Valery Gergiev - ein russischer Dirigent

  • Lieber Holger, ich habe mitnichten und mit keinem Wort die Situation in Russland mit der in Deutschland auch nur andeutungsweise verglichen. Das entspricht nicht den Tatsachen und wäre, da gebe ich Dir völlig recht, in keiner Weise gerechtfertigt.


    Ungeachtet dessen bin ich ein Feind jeglicher Form von Zensur und dazu gehört meines Erachtens auch das Erschweren oder die Herstellung der Unmöglichkeit des Zugangs zu „Feindsendern“. Der mündige Bürger hat das Recht sich selbst ein Urteil zu bilden.


    Was die Leidensfähigkeit der Russen angeht bezieht sich meine Äußerung allein darauf, das ich schlicht nicht glaube, dass man mit den von mir genannten Maßnahmen bei der russischen Bevölkerung etwas erreichen wird. Abgesehen davon, dass ich nicht der Meinung bin, dass man Netflix oder die Erzeugnisse von Macdonald (die ein Mensch, der gewisse Anforderungen an Geschmack und Qualität seiner Nahrungsmittel stellt, ohnehin nicht zu sich nimmt) für ein „gutes Leben“ braucht, geht es mir darum, dass im Westen die Indolenz der Russen gegenüber derartigen Sanktionen unterschätzt wird. Der typische Russe ist bei weitem nicht so hedonistisch geprägt wie der typische Westeuropäer und ohnehin mehr an traditionellen Werten wie Patriotismus (ua auch geprägt durch die kollektive Erinnerung an den „großen vaterlàndischen Krieg“, nicht ohne Grund hat Putin in seiner Rede zum 8. März darauf angespielt) orientiert.

    res severa verum gaudium


    Herzliche Grüße aus Sachsen
    Misha

  • Lieber Siegfried, kannst Du mehr dazu sagen. Ich finde keine näheren Angaben zu Terminen und zum Theater? Auf jeden Fall steht nichts davon im aktuellen Programm des Bolschoi.


    https://www.bolshoirussia.com/playbillm.php?date=2022-04

    Kein Theater, konzertant im neuen Zaryadye-Konzertsaal (das neugestaltete Areal zwischen Rotem Platz und Moskwa, wo früher das Hotel Rossiya stand)


    https://zaryadyehall.com/afish…oltso-nibelunga-chast-ii/

    Er hat Jehova gesagt!

  • Lieber Holger, ich habe mitnichten und mit keinem Wort die Situation in Russland mit der in Deutschland auch nur andeutungsweise verglichen. Das entspricht nicht den Tatsachen und wäre, da gebe ich Dir völlig recht, in keiner Weise gerechtfertigt.

    Lieber Misha,


    schön, dass wir uns da einig sind!

    Ungeachtet dessen bin ich ein Feind jeglicher Form von Zensur und dazu gehört meines Erachtens auch das Erschweren oder die Herstellung der Unmöglichkeit des Zugangs zu „Feindsendern“. Der mündige Bürger hat das Recht sich selbst ein Urteil zu bilden.

    Du meinst wahrscheinlich die Abschaltung des russischen Staatsfernsehens bzw. seines Ablegers in Deutschland. Das finde ich in der Tat nicht unproblematisch um nicht zu sagen falsch, auch wenn eindeutig feststeht, dass der Sender manipulative Propaganda betreibt. Zudem ist es auch unklug. Denn es liefert Putin nur den Vorwand, seinerseits die ausländischen Sender abzuschalten. Wobei er mehr Probleme mit der nicht staatlich kontrollierten inländischen Presse hat, die ihm gefährlich wird, weil sie nicht seine Lügen verbreiten will.

    Der typische Russe ist bei weitem nicht so hedonistisch geprägt wie der typische Westeuropäer und ohnehin mehr an traditionellen Werten wie Patriotismus (ua auch geprägt durch die kollektive Erinnerung an den „großen vaterlàndischen Krieg“, nicht ohne Grund hat Putin in seiner Rede zum 8. März darauf angespielt) orientiert.

    Als Ikea angekündigt hat, dass es seine Filialen dicht macht, bildeten sich gleich große Schlangen in Moskau. Was ein Max Scheler über die aus dem orthodoxen Glauben herrührende Leidensfähigkeit der Russen schrieb, ist sicher kulturhistorisch richtig - aber das schrieb er vor ca. 100 Jahren! Ich glaube kaum, dass sich die Konsum-Mentalität in Moskau heutzutage wesentlich von derjenigen in London, Berlin oder Hamburg unterscheidet. Da erscheint solche Kulturphilosophie eher als ein Mythos aus vergangener Zeit. Die Leute merken, dass die westlichen Ketten dicht machen, wenn zudem VW und Mercedes nicht mehr in Russland produzieren, verlieren Arbeiter und Angestellte ihren gut bezahlten Job. Wenn demnächst Lidl usw. ihre Filalen in Russland zumachen wie jetzt z.B. auch der Schuhverkäufer Deichmann, verlieren wiederum noch mehr Russen ihren Job. Dazu: Der Rubel verfällt, die Preise steigen, die Reisefreiheit ist eingeschränkt - was gerade Menschen aus dem ehemaligen Ostblock, die noch erlebt haben, was es bedeutet, nicht frei überall auf die Welt hinreisen zu können, nicht einfach so wegstecken dürften. Ich glaube kaum, dass bei "modernen" Menschen im 21. Jahrhundert da noch eine Leidensbereitschaft besteht. Für welchen "Werte" sollten sie auf diese Errungenschaften der letzten Jahrzehnte verzichten? Den Fraß von Mc. Donalds mag ich gar nicht, aber Mc. Donalds steht für viele Menschen gerade im ehemaligen Ostblock für die Öffnung zum Westen hin nach Ende des kalten Krieges. Das ist sozusagen ein Symbol - in Bulgarien ist das genauso. Dann werden noch die sozialen Netzwerke abgeschaltet, die vornehmlich jüngere Leute nutzen. Das sind alles sehr empfindliche Einschränkungen. Und nicht zuletzt zieht die Nationalismus-Karte gegenüber dem "Brudervolk" der Ukrainer nicht. Ein "großer vaterländischer Krieg" gegen Ukrainer? Das kann Putin nicht vermitteln. Er weiß, warum er das Wort "Krieg" zu benutzen verboten hat. Ihm fällt bezeichnend nichts mehr ein, als Menschen, die demonstrieren, weil sie einfach diesen Krieg nicht wollen, zu Tausenden ins Gefängnis zu sperren. Eigentlich ist das nur Zeichen von Schwäche und eines Versagens.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lisa Batiashvili begrüßt Rauswurf von Gergiev in München


    (Die Redaktion hat offenbar keinen blassen Dunst von klassischer Musik, weiß also nicht, ob Batiashvili Männlein oder Weiblein ist! Peinlich! Die Original-Meldung ist aus den "Passauer Neuen Presse" von heute.)


    Lisa Batiashvili, eine Geigerin, begrüßt den Rauswurf der Münchner Philharmoniker von Valery Gergiev, einem russischen Dirigenten und Putin-Verbündeten. ‚Ohne Zweifel.‘ Auf die Frage, ob die Kündigung eine gute Entscheidung sei, antwortete sie im Interview mit der „Passauer Neuen Presse“ (Montagsausgabe): „Ein bisschen überfällig, wie ich finde. „Um ehrlich zu sein, jemand, der Krieg und Besatzung unterstützt, gehört nicht auf eine freie europäische Bühne“, sagte der Geiger Batiashvili.


    Personen: Batiashvili, ein Geiger, begrüßt die Entlassung von Gergiev. - Nachrichten De


    dpa


    Geigerin Batiashvili begrüßt Rauswurf von Dirigent Gergijew (msn.com)

  • Lisa Batiashvili, eine Geigerin,

    Ja, man muß bei der Beurteilung unserer Presse auch nicht alles glauben, was man "schwarz auf weiß" besitzt! Und dazu ein zweiter Fauxpas:


    „Um ehrlich zu sein, jemand, der Krieg und Besatzung unterstützt, gehört nicht auf eine freie europäische Bühne“, sagte der Geiger Batiashvili.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Ja, man muß bei der Beurteilung unserer Presse auch nicht alles glauben, was man "schwarz auf weiß" besitzt! Und dazu ein zweiter Fauxpas:


    Die Nachricht wird auch nur zitiert - bei dpa (habe ich ebenfalls verlinkt) und bei der Online-Seite des "Stern" ist es richtig! Insofern sind diese Fauxpas nicht relevant.

  • Ich glaube kaum, dass bei "modernen" Menschen im 21. Jahrhundert da noch eine Leidensbereitschaft besteht. Für welchen "Werte" sollten sie auf diese Errungenschaften der letzten Jahrzehnte verzichten? Den Fraß von Mc. Donalds mag ich gar nicht, aber Mc. Donalds steht für viele Menschen gerade im ehemaligen Ostblock für die Öffnung zum Westen hin nach Ende des kalten Krieges. Das ist sozusagen ein Symbol - in Bulgarien ist das genauso. Dann werden noch die sozialen Netzwerke abgeschaltet, die vornehmlich jüngere Leute nutzen. Das sind alles sehr empfindliche Einschränkungen. Und nicht zuletzt zieht die Nationalismus-Karte gegenüber dem "Brudervolk" der Ukrainer nicht. Ein "großer vaterländischer Krieg" gegen Ukrainer? Das kann Putin nicht vermitteln. Er weiß, warum er das Wort "Krieg" zu benutzen verboten hat. Ihm fällt bezeichnend nichts mehr ein, als Menschen, die demonstrieren, weil sie einfach diesen Krieg nicht wollen, zu Tausenden ins Gefängnis zu sperren. Eigentlich ist das nur Zeichen von Schwäche und eines Versagens.


    Schöne Grüße

    Holger

    Lieber Holger, deine Beiträge hier finde ich immer sehr treffend. Sie zeigen, dass Liberalität und Entschlossenheit, die Demokratie zu verteidigen, sich nicht ausschließen. Deine Einschätzung in Bezug auf die Jugend teile ich; die sind ja von den globalen Werten schon infiziert, das kann man nicht mehr rückgängig machen. Auch der Angriff auf die Oligarchen wird erfolgreich sein (Beispiel FC Chelsea mit Deutschen wie Tuchel, Werner und Havertz. Vielleicht kriegen wir die bald zurück!)

    Zu McWürg: die Kosten des klassischen Burgers von McDonalds gilt bei Wirtschaftsanalysten als Indiz für die Kaufkraft der Bürger des jeweiligen Landes. Bei meinen Skandinavienreisen in den 80ern war das sehr spürbar.

    "He is the corpse at every funeral, the bride at every wedding, and the child at every christening!" (Tochter von Roosevelt über ihren Vater)

  • Lieber Siegfried, kannst Du mehr dazu sagen. Ich finde keine näheren Angaben zu Terminen und zum Theater? Auf jeden Fall steht nichts davon im aktuellen Programm des Bolschoi.


    https://www.bolshoirussia.com/playbillm.php?date=2022-04

    Lieber Orfeo,

    schau mal bei Klassik.com nach. Der Aufführungsort soll der Narjadje Park sein. In seiner Heimat soll Gergijew wie ein Held empfangen worden sein.

    Vielen Dank auch für deinen obigen Link, der doch manchen die Augen öffnet über die Russland-Hörigkeit gewisser Bürger der ehemaligen DDR. Die Mauer wird nie verschwinden.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • oder die Erzeugnisse von Macdonald (die ein Mensch, der gewisse Anforderungen an Geschmack und Qualität seiner Nahrungsmittel stellt, ohnehin nicht zu sich nimmt)

    ES gibt in diesem Thread und in unserer Zeit generell kaaum etwas woruber ich lächel - oder mich ärgern kann.


    Aber da gab es Meinungsumfragen in Russland, in Bezug die Sanktionen.


    Eine Frau sagte, daß ihr der Ausfall von Starbucks nichts ausmache (was ich persönlich gut nachvollziehen kann)- Da trinke man eben anderen Kaffe...


    Aber die Krönung war ein Junge von etwa 25-18 Jahren, der meinte, dieser Wegfall von MC..... rette vielleicht Leben, und das ist wichtiger als "leckeres Essen " !!!! (aus dem Gedächnis zitiert)

    Ich wäre nie auf die Ideee gekommen ...........(jeder weiß was ich hier sagen will)


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Vielen Dank auch für deinen obigen Link, der doch manchen die Augen öffnet über die Russland-Hörigkeit gewisser Bürger der ehemaligen DDR. Die Mauer wird nie verschwinden.

    Lieber Siegfried, das gleicht sich aus. Dafür mögen viele Ossis die Amerikaner nicht.

    Allerdings verhehle ich nicht, daß Putin gewaltig an Sympathie verloren hat, auch im Osten. Deshalb kann man aber das Land nicht in Sippenhaft nehmen. Iwan Rebroff hat einmal gesungen "Mein Rußland Du bist schön". Geographisch muß ich das bestätigen!

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Dafür mögen viele Ossis die Amerikaner nicht.

    Wobei sich mir die Frage aufdrängt, was denn die Amerikaner der DDR bzw. ihren Bürgern konkret angetan haben??

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Das frage ich mich auch.......


    aber immerhin wird ja dort auch mehr die AFD gewählt als im Rest der BRD, die Impfquote ist dort auch niedriger.

    Aber zurück zu Gergiev - ich müsste mal nachsehen ob ich etwas von ihm habe - aber kaufen würde ich nichts mehr. Und ansonsten ist über diesen Herrn alles gesagt.....von mir aus kann er gerne in seiner Heimat bleiben.


    Kalli

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    Gerade gefunden. Urzeiten ist's her: 11. Juni 1989.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Vielen Dank auch für deinen obigen Link, der doch manchen die Augen öffnet über die Russland-Hörigkeit gewisser Bürger der ehemaligen DDR.

    Ich kannte diesen Artikel im Berliner TAGESSPIEGEL auch. Er vermittelt den Eindruck, als bildeten zwei deutsche Ministerpräsidenten die fünfte Kolonne. Diese Politiker haben ihren Bürgern geschworen, sich für denen Wohl einzusetzen. Würden sie nun die auch historisch und geopolitisch bedingten Wirtschaftsbeziehungen zu Russland radikal reduzieren oder gar abbrechen, würden viele tausend Menschen in ohnehin strukturarmen Regionen Job und Perspektive auf Dauer verlieren. Die Geschichte hat den Ostländern ihre Funktion als Brückenbauer in Europa zugewiesen. Diese Rolle haben sie sich nicht ausgesucht. Es ging ja auch lange gut, wurde nie enthaft hinterfragt - auch vom TAGESSPIEGEL nicht - und auch die Bürger in den westlichen Bundeländer sind mit dem Ostsprit gefahren und haben sich mit Öl und Gas aus Russland Eigenheime und und Wohnungen geheizt. Die Leitungen enden nun mal in Mecklenburg-Vorpommerm - und nicht im NRW oder in Hessen. Vergessen ist auch, dass Putin 2001 im deutschen Bundestag und nicht im Parlament eines ostdeutschen Bundeslanes sprechen durfte und mit Blumen und stehendem Beifall bedacht wurde. Damals saßen auch 245 Unionsabgeordnete im Parlament. Einige sitzen immer noch dort. Die deutschen Medien - und ich kann nur für mein Land sptrechen - spielen wieder einmal nicht die glücklichste Rolle. Plötzlich wollen sie alles schon gewusst haben. Das ist wohlfei und für mich unglaubhaft. Mich treibt die Sorge um, dass die Gräben in der deutschen Gesellschaft erneut aufgerissen werden. Der Anfang ist gemacht.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Iwan Rebroff hat einmal gesungen "Mein Rußland Du bist schön". Geographisch muß ich das bestätigen!

    La Roche

    Iwan Rebroff war kein Russe und hieß auch nicht Iwan Rebroff.

    "He is the corpse at every funeral, the bride at every wedding, and the child at every christening!" (Tochter von Roosevelt über ihren Vater)

  • Odessa gilt als Schlüsselstadt im Kampf um die Ukraine. Noch ist es relativ ruhig in der Hafenstadt, doch ihre Einwohner bereiten sich auf das Schlimmste vor.

    Gestern sang man vor dem Opernhaus der ukrainischen Stadt Odessa: "Va pensiero".


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • was denn die Amerikaner der DDR bzw. ihren Bürgern konkret angetan haben??

    Nur nochmals ein Hinweis. Meine Schwiegereltern haben 1945 in Dresden gelebt, mitten im Zentrum. Meine Frau war am 13. Februar 6 Monate alt und bekam während des Bombardements die Einschläge mit und auf der Flucht aus Dresden in Richtung Freital eine schwere Rauchvergiftung. Die Folgen hat sie ein Leben lang gespürt, sie hat nie in ihrem Leben ein Feuerwerk erleben können, ohne weinen zu müssen, und sie hatte ein Leben lang Atemprobleme. Meine Schwiegereltern haben alles verloren, die Schwiegermutter hat von amerikanischen Tieffliegern während der Flucht am 14.02.45 gesprochen, die auf Flüchtlinge geschossen und Napalm abgeworfen haben. Wer aus den Trümmern rauskam, hatte wieder um sein Leben zu kämpfen. In Dresden sind in einer Nacht rund 25 000 Menschen getötet worden. Maßgeblich waren Amerikaner beteiligt. Nach dem Angriff hatten meine Schwiegereltern (Schwiegervater war in Gefangenschaft) weder Geld noch Wohnung, weder Klamotten noch zu essen. Meine Frau brauchte Medikamente zum Überleben, Penicillin. Sie hat es bekommen, von den Russen nach deren Einmarsch, sonst wäre sie gestorben.

    Über die Verbrechen der Amis in Vietnam, Korea, Irak, Libyen u.a. will ich nicht reden. Da haben sie sich in nichts von Putin unterschieden.


    Reicht das?


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Iwan Rebroff war kein Russe und hieß auch nicht Iwan Rebroff.

    Hab ich auch nicht behauptet. Er ist als Deutscher geboren, in Belzig und Halle aufgewachsen und als Deutscher gestorben.

    Siehe meinen Beitrag #1710 im Thread "was hört ihr gerade jetzt - Klassik 2022" , Seite 57.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In Dresden sind in einer Nacht rund 25 000 Menschen getötet worden. Maßgeblich waren Amerikaner beteiligt.


    Reicht das?

    Meine Geburtstadt Köln wurde 1942 von der Royal Air Force durch mehr als 1000 Bomber in Schutz und Asche gelegt.

    Bei den Luftangriffen auf München wurde die bayerische Hauptstadt schwer getroffen. Die Luftangriffe wurden von Einheiten der Royal Air Force (RAF) und den United States Army Air Forces (USAAF) ausgeführt. Die Altstadt wurde fast vollständig zerstört.

    Trotzdem haben die Bewohner Kölns und Münchens heute ganz normale Beziehungen zu den Briten und Amerikanern.


    Geht doch!

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Trotzdem haben die Bewohner Kölns und Münchens heute ganz normale Beziehungen zu den Briten und Amerikanern.

    Aber nicht zu den Russen. Für den Westen immer ein Feindbild. Die Russen stehen uns im Osten näher, oder standen uns näher, bis Putin zum Aggressor wurde. Wir brauchen uns nicht zu agitieren, wie Hitlers Wahnsinn bestraft wurde. Ihr hattet nach dem Krieg Westpropaganda, wir Ostpropaganda. Unsere Städte waren kaputt, eure waren kaputt. Die Propaganda war nach politischen Blöcken ausgerichtet.

    Ich bin überzeugt, wenn nach dem Zusammenfall des Ostblocks 1990 Ost und West an einem Tisch über die Zukunft entschieden hätten, wäre heute kein Krieg in Europa. Gorbi und Kohl habens vorgemacht. Warum es danach anders lief, das kann man ansatzweise einer Doku entnehmen, die unter dem Titel "Putins Krieg" auf Phoenix lief, und wo zugegeben wurde, daß man Putins Bedenken zur NATO-Osterweiterung nicht ernst genug nahm.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • In Westberlin war pro-amerikanische Propaganda völlig unnötig, obwohl natürlich auch auf Berlin reichlich Bomben gefallen waren. Für die dürfen wir uns bei einem gewissen Hitler bedanken.

    Was Westdeutschland angeht: Spätestens nach dem 17 Juni, dem Aufstand in Ungarn und dem Einmarsch in die Tchechoslowakei war auch dort keine prowestliche Propaganda nötig, obwohl natürlich zur Zeit des letzteren die Stimmung wegen des Vietnamkrieges zu kippen begann.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Aber nicht zu den Russen. Für den Westen immer ein Feindbild. Die Russen stehen uns im Osten näher, oder standen uns näher, bis Putin zum Aggressor wurde. Wir brauchen uns nicht zu agitieren, wie Hitlers Wahnsinn bestraft wurde. Ihr hattet nach dem Krieg Westpropaganda, wir Ostpropaganda. Unsere Städte waren kaputt, eure waren kaputt. Die Propaganda war nach politischen Blöcken ausgerichtet.

    Du vergisst mit Deinem Schablonendenken Ost-West schlicht die ca. 13 Millionen Flüchtlinge aus den deutschen Ostgebieten. Dazu gehörten die Familien meiner Mutter und meines Vaters. Sie stammen - wie hier bekannt sein dürfte - aus Danzig. Meine Mutter hat miterlebt, wie russische Soldaten die nach dem Bombardement unversehrten (!) Häuser in Danzig Langfuhr, ganze Straßenzüge, angezündet haben, um die deutsche Zivilbevölkerung zu vertreiben. Und sie hat miterlebt, wie russische Soldaten massenweise und wahllos deutsche Frauen vergewaltigt haben - ganz junge, die noch Kinder waren und ganz alte. Sie haben auch nicht davor zurückgeschickt, Mütter im Beisein ihrer kleinen Kinder zu vergewaltigen. Die Russen haben meinen Schwiegervater umgebracht auf dem berüchtigten Schreckensmarsch nach Graudens, wo sie alle Männer, welche die Nazis nicht zum Krieg eingezogen hatten, zusammentrieben. Die meisten sind dabei umgekommen. Die deutschen Mütter und Kinder sind zu Millionen aus - berechtigter - Angst vor den Russen geflohen. Da brauchte es keines Feindbildes und keiner angeblichen westlichen Propaganda - das war real erlebte Angst vor den nachweislich geschehen Untaten der roten Armee zu Ende des Krieges. Trotzdem hatte meine Mutter nie einen Hass auf die Russen. Im Gegenteil, sie berichtete von einem sehr anständigen russischen Offizier, den sie in den 1970iger Jahren noch sogar versucht hat in Russland ausfindig zu machen, aber vergeblich. Mein Vater war junger Soldat und hat von Ferne gesehen, wie Dresden, das er kurz zuvor noch besucht hatte, bombardiert wurde. Die Stadt leuchtete auf in rotem Feuer. Er berichtet davon, dass die Russen in den letzten Kriegswochen keine Kriegsgefangenen mehr machten. Verwundete deutsche Soldaten wurden einfach erschossen. Das Bild der Russen in der Bundesrepublik wurde maßgeblich nicht durch irgendeine Propaganda geprägt, sondern von den sehr realen Erfahrungen der Millionen Vertriebenen aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, wozu auch meine Eltern gehörten. Von der Vertreibung der Deutschen durch den "russischen Bruder" durfte in der DDR natürlich nicht berichtet werden. Die Soldaten der roten Armee wurden zu Helden verklärt, waren ja die großen "Befreier" vom NS. Mir scheint, Du bist das Opfer genau dieser Ostpropaganda, wenn Dir das Schicksal der deutschen Vertriebenen schlicht gar nicht in den Sinn kommt.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Lieber Holger,

    das ist natürlich alles sehr schlimm, aber

    dann sollte man auch gerechterweise nicht vergessen, wie Wehrmacht und SS während des Krieges im Osten gehaust haben und dass daher viele Russen eine durchaus verständliche Wut auf alles Deutsche hatten. Vieles davon war ja zu der Zeit in Deutschland noch gar nicht bekannt. Und hätte Stalin tatsächlich "Deutschland die Hand gereicht" und zusammen mit den Westmächten eine konstruktive Nachkriegspolitik betrieben, wäre wohl nach einiger Zeit auch das Verhältnis zu der Russen allmählich besser geworden. Nur leider war Stalin eben Stalin, der ja in mancher Hinsicht ebenso ruchlos wie Hitler war, und der nichts Eiligeres zu tun hatte, als verdeckt unter dem Mäntelchen der Sozialismus sein Machtstreben auszuleben und in allen Ländern, die von der Roten Armee "befreit" worden waren, sofort Diktaturen in Form von Satellitenstaaten zu errichten, teilweise mit Gewalt (Prag 1968). Verständlich also, dass die Länder, die die Wahl hatten, sich lieber nach Westen orientierten. Und dafür brauchte es eben keine prowestliche Propaganda. Und gerade wir in Westberlin hatten ja bis zum Mauerbau täglichen Anschauungsunterricht, wie es in der DDR zuging.

    Gott achtet mich, wenn ich arbeite, aber er liebt mich, wenn ich singe (Tagore)

  • Wir sollten das Thema nicht weiter abgleiten lassen. Holger, es tut mir sehr leid, was Deiner Familie im Krieg geschehen ist.

    Immer gibt es in einem Krieg Täter und Opfer, Schuldige und Unschuldige.

    Deshalb kann ein Krieg nie Sieger haben, auch Putins Krieg nicht. Aber nach jedem Krieg wird es Freunde und Feinde geben, leider. Nicht immer persönlich. Nach 1945 war Deutschland in Sippenhaft, jetzt ist es Rußland, und oft waren es auch Amerikaner. Der Traum vom friedlichen Zusammenleben aller Völker ist momentan geplatzt. Ich hoffe aber darauf, daß es in Zukunft bessere Perspektiven geben wird, auch wenn ich es nicht mehr erleben werde.

    Als Opfer einer Ostpropaganda lasse ich mich aber nur ungern allein deklarieren. Jeder war nach 1945 Opfer einer Propaganda.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Wen sollte es denn allen Ernstes überraschen, dass die Georgierin Batiashvili und der Ossete Gergiev auf keinen grünen Zweig kommen. Und das war bestimmt schon lange vor der derzeitigen Eskalation so.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Mir verläuft die Diskussion um die Person Gergiev zu sehr im Schwarz-Weiß-Denken. Wie gesagt, muss man seine genuinen ossetischen Wurzeln stärker berücksichtigen. Dies geschieht nach meiner Beobachtung in der öffentlichen Debatte praktisch überhaupt nicht. Es ist immer die Rede vom "russischen Dirigenten Gergiev", womit abermals die Problematik des mehrdeutigen Begriffs "russisch" vs. "russländisch", auf die ich schon an anderer Stelle hinwies, deutlich wird. Wenn ein Ossete die Vorstellung eines wiedervereinigten Ossetien begrüßt, ist das zunächst einmal nicht per se zu verurteilen. Gerade im einst geteilten Deutschland müsste man das eigentlich verstehen können. Das Problem ist freilich, dass Ossetien auf zwei Länder, Russland und Georgien, aufgeteilt ist, was vom sowjetischen Divide-et-impera-Prinzip gewiss ganz gewollt war. Die Problematik dessen sieht man in voller Ausprägung seit dem Zerfall der UdSSR.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich sehe das ganz locker. Unabhängig zu seinen ethnischen Wurzeln.

    Er hat sich zu Putin bekannt. Die westlichen Intendanten fanden das als Grund die Verträge mit ihm zu lösen.

    Er wird in Hinkunft in Russland auftreten - muß also nicht verhungern.

    Er hat Flagge gezeigt - und eine Entscheidung getroffen.

    So spart er sich Anfeindungen aus dem Publikum - und in Europa werden wieder eine paar Dirigenten-Planpsten frei....


    Die Tonträgerkonzerne werden - dank ihrer Krämermentlität - sich dreimal überlegen ob sie weiterhin noch Aufnahmen mit ihm machen...

    Werden seine Aufnahmen weiterhin verkauft, dann passiert nicht

    Wenn nicht - dann landen sie auf den Wühltischen diverse Kaufhäuser...


    So löst sich alles in Wohlgefallen auf

    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Wenn nicht - dann landen sie auf den Wühltischen diverse Kaufhäuser...

    Ich weiss nicht, ob es irgendwo in Europa noch Wühltische im Kaufhaus mit CDs gibt, ich habe schon lange keine mehr gesehen. Bin aber zugegebenermaßen auch nur noch äußerst selten im Kaufhaus.

  • Vielleicht sollte man auch mal darüber nachdenken:


    https://www.nordkurier.de/kult…usschmiss-1147428203.html

    Der ehemalige Chefdirigent Buttkewitz ist begeisterter Leserbriefschreiber und teilt gerne an verschiedenen Stellen zu allem seine Meinung mit, u.a. in der Zeitung "junge Welt" "Wenn ich mir das Bild mit den vielen ukrainischen Fahnen und den Menschenmengen vor dem Brandenburger Tor anschaue, so stimmt mich das tieftraurig, weil es ein solches Bild acht Jahre lang nicht gab, als im Donbass von neonazistischen, ukrainischen Verbänden, die sich schamlos mit SS-Symbolen und Hakenkreuzflagge fotografieren lassen, Tausende von Zivilisten durch Beschuss der Wohngebiete ermordet wurden. Das wird auch jetzt, und zwar verstärkt, fortgesetzt. Was ist das für eine »Friedensbewegung«, die jetzt aus dem Winterschlaf erwacht und einseitig die Ukraine und damit diese Verbände unterstützt?" Fred Buttkewitz, Ulan-Ude


    Aus: "junge Welt" Ausgabe vom 04.03.2022 Seite 3 / Schwerpunkt

    Ukraine-Krieg - Stimmen zum Krieg


    Die "junge Welt" ist eine linke, marxistisch orientierte, überregionale Tageszeitung mit einem "hohen Anteil an Hintergrundberichten und umfassenden Analysen" (Eigenwerbung)

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

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