Auf Anregung von Operus werde ich in loser Folge auf interessante Zeitungsartikel verlinken oder sie - so wir die Genehmigung hierfür haben - hier veröffentlichen, und zwar dann. wenn sie unsere Standpunkte teilen oder sich mit Tamino befassen.
Ich beginne mit einem Artikel aus der Opernzeitschrift "Der neue Merker" zu der wir einen lockeren freundschaftlichen Kontakt pflegen.
ZitatGesucht: Oper für Aug und Ohr, Geist und Seele
Auf den Umschlagseiten unserer Merker-Hefte, wo Farben und Formen, dank dem Glanzpapier noch besser zur Geltung kommen, bringen wir gern Bühnenbilder, die etwas von der Magie des Gesamtkunstwerks Oper vermitteln. Sollte uns jemand dafür als hoffnungslose Romantiker einstufen, so tragen wir das mit Fassung. Auch wenn Opern tieftragische Geschichten erzählen und kriminelle Handlungen an der Tagesordnung sind, stört das den Normalbesucher nicht. Es ist ja nur Spiel. Jedoch: Mord und Tod, Machtkämpfe, verbotene Liebe, Generationskonflikte, Religionskriege, Flüchtlingstragödien, Teufelsbündnisse oder Misshandlung von Außenseitern bekommen eine andere Dimension, wenn sie gesungen und von einem Orchester getragen werden. Es geht nicht darum, dass alles nur schön klingen oder ausschauen muss - auch Dissonanzen haben eine Aussagekraft. Selbst die extrem veristische "Tosca" oder der grausame "Wozzek" offenbart uns dank der Musik andere Welten, öffnet uns einen weiteren Horizont, spricht Geist und Seele der Menschen an. Wenn das Hörerlebnis dann auch noch eine optische Ergänzung, bzw. Erweiterung erfährt, kann es erst zu einem überwältigenden Gesamtergebnis kommen. Die Überhöhung und Vertiefung einer Bühnenhandlung, die Magie, das Mysterium, das von der theatralischen Darbietung, verbunden mit dem Klangzauber, ausgehen kann, hat jeden von uns irgendwann zum ersten Mal erfasst und oft auf Lebenszeit nicht mehr losgelassen. Eine "Norma", die im 1.Jh. vor Chr. an geheimnisvoller Stätte spielt, ist nicht in einem Wohnzimmer zu vermitteln. Ein Held, der "aus fernem Land, unnahbar Euren Schritten" binnen Sekunden auftaucht, muss die Dimension ahnen lassen, aus der er kommt. Rund um eine Teufelsgestalt wie im "Faust" oder "Freischütz" muss es donnern und blitzen und es muß uns gruseln. Lichteffekte, unheimliche Bühnenbilder, fantastische Kostüme können Wunder tun. Wer das Mysterium Schöpfung nicht nur in der Natur, sondern auch im Musiktheater sucht und findet, ist zu beglückwünschen. Wir müssen uns nicht schämen, wenn wir von einer großartigen Inszenierung begeistert sind. Im Wort "Begeisterung" steckt der "Geist". Auch wenn es heute Mode ist, jenem Geist nachzugehen, "der stets verneint". Lassen wir es uns nicht verdrießen, bedeutende schöpferische und nachschöpferische Taten dankend anzunehmen.
Sieglinde Pfabigan
mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred