kunst dieser Meister so hoch, dass Weiss im Jahr soviel Sold bekam wie die gesamte Dresdner Hofkapelle.
Natürlich darf man auch Bachs Suiten für die Laute nicht vergessen, doch ob er dieses Instrument überhaupt beherrscht hat darf angezweifelt werden, vielleicht hatte er es einem befreundeten Lautenisten widmen wollen, vielleicht sogar dem großen Weiss...
Die Laute wurde als eines der edelsten Instrumente Angesehen, so ist es nicht verwunderlich, dass in den Balletten des beginnenden 17. Jahrhunderts, die "edlen" Personen wie Könige und Prinzen zu den Klängen von mehreren Lauten tanzenten. Es gab Aufführungen manschmal bis zu 30 Lautenspielern.
Den Höhepunkt allerdings setzte hier Lully, für die Aufführung der Alceste im Marmorhof versammelte er fast 60! Lautenspieler.
Nach 250 Jahren hat man natürlich nur noch eine vage Vorstellung davon wie diese Musik geklungen haben könnte. Der Weg wie man Heute diese Instrument spielt ist abenteurlich, man versuchte von den alten Gemälden die Haltungen der Hände nachzuempfinden, dann ausprobieren und mit nachgebauten Instrumenten den Versuch zu unternehmen die Musik wieder zu beleben.
Mittlerweile sind die Ergebnisse sehr zufriedenstellend, es gibt zur Zeit einige Meister deren Aufnahmen legendär sind. Einer der ersten war wohl Konrad Ragossnig der Werke für die Laute eingespielt hat, Heute aber eher nicht mehr Zeitgemäß und interpretatorisch überholt.
Konrad Junghänel ist Heute einer der führenden Lautenisten.
Hopkinson Smith hat sich vor allem für das französischen Lautenrepetoire stark gemacht.
Paul O'Dette ist der unangefochtene Spezialist für englische Lautenmusik
und José Miguel Moreno spielt sowohl spanische als auch französische Musik in überragender Qualität.
der berühmteste deutsche Lautenist ist wohl Lutz Kirchhof,
lustig ist wie bei einigen Musikern die Begeisterung für eine Epoche sich im Aussehen niederschlägt..., aber bei mir ist das ja nicht anders
CD's die man hören sollte, natürlich nur eine kleine Auswahl, es gibt noch zahlreiche Einspielungen, auch für die Barockguitarre und Cister.
Johann Sebastian Bach - The Works for Lute
Lutz Kirchhof Laute und Theorbe
Simone Molinare - Fantasie, Canzone e Balli
Paul O'Dette Laute
Giovanni Girolamo Kapsberger - Lautenwerke
Paul O'Dette - Laute und Chitarrone
Französische Lautenmusik / Pieces de Luth
(Gaultier / DuFault / Mouton / Gallot)
Konrad Junghänel Barocklaute
Robert de Visée - Pieces de Theorbe
José Miguel Moreno - Theorbe
Pieces de Theorbe Francaise
(de Visée / Marais / Lully / Béthune / Forqueray)
José Miguel Moreno Angèlique und Theorbe
Nicolas Vallet - Le Secret des Muses
Paul O'Dette Laute
Sylvius Leopold Weiss - Ars Melancholiae
José Miguel Moreno - Barocklaute
John Dowland - Komplette Lautenwerke (eine Anschaffung fürs Leben)
Paul O'Dette Laute