Wenn ich es recht sehe, so gibt es in diesem Unterforum erstaunlicherweise noch keinen Thread über den deutschen Bass-Bariton Siegmund Nimsgern. Da Nimsgern zu meinen favorisierten Sängern gehört, möchte ich das nun ändern.
Siegmund Nimsgern wurde am 14. Januar 1940 in Sankt Wendel im Saarland geboren und studierte Gesang und Schulmusik and der Hochschule für Musik Saar in Saarbrücken. 1965 gab er als Sänger sein Konzert-Debüt, zwei Jahre später sein Operndebüt. Neben Engagements an der Deutschen Oper Düsseldorf, den Salzburger und Bayreuther Festspielen (zwischen 83 und 85 als Wotan unter Solti) trat er auch auf zahlreichen renommierten internationalen Bühnen (Covent Garden, MET, La Scala, Paris Opéra ...) auf.
Nimsgern ist ehrenamtlicher UNICEF-Botschafter der Stadt Saarbrücken. Sein Sohn ist der Musical-Komponist Frank Nimsgern.
Meine Initialzündung in Sachen Siegmund Nimsgern war seine überragende Interpretation des Lord Ruthven in Marschners "Der Vampyr" in der Aufnahme unter Günter Neuhold. Ich war sowohl von seiner markanten Stimme als auch von seiner leidenschaftlichen, energiegeladenen, aber stets auch differenzierten Gestaltung des Vampirs vom ersten Augenblick an gefesselt. Von dieser Stimme wollte ich mehr hören!
Es folgten sein exzellenter Alberich im Janowski-Ring, sein Don Pizarro im "Fidelio" (Masur), Telramund im "Lohengrin" (Solti + Karajan), Kaspar im "Freischütz", Klingsor im "Parsifal" und diverse andere Rollen. Obwohl man schon hier eine Ansammlung von "Bösewicht"-Rollen erkennen kann, so war Nimsgern nicht ausschließlich in dieser Kategorie unterwegs. Er überzeugte ebenso in komödiantischen Rollen als Lord Trystan in "Martha" (Wallberg), Vater in "Hänsel und Gretel" (Pritchard) und Sherasmin in "Oberon" (Sawallisch).
Lobenswert auch sein Einsatz für weniger bekannte Werke wie z.B. Rudi Stephans "Die ersten Menschen", in der er den Adam sang.
Sein Wotan in Bayreuth stieß nicht überall auf Gegenliebe, ich konnte mir mangels verfügbarer Tondokumente darüber leider noch kein Bild machen. Vielleicht gibt es dazu noch irgendwann einen öffentlichen Zugang. Weiß jemand, ob er sich je am Holländer versucht hat?
Auch wenn Nimsgern als Bass-Bariton nicht die saftigen Tiefen eines Gottlob Frick oder den lyrischen Bariton-Schmelz eines Hermann Prey hatte, so fasziniert mich seine Stimme doch sehr: markant und individuell, ausdrucksstark, flexibel und vielschichtig. Und glücklicherweise stand das aktive Gestalten der Rolle bei ihm stets im Vordergrund. Ich kenne bislang keine Aufnahme von ihm, die lieblos heruntergesungen ist. Leider hatte ich nicht mehr das Glück, ihn live auf der Bühen zu sehen.
Best, DiO :beatnik: