nun denn, sind wir froh, daß Kathi wenigstens beim Text und der Musik blieb :D, das Preislied zu Rammstein, diese Vorstellung fällt mir etwas schwer...
Widerstand gegen das Regietheater wächst unaufhörlich - ist das Ende nah?
- Alfred_Schmidt
- Geschlossen
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Zitat
Original von Wolfe
nun denn, sind wir froh, daß Kathi wenigstens beim Text und der Musik blieb :D, das Preislied zu Rammstein, diese Vorstellung fällt mir etwas schwer...Nicht bei der Musik, sondern an der Musk!
Aber keine Bang, bei der Musik wird das Regietheater auch nicht mehr lange bleiben. Warum soll es uns Opernbesucher besser ergehen als dem Theaterpublikum. Text und Inhalt der Stücke interessieren da ja schon lange nicht mehr.
Gustav
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am liebsten würde ich hier ein längeres Zitat aus dem Buch "Wagner für Fortgeschrittene" von Herbert Rosendorfer bringen, doch weiß ich nicht, ob das so einfach ist wegen der copyrights. Ich möchte mich ja hier nicht schon am Ersten Tag zur persona non grata machen...
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Leider kann ich keine der Vorstellungen des neuen "Fliegenden Holländers" in Amsterdam (Insz. Kusej) ansehen - aber allein der Trailer auf YouTube zeigt mir, was ich da verpasse. Hier werden am Ende der Holländer und Senta von Erik erschossen. Der Tod erlöst sie, sie können und dürfen sich endlich lieben: Das ist ganz im Sinne Wagners. In den letzten Takten, in ihren letzten Lebensmomenten, küssen sie sich. Ich hatte Tränen in den Augen. Das ist nicht kitschig, es ist wahr.
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Von Erik erschossen?
Im Libretto steht doch am Ende:
ERIK
Helft ihr! Sie ist verloren!Wieso sollte er sie dann erschießen?
Das ist mal wieder gegen's Libretto inszeniert. Aber sollte uns das überhaupt noch schockieren?
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Ich weiß auch nicht, was das soll. (Außer, man muss ja irgendwie im Gespräch bleiben.) Bisher dachte ich, dass Senta sich freiwillig opfert, eine viel größere und ergreifendere Handlung als solch ein 0/815 - RTL - Finale.
Gustav
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Zitat
Original von Joseph II.
Von Erik erschossen?Im Libretto steht doch am Ende:
ERIK
Helft ihr! Sie ist verloren!Wieso sollte er sie dann erschießen?
Das ist mal wieder gegen's Libretto inszeniert. Aber sollte uns das überhaupt noch schockieren?
Möglicherweise singt Erik das ja nicht aus purer Liebe, sondern weil er um den Verlust seiner Mitgift fürchtet...?
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Zitat
Original von Basti
Möglicherweise singt Erik das ja nicht aus purer Liebe, sondern weil er um den Verlust seiner Mitgift fürchtet...?Verdächtigungen fallen auf den zurück, der sie hegt.
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War in dieser Inszenierung (Premiere am 1.2.2010). Möchte in diesem Zusammenhang noch einen "Neben-"Aspekt des sog. modernen Regietheaters anführen.
SZ-Kritiker Brembeck schrieb in seiner Rezension, dass Kusej "Abscheu vor der modernen Wohlstandsgesellschaft" (oder so ähnlich) habe. Nun, dieser Salonsozialist im Öffentlichen Kulturdienst stieg im Hotel "De l `Europe" in der Nähe der Amsterdamer Oper ab, wo das "billigste" Zimmer 330 EURO (natürlich ohne Frühstück und Stadtsteuer) kostet. Vermutlich hat dies der niederländische Steuerzahler finanziert. Erwarte ja nicht, dass der slowenische Österreicher in der Jugendherberge absteigt. Aber ich bin halt so naiv, dass ich doch ein wenig die Übereinstimmung von großen Worten und den eigentlichen Taten einfordere.
Generell nervt mich das linke Gehabe vieler sog. modernen Opern- und Theaterregisseure, die es sich im öffentlichen, hochsubventionierten Theaterbetrieb bequem und gemütlich machen. Ein besonders abschreckendes Beispiel ist für mich Herr Peymann, sein ganzes Berufsleben im öffentlichen Kulturdienst und immer verdammt "links"!
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Möchte mich auf diesem Wege herzlich bei denen bedanken, die wissen, dass ihnen eine Inszenierung nicht gefällt, aber um des Meckerns willen trotzdem reingehen, anstatt die Karten an Neuinterpretationen Interessierten zu überlassen.
[SIZE=7]Gut, auch ich werde bald einen Hampe-"Barbiere" besuchen...[/SIZE]
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Theater- und Opernfreunde !
Von Herrn C. Peymann werd e ich nur seinen Leserbrief in der deutschen Illustrierte "Speigel" in Erinnerung behalten, in der er aufgrund einer Anmerkung über ihn bezüglich seiner Unterwäsche (!!!) schreibt , das er Frau X. nicht kenne und diese daher kaum wissen könne , dass er "Zimmerli of Switzerland" trage .
ZoS ist eine Luxusmarke bei den Herrenunterwäschen .
Man kann es nachlesen , was Peymann in dem Artikel über ihn wirklich wichtig war .
Kein weiterer Kommentar .
F r a n k
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Liebe Taminos :
in Zusammenhang mit dem Tode von M. Michel GLOTZ habe ich
auch einige seiner Intervies nachgelesen und von Künstlern ,
die er zeitweise als Manager betreut hat .
Dabei ist ein Interview mit Meatro GEORGES PRETRE besonders klar
in seiner Sprache .
Gefragt , warum er denn keine Opern mehr dirigiere , antwortete er
klar :
"Die heutigen Opernregissuere inszenieren nicht mehr die Opern ,
sondern nur noch sich selbst !"
Und ergänzend fügr eich hinzu , nachdem ich heute Teile des Dredener "Fidelio" von vor 20 Jahren gesehen habe, wie sehr auch sehr schlechte Inszenierungen politisch missbraucht werden .
Ein unerträgliches Bühnen bild wird 20 Jahre in heuchlerischer Weise hervorgekramt , um zu "beweisen" , wie die wahre poltische Haltung von rund 17 Millionen DDR - Bürgern gewesen sein soll .
Peinlichst !Grüsse ,
Frank
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Peymann finde ich auch unerträglich. Ein unglaublicher Wichtigtuer.
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Es hat in Wien jahrelang gebraucht ihn wegzubringen.
Und er schien immer Oberhand zu behalten.
Als er letztlich doch gehen musste, war er im Interview das ich gesehen habe, ein gebrochener Mann, dem das Weinen näher war als das Lachen.........mfg aus Wien
Alfred
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Seither lästert er ja über Wien ab, soviel ich hörte, und läßt kein gutes Haar an den "bösen" Österreichern. Daß man sich einen wie Peymann überhaupt ins erzkonservative Wien holte, wundert mich sowieso.
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Lieber Frank, über Deine Bemerkungen:
ZITAT:
"Und ergänzend fügr eich hinzu , nachdem ich heute Teile des Dredener "Fidelio" von vor 20 Jahren gesehen habe, wie sehr auch sehr schlechte Inszenierungen politisch missbraucht werden .
Ein unerträgliches Bühnen bild wird 20 Jahre in heuchlerischer Weise hervorgekramt , um zu "beweisen" , wie die wahre poltische Haltung von rund 17 Millionen DDR - Bürgern gewesen sein soll .
Peinlichst !"kann ich bloß den Kopf schütteln - Wahrscheinlich bist Du nie in der DDR gewesen (noch gar im Stasigefängnis in Alt-Hohenschönhausen) und kannst daher gar nicht die Brisanz dieser Bildgebung ermessen, noch und gerade 1989. Im übrigen ist es eine ziemlich angemessene Umsetzung, die dem Polizeistaatcharakter der Handlung in hohem Grade Rechnung trägt.
Deine eigenartige Unterstellung, es gehe hier um die wahre politische Farbe der DDR-Bürger oder um Gesinnungsklitterung, ist ziemlich weit hergeholt und in ihrer Hähme viel peinlicher als das, was Du darin siehst - IMO jedenfalls.
Im Westen hätte jedenfalls kein Regisseur diese Inszenierung gewagt.
Oder mißverstehe ich Dich?
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Lieber farinelli :
ich vermute, dass Du oder Angehörige oder Freund e von Dir zu DDR-Zeiten Betroffene gewesen sind .
Richtig ist , dass ich nie in einem der berüchtigten DDR - Gefängnisse gewesen bin .
Auch in der BRD kenne ich von innen ganz wenige JVAen nur durch wissenschaftliche Untersuchungen . Und dann durch Beschreibungen von ehemals Inhaftierten, deren Schilderungen aber auch eher eine Beklommenheit aufkommen lassen .
Was die Inszenierungen in dem jetzigen Deutschland anbelangt , so bin ich der Meinung , dass so vieles bewusst sehr oberfächlich gehalten wird .
Wie ich zuvor geschrieben hatte : es geht um Selbstinszenierung(en) von bestimmten Regissueren in Oper wie Schauspiel .
Von einem doch eigentlich zu erhoofenden "Politischen THeater " kann wirklich keine Rede sein .
Es ist doch selbst das angeblich "Tiefgründige" so geglättet , dass selbst das Kabarett eher einen Unterhaltungswert hat .
Ich kenne sehr wohl Inszenierungen in der Seperoper dresden ! Noch bevor diese auch poltisch "eingenommen" worden ist .
Wir müssten usn dann darüber sinnvollerweise ausführlicher unterhalten !
Die Öffnung der früheren DDR war eine Frage der Zeit, weil die frühere UdSSR nicht mehr in der Lage war, das ausgeblutete Regime der DDR aufrechtzuhalten . Selbst der widerliche Erich Honecker hat seinem ihn wegen Krebses behandelnden Arzt gesagt, dass er mit der Führung des poltischen System völlig überfordert gewesen sei ( intellektuell wie machtpoltisch ) .
Man sollte 20 Jahre nach dm Fall der berliner Mauer etc. aber nicht hingehen und in den Operninszenierungen Zeichen eines stillen wie aktiven Widerstandes gegen das damalige politische Regime zu erfinden .
Ich selbst erinner emich sehr genau an meine Begegnungen in der früheren DDR gerade auch mit ganz normalen Menschen , die mit Poltik allenfalls etwas zu tun hatten, in dem sie leide über die damaligen Gegenwart , die Perspektiven nachgedacht haben . U n d : Über die doch wenig überraschenden Einnhamen von seh zentralen Machtzentren durch die "Besatzungsmacht West" !
Meiner Meinung nach ist es "dem Westen" nie um die Menschen gagngen , sondern immer nur um die strategische Lage der DDR !
Das war wie nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem westlichen Teil Deutschlands und dem "Wiederaufbau" durch die USA .
Und Helmut Kohl war n i c h t der "Vater der Wiedervereinigung" gewesen. Die tatsächlichen "Macher" sassen in den internationalen Schaltzentren der Macht und nicht in Oggersheim .
Und es bleibt hochinteressnat zu ferfolgen, wie sich auch die Verhältnisse Ost zu West und West zu Ost geändert haben .
Persönlich habe ich allen Kindern von Bekannten , Freunden , die nach etwa 1992 eine Studienplatz in Greifswald , Jena oder Halle / Saale bekommen haben , i m m e r dazu geraten , dorthin zu gehen . Es war sicher vorherehbar - und keine Leistung von mir - , dass man dort deutlich besser in der Regel studierne konnte als in den meisten Universitäten der alten BRD .
Viel interessanter wäre es zu diskutieren , wie dei Anpassungsmechanismen fuktioniert habenund wieterhin glatt geebenet werden . Das sind nu wahrlich keien poltischen Meisterwerke !
Man sehe sich nur die Entwicklung z. B. einer Grosstadt wie Leipzig an - trotz der Unsummen, die unkontrolliert dort hineingepumpt worden sind .
Aber leider haben wir hier ja nicht den Platz und die Zeit , dies in Einzelpunkten wahrscheinlich ergenbnisoffen zu diskutieren .
Ich weiderhole dies ausdrücklich : Ein früher in Düsseldorf tätiges Arztehepaar , das aus Thüringen stammte, ist nach der Pensionierung , sofort wieder in die frühere heimat sehr gerne zurückgekehrt . Diese haten beid e schon angekündigt , als niemand auch nur zu hoffen wagte , dass die Grenze jemals wieder passierbar werden würde . Ich kenne das Ehepaar seit 1976 , weil wir in Parallelstrassen gewohnt hatten .
Aber noch einmal : Wir müssten us darüber persönlich unterhalten .
Dir einen ruhigen Abend !
Frank
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Nach dem Besuch der "Königskinder" in Zürich und der "Rusalka" in graz kann ich nur sagen: Weg damit! Je eher umso besser. Die Königskinder-Inszenierung hat ja wenigstens noch den Stimmungsgehalt der Oper transportiert. Schön anzusehen war es allerdings nicht und beim 2. Besuch fand ich die Inszenierung wirklich nur noch unerträglich: Da, wo Humperdinck leise und süffisant ist, schreit und blökt diese Inszenierung mit Haschischwald und Fastfood-Kampaganen alles nieder.
Noch schlimmer war die Rusalka. Das Ganze spielte auf einer Straße mit Verkehrslärm, Erotikshop und einer Litfass-Säule, auf der die arme Nixe hocken musste. Also das war jetzt seit langem mal wieder wirklich die schrecklichste Inszenierung, die ich gesehen habe. Da vergeht einem echt die Lust auf Oper. :kotz:
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Anmerkung: Ich kopiere hierhin nun einige Posts aus dem TMOO-Thread zur "Entführung aus dem Serail", erstens, um klar zu machen, worüber ich schreibe, und zweitens, weil in diesen Threads meines Erachtens nicht über Inszenierungen diskutiert sollte.
ZitatOriginal von mir
Mozarteum-Orchester Salzburg, Ivor Bolton 5
Bolton kann auf ein gut geprobtes Orchester zurückgreifen und dirigiert zudem genauso hintergründig wie gut durchhörbar.Konstanze: Laura Aikin 5
Natürlich kommt sie vokal nicht ganz an große Rollenvertreterinnen heran - aber schauspielerisch füllt sie den Part prima aus.Blonde: Valentina Farcas 5
Wirft sich mit Feuereifer ins Gefecht und besteht sängerisch wie darstellerisch hervorragend.Belmonte: Charles Castronovo 5
Dass er schauspielerisch nicht in der allerersten Liga spielt, kann man bei dieser schönen Tenorstimme und dem fast makellosen Gesang verschmerzen.Pedrillo: Dietmar Kerschbaum 4
Er ist das genaue Gegenteil seines Herrn: Die ihm geschriebenen Dialoge meistert Kerschbaum bravourös - aber wenn er zu singen anhebt...Osmin: Franz Hawlata 5
Wieder einmal singt Hawlata ordentlich, aber spielt und lebt auf der Bühne, dass es Spaß macht, dabei zuzusehen.Inszenierung: Stefan Herheim 5+++
Traditionalisten würden Amok laufen. Gemeinsam mit Wolfgang Willaschek hat Herheim gleichsam ein Sakrileg begangen: Er hat die "Entführung" ihrer Handlung beraubt und ihr neue Dialoge geschrieben. Diese verwenden das Versmaß von Stephanie dem Jüngeren - aber sie gehen an die Substanz des Werkes und seiner Figuren. Bassa Selim fehlt gänzlich. Herheim macht aus der "Entführung" eine Revue darüber, dass Mann und Frau nicht mit, aber auch nicht ohne einander können. Genial die Szene, wenn Pedrillo Blonde zu vergewaltigen versucht und diese Szene wenig später im Fernsehen sieht - und dann auch noch Osmin aus dem Apparat steigt! Wie mit den Reaktionen des Publikums gespielt wird, wenn Pedrillo/Kerschbaum bekundet, sich zu freuen, "Ihnen im neuen Haus für Mozart wieder die 'Entführung aus dem Serail' auf- und durchführen zu dürfen" ("BUUUH!") oder er Osmin einen Wein anbietet: "Das ist ein echter Bassa Selim!" - "Ist der nicht längst vergriffen?" - "Und deshalb wurden wir hier und heute ausgepfiffen!" Osmin versucht im Suff, Pedrillo zu verführen, der zerschlägt ihm eine Flasche auf dem Kopf, worauf Osmin einknickt und Pedrillo unter sich begräbt. All das und freilich noch viel mehr fügt sich zu einem so genialen Theaterabend zusammen, dass es sich nur symbolisieren lässt: , und nochmals !GESAMT 4,86
Die muss man gesehen haben!
ZitatOriginal von Swjatoslaw
Also, mit Verlaub, Basti: da fehlte jetzt nur noch, dass man Mozarts Entführung in einem KZ spielen lässt, Belmonte ist in Wirklichkeit Adolf Hitler und Konstanze ist Eva Braun. Die Rolle des Osmin singt dann wahrscheinlich ein Chor der KZ-Aufseher.Ich will aber nicht ausschließen, dass genau das, was ich jetzt als beißenden Spott hier über die von Dir genannte "Interpretaton" ergieße, längst irgendwo genauso aufgeführt wurde. Von irgendeinem Jung-Regisseur, der sein frühkindliches Bettnässen und die Vertreibung aus seiner südschwäbischen Heimat infolge der berufsbedingten Übersiedlung seiner Eltern nach Castrop-Rauxel nur so therapeutisch verarbeiten konnte.
Allen, die über "Regietheater" genauso denken wie ich, empfehle ich ein Lied von Reinhard Mey:
„Zwei Hühner auf dem Weg nach Vorgestern“, so steht es reißerisch auf dem Programm,
Modernes Schauspiel von Alfons Yondraschek, und inszeniert ist es von Moro Schlamm.
Und Yondraschek ist dem geneigten Theaterkenner wohl bestens bekannt,
Wird er doch gern zu Recht der Meister des irrealen Parasymbolismus genannt.
Da hebt sich zögernd schon der Vorhang, das Bühnenbild zeigt „Nirgendwo“.
Der Schauplatz ist bedrückend leer, das bleibt noch gut zwanzig Minuten so,
Doch dann erscheint gleichsam dämonisch, in jähem Wechsel des Rampenlichts
Ein Mime halblinks auf der Bühne, und dann passiert lange Zeit nichts.
Dann ruft er: „Ha! Wo steckt denn der Verräter?“ Übrigens, der Held ist selbstverständlich nackt.
Die Frage lastet bleischwer auf dem Publikum, und damit endet der erste Akt.
Und jeder, der bis dahin folgen kann, und der sich mit Bildung auskennt,
Der schätzt am ersten Akt vor allen Dingen des Dichters ungestümes Temperament.Da hebt sich gnadenlos der Vorhang, das Spiel nimmt unbarmherzig seinen Lauf.
Der Held ist vorsichtshalber erst mal umgefallen, und nun steht er langsam wieder auf.
Und wie das Leben nun mal spielt, trifft er zufällig einen zweiten Nackedei.
Die beiden üben laut Sozialkritik und schlagen Purzelbaum dabei.
Ein Kritiker klatscht stürmisch Beifall, er ist im Innersten wild aufgewühlt,
Weil er hier all seine Probleme endlich so recht verstanden fühlt.
Derweil robbt sich aus der Kulisse der tückische Verräter auf dem Bauch.
Der Weg ist lang, da schläft er ein, ein Teil des Publikums tut das auch.
Der Held nimmt sich schnell einen Plastikbeutel, darin wird der Bösewicht verpackt.
Und er begießt ihn mit drei Eimern Farbe, und damit endet der zweite Akt.
Und jeder, der bis dahin folgen kann, und der sich mit Bildung auskennt,
Der schätzt am zweiten Akt vor allen Dingen das gesellschaftskritische Moment.Im dritten Akt erfolgt die Läuterung des buntverpackten Bösewichts.
Die Spannung wird schier unerträglich, man hört sie knistern, sonst hört man nichts.
Die Läuterung findet im Plastikbeutel und zudem völlig geräuschlos statt,
Wohl dem im Saal, der Butterbrote oder eine Thermosflasche bei sich hat.
Alsdann kommt ein maskierter Sprech-Chor und ruft: „Oh seht, der Held erfriert!“
Dabei war das nun wirklich nicht nötig, denn das Theater wird subventioniert.
Ein Poltern hinter den Kulissen verheißt ein gräßliches Schicksalssymbol,
Denn nun kommt der tragische Höhepunkt – verkörpert von Frau Emma Pohl.
Frau Pohl tritt von rechts auf die Bühne und ruft: „Das hier ist ein anständiges Haus!“
Und sie entkleidet sich zum Schrecken aller, doch da ist Gottseidank das Drama aus.
Und jeder, der bis dahin folgen kann und der bislang auch noch nicht pennt,
Der ist entweder nicht ganz klar im Kopf oder Theaterkassenabonnent.ZitatOriginal von Joseph II.
... sonst glaubt man nicht, welchen Unsinn sich ein "Regisseur" erdenken kann.Fragt sich: Wozu braucht's da noch Mozarts "süßliche" Musik, wenn dieser Herr Herheim sogar schon die Dialoge willkürlich umändert. :wacky:
ZitatOriginal von Engelbert
PERSIFLAGE AUF DAS VERFREMDUNGS-THEATERHallo Basti,
in meiner neuen Oper kannst Du Deine Bass-Qualitäten unter Beweis stellen, denn Du sollst in meiner Oper 'Konstanze und der Maharadscha' den Assam singen. Das Werk ist die Fortsetzung zur 'Entführung aus dem Serail' Assam hieß früher Osmin, hat Karriere gemacht. Seine Position als Verantwortlicher für die Frauengemächer hat er an Pedrillo abgegeben. Er ist jetzt Großwesir und am Schluss der Oper steht die Krönungsszene zum Maharadscha von Rajastan. Seine große Bravour-Arie heißt: „Vivat Brahma, Brahma lebe, Brahma war ein braver Mann.“ Dann probierst Du den Krönungskuchen (Arie: „Das schmeckt herrlich“) trinkst einen Becher Wein in einem Zug: Arie:„Welche ein Göttertrank) Dann kommst Du von der Bühne runter und verteilst den Rest des Krönungskuchens im Publikum. Du bist natürlich fein angezogen – keine Straßenkleidung von heute, sondern goldener Turban mit blauer Feder, Schnabelschuhe, weiße Hose und drunkelblauer Frack. Die meiste Zeit musst Du eine Tulpe mit ausgestrecktem Arm vor Dir hertragen.
Doch ich fange von Anfang an zu erzählen. Montebello (statt Belmonte) hat kein Geld, um nach seiner Flucht mit Konstanze den Haushalt zu bestreiten und bekommt eine Anstellung von der Panama-Gesellschaft im Tiefbau. Konstanze will nichts mehr von ihm wissen, weil sie den erwarteten Wohlstand vermisst und nimmt Kontakt zum Bassa Selim auf. Dieser hat jedoch seinen Haushalt aufgelöst, weil sein Bruder, der Maharadscha gestorben ist und ist nach Rajastan verzogen, um die Regierungsgewalt zu übernehmen.
Die Wasserspiele funktionieren nicht und deshalb bekommt Montebello den Auftrag, einen Kanal zu bauen und einen Nebenarm des Bramaputra am Palast des Maharadschas vorbeizuleiten. Die Zahlung seiner Bezüge aus Panama verspäten sich regelmäßig und Pedrillo nimmt Kontakt mit Assam auf. Konstanze lässt sich von den beiden Spitzbuben zum Schein entführen, aber Blondchen petzt bei Montebello, in den sie verliebt ist. Osmin und Pedrillo beschließen Blondchen zu bestrafen und sie von der Staumauer zu schubsen. Die beiden sehen noch, wie sie unten angekommen, von einem Gavial angefallen wird. Hierzu Pedrillos Arie: „Liebes Blondchen, ach verzeihe. Sieh' doch auf meine Reue.“
Bassa Selim, jetzt Maharadscha unter dem Namen Sawai Sagat Singh kommt auf der Tigerjagd Leben. Dadurch wird Konstanze Witwe, hat aber noch nie etwas über Witwenverbrennung gehört. Sie versteckt sich im Wipfel einer Dattelpalme und singt 'Martern aller Art' und 'Ach Belmonte, ach mein Leben. Auch Pedrillo hat in seinem Arbeitsvertrag das Kleingedruckte nicht gelesen. Er ist zwar Aufseher über den gesamten weiblichen Bestand geworden, was aber eine kleine Operation zum Counter-Tenor erforderlich macht. Osmin (jetzt Assam) hatte den Posten abgegeben und ist jetzt Großwesir geworden. Pedrillos Arie 'In Mohrenland gefangen war' singt jetzt Montebello bereits am Anfang der Oper. Pedrillos Schmerzensschrei, während er unter dem Messerchen liegt, ist das Finale zu ersten Akt, dem das Publikum mit besonderer Aufmerksamkeit lauscht. Blondchen konnte der gefährlichen Echse entkommen und hatte lange zuvor das Rangieren mit der fahrbaren Hebebühne gelernt. Sie sitzt im Führerhäuschen und fährt die Haremsdamen an der rosafarbenen Fassade des Palastes von Jaipur rauf und runter. Der Scheiterhaufen zur Witwen-Verbrennung wird aus dem Gestrüpp errichtet, welches bei der Dattelernte angefallen ist. In höchster Not kommt Montebello, verzeiht Konstanze und hilft ihr aus dem Wipfel der Dattelpalme. Beide vertragen sich mit Assam und sind Zeuge bei seiner Krönung.--
Da muss jetzt natürlich noch vieles dazu erfunden und geordnet werden. Die gesprochenen Dialoge eingesetzt und ein Narretator beschäftigt werden. Ich habe nur festgehalten, was in meinem Kopf ungeordnet herumliegt. Bestimmt hast Du auch noch gute Einfälle. Premiere ist in Hamburg, weil wir dort die Kübelpflanzen und die Palmen aus 'Lucia di Lammermoor' noch mal verwerten können. Kannst Du, lieber Basti, für die anspruchsvolle Partie des Assam gewonnen werden? Ich habe an der Staatsoper schon angefragt. Die Kartenverkäuferin ist einverstanden mit Dir. Die Platzanweiserin frage ich am 11. April 2010, wenn ich in Chowantschina gehe.
Also, lieber Basti, ich warte auf Deine Äußerung, ob Du nun Karriere machen willst oder nicht.
Viele Grüße
Engelbert -
Also, die Entführung habe ich vor einem Jahr auch DVD gesehen und war echt beeindruckt, wie jemand so viel aus einer Oper herausholen kann. Defintiv ist das keine Entführung, wo ich sage, die kann ich immer wieder schauen (dafür gefällt mr auch die musikalische seite nich soooo gut), aber generell zeigt Herrheims Inszenierung die Vielschichtigkeit dieser Oper. Das hätte ich ihr nie zugetraut.
Basti: Wenn in Essen der Don Giovanni von Stefan Herheim wiederaufgenommen werden sollte, fahr mal hin. Ich bin sicher er wird dir gefallen!!!
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Zitat
Original von WotanCB
Also, die Entführung habe ich vor einem Jahr auch DVD gesehen und war echt beeindruckt, wie jemand so viel aus einer Oper herausholen kann. Defintiv ist das keine Entführung, wo ich sage, die kann ich immer wieder schauen (dafür gefällt mr auch die musikalische seite nich soooo gut), aber generell zeigt Herrheims Inszenierung die Vielschichtigkeit dieser Oper. Das hätte ich ihr nie zugetraut.Genau das ist es eben, was Herheims Inszenierung so großartig und spannend macht!
ZitatOriginal von Swjatoslaw
Ich will aber nicht ausschließen, dass genau das, was ich jetzt als beißenden Spott hier über die von Dir genannte "Interpretaton" ergieße, längst irgendwo genauso aufgeführt wurde. Von irgendeinem Jung-Regisseur, der sein frühkindliches Bettnässen und die Vertreibung aus seiner südschwäbischen Heimat infolge der berufsbedingten Übersiedlung seiner Eltern nach Castrop-Rauxel nur so therapeutisch verarbeiten konnte.Sollte das jetzt lustig oder zumindest ironisch sein? Wenn Herr Kehlmann sein Trauma über seinen angeblich vor Gram über das Regietheater verstorbenen Papa nur in einer Rede zur Eröffnung der Salzburger Festspiele verarbeiten konnte, tut mir das dann doch sehr Leid. Ehrlich. Obwohl, so sehr nun auch wieder nicht.
ZitatOriginal von Swjatoslaw
„Und jeder, der bis dahin folgen kann und der bislang auch noch nicht pennt,
Der ist entweder nicht ganz klar im Kopf oder Theaterkassenabonnent.“Interessant: Wer moderne Inszenierungen versteht oder nicht dabei einnickt, ist geistesgestört. Auch eine Sichtweise.
ZitatOriginal von Joseph II.
... sonst glaubt man nicht, welchen Unsinn sich ein "Regisseur" erdenken kann.Fragt sich: Wozu braucht's da noch Mozarts "süßliche" Musik, wenn dieser Herr Herheim sogar schon die Dialoge willkürlich umändert. :wacky:
Ich bleibe dabei: Herrr Herheim hat aus der „Entführung“ etwas Neues, etwas genial Provozierendes und provozierend Geniales gemacht.
Und Herheim ist im Gegensatz zu z.B. Otto Schenk (man muss ihn einfach lieben) tatsächlich ein Regisseur, und dazu noch ein guter. Ich habe mir letztens nochmal Schenks „Rheingold“ angetan – das heißt, nur die ersten 42 Minuten, länger hielt ich es dann doch nicht aus. Sehr logisch, wie da „Rettet das Gold!“ gerufen und gleichzeitig mit den Armen gerudert wird wie beim Schwimmkurs in der Behindertenschule. Extrem werktreu und spannend die Idee, aus dem „Rheingold“ eine verlängerte Folge einer US-Billigserie zu machen. Wer weiß, vielleicht war ja mal „Conan der Barbar“ als Serie geplant, und als das Projekt eingefroren wurde, bekam Schenk die Sets zum Sonderpreis...ZitatOriginal von Engelbert
PERSIFLAGE AUF DAS VERFREMDUNGS-THEATERHallo Basti,
in meiner neuen Oper kannst Du Deine Bass-Qualitäten unter Beweis stellen […]
Du wiederholst dich. Der Gag war schon damals nicht sonderlich amüsant.
Einst starben Menschen für die Freiheit der Kunst. Wir (bzw. so manche) sind nun auf dem besten Wege, diese gewonnene Freiheit wieder zu beschränken. Großartig. Und wer immer sagt, dass Bieito und Co. nur provozieren wollen, der beweist doch durch diese Aussage, dass er sich provozieren lässt.
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Nun ich kann mich hier nur Basti anschließen.
Warum soll es keine Inszenierungen geben?
Wenn man solches nicht mag, muss man eh nicht hingehen...Ich finde die Inszenierung Herheims auch nicht schlecht.
Mal was Neues!Ja und???
Ist ja vollkommen wurscht.Wenn mans lieber traditionell hat, schaut man sich halt was Traditionelles an.
So einfach ist das das.Diese Interpretation ist jetzt auch für mich nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin eine schöne Alternative zu "Althergebrachtem".
PS: den Scherz von Engelbert find ich blöd, nix für ungut, aber dieser beißende Spott gegenüber Regietheater-Anhänger versteh ich einfach nicht, und finde ihn nebenbei auch noch unangebracht,
in einem Forum, wo man auf Augenhöhe diskutieren sollte und nicht unter der Gürtellinie...Gruß
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Zitat
Original von Hammel
PS: den Scherz von Engelbert find ich blöd, nix für ungut, aber dieser beißende Spott gegenüber Regietheater-Anhänger versteh ich einfach nicht, und finde ihn nebenbei auch noch unangebracht,
in einem Forum, wo man auf Augenhöhe diskutieren sollte und nicht unter der Gürtellinie...Gruß
Naja, wenn Basti immer gegen Otto Schenk schießt, der hier seine Anhänger hat, dann muss er sich nicht wundern wenn zurückgeschossen wird. Letztendlich ist aber Engelberts Beitrag ja nur eine Eigendarstellung und kein Diskussionsbeitrag.
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Wenn ich ein "Wiener Schnitzel " essen will - und ich bestelle ein Wiener Schnitzel - dann will ich auch ein"Wiener Schnitzel" serviert bekommen - und nicht irgendetwas das dem Koch zum Thema "Wiener Schnitzel" eingefallen ist - oder er dafür hält.
Ich bin in dieem Falle auch nicht an der "Kreativität§ des Kochs interessiert, der sich"was spannendes " hat einfallen lassen -sondern lediglich an einem Wiener Schnitzel mit Kartoffelsalat, Petersilerdäfeln oder Reis.Keine Majo, kein Ketchup, keine Tunke - und natürlich keine Pommes friites,von Prolos "POMMES" ausgesprochen - wie degoutant !!
Das originale Wiener Schnitzel ist aus Kalbfleisch. Es gibt aber eine Abart, welche aus Schweineflesch hergestellt wird. Wenngleich Puristen dies ablehnen , erfreut sich dieses Schnitzel allgemeiner Beliebtheit - vermutlich auch des günstigeen Preises wegen:
ABER: Es muß als "Schweinswiener" (so die Abkürzung) DEKLARIERT werden.Das geleich fordere ich in Punkt Inszenierung. Es kann dem zahlenden Publikum nicht zugemutet werden sich über Regisseuer und deren Werksauffassung zu infprmieren, bevor sie eine Eintritttskarte zu einer altbekannten Oper kaufen !!
Allein diese Maßnahme könnt schon das Ende des Regietheaters bedeuten, denn viele, die derzeit "hineingefallen§ sind würden diese Vorstellungen meiden.
Das immer wieder gehörte Argument, der Opernbesucher habe ja letztich die Wahl - ruft bei mir Zornesröte hervor - denn das gutbürgerliche konservative Theater (inklusive Oper) wurde ja schon lange verdrängt oder zerstört.
Denoch- die Zeichen der Zeit sind unüberhörbar - das Publikum hat genug von Experimenten - und wird sich sein Recht verschaffen.
mfg aus Wien
Alfred
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Zitat
Original von WotanCB
Naja, wenn Basti immer gegen Otto Schenk schießt, der hier seine Anhänger hat, dann muss er sich nicht wundern wenn zurückgeschossen wird. Letztendlich ist aber Engelberts Beitrag ja nur eine Eigendarstellung und kein Diskussionsbeitrag.
Ich wundere mich auch nicht - aber Schenks "Rheingold" ist eben so abschreckend, dass man es immer wieder ins Feld führen kann
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Lebendige Kunst heißt immer Aktualisierung, neue Auseiandersetzung, Moderinisierung und Eimngehen auf den Zeitgeist. Wenn das stimmt, dann muss eine Oper auch immer wieder mit neuen Regiekonzepten in Szene gesetzt werden. Nur dadurch kann die im Grunde anachronistische Kunstform am Leben gehalten werden. Nur bei einer Neuinszenierung muss es Grenzen geben. Diese fangen m. E. dort an wo der Regisseur gegen den Willen des Komponisten und den Sinn des Werkes inszeniert, die Handlung auf den Kopf stellt, verfälscht oder selbst fabulierend weiterspinnt. Joachim Kaiser differenziert deshalb auch klug zwischen akzeptiertem Regietheater und unerlaubter Konzeptregie, wobei er damit genau die unerlaubten, sinnenstellenden Eingriffe meint.
Wir Opernfreunde, die werkgetreue Inszenirungen fordern, sollten also keine pauschale Ablehnung des Regietheaters postulieren, denn das würde die Oper in eine museal verstaubte Ecke drängen. Wir sollten trennscharf herausarbeiten, dass wir alles, was grob werkverändernd und werkentstellend ist, im Interesse der Oper ablehnen.
Herzlichst
Operus -
Zitat
Original von Hammel
Wenn mans lieber traditionell hat, schaut man sich halt was Traditionelles an.
So einfach ist das das.Lieber Hammel!
Wo denn??? So einfach ist es nun wirklich nicht, noch traditionelle Inszenierungen zu finden. Wenn die Theater wenigstens vernünftig mischen würden. Für jede "moderne" gibt's auch noch 'ne "konventionelle" Premiere.
ZitatIch bleibe dabei: Herrr Herheim hat aus der „Entführung“ etwas Neues, etwas genial Provozierendes und provozierend Geniales gemacht.
Lieber Basti!
Das ist ja wohl auch das Wenigste, wenn er eh schon fast alles neu erfindet.
ZitatUnd wer immer sagt, dass Bieito und Co. nur provozieren wollen, der beweist doch durch diese Aussage, dass er sich provozieren lässt.
Mit dem Provozieren ist das so eine Sache. Ich hasse es, einer Provokation der Provokation wegen ausgesetzt zu werden. Ich will nicht von irgendwelchen Leuten provoziert werden. Was soll daran gut sein???
Hat irgendjemand von denjenigen, die sich gerne im Theater provozieren lassen, jemals sein Leben daraufhin einschneidend verändert? Was soll es denn? Wird eine sogenannte provozierende Inszenierung nicht viel eher von all den Menschen bejubelt, die gerne mit Schadenfreude und Häme auf ihre Nachbarn blicken nach dem Motto: "Na, euch Spießern hat er es mal wieder gegeben!". Oder gehen die Anhänger der Provokation aus dem Theater und sagen: "Es war hart, wie er mich und mein Leben provoziert hat, aber endlich sehe ich klar und ändere nun alles an meinem so provinziellen Vorstadtdasein.
Nochmals: Ich will nicht provoziert werden. Wenn ich Anregungen für mein Leben oder für mein Sein in dieser Gesellschaft haben will, dann habe ich als Korrektiv Familie, Freunde, mich selbst, meinen täglichen Umgang. Provokationen erinnern mich immer an Kleinkinder in der Sandkiste, die dem anderen die Sandburg nicht gönnen. Und die provozieren wenigstens zielgerichtet und nicht gegen eine heterogene Masse nach dem Motto: Ordentlich draufhauen, irgendwie trifft man immer den Richtigen.
Bieitos Parsifal ist für mich, so wie ich ihn bis jetzt verstanden habe, d.h. rein vom Konzept her, übrigens für mich keine Provokation, sondern ein Denkmodell, eine Gesellschaftsvision. Das ist etwas ganz anderes. Provokation hat immer etwas mit unterschiedlichen Ebenen zu tun.
"Ich bin im Besitz der Wahrheit, ich bin weiter als ihr und euch muss man es noch beibringen."
Danke vielmals, mir muss man das nicht.
Gustav
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Liebe Taminos,
heute ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, endlich weiß ich, dass man modernere Formen suchen muß !
Denn wenn in einem bekanntem Werk die beiden Hauptdarsteller sich als Tunichtgute schon am Anfang deklarieren, er sagt "Arbeiten ? Wo denkst du hin, danach steht mir nicht mein Sinn", und nur über die schlechten Zeiten gejammert wird, dann von einem offensichtlich Betrunkenem uns mitgeteilt, dass Kümmel sein Leiblikör sei und später spärlich bekleidete Frauen in Nachtgewändern die Bühne bevölkern.
Im nächsten Akt sieht man nur häßliches. Falsche Versprechungen wie von Politikern und ein an den Haaren herbeigezogenes Happy-End sollen die Opernbesucher glücklich machen ?
Und viele Besucher wollen da auch noch vielleicht Kinder mitbringen !
Da muß man doch eingreifen und alle diese Machwerke im heutigen Sinn verändern, bzw. richtig stellen.
UND DAS WIRD AUCH SCHON AN SO VIELEN OPERNHÄUSERN WELTWEIT GETAN ! GOTTSEIDANK ! WIR HABEN SCHON LANGE DARAUF GEWARTET !
Euer endlich erwachter
Operngernhörer :kotz: -
Zitat
Original von Gustav
Lieber Hammel!
Wo denn??? So einfach ist es nun wirklich nicht, noch traditionelle Inszenierungen zu finden. Wenn die Theater wenigstens vernünftig mischen würden.
Es wurde hier schon mehrfach von hochkompetenten Leuten festgestellt, dass das Regietheater ausgedient hat. Demgemäß erlebst du derzeit nur die letzten Zuckungen. Es kann sich nur noch um Tage handeln, dann wird es zu 99% traditionelle "werkgetreue" Inszenierungen geben.Warum die Parsifal-Skandal-Inszenierung in Stuttgart schon seit Wochen ausverkauft ist, liegt vermutlich daran, dass es immer noch Leute gibt, die kein Tamino lesen. Es gibt schon seltsame Menschen...
Thomas
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Zitat
Original von Hammel
Nun ich kann mich hier nur Basti anschließen.Warum soll es keine Inszenierungen geben?
Wenn man solches nicht mag, muss man eh nicht hingehen...Ich finde die Inszenierung Herheims auch nicht schlecht.
Mal was Neues!Ja und???
Ist ja vollkommen wurscht.Wenn mans lieber traditionell hat, schaut man sich halt was Traditionelles an.
So einfach ist das das.Diese Interpretation ist jetzt auch für mich nicht das Gelbe vom Ei, aber immerhin eine schöne Alternative zu "Althergebrachtem".
PS: den Scherz von Engelbert find ich blöd, nix für ungut, aber dieser beißende Spott gegenüber Regietheater-Anhänger versteh ich einfach nicht, und finde ihn nebenbei auch noch unangebracht,
in einem Forum, wo man auf Augenhöhe diskutieren sollte und nicht unter der Gürtellinie...Gruß
Der 'beißende Spott' richtet sich nicht gegen die Anhänger des Regie-Theaters, sondern gegen die Auswüchse und abgestandenen Gags des Verfremdungs-Theaters als Sache.
Selbst sitze ich zwischen allen Stühlen, bin aber gern bereit, einen zündenden Einfall der Regie zu bewundern, wenn es denn einer ist. Die Beschreibung 'Mozarts Zauberflöte' in die Berliner Reichstagskuppel zu verlegen, fand ich kompetent und habe meine Anerkennung auch zum Ausdruck gebracht.
Ich gebe zu, dass die Grenzen zwischen Spass und Ernst für einen Außenstehenden, der mich nicht kennt, nicht immer auszumachen sind und die Konturen sich verflüchtigen. Es ist mein Schicksal ins Zwielicht zu geraten und Leute Gutgemeintes in den falschen Hals bekommen.
Ich bin es gewohnt, damit zu leben, dass beim Empfänger Gedanken anders ankommen, als sie abgeschickt werden und denke dann ans Ausbügeln. Die böse Absicht, jemanden aus Lust an der Intrige vorsätzlich zu verletzen, fehlt in meinen Charakterzügen gänzlich.
Mit Deiner Beurteilung im letzten Absatz, lieber Hammel, bist Du ein bisschen flink gewesen und ich distanziere mich von Deiner mir unterschobenen Unterstellung. Die Augenhöhe wechselt ständig, je nach dem, ob beide auf dem Stuhl sitzen oder auf dem Bauch liegen. :angry:
Freundlichen Gruß
Engelbert