Sagitt meint:
Die Appassionata ( der Titel stammt, wie die meisten, nicht von Beethoven) ist eine der großen Klaviersonaten Beethovens,ja der Klavierliteratur.Sie stammt aus einer sehr fruchtbaren Schaffensperiode Beethovens, ihr thematischer Zusammenhang mit der fünften Sinfonie ist unüberhörbar. In ihrer Leidenschaftlichkeit steht sie der Sinfonie in nichts nach. Sie gewaltig, fast könnte man schreiben, gewalttätig.
Der aufbrausende Beethoven ist uns aus vielen Anekdoten bekannt, man sieht ihn förmlich, wenn man den ersten Satz der Appassionata hört.
Wenn man die Aufnahmen sichtet, sieht man sich einer fast unübersehbaren Anzahl gegenüber. Ich werde mich wesentlich auf zwei beschränken. Der erste Interpret ist "Slava" Richter. Wenn man die Dokumentation von Bruno Monseignon über diesen Pianisten sieht und das alte Filmmaterial, tritt einem ein leidenschaftlicher Künstler, der bis an die Grenzen des Pianistisch Machbaren geht ( und darüberhinaus) entgegen. Die Appassionata hat er mehrfach eingespielt. Bei seinem Debut in USA ( wegen seiner hald-deutschen Herkunft erst 1960) hat eine eine Einspielung gemacht, die damals sofort zur Referenz erklärt wurde. Ich schätze eine live-Version aus Moskau 1953 noch mehr. Mit großem Furor wird diese Sonate gespielt ( falsche Töne inbegriffen). Das macht ihm so schnell keiner nach- man versteht jetzt Gilels, der in seiner menschlichen großen Bescheidenheit immer auf Richter hingewiesen hat, als dieser noch nicht ausreisen durfte und im Westen nicht bekannt war.Die rohe Leidenschaftlichkeit wird von keinem besser umgesetzt als von ihm.
Ganz anders, immer verteufelt, Glen Gould. Er hat sich über das Werk in seinem Schriften verächtlich ausgelassen- die Beethoven´sche Primitivität war ihm Anlass zu sehr spöttischen Bemerkungen. Man fragt sich, warum spielt er das Werk dann ? Vielleicht, um seine Thesen zu verifizieren ? Fast alle, die ihn hören, verwerfen diese Interpretation und halten sie für eine Karikatur. Er spielt den ersten in ca.15 Minuten. " Normale" Interpreten sind dann schon im Finale.
Trotz der Langsamkeit finde ich diese Interpretation äußerst dramatisch( der Schluss des ersten Satzes kommt mit einer Wucht, als wenn es sich um eine Sinfonie handeln würde). Überdies zeigt uns Gould, dass Langsamkeit nicht spannungslos sein muss.So wie Klemperer auch kann er weite Bögen spannen. Wir hören bei Gould Facetten der Appassionata, die im Klangrausch konventioneller Interpretationen untergehen.Die Nähe zur Fünften wir in dieser Interpretation gut herausgespielt.Ich möchte diese Aufnahme nicht missen.
Auf Eure Lieblingsinterpretationen bin ich gespannt.