CD-Empfehlungen zur Zweiten Wiener Schule

  • Hallo zusammen,


    die Zweite Wiener Schule, also das innovative Schaffen der Herren Schoenberg, Berg und Webern wird nach meiner Erfahrung entweder geschätzt oder schroff abgelehnt, selten trifft man auf leidenschaftslose Toleranz.
    Dies trifft natürlich meist nicht für die tonalen Kompositionen Schoenbergs und einige der noch versönlich klingenden Werke Bergs zu. Aber spätestens bei Schoenbergs Soloklavierwerken oder Webern ist dann Schluss.


    Insofern vielleicht ganz sinnvoll, sich erstmal in einem Sammelthread heranzutasten, bevor Einzelthreads versanden.
    Gesucht sind CD- Empfehlungen für die einzelnen Stücke. Viele hochwertige Einspielungen sind ja leider kaum als Einzel-CDs erhältlich, wie z.B. der vielgelobte neue Webern-Zyklus von Boulez bei der DGG.
    Der Thread ist hier plaziert, weil ja (hoffentlich) sowohl intrumentale wie auch vokale Werke empfohlen werden sollen.



    Ich mache dann mal den Anfang mit einer Low-budget-CD , die das gesamte Soloklavierwerk Schoenbergs inklusive der bedeutensten beiden Kompositionen für Soloklavier der Komponisten Berg und Weberns enthält:


    Klaviermusik von Schoenberg, Berg und Webern
    Peter Hill
    Naxos



    Die Aufnahme hat viel Lob der Kritik erfahren, Peter Hill ist ein erfahrener Interpret der Moderne, hat bereits Messiaens Gesamtklavierwerk in Zusammenarbeit mit dem Komponisten eingespielt.



    Als Zweites zur Abwechslung mal Vollpreis:




    Die DDG traut offenbar dem hübschen Gesicht von Christine Schäfer in Kombination mit dem von Altersweisheit gezeichneten Konterfai des Dirigenten durchaus zu, solche Musik zu vermarkten.
    Nun, zumindest bei mir hat es funktioniert. :D
    Ich bin mit der Aufnahme auch sehr zufrieden. Musikalisch ungemein packend vom Ensemble InterContemporain umgesetzt, Schäfer deklamiert die abgefahrenen Texte des Stückes sehr unterhaltsam.
    Toller Klang.


    Gruß
    Anti

  • @Gerrit:


    Mit der Box liebäugel ich auch schon einige Zeit bzw. ist das die 6-CD-Edition ? Kannte die nur mit einem anderen Cover.


    @Topic:


    Eine gute Wahl für das nach Zwölftonmaßstäben ziemlich versöhnlich tönende Berg-Violinkonzert ist diese Aufnahme:



    Gruß
    Anti

  • @ Anti:


    Die von Gerrit angezeigte Edition ist die Edition mit 6 CDs aus dem Hause Deutsche Grammophon. Daneben gibt es wohl nach wie vor die alte Einspielung von Boulez bei CBS/Sony, die die Werke mit Opuszahl enthält:



    Die DG-Box, die ich interpretatorisch wesentlich besser finde, enthält dagegen wirklich (fast) das Gesamtwerk, weil auch Werke ohne Opuszahl enthalten sind.


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Für den Einstieg ist es natürlich immer gut, wenn eine CD nicht soviel kostet - wenn es einem nach intensiver Beschäftigung nicht gefällt, hat man nicht zuviel investiert.


    Daher zuerst etwas Budget-preisiges:


    Schönberg - Klavierkonzert, Violinkonzert und Berg - Violinkonzert (Henryk Szernyng, Alfred Brendel, Zvi Zeitlin, Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks/ Rafael Kubelik)



    Die CD aus der "Eloquence"-Reihe der Universal vereinigt zwei hochemotionale und zugängliche Konzerte: Das Violinkonzert von Alban Berg und das Klavierkonzert von Arnold Schönberg. Seltsamerweise unterschlägt das Cover den Interpreten des Berg'schen Violinkonzerts, Henryk Szernyng - unverdient, denn seine Aufnahme mit Rafael Kubelik ist sicher eine der besten dieses Konzertes, auch wenn sie nicht unbedingt mit optimaler Klangtechnik aufwartet. Alfred Brendel hat das Klavierkonzert Schönbergs (das besonders denen einen Zugang gewähren dürfte, die von Brahms her kommen), mehrfach aufgenommen, ich persönlich finde seine spätere Aufnahme mit Gielen (gleich unten) etwas besser, aber dafür ist sie auch wesentlich teurer. Zu den beiden Konzerten gesellt sich das seltener gespielte, aber hochinteressante Violinkonzert Schönbergs, ein herausforderndes Werk, dass der mir sonst unbekannte Zvi Zeitlin gemeinsam mit Kubelik souverän meistert.


    Auch mit dieser Einspielung aus der Nipper-Collection der EMI kann man gut in die Orchestermusik der Wiener Schule einsteigen, vereint sie doch drei Orchesterwerke der drei Hauptprotagonisten Schönberg, Berg und Webern


    Arnold Schönberg - 5 Orchesterstücke op. 16
    Anton Webern - 6 Orchesterstücke op.6
    Alban Berg - Sinfonische Suite aus der Oper Lulu


    eingespielt mit dem City of Birmingham Symphony Orchestra unter Simon Rattle:



    Hier kann man ganz gut studieren, wie sehr sich die drei doch stilistisch unterscheiden - und die Aufnahmen Rattles gehören IMO zu seinen besten.


    Rein Berg gewidmet ist eine CD mit dem London Symphony Orchestra unter Claudio Abbado, die in der "Originals"-Reihe der DG günstig zu haben ist, darauf wiederum die Lulu-Suite, die 3 Orchesterstücke op.6 und die Fünf Orchesterlieder nach Altenberg op. 4:



    Zweifellos Klassiker der Auseinandersetzung mit der zweiten Wiener Schule, finde ich doch Rattles Auseinandersetzung mit der Lulu-Suite überzeugender. Dafür bringt Abbado die 3 Orchesterstücke op.6, die zum Beispiel für die besonders interessant sein dürften, die von Mahler her kommen, sehr gut.


    Abbado ist auch für eine der meiner Meinung nach schönsten Aufnahmen Webern'scher Orchestermusik verantwortlich, notabene mit den Wiener Philharmonikern - und damit sind wir bei teureren Einstiegsmöglichkeiten:



    Neben den Boulez-Aufnahmen in der neuen Box eine tolle Alternative, und Schönbergs "Ein Überlebender aus Warschau", den muss man kennen.


    Zum Abschluss dieses ersten Rundumblicks mit Orchestermusik noch Brendels neue Einspielung von Schönbergs Klavierkonzert unter Leitung von Michael Gielen:



    Die Kopplung mit den beiden Kammersinfonien, die noch nicht atonal sind, ermöglicht auch einen guten Zugang zum Klavierkonzert, wenn man von der Romantik/Spätromantik her denkt.


    Soweit einmal, als Anregung....


    Beste Grüsse,


    C.

    Die wirkliche Basis eines schöpferischen Werks ist Experimentieren - kühnes Experimentieren! (Edgar Varèse)

  • Hallo,


    bei dem Preis (25 Euro für 8 CDs bei Amazon) könnte man glauben, hier würde minderwertige Massenware verscherbelt werden. Aber weit gefehlt!



    Im Nachlaß des DDR-Labels ETERNA stellen die Aufnahmen Herbert Kegels zumeist unterschätzte Juwelen dar (seine hervorragenden Orff-Aufnahmen wurden im Forum ja bereits gewürdigt). Besonders setzte er sich immer wieder für die Moderne des 20. Jahrhunderts ein und dieses besondere Engagement kann man auf den CDs hören. Der von ihm bevorzugte Orchesterklang ist eher dunkel, "sehnig", schlank und voller Innenspannung. "Referenzcharakter" dürften die Gesamtaufnahmen von "Moses und Aron" (das genaue Gegenteil zu Soltis romantisierender Aufnahme) und "Wozzeck" haben. Die "Gurrelieder" sind für meinen Geschmack etwas zu langsam geraten, gesungen wird aber recht gut. Dazu noch Schönbergs "Überlebender", Bergs "3 Fragmente aus Wozzeck", Orchesterstücke op.6 und op.10, Violinkonzert, "Lulu"-Suite, Weberns Passacaglia op.1, Sätze für Streichquartett op. 5 (Orchesterfassung), Symphonie op. 21.


    Also insgesamt ein wirkliches "Schnäppchen"!


    Grüße


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Weit davon entfernt, wirklich gut vertraut mit den Werken der 2. Wiener Schule zu sein, wundert es mich doch, dass folgende, fast schon didaktisch programmierte CD nicht genannt wurde (die Altenberg-Lieder sind noch drauf).



    (unabhängig davon eine Spitzenaufnahme des Zemlinsky!)


    Weiterhin empfehle ich die komplette "Lyrische Suite" in der originalen Quartettfassung als Einstieg für Hörer, die sich zB von Beethovens späten Quartetten oder eben auch über Wagner (oder "Verklärte Nacht") den Werken Bergs und Schönbergs nähern:



    (ich kenne nur eine ältere Enspielung des ABQ bei Teldec, die ich nciht mehr online finde)


    (das andere Quartett Bergs ist dagegen IMO ein schwieriges Werk: ein kontinuierlicher Fluß der musikalischen Erscheinungen, in dem wenige Wegmarken auszumachen sind)


    Bergs Stücke op.6 wurden ja schon genannt, IMO ebenfalls ein "natürlicher" Einstieg, für den Hörer, der z.B. mit Mahlers 9. einigermaßen bekannt ist.


    viele Grüße

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ebenfalls preisgünstig zu haben ist diese CD:



    Neben Weberns Passacaglia - welche für mich ein echter Ohrenöffner in Sachen Klangkultur war - mit den Berlinern in Hochform musiziert, sind noch Orchesterstücke von Berg und Schoenbergs Variationen für Orchester op. 31 enthalten.


    Gruß
    Sascha

  • Die ausdrucksstarke Monoeinspielung der Klaviersonate Nr. 1, op. 1 von Alban Berg mit Glenn Gould, erschienen bei Sony, gehört zu meinen bevorzugten Scheiben.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Alban Bergs "Lyrische Suite" wurde zahlreich eingespielt. Hier eine kleine Auswahl;


    - Prazak Quartett 2001
    - Leipziger Streichquartett 2000
    - Arditti String Quartet 1989
    - LaSalle Quartet 1968


    Doch noch immer gefällt uns die Aufnahme mit dem österreichischen Alban Berg-Quartett von 1994 am besten. Präzision und Deutlichkeit finden sich ebenso wie Wärme und gestalterische Freiheit.



    Das Arditti Quartet besticht durch ihre extravertierte, technisch höchst souveräne und klare Aufnahme


    Das Leipziger Streichquartett wartet vor allem mit einer atmosphärischen Wirkung auf.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Banner Interviebanner 1 Gelbe Rose
  • Nachdem ich nun endlich auch die Kegel-Aufnahmen durchgehört habe, kann ich diese Box nur allerwärmstens empfehlen. Natürlich bin ich nicht objektiv, Kegel gehört zu meinen Lieblingsdirigenten. Aber wie er diese Werke interpretiert, hat für mich Referenz-Charakter. Weil man die Kopfarbeit nachvollziehen kann - und dennoch zutiefst berührt, sogar erschüttert ist. Speziell der "Moses" ist unerreicht, wahrscheinlich unerreichbar, aber auch dieser tränenerstickte "Wozzeck" und diese wunderbar morbide, krankhaft schöne "Lulu"-Suite sind unvergleichlich.
    Die "Gurre-Lieder" sind wirklich etwas langsam - aber die Tempi sind sehr ähnlich jenen, die der sonst zu flotter Gangart neigende Analytiker Boulez wählt, also dürften sie notwendig sein, wenn man diese Musik als riesig instrumentierte detailfreudige Kammermusik auffasst und nicht als plakativen Klangrausch.

    ...

  • Hallo Schönerg-Freunde,


    ein Werk von Arnold Schönberg hat mich Erschüttert es ist
    Ein Überlebender aus Warschau für Sprecher, Chor und Orchester.

    Es ist bei mir auf einer alten CBS-CD mit P.Boulez, die sich schon lange in meinem Besitz befindet. Hier sind die wichtigsten Orchesterwerke von Schönberg zusammmen u.a. Verklärte Nacht op.4, Variationen für Orchester 0p.29 mit P.Boulez und dem BBC SO.


    Da ich sonst nicht der Schönberg-Fan bin und warscheinlich nie werde, habe ich keine CD von der Aufnahme gekauft. Ich habe vor Jahren meine eigene CD selbst von der LP aufgenommen um Ein Überlebender aus Warschau (mit anderen Werken) auf CD zu haben.
    Das Werk dauert in der Boulez-CBS-Aufnahme mit dem BBC SO 7:15Minuten.


    Der Sprecher erzählt auf Englisch wie es im KZ zuging. Befehlssätze des Leutnants werden in deutsch gesprochen, am Ende ein Chor der Gefangenen ---- ein ergreifendes Stück, das zum Nachdenken anregt und von den ehemaligen Feinden unter Boulez packend dargeboten wird.


    Mich würde interessieren, wie eine deutsche Fassung klingt !?!


    Bei den gängigen CD-Anbietern habe ich gerade mal nachgesehen - fast jede 2.Schönberg-CD ist mit Boulez, aber Ein Überlebender aus Warschau ist nicht dabei. Hat man dieses Werk eliminiert ? Will das keiner mehr hören ? Es ist das einzige Werk, das mich von Schönberg so begeistert und zugleich erschüttert hat, das ich es auf CD konserviert habe !


    :hello: Wer kennt das Werk ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der "Überlebende" ist, glaube ich, eines der bekanntesten Werke Schönbergs - und das zurecht. Ein zutiefst erschütterndes Werk. Unangenehm aufzuführen freilich - für knapp 8 Minuten braucht man einen Solisten und Chor obendrein.
    Gielen hat es öfter zwischen den dritten und vierten Satz von Beethovens 9. geschoben, um den Finaljubel zu relativieren. Ich fand es eher problematisch, auf ein Werk, in dem es um die Ermordung von Millionen von Menschen geht, "Freude schöner Götterfunken" zu singen. Aber Gielen fand den Effekt der Relativierung des "Wir-Gefühls" wichtiger als die für mich problematische Kombination von Trauermusik und Freudenhymnus.


    Die Boulez-Aufnahme (wirklich fabelhaft, Reich als Sprecher ist unübertrefflich!) wurde vor mehr als 10 Jahren auf Sony-CD umgeschnitten im Rahmen einer Gesamtausgabe der Boulez-Einspielungen von Werken Schönbergs. Es stimmt allerdings, dass diese Aufnahmen nicht mehr alle greifbar sind.

    ...

  • Ich habe diese Boulez -Aufnahme des "Survivors". Auf einr etwas seltsamen Kompilation "Schönberg in Amerika 1934-51" Es wird wohl keine "deutsche" Version geben, denn der Kontrast der englischen Erzählung, der deutschen Befehle (Abzählen! usw.) und schließlich des hebräischen Chores gingen verloren. Ich finde die Kombination mit Beethovens 9.sehr fragwürdig. Außerdem sehe ich den Survivor nicht als Trauermusik. Es ist eher eine Anklage, kombiniert damit, dass eben selbst die abscheulichste menschliche Praxis nicht das Letzte ist, und hier konterkariert wird durch den gemeinsamen Gesang der Todgeweihten. Es wäre ja eine allzu naive Interpretaition der 9. Sinfonie, wenn man meinte, die Freudenode würde einen häufig anzutreffenden Zustand der Verhältnisse darstellen.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Da im Thread-Titel von der "Zweiten Wiener Schule" und nicht von "Schönberg, Webern und Berg" die Rede ist, möchte ich folgende Doppel-CD wärmstens empfehlen:


    Hanns Eisler Klavierwerke bei Berlin-Classics:


    Dass die drei Klaviersonaten und die späten Variationen Eislers bedeutende Werke der zweiten Wiener Schule sind, ist hoffentlich außer Frage. Eislers Übernahme von Schönbergs Zwölftontechnik erfolgte etwa gleichzeitig mit Webern und Berg, ich glaube, die Reihenfolge ist Webern, Eisler, Berg, da bin ich mir aber nicht sicher. Eisler hat wie die drei andern einen sehr persönlichen Tonfall, er ist der "sachlichste" in der Wiener Schule, auch ironisch und "flott".


    Die Herren Olbertz, Stöckigt und Erber bringen Eislers Ton sehr gut rüber!

  • teleton


    Ich habe eine Aufnahme des Überlebenden aus Warschau (meine einzige) mit Udo Samel und den Bamberger Symphoniker und deren Männerchor (Ingo Metzmacher). EMI Classics 1995. Text bis auf die erschreckenden Rufe in englisch - wie es sich wohl gehört. Länge hier: 6:37 Minuten. Beim ersten Hören hat es mich auch heftigst bewegt. Ein Stück, das man wirklich einmal gehört haben sollte.


    Die CD ist insgesamt sehr empfehlenswert. Ingo Metzmacher und die Bamberger Symphoniker spielen auch die nicht minder beeindruckende 1. Sinfonie von Karl Amadeus Hartmann "Versuch eines Requiems" nach Worten von Walt Whitman. Teile des Textes sind auch Grundlage des Hindemith Requiems "For Those we love" (keine Angst: nicht auf dieser CD). Das ist eine meiner wichtigen CDs mit neuerer Musik (zugegeben nicht sehr neu - aber für mich schon).


    Mit besten Grüßen


    Matthias


    Tobe Welt, und springe,
    Ich steh hier und singe.

  • Jetzt habe ich eine Frage:
    Gibt es eine empfehlenswerte Einspielung sämtlicher Klavierlieder von Schönberg, Webern und Berg?
    (Bei Webern strebe ich Vollständigkeit nur bei seinem Oeuvre mit Opuszahlen an.)

  • Von den Liedern verstehe ich leider zu wenig,...


    Aber denke ich an die Zweiten Wiener Klassiker, so denke ich besonders an das Lasalle Quartett. Immerhin spielt die Streicherkammermusik in dieser Epoche eine verhältnismäßig große Rolle, gehören ihr doch mehrere der wichtigsten Werke der "Wiener" an (wie ja auch bei den "ersten" Wienern). Folgende drei Einspielungen finde ich hervorragend:




    Weiterhin schließe ich mich den o.g. Empfehlungen der Kombinationen Zemlinsky / Gielen sowie Schönberg / Boulez an.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Es ist immer verdienstvoll, wenn ein Pianist sich mit dem Klavierwerk Arnold Schoenbergs auseinandersetzt. Alle haben auf einer CD Platz.


    Von Maurizio Pollini habe ich eine Aufnahme mit sämtlichen Klavierwerken im Regal stehen:


    3 Klavierstücke op. 11

    6 kleine Klavierstücke op. 19

    5 Klavierstücke op. 23

    Suite op. 25

    Klavierstücke op. 33a & b




    Peter Serkin hat auch sämtliche Klavierwerke Arnold Schoenbergs aufgenommen. Der Pianist hat die Werke auch im Recital als Ganzes dem Publikum ohne weitere Werke anderer Komponisten vorgetragen. Der deutsche Booklet-Text ist schlicht schlecht übersetzt.


    https://www.deutschlandfunkkul…ml?dram:article_id=497489




    Die im Eröffnungsbeitrag erwähnte Aufnahme mit dem Pianisten Peter Hill des Labels Naxos ist immer noch erhältlich.

    Darauf sind im Gegensatz zur Einspielung von Peter Serkin und Maurizio Pollini zusätzlich Alban Bergs Sonate Op. 1 sowie Anton Weberns Variationen op. 27 enthalten.


    Vergleiche ich die Interpretationen empfinde ich diejenige von Peter Hill weiträumiger und subtiler.



    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




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  • Obwohl sonst eher nicht mein Ding, hat mir diese Aufnahme des Pierrot Lunaire sehr gut gefallen:



    Arnold Schoenberg Pierrot Lunaire Op. 21 (1912)

    Johann Strauß Kaiserwalzer Op. 437 (arr. Schoenberg) (1925)

    Arnold Schoenberg Fantasie für Violine und Klavier Op. 47 (1949)

    Fritz Kreisler Kleiner Wiener Marsch

    Anton Webern Vier Stücke für Violine und Klavier Op. 7 (1910)

    Arnold Schoenberg Sechs Stücke für Klavier Op. 19 (1911)









    Witzigerweise spielt im Pierrot Meesun Hong die Violine, während Patricia Kopatchinskaja den Sprechgesang aufführt. Manchmal wünscht man sich eine Bühne, aber das ist ein grundsätzliches Problem bei den CDs....:)


    Der Johann Strauß und Fritz Kreisler lassen sich nur mit Verrenkungen zur zweiten Wiener Schule zählen, sind aber als Auflockerung sehr zu empfehlen :)

  • Alban Bergs (1885-1935) Oper Wozzeck op. 7 mit diesen Interpreten finde ich gelungen.


    Hildegard Behrens, Franz Grundheber, Heinz Zednik, Philip Langridge, Aage Haugland, Wiener Philharmoniker, Claudio Abbado



    Die Aufführung kann man auch preiswert auf dieser DVD verfolgen:



    Aus der Produktinformation:


    "Im April 1914 erlebte Alban Berg die Wiener Erstaufführung von Georg Büchners erst im November des Vorjahres in München uraufgeführtem Dramenfragment Woyzeck mit. Berg begann fast unmittelbar danach mit der Komposition, die er im Oktober 1921 beendete und deren Instrumentation er im April 1922 abschloss."


    Und die Musik? Wikipedia klärt uns auf:


    "Berg nutzt im Wozzeck alle zu seiner Zeit zur Verfügung stehenden musikalischen Mittel wie Atonalität (auch wenn er den Begriff ablehnte) und Vorformen der Zwölftontechnik, um die Handlung der Büchnerschen Vorlage nachzuzeichnen."


    Der Tamino-Opernführer liefert die Inhaltsangabe:


    BERG, Alban: WOZZECK

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Zwei für mich wichtige Einspielungen des Klavierwerkes von Schoenberg fehlen IMO


    ZWc.jpeg



    Die Einspielung von Aribert Reimann zeigt eine sehr persönlichen fast "melodiösen" Zugang zum Werk. Leider gab es diese Einspielung nur als Platte.


    Eine Interpretation mit völlig anderem, eher intellektuellem, aber ebenso interessanten Zugang bietet die Einspielung von Paul Jacobs aus den 70-ern


    cGVn.jpeg

  • In dem kleinen Film der Digital Concert Hall der Berliner Philharmoniker erläutert Kopatschinskaja ihre Beziehung zum Pierrot und ihren Zugang zum Violinkonzert von Schoenberg.


    https://www.digitalconcerthall.com/de/film/383


    Sie erläutert noch einiges andere. :)

  • Das ist eine tolle Frau, die Patricia Kopatschinskaja.

    Das Interview habe ich mir grade gehört. Quasi hat sie das Schönberg-VC nicht verstanden, sich mit dem Umfeld bechäftigt und es dann einstudiert und erst dabei schätzen gelernt. Alle Achtung !


    Ich muss sagen, dass mir das Schönberg - VC bisher nicht gefallen hat, weil da nichts greifbares (wie auch Kopatschinskaja sagt) vorhanden ist, so wie beispielweise viel eher beim Berg - VC (darüber redet sie auch). Habe die CD-Aufnahme mit Zeitlin/Kubelik (DG), auf der auch das ebenso chaotische Schönberg - KK mit Brendel vorhanden ist ...

    Beim Berg - VC hat mich ewig gewundert, wo da überhaupt die Aussage zur Trauer zum Tot Bergs Tochter vorhanden sein soll. Ich finde da nichts in der Richtung - für mich klingt das wenig nach Trauer !??! Den tiefen Eindruck von Trauer - wo höre ich den ? JA - bei Beethoven Eroica 2.Satz !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Das ist eine tolle Frau, die Patricia Kopatschinskaja.

    Absolut! Ich habe auch gleich geschaut, wo man das Konzert finden kann:


    https://www.digitalconcerthall.com/de/work/51854-1


    Die Radioveröffentlichungen gelten alle nur 30 Tage und sind gerade nicht aufrufbar, aber die Berliner stellen das Konzert in der Digital Hall noch zur Verfügung....


    Eine weitere Geigerin, die nicht zu unterschätzen ist, ist IMO Isabelle Faust, die das Konzert mit dem schwedischen Radiosinfonieorchester eingespielt hat. Ltg hat Daniel Harding. Diese Einspielung gefällt mir auf jeden Fall sehr.


  • Beim Berg - VC hat mich ewig gewundert, wo da überhaupt die Aussage zur Trauer zum Tot Bergs Tochter vorhanden sein soll.

    Es handelt sich bei dem Engel nicht um Bergs Tochter, sondern um die 18-jährig verstorbene Tochter von Walter Gropius. Holger hat mich irgendwann einmal hier auf die Einspielung von Isabelle Faust aufmerksam gemacht.


    Schon der Anfang des Konzertes wird von ihr unheimlich ergreifend gespielt. "Dem Andenken eines Engels" ist keine direkte Trauer, sondern eine sublimierte. Das Werk kann erschüttern. Die Einspielung mit Isabelle Faust vermittelt mir das. Meine andere mit ASM tut es leider für mich nicht.





    und



  • Beim Berg - VC hat mich ewig gewundert, wo da überhaupt die Aussage zur Trauer zum Tot Bergs Tochter vorhanden sein soll. Ich finde da nichts in der Richtung - für mich klingt das wenig nach Trauer !??! Den tiefen Eindruck von Trauer - wo höre ich den ? JA - bei Beethoven Eroica 2.Satz !

    Lieber Wolfgang,


    dann schau mal hier:


    Violinkonzert (Berg) – Wikipedia


    Zitat daraus:


    "Da Berg noch an der Komposition der Oper Lulu arbeitete, und auch weil er sich über die Form des Konzerts zunächst unschlüssig war, blieb er zunächst untätig, bis er Ende April die ihn zutiefst erschütternde Nachricht vom Tod der 18-jährigen, an Kinderlähmung erkrankten Manon Gropius erhielt, der Tochter Alma Mahler-Werfels aus der Ehe mit dem Architekten Walter Gropius. Berg setzte ihr mit dem Violinkonzert ein musikalisches Denkmal, komponiert mit dem Vorsatz, „Wesenszüge des jungen Mädchens in musikalische Charaktere umzusetzen“.


    Das Stück ist also keine Trauermusik, sondern eine Art Hommage an das verstorbene Kind mit einer Verklärung im 2. Satz. :hello:

    Eine weitere Geigerin, die nicht zu unterschätzen ist, ist IMO Isabelle Faust, die das Konzert mit dem schwedischen Radiosinfonieorchester eingespielt hat. Ltg hat Daniel Harding. Diese Einspielung gefällt mir auf jeden Fall sehr.


    Isabelle Faust, lieber Axel, hat diese spätere Aufnahme der Erinnerung an Claudio Abbado und ihre Zusammenarbeit mit ihm in dieser wirklich ganz vorzüglichen Einspielung gewidmet (ich sehe gerade, die hast Du erwähnt - die Aufnahme mit Mutter habe ich auch!):



    :) :) :)


    Schöne Grüße

    Holger

  • RE: Berg - VC


    Lieber Holger,

    ja, das mit der Tochter von Gropius hatte ich verwechselt ... aber egal wessen Tochter.

    Jedenfalls Danke für die Erklärung dazu.


    Die ASM / Levine - Aufnahme (DG) habe ich auch in meiner DG-CD-Box MUTTER MODERN.

    Auch wenn Axel meint, dass diese nicht das Zeug dazu hat, so zu überzeugen wie mit Isabel Faust, muss ich sagen, dass mir ASM besser gefällt als Zeitlin.


    Danke für den Hinweis auf Isabel Faust für das Berg - VC, an Euch ... ^^ nur muss ich sagen, dass ich von dem Repertoire der 2.Wiener Schule sogar drei Aufnahmen eines VC habe ist eher Zufall, weil die eben dabei waren.

    8) So kollosal ansprechend finde ich das Berg - VC nun auch nicht, als dass ich davon noch eine weitere Aufnahme benötigen würde. Ich habe sogar noch eine Weitere in einer APEX - CD - Box mit Werkes des 20.Jhd.


    :| Zu der zweiten Wiener Schule wollte ich ohnehin noch etwas anmerken:

    Es gibt sehr viele moderne Werke des 20. und 21. Jhd., die mehr als 50Jahre später entstanden sind und mich ungleich intensiver ansprechen, als diese Werke der 2.WS; und bei denen ich richtigen Hörspass- und Hörfreude entwickeln kann ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • :D Noch einen "Aufreger" muss ich anmerken:


    Auf der schönen CD mit Bergs - VC, ist auch das ASM gewidmetes Stück von Wolfgang Rihm - Gesungene Zeit enthalten, dass mir höchste Langeweile bescherte. Das Stück im vorigen Satz Fett zu markieren wäre schon zuviel des Guten ...


    Dazu mein Zitat:

    Zitat von teleton

    Man hat ja als Künstler keinen Einfluss, was so alles für einen geschrieben wird.
    Aber ASM hat von Wolfgang Rihm - Gesungene Zeit nun mal aufgenommen, weil es für die geschrieben ist (unterstelle ich mal frech !). Ich möchte mich dazu auch nicht intensiv auslassen, denn für mich sind das zusammengesetzte undefinierbare Töne in zwei Sätzen mit ein paar grellen Aufmüpfern (im 2.Satz) im Orchester. Es passiert "nichts", was mich auch nur annähernd in den langweilen 25 Minuten Spielzeit hätte ansprechen können.
    ?( Mich würde interessieren, wer "damit" was anfangen kann ? Denn für mich ist das ein "Ausrutscher" auf diesen 3 feinen CDs MUTTER MODERN.

    :?: Kann es jemanden geben, der an dem "Ausrutscher" gefallen findet ?

    ;) Oh je , das gibt jetzt Ärger ... 8) sei es drum !


    61WCT18VPSL.gif

    DG, 1988 - 1992, DDD



    ^^ Ich finde Anne Sophie Mutter mit Harald Schmidt ungleich unterhaltsamer als das, was sie sich mit Rihm antun musste :baeh01::baeh01::baeh01:


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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