Wiener Neujahrskonzert 2024

  • Das Programm steht mittlerweile:


    NEUJAHRSKONZERT 2024

    Großer Saal des Musikvereins, Wien

    Montag, 1. Jänner 2024, 11.15 Uhr


    Karl Komzák

    Erzherzog Albrecht-Marsch, op. 136


    Johann Strauß II.

    Wiener Bonbons. Walzer, op. 307


    Johann Strauß II.

    Figaro-Polka. Polka française, op. 320


    Josef Hellmesberger (Sohn)

    Für die ganze Welt. Walzer


    Eduard Strauß

    Ohne Bremse. Polka schnell, op. 238


    Johann Strauß II.

    Ouvertüre zur Operette "Waldmeister"


    Johann Strauß II.

    Ischler Walzer. Nachgelassener Walzer Nr. 2


    Johann Strauß II.

    Nachtigall-Polka, op. 222


    Eduard Strauß

    Die Hochquelle. Polka mazur, op. 114


    Johann Strauß II.

    Neue Pizzicato-Polka, op. 449


    Josef Hellmesberger (Sohn)

    Estudiantina-Polka aus dem Ballett "Die Perle von Iberien"


    Carl Michael Ziehrer

    Wiener Bürger. Walzer, op. 419


    Anton Bruckner

    Quadrille, WAB 121 (Orchestr. W. Dörner)


    Hans Christian Lumbye

    Glædeligt Nytaar! Galopp


    Josef Strauß

    Delirien. Walzer, op. 212


    WIENER PHILHARMONIKER

    Dirigent: CHRISTIAN THIELEMANN


    Dass der Walzer "Wiener Bürger" von Ziehrer dabei ist, finde ich großartig. :jubel:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich freue mich auf die Ouvertüre zum "Waldmeister" und auch auf den "Delirienwalzer".

    Wer dirigiert eigentlich??

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • :thumbup::thumbup:Danke

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Nun, liebe Tamino-Musikfreunde, PROSIT NEUJAHR!


    Wer von Euch hat schon gelauscht, zugehört, verkatert mitgesummt oder intensiv die Ohren gespitzt und kann etwas sagen? Ich war, trotz des Neujahrstages, schon unterwegs, ich komme jetzt erst dazu, den Radiomitschnitt anzuhören und werde dann auch später meine Eindrücke schildern, aber vielleicht könnt Ihr ja schon etwas sagen?

    Ein gutes Neues Jahr 2024!

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  • Es war in gewisser Hinsicht ein sehr MARKANTES Neujahrskonzert. zum einen, weil relativ unbekannte Werke gespielt wurden, zum anderen weil man ein "leichtgewichtiges" Jugendwerk Anton Bruckners (für Klavier, vierhändig)für Orchester arrangiert und am Neujahrskonzert quasi "uraufgeführt" hat. Mann hätt hie vermutet, daß dieses Stück von Bruckner ist. Aber es wurde ja uch ABSICHTLICH im Stile von Strauß orchestriert um es klanglich einzufügen.

    Es gab auch ein Stell wo ich lachen mußte: Bei einem dieser eher unbekannten Stück - Thieleman hielt eine Generalpause ziemlich lange - vermutete ein Teil des Publikums, das Stück sei schon zu Ende, und begann zu applaudieren. Die Camera war aufmerksam und richtet den Fokus auf ein paar Orchestermitglieder, die diesen Fauxpas mit einem kaum merkbaren ironischen, wissenden Lächeln quittierten.

    Thielemann ist nicht nur bei den Wiener Philharmonikern äusserst beliebt, sondern auch beim Wiener Publikum, das ihn das auchspüren ließ. Er schien sehr glücklich.

    Beim Radetzkimarsch dirigierte er das Mitklatschen des Publikums nicht nur, sonder er ziege mit gestig um Mienensprache dem Publikum an mit welcher Laurtstärke im jeweiligen Augenblick geklatscht werden sollte - und das Publikum folgte diesen Gesten, als wäre das alles geprobt worden.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Vielen Dank, lieber Alfred,


    Du lieferst die Informationen, die ich nur über das Radio nicht mitbekommen habe - nun, vielleicht schaue ich mir dann auch noch die Wiederholung im Fernsehen an (ich gehe mal davon aus, dass wie in den vergangenen Jahren 3 sat in den nächsten Tagen nochmal das Ganze ausstrahlen wird).
    Rein musikalisch fand ich das Konzert auch großartig, insbesondere die Auswahl der vielen unbekannten Stücke hat mir sehr gefallen. Gut, der nachträglich orchestrierte frühe Bruckner, der auf das Neujahrskonzert hin getrimmt worden ist, mag mehr ein Gag sein als alles andere, aber dennoch hat mir diese Quadrille große Freude bereitet.
    Ja, die herrliche "Waldmeister"-Ouverture von Johann Strauss junior haben die Leute natürlich böse zerklatscht - Generalpausen sind bei unbekannten Stücken natürlich ein besonderes Risiko...
    Alles in allem finde ich jedoch, dass Christian Thielemann und die Philharmoniker ihre Sache hervorragend gemacht haben. Eleganz, Leichtigkeit, dramatische Spannung, Euphorie, überschäumende Freude, aber auch Verträumtheit und melancholische Nachdenklichkeit waren zu vernehmen, alles wurde mitreißend herausgearbeitet. Auch klangtechnisch war die Radioübertragung von ausgezeichneter Qualität, also auch hier große Freude.
    Ein sehr schöner Auftakt ins Neue Jahr, der mir auch in den verbleibenden elf Monaten sicherlich große Freude bereiten wird, zumal diese Musik nicht nur ein Neujahrsritual für mich darstellt, sondern das ganze Jahr hindurch verlässlich stimmungsaufhellend auf mich wirkt.

  • Für mich eines der besten Neujahrskonzerte. Ich habe aber nicht alle gesehen, erst seit ca. 10 Jahren bin ich regelmäßig dabei. Prima fand ich, daß Thielemann zu den Dirigenten gehört, die zum Lachen im Saal bleiben und nicht in den Keller gehen.

    Für Dresden ein gewaltiger Verlust.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Vielen Dank, lieber Alfred,


    Du lieferst die Informationen, die ich nur über das Radio nicht mitbekommen habe - nun, vielleicht schaue ich mir dann auch noch die Wiederholung im Fernsehen an (ich gehe mal davon aus, dass wie in den vergangenen Jahren 3 sat in den nächsten Tagen nochmal das Ganze ausstrahlen wird).

    Lieber Don_Gaiferos,


    in der Tat wird 3 sat am kommenden Samstag, 06.01., das Neujahrskonzert ausstrahlen.


    Meine 5 ct zum Konzert: Dass das angeleitete Klatsch Publikum im Neujahrskonzert nicht immer ganz "werksicher" ist, hat es bereits 2003, als Nikolaus Harnoncourt dirigierte, trefflich bewiesen, als in Webers/Berlioz' "Aufforderung zum Tanz" vor dem Schluss hineingeklatscht wurde.


    In sofern hat auch das schon fast Tradition. ;)


    Mit Christian Thielemann hat man nichts verkehrt gemacht. Die Musik wurde längst nicht so schwerfällig-bleiern dargeboten, wie bei den letzten Aufführungen unter Riccardo Muti (2021) oder Daniel Barenboim (2022), aber es fehlte für mich das überbordende Temperament, das Carlos Kleiber zweimal darbot, die Eleganz und der Esprit, der unter Georges Prêtre zu hören war oder die Genauigkeit, mit der Nikolaus Harnoncourt Walzer und Co musizieren ließ.


    Und für mich klang es auch nicht so natürlich beschwingt wie letztes Jahr unter Franz Welser-Möst, aber das ist Geschmackssache.


    Nächstes Jahr wird übrigens Riccardo Muti das Neujahrskonzert leiten. Dazu heißt es auf der Homepage des Orchesters:


    Zitat

    2025 jährt sich der 200. Geburtstag von Johann Strauß. Für dieses wichtige Jubiläum bitten die Wiener Philharmoniker Maestro Riccardo Muti erneut an das Pult des Neujahrskonzertes im Wiener Musikverein.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Danke für die ergänzenden Informationen, lieber Norbert! Dann schaue ich mir auch den berühmt-berüchtigten "Pausenfilm" an.

    Riccardo Muti ist sicherlich auch eine gute Wahl, das dürfte nächstes Jahr auch wieder interessant werden.

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  • Das BESTE am diesjährigen NK war..wie schon gesgt.... der Pausenfilm!.

    Zitat von Norbert

    Nächstes Jahr wird übrigens Riccardo Muti das Neujahrskonzert leiten.

    Gottseidank:!:..... da kann ich mir ja das NK wieder mit >>>>Vergnügen<<<< anschauen !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Ich wäre ja neugierig, was bei einem Blindhörtest rauskommen würde. Ich glaube ja, dass die Frisur des Dirigenten eine recht große Bedeutung bei der Beurteilung hat. ;)

  • Bisher habe ich nur sehr bruchstückhaft hineingehört (TVthek). Der Ziehrer-Walzer "Wiener Bürger" klang für meine Begriffe nicht besonders wienerisch und beinahe leichtgewichtig. Man höre vergleichsweise etwa die mustergültige Darbietung unter Maazel (Neujahrskonzert 1996). Das Zerklatschen des Radetzky-Marsches am Ende hat unrühmliche Tradition, aber dermaßen unmusikalisch wie heuer (haarsträubend falsche Einsätze) empfand ich das Publikum selten (ein Spiegelbild der Gesellschaft). Dass Muti wider Erwarten nochmal nominiert wurde (er meinte 2021 noch, dies sei sein letztes Neujahrskonzert), freut mich persönlich. Es gibt keinen lebenden Dirigenten mit mehr Neujahrskonzert-Erfahrung. Seine im Alter breiten Tempomaße sagen mir auch zu.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich wäre ja neugierig, was bei einem Blindhörtest rauskommen würde. Ich glaube ja, dass die Frisur des Dirigenten eine recht große Bedeutung bei der Beurteilung hat. ;)

    Das wäre tatsächlich spannend, lieber kurzstückmeister, nicht nur in Bezug auf das Neujahrskonzert.


    Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass ich beim "Blindvergleich" der "Libelle" von Johann Strauß II (op. 204, Polka mazur) Carlos Kleiber, Georges Prêtre und Lorin Maazel korrekt zuordnen könnte... ;)

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Eindrücke: ich fand das NJK insgesamt gut musiziert und gut gemacht. Das lag für mich am Orchester.

    Sehr gutes Trommelsolo am Beginn des Radetzky-Marsches.


    Schlüsse, auch Binnenschlüsse, wirkten nicht gut kontrolliert; da schien einiges nicht zusammen.

    Das Klatschen beim Radetzky-Marsch wurde an Stellen unterbunden, wo normalerweise (leise) geklatscht wird. Das Animieren zum Klatschen kam teils nicht deutlich rüber; der Zeigefinger fiel mir auf; der erhobene Zeigefinger. Nach "geprobt" sah mir das nicht aus.


    Ich fand Thielemann seltsam unsouverän, auch bei seiner kurzen Ansprache; er wirkt auf mich sehr hölzern; neulich sagte jemand, "der habe einen Stock im Arsch".


    2025 dann Muti - keine mutige Entscheidung.


    Wo bleiben die Frauen am Pult des Orchesters beim NJK?

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Der Ruf nach den Frauen beim Neujahrskonzert ist so gewiss wie das Amen in der Kirche. Wer sollte dafür überhaupt in Frage kommen? Abgesehen von Simone Young fiele mir keine ein, die bei den Wiener Philharmonikern bisher schon Kapital hätte. Zudem gilt: Thielemann, Barenboim und Muti verkaufen sich schlicht und ergreifend besser. Wieso einen Einbruch des mutmaßlichen Jahreshauptumsatzes der Philharmoniker durch eine "mutige" Entscheidung - am Ende noch Oksana Lyniv - riskieren? Im übrigen ist niemand mutiger als Muti. :baeh01:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Es hat mir dieses Jahr sehr gut gefallen. Thielemann ist zurecht sowohl beim Publikum als auch beim Orchester äußerst beliebt, und das mit fundamental guten Gründen.

    Da stimmt schon einmal die Chemie. Es gibt ja nun so ein paar Leute, die ihn grundsätzlich nicht mögen, aber deren wirkliche Gründe können nicht musikalisch sein, auch wenn sie das dann wortreich vorschieben und in ihre mehr oder weniger gehässigen Narrative einbauen.

    Musikalisch fand ich es dann auch durchweg überzeugend - nicht zu schnell, nicht zu langsam, schön sensibel ausgestaltet (typisch für Thielemann) und mit einer enormen Spannungspause beim letzten Walzer (auch typisch für Thielemann).


    Dass er sich beim abschließenden Marsch kaum noch ums Orchester, sondern mehr ums Publikum kümmerte, funktionierte sehr gut, eben weil die Wiener Philharmoniker dieses Stück wirklich spielen können.

    Das Publikum wurde in das gemeinsame Musizieren schön integriert.


    Nur beim Dudamel war mir dieses Stück (2017) einfach zu schnell.


    Frohes Neues Jahr:):hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • 2025 dann Muti - keine mutige Entscheidung.


    Wo bleiben die Frauen am Pult des Orchesters beim NJK?


    Lieber Accuphan,


    nach "Aufbruch zu neuen Ufern" sieht das für mich auch nicht aus, aber wenn sich "Tradition" gut verkauft, siehe Beitrag von Joseph, dann ist das zuerst einmal hinzunehmen.


    Ich tippe übrigens auf Joana Mallwitz als erste Dirigentin, die das Neujahrskonzert leiten wird und ich denke, dass das noch in diesem Jahrzehnt passieren wird.

    Seit ihrem Debut im Jahr 2020 bei den Salzburger Festspielen hat sie auch 2021 und 22 Mozart dirigieren dürfen und wird in diesem Monat zum ersten Mal ein sinfonisches Konzert mit den Wiener Philharmonikern dirigieren.


    Sie scheint sich allmählich zu etablieren...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich tippe übrigens auf Joana Mallwitz als erste Dirigentin,

    und ich auf Marie Jacquot als zweite Dirigentin (die demnä. schonmal in Frankfurt die Premierenserie der 'Zauberflöte' leiten wird)


    :hello:

    Egoismus in der Wolfshaut, Egoismus im Schaafpelz. Unvernünftige Klugheit, unkluge Vernunft. Energie ohne Grundsäze, Grundsäze ohne Energie. Strenge ohne Menschlichkeit, Menschlichkeit ohne Strenge. Heuchlerische Gefälligkeit, schaamlose Unverschämtheit, altkluge Jungen, läppische Männer. Man könnte die Litanei fortsezen von Sonnenaufgang bis Mitternacht und hätte kaum ein Tausendtheil des menschlichen Chaos genannt! (Hölderlin, Brief an J. G. Ebel, 10.01.1797)

  • Es hat mir dieses Jahr sehr gut gefallen. Thielemann ist zurecht sowohl beim Publikum als auch beim Orchester äußerst beliebt, und das mit fundamental guten Gründen.

    Da stimmt schon einmal die Chemie. Es gibt ja nun so ein paar Leute, die ihn grundsätzlich nicht mögen, aber deren wirkliche Gründe können nicht musikalisch sein, auch wenn sie das dann wortreich vorschieben und in ihre mehr oder weniger gehässigen Narrative einbauen.

    Musikalisch fand ich es dann auch durchweg überzeugend - nicht zu schnell, nicht zu langsam, schön sensibel ausgestaltet (typisch für Thielemann) und mit einer enormen Spannungspause beim letzten Walzer (auch typisch für Thielemann).

    Mir aus dem Herzen gesprochen.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

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  • Ich fand Thielemanns Dirigiar hervorragen und wienerischer als die meisten Dirigenten der letzten Jahre

    Die meisten negativen Kommentare hier im Forum - und vermutlich auch im Rest des Internet kommenimmer daher wo man sie erwartet hat - nämlich nicht aus dem bürgerlichen Eck - und man sollt sie einfach überlesen. Es gibt halt Leute die darauf Wert legen, daß ein Dirigent irgendwie mit dem Kommunismus oder einer ähnlichen Richtung sympathisiert und den Dirigenten mit einem konservativ geprägten Weltbild ein Gräuel sind. Bei den aufmüpfigen deutschen Orchestern ist das nicht anders. Die konservative Grundhaltung in Wien ist ein guter Boden für Thielemann. Man schätzt ihn hier,sowohl von seiten des Publikums und von Seiten der Wiener Philharmoniker.

    nach "Aufbruch zu neuen Ufern" sieht das für mich auch nicht aus,

    Im Wien liebt man keinen "Aufbruch zu neuen Ufern".....

    Das hat sich aber bis Deutschland nicht durchgesprochen......;)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • In Wien liebt man keinen "Aufbruch zu neuen Ufern".....

    Das hat sich aber bis Deutschland nicht durchgesprochen......;)


    mfg aus Wien

    Alfred

    Das ist eine Haltung, die ich sehr schätze. Ich sehe da Ähnlichkeiten mit der Welt der Architektur: in Norwegen verschandeln gerade "progressive" Architekten eine wunderschöne Bucht im Fjord nach der anderen mit solchen ach so modernen schwarzen Kästen/Klötzen, die einen immer von der Atmosphäre her an das Star Wars-Imperium, vor allem an Darth Vaders Festung auf Mustafa erinnern. Dabei gibt es ja durchaus die Jahrunderte alte Tradition einer wunderschönen norwegischen Architektur, die einfach ideal in die nordische Landschaft mit den Bergen, Wasserfällen, Fjorden und Wäldern passt.


    Die Engländer sind da aus meiner Sicht klüger: In Yorkshire, Dartmouth oder Bourton on the water (in den Cotswolds) kämen solche modernen optischen Verbrechen niemals vor. Die Engländer schätzen den Wert der Tradition, was sich z.B. musikalisch ja auch in deren lebendiger Chorkultur niederschlägt. In Wien ist es ähnlich: man hat diesen von der Tradition her (und auch vom Klang) kaum schlagbaren Traumkonzertsaal, die Wiener Philharmoniker und andere Wiener Orchester. Das Publikum liebt es, wenn es schön, lebendig und auch traditionsbewusst klingt. Deshalb waren Konzerte mit Karajan, Böhm oder jetzt auch Thielemann sehr oft schon regelrechte Feiern des edlen Geschmacks innerhalb der klassischen Musik.


    Tradition ist ja überhaupt nicht etwas Erstarrtes, gar Totes, sondern vielmehr das Weiterreichen einer brennenden Fackel von Generation zu Generation. Man gibt das weiter, was sich auf lange Zeit als gut und erstrebenswert bewährt hat.

    Wer sich dessen bewusst ist, der beginnt es zu schätzen, ja zu lieben.


    LG:hello:

    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Das ist eine Haltung, die ich sehr schätze.

    Lieber Glockenton. Ich danke Dir

    Mir geht es vor allem die Aussenwirkung des Forums: traditionsbewusst, schönheitorientiert, und fern jeglicher "Erneuerungswut" und sich nicht "internationalen Modetrends" oder "amerikanischen Wertvorstellungen" anpassend. Dafür stehe ich mit menem Namen - nicht zur Freude aller.

    Dieser - IMO durchaus präsente - Eindruck wird gerne ABSICHTLICH immer wieder vereinzelt zu unterhöhlen versucht, was dann spezifisch orientierte - - von mir unerwünschte - "Mitgliedsanwärter" anlockt. Die wollen aber zumeist - fast könnte ich sagen - glücklicherweise - ihre Identität nicht preisgeben (eine Voraussetzung für die Teilnahme an unserem Forum) und müssen draussen bleiben....

    Es ist mir auch nicht verständlich, was "Modernisierer" im meiner Stadt zu suchen haben, die gar nicht "modernisiert" werden will.

    Wir haben genug Kunst im Land und können daher auf "Pseudokünstler" liebend gerne verzichten


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Ach du lieber Himmel, jetzt wird's politisch, gesellschaftlich... Da bin ich raus. Vielleicht lese ich zu wenig, um die "Kommunisten" hier zu kennen.

    Immerhin gibt es im Orchester seit langem Frauen. Immer mehr. Gut so. Es ist eine Frage der Zeit, wann eine vorne steht. Die Labels bauen einzelne Dirigentinnen auf, das wird sicherlich auch hinsichtlich Verkaufserfolgt sauber geplant sein, wenn es soweit ist.

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

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  • Es ist mir auch nicht verständlich, was "Modernisierer" im meiner Stadt zu suchen haben, die gar nicht "modernisiert" werden will.

    Letzteres stimmt zum Gück nicht: Die Wiener haben u.a. die Albertina Modern, das MUMOK (Museum moderner Kunst), das Hundertwasser-Museum, das MAK (Österreichisches Museum für angewandte Kunst / Gegenwartskunst), das Klangforum Wien und das Festival Wien Modern in ihre Stadt geholt. Die moderne Architektur spielt neben der überwältigenden Tradition eher eine Nebenrolle, aber es gibt sie z.B. in Form des Haas-Hauses gegenüber vom Stephans-Dom. Mitten in der Stadt, gegenüber der Albertina und schräg gegenüger der Staatsoper steht das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka. Die Anfeindungen, die der "Modernisierer" Claus Peymann seinerzeit im Burgheater erdulden musste, machten schnell Begeisterungsstürmen Platz, und einer seiner größten Schauspieler, Gert Voss, bekam nach seinem leider zu frühen Tod ein Ehrengrab auf dem Zentralfriedhof.

    Ich bin beinahe jedes Jahr für ein paar Tage in Wien, und was mich immer wieder fasziniert, ist gerade die Verbindung von Altem und Neuem. Die Stadt ist bei weitem nicht so rückwärtsgewandt, wie Du, lieber Alfred, sie siehst oder gerne hättest.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Wir müssen hier unterscheiden zwischen den Patriziern der Stadt (die gern - das ist nicht von mir erfunden - den ersten Bezirk -für sich beanstprucht hätten und eine art "Grenzkontrolle" eingeführt hätten. und der "roten Stadtverwaltung2 (ich will hier nicht ins politische abgleiten)

    Mitten in der Stadt, gegenüber der Albertina und schräg gegenüger der Staatsoper steht das Mahnmal gegen Krieg und Faschismus von Alfred Hrdlicka

    ZitatWikipedia: Wie schon bei früheren Arbeiten von ihm wurde auch die Aufstellung des Mahnmals von heftigen Anfeindungen begleitet.

    Zitat Wikipedia: Weltanschaulich blieb Hrdlicka zeitlebens dem Kommunismus verbunden

    Die Anfeindungen, die der "Modernisierer" Claus Peymann seinerzeit im Burgheater erdulden musste, machten schnell Begeisterungsstürmen Platz

    JA - Als bekannt wurde, daß sein Vertrag nicht mehr verlängert werde:


    Ziitat Wikipedia:

    Zuvor hatte er einmal mehr gedroht, seinen Vertrag als Burg-Chef nicht zu verlängern. Überraschenderweise wurde dieses den Berichten zufolge nicht ganz ernst gemeinte Angebot vom damaligen Bundeskanzler Viktor Klima angenommen.
    ----------------------------------------

    Und in der Presse wurde berichtet (ob wahr oder nicht), er habe geweint als seine "Demission" angenommen wurde....


    Zitat Wikipedia:

    Unter der Direktion Peymanns wurde die Ausstrahlungskraft dieses mythischen Ortes in bis dahin nicht gekanntem Maß für gesellschaftspolitische Auseinandersetzungen genutzt.


    Zitat Die Welt:

    Claus Peymann hat mit seinem Engagement für radikal linke Positionen über Jahrzehnte Kontroversen ausgelöst und Skandale provoziert – am Wiener Burgtheater ebenso wie mit seiner jetzigen Aufgabe als Intendant des Berliner Ensembles

    Zitat Wikipedia:

    Eine dieser Personen, die sich vehement gegen Peymann stellten, war der spätere Kunststaatssekretär Franz Morak – damals in seiner Eigenschaft als Ensemblevertreter

    Die moderne Architektur spielt neben der überwältigenden Tradition eher eine Nebenrolle, aber es gibt sie z.B. in Form des Haas-Hauses gegenüber vom Stephans-Dom

    Sie spielt eine Nebenrolle, weil gegen neubauten meist mdemonstriert wird, so auch beim Haas Haus - wenngleich erfolglos.

    Dieser Schandfleck, am historischen Stephansplatz war deshalb leicht durchzusetzen, weil schon der Vorgängerbau keine Augenweide war. Dieser wurde kurz nach dem 2. Wltkrieg errichtet, weil unsere "Freunde" die AMIs das originale Haashaus niedergebombt haben, ebenso wie das Nobelwohnhaus "Philippihof" am Albertinaplatz, der heute durch das Hrdlicka Denkmal verschandelt wird. Die Leichen liegen heute noch in den 3 Stockwerke tiefen Luftschutzkellern




    https://de.wikipedia.org/wiki/Haas-Haus


    461px-Haas-Haus_Wien_Ende_19_Jhdt.jpg


    Philippihof mit Mozartdenkmal


    Ernst_Graner_Wien_Albertinaplatz_mit_Philiphof_1904.jpg


    PS ich werde diesen Thread -er isrt ja sowieso nicht mehr aktuellel in den nächsen Stunden entfernen


    mfg aus Wien

    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Es ist mir auch nicht verständlich, was "Modernisierer" im meiner Stadt zu suchen haben, die gar nicht "modernisiert" werden will.

    1280px-Looshaus_Michaelerplatz.JPG


    Wenn ich an das Looshaus am Michaelerplatz denke, das eines meiner liebsten Gebäude in Wien ist, kommt es mir in den Sinn, dass die Stadt die klassische Moderne längst hinter sich hat. Und deshalb liebe ich Wien seit ich es zum ersten Mal besuchte.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich muss schizophren sein: Ich schätze Thielemann - und moderne Architektur.


    Ehrlich gesagt ist mir schleierhaft, wie man nahtlos den Übergang von Walzer- und Marschseligkeit zu norwegischen Postkarten-Idyllen hinbekommt, aber das mag ganz allein mein Problem sein.


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    Glockenton So etwas habe ich in Norwegen (Skandinavien allgemein) dann doch noch nicht gesehen. Es sei denn, du beziehst dich auf die - nun ja - sehr traditionellen Stabkirchen:


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    Ich verstehe generell nicht, was das Ausspielen von Tradition vs. Moderne soll. Man kann doch ganz generell froh sein, dass unsere Lebensumwelt sich weiterentwickelt, an Umstände angepasst wird. Zu dem Beispiel der modernen Architektur in Fjorden (naja, tatsächlich nicht nur da): Wer schon mal in einem solchen Haus sein konnte, weiß, das dort eine überwältigende Verbindung zur umgebenden Natur möglich ist. Ich finde die Falun-roten, traditionellen (traditionell schwedischen) Häuser auch hübsch, aber warum sollte man permanent 19. Jahrhundert spielen, wenn man doch im 21. lebt?


    Mein Vater zitierte in solchen Zusammenhängen immer Bismarck, der am Ende seines Lebens den Hamburger Hafen besuchte und feststellte, dass das sehr hübsch und beeindruckend, aber nicht mehr seine Welt sei. Vermutlich kommen viele Menschen irgendwann an diesen Punkt. Ich sehe darin allerdings keine Errungenschaft. Aber die "splendid isolation" ist nun mal ein Grundmuster konservativen Empfindens.


    Zurück zum Konzert: Die Musik der Neujahrskonzerte ist nicht meine. War es nie, wird es nie. Ich hatte nur reingeschaut, um zu sehen, wie sich Thielemann (den ich wie gesagt sehr schätze) so schlägt. Und ja, ich denke, er hat es recht gut gemacht. Als Preuße. Und so locker er auch im privateren, vertrauteren Umgang, sogar in Interviews sein mag, so hölzern wirkt er nun mal generell auf dem Podium. Das in Rechnung gestellt, fand ich ihn auch recht entspannt, so dass man das Konzert (wenn einem die Musik zusagt) als Ereignis auch genießen konnte.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Zitat Wikipedia:

    Eine dieser Personen, die sich vehement gegen Peymann stellten, war der spätere Kunststaatssekretär Franz Morak – damals in seiner Eigenschaft als Ensemblevertreter

    Das Publikum sah das überwiegend anders:
    "Sein Abschied nach 13 Jahren Intendanz geriet zu einem persönlichen Triumph: tosender Applaus, stehende Ovationen und ein Blumenregen. So feierte das Publikum den deutschen Theatermacher und sein Team am Mittwoch abend nach der letzten Vorstellung." (Der Spiegel)

    Die Salzburger Nachrichten nannten ihn "in vielerlei Hinsicht eine österreichische Idealfigur", das Burgtheater ernannte ihn zum Ehrenmitglied (was allerdings eine etwas zweifelhafte Ehre ist, wenn man sich die ganzen Alt-Nazis auf der Liste anschaut ;).)


    das Nobelwohnhaus "Philippihof" am Albertinaplatz, der heute durch das Hrdlicka Denkmal verschandelt wird.

    "Verschandelt" ist gut gesagt, denn an eine Schande erinnert das Denkmal ja tatsächlich:


    Gallery-Now-Mahnmal-gegen-Krieg-und-Faschismus-Rundgang-Was-ist-Oesterreich-denk-mal-wien-02.jpg


    Für diejenigen, die das lieber nicht sehen wollen, erinnern in Wien ja zum Glück noch genug Denkmäler und Gedenktafeln an Antisemiten wie Karl Lueger.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

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