Hallo Freunde der klaviermusik,
Als in meinem Freundeskreis, wir waren so eine Art "Klassikmafia" das erste Mal eine Aufnahme von Christian Zacharias auftauchte, war das Urteil schnell gefällt: "Zu jung" und "zu unbekannt" Kein Wunder, Zacharias war in etwa gleichaltrig mit uns, und im Gegensatz zu heute, wollten wir vorzugsweise Musik von verklärten Greisen hören, möglichst solchen, die noch irgend einen hochberühmten Lehrer gehabt hatten, der aber (damals !!) mindestens seit 50 Jahren tot sein musste.
So kam Zacharias zwar in unsere Sammlung, aber, obwohl allgemein bestätigt wurde, daß er "gut" sei, konnte er doch nicht gegen Berühmtheiten wie Kempff, Backhaus und Brendel an.
Irgendwann (die Gruppe gibt es längst nicht mehr) wurde mir klar, daß es sich bei Zacharias um einen der führenden Pianisten unserer Zeit handelt, aber scheinbar sind da viel andere auch erst sehr spät drauf gekommen, weil scheinbar haben sich seine CDs nicht so verkauft, wie EMI sich das vorgestellt hat. So hat man ihn nicht nur aus dem Katalog
genommen, nein IMO hat man ihm Schlimmeres angetan: Man hat seine Aufnahmen, von denen ich heute weiß, daß sie vorzüglich sind in den Budget-Bereich verschoben. IMO ist das wiederum nicht gut fürs Image.
Heute arbeitet er für MDG, was bestimmt keine schlechte Firma ist, aber IMO hätte UNIVERSAL den Teppich für ihn legen müssen als er EMI verließ.
Es gibt derzeit etliche Aufnahme dieses Künstlers in der EMI-RED LINE Serie, einiges auch in der NIPPER-Collection vorwiegend Schubert, Beethoven und Mozart. Meiner Meinung nach braucht er den Vergleich mit Brendel keineswegs zu scheuen. Was ich bekommen konnt hab ich gekauft, und das kann ich nur jedem raten auch zu tun, nicht nur weil Red-Line und Nipper-CDs fürn Appl und n Ei zu haben sind.
Bei der Interpretation von Mozarts Klaviersonaten, machte Zacharias von sich reden als er "Effekte" in sein Spiel einbaute, so beispielsweise im "türkischen Marsch" bei KV 331 wo er Schlaginstrumente einsetzt um das "orientalische" zu unterstreichen, oder die Geschichte mit der Spieluhr in der Kadenz des Krönungskonzertes, was zu teils sehr interessanten Diskussionen führte......
Er ist sicher einer der gesuchtesten Pianisten der Gegenwart, was die Liveauftritte betrifft, der Titel bezog sich jedoch auf seine derzeitige Schallplattenpräsenz.
Mit freundlichen Grüßen aus Wien
Alfred