Lieber Holger, ich habe mitnichten und mit keinem Wort die Situation in Russland mit der in Deutschland auch nur andeutungsweise verglichen. Das entspricht nicht den Tatsachen und wäre, da gebe ich Dir völlig recht, in keiner Weise gerechtfertigt.
Ungeachtet dessen bin ich ein Feind jeglicher Form von Zensur und dazu gehört meines Erachtens auch das Erschweren oder die Herstellung der Unmöglichkeit des Zugangs zu „Feindsendern“. Der mündige Bürger hat das Recht sich selbst ein Urteil zu bilden.
Was die Leidensfähigkeit der Russen angeht bezieht sich meine Äußerung allein darauf, das ich schlicht nicht glaube, dass man mit den von mir genannten Maßnahmen bei der russischen Bevölkerung etwas erreichen wird. Abgesehen davon, dass ich nicht der Meinung bin, dass man Netflix oder die Erzeugnisse von Macdonald (die ein Mensch, der gewisse Anforderungen an Geschmack und Qualität seiner Nahrungsmittel stellt, ohnehin nicht zu sich nimmt) für ein „gutes Leben“ braucht, geht es mir darum, dass im Westen die Indolenz der Russen gegenüber derartigen Sanktionen unterschätzt wird. Der typische Russe ist bei weitem nicht so hedonistisch geprägt wie der typische Westeuropäer und ohnehin mehr an traditionellen Werten wie Patriotismus (ua auch geprägt durch die kollektive Erinnerung an den „großen vaterlàndischen Krieg“, nicht ohne Grund hat Putin in seiner Rede zum 8. März darauf angespielt) orientiert.