Elisabeth Schwarzkopf - Eine Jahrhundertstimme

  • Liebe Forianer


    Eine der bedeutendsten Sängerinnen des 20. Jahrhunderts feiert einen runden Geburtstag, welcher wird nicht verraten, Unsterbliche altern bekanntlich nicht. Eine Jahrhiundertstimme - diesmal übertreibt der Titel nicht mal, tatsächlich gibt es wenig Vergleichbares.



    In Jarotschin geboren, studierte Elisabeth Schwarzkopf bei Maria Ivogün (Ihr wird demnächst ein eigener Thread im Schellackbereich gewidmet) in Berlin und war seit 1938 Mitglied der Deutschen Oper Berlin.(Susanna im "Figaro, Musetta in "La Boheme") ihre Weltkarriere begann jedoch 1943 an der Wiener Staatsoper.1951 verkörperte sie bei der Uraufführung von Sttawinskys "The Rakes´s Progress" (Venedig - Teatro Fenice) die Figur der Anne Trulove


    Sie trat seit damals aber auch in London und in Salzburg auf.1964-66 War sie Mitglied er Metropolitan Opera New York.



    DIE Schwarzkopf war eine ideale Mozart- und Richard Strauss Interpretin, sie war gewissermaßen ein idealfall.
    Nicht zu vergessen, ihre Liedaufnahmen. Auch hier setzte sie Maßstäbe.
    Seit 1953 war sie mit dem EMI-Produzenten Walter Legge verheiratet.
    Diesem Umsatnd verdanken wir zahlreiche Schallplattenaufnahmen, würde Spötter sagen, aber ich behaupte mal das war nicht sooo bedeutend, und die Stimme der Schwarzkopf hätte sich jeder Produzent bemüht.



    Mich interessiert nur, welche Ihrer Aufnahmen in Euren Augen die bedeutendsten sind. Vielleicht gibts noch was, das einzelne von uns noch nicht kennen ?


    Freundliche Grüße aus Wien


    sendet


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo Alfred,


    meine Lieblingsaufnahme mit Elisabeth Schwarzkopf ist:




    Insbesondere "Jauchzet Gott in allen Landen" (BWV 51) verdeutlicht die Qualitäten der Schwarzkopf. Trompete und Stimme vereinen sich zum Duett, imitieren sich gegenseitig. Wunderschön!!!


    Gruß


    tom

  • Ich habe eine Aufnahme mit den vier letzten Liedern von Richard Strauss.
    Ich muss sagen, dass mir nicht nur die Lieder an sich gefallen, auch ihre Stimme ist sehr klangschön. Kenne mich leider nicht allzu sehr mit Vokalmusik aus, deswegen kann ich ihre Stimme schwer beschreiben.




    Gruß, Peter.

  • Sagitt meint:


    Ich glaube, sie ist Jg. 1915, nicht wegen mangelnder Höflichkeit, sondern wegen des runden Geburtstags.
    Schwarzkopf hat mich immer fasciniert, auch wenn ihre Maniriertheiten manchmal schwer erträglich waren ( vor allem zu " bewundern",wenn sie mit Fischer-Dieskau um die Wette maniriert).


    Drei meiner Lieblingsaufnahmen:


    Brahms-Requiem,1947 mit Karajan
    Verdi-Requiem, 1954, mit Sabata- eine dieser Gänsehaut- Stellen
    Matthäus-Passion, 1961 mit Klemperer.


    P.S. Nunmehr auch schon seit Jahrzehnten die gefürchteste Gesangs-Pädagogin in Europa

  • Ich mag hier auf Widerspruch stoßen, aber ich meine, Ihre Maniriertheit, und jene von Dietrich Fischer-Dieskau - das waren Stilmerkmale der Zeit wo sie auf dem Gipfel ihres Ruhmes standen.


    Man sollte das als persönliche Stileigenarten bewerten und bewundern...


    Beste Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,


    ihre Hoch-Zeiten waren die fünfziger und sechziger Jahre, eher die 50ziger. Wer sang denn noch so maniriert wie die beiden ?
    Prey sicher nicht, Grümmer sich auch nicht, am ehesten Lisa della Casa- nein, das stimmt nicht, die sang kühl-marmorn schön. Aber die Überbetonung des Textes oder besser einzelner Vokale, denn Schwarzkopf versteht man durchaus nicht immer, das war bei diesen einmalig ausgeprägt.


    Oder ?


    Welche Sänger übersehe ich ?


    Schöne Grüsse aus Bremen


    Sagitt

  • Hallo,
    groß war die Schwarzkopf als Sängerin zweifellos und vor ihrer Leistung habe ich Respekt.Aber mein Herz hat sie nie angesprochen.Wie auch mit dieser kühlen Distanz,die sie begleitete?
    Als Zuhörer ihrer Meisterkurse verspürte ich immer großes Mitleid für ihre Delinquent(inn)en.Das war oft Sadismus und Sarkasmus pur,was sie verbreitete.Nicht die Spur von menschlicher Wärme war da zu erkennen.
    Deshalb höre ich ihre Aufnahmen mit gespaltenem Herzen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Gehöre zu Ihren großen Verehrern, denke nur an Ihre
    Operettenaufnahmen "Wiener Blut" und "Nacht in Venedig".
    Da hört man wie Operette klingen sollte.
    Sicher war sie "maniriert", aber ich finde grade diese Art des Singens
    hat auch Ihren Reiz.
    Hab fast alle Aufnahmen von Ihr.Die Liedaufnahmen
    mit Gieseking am Klavier ein "Highlight". :]
    Unvergessen auf der Bühne im Großen Festspielhaus in Salzburg "Ihre"
    Marschallin im "Rosenkavalier". Oder auch in Salzburg gehört als Donna Elvira in "Don Giovanni" unter Herbert von Karajan.
    Ein unvergeßliches Erlebnis.
    Gesangschüler bei einem ihrer Meisterkurse wäre ich aber sicher nicht gerne geworden, denn da behandelt Sie den einen oder anderen echt "Ruppig"!!! (salopp gesagt) X(
    Was ich an dieser Künstlerin bewundere Ihre einzigartige Diziplin.
    Hochachtung vor dieser ganz großen Künstlerin.
    :angel:

    mucaxel

  • ich bedaure zutiefst, daß ich diese grandiose sängerin erst vor einigen jahren kennen- und liebengelernt habe. jede aufnahme, die ich von ihr kenne, wird zu einem musikalischen fest. :jubel:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Sagitt meint:


    Die Schwarzkopf ist selber durch die Schule schwarzer Pädagogik gegangen. Berichtet wurden von dem unerbittlichen Walter Legge, der sie in musikalischer Hinsicht unendlich gezwiebelt haben soll, dass selbst Karajan für die Sängerin um Gnade bat.
    Ich erlebte einmal einen Schwarzkopf-Schüler, der Name soll verschwiegen werden, der genauso die Gesangsschüler triezte. Es ist Sadismus, auch wenn es auf dem Gebiet der Kunst stattfindet. Man erziehlt Erfolge damit, aber welcher Schaden an der Seele bleibt zurück ?

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  • Hallo,


    Ich möchte mich doch sehr für "die Schwarzkopf "und ihre Methoden aussprechen. (vielleicht liest sie ja mit, wer weiß ?)


    Jede Zeit hat ihr Wertesystem, dede ihre Methoden, innerhal derer gibr es sicher einen gewissen Spielraum.
    Es ist sicher kein Zufall, daß heute der Vortrag von Frau Schwarzkopf und Herrn Fischer-Dieskau als "maniriert" empfungen wird - die Zeiten haben sich geändert, die Erwartungshaltung ist eine andere, aber gehen wir weiter zurück, dann finden wir immer mehr Sänger mir "manirierter" Grundhaltung im Ausdruck. Eine Sache der Mode.


    Die eiserne Disziplin, die dieser Sängergeneration teilweise anerzogen wurde, und die manche von ihnen weitergaben ist zwar nicht unbedingt notwendig - aber im Fall der Fälle äusserst hilfreich. Wir haben ja so einen Fall bei Mozarts Vater, und die Geschichte kennt viele solcher Fälle. Das Ergebnis ist immer das Gleiche: Spitzenleistung - Spitzenkarriere


    Heute gibt es sowas (scheinbar) nicht mehr. Als Ausnahme seien die Elite-Universitäten in den USA genannt.


    Schaun wir mal um uns. Gute Sänger/Innen gibt es einige, solche wie Frau Schwarzkopf und einige wenige ihrer Generation kaum.
    Wer ist heut schon bereit - wie einst Gundula Janowitz -tagelang zu schweigen, auch nicht mit der Familie zu sprechen - nur um die Stimme zu schonen ??


    Sänger ist ein harter Job - vor allem wenn man an die Spitze will.
    Und ebenso hart ist die Ausbildung in den Meisterklassen


    LG


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sagitt meint:


    Eiserne Disziplin, schon der Begriff... ich glaube, mit irgendwelchen Lerntheorien, die uns inzwischen die Hirnfoscher präsentieren, hat dies wenig zu tun. Lernen aus Angst kann natürlich zu Ergebnissen führen, aber Lernen aus Freude ist nachhaltiger.
    Natürlich gehört Fleiss zu einem großen Erfolg. Aber wissen wir nicht von vielen großartigen Musikern, dass dies überhaupt kein Problem war, weil diese sich überhaupt nicht von den Instrument trennen wollten,ob sie nun Perlman oder duPré oder Gould hiessen. Ich glaube nicht, dass irgendein Weltstar davon überzeugt werden musste, in seinem Bereich aktiv zu werden.Alle hatten einen Drang zu dieser Selbstverwirklichung.
    Gedrillte haben wir natürlich auch, aber der Preis ist hoch.Demütigung kann niemals ein pädagogisch wertvolles Mittel sein. Vielleicht werden diese dann große Könner, aber wo bleibt ihre seelische Entwicklung ?
    Ich habe die Schwarzkopf nicht live unterrichten sehen, nur im Fernsehen, das hat mir gereicht. Bei einem ihrer Schüler habe ich eine Woche hospitiert. Es war kaum zu aushalten. Eine solche Atmosphäre von Einschüchterung, Mißstimmung. Es wurde sicher etwas gelernt, aber wäre dies mit Zuwendung ind Inspiration nicht genauso und sicher auch schneller geschehen ?
    Eine ganz andere Frage ist die Maniertheit des Gesangs. Mein ästethisches Ideal ist es nicht, aber zugleich finde ich, die Schwarzkopf war eine ganz große Künsterlin. Am Beispiel: das verdi-Requiem mit Sabata, 1954. da singt sie das Libera me mit einer solchen Eindringlichkeit,das es einen schaudert ( Gänsehaut), beim Brahms-Requiem, vor allem 1947, erzeugt sich eine tiefe Traurigkeit, die einem auch ans Herz geht. Also so wenig ich sie als Pädagogiin schätze, so sehr als Sängerin ( jedenfalls mit manchen Stücken)

  • Es ist eine alte Mono-LP, bekratzt und troztdem einen richtigen Schatz.
    Schwarkopf singt, begleitet von Walter Gieseking, Mozartlieder.


    Wie sie das Lied "Die Alte" singt. Das wiederholen der Zeile "O gute Zeit" und dann das kontrastieren mit "O schlimme Zeit". Wie herablassend zie über 'moderne' Zeite singt.


    Die Engländer haben das herrliche Wort um so'ne Person zu beschreiben: "a bitch". Sie stellte das stimmlich dar.


    Das was sie da zeigte, war Kunst in Großbuchstäbe.

  • Hallo zusammen!


    Es tut mir leid, Elisabeth Schwarzkopf mag eine Jahrhundertstimme gehabt haben, aber ich bekomme beim Anhören dieser Stimme, Gänsehaut, nicht weil sie so schön singt, sondern weil ich die Kälte in dieser Stimme fühle. Vielleicht habe ich auch ein Vorurteil, bei den wenigen Begnungen mit ihr, verspürte die selbe Kälte in ihrem Wesen, ihre Persönlichkeit war mir von der ersten Begnung an leider unsympathisch, so etwas passiert mir sehr selten. Als ich dann auch noch ihren Umgang mit Gesangsschülern erlebte, war ich so entsetzt, dass ich nun jede weitere Begnung mit ihr vermeide. Für mich wars fast ein Verbrechen, wie sie mit diesen jungen Menschen umgegangen ist. Sicher ist es nicht leicht, in diesem Beruf zu bestehen, sicher muss man den Schülern teilweise ihre Illusionen rauben, damit sie in der rauhen Wirklichkeit bestehen, aber nicht auf diese menschenverachtende Weise, wie ich es leider bei Elisabeth Schwarzkopf empfunden habe.

  • musicophil:


    Zitat

    Die Engländer haben das herrliche Wort um so'ne Person zu beschreiben: "a bitch". Sie stellte das stimmlich dar.


    Nach allem, was ich von verschiedenen Kursteilnehmern über sie hörte, ist sie das ncht nur im Gesang, sondern auch im "wirklichen" Leben; sozusagen die "klassische böse, alte Frau", was jetzt nichts mit ihren 90 Jahren zu tun hat....


    Wenn "Kunst in erster Linie" von "Können" kommt, da hat die Schwarzkopf sicher gute Karten, doch ist ihre Art, sich gesanglich einzubringen nicht so beschaffen, daß es mir die Seele bewegt und genau das jedoch halte ich für ein Kernstück jeglicher Musik-Erfahrung.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Ich gebe zu: Auf Schwarzkopfs ganz und gar unverwechselbares klares, helles Timbre fahre ich voll ab. Auch ihre Artikulation ist unglaublich - danach könnte man problemlos Diktate schreiben. Ihre frühen Schubert-Aufnahmen, die Vier letzten Lieder von Strauss, Mozart, aber auch die Noblesse, mit der sie den Operetten-Strauß adelt, sind absolut göttlich und von wirklich erlesenem Geschmack. Keine Frage: Ihr Singen ist total überfeinert, oft regelrecht gekünstelt. Aber so schwere- und mühelos konnten nun wirklich nicht viele Singen!


    Dieser notorische Dauervorwurf der Kälte, der inneren Anteilnahmslosigkeit wird natürlich bei jeder Gelegenheit ins Feld geführt. Ich kann das, ehrlich gesagt, nicht nachvollziehen. Die Kunst der Schwarzkopf buhlt um jede Silbe, um die feinste klangfarbliche Nuance um einfach jeder noch so kleine Detail - diese kaum zu übertreffende Gründlichkeit zeugt doch von einer bedingungslosen Liebe zum eigenen Tun, oder? Und das hat mit "Kälte" wirklich nichts zu tun...


    LG :hello:
    Daniel

  • Liebe ForianerInnen,
    selbst für mich als Liebhaber historischer SängerInnen ist Frau Schwarzkopf ein Grenzfall. Über Ihre Leistungen als Lehrerin kann ich, will ich nichts sagen, weil ich sie nicht selbst erlebt habe, wenn ich mal von zwei Mitschnitten von solchen Meisterkursen im Fernsehen absehe. Mit deren Beurteilungen bin ich vorsichtig, weil ich nicht weiß, ob und wie das Material am Schneidetisch zustande kam. Die in diesem Forum geäußerten Eindrücke erschrecken mich einerseits sehr. Andererseits war die Auffassung von (Gesangs)kunst eine gänzlich andere und muss da schon "unserem" Alfred sehr das Wort reden. Die (auch) an sich selbst gestellten Forderungen waren eine selbst auferlegte Verpflichtung: man musizierte (hier: sang) eben halt nicht zur Selbstverwirklichung oder zum (eigenen) Vergnügen, sondern für das Publikum und vor allem für die Komponisten oder um es allgemeiner zu sagen: Musik (Stichwort: "Musik ist eine heilige Kunst" [Hugo von Hofmannsthal: Ariadne auf Naxos]). Und dafür war kein (Selbst)opfer zu groß.
    In wie weit sie auch Opfer ihres Ehemannes Walter Legge war ("Her Masters Voice"), lass ich mal dahin gestellt. Ich selbst glaube, dass sie es sehr war...
    Dies ist keine Rechtfertigung ,sondern eher der Versuch einer Erklärung.
    Es mag kein Zufall sein, dass zwei Aufnahmen, die ich als "falsch" empfinde, mit Kindern oder einer - sagen wir einmal - doch mit kindlischer Naivität zu tun haben. Zum ersten Humperdings Hänsel und Gretel unter Karajan und Gustav Mahlers 4. Symphonie unter Klemperer.
    Liebe Grüße
    Bernd Hemmersbach (hemmi)

  • Hallo,


    ich denke, man muß hier zwei Dinge voneinander trennen, nämlich den allgemeinen künstlerischen Stellenwert und die Frage des persönlichen Geschmacks.


    Die Schwarzkopf war zweifelsohne eine Künstlerin von herausragender Qualität und Bedeutung. Das läßt sich in keinster Weise leugnen.


    Ich persönlich versuche jedoch inzwischen, so gut es geht, den Kauf von Aufnahmen, an denen sie beteiligt ist, zu vermeiden, da mir ihre Interpretationen nicht nur "manieriert", sondern auch affektiert, d.h. im hohen Maße aufgesetzt vorkommen. Bei Fischer-Dieskau ist das für mich überhaupt nicht der Fall, seine übersensible und sicherlich oft an die Grenzen des emotional Erträglichen gehende Gesangskunst hat IMHO immer das Gepräge des zwar Grenzwertigen, aber trotzdem Notwendigen, und das ist für meine Ohren bei Elisabeth Schwarzkopf nicht der Fall. Ich besitze eine CD, auf der sie Lieder von Hugo Wolf singt, und da schüttelt es mich beim Hören regelrecht, weil mir das alles so unecht erscheint.


    Hinzu kommt das persönlich wirklich abstoßende Auftreten beim Unterrichten. Ich habe Aufnahmen mit Ausschnitten aus ihren Meisterkursen gesehen, und da wurde mir wirklich ganz anders.


    Viele Grüße


    Bernd

  • Zitat

    Original von Bernd Schulz
    Ich persönlich versuche jedoch inzwischen, so gut es geht, den Kauf von Aufnahmen, an denen sie beteiligt ist, zu vermeiden, da mir ihre Interpretationen nicht nur "maniriert", sondern auch affektiert, d.h. im hohen Maße aufgesetzt vorkommen. Bei Fischer-Dieskau ist das für mich überhaupt nicht der Fall, seine übersensible und sicherlich oft an die Grenzen des emotional Erträglichen gehende Gesangskunst hat IMHO immer das Gepräge des zwar Grenzwertigen, aber trotzdem Notwendigen, und das ist für meine Ohren bei Elisabeth Schwarzkopf nicht der Fall.


    Hinzu kommt das persönlich wirklich abstoßende Auftreten beim Unterrichten.


    Ad Schwarzkopf: NEIN
    Sie war eine begnadete Künstlerin. Du schreibst ja selbst, daß man Unterschied machen soll zwischen den allgemeinen künstlerischen Stellenwert und die Frage des persönlichen Geschmacks. Und doch zählt das bei Dir offenbar mit.
    Außerdem denke ich, das die schönste Zeit ihrer Stimme eher in den Jahre 40/50 und vielleicht noch früh 60 liegt. Darauf sollte man Acht geben beim Kaufen ihrer CDs.


    Ad Dieskau: :yes:


    LG, Paul

  • Hallo Bernd Schulz,
    was ist "manieriert"? Wenn einSänger mit viel Ausdruck singt ?Wenn
    er mit schöner Stimme und blendender Technik singt? Ist das maniriert?
    Dann mag ich manieriert !


    Gruß Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo,


    Paul, gut , diese Kritik nehme ich an. Man muß wohl doch versuchen, den menschlichen Eindruck, den ein Künstler einem vermittelt, beim eigenen Urteil über seine künstlerischen Leitungen außen vor zu lassen. Leider fällt mir das manchmal sehr schwer.


    Herbert, den Begriff "manieriert (übrigens doch mit zweimal ie geschrieben) habe ich nicht als erster in diese Diskussion eingebracht.
    Gerade in Bezug auf Fischer-Dieskau hört man ihn halt ziemlich häufig. Selbstverständlich hat er mit "schöner Stimme" nichts und mit "viel Ausdruck" nur wenig zu tun. Bei Wikipedia heißt es: "....Dafür werden der Ausdruck 'Manier' und vor allem das abgeleitete Adjektiv manieriert heute oft abwertend im Sinne von „gesuchte Eigenart“, „Künstelei“ bzw. „verkünstelt“, „geziert“ verwendet."


    Viele Grüße


    Bernd

  • Ich würde definieren: Der Manierismus, eigentlich die "Entartung" bzw. "Dekadenzform" der Renaissance, bedeutet in dieser heutigen pejorativen Verwendung den übermäßigen Gebrauch verschiedenster Stilmittel nur um dieser selbst willen und ohne künstlerische Notwendigkeit.


    Ich werde mit der Schwarzkopf auch nicht richtig warm, obwohl man ihr bei EMI kaum entgehen kann und ich so doch einige Aufnahmen mit ihr habe. Mir gefällt sie als Marschallin und Capriccio-Gräfin - da passt meiner Meinung nach ihr extrem edelmetallisches Timbre; im Verdi-Requiem unter Giulini eigentlich nur ganz am Schluss im "Requiem aeternam" des Libera me; sowohl bei Gretel als auch bei Giulietta in "Hoffmanns Erzählungen" halte ich sie aber für eine ziemliche Fehlbesetzung. Sehr gut ist sie übrigens auch in der Klemperer-Zauberflöte als erste Dame!

  • Hallo,


    Philhellene, "edelmetallisch" paßt, wobei ich angesichts einiger Aufnahmen mit Elisabeth Schwarzkopf fast versucht bin, die Buchstaben e,d und l vor dem "metallisch" zu streichen. Auf mich wirkt das Timbre der Stimme kühl und gleichzeitig gewollt.
    Daß wir hier über subjektive Wahrnehmungen reden, dürfte klar sein....


    Ansonsten fand ich die Art der Diskussionsführung in den letzten Beiträgen sehr interessant. Der "Neuling" mit seiner nicht der eigenen Sichtweise entsprechenden Stellungnahme wird kurz abgeledert, und danach klopft man sich noch mal gegenseitig anerkennend auf die Schultern:


    "Hallo Paul,
    Du hast mal wieder recht"


    "Hallo Herbert,
    Danke."



    Abgesehen von einem sehr netten Kontakt kann ich nicht behaupten, daß ich mich hier bislang besonders wohlgefühlt hätte. Aber schaun mer mal weiter...


    Zahlreiche Grüße


    Bernd

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  • Hallo Bernd,


    im wesentlichen kann ich mich Deinem "Urteil" über Frau Schwarzkopf anschließen. Ihr Singen hat es etwas gewolltes, gekünsteltes. Ich möchte hinzufügen, dass ich beim Gedanken, was ich mir in der musikalischen Interpretation unter "manieriert" vorstelle (lt. Kluge "der dem Künstler eigentümliche Stil, der bei Übertreibung "gekünstelt" erscheint und so abgewertet wird"), automatisch an Elisabeth Schwarzkopf denken muss.


    Sie war (ist?) wohl keine sympathische Person und "sympathisch" sind mir auch ihre Aufnahmen nur selten, dennoch schätze ich sie trotzdem als große Künstlerin: ihre frühen Aufnahmen (bis maximal Mitte der 50er), die noch weitgehend frei waren von Manierierismen, unter späteren solche, bei denen ihr Stil passte. Hier möchte ich - nun im Widerspruch zu Dir - aber ausdrücklich die zahlreiche Wolflieder nennen. Unerträglich erscheint mir ihre Interpretation der Wunderhornlieder von Mahler (wo ein Rezensent sie mal mit Zarah Leander verglichen hat).


    Gruß aus Lübeck von
    vitelozzo-tamare

  • Hallo Bernd,


    Das hast Du völlig falsch verstanden. Dies war gar nicht gegen Dir.


    Herbert und ich hatten verschiedene Meinungen über etwas, und nachher hatt er mich recht gegeben, als ich ziemlich ausgebreit meine Meinung verdeutlichte. Es zeigte sich, daß eigentlich ein Mißverständnis die Ursache war.


    Erstens:
    Er ist m.E. eine anerkannte Quelle wenn es sich handelt um Stimmen. Ich bin dann auch froh wenn er - sei es zustimmend oder mißbilligend - seine Meinung gibt. Denn er zwingt ein anderer über etwas zu sinnen.


    Darf ich es mit einem Beispiel verdeutlichen?
    Ich habe mehrere Beschwerden gegen Böhms Aufnahme der Zauberflöte mit Dieskau , Wunderlich und Crass.
    Der Crass (Sarastro) fand ich eine zu jugendliche Stimme dafür haben.
    Und dann fragte Herbert plötzlich "Wie alt ist Sarastro".
    Unbewußt hatte ich eine Idee, aber erst durch diese Frage wurde ich gezwungen mich zu realisieren, daß er eher 50+ als 50- ist.


    Du darfst sagen, was Du willst. Mit so eine Frage wie was ist "manieriert" an Dir, zwingt Herbert Dich dabei still zu stehen, was Du gesagt hast - oder besser - was das bedeutete. Wann Du wissentlich solche Ausdrücke benütz, dann hattest Du eine Absicht. und kannst Du diese Absicht in andere Worten erklären, falls nötig. Kurz gesagt: ist die Bedeutung solcher Worte bei alle Menschen gleich?
    Es war also nicht negativ, sonder sehr positiv gemeint.


    Zweitens:
    Ich vermute (bin mir da nicht sicher, aber es ist ziemlich wahrscheinlich) daß er mich recht gab, weil ich über die Stimme von Schwarzkopf sagte, daß sie am schönsten war in den Jahre 40, 50 und halbwegs 60.


    Drittens:
    Ich habe Dich recht gegeben soweit es Dieskau betraf und bei la Schwarzkopf wies ich Dir auf eine Gegensatz in Deinem Schreiben. Von Dir selbst nachher übrigens anerkannt.
    Hatte ich mehr Worte benützen sollen, um Dir meine Meinung klar zu machen? Es war ein einfaches Problem und ich brauchte nicht viel Worte das zu sagen. Oder sollte ich überschwenglich über Dieskau reden und Deine, m.E. gut fundierte Analyse, eigentlich verschneien? Ich dachte nicht.


    Darf ich hierzu noch sagen, daß Dir - weil Du Dieskau nicht manieriert nannte - vielleicht noch eine harte Zeit zu warten steht, denn es gibt viele Wölfe die ihn gerne zerreißen.


    Ich ende mit einem zweiten Beispiel, dann verstehst Du hoffentlich, daß die Mitteilungen nachher zwischen Herbert und mich tatsächlich nichts mit Dir von tun hatten, sondern sich auf etwas zwischen uns bezogen.


    Im Rätselthread hatte ich einen Komponist gefragt, François Devienne. Als Hinweis nannte ich ihm Herr Konjunktiv (das französiche devenir hat als Konjunktiv devienne). Mehrere Hinweise folgten und schließlich wurde es gelöst. Ohne das dem Begriff Konjunktiv verstanden war. Theophilus und ich versuchten es beiden zu erklären. Er war um einige Sekunden eher. Und da schrieb er:

    Zitat

    Original von Theophilus
    Ich war erster! :D


    Vor einige Zeit passierte es genau umgekehrt, und da schrieb ich, daß ich erster war.
    So etwas ist Klassehumor, und ich mußte ja so lachen. Darum reagierte ich auch mit :D :jubel:
    Ein Außenseiter versteht so etwas nicht, und wenn wir Glück haben, denkt er: die sind ja kindlich. Weil er nicht weiß vom ersten Mal. In diesem Fall: derjenige der dies betraf, verstand es auch nicht und reagierte also mit Unverständnis.


    Kurz: es war nicht gegen Dich, denn jenes Kapitel war bereits abgehandelt.
    Ich hoffe, daß Du das akzeptierst und es glaubst.


    LG, Paul

  • Hallo Erna,
    es ist doch so,daß gesanglich fertig ausgebildete Sänger,die oft schon
    in einem Engagement sind,sich zu sog. Meisterkursen melden und wenn
    sie Glück und ,das nötige Geld haben,werden sie angenommen.
    In diesem Interpretationsuntericht soll ihnen beigebracht werden;
    wie man z.B.ein Lied von H.Wolf zu singen hat.Eigentlich fängt hier
    das manierierte (zurechtlegen)an;aber die Sänger sind freiwillig dabei.
    Sie müssen und wollen deshalb auch harte Kritik ertragen.
    Deine persönliche Abneigung gegen E.Schwarzkopf ist natürlich
    eine andere Sache,die nichts mit der Sangeskunst zu tun hat.


    Herzlicher Gruß von Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Für diejenige, die es nicht verstehen (sogar Theophilus vermutlich nicht), hier folgt eine kleine Erklärung.


    Einmal schrieb ich, als Theophilus und ich antworteten, und ich um einige Sekunden schneller war "Ich war erster".
    Un dann geschah es wieder, aber diesmal gewann Theophilus das Rennen. Und er schrieb


    Zitat

    Original von Theophilus
    Ich war erster! :D


    Da mußte ich sooo lachen. Da konnte ich nur antworten :D :jubel:


    Jetzt die Frage "Warum schrieb ich 'Ich war erster'."
    Ich dachte, mit soviel Musikliebhaber hier, muß doch einer denken an dem Schauspieldirektor (Ich bin die erste Sängerin).
    Nah, Ulli ?( X(


    LG, Paul

  • Hallo,


    Paul, natürlich akzeptiere ich deine ausführliche Erklärung. Danke für die Mühe!


    Da ich ja in der glücklichen Lage bin, während meiner Arbeit immer wieder Musik hören zu können, habe ich eben versucht, der Schwarzkopf mit Hiugo Wolf noch einmal eine Chance zu geben. Nach 5 Minuten mußte ich den Versuch abbrechen, weil ich es einfach nicht mehr ausgehalten habe - es kamen Assoziationen in mir hoch, die ich hier aus Respekt vor einer fraglos höchstqualifizierten Künstlerin lieber verschweige.
    Ich weiß nicht, warum es mir gerade und ausschließlich im Falle Schwarzkopf so geht. Normalerweise habe ich nur wenig Probleme mit einem bis zur Überfeinerung und zum Gesuchten gehenden Ausdruckswillen.


    Viele Grüße


    Bernd

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