also es gibt ein Metier wo Karajan wirklich verblüffend gut war, und zwar Musik der beginnenden Moderne, zweite Wiener Schule.
Die CD die bei DGG heraus kam ist ein absolutes Highlight.
Davon hätte er er mehr machen sollen.
Übrigens gibt es schon ganz tolle Aufnahmen mit Barockmusik vor 1940, z.B. durch Roger Desormiere, oder aus den 50er Jahren durch Berhard Wahl, Jean Louis Petit oder Roland Douatte.
Das zeigt mir eigentlich, dass es ausschließlich etwas mit dem Verständnis für diese Musik zu tun hatte, und das hatte Karajan im Gegensatz zu den Franzosen absolut gar nicht - er hatte weder das Herz noch Geschmack bei der Umsetzung.
Harnoncourt wird immer als die HIP Ikone herangezogen - warum ?
Ich kenne so viele Liebhaber der alten Musik, die einen weiten Bogen um seine Aufnahmen machen, weil das einfach alles nur buchstabiert und trocken ist.
Bei mir fliegen seine Aufnahmen nach und nach aus meiner Sammlung, sobald ich alternativen habe.
Hört euch lieber mal Jacobs, Christie, Savall, Minkowsky, Reyne, Rousset, Duftschmid oder Hogwood an - das ist ne ganz andere Liga.
Von Leonhardt mag ich auch nur seine Cembaloplatten.
Die sind meistens dann aber auch atemberaubend - obwohl es da auch Fehlgriffe gibt (Froberger z.B.)
Zitatweil HIP bei manchen Werken eben nicht jeden Aspekt desselbigen zur Gänze erfasst. Achtung: Bei manchen Werken! Wobei das aber nicht heißen soll, dass HIP das nicht könnte, sondern nur, dass es bis dato nicht gemacht ist.
das sehe ich z.B. anders, ich denke dass man mit Hip an jeden Komponisten heran gehen sollte, selbst schon bei Schönberg.
Zitatimplizit behauptet. Daß die Erde keine Scheibe ist, ist eine beweisbare Wahrheit, daß die Wiedergabe mit Originalinstrumenten der Entstehuingszeit, die einzig mögliche Wiedergabemöglichkeit ist, ist eine These oder besser gesagt eine unbewiesen Behauptung, besser noch : eine bereit widerlegte Behauptung - widerlegt durch die Aufführungspraxis der letztn 100 (und mehr) Jahre.
Ich finde genau das Gegenteil wurde bewiesen, eben dass man Lautenwerke mit einer umgebauten Gitarre eben nicht angemessen spielen kann - weil es einfach ein völlig anderer Klang ist.
Klar kann man Stockowsky Bach Instrumentationen hören, aber die Klarheit und Erhabenheit einer barocken Orgel hat man damit wohl kaum. So wird ein Orgelstück, dass vielleicht in einen chrictlichen Kontext verwendet wurde, aufeinmal zu einem großsymphonischen Ereignis - nun ja....ich glaube dadurch ändert sich noch mehr als nur der Klang.
Man höre nur mal in die beiden Cavalli Aufnahmen rein, damit ist doch schon der Beweis erbracht, und das gleiche Ergebnis wird man mit allen Beispielen dieser Art haben.
Widerlegt ist daher nur eines, eben das man mit einem Standard Ensemble alles in gleicher Qualität spielen könnte.
ZitatDie Nachfolger von Bach und Kollegen haben ja die "modernen" Instrumente nicht etwa benutzt um die Werke zu entstellen - man erwartete sich eine Verbesserung dadurch.
ja vor allem in Bereich Lautstärke (wegen der immer größeren Säle) und des Spielkomforts - was auf der Strecke blieb ist der Klang.
Weil die vielen Klangnuancen in größeren Räumen kaum noch zu hören sind.
ZitatWie stolz war man als vor ca 40 Jahren Bach auf einem Moog Synthesizer gespielt wurde. "Switched on Bach" hiess die Platte damals - und man verkündete stolz, Bach sei unzerstörbar, durch die Wiedergabe via Elektroniksynthesizer ginge nichts von der Substanz des Werks verloren.....
Das kann man mit allen eingängigen Melodien machen - dass das zufällig von Bach ist, spielt da wohl kaum eine Rolle.
ZitatNun ist aber ein gewisser nostalgischer Trend, eine Mode, die die Wiedergabe über historisches Instumentarium fordert.
Einverstanden - gefällt mit im allgemeinen gut.
also ich glaube nicht dass es darum geht, ganz sicher nicht.
Wie ich schon sagte, für manche Werke fehlt ganz einfach das Instrumentarium - das geht gar nicht anders.
Es verschwanden einige Instrumente, weil sie einfach aus der Mode kamen - das CMBV hat letztes Jahr drei neue Streichinstrumente rekonstruieren lassen um die verlorenen Mittelstimmen im frz. Orchester des 17. Jahrunderts wieder aufleben zu lassen.
Das Ergebnis ist phänomenal !
die künftigen Aufnahmen mit frz. Musik werden eine völlig neue Klangerfahrung sein.
Oder anderes Beispiel:
Die Werke von Sainte Colombe sind für 7 Saitige Viola da Gamba geschrieben, sowas kann man nicht auf einem Violonchello spielen - schon mal gar nicht, wenn man weiß wie die Franzosen zur damaligen Zeit zu diesem Instrument standen.
Das hat nichts mit Nostalgie zu tun, sondern vielmehr Werke von größtem musikalischen Wert wieder spielbar zu machen.