Als Gegenstück zu Knusperhexes Thema „unsägliche Rezensionen“, die es leider immer noch zuhauf gibt, möchte ich hier ehrliche Rezensionen einstellen. Ich habe in der letzten Zeit in der Presse festgestellt, dass sich immer weniger Kritiker vom Zeitgeist „unterbuttern“ lassen. Mehr und mehr haben den Mut, die Wahrheit an deutschen Bühnen auszudrücken.
In Bonn wurde nun wieder einmal die beliebte Masche aufgegriffen, Opern in den Zirkus zu verlegen. Wir haben das ja in den letzten Jahren schon beim „Rigoletto“ und hier in Köln beim „Freischütz“ (der Arme, was der schon alles über sich hat ergehen lassen müssen!) erlebt. Nun hat es in Bonn den "Don Giovanni" als Zirkusdompteur getroffen.
Leider lässt sich der Artikel aus der heutigen Ausgabe vom Kölner Stadt-Anzeiger hier nicht verlinken. Daher kann ich nur Auszüge hier einstellen:
ZitatAlles anzeigenAuszüge aus dem Kölner Stadtanzeiger vom 13.12.16. Titel : Mit Peitsche und Springreifen
Mit der stofffremden Verortung eines Werkes im Zirkus hat die Kölner Oper vor einiger Zeit Schiffbruch erlitten – der „Freischütz „war eine der spektakulärsten Pleiten der vergangenen Jahre. Nun arbeitet Jakob Peters-Messer in seiner neuen Bonner „Don Giovanni“-Inszenierung ebenfalls mit den einschlägigen Accessoires.
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Im Zentrum der Bühne befindet sich ein Manegenrund, das von einem typischen Zirkusvorhang eingefasst wird. Don Giovanni amtiert in diesem Ambiente als Dompteur, der „seine“ Frauen wie Tiere mit Springreifen und (virtuell)Reitpeitsche traktiert.
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Leider werden diese Motive kaum wirksam für den Handlungsablauf, bleiben ihm äußerlich und also beliebig. Don Giovanni als Dompteur – da öffnet sich ein weites Feld: Warum bringt man ihn nicht mal als Bungeespringer oder Altwarenhändler? Und welche Funktionen das übrige Personal im Zirkus versieht, ist auch unerfindlich.
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Das Fehlen an gedanklicher Überzeugungskraft fällt zunächst wenig auf, weil sich das Drama auf der optisch ansprechenden Bühne verständlich, schnörkellos und ohne ideologische Überfrachtung entfaltet. Nach der Pause freilich tut es dies dann umso mehr, als der Regie jenseits des fragwürdigen Basiskonzept nicht viel eingefallen ist: Tempo, Witz, Spiel- und „giocoso“-Charakter der Oper – alles Fehlanzeige. Das „Scheinfinale“ mit der Enttarnung des vermeintlichen Don Giovanni als Leporello gedeiht zum beklagenswerten Musterbeispiel dafür, wie die Personenführung die ja nun überdeutlichen Impulse und Umschwünge der Musik ins Leere laufen lässt.
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Statt dessen wird fleißig herumgestanden und man muss schon fast froh sein, dass Elviras nachkomponierte Szene „In quali eccessi“ gestrichen wurde
Auch die musikalische Seite kommt nicht sehr gut weg. Insgesamt also wieder „Oper to go (zum Weglaufen)". Wahrscheinlich werden aber wieder einige zeitgeistabhängige Rezensoren die Inszenierung wieder in ungeahnte Höhen emporjubeln.
Liebe Grüße
Gerhard