"Nabucco" in Liberec - ein Fest der Stimmen in hervorragender Inszenierung

  • Liebe Freunde der gut gemachten Oper
    Soeben bin ich von Liberec wieder nach Hause gekommen. Und ich möchte Euch kurz mitteilen, es war wirklich wieder in allem ein überragender und genußvoller Opernabend. Wieder haben wir, inzwischen erfahrungsgemäß, viel erwartet und wieder wurden diese Erwartungen nicht nur erfüllt, sondern weit übertroffen. Und ebenfalls wieder habe ich es bedauert, daß keiner von Euch mit dabei war. Wenn man solch einen stimmigen und genußvollen Opernabend erleben darf, vergißt man die Dispute und Querelen betreffs "Regietheater" hier im Forum. Und die Argumente der Befürworter verlieren für mich jeglichen Sinn - sie kennen ja so etwas wie heute nicht. Für`s erste möchte ich nur sagen, es ist unglaublich, wenn man nicht dabei war, was dieses Haus, was dieses Ensemble leistet und auf die Beine stellt. Ich weiß noch nicht, wie ich Euch, liebe und geschätzte Freunde, das rüberbringen soll. Leider muß man für uns alle aber auch sagen und feststellen, so weit sind wir nun gekommen, daß man, um einen genußvollen Opernabend zu erleben, ins Ausland fahren muß. Aber wie auch immer, es hat sich gelohnt!!! Wir sind froh und dankbar, daß wir diese Alternative mit Liberec gefunden haben. Inzwischen haben wir dort innerhalb eines Jahres fünf großartige Vorstellungen gesehen.
    Und danken möchte ich an dieser Stelle nochmal Freund Joseph II., der vor einem Jahr so etwas wie der Initiator, der Ideengeber und Anschubser gewesen war.
    Für heute allen eine Gute Nacht und herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Lieber Chrissy,


    ich bedauere es jetzt schon auf das Heftigste, dass Coesfeld so weit von Liberec entfernt ist. Was mir da alles entgeht. Wenn ich bedenke, was sich gleichzeitig in Coesfeld abspielt. Dienstag gab's den Troubadour, mit 15 Minuten Verspätung, weil das Ensemble im (Regen)stau steckte.
    Berichtsausschnitte des Rezensenten: "... Beide lieben dieselbe Frau. Doch die liebt nur den Troubadour. Das findet Luna gar nicht gut: 'Weil du ihn liebst, dar er nicht länger leben'. Bitte was? Am Ende des ersten Aktes kommt es zum Duell. Luna kämpft mit einer Bierflasche, Manrico mit einem Messer, dass aus der zweiten Reihe betrachtet eher wie ein stumpfer Tortenheber aussieht.
    Die Inszenierung ist modern. Bei den Kostümen und Requisiten passt das nicht immer. Das Bühnenbild ist dafür wirkungsvoll. Ein schlichtes Tuch liegt über der Bühne. Zerbrochene Steinplatten verwandeln es in ein Schlachtfeld und Kreuze aus grell leuchtenden Neonröhren in den Unterschlupf der Aufständischen. Endzeitstimmung".
    Honi soit qui mal y pense.


    Was hast du es doch gut!


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Zitat

    Zitat von Crissy Wenn man solch einen stimmigen und genußvollen Opernabend erleben darf, vergißt man die Dispute und Querelen betreffs "Regietheater" hier im Forum.

    Lieber Crissy,


    herzlichen Glückwunsch! Und wie gut, dass wenigstens einer diesen Schmus, den uns die Befürworter auftischen, wenigstens für Stunden vergessen darf.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Lieber chrissy,
    auch von mir neinen herzlichen Glückwunsch für einen gelungenen Opernabend. Heute abend werde ich zwar nicht in die Oper , sondern ins Kino gehen und mir dort Tosca aus der MET anschauen. Man muss ja schon froh sein wenn wie bei der Rheinoper Nabucco nicht als auf einem Bagger und als Bauarbeiter verkleidet seinen ersten Auftritt hat.

  • Neid!!!! Chrissy, nur Neid!!!


    Mein letzter Nabucco in Gera begann anstelle der Ouvertüre mit Bildern von Bagdad während eines Bombenangriffes, untermalt von Sirenengeheul und Geschützdonner. Was danach kam, hat sich mir tief eingeprägt und eine Abneigung gegen diese Oper bei mir erzeugt, die sie garantiert nicht verdient. Traurig.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Über das F.X. Salda-Theater in Liberec fand ich folgende Informationen:


    Im September 1881 wurde der Grundstein des neuen Theaters gelegt und bereits im September 1883 wurde das Stadttheater feierlich eröffnet. Das Gebäude wurde im Neurenaissancestil gebaut. Es liegt in günstiger Lage im Stadtzentrum und passt mit seiner Gestaltung zu den umliegenden Gebäuden. Die Frontseite betont eine üppige Stuckverzierung, die von einer Reihe von Skulpturen mit allegorischer Bedeutung umrahmt ist. Alle diesen Sandsteinskulpturen wurden nach Entwurf des Wiener Bildhauers Bendel von dem ebenfalls aus Wien stammenden Steinmetz Völke hergestellt.



    2013 wird aus der Sicht des F.-X.-Šalda-Theaters nicht nur ein bedeutendes, sondern auch ein sehr abwechslungsreiches Jahr. Das Theater begeht 2013 nämlich das 130-jährige Jubiläum seiner feierlichen Eröffnung. Alle drei Ensemble haben in diesem Zusammenhang spezielle Projekte vorbereitet. Das Schauspielensemble entschied sich aus diesem Anlass für eine Inszenierung, die sich vom Werk von F. X. Šalda inspirieren ließ. Das Opernensemble bereitet die große Oper ‚Katharina von Redern‘ vor, für die die renommierte Komponistin Sylvia Bodorová, die das Theater für sein Schaffen zur Zusammenarbeit gewonnen hat, die die Musik dazu schreibt. Sie entsteht direkt für das Theater in Liberec, das sie als Weltpremiere aufführt. Das Ballettensemble studiert eine Vorstellung über den Autor des Reichenberger Theatervorhangs, Gustav Klimt ein. Insgesamt dürfen sich die Zuschauer im Jahre 2013 auf 16 Premieren freuen.



    Chrissy ist für die offensichtlich lohnenswerten Aufführungen in Liberec zu beneiden. Schade, dass es vom Ruhrgebiet aus viel zu weit weg ist...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Das Fabelhafte an der Oper ist, dass hervorragende Aufführungen, also große Kunst in immer stärkerem Maße an den mittleren und kleineren Häusern geboten wird. Hier gibt es offensichtlich noch so etwas wie einen Ensemblegeist und innere Bindungen zum Haus und zum Publikum. Ich erlebte vor kurzem bei uns in Heilbronn ein Gastspiel der Oper von Ulm mit "Dialogues des Carmélites". Hervorragende Deutung, kreative Regie, stimmiges Bühnenbild und ausgezeichnete Sänger- und Orchesterleistungen. Da frage ich dann nicht mehr modern oder traditionell inszeniert, sondern lasse mich von einer solchen Spitzenleistung mitreissen und begeistern. Vielleicht liegt die Hoffnung für die Zukunft der Oper darin, dass höchste Qualität an immer mehr Bühnen von jungen Ensembles geboten wird und damit die Dominanz und Leitbildfunktion der großen Häuser kompensiert und egaliisert werden kann.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Zitat von La Roche: Mein letzter Nabucco in Gera begann anstelle der Ouvertüre mit Bildern von Bagdad während eines Bombenangriffes, untermalt von Sirenengeheul und Geschützdonner. Was danach kam, hat sich mir tief eingeprägt und eine Abneigung gegen diese Oper bei mir erzeugt, die sie garantiert nicht verdient. Traurig.

    Lieber LaRoche,


    so etwas hätte mir den "Nabucco" aus gänzlich verleidet. Und wäre die erste Oper in meinem Leben in dieser Form inszeniert worden, wäre ich garantiert nie wieder in ein Opernhaus gegangen. Aber so, wie ich sie kenne, und wie wohl auch Crissy sie in Liberec gesehen hat, versteht sie ja nach Meinung der Verteidiger des sogenannten "Regietheaters" heute kein Mensch mehr. Mich wundert nur, dass klassische Aufführungen Begeisterungsstürme hervorrufen, aber die entstellten Inszenierungen des sogenannten "Regietheater" weitgehend Proteste erzeugen. Sind die Zuschauer der klassischen Aufführungen etwa alle unmodern? Dann kenne ich viele, Junge wie Ältere, die nicht mehr zeitgerecht sind.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Das Fabelhafte an der Oper ist, dass hervorragende Aufführungen, also große Kunst in immer stärkerem Maße an den mittleren und kleineren Häusern geboten wird. Hier gibt es offensichtlich noch so etwas wie einen Ensemblegeist und innere Bindungen zum Haus und zum Publikum. Ich erlebte vor kurzem bei uns in Heilbronn ein Gastspiel der Oper von Ulm mit "Dialogues des Carmélites". Hervorragende Deutung, kreative Regie, stimmiges Bühnenbild und ausgezeichnete Sänger- und Orchesterleistungen. Da frage ich dann nicht mehr modern oder traditionell inszeniert, sondern lasse mich von einer solchen Spitzenleistung mitreissen und begeistern. Vielleicht liegt die Hoffnung für die Zukunft der Oper darin, dass höchste Qualität an immer mehr Bühnen von jungen Ensembles geboten wird und damit die Dominanz und Leitbildfunktion der großen Häuser kompensiert und egaliisert werden kann.


    Lieber operus, ich habe mir eben mal die Fotos dazu angesehen, und ich stimme Dir zu. Danke also für den Hinweis. Ohne, dass ich die "Dialoge" - eines meiner liebsten Werke - in dieser Inszenierung gesehen habe, die Bilder aber sagen mir vor allem eines: das ist so genanntes Regietheater vom Feinsten, wie es eben in einem anderen Thread in die Hölle geschickt wird. Ich bin froh, dass Du so offen bist für die dort entwickelten neuen Sichtweisen für dieses schwierige Stücke. Das tut richtig gut. So stelle auch ich mir Theater im Jahr 2013 vor.


    In herzlicher Verbundenheit grüßt Dich Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo Rheingold,


    vielleicht sollte man doch die Idee von Gerhard aufnehmen und das, was in den RT-Threads bekämpft wird, als Verunstaltungstheater bezeichnen. Auch ich habe mir die Bilder aus Ulm angesehen, und die haben doch nun mit dem, was von Konwitschny, Neuenfels , Bieito etc. veranstaltet bzw. verunstaltet wird, nicht das geringste zu tun. Wahrscheinlich würden die genannten Herren entsetzt aufschreien: Eine Inszenierung, wo man schon an den Fotos erkennt, um welches Werk es sich handelt, wie altbacken ist das denn? Auch die Kostüme passen doch weitgehend in die Zeit der französischen Revolution. Gegen eine solche Inszenierung hätte ganz sicher niemand etwas. Die paar modernen Zutaten, die man auf den Fotos erkennen konnte, wie z.B. das Waschbecken, kann man bei dem, was einem sonst geboten wird, getrost verschmerzen.


    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

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  • Lieber Operus,


    ich habe - ähnlich wie Rheingold - versucht, Bilder davon zu finden. Leider habe ich nur eines gefunden, das eher darauf hindeutet, das die Handlung nicht neu erfunden und dadurch verunstaltet wurde. Und damit wäre es eine Inszenierung, mit der ich mich vollkommen identifizieren könnte könnte. Ich habe davon eine sehr packende Inszenierung aus Sydney auf DVD.


    Lieber Rheingold,


    Du sprichst von Fotos. Wo hast du noch mehr Bilder gefunden und wie bringst du sie mit dem Begriff "Regietheater", das ja nach allgemeinem Begriff für Veränderung des Stücks durch den Regisseur verwendet wird, in Verbindung? Und in welchem Thema ist diese Inszenierung in die Hölle geschickt worden?
    Ich unterscheide daher schon zwischen Regie und Regie, die ein Stück verunstaltet. Daher schien mir wirklich der Begriff "Verunstaltungstheater" für das , was hier im Forum beanstandet wird, und den du mir ausreden wolltest, der bessere.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

  • Zitat La Roche:

    Zitat

    Mein letzter Nabucco in Gera begann anstelle der Ouvertüre mit Bildern von Bagdad während eines Bombenangriffes, untermalt von Sirenengeheul und Geschützdonner. Was danach kam, hat sich mir tief eingeprägt und eine Abneigung gegen diese Oper bei mir erzeugt, die sie garantiert nicht verdient. Traurig.


    Hallo, Uli!


    Was willst du denn nur? Dafür gibt es doch hier auch Liebhaber! Mich bekommen in so einen Sch... keine 10 Pferde! Weder mit freiem Eintritt noch mit einem opulenten Bufett könnte man mich zu so einem Blödsinn, was sich hier Oper nennt, mit dem Taxi hinlocken! :thumbdown:




    Gruß Wolfgang






    Regietheater? Nein, danke! Mir ist schon schlecht! ;(

    W.S.

  • So, lieber Freunde, dann füge ich mal einen Link ein, der zu mehreren Fotos aus dieses Inszenierung der Oper "Dialogues des Carmélites" in Ulm führt. Ich finde sie sehr eindringlich und stark.


    Fotos aus der Inzsnierung



    Nach meinem Eindruck - ich kann mich nur auf diese Fotos beziehen und meine eigene Kenntnis über das Stück - hat die Regie weit ab aller Konventionen Anweisungen in der originalen Vorlage einen Ausdruck gefunden, der mir sehr zusagt. Es gibt auch die Badewanne - wie in der Münchner "Rusalka" das Aquarium - eine Treppenleiter und den Gartenstuhl aus Plastik, als billige Stapelware in jedem Baumarkt zu haben. Sehr zeitgemäße Requisiten, wie sie auch bei Konwitschny zu finden sind. Was, bitte, soll das anderes sein als Regietheater?


    Und mit Verlaub, liebe Mme. Cortese, "Verunstaltungstheater" ist nicht meine Sprache. Ich finde ja schon "Regietheater" sprachlich unmöglich. Aber dieser Begriff hat sich inzwischen eingebürgert und auch Eingang in den Duden gefunden. Er ist also gesetzt.


    Es tut mir leid, dass das heiße Lieblingsthema einiger Forumsmitglieder nun auch noch hier aufschlägt. Dabei wollte ich doch nur dem lieben operus meinen Respekt dafür zollen, dass er diese erfrischende Inszenierung aus Ulm gelobt hat.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Liebe Freunde
    Gestern waren wir wieder mal in Liberec im Theater und durften eine großartige, beglückende Aufführung der Oper "Nabucco" erleben. Wir hatten Karten diesmal im Parkett, Mitte, Reihe 9 zum Preis von 290 Kronen (etwa 11,50 €), beste Sicht. Die Vorstellung begann bereits schon um 17 Uhr und als sich der Vorhang öffnete, war das der Beginn für ein unglaubliches Fest der Stimmen in einer großartigen, dem Werk entsprechenden Inszenierung und passenden Kostümen, bzw. Gewändern. Die Bühne wirkte nie überladen, aber die Kulissen immer stimmig.
    Ich habe ja diese Oper noch nie selbst auf der Bühne erlebt, kenne sie nur von CD, Platte und vom TV. Und mir wurde wieder klar und bewußt, es ist etwas ganz anderes, wenn man live dabei ist. Nicht nur vom direkten Genuß, man kriegt da so richtig den hohen Grad der Schwierigkeiten mit, der betreffs der Interpretationen hier zu einem hohen Maß vorhanden ist. Und hier blieben keine Wünsche offen. Jeder war hier in seiner Partie sängerisch und gestalterisch hervorragend und beeindruckend. Selbstverständlich auch das Orchester und im Höchstmaß der Chor. Einer der Höhepunkte der Oper ist ja der Gefangenenchor. Wie oft habe ich den schon gehört. Aber gestern hat er mich wohl so wie noch nie ergriffen. Choreografisch beeindruckend, wie die Gefangenen nach vorn getorkelt kommen, dazu gefühlvoll mit Crescendo und Decrescendo interpretiert, da kriegt man Gänsehaut und man spürt die aufrüttelnde Musik am ganzen Körper. Und eine Stelle danach, für mich besonders ergreifend, als der Hohepriester Zaccaria anschließend sein Volk ermutigt. Ich kenne den ital.Text hier nicht (in deutsch ... ja wir glauben, das Gott uns beschützet und führt...). Kenner der Oper werden wissen, was ich meine. Ich sage Euch, das kam mit einer so gewaltigen, voluminösen Stimme rüber, das war in dem Moment so was von mitreißend.
    Es gab viel Szenenapplaus und als die Oper nach drei Stunden beendet war, langanhaltender, verdienter Beifall und Bravo- Rufe. Ach so, gesungen wurde natürlich wieder in der Originalsprache und die Hauptpartien waren besetzt mit:
    Anatolij Orel - Nabucco, Josef Moravec - Ismael, Pavel Vancura - Zaccarias, Dagmar Zaludkova - Abigaille, Dana Stastna - Fenena.
    Wir danken diesem Haus und seinem hervorragenden Ensemble und freuen uns auf weitere schöne Abende.


    Liebe Freunde. Euch danke ich für Eure bisherigen Zustimmungen, Euer Verständnis und ich kann Euren berechtigten Neid verstehen. Ich muß Euch bestätigen und kann Euch versichern, es war ein beglückender Opernabend für Opernkenner- und Liebhaber. Ich habe Euch unten ein paar Bilder reingestellt, damit ihr einen kleinen Eindruck habt.
    Vielen Dank für Euer Interesse und herzliche Grüße
    CHRISSY
    (Wir danken diesem Haus und seinem hervorragenden Ensemble und freuen uns auf weitere schöne Abende.
    Die nächste Vorstellung, die wir für uns planen ist bereits am 19. Nov. - Der Freischütz (in deutsch!)
    Besonderen Dank auch Freund Musikwanderer für die Bilder und den Bericht über das Theater).


    Einen kleinen Nachsatz kann ich mir allerdings nicht verkneifen:
    Für die Freunde und Befürworter des "modernen Regietheaters" wäre das allerdings nichts gewesen - es gab nämlich keine Verunstaltung oder Neudeutung, keinen Klamauk und Spektakel, auch leider keine philosophische Lehrstunde. Es war nur ein stinknormaler Opernabend, der Herz und Gemüt erreichte und erfreute, oder anders gesagt, der einfach nur wunderschön war, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Ich habe das Haus zwar nicht belehrt und geschult, aber dafür überaus zufrieden und glücklich verlassen.





    Jegliches hat seine Zeit...

  • Und mit Verlaub, liebe Mme. Cortese, "Verunstaltungstheater" ist nicht meine Sprache. Ich finde ja schon "Regietheater" sprachlich unmöglich. Aber dieser Begriff hat sich inzwischen eingebürgert und auch Eingang in den Duden gefunden. Er ist also gesetzt.


    Tja, dann müssen wir wohl eben über gutes und schlechtes Regietheater reden, obwohl "gut" und "schlecht" eher dem persönlichen Geschmack zuzurechnen sind, während "Verunstaltungstheater" eindeutiger ist - ein Werk ist derart verfremdet worden, dass es mit Ausnahme der Musik unkenntlich geworden ist. Aber gut - sind diese Ulmer Carmeliterinnen eben gutes Regietheater, wie es eigentlich sein sollte. Zufrieden?



    Viele Grüße


    Mme. Cortese

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Aber verehrteste Mme. Cortese, da bin ich nicht schwierig. Es gibt überall Gutes und Schlechtes. Eben auch im Theater. Natürlich immer als eigene Erfahrung. Ich interessiere mich immer mehr für Dinge, die dazwischen liegen, für das Ungenaue, das Ungefähre, das Diffuse. Und wie wir gerade an Hand von Chrissys Fotos aus Liberec sehen können, gibt es offenbar auch weniger gelungenes konventionelles Theater im Jahr 2013. Zumindest nach meinem Eindruck.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo, Chrissy,
    danke für die interessante Schilderung und auch die Nennung der Sänger. Ich finde es höchst erstaunlich, was ein kleines Theater, das so unter finanziellen Probleme leidet wie Liberec, alles auf die Beine stellt. Wie wäre es denn, wenn einige unserer hochsubventionierten Bühnen in künstlerischer Solidarität mal etwas von ihren Geldern abzwacken und den Liberecern zukommen lassen, damit die Reparaturen durchgeführt werden können?
    Die Zaccaria-Szene, die du meinst, ist - ganz im Geiste des Risorgimento - eine der besten und flammendsten, die Verdi in seinen frühen Opern je geschrieben hat. Gerade im Gegensatz zum melancholischen "Va pensiero" ist sie so wirkungsvoll. Wenn der wortgewaltige Prophet dann auch noch stimmlich seine Entsprechung findet, dann kann man in der Tat froh und dankbar sein, so einen tollen Abend erlebt zu haben. Ich freue mich für dich!

    "Tatsachen sind die wilden Bestien im intellektuellen Gelände." (Oliver Wendell Holmes, 1809-94)

  • Die Zaccaria-Szene, die du meinst, ist - ganz im Geiste des Risorgimento - eine der besten und flammendsten, die Verdi in seinen frühen Opern je geschrieben hat. Gerade im Gegensatz zum melancholischen "Va pensiero" ist sie so wirkungsvoll. Wenn der wortgewaltige Prophet dann auch noch stimmlich seine Entsprechung findet...

    Danke für Deine Zustimmung, liebe Sognatrice. Ich merke, daß Du mich verstanden hast. Es ist immer schwierig, so etwas zu beschreiben und zu vermitteln. Und Du hast es völlig richtig formuliert "flammend". Und diese Stelle ausdrucksstark gesungen mit einer markigen, voluminösen, gewaltigen Stimme... Das geht richtig gefühlsmäßig in einen rein und man geht richtig mit, man spürt förmlich ein kleines Beben. So gut wie gestern habe ich das noch nie gehört.
    Ja und ich kann mich immer nur wiederholen - es ist unglaublich, was dieses "kleine Haus" mit seinem großartigen Ensemble mit spürbarer Spielfreude leistet.
    Da geht mir doch der beabsichtigte Spott von Tastenwolf in einem anderen Thread aber so was von "am A... vorbei".
    Vielen Dank und herzliche Grüße
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ein kleiner Ausflug:


    Ich hatte in meiner Jugend eine 17cm Scheibe der DGG (In der schönen, alten Aufmachung), wo auf Seite eins der Gefangenchor stattfand und auf Seite 2 Georg Hann mit der von Chrissy genannten Arie ("Warum klagt ihr ....") fortsetzte. Diese wuchtige Stimme fehlt mir heute bei so vielen "Nabuccos". Diese Arie ist die würdige Fortsetzung des zum Gassenhauer verkommenen Chors und sollte immer zusammen zu hören sein. Leider ist diese Scheibe den Weg alles Irdischen gegangenund mir auch seit dieser Zeit nicht mehr antiquarisch in die Hände gefallen.


    Diese kleine Platte hat auch meine damals schon bestehende Liebe zur Oper nicht unwesentlich gestärkt.



    Erich

  • Zitat

    Zita von Erich Ruthner: wo auf Seite eins der Gefangenchor stattfand und auf Seite 2 Georg Hann mit der von Chrissy genannten Arie ("Warum klagt ihr ....") fortsetzte.

    Lieber Erich,


    genau über diese Single-Schallplatte (deutsch) habe ich die ersten Berührungen mit Nabucco gehabt. Und ich fand die anschließende Arie des Zaccaria: Warum klagt ihr und seid so verzweifelt" schon damals weit packender als den Gefangenenchor.


    Lieber Crissy,


    vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht. Nach den Bildern ist das für eine Bühne wie Liberec eine tolle Leistung. Vielleicht gibt es da endlich auch wieder einmal einen werktreuen Freischütz. Ich wünsche es dir.


    Liebe Grüße
    Gerhard

    Regietheater ist die Menge der Inszenierungen von Leuten, die nicht Regie führen können. (Zitat Prof. Christian Lehmann)

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  • ich fand die anschließende Arie des Zaccaria: Warum klagt ihr und seid so verzweifelt" schon damals weit packender als den Gefangenenchor.


    Lieber Erich, lieber Gerhard
    Schad, schade, schade... Ihr wärt gestern voll begeistert gewesen, glaubt´s mir.

    Vielleicht gibt es da endlich auch wieder einmal einen werktreuen Freischütz.


    Davon bin ich jetzt schon überzeugt und ganz sicher. Aus meiner bisherigen nur positiven Erfahrung kann ich sagen "Verunstalter und Neudeuter" haben dort bisher glücklicherweise Hausverbot. Und ich hoffe und wünsche, daß das ewig so bleibt.
    Euch eine Gute Nacht und einen schönen Sonntag mit besten Grüßen auch an die verehrten Ehefrauen
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Mich bekommen in so einen Sch... keine 10 Pferde



    Leider hatte ich damals noch Anrecht. Jetzt nicht mehr. Dafür gibt es nur einen Grund - Inszenierungen wie dieser Nabucco uva.


    La Roche - der Uli

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.


  • Lieber Erich,
    hier ist die Szene mit Georg Hann aus Nabucco.
    Für mich ist das eine Parodie.
    Der Bürgermeister Van Bett hat sich nach Babylon verirrt.


    :hello: Herbert

    Tutto nel mondo è burla.

  • Es tut mir leid, dass das heiße Lieblingsthema einiger Forumsmitglieder nun auch noch hier aufschlägt. Dabei wollte ich doch nur dem lieben operus meinen Respekt dafür zollen, dass er diese erfrischende Inszenierung aus Ulm gelobt hat.


    Beim Ansehen dieser Bilder muß ich gestehen, daß ich sie auch nicht so schlecht finde. Man kann an den Kostümen durchaus erkennen, um welches Stück es sich handelt. Es ist eine Form von "Regietheater", die ich auch tolerieren würde, weil eine "Verunstaltung" nicht stattfindet.


    Eine Frage bleibt dennoch. Warum werden historische Kostüme und heutige Utensilien gemeinsam gezeigt?


    Noch was zu den Karmeilterinnen. Ich habe die Oper auch gesehen, und mich haben die ersten 45 Minuten stark gelangweilt. Aber der Schluß ist erschütternd, aufwühlend, er bleibt im Gedächtnis. Sowohl vom Bühnengeschehen als auch von der Musik.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Zitat von La Roche:


    Es ist eine Form von "Regietheater", die ich auch tolerieren würde, weil eine "Verunstaltung" nicht stattfindet.


    Was ist denn hier passiert?
    Irgentwie komme ich mir vor wie bei Rotkäppchen und der böse Wolf und irgenteiner scheint hier gerade im übertriebenenmaße Kreide genossen zu haben.
    Oder sollte es tatsächlich geschehen sein das jemand mal ein Lexikon bemüht hat, um nachzuschlagen was mit dem Wort Regietheater gemeint ist.
    Es geschehen offensichtlich doch noch Zeichen und Wunder ( Nena: Wunder geschehen, ich hab's gesehen ), sogar hier in diesem Forum, unglaublich.

  • Zitat

    Die Zaccaria-Szene, die du meinst, ist - ganz im Geiste des Risorgimento - eine der besten und flammendsten, die Verdi in seinen frühen Opern je geschrieben hat. Gerade im Gegensatz zum melancholischen "Va pensiero" ist sie so wirkungsvoll. Wenn der wortgewaltige Prophet dann auch noch stimmlich seine Entsprechung findet, dann kann man in der Tat froh und dankbar sein, so einen tollen Abend erlebt zu haben. Ich freue mich für dich!


    Hallo, Strana!


    Diese Oper habe ich in Bonn konzertant erlebt mit Nicola Ghiuselev als Zacharias. Phänomenal! Daneben noch Rosalind Plowright und Piero Cappuccilli in den anderen Hauptrollen. Unvergessen!




    Grtuß Wolfgang

    W.S.

  • Zitat

    Ich hatte in meiner Jugend eine 17cm Scheibe der DGG (In der schönen, alten Aufmachung), wo auf Seite eins der Gefangenchor stattfand und auf Seite 2 Georg Hann mit der von Chrissy genannten Arie ("Warum klagt ihr ....") fortsetzte. Diese wuchtige Stimme fehlt mir heute bei so vielen "Nabuccos". Diese Arie ist die würdige Fortsetzung des zum Gassenhauer verkommenen Chors und sollte immer zusammen zu hören sein. Leider ist diese Scheibe den Weg alles Irdischen gegangenund mir auch seit dieser Zeit nicht mehr antiquarisch in die Hände gefallen.


    Hallo, Erich!


    Da kann ich dir helfen! Wärst du damit etwas früher rausgerückt, hätte ich dir die Platte schon nach Ölbronn mitbringen können. Ich besitze diese bestimmt 3-mal. Leider stammen die Platten , soviel ich mich erinnere, von Flohmärkten und sind nicht in allerbestem Zustand. Ich werde mal die beste Aufnahme für dich heraussuchen. Natürlich habe ich diese und auch die anderen Auftritte des Zacharias ("Habt Mut Kinder Judas..." und "Komm mein Getreuer...") noch mit vielen anderen Bassisten u. A. mit Gottöb Frick.




    Herzliche Grüße


    Wolfgang

    W.S.

  • Hier für wenig Geld eine hervorragende, deutsch-gesungene Aufnahme. Herausragend (nicht nur wegen seiner Größe von 2,10 m) Martti Talvela als Zacharias.


    W.S.

  • Eine Idee, die vielleicht ein Lösungsanstaz sein könnte: Wie wäre es denn, wenn wir das Regietheater weniger pauschal beurteilen würden und uns mehr einzelnen Inszenierungen zuwenden würden, wie das in den Beiträgen über "Dialogues des Carmélites" und "Nabucco" geschehen ist. Wir könnten dann am konkreten Beispiel ableiten, was geglückt ist und wo nach Meinung des Autors die Regie zu weit gegangen ist und das Werk "verunstaltet" hat. Vor allem wären wir aus den endlosen Grundsatzdiskussionen raus. Wer dann noch grundsätzlich über das Regietheater und Entwicklungen in der Opernszene schreiben möchte, kann dies jederzeit tun. Denkt bitte über meine Anregung nach. Die gerade laufende Diskussion ist für mich in dieser Richtung ermutigend.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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