Mit vier Werken zum Klassikfan

  • Dann will ich auch mal


    Mozart: Figaro, Sextett, in dem sich herausstellt, dass Figaro der "verlohrene Sohn" ist


    Bach: der langsame Satz aus dem Cembalokonzert BWV 1052


    Händel: Sinfonia aus dem Saul mit dem Glockenspiel (und später dem Choreinsatz)

    29.08.1958 - 25.06.2009
    gone too soon

  • Wie schon von anderen angedeutet, finde ich das praktisch unmöglich, weil man wissen muß (und normalerweise auch weiß!), was für Musik der Interessent sonst hört (und es gibt genügend Interessenten, für die Walzer und EKN genau der Typ Musik sind, mit dem man ihnen nur bestätigt, dass Klassik "Gedudel" ist). Daher nehme ich einfach Stücke, die mir selbst als *relativer* Neuling sehr schnell gefallen haben, wobei ein sehr dicker Brocken dabei ist, der vermutlich nach hinten losgeht... Die Reihenfolge daher nicht historisch, sondern nach vermuteter Attraktivität:


    Dvorak: 9. Sinfonie
    Beethoven: 5. Klavierkonzert
    Bartok: Divertimento f. Streichorchester
    Bach: h-moll-Messe (man könnte natürlich stattdessen ein Brandenburgisches Konzert nehmen, aber ganz ohne Vokalmusik fehlt etwas; Oper lasse ich u.a. deshalb weg, weil man hier m.E. die Leute in die Oper zerren sollte, sie müssen es auf der Bühne sehen und da kommen nicht nur musikalische Erwägungen hinzu)


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt


    Klar: Ich lese jeden Morgen einen Deiner Beiträge (muss man sehr sparsam dosieren), um mir für den Tag eine gehässige Stimmung aufzubauen. :D:hello:


    [QUOTE]Original von Paul?
    und Du? ;)


    Nicht so einfach. Es sollte was eingängiges sein, aber etwas, was nicht schon jeder kennt; es muss irgendwie überraschend sein, sonst wird's auch als "ganz nett" abgetan. Und es sollte viele Bereiche abdecken - Epochen und Musiktypen. "Leichte" Klassik kennen alle zu Genüge, das meide ich also.
    Leider bin ich nicht nicht in allen Bereichen gleichermaßen kompetent, daher folgende Auswahl:


    Als Vorspeise: Beethovens Siebte.
    Danach ein typischer Mozart: Klavierkonzert Nr. 20. ;)
    Als nächstes kommt was romantisches: Tschaikowskys Violinkonzert
    Und zum Schluss (müsste jetzt Vokalmusik aus dem Barock kommen, aber da kenne ich so wenig :untertauch: ): Toccata und Fuge d-moll von Bach.



    Gruß,
    Spradow.

  • 1.Gesualdo: Lasso moro ( La Venexiana)
    2.Schütz: Deutsches Magnificat (Kammerchor Dresden)
    4.Händel: Father of Heavn (Kathleen Ferrier)
    4.Kaminski: Das Wessobrunner Gebet (Orpheus Chor München)

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

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  • Zitat

    Original von Violoncellchen
    Generell glaube ich, dass es einfacher ist, sich für Klassik zu begeistern, indem man sich mit einem Werk intensiv befasst, als mit verschiedenen.


    [...]


    Lieben Gruß vom Violoncellchen!



    Hi,


    persönlich hab ich es genauso erlebt, nur das mein Interesse mehr oder minder von selbst erweckt wurde.
    Jedenfalls hat sich niemand hingesetzt und es sich zur Aufgabe gemacht, mir die klassische Musik nahe zu bringen.


    Und bei mir ging es ja mit Dvoráks Neunter los, welche ja doch recht häufig hier Erwähnung findet.
    Mit dieser habe ich mich dann auch erst einmal ausgiebig beschäftigt - satzweise, Stück für Stück bis zum geht nicht mehr. Rauf und runter, immer wieder und noch einmal.


    Erst dann kamen irgendwann andere Werke hinzu - diesmal mit tatkräftiger Unterstützung von Peter, der mir stets einige seiner CDs zur Auswahl stellte.
    Und wenn jetzt unser Gedächtnis nicht zu löchrig wäre, läge nichts näher, als diese anfängliche Auswahl vorzustellen - nur ist diese Information in ein solches Loch gefallen...


    Entscheidend waren bei mir aber eben nicht diese anschließenden Werke, sondern, wie bei Violoncellchen, das EINE Werk!



    Nun gut, genug gefaselt.
    Allein aufgrund der persönlichen Erfahrung gehört natürlich Dvoráks Neunte mit dazu.
    Dann wird es allerdings schwer. Gassenhauer wie die Kleine Nachtmusik oder Vivaldis Jahreszeiten sehe ich allerdings als wenig geeignet an - schon zu sehr bekannt. Wobei hier dennoch ein Türchen offen sein dürfte, denn wenn man den Interessierten zum Zuhören bringt und das konzentriert, kann diese Musik schon wieder ganz anders wirken.


    Ach, mir fallen zwar hier und da Werke ein, die ich als geeignet betrachten würde, doch immer schon gezielt auf bestimmte Präferenzen des Zielsubjekts.


    Sehr geeignet halte ich irgendwie Klavierkonzerte - ein Instrument, welches doch jedem geläufig ist, begleitet von einem Orchester. Das vermittelt dann ein privates Flair - zu dem man eben schon eine gewisse Bindung hat (oder haben könnte) - und eben die Klangspektren- und reize eines Orchesters.
    War eben so eine spontane Idee.


    Aber eigentlich ist es nicht möglich, dass hier verallgemeinert festzulegen.
    Jemand, der auf Gewaltiges steht, wird wohl kaum mit Kammermusik zu begeistern sein.
    Jemand, den man aber gerade mit diesem intimen Klang gefangen nehmen kann, würde dann hier zumeist außenvor bleiben...


    Na ja...irgendwie komme ich gerade nicht zum Zuge, weshalb ich jetzt einfach Schluss mache, ohne eine Liste zu präsentieren.
    Vielleicht ringe ich mich ja doch noch mal durch :wacky:


    Ciao
    Maik :hello:

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Fréderic Chopin: 24 Préludes für Klavier (wegen des Reichtums an gegensätzlichen Stimmungen, wegen der Verbindung von Temperament, Orgiastik, klavieristischer Virtuosität und klassischer Klarheit - falls ich das Stück nicht in einer Live-Aufführung präsentieren sollte, sondern in einer Aufnahme, würde ich tatsächlich die Edition von Martha Argerich verwenden)


    Olivier Messiaen: Turangalîla-Symphonie für Orchester, Klavier und Ondes Martenot (wegen des Reichtums an Rhythmen und Farben, wegen der Vielfalt der Akkorde und wegen der mitreichenden Wirkung des Soloklavieres und der Ondes Martenot)


    Modest Petrowitsch Mussorsgsky: Chowanschtschina (in der Instrumentation von Dmitrij Schostakovic und in einer Inszenierung, die die dunklen Seiten besonders herausstellt; Ich halte diese Oper für ebenso wertvoll wie Boris Godunow, aber für noch konsequenter in der Kombination von bildhafter Darstellung der russischen Geschichte, Religion und Ursprünglichkeit des Ausdrucks)


    Dietrich Buxtehude: Membra Jesu Nostri für 5 Gesangsstimmen, Streicher und Generalbass (Ein formal wunderbar ausbalanciertes und emotional sehr tiefes, barockes Lamento)


  • Ich glaube, wenn man irgendeine unbestimmte Zielperson aus der heilen Welt ihrer Popsongs in die Klassikwelt einführen will, dann kann man sie ruhig auch ein bisschen mit Streichquartetten und Countertenören schockieren. Die Barockmusik sollte man jedenfalls nicht unterschlagen, vielmehr stellt sich die Frage, ob Klamantik wirklich für jeden die passende Epoche ist? Das ist ja gerade das, was man am ehesten mit "klassischer Musik" in Verbindung bringt und auch die Zielperson wahrscheinlich irgendwann schon einmal gehört hat. Das hätte ihr ja schon damals gefallen können. (Und was den Schubert betrifft, habe ich ausdrücklich "2. Satz" dazu geschrieben. Der erste ist nämlich wirklich nicht einsteigerfreundlich.)
    Wenn man natürlich Näheres über die Hörgewohnheiten von Person x weiß, dann kann man die vier Stücke gezielt darauf zuschneiden.

  • "Ch'io mi scordi di te...Non temer, amato bene" KV 505 Mozart
    "Ay waking, O!" (Hob. XXXIa:157) von Haydn
    "Gebet einer Jungfrau" von Badarzewska
    "2. Satz aus dem Konzert für Cello + Orchester" Myslivecek


    Diese Mozartarie (Sopran, Klavier, Orchester) ist die schönste Arie, die ich überhaupt kenne. Nur muß es vor allem nicht zu schnell gespielt werden. Es ist eigenlich ein Liebesduett zwischen Stimme und Instrument. Sie reden gegen einander und mit einander.


    Dieses Lied in der Bearbeitung von Haydn ist so rührend, daß die Träne fließen. Man sieht und hört, wie er um das Leben seiner Geliebte bangt.


    Das "Gebet einer Jungfrau" von Tekla Badarzewska ist ein kurzes Klavierwerk, komponiert 1856. Man kann es romantisch finden, oder sentimental. Eigentlich ist es so wie bei Mozarts "Kleine Nachtmusik" oder Beethovens "Für Elise". Ein Neuling in der Klassikwelt wird hier jedenfalls etwas hören, das uns verschlossen ist.


    Jener 2. Satz aus Mysliveceks Cellokonzert war für mich eine Offenbarung gleich. Als ich ihn zum ersten Mal hörte, habe ich das dritte Teil sogar nicht mehr angehört. Ich ließ über eine Stunde den Spieler nur diesen einen Satz wiederholen. Die Schönheit davon läßt sich nicht beschreiben. Das muß man selbst erfahren.


    LG, Paul

  • Okay, ich hab mir dann doch noch mal Gedanken dazu gemacht - denn es ist ja hier nun mal der Fall gegeben, dass wir eben nicht für eine bestimmte Person, dessen eventuellen Geschmack wir einschätzen könnten, die Werke heraussuchen können...


    Lully - Te deum
    Beethoven - 1.Klavierkonzert (wenn eingrenzen, dann nur den 3.Satz)
    Dvorák - 9.Symphonie
    Ives - 2.Symphonie


    Der Versuch einer Begründung:


    - Lullys Te deum, weil ich es wundervoll finde und denke, dass mit der Stimmung dieser Musik Begeisterung und Interesse für vokales und 'frühes' Schaffen ausgelöst werden könnte. Es hat herrlich triumphierende Stellen, die musikalisch ein Genuss sind...


    - Beethovens 1.Klavierkonzert gefällt mir persönlich am meisten und gerade der 3.Satz könnte interesseweckende Wirkung besitzen


    - Dvoráks Neunte: nun, weil ich somit zur klassischen Musik geführt wurde und weil diese Symphonie einfach so viel beinhaltet und doch so ziemlich in den meisten Fällen auf Anhieb gefällt


    - Ives Zweite, weil hier der Überraschungseffekt voll mit drin ist. Man hat einen herrlich romantischen zweiten Satz und ein Ende mit dem Knall - welches erst mal rege Fragezeichen auslöst, aber dann doch Interesse hervorruft, um zu hören, was das denn da bitte eben war...



    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

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  • Version 1: Vokalmusik


    Der Vogelfänger bin ich ja aus Mozarts Die Zauberflöte
    Quintett aus Lortzings Der Wildschütz
    Chor der Gefangenen aus Verdis Nabucco
    Wie eiskalt ist dies Händchen aus Puccinis La Bohème


    Version 2: Instrumentalmusik


    Mozart: Klarinettenkonzert KV 622
    Beethoven: Leonoren-Ouverture Nr.3
    Wagner: Tannhäuser-Ouverture
    Smetana: Die Moldau

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Händel - Messias - "Ich weiß, daß mein Erlöser lebt"


    Mendelssohn - Lieder ohne Worte - Op. 19 No. 1: Andante con moto


    Dvorak - Slawische Tänze op. 46 No. 1 C-dur (Orchesterfassung)


    Schostakowitsch - Jazz Suite Nr. 2 Marsch



    dauert 'ne Viertelstunde. Danach ist zwar keiner Klassikfan, aber möglicherweise gibt es eine Gesprächsgrundlage.

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • 1. Chopin - Klaviersonate 2, 3. Satz (Trauermarsch) [gut als Einstieg; jeder kennt das düstere Leitmotiv - aber kaum jemand weiß, wie es weiter geht. Faszinierend, wie Chopin mit dem darauffolgenden Dur-Thema Hoffnung ausdrückt!]
    2. Beethoven - Frühlingssonate [schwungvoller, melodischer erster Satz und um den wunderbar romantischen zweiten Satz zu verstehen, muss man nicht Musik studiert haben. ;-)]
    3. Mendelssohn - e-moll-Konzert (Perlman - Einspielung)
    4. Paganini - Violinkonzert Nr. 5 [ähnlich wie beim Mendelssohn: laute, schwungvolle Motive wechseln sich mit interessanten und ruhigen Themen ab. Also ist für jeden was dabei. :-D]


    <5.> Falls jemand meint, Opernsänger würden nur kreischen ==> "Highlights" aus der Zauberflöte (mit Wunderlich als Tamino)


    Und wenn dann irgendwann aus dem Pop-Hörer ein Mensch geworden ist, dann darf er sich die "Schottische Fantasie" anhören. *gg*

  • Die meisten Vorschläge sind extrem einseitig.


    Wieso glaubt ihr alle, dass der Unbekannte zwangsläufig auf klassisch-romantisches Repertoire steht? Das wird er ohnehin irgendwann mal im Radio oder Fernsehen gehört haben mit dem Resultat, dass es ihn nicht besonders angesprochen hat, sonst wär er kein Klassikmuffel ...


    :rolleyes:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Wieso glaubt ihr alle, dass der Unbekannte zwangsläufig auf klassisch-romantisches Repertoire steht? Das wird er ohnehin irgendwann mal im Radio oder Fernsehen gehört haben mit dem Resultat, dass es ihn nicht besonders angesprochen hat, sonst wär er kein Klassikmuffel ...


    Mit Lachenmann, Scelsi, Ustwolskaya oder Hosokawa bleibt er es auch... :D


    Mein Vorschlag in chronologischer Reihenfolge:


    1. Eine schmissige Symphonie oder ein Concerto Grosso in einer modernen HIP-Aufnahme, sagen wir Mannheimer Schule zB oder ein Italiener. Wer da nicht mit den Füßen wippt, dem ist nicht zu helfen.


    2. Beethovens Eroica in einer modernen Aufnahme, etwa Zinman. Mit historischen Aufnahmen sollte man den armen Kerl nicht gleich überfallen.
    Als Alternative eine der berühmteren Klaviersonaten von Beethoven (Waldstein zB) oder ein Klavierstück von Chopin, eine Nocturne oder ein Walzer.


    3. Debussy, La Mer. Ebenfalls in einer modernen Aufnahme, etwa die zweite von Boulez.


    4. John Cage "In a Landscape", Arvo Pärt "Cantus in Memoriam Benjamin Britten" oder "Für Alina", oder - wagemutig - Zenders "Winterreise".

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  • Zitat

    Original von Robert Stuhr
    Mit Lachenmann, Scelsi, Ustwolskaya oder Hosokawa bleibt er es auch... :D


    No, bist Du Dir ganz sicher, dass Cage mehr einfährt als Scelsi?
    ?(

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister


    No, bist Du Dir ganz sicher, dass Cage mehr einfährt als Scelsi?
    ?(


    Ganz sicher, aber nur bei diesem einen Stück. Es klingt nämlich nach Keith Jarrett und nicht nach John Cage... :hello:

  • Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Die meisten Vorschläge sind extrem einseitig.


    Wieso glaubt ihr alle, dass der Unbekannte zwangsläufig auf klassisch-romantisches Repertoire steht? Das wird er ohnehin irgendwann mal im Radio oder Fernsehen gehört haben mit dem Resultat, dass es ihn nicht besonders angesprochen hat, sonst wär er kein Klassikmuffel ...


    :rolleyes:


    Weil neun von zehn Neuzugängen genau über diese Schiene zur Klassik kommen. Mit alter Musik wirst du die meisten Aspiranten noch weiter verscheuchen, und nur wenig Musik des 20. Jahrhunderts dürfte für Klassikeinsteiger geeignet sein. Vielleicht für Leute, die vom Jazz her kommen, aber wohl kaum für die, die bislang nur Pop gehört haben.


    Deine Schlussfolgerung ist nicht stichhaltig. Man muss einfach irgendwann "reif" für die Klassik sein. Ich glaube, die große Mehrheit der Klassikhörer hat sie eine Zeit lang gekannt, ohne dass man besonders angesprochen wurde. Bis es dann eines Tages funkte...

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Weil neun von zehn Neuzugängen genau über diese Schiene zur Klassik kommen. Mit alter Musik wirst du die meisten Aspiranten noch weiter verscheuchen, und nur wenig Musik des 20. Jahrhunderts dürfte für Klassikeinsteiger geeignet sein. Vielleicht für Leute, die vom Jazz her kommen, aber wohl kaum für die, die bislang nur Pop gehört haben.


    Deine Schlussfolgerung ist nicht stichhaltig. Man muss einfach irgendwann "reif" für die Klassik sein. Ich glaube, die große Mehrheit der Klassikhörer hat sie eine Zeit lang gekannt, ohne dass man besonders angesprochen wurde. Bis es dann eines Tages funkte...


    Ad 1) mag sein. Aber wenn man grundsätzlich jenen 10. ausschließt, macht man einen Fehler. Bei vier Werken kann man ja verschiedene mögliche Einstiege bieten. Und wer sagt, dass der Unbekannte Pop hört und nicht Jazz?


    Ad 2) da hast Du recht.
    :hello:

  • Zitat

    Ad 1) mag sein. Aber wenn man grundsätzlich jenen 10. ausschließt, macht man einen Fehler. Bei vier Werken kann man ja verschiedene mögliche Einstiege bieten.


    Die Vorgabe, mit vier Werken einen neuen Klassikhörer zu ködern, zwingt zu Kompromissen. Ich bekenne mich schuldig, aus diesem Grund im großen Tümpel der Mehrheit zu fischen um die Wahrscheinlichkeit, einen neuen Klassikfan an den Haken zu bekommen, zu maximieren...


    Das macht mich aber noch nicht zu einem Politiker! :D

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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  • Zitat

    Original von Theophilus


    Weil neun von zehn Neuzugängen genau über diese Schiene zur Klassik kommen. Mit alter Musik wirst du die meisten Aspiranten noch weiter verscheuchen, und nur wenig Musik des 20. Jahrhunderts dürfte für Klassikeinsteiger geeignet sein. Vielleicht für Leute, die vom Jazz her kommen, aber wohl kaum für die, die bislang nur Pop gehört haben.


    Deine Schlussfolgerung ist nicht stichhaltig. Man muss einfach irgendwann "reif" für die Klassik sein. Ich glaube, die große Mehrheit der Klassikhörer hat sie eine Zeit lang gekannt, ohne dass man besonders angesprochen wurde. Bis es dann eines Tages funkte...


    Ich weiß nicht recht. So abwegig finde ich die Überlegung eigentlich nicht, dass jemand, der zB in der Werbung usw. schon seit der Kindheit "O Fortuna", Kleine Nachtmusik oder "Mio babbino caro" gehört hat, doch eigentlich längst Klassik hören müßte, wenn diese Ohrwürmer solch eine atrraktive Wirkung ausüben würden. (Frage wäre allerdings, ob das vielleicht am Kontext, am Einsatz als Hintergrundmusik liegt). Und Platten von Peter und der Wolf oder Nußknacker waren zu meiner Kindheit sehr verbreitet, nicht nur bei Eltern mit Konzertabo. Es gibt also normalerweise auf jeden Fall eine vage Bekanntschaft mit solchen Stücken. Daher ist die Folgerung von KSM, dass es diese Art Stücke anscheinend nicht gebracht hat, nachvollziehbar. (Zu welchen Alternativvorschlägen das genau führen sollte, ist natürlich offen, vermutlich welche die klar kein "Gefiedel" oder "Operngejaule" sind. Es gibt ganz sicher Hörer, die von der völligen "Andersheit", z.B. von Renaissancemusik besonders angezogen werden.)
    Andererseits ist es eh vermessen, mit 4 Werke ausreichend historisch und klanglich Diverses abzudecken, daher wurde ja auch immer wieder gesagt, dass man den Hintergrund eigentlich berücksichtigen sollte.


    Und hat man Klassik gekannt, ohne sie zu mögen? Schwierig zu beantworten. Heute kenne ich Stücke, die ich nicht besonders mag, und schätze welche, die ich früher nicht mochte.
    Aber am Anfang und bezogen auf "Klassik" allgemein. Ich weiß es einfach nicht mehr. Ich hatte den Vorteil (?), vorher überhaupt nur sehr wenig Musik gehört zu haben. Aber ein Stück dreimal hören, obwohl es mir wenig sagt, so was mache ich heute, aber ich zweifle, ob ich das mit 15 gemacht habe. Die Eroica habe ich auch gehört, aber teils eher, weil ich wußte, dass sie grandios sein sollte und wegen "schöner Stellen", viele Durststrecken hatte ich dort mit 15 in den ersten beiden Sätzen.. :rolleyes:
    La Mer fand ich noch Jahre später (was teils auch an miesen Aufnahmen auf miesen MCs gelegen haben mag) einen völlig unverständlichen Klangbrei...


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Klassikfreunde,


    in meinem Freundeskreis gibt es viele Nichtklassiker.
    Vielen (allen) habe ich aber schon erfolgreich ihr Vorurtiel von
    "Klassik ist brave Musik für Rentner" genommen und einige hören jetzt Klassik.


    1. Erfolgreich war bisher immer
    Holst: Die Planeten.
    Der erste Satz Mars war schonmal der erste Überraschungseffekt und hat begeistert.
    ;) Kommt immer gut !


    2. Beethoven: Sinfonie Nr.7
    Dies war in einem Fall sehr erfolgreich - der wollte die Aufnahme direkt haben, sowie andere Beethoven-Sinfonien.
    In einem anderen Fall war es hoffnungslos - da war der Zug ohnehin abgefahren. Das war keine Musik für ihn.
    :D Pech gehabt und im Leben viel verpasst !


    3. Dvorak: Sinfonie Nr.9
    Da möchte ich Maik zustimmen, das ist von vorne bis hinten das Klassikeinsteigerwerk schlechthin.
    War nach Beethoven auch mein Klassikeinstieg - wunderbar.
    Dies ist das erste Werk in dem ich als Kind auf Pauken im Orchester aufmerksam wurde und ich feststellte welchen unglaublichen Reiz dieser orchestrale Schlagzeugeffekt hat. :jubel:


    4. Mussorgsky: Bilder einer Ausstellung (Solti/Decca)
    kommt bei allen Nichtklassikern immer gut an. Nach der "Neuen Welt" meine ich, ist dies das zweite TOP-Klassikeinsteigerwerk.


    ----------------------------------------


    Strawinsky: Le Sacre
    hat einerseits schon begeistert, doch sollte man Klassikneulinge nicht mit solchen Werken abschrecken.
    Es wurde als Krach emfunden. Ich hatte auch noch die wildeste Aufnahme mit Bernstein (SONY) verwendet.
    Deshalb sei dieses Werk hier nicht unter den Vieren genannnt.


    -----------------------------------------


    Hier wurden bisher ja schon einige schöne Beispile genannt.
    Doch scheint der Geschmack einiger Klassikhörer stark voneinander abzuweichen.


    Es wurden auch schon Werke genannt, bei denen ich heute als absoluter Klassik-Liebhaber noch stiften gehen würde - Klassikneulinge erste Recht.
    ;) Ich schreibe lieber nicht vom wem, denn der ist sehr empfindlich :untertauch:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Es wurden auch schon Werke genannt, bei denen ich heute als absoluter Klassik-Liebhaber noch stiften gehen würde - Klassikneulinge erste Recht.
    ;) Ich schreibe lieber nicht vom wem, denn der ist sehr empfindlich :untertauch:


    Geht mir genauso: Z.B. bei deinen Vorschlägen. ;) :untertauch:


    Ok, stiften gehen würde ich nicht, aber abgesehen von der "Neuen Welt" finde ich persönlich die Stücke eher langweilig. Man möge mir diese Blasphemie verzeihen, aber selbst bei den Beethoven-Symphonien begeistert mich nur der 2. Satz aus der "Pastorale" und vielleicht noch der berühmte 1. aus Beethovens Fünfter.


    Der Rest der symphonischen Werke plätschert m.E. einfach nur so dahin. Ich warte immer auf den mitreißenden Solo-Part, aber bei Symphonien haben die Komponisten leider die Solo-Geige "vergessen". :D


    Immer wieder überraschend, wie verschieden die Geschmäcker doch sein können.

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  • Hallo tenorist,


    Du läßt bei Deinen ersten Beiträgen (nunmehr 15) Deinen Musikgeschmack durchscheinen, der alle Richtungen, die ein bischen aufgeregter sind, ablehnen.


    ?(Dein Musikgeschmack scheint also ein "ganz anderer" zu sein:


    Wie man die Beethoven-Sinfonien, auch nur ansatzweise als langweilig bezeichnen kann, ist das Rätsel des Tages 24.Januar 2007, denn länger werde ich mich gedanklich nicht mit so einem Quatsch auseinandersetzen !
    Du empfiehlst dann sogleich langsame Sätze, hier den 2.Satz aus der Pastorale, den ich persönlich auch sehr schätze, aber mit dem man einen Klassikneuling kaum aus der Reserve locken könnte.
    Denn hier wird das von mir in meinem Beitrag genannte Klassikvorurteil voll bedient !
    Man muß dem Klassikneuling schon etwas bieten, worauf er anspringt.


    Den Gegensatz lieferst Du dann mit der Beethoven: Sinfonien Nr.5, 1.Satz - ein Einstieg, den jeder, der sich nur einigermaßen mit Musik beschäftigt hat schon kennt.
    :yes: Aber die Fünfte ist insgesamt auch ein gutes Einsteigerwerk.


    :D Die Sologeige findest Du im Violinkonzert op.61 von Beethoven. :hahahaha: :hahahaha: :hahahaha:


    Übrigens mit meiner Anspielung: "da würde selbst ich stiften gehen", meinte ich nicht Dich.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • da gibt es sicher viele möglichkeiten
    ganz spontan:


    bruckners achte
    feuervogel: höllentanz
    porgy and bess
    tanz der sieben schleier


    kann natürlich alles schief gehen :(
    und sie/er bevorzugt einfach die zauberflöte :P

    "Der moderne Komponist darf seine Werke einzig und allein auf der Grundlage der Wahrheit schreiben."
    Claudio Monteverdi


    "Der Komponist komponiert erstens für sich selbst und zweitens für das Publikum; aber für ein ideales Publikum und nicht für das...welches real existiert"
    Nikolai Rimski-Korsakow


    "Tradition ist die Weitergabe des Feuers und nicht die Anbetung der Asche."
    Gustav Mahler

  • Zitat

    Original von teleton
    Wie man die Beethoven-Sinfonien, auch nur ansatzweise als langweilig bezeichnen kann, ist das Rätsel des Tages 24.Januar 2007, denn länger werde ich mich gedanklich nicht mit so einem Quatsch auseinandersetzen !


    Oh, oh, ich sollte meine "blasphemischen" Äußerungen vorsichtiger formulieren...


    Zitat

    Du empfiehlst dann sogleich langsame Sätze, hier den 2.Satz aus der Pastorale, den ich persönlich auch sehr schätze, aber mit dem man einen Klassikneuling kaum aus der Reserve locken könnte.
    Denn hier wird das von mir in meinem Beitrag genannte Klassikvorurteil voll bedient !
    Man muß dem Klassikneuling schon etwas bieten, worauf er anspringt.


    Den Gegensatz lieferst Du dann mit der Beethoven: Sinfonien Nr.5, 1.Satz - ein Einstieg, den jeder, der sich nur einigermaßen mit Musik beschäftigt hat schon kennt.
    :yes: Aber die Fünfte ist insgesamt auch ein gutes Einsteigerwerk.


    Nein, nein, auch die 5. und 6. zählen nicht zu meinen Neulings-Empfehlungen (zu bekannt und - wie Du schreibst - bedienen sie wirklich das Klassikvorurteil).


    Und ja: ich weiß, dass ich einen sehr eingeschränkten Musikgeschmack habe. Übrigens wäre es mir auch egal, ob da jemand stiften geht oder nicht.


    Schönen Gruß aus der Max-Bruch-Stadt in die Beethoven-Stadt, :D
    Theo

  • Zitat

    Original von Tenorist
    Übrigens wäre es mir auch egal, ob da jemand stiften geht oder nicht.


    Freilich versuchen die Mitglieder mit extrem eingeschränkter Sicht auf die klassische Musik nur ihren kleinen Teilbereich an den Mann zu bringen.


    Mein Vorschlag war möglichst breit gefächert und wird erst recht (vor allem bei denen mit dem engen Geschmackshorizont) den Vorwurf ernten, zu verschrecken.


    Also: Wie mans macht, es ist verkehrt!
    :D

  • Hallo


    Interessant finde ich die Behauptung, dass Stücke, die zu bekannt sind, nicht gut für diese Einführungsaktion geeignet seien. Ich kann dieser Einschätzung nicht ganz folgen. Die Beschäftigung mit einem klassischen Werk erfordert vom Neuling einen Einstiegsaufwand. Er muss eine Art Hemmschwelle überwinden, die meines Erachtens niedriger ist, wenn er das Werk schon ein wenig kennt. Natürlich kennt fast jeder den Beginn der 5. Beethoven, aber kaum ein Neuling die ganze Fünfte. Gerade deshalb erachte ich sie als gutes Beispiel, weil der Neuling leichter in das Werk hineinfindet, was auch die Bereitschaft erhöht, sich das Ganze einmal anzutun (wenn einem der Anfang einigermaßen gefällt, ist man eher bereit, auch den Rest zu akzeptieren; Tschaikovskis 1. Klavierkonzert fällt auch in diese Kategorie).


    Auch in einem anderen Punkt bin ich bemerkenswerterweise völlig anderer Meinung. Abgesehen von einem sehr kleinen Personenkreis, der darauf unmittelbar anspricht, erachte ich Bruckner als völlig ungeeignet für einen Einstieg in die Klassik. Und die Achte ganz besonders. Bruckner ist in allem unendlich weit entfernt vom dem, was uns so im Alltag die Ohren durchspült.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


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