Diese Aussage (von mir verkürzt, damit sie "titeltauglich " wird) hat eines userer neu hinzugekommenen Mitglieder gemacht.* Das ist immerhin ein interessanter Denkansatz, wenngleich natürlich (schon altersbedingt) nicht meiner.
Prinzipiell ist dieser Denkansatz ja nicht neu: In meiner frühen Jugend wurde die Stereophonie eingeführt. Eingeführt wurde sie schon ftüher, aber es hat einige Jahre gedauert, bis sie von den Plattensammlern akzeptiert wurde.
Aber dann waren MONO- Aufnahmen so gut wie unverkäuflich, selbst Leute, die noch gar nicht über ein Stereo-Equpment verfügten, wollten für die Zukunft gerüstet sein. Daß bedeutete damals in etwa dasselbe, wie wenn heute jemand nur Aufnahmen ab 2000 - das sind 18 Jahre Schallplattengeschichte - hören will.
Es ist schwer, zu unterscheiden, ob man die alten Aufnahmen aus technischen oder anderen Gründen nicht hören wollte. Heute ist es ja so, daß viele Sammler der alten Schule keine Neuaufnahmen mehr hören wollen (Ich kaufe nur welche, des Nischenrepertoires wegen und im Falle alter Musik und Barockmusik)
Heute lebende Künstler können natürlich eine große Live-Karriere machen, aber im Falle von Tonaufnahmen haben sie - von Ausnahmefällen abgesehen - das Nachsehen. Das Angebot an Aufnahmen "großer. alter" Interpreten ist markbeherrschend, gelegentlich sogar erdrückend.
Allerdings gibt es auch Kritik an den einstigen Größen - wer hätte je gedacht, da Karajan dereinst nicht mehr "sakrosankt" sein würde.
Neue Interpreten haben oft einen ganz anderen Zugang zu den Werken und zum Leben überhaupt. Heute geht man in Studio (wenn überhaupt) und macht eine Aufnahme an ein bis zwei Tagen. FRÜHER hat man AUFNAHMEN FÜR DIE EWIGKEIT geancht, für die Nachwelt. Dementspreched wurde der Aufwand getrieben, ein ganzes Aufnahmeteam war oft wochenlang im Einsatz um eine Aufnahme technisch und künstlerisch "in den Kasten" zu bekommen (wie man damals flapsig sagte)
Da wurde aufgenommen - abgehört, wiederholt und geschnitten was das Zeug hielt und man erreichte oft eine Perfektion, die heute einfach nicht mehr machbar ist.
Andrerseits gibt eis eine Gruppe von Hörern, die darauf Wert legt, jene Künstler auf CD zu besitzen, die sie auch im Konzert gehört hat.
Man mag einwenden, das eine schließ das andere nicht aus. Das mag derzeit noch stimmen, aber da immer wieder Neuaufnahmen auf den Markt kommen. wird man sich immer entscheiden müssen....
mfg aus Wien
Alfred
*) Die erweiterte Titelphrase (Solidarisierung mit dem Jetzt) habe ich von AcomA2 "abgekupfert" - weil sie so ins Scheware trifft)