O welche Lust - Beethovens Fidelio

  • Hallo Stabio,
    ich habe die bemerkenswerte Aufnahme, als Live-Aufnahme im TV
    gehört. Die "Florestanarie" kann man auch bei You Tube hören.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Liebe Stabia,
    soweit ich es übersehe, gibt es bisher "nur" die DVD der Aufführung aus Zürich.



    Meine Wertung:
    Insgesamt sehr gute Aufnahme mit einem "Makel", nämlich dem Don Pizzaro. Alfred Muff singt eigentlich nicht, sondern brüllt und stakst ständig wie der Storch durch den Salat - kaum zu ertragen :rolleyes:.
    Kaufmann, Nylund, Polgar sind sehr gut, wie Kaufmann die Höhe der Auftrittsarie nimmt ist schon bewundernswert. Elisabeth Rae Magnuson als Marzelline, Günther Groissböck als Don Fernando und Christoph Strehl als Jaquino bieten auch keinen Grund zur Klage.


    Ich schau mir die Aufführung immer wieder gerne an.


    LG
    Rosenkavalier

  • Soeben habe ich bei Youtube vier verschiedene Versionen der Florestan-Arie gehört, und zwar von James King, John Vickers, Jonas Kaufmann und Luis Gentile gesungen.
    Dabei fand ich die Gentile-Aufnahme als die schönste. Stimmführung und Phrasierung deckten sich nach meinem Empfinden optimal mit der Rolle.
    Vickers bewegt sich fast ausschließlich im Forte-Bereich und leistet sich beim letzten "ins himmlische Reich" einen Schlenker nach oben, der da nicht hingehört.
    Bei James King finde sein Pressen unschön. Der Florestan gehörte nicht zu den Partien, die ihn berühmt gemacht haben.
    Und Jonas Kaufmann, die schmachtende Damenwelt möge mir verzeihen, ist in diesem Fach einfach nicht zuhause. Er singt zwar textverständlich, aber sehr angestrengt und deshalb nicht schön. Die Augen alleine reichen für die Partie des Florestan eben nicht aus. Kaufmanns Stärken sehe ich nach wie vor im lyrischen Fach und dafür sollte er sich seine Stimme erhalten.


    Zuhause kann ich noch Ernst Häfliger, Peter Anders und Wolfgang Windgassen zu Vergleichen heranziehen. Alle sind hörenswert, Letzterer ist und bleibt jedoch mein Favorit in dieser Rolle. Wahrscheinlich auch deshalb, weil ich ihn persönlich kennenlernen und erleben durfte.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Stabia,
    ernsthaft betrachtet ist Jonas Kaufmann kein Stimmgewaltiger,
    schönäugiger "Brülltenor". Er kommt aus dem "Buffofach", und
    hat Jaquino, Cassio, u.a gesungen, dann folgte das "Moartfach".
    zur Zeit ist er als "Jugendlicher Held" sehr viel eingesetzt.
    Die Florestanarie singt er mit wunderbar, leichter Stimmgebug.


    :baeh01:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Siegfried


    Und Jonas Kaufmann, die schmachtende Damenwelt möge mir verzeihen, ist in diesem Fach einfach nicht zuhause. Er singt zwar textverständlich, aber sehr angestrengt und deshalb nicht schön. Die Augen alleine reichen für die Partie des Florestan eben nicht aus. :



    Also - ich würde für mich behaupten, dass ich die Stimme eines Sängers nach der Stimme und nicht nach dem Aussehen beurteile. Und andere Tenöre wären sicher froh über eine derart unangestrengte und dennoch vollstimmige Höhe. Anyway....
    Und hat sich etwa Herbert auch durch die Optik zu seinem Urteil hinreißen lassen :D ?


    LG
    Rosenkavalier

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  • Danke für alle Antworten.
    Ich höre mir das in Youtube mal an.


    Der Florestan liegt mir am Herzen - und ehrlich - noch nie habe ich es wirklich schön gesungen gehört.


    Gruß aus Bonn :hello:

    Was Du nicht willst, das man Dir tu, das füg auch keinem andern zu

  • Die DVD aus Zürich mit Jonas Kaufmann habe ich auch, und ich finde, für einen lyrischen Tenor macht er seine Sache sehr gut, und optisch sowieso (allein von der Figur - einem 200 kg schweren Florestan wie z.B. Johan Botha nimmt man die Kerkerhaft ja nicht so ohne weiteres ab!)


    Ich habe gerade mal nachgesehen, ich komme auf 53 Fidelios in meiner Sammlung (incl. der "Leonore") von 1944 (Thorsten Ralf) bis 2005 (Kurt Streit) - darunter 5 x Ernst Kozub.


    Eine Aufnahme, die vielfach unterschätzt wird, hat es mir wegen ihren durchgängig homogenen Besetzung angetan:



    Aufnahme: 1998, Studio
    Dirigent: Michael Halász
    Nicolaus Esterházy Sinfonietta
    Chor des Ungarischen Rundfunks
    Chorleitung: Kalman Strausz
    - ohne Leonore III -
    (Naxos, 2 CD, auch als Querschnitt erhältlich)


    Rollen und Sänger


    Don Fernando: Wolfgang Glashof
    Don Pizarro: Alan Titus
    Florestan: Gösta Winbergh
    Jaquino: Herwig Pecoraro
    Leonore: Inga Nielsen
    Marzelline: Edith Lienbacher
    Rocco: Kurt Moll


    Gösta Winbergh singt einen sehr guten Florestan, Inga Nielsen als Leonore braucht keinen Vergleich zu scheuen, Kurt Moll als Rocco solide wie immer und das Pärchen Marzelline/Jaquino tadellos.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Stabia
    ...


    Der Florestan liegt mir am Herzen - und ehrlich - noch nie habe ich es wirklich schön gesungen gehört.


    Wobei man aber darüber diskutieren könnte, wie "schön" das denn tatsächlich überhaupt gesungen werden sollte....

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Ich habe mir Jonas Kaufmann angehört und war sehr angetan von seiner Interpretation; ob er sich hierbei im falschen Fach befindet, wie der Gesangsexperte S. schreibt, muss Jonas Kaufmann wohl am besten wissen.
    Das Aussehen eines Sängers hat meiner Meinung nichts mit seiner Stimme zu tun, Windgassen hat den Florestan auch gesungen und war keiner.
    Es gibt, glaube ich, wenige Sänger, die nie eine fachfremde Partie gesungen haben (Wunderlich hat ja auch versucht,den Turiddu zu singen).
    Und das Jon Vickers ein ausgezeichneter Florestan war, ist mehrfach belegt.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Sagitt meint.


    Ich hatte mal irgendwo darauf hingewiesen, dass ich Peter Anders als Florestan eindrucksvoll fand. Es gibt eine Rundaufnahme 1948 mit Schmidt-isserstest und dann seine Aufnahme mit Friscay,u.a. in Neapel, in der er Deutsch singt und der Rest in Italienisch.
    Peter Anders war lyrischer Tenor gewesen und auf dem Weg ins dramatische Fach. Er konnte das Sehnen der grossen Arie ...und fühl ich nicht linde,sanft säuselnde Luft, wunderbar ausdrücken,ohne sich zu übernehmen.
    Mir gefällt von den erreichbaren Aufnahme diejenigen von 1948 am besten. Die Klangqualität ist noch ausreichend.

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  • Erstmal schön, dass die Diskussion so rege Beteiligung findet. Besonderen Dank an Peter für die Partiturinformationen und an Herbert für die Beschreibung der Patzak-Aufnahme, die ich mir demnächst mal unbedingt anhören muß.
    Johannes hat ja schon öfters seine Kritik an der Besetzung der Partie mit zu schweren Stimmen geübt, wobei ich Ihm prinzipiell Recht gebe dahingehend, da Beethoven sicher keine derart gewichtige Stimme im Sinn hatte. Dennoch möchte ich gerade bei Vickers bemerken, dass er wesentlich subtiler singt, als seine heldentenoralen Kollegen und auch die meisten lyrischen Fachvertreter ( Melchior hat übrigens auch den Florestan auf der Bühne gesungen!). Die Aufnahme unter Klemperer zeigt Ihn auch in besserem Licht, als die von Siegmund bei Youtube kritisierte, zudem dürfte Klemperer über die homogenste Besetzung verfügen - eine der wenigen Casts ohne einen Ausfall, sondern durchweg gut bis sehr gut besetzt.


    Obwohl die Befürworter des Piano-Einsatzes für mich nachvollziehbare Argumente liefern, ist für mich doch der Forteeinsatz hinsichtlich der emotionalen Wirkung unübertrefflich. Abgesehen davon, dass natürlich Oper nie Realität ist - ein 2 Jahre im Kerker sitzender Florestan könnte aber sicher immer noch schreien, und da ist der laute Forteton halt das entsprechend stilisierte Kunstmittel - stelle ich mir vor, dass der Gefangene langsam zu sich kommt, sein Schicksal (wieder mal) realisiert, und dann in Verzweifelung laut aufschreit. Der Kontrast zwischend dem die Stille zerreissenden "Gott" und dem danach wieder im Piano nachfolgenden "welch dunkel hier" hat eine großartige Wirkung.


    Eine Freundin von mir durfte Vickers unter Karajan in den 60ern in Salzburg erleben und erinnert sich heute noch recht platisch des Herzklopfens und der Gänsehaut, die diese Szene innerhalb der Aufführung erwirkte.


    Abschließend empfehle ich noch unbedingt, sich einmal Helge Roswaenge anzuhören, eine ebenfalls ergreifende Interpretation, besonders die Gestaltung des Allegroteils.


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Original von Antracis: Abschließend empfehle ich noch unbedingt, sich einmal Helge Roswaenge anzuhören, eine ebenfalls ergreifende Interpretation, besonders die Gestaltung des Allegroteils.


    Mein Lieblings-Florestan ist zwar insgesamt auch Julius Patzak, aber die Vision des Engels, der ihn ins himmlische Reich führt, ist wohl nie leidenschaftlicher und exstatischer gesungen worden als von Roswaenge. Und die "namenlose Freude" ist für mich am besten bei Set Svanholm zu hören, dem es da sogar gelang, Kirsten Flagstad zu befeuern.


    :hello: Petra

  • Zitat

    Original von heldenbariton
    Windgassen hat den Florestan auch gesungen und war keiner.
    :hello:Heldenbariton


    Gibt es eine Begründung für diese kühne Behauptung?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Gibt es.
    Ich beziehe mich auf meinen Höreindruck; ich finde, dass er weiß, was er singt, aber stimmlich fehlt mir das "gewisse Etwas"; ich halte ihn von der stimmlichen Anlage her lyrischen Tenor, der es, wie so viele, im Heldenfach versucht haben und zum "Helden" stilisiert wurden (Anders ist auch so ein Fall).
    Und, wie schon geschrieben, das Aussehen hat nichts mit den stimmlichen Mitteln zu tun.


    Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von Antracis
    Johannes hat ja schon öfters seine Kritik an der Besetzung der Partie mit zu schweren Stimmen geübt, wobei ich Ihm prinzipiell Recht gebe dahingehend, da Beethoven sicher keine derart gewichtige Stimme im Sinn hatte. Dennoch möchte ich gerade bei Vickers bemerken, dass er wesentlich subtiler singt, als seine heldentenoralen Kollegen und auch die meisten lyrischen Fachvertreter ( Melchior hat übrigens auch den Florestan auf der Bühne gesungen!). Die Aufnahme unter Klemperer zeigt Ihn auch in besserem Licht, als die von Siegmund bei Youtube kritisierte, zudem dürfte Klemperer über die homogenste Besetzung verfügen - eine der wenigen Casts ohne einen Ausfall, sondern durchweg gut bis sehr gut besetzt.


    Ich habe gar nichts gegen Vickers. Es ist zweifellos eine beeindruckende Interpretation. Mich stört nur erheblich, dass die Besetzung des Florestan mit einem schweren Heldentenor wie Vickers oder Windgassen hier mit großer Selbstverständlichkeit als erstrebenswertes Ideal gesehen, was historisch offensichtlich so nicht richtig sein kann, weil es noch mehr als 50 Jahre dauern sollte, bis es so eine Art Wagnertenor geben würde, und bei lyrischeren oder leichteren Stimmen die Stirn gerunzelt wird. (Ich kenne Kollo und King in der Partie nicht, mag sein, dass sie nicht überzeugen, vom "Gewicht" der Stimme sollten sie aber eigentlich sehr viel besser passen.)

    Wenn ich Nilsson als ideale Agathe oder Donna Anna anpreisen würde, dürfte ich mich ja ebenfalls auf Einwände gefaßt machen müssen :D


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

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  • Ich finde schon, das Windgassen auch eine Variante von vielen ist,
    wie man den Florestan singen kann. Furtwängler hat ihn ja auch
    in Salzburg und im Emi-Studio für die Partie akzeptiert, als Patzak
    in die Jahre gekommen war. Es gibt eben Interpreten vom lyrischen,
    leichten Tenor(Patzak, Häfliger, Dermota u.a.)über die Jugend=
    lichen Helden(Roswaenge, Völker, Anders, Windgassen,u.a.)
    bis hin zu den Heldentenören(L.Melchior, H.Hopf, J.Vickers, H.Beirer,
    L.Suthaus,u.a.).


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    ...
    Wenn ich Nilsson als ideale Agathe oder Donna Anna anpreisen würde, dürfte ich mich ja ebenfalls auf Einwände gefaßt machen müssen :D


    Du weißt offenbar nicht, wie gut Birgit Nilsson als Donna Anna war! Fritz Busch hat sie 1950 in Florenz in dieser Rolle gehört und war begeistert!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Mich würde interessieren, ob jemand von euch die Klemperer-Aufnahme aus Budapest besitzt und was der geneigte Hörer dazu für eine Meinung hat.
    Ich finde die Aufnahme aufgrund der noch schnelleren Tempi als im Covent-Garden-Mitschnitt sehr interessant; ein Vergleich:
    Nr. 3 (Quartett) Budapest 3´27
    London (Studio) 4´35
    Nr. 8 (Duett) Budapest 4´20
    London 5´25
    Nr. 14 (Quartett) Budapest 4´17
    London 5´25
    Finale II Budapest 12´04
    London 14´36


    Die Aufführung, von Klemperer auch inszeniert, ist in die Annalen der Budapester Oper eingegangen; die Kritiken, allesamt positiv, bestätigten den Rang Klemperers als Beethoven-Interpret.
    Der Mitschnitt lässt eine Première mit allen Stärken und Schwächen erleben;
    Anna Báthy als Leonore überzeugt durch restlose Identifikation mit der Partie; für mich persönlich d i e Leonore (neben Jurinac und Mödl);
    Endre Rösler überzeugt ebenfalls als Florestan, trotz hörbarer stimmlicher Grenzen; Mihály Székely i s t Rocco, er macht den Zwiespalt zwischen Unterwürfigkeit gegenüber Pizarro ebenso glaubhaft wie das Aufbegehren gegen diesen. Stimmlich hervorragend, wenn man an die Rocco-Karikaturen eines Greindl oder Pflanzl denkt.
    Oszkár Maleczky als Pizarro bringt für meinen Begriff etwas zu viel Pathos in die Partiengestaltung ein, ist aber glaubhaft "gefährlich".
    Mária Mátyás und Gyula Angyal Nagy sind ein ideal besetztes Paar, die übrigen Mitwirkenden tragen zum positiven Gesamtbild der Aufführung (ohne Leonore III) bei.
    Mag auch die ungarische Sprache befremdend wirken, der künstlerische Rang der Aufnahme wird dadurch nicht geschmälert.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Sagitt meint:


    Vergleichend habe ich mir mal wieder den " dramatischen Kern" des Fidelio angehört, die Scene " Er sterbe".


    a) Bernstein: sehr musikantisch. Sotin brauchbar, Janowitz ziemlich insuffizient, Kollo spielt keine grosse Rolle. Nicht übermässig schnell, aber doch Dramatik erzeugend


    b) Furtwängler, Salzburg 1950: Schöffler als Pizarro harmlos, Flagstad zum Fürchten, wie ein Blitz schlägt sie in diese Scene ein,Patzak ist so gar nicht mein Fall


    c) Furtwängler 1953 Otto Edelmann ein wirklicher bösartig-stimmgewaltiger Pizarro, Windgassen vorbildlicher Florestan, Mödl eine überragende Leonore. Furtwängler hat mässige Tempi, aber die Scene ist hochdramatisch.Viel besser als die live Ausaufnahme aus Salzburg- nicht nur klanglich


    d) Friscay 1951 Genf Metternich brauchbar, Werth als Leonore nicht so überzeugend, aber Friscay lädt die Scene ungeheuer dramatisch auf, der Schluss der Scene in unglaublichem Tempo


    e) Friscay 1951 Neapel, wie d) in beiden Aufführungen singt Peter Anders ( mein Ideal-Florestan), noch dringlicher als in Genf, der Schluss der Scene beinahe ein Getümmel,überbordende Leidenschaft


    f) Harnoncourt fängt die Scene recht harmlos an,musiziert dann sehr transparent. Leiferkus als Pizarro nicht so bösartig. Margiono als Leonore kein wirklicher Gegenpart. Nicht so leidenschaftlich, aber sehr geeignet, die Feinheiten der Partitur kennen zu lernen.


    g) Klemperer live 1961 Hans Hotter als Pizarro kann der Dramatik von Klemperer nicht ganz folgen. Jurinac verschluckt das ein ( und du bist tot hört man kaum-leider) oder andere, aber singt teilweise ausreichend erschreckend, töte erst sein Weib.Orchestral beeindruckend, die Stimmen können nicht ganz mithalten


    h) Klemperer Studioaufnahme Berry ( von wegen Buffo!) ein guter Pizarro, sehr dramatisch von Klemperer begleitet.Christa Ludwig gibt alles, teilweise beeindruckend, aber es ist nicht ihr Stimmfach. Bei ihrer Todesandrohung gibt es keine Gänsehaut.Vickers singt in beiden Aufnahmen einen beeindruckenden Florestan.Orchestral eine grossartige Aufnahme.Klemperer versteht es wie Furtwängler, mit nicht übereilten Tempi Spannung zu erzeugen



    i) Karajan, Wiener Sinfoniker 1953. Die gleiche Besetzung wie Furtwängler. Auch bei ihm ist Edelmann der Pizarro.Orchesterbegleitung ein wenig leichtgewichtiger. Mödl und Windgassen agieren nicht anders als bei Furtwängler- das Tempo ist ein wenig flotter.Auch Karajan versteht es, Dramatik zu erzeugen,mehr allerdings durch Tempo ( die Klangqualität dieser Aufnahme ist allerdings miserabel)


    Gut, dass ich nicht auf eine Insel muss, mit nur einer Aufnahme. Das Sprektrum ist schon beeindruckend. Nur eine, lieber nicht....

  • Nachtrag:


    1.Friscay 3: 1958 Studioaufnahme. Friscay bei weitem nicht so dramatisch wie in seinen live-Aufnahmen, aber sehr durchsichtig. Fischer-Dieskau als Pizarro, forciert, ich mags nicht. Rysanek als Leonore ordentlich dramatisch. Haefliger als Florestan- ist ja im forum schon heftig diskutiert worden


    2. Barenboim kann seine Staatskapelle Berlin ordentlich befeuern. Struckmann als Pizarro in Ordnung, Waltraud Meier als Leonore erstaunlich weniger dramatisch als man von einer Wagner Sängerin erwarten dürfte. Domingo hat in dieser Scene ja nicht so viel zu singen, da kommen dann auch keine sprachlichen Mängel zur Geltung


    3.Karl Böhm 1969 Theo Adam als Pizarro ausreichend dramatisch. Böhm macht ordentlich auf Tempo.Gwyneth Jones hysterisch- kann man gut hören. Leider wird durch die Geschwindigkeit ein wenig von der Dramatik genommen.James King beweist, dass man sehr gut Deutsch singen kann, wenn es nicht die Muttersprache ist. Das Ende dieser Scene erinnert im Tempo an die live -Aufnahmen von Friscay . Das kann man so machen- immerhin ein Zustand höchster Erregung.


    Es bleibt bei der Einschätzung: gut, dass es diese vielen Einspielungen gibt.

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  • Lieber Hans,


    Deine Einschätzung kann ich weitgehend teilen. Die Aufnahme c) ist mir immer noch die liebste.


    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Zitat

    Original von sagitt


    Ich hatte mal irgendwo darauf hingewiesen, dass ich Peter Anders als Florestan eindrucksvoll fand. Es gibt eine Rundaufnahme 1948 mit Schmidt-isserstest und dann seine Aufnahme mit Friscay,u.a. in Neapel, in der er Deutsch singt und der Rest in Italienisch.
    Peter Anders war lyrischer Tenor gewesen und auf dem Weg ins dramatische Fach. Er konnte das Sehnen der grossen Arie ...und fühl ich nicht linde,sanft säuselnde Luft, wunderbar ausdrücken,ohne sich zu übernehmen.
    Mir gefällt von den erreichbaren Aufnahme diejenigen von 1948 am besten. Die Klangqualität ist noch ausreichend.


    Die 1948er Aufnahme ist leider nicht vollständig, sondern bietet nur Auszüge. Peter Anders ist für mich der beste Florestan, den ich kenne, doch auch die übrige Besetzung soll hervorgehoben werden. Sehr gut gefällt mir insbesondere Margot Guilleaume als Marzelline - eine der schönsten und leider wenig bekannten Stimmen aus Norddeutschland.
    Walburga Wegner als Leonore verfügt über eine phänomenale und sehr schöne Stimme, nur liegt ihr das Leidenschaftliche weniger als das Innige. Im ersten Akt fand ich sie interessant, aber dramatisch nicht sehr überzeugend; im zweiten Akt ist sie phantastisch. Das Duett "O namenlose Freude" bringt einen absoluten Höhepunkt, ihre und Anders' Stiimme harmonieren wunderbar. Theodor Schlott ist ein guter Minister, Rupert Glawitsch ein sehr guter Erster Gefangener, Sigmund Roth ein ordentlicher Rocco, Alexander Welitsch ein ebensolcher, aber nicht übermäßig dämonischer Pizarro.
    Hans Schmidt-Isserstedt dirigiert in bester "pathetischer" Manier (das ist , bitteschön, positiv gemeint!) und baut die Spannungen gut auf. Als Live-Aufnahme ist dieser "Fidelio" die Anschaffung um den billigen Preis mehr als wert. Bei Cantus bekommt man sie zusammen mit dem 2.Akt der Fricsay-Aufführung in Neapel 1951.



    LG


    Waldi

  • Ein italienischer Fidelio (2.Akt), nur Peter Anders singt auf deutsch.


    Leider von mäßiger Tonqualität. Aber Anders wie immer hörenswert.


    Freundliche Grüße Siegfried

  • Lieber Siegfried,


    Das ist derselbe "Fidelio", der auf der 2. CD der von mir erwähnten Schmidt-Isserstedt-Ausgabe zu hören ist (die Sepratausgaben sind jeweils viel teurer). Mäßig ist für die Tonqualität leider ein zu gütiger Ausdruck, teilweise ist sie richtig mies. Was Anders betrifft, schließe ich mich deinem Urteil voll an. Dorthy Dow hat eine gute Stimme, aber italienisch funktioniert das alles nicht so richtig. Man würde dem Rocco (Mario Petri) den Kerkermeister nicht glauben, wüßte man es nicht besser. Fricsay ist natürlich schon hörenswert, aber sonst besitzt das Ganze einen eher exotischen Reiz (ausnehmen möchte ich nur Iginio Ricco, der den Don Fernando als gütige Autorität wirklich trifft).
    Nachtrag zum anderen "Fidelio": Alfred Pfeifle singt seinen Jaquino leider nur brav aber ziemlich teilnahmslos herunter.


    LG


    Waldi

  • Meine persönliche Lieblingsaufnahme ist diese hier:



    Furtwängler dirigiert mit enorm viel Leidenschaft und Martha Mödl als Lenonore ist einfach grandios! :jubel:
    Frick genial wie immer als Rocco. Auch der Rest der Besetzung ist großartig! Da stört es wenig, dass diese Studio-Aufnahme in Mono ist.
    Allein das Duett "O namenlose Freude!" ist es schon wert, dass man sich diese Aufnahme zulegt!


    Klemperer ist gut, hat mit Vickers den besten Florestan, aber insgesamt nicht so packend wie Furtwängler.


    Masur ist auch sehr ordentlich, Jerusalem ein erstaunlich guter Florestan, Nimsgern ein exzellenter Pizarro, die Altmeyer jammert mal wieder ein wenig zu viel und ihr Deutsch ist nicht ganz sauber, aber die Performance ist noch in Ordnung ...


    Harnoncourt: Relativ schwache Leonore von Charlotte Margiono, das Dirigat ist mir etwas uneinheitlich, beispielsweise ist es mir nicht ganz klar, warum H. das ansich recht zügige Tempo ausgerechnet beim Duett "O namenlose Freude!" ausbremst ... das finde ich etwas breiig ... Seiffert und Bonney sind gut.


    Eine empfehlenswerte Aufnahme wurde hier glaub ich noch nicht genannt, nämlich die von Knappertsbusch:



    Knas sehr gemächliche Tempi sind sicher nicht jedermanns Geschmack, aber in sich ist die Interpretation stimmig. Sena Jurinac ist eine wunderbare Leonore, Gustav Neidlinger singt den Pizarro beeindruckend (wird leider von der Tontechnik etwas ausgebremst ...). Jan Peerce überzeugt als Florestan, ich finde sein Timbre, das an anderer Stelle als nicht sehr schön gebrandmarkt wurde passt sehr gut zu dieser Rolle. Maria Stader ist eine hervorragende Marzelline, Dezsö Ernster (Rocco) und Murray Dickie (Jaquino) schlagen sich wacker. Sängerisch eine wirklich großartige Aufnahme, leider in Mono (und das 1961!).



    :hello: Florian

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  • Also ich habe ebenfalls die Aufname mit Janowitz / Kollo, Popp / Dallapozza, auf DVD unter Bernstein - Schenk Inszenierung, aber auf LP Mödl / Dermota (Eröffnung der wiedererrichteten Staatsoper vom 5.11.1955) unter Karl Böhm, dann die Aufnahme mit Birgit Nillson und Graziella Sciutti unter Lorin Maazel.


    Wenn das Libretto hier etwas bemängelt wird,
    dann bitte sich Leonore anhören, gibt es mit Edda Moser / Helen Donath, da ist der Text erst schlecht - kein Wunder, dass dies bei der Uraufführung im Theater a.d. Wien nicht gefiel, aber die Koleraturen der Leonore gefallen mir schon.


    Musss bemerken, dass ich alle Aufnahmen auf LPs Ges. habe.

    2 Mal editiert, zuletzt von oper337 ()

  • Meine Lieben,


    Erst voriges Jahr bei Andromeda herausgekommen ist der Mitschnitt einer Aufführung der Salzburger Festspiele 1957:



    Die Besetzungsliste läßt allerhand Erwartungen keimen, die allerdings nicht ganz eingelöst werden. Ich möchte allerdings vorausschicken, daß ich noch nicht Gelegenheit hatte, mir die Aufnahme mehrmals anzuhören, bitte also meine Einschätzungen nur als vorläufige anzunehmen.


    Die Tonqualität ist schwankend, teilweise gut, teilweise mies. Manchmal weiß ich nicht, ob nicht sie den Eindruck verzerrt (außerdem habe ich in tragbaren Player abgespielt, der sonst nicht so schlecht ist, aber natürlich höhere Ansprüche nicht zuläßt).
    Karajan reicht bei weitem nicht an Furtwängler oder Böhm (um nur zwei Namen zu nennen) heran. Er verschleppt die Tempi eher, und wenn auch mehrfach sein Können spürbar wird, so vermögen einzelne Passagen nicht für einen geschlossenen Gesamteindruck zu sorgen.
    Christel Goltz als Fidelio hat ganz große Momente, aber auch sie wirkt im weiteren Verlauf ein bißchen müde; in den Dialogen ist sie ungut pathetisch. Giuseppe Zampieri hätte für den Florestan genau die richtige Stimme. Wäre ihm ein entsprechender Regisseur zur Seite gestanden, der mit ihm ein bißchen auf Ausdruck und Artikulation geachtet hätte, dann würde ich jetzt von einem Spitzen-Florestan sprechen, aber so singt er die Partie zu "schön". Das "In des Lebens Frühlingstagen" klingt wie eine Bravourarie. Einerseits ist man hingerissen, andererseits wirkt das nicht glaubwürdig. Immerhin: Hörenswert ist Zampieri fraglos!
    Der Don Pizarro Paul Schöfflers wirkt matt und wenig bedrohlich - ein in die Jahre gekommener Bösewicht. Besser gefällt mir Otto Edelmann als Rocco mit einigen grandíosen Augenblicken und etlichen weniger überzeugenden. Sena Jurinac als Marzelline dagegen wird allen Erwatungen gerecht. Waldemar Kmentt gibt einen braven Jacquino, Nicola Zaccaria einen ebensolchen Minister. Die Gefangenen sind mit Erich Majkut und Walter Berry vorzüglich besetzt.
    Alles in allem: Für "Fidelio"-Sammler sicher reizvoll, für andere Klassizisten existieren überzeugendere Versionen.


    LG


    Waldi

  • Die berühmte TELARC-Einspieleung der Oper unter Charles Mackerras gilt seit rund 10 Jahren als Geheimtipp für HiFi-Freaks:



    Am Ostersonntag bringt WDR 3 un 20.03 h diese Einspielung zu Gehör.


    Die Bestzung:


    David Wilson-Johnson, Don Fernando
    Franz-Josef Kapellmann, Don Pizarro
    Anthony Rolfe-Johnson, Florestan
    Gabriela Benacková, Leonore
    Siegfried Vogel, Rocco
    Ildikó Raimondi, Marzelline
    John Mark Ainsley, Jacquino


    Edinburgh Festival Chorus
    Scottish Chamber Orchestra
    Charles Mackerras, Leitung



    Zitat

    "Fidelio", Ludwig van Beethovens einzige Oper, thematisiert Unterdrückung, Ungerechtigkeit und das Streben nach Freiheit. Auch 200 Jahrhunderte später sind dies noch immer aktuelle Probleme. Der Dirigent Sir Charles Mackerras, ein ausgewiesener Opernkenner, hat das Werk mit einem hervorragenden Sängerensemble eingespielt. Den zu Unrecht eingekerkerten Edelmann Florestan interpretiert Anthony Rolfe-Johnson, seine liebende Gemahlin Leonore verkörpert Gabriela Benacková. WDR 3 strahlt diese Aufnahme am Ostersonntag in der Reihe "Bühne: Radio" aus.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Gerade eben ist Karajans Live-Mischnitt einer Aufführung vom 25. Mai 1962 an der Wiener Staatsoper erschienen:



    Gleich vier Rollendebüts gab es an dem Abend: Christa Ludwig (Fidelio), Gundula Janowitz (Marzelline), Walter Berry (Pizarro) und Eberhard Waechter (Fernando). Des Weiteren sangen Walter Kreppel Rocco und Waldemar Kmentt Jacquino. Glückliche Sängerzeiten damals....


    Die Aufnahme, vom ORF für eine Rundfunkübertragung mitgeschnitten, bietet akzeptablen Monoklang, allerdings ist der Chor der Gefangenen schlecht zu hören, ebenso das ein oder andere gesprochene Wort.


    Angesichts der musikalischen Qualität findet man sich damit ab, sogar damit, daß Karajan, warum auch immer, Roccos "Goldarie" strich. Dafür gibt es immerhin die Leonoren III-Ouvertüre vor dem Finale.


    Karajan zeigte sich als temperamentvoller Dirigent, der es verstand, sein Gesangsensemble trefflich zu begleiten und eine lebendige Aufführung zu Stande zu bringen.


    Abgesehen von Jon Vickers, der an dem Abend indisponiert war, sich erst in die Rolle "einsingen" mußte und erst ab der Szene mit Pizarro zu großer Intensität fand, präsentierte sich die Sänger(innnen)riege in Bestform.


    Christa Ludwig schaffte es vortrefflich, ihre Nervosiät beim Singen des Fidelio in den Griff zu bekommen und lieferte ein sehr eindringliches und engagiertes Rollenporträt ab (wenngleich allerdings nicht jeder hohe Ton 100%ig "saß"). Gundula Janowitz wußte mit ihrer glockenhellen Stimme zu gefallen, weniger aber mit einer individuellen Rollengestaltung.


    Letztere lieferte aber um so intensiver Walter Berry als Pizarro ab, sowohl im gesprochenen als auch gesungenen Wort. Die Boshaftigkeit ist allgegenwärtig.


    Walter Kreppel gestaltete seine Rolle väterlich, aber nicht bieder; Waldemar Kmentt und Eberhard Waechter sind als "rollengerechte Luxusbesetzung" zu verstehen.


    Trotz kleinerer Unzulänglichkeiten (z.B. durfte man bei Vickers in den "Jübel" und nicht in den "Jubel" einstimmen) handelt es sich bei der Neuveröffentlichung um eine sehr stimmungsvolle Alternative, die nicht nur wegen der Rollenbesetzung empfehlenswert ist.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Zitat

    Original von Norbert
    ....
    Gundula Janowitz wußte mit ihrer glockenhellen Stimme zu gefallen, weniger aber mit einer individuellen Rollengestaltung.


    Man darf dabei nicht vergessen, dass dies erst das 2. Jahr in der Sängerkarriere von Frau Janowitz war. Wahrscheinlich eine der ersten Premieren überhaupt für sie. Da sollte man ein wenig Nachsicht walten lassen.


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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