Was ist dran an Karajan? - Versuch einer Analyse

  • Nun wird in diesem unseren Land kaum etwas unter den Teppich gekehrt, und die Künstler aus dieser Zeit werden besonders gründlich durchleuchtet. Schwer vorstellbar, dass da irgendetwas bis dato Unbekanntes bei rauskommt außer, dass er vielleicht noch opportunistischer war als bislang bekannt. Nur, was hat das mit dem Musiker zu tun?

    Was hat denn eine Büste mit dem Musiker zu tun? Vor allem aber: Wie nicht zuletzt die Arbeiten von Klaus Riehle, aber auch die von Prieberg und anderen zeigen, hat Karajan selbst vieles aus seiner Vergangenheit unter den Tisch gekehrt und war damit sehr erfolgreich. Seine früheren Biographen haben seine Märchenstunden meist unüberprüft übernommen und zur Wahrheit erhoben.


    Ich bin erstaunt, dass die Biografie von Klaus Riehle hier im Forum bisher überhaupt nicht genannt wurde.

    Ich nicht. Man sieht doch an dieser Diskussion, dass kein Interesse an der historischen Wahrheit besteht. Klaus Riehle hat mich vor ein paar Jahren mal angerufen, nachdem er einen Artikel von mir über Martin Stephani gelesen hatte, dessen NS-Vergangenheit das Rektorat der Detmolder Musikhochschule wissenschaftlich aufarbeiten ließ, was zu ganz ähnlichem Protestgeheul führte, wie man es hier jetzt auch wieder erlebt.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Zitat

    Die Forderungen sind zuletzt immer lauter geworden, jetzt wird Elena Tzavara, Generalintendantin des Theaters Aachen, ihnen nachkommen..... schreibt die "Aachener Zeitung".


    Was sie nicht schreibt, ist, wer die "Forderungen" gestellt und warum und wieso sie "zuletzt immer lauter geworden sind".

    Ich bin mir sehr sicher, daß mindestens 90% der Aachener Bevölkerung es ziemlich wurscht ist, ob eine Büste von Karajan im Foyer des Stadttheaters Aachen steht. Und ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß unter den Besuchern des Theaters eine Mehrheit zu finden ist, die Forderungen dieser Art gestellt und sie immer lauter hat werden lassen. Welche neuen Erkenntnisse haben denn dieses "Lauterwerden" veranlaßt? Karajans Biographie ist in diversen, durchaus ernstzunehmenden Publikationen immer wieder von Leuten ganz unterschiedlicher Provenienz dargelegt worden. Seine Mitgliedschaft in der NSDAP ist für jeden, der es wissen oder auch nicht wissen will, hinreichend bekannt, mit allen Imponderabilien unterschiedlichster Art. Was also gibt es Neues im "Fall Karajan"?

    Ja, natürlich ist das wichtig!

    Nein, es ist überhaupt nicht wichtig. Karajan war Musiker und, ziemlich unbestritten, einer der bedeutendsten Dirigenten klassischer Musik im 20. Jahrhundert. Politisch hat er sich zu keiner Zeit betätigt, doch er hat es glänzend verstanden, die Politik und Politiker, die ihm und seiner Karriere förderlich waren, vor seinen Karren zu spannen, und das mit großem Erfolg. Man kann das Opportunismus nennen, aber es ist legal und zeugt nicht von krimineller Energie, sondern von großer Geschäftstüchtigkeit. Das erweckt natürlich Neid, und der hat den Dirigenten schon zu seinen Lebzeiten verfolgt und ist scheinbar nicht totzukriegen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Wie nicht zuletzt die Arbeiten von Klaus Riehle, aber auch die von Prieberg und anderen zeigen

    ...und die Arbeiten jenseits von Riehle sind auch hier am Brett durchaus angesprochen worden. Kater hast Du noch vergessen (den ich persönlich aber nicht für wichtig oder relevant halte).


    hat Karajan selbst vieles aus seiner Vergangenheit unter den Tisch gekehrt und war damit sehr erfolgreich.

    Wer tat das nicht? Und noch mal: die relevanten Dinge sind bekannt, schon seit Jahren, und sind kein Anlass für Büstendemontagen. Die sind ihrerseits ein Zeitgeistphänomen. Und wenn einer erstmal anfängt...vielleicht ist die Furtwängler-Büste im Volkshaus Jena das nächste Opfer?


    Man sieht doch an dieser Diskussion, dass kein Interesse an der historischen Wahrheit besteht.

    Da verfolge aber gerne mal die diesbezüglichen Diskussionen in diesem Forum. Von Sachlichkeit, die Grundlage einer Diskussion sein sollte, ist man da schnell entfernt. Und nochmal: ob Karajan Parteimitglied war ja oder nein ist angesichts seiner langen Musikerkarriere interessant zu wissen, zu seiner Beurteilung aber völlig irrelevant.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Nein, es ist überhaupt nicht wichtig.

    Natürlich ist das wichtig, wenn man keine Scheuklappen trägt und sich für die Person in Gänze interessiert und nicht nur für seine Beethoven-Interpretationen. Man kann natürlich sagen: "Mich interessiert nur der Musiker Karajan, ob er aus Opportunismus gleich zweimal NSDAP-Mitglied wurde und sich mit dem verbrecherischen Regime arrangiert hat, ist mir schnuppe." Meine Sichtweise ist das bekanntlich nicht. Aber wie ich schon bei der Diskussion um die Umbenennung von Straßennamen angemerkt habe: Bei der Frage, ob man Persönlichkeiten durch Büsten oder Straßen-Benennungen öffentlich ehrt, kommt es eben nicht nur auf das Wirken als Künstler an, sondern natürlich auch auf das sonstige Handeln. Niemand will es verbieten, Karajan-Aufnahmen weiter zu hören, zu lieben und zu verkaufen und ihn als einen der größten Dirigenten des 20. Jahrhunderts zu würdigen, wenn man denn dieser Meinung ist. Ob eine Karajan-Büste vor einem Theater stehen soll, ist hingegen eine ganz andere Frage.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Und nochmal: ob Karajan Parteimitglied war ja oder nein ist angesichts seiner langen Musikerkarriere interessant zu wissen, zu seiner Beurteilung aber völlig irrelevant.

    Für seine Bewertung als Dirigent ist das vielleicht irrelevant, für seine Gesamtwürdigung als Person der Musikgeschichte aber keineswegs. Karajan war ein übler Opportunist, und ich werde seine Büsten ganz gewiss nicht vermissen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Man sieht doch an dieser Diskussion, dass kein Interesse an der historischen Wahrheit besteht

    Das ist vollkommen richtig.

    Und das ist nicht nur auf Karajan beschränkt.

    Seien es Heiligenlegenden, seien es Biographien berühmter Männer

    oder Verfilmungen durch Hollywood

    Sie werden stets geglättet

    Helden und Heilsgestalten

    waren immer - und sind noch heute UNANTASTBAR

    Im Falle von Karajan kommt hinzu, daß die meisten Menschen

    ob sie es zugeben oder nicht

    Opportunisten sind und somit Sympathien mit ihnen empfinden

    Mein Standpunkt dazu ist - zumindest zwischen den Zeilen - herauszulesen.

    Ich versuche nun ein wenig zur "allgemeinen" Musik zurückzukehren

    und lade Dich ein (eigentlich nicht nutwendig, weil Du kennst das sowieso)

    die sogenannten "Bios" von Pianisten nachzulesen

    "Einer der interessantesten (oder innovativsten)(oder gesuchtesten)jungen Pianisten seiner Generation"

    ist nur eine Plattitüde der ich in den letzen Tagen bei meinen Recherchen immer wieder begegnet bin

    Und wie elegant man nich existierende Preise umschreibt (hat da und dort teilgenommen)

    "Bekam Tipss von (meist werden hier Badura .Skoda oder Brendel genannt)

    Der Honig fliesst hier in Strömen - bis zum Überdruss

    Wers glaubt ist selber schuld.

    Beschönigen und behübschen ist eine menschliche (Un?) tugend.

    Bis heute

    In Zeugnissen leitender Angestellten findet man:

    Hr Dr. Dolezal hatt großartiges für unser Unternehmen geleistet und er verlässt unser Unternehmen in bestem Einvernehmen.

    Er wird sich nun neuen Herausforderungen stellen. Wir danken ihm für alles und unsere Besten Wünsch begleiten ihn


    Der Klartext wäre indes:

    Es hat Jahre gedauer bis wir die Unfähigkeit von Dr. Dolezal erkannten und wir haben aufgeatmet als er sich zu einer "einvernehmlchen "

    Lösung des Dienstverhältnisse mittels "Golden Handshake" überreden lies. Wenn ihn überhaut noch jemanden anstellen wird, dann können wir nur hoffen, daß die die Konkurrenz tut, wo er mit sicherheit ebenfalls großen Schaden anrichten wird. Glückauf !


    Aber so ist nun Mal die Welt.....:baeh01:

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es glaube doch keiner, so eine Büste würde hingestellt, weil einer ein großartiger Musiker war! Haha! Die ist da, weil es zu einer Zeit opportun war, sich mit bestimmten Leuten zu schmücken. Jetzt denken einige, dass es nicht mehr opportun sei, also ... Das ist der Weg der Zeit und hat mit der musikalischen Bedeutung von jemandem (fast) nichts zu tun.


    Ich bin mir sehr sicher, daß mindestens 90% der Aachener Bevölkerung es ziemlich wurscht ist, ob eine Büste von Karajan im Foyer des Stadttheaters Aachen steht.

    Das sollte nicht das Kriterium sein! Die meisten interessieren sich für Bockwurst mit Fritten rot/weiß. Vielleicht sollte man daraus eine Bronze machen ;)

  • Wie gesagt hat für mich die Bedeutung des Dirigenten Karajan - in manchen Bereichen, nicht in allen - wenig bis nichts zu tun mit seinen Verstrickungen in der NS-Zeit. Aber die Würdigung einer Person gilt nun mal der ganzen Person, nicht nur einem Teil, das kann man doch nicht abspalten, insofern finde ich die Rauswurfaktion der Oper vertretbar, ich würde mir nur wünschen, mehr Informationen über die Begründung zu erhalten.


    Und ich bin doch sehr überrascht, dass hier beinahe alle es nicht einmal in Erwägung ziehen, in das Buch von Riehle hineinzulesen. Ich werde es mir demnächst in der Stabi besorgen (leider gibt es derzeit dort nur die ältere Biographie von 2008) und werde dann auch gerne berichten.

    Wen es nicht interessiert, der kann ja wegschauen.


    Viele Grüße, Christian

  • Und ich bin doch sehr überrascht, dass hier beinahe alle es nicht einmal in Erwägung ziehen, in das Buch von Riehle hineinzulesen

    Ich habe das Buch bestellt, einfach, weil ich es auch schlecht finde, Meinungen zu Dingen zu äußern, wenn ich die Fakten nicht kenne. Es gibt zu dem Buch lesbare Kritiken an Stellen, die ich nicht namentlich benennen darf ;)

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  • Die überwältigende Mehrheit der Gesellschaft interessiert das nicht.

    Ich bin mir sehr sicher, daß mindestens 90% der Aachener Bevölkerung es ziemlich wurscht ist, ob eine Büste von Karajan im Foyer des Stadttheaters Aachen steht.

    Warum so zurückhaltend? Vermutlich sind es 110 Prozent.

    "Jein".

    Fettes Brot

  • Warum denn nicht? Würde mich interessieren!

    Schau mal im südamerikanischen Urwald ...


    Dort findet sich u.a.


    Zitat von einer Kritik

    ....

    Riehle räumt mit falscher Legende auf. Klar arbeitet er heraus, daß die von Karajan kontrolliert geäußerte Aussage "er mußte der Partei beitreten" nicht die Hälfte der Wahrheit sein kann. Karajan suchte ergeizig in den sich ihm bietenden Kontakten zu NS-Größen gezielt nach Aufstiegschancen. Welche Ideologie das verbrecherische Naziregieme vertrat, interessierte Karajan im Kern nicht. Im Grunde verfolgte Karajan mit allen Mitteln die Ziele mehr Einfluß, (noch mehr) Privilegien und die absolute künstlerische Selbstverwirklichung. Nach dem Zusammenbruch wurde die Parteizugehörigkeit als Formalakt und wenn der Befrager hartnäckig genug blieb, als Genium, das eigentlich "nur Musik machen wollte" verkauft. Kennt man die wahren Hintergründe nicht, klingt das auch plausibel. Karajan hat nie Bedauern oder Mitleid mit den Opfern der Nazizeit erkennen lassen. Im Grunde waren ihm Schwache und Opfer (nur damals?) gleichgültig. Bei Franz Endler "Mein Lebensbericht" (Seite 170) findet sich ein geeignetes Schlußzitat über Bruckners Demut als Schwäche: "Er (Karajan) hat für schwache Menschen nicht viel übrig". Wenn ich jetzt Riehle genau lese, denke ich auch hierüber anders.

    ...


    und der Rückendeckel des Buches

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  • "Sehr detailliert dokumentiert Riehle beispielsweise Karajans Verhalten gegenüber seiner unehelichen Tochter Ute Heuser in dem von ihr angestrengten Vaterschaftsprozess, in dem es Karajan gelungen ist, sich bis zu seinem Tod einem Vaterschaftstest zu entziehen. Bei Nacht und Nebel wurde er in seinem Wohnort Anif beigesetzt, nur 33 Stunden nach seinem Tod. Riehle deutet an, dass man womöglich einer gerichtlich angeordneten Entnahme von Gewebeproben zuvorkommen wollte." (Buchbesprechung)

    Klingt nach einem recht reißerischen und sensationslüsternen Machwerk, dieses Büchlein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Und natürlich musste das hier zitiert werden !! :no::no::no:

    Es werden immer wieder "Hintertürchen" um den Maestro - dem man im Leben nichts anhaben konnte - im Tod zu verunglimpfen


    Es hätte übrigens nicht den Weisheiten dieses Büchleins bedurfrt um Karajans Grundhaltung zu "entlarven"


    Irdendwann fragte ein Interviever ind der Absicht in in Verlegenheit zu bringen (was ihm bei Böhm wohl gelungen wäre):

    "Herr von Karajan, mit wem hätten sie sich verbündet um ihre Karriere zu fördern ?"

    Karajan erkennt die Absicht und kontert radikal:

    "Mit jedem - Wenns sein muß auch mit dem Teufel"


    Das war eine klare - ehrliche Aussage.


    Die Nazis waren ihm ebenso egal wie die Juden die 1955 bei einem Amerika Gastpiel gegen ihn Demonstrierten

    Im entsprechenden Beitrag stand:

    Karajan nahm den Protest demonstrativ desinteressiert zur Kenntnis.


    Ich war nicht dabei - aber das klingt glaubwürdig.




    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im Falle von Karajan kommt hinzu, daß die meisten Menschen

    ob sie es zugeben oder nicht

    Opportunisten sind und somit Sympathien mit ihnen empfinden

    Bei einigen Mitgliedern des Forums scheint mir das allerdings genau so zu sein. :thumbdown:

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Bei einigen Mitgliedern des Forums scheint mir das allerdings genau so zu sein.

    Ja natürlich. Da das Forum ein kleines Abbild der Welt darstellt gelten deren Gesetzmässigkeiten auch hier.

    Alles andere wäre ein Wunder.

    Ich schrieb ja : die MEISTEN Menschen


    Ich erinnere ich, daß man mir vor einigen Jahren (aus dem linken Lager)

    als ich mich über gewisse Übelstände im Forum beklagte,

    mir an den Kopf warf: "Finde Dich damit ab - Wo Menschen sind - da menschelt es"

    und ich darauf entgegnete:

    "Ich weiß - Und genau deswegen mag ich keine Menschen"


    Letzteres ist natürlich ein wenig übertrieben und auf den Punkt gebracht - aber im Grunde bin ich ein Einzelgänger

    der sich lediglich mit Menschen abgibt, wenn gleiche Intereressen exisitieren.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • "Ich weiß - Und genau deswegen mag ich keine Menschen"


    Letzteres ist natürlich ein wenig übertrieben und auf den Punkt gebracht - aber im Grunde bin ich ein Einzelgänger

    der sich lediglich mit Menschen abgibt, wenn gleiche Intereressen exisitieren.....

    Erstaunlicherweise sind wir uns in diesem Punkt bei aller Verschiedenheit sehr ähnlich ^^

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Nun erklärt uns ein Islamwissenschaftler (Riehle), wie es sich um Karajan verhält.

    Es mutet surreal an.

    Ein Leser auf amazon schreibt und das macht doch neugierig, finde ich:


    "Karajans künstlerisches Vermächtnis steht für mich nicht in Frage, Riehles Werk hilft den bewußt ausgeblendeten frühen Karajan zu begreifen und seine späten Probleme besser einzuschätzen. Den Autor zeichnet aus, sich nicht im Abschreiben beinahe tradierter gefälliger Falschbiographie geübt, sondern durch Eigenrecherche über Zeitzeugen und Dokumente dem selbst gesetzten Thema größtmöglich genähert zu haben. Klaus Riehle will weder der Person noch dem Ansehen Karajans schaden, korrigiert er doch nur bewußt gemachte Falschaussagen anhand Fakten. Kein Verehrer - und ich zähle mich dazu - dieses Ausnahmedirigenten kommt bei kritischer Betrachtung um diese neue Publikation herum."


    Ich habe nur die Biografie von Peter Uehling gelesen, die den Vorzug hat, auf Karajans Stil einzugehen und seine Entwicklung als Dirigent zu betrachten. Über die hier erwähnten Aspekte erfährt man sehr wenig.

  • Mir hat erst GESTERn jemand eine email geschickt, der einen anderen Klassikinterpreten bloßstellen will (ich sag nicht wer es ist) und ob ich ihm dabei helfen könne ? Falsche Adresse erwischt !!

    Ich antworte nicht mal.

    Allenfalls auf Drängen - und dann nicht überfreundlich.....

    mir sind diese "Aufdecker" aus tiefstem Herzen unsympathisch.

    Gentlemen durchschauen auch so manches - aber sie schweigen diskret und lächeln

    und stellen sich unwissend.....


    Leute nach denen eine Straße benannt wurde sind per se keine Unschuldsengel-

    wären sie welche, dann hätte man ihre Leistungen ausgenutzt und die Person vergessen, die dahinter steht....


    mfg aus wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Ein schönes Beispiel für das Wirken des Politbüros in diesem Forum

    :hahahaha::hahahaha::hahahaha::hahahaha::hahahaha:


    ....... zu dem Alfred durchaus nicht gehört.

    Natürlich nicht-. Ich bin ja geradezu sprichwörtlich bekannt für meine Toleranz und Weltoffenheit......;)


    Karajans Büste ist mir wurscht ! Aber diese vom italienisch-kroatischen Bildhauer Aurelius Bassena geschaffene Büste meiner Person ist bitte unantastbar !!!

    Sie ist auch unbestreitbar ein veritabler Geniestreich. Schon bewunderswert, wie er mein feines immerwährendes gütiges Lächeln geradezu unnachahmlich natürlich festgehalten hat.

    Fast wie bei Mona Lisa. Nur irgendwelche Banausen könnten auf die Ideee kommen dieses Kunstwerk zu entfernen. Aber Banausen gibts ja heute wie Sand am Meer.....


    Es wurd erwogen serienmäßig Repliken im Kleinformat aus Kunststoff anzufertigen - jedenm Tamino Mitglied einen auf den Flügel oder sonstwohin ins Musikzimmer.

    Aber die Kosten waren dann doch zu hoch...... So bleibt es ein schöner Traum......

    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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    In der Berliner Philharmonie am Herbert-von-Karajan-Platz steht die Büste des Dirigenten noch: Mir sind keine Bestrebungen bekannt, dass sie wieder weg soll. Und dabei wird es hoffentlich bleiben. Selbst die Grünen, die übrigens in Aachen die stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung bilden, haben sich in der Hauptstadt bisher noch nicht an Karajan zu vergreifen versucht. Wahrscheinlich wissen sich auch gar nicht, wer das gewesen ist. ;)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Irgendwie bin ich glücklich und zufrieden damit, daß mir der Name Riehle völlig unbekannt ist. So bedeutend scheint der Herr Klaus Riehle auch nicht zu sein, selbst Wikipedia kann mit diesem Namen nichts anfangen.

    Mir reicht es, den Namen Karajan zu kennen um zu wissen, warum er diesen Bekanntheitsgrad erreicht hat.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Um es vorweg zu sagen: ich bin alles andere als ein Anhänger der nationalsozialistischen Regierung und Anhängerschaft, die unser Land vor 90 Jahren in Beschlag genommen und in den Abgrund geführt hat (wie Söder sagt: nicht, weil sie so stark waren, sondern weil die Demokratie zu diesem Zeitpunkt so schwach war). Nichts desto trotz empfinde ich es in der heutigen politischen Landschaft als scheinheilig, Funktionsträger - ausdrücklich nicht nur politisch gemeint - der damaligen Zeit diskreditieren zu wollen und deren (künstlerische) Leistung zu schmälern, Denkmäler von den Sockeln zu stoßen, mit dem Hinweis darauf, man habe sich vom damals herrschenden Regime nicht genügend distanziert. Natürlich ist es eine individuelle Entscheidung herauszufinden, in welchem Maße diese Menschen damals mit dem Regime zusammengearbeitet haben, auch kenne ich die Rolle Karajans im dritten Reich nicht, dennoch passt es in das Bilderstürmertum (manche nennen es auch Wokenessdebatte oder Cancel Culture) der heutigen Landschaft, wie hier in Aachen vorgegangen wird (grün geführter Stadtrat).


    Karajan war zu seinen aktiven Zeiten künstlerisch nicht unumstritten, aber da ging es um die Interpretation von Werken, nicht um politische Verknüpfungen. Ich erinnere mich noch sehr gut daran, möchte aber trotzdem heute viele seiner Aufnahmen nicht missen. Gerade die alten Beethoven-Sinfonien oder auch die Aufnahmen der sinfonischen Werke Richard Strauss' sind in meinem Augen (respektive Ohren) unverzichtbar!


    Vielleicht sollten unsere links-grünen Freunde auch einmal die Rolle und Verknüpfungen der heute teilweise immer noch in der Politik und im gesellschaftlichen Funktionsträger ebenso kritisch beleuchten, die zu Zeiten der innerdeutschen sozialistischen Diktatur (aka DDR) aktiv und mehr oder minder erfolgreich waren. Es gibt so viele Künstler, ob es nun ein Schostakovich oder auch ein Wagner ist, die von politischen Systemen gebraucht und missbraucht wurden, dass man sehr vorsichtig sein muss, diese aus heutiger Sicht eines Rechtsstaats kritisieren und diskreditieren zu wollen.

  • Irgendwie bin ich glücklich und zufrieden damit, daß mir der Name Riehle völlig unbekannt ist.

    Dass dir Erkenntnisse oder Personen, insbesondere, wenn um Fachfragen oder Fachleute im Bereich von klassischer Musik geht, völlig unbekannt sind, ist wahrlich nichts Neues. Und dass du mit deinen Nicht-Kenntnissen glücklich und zufrieden bist, auch nicht. Sad but true.

  • Nichts desto trotz empfinde ich es in der heutigen politischen Landschaft als scheinheilig, Funktionsträger - ausdrücklich nicht nur politisch gemeint - der damaligen Zeit diskreditieren zu wollen und deren (künstlerische) Leistung zu schmälern

    Die Begründung für das Entfernen der Büste ist ja gerade nicht die künstlerische Leistung. Also wird diese auch nicht geschmälert oder in Frage gestellt.


    Es gibt so viele Künstler, ob es nun ein Schostakovich oder auch ein Wagner ist, die von politischen Systemen gebraucht und missbraucht wurden, dass man sehr vorsichtig sein muss, diese aus heutiger Sicht eines Rechtsstaats kritisieren und diskreditieren zu wollen.

    Mit welcher Epoche Historiker sich auch beschäftigen, tun sie das immer in der Gegenwart und beleuchten fast immer eine nicht selbst erlebte Vergangenheit. Warum wird ihnen das aus bestimmten Kreisen immer nur bei Diktaturen, vor allem der NS-Diktatur, zum Vorwurf gemacht? Und um Karajans Verhalten zu bewerten, kann man es auch mit dem von manchen seiner Zeitgenossen vergleichen, die eben im Gegensatz zu ihm nicht bereit waren, für die eigene Karriere über Leichen zu gehen. Es waren nicht viele, aber es gab sie.

    "Herr Professor, vor zwei Wochen schien die Welt noch in Ordnung."
    "Mir nicht."
    (Theodor W. Adorno)

  • Um es vorweg zu sagen: ich bin alles andere als ein Anhänger der nationalsozialistischen Regierung und Anhängerschaft, die unser Land vor 90 Jahren in Beschlag genommen und in den Abgrund geführt hat (wie Söder sagt: nicht, weil sie so stark waren, sondern weil die Demokratie zu diesem Zeitpunkt so schwach war)

    Demokratie erfordert eine aufgeklärte Bevölkerung. Nur dann kann die Staatsform stark sein. Eine Haltung, die einfach nur nach dem Altar fragt, wo der Kniefall zu machen ist und sich sonst für nichts interessiert, lässt sich leicht instrumentalisieren. Das ist dann die Basis einer schwachen Demokratie.


    Oder um es vielleicht positiv zu zu sagen: Nur, wenn man den Weg Karajans versteht, kann man am Ende seine Person oder auch seine musikalische Arbeit würdigen. Sonst bleibt man einfach im Weihrauchdunst (oder im Gegenteil der Pauschalverurteilung) stecken. Und wer weiß am Ende wirklich was sich im Weihrauch so alles verbirgt .... :)?

  • Dass dir Erkenntnisse oder Personen, insbesondere, wenn um Fachfragen oder Fachleute im Bereich von klassischer Musik geht, völlig unbekannt sind, ist wahrlich nichts Neues

    Tja, so nahe liegen Glück und Pech zusammen. Der eine erfreut sich an der Musik unter Karajans Stabführung, der andere ist glücklich damit, jemanden zerreißen zu können. Ich bin mit meiner Version zufrieden, Du sicher auch mit Deiner.

    Ich gehe nicht in ein Konzert oder ein Opernhaus, um die Meinung irgendwelcher Fachleute zu teilen oder abzulehnen, sondern einzig und allein zu meiner Befriedigung. Allerdings habe ich dann auch eine Meinung dazu. Und warum soll ich traurig sein, wenn meine Meinung nicht Deine ist? Im Gegenteil, das ehrt mich! "Sad but true".

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Es glaube doch keiner, so eine Büste würde hingestellt, weil einer ein großartiger Musiker war! Haha! Die ist da, weil es zu einer Zeit opportun war, sich mit bestimmten Leuten zu schmücken.

    Aus welchem anderen Grund sollte denn ein Theater oder Opernhaus eine Büste im Foyer aufstellen? Eben weil er ein großartiger Musiker und Förderer des Aachener Kulturlebens war, steht Karajans Büste dort. Bestimmt nicht, um sich mit "großen Leuten" zu schmücken!

    Die Mülheimer Grünen haben die Geschichtsbücher der Stadt durchforstet und stießen dabei auf 29 Straßen und Plätze, deren Namen nochmal überarbeitet werden sollen. Erst nach! der Überprüfung werden Änderungsanträg gestellt.

    Die Fraktionsvorsitzende der Grünen hat ausdrücklich erklärt, dass es nicht das Ziel der Untersuchung sei, alle genannten Straßen umzubenennen.

    Allein schon die Tatsache, daß man in Deutschland Platz- und Straßennamen auf ihre "Political Correctness" untersucht, ist in Zeiten, wo die Menschen ganz andere Probleme umtreiben, wie fortschreitende Inflation, Krieg in der Ukraine, Klimakatastrophen und Meeresverseuchung mit Plastik- und ähnlichem Müll, ein Skandal. Sind diese Leute eigentlich dazu da, um die Interessen ihrer Wähler zu vertreten, oder um eigene Befindlichkeiten zu pflegen und mit hohen Kosten verbundene Umnennungen von Schulen, Straßen oder Wegen für Radfahrer in "für Radfahrende" anzuleiern?

    Ich bin gespannt, wann die erste Büste von Claudia Roth (immerhin ist sie für Kultur zuständig) in einem Theater oder die erste Annalena-Baerbock-Straße in Betracht gezogen wird.

    die Grünen, die übrigens in Aachen die stärkste Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung bilden

    Endlich weiß man, aus welcher Ecke die Forderungen "immer lauter werden", die Karajan-Büste in Aachen zu entsorgen!

    Der letztere hat Deutschland geeint, die vorgenannten spalten es.

    Die vorgenannten spalten nicht nur das Land, sie nehmen es quasi in Geiselhaft!


    Ich möchte noch einmal darum bitten, diese sinnlose und völlig themenfremde Diskussion zu beenden. Jeder kann die Frage für sich selbst beantworten.

    Warum eigentlich? Hier ist bisher sachlich diskutiert worden, und es geht immerhin um eine Persönlichkeit, die die Musikwelt des 20. Jahrhunderts entscheidend geprägt hat! Darüber dürfte man in einem Klassik-Forum schon offen sprechen können.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Nur, wenn man den Weg Karajans versteht, kann man am Ende seine Person oder auch seine musikalische Arbeit würdigen.

    Schon richtig, lieber Axel, tatsächlich sind diese Dinge lange bekannt. Was mich verdrießt ist der Umstand, dass diejenigen, die sich darüber aufregen, dass andere sich aufgeregt haben, so tun, als wären die sich Aufregenden historisch desinteressierte Volltrottel (etwas höflicher formuliert, aber so ähnlich in den jüngsten Beiträgen zu lesen). Ich gebe daher zu Protokoll: seit ich diesem Forum angehöre (und das ist seit 2006), werden diese Debatten immer wieder geführt, sei es in Bezug auf Karajan, sei es in Bezug auf Böhm (und so einige andere, deren Namen ich gerade nicht erinnere. Von Elly Ney ganz zu schweigen). Auch über Literatur wie die von Prieberg oder Kater. Um es deutlich zu sagen: Karajans politische Biegsamkeit ist sattsam bekannt, ob da jetzt noch uneheliche Kinder dazukommen ist mir persönlich jeckendrissejal. Aber es finden sich auch immer Beiträger, die einfach reflexhaft "ja, aber..." schreiben, obwohl das nicht das Thema ist und das Thema auch lang und breit verhandelt wurde, wenn nur der Name eines bestimmten Künstler erwähnt wird. Und genau das nervt ungemein.


    Der Artikel von Brembeck, den Christian freundlicherweise verlinkte, ruht in meinem Pressearchiv, da ich seinerzeit interessant genug fand (und auch damals noch Abonnent der mittlerweile woke und nicht mehr lesbar gewordenen SZ war), vor allem in Bezug darauf, was für ein windiger, ebenso überheblicher wie feiger Typ er wohl gewesen zu sein scheint. Andereseits: nachdem Göbbels die verbrannte Erde ausgerufen hatte, waren auch Günstlinge nicht mehr vor den eigenen Leuten sicher, selbst Furtwängler türmte, letztlich von Ansemet dabei unterstützt, in die Schweiz. Die Causa Karlrobert Kreiten ist hier im Forum auch ausführlich behandelt worden, Karajan wird als junger, noch nicht wie Furtwängler, Böhm, Schuricht, Knappertsbusch oder Ney et alt. gesettelter Musiker gute Gründe geahnt haben, um zu türmen. Bleiben von der Mailänder Episode also lediglich Hypochondrie und Arroganz übrig.


    Verärgern tun mich auch dümmliche Kommentare, die hier am Brett ein "Politbüro" am Werke sehen, oder Wortmeldungen, die mit stolzgeschwellter Heldenbrust verkünden, dass sie einen Autoren nicht kennen würden und er deshalb nicht bedeutsam sei. Wie heißt es doch bei Wilhelm Busch: "Wenn einer, der mit Mühe kaum, raufgekommen ist auf einen Baum, gelaubt, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der".


    Und zum Öcher Büstensturz: wer die erzkonservative Öcher Gesellschaft kennt, weiß, das dieses Ansinnen ganz geiss nicht aus diesen Kreisen kommt, Gott bewahre. Es wird sich damit ähnlich verhalten wie das an Schreibtischen ausgeheckte Rauchverbot für Kneipen, für das Leute verantwortlich zeichneten, die ihrerseits nie in Kneipen gingen (und somit ein veritabeles Kneipensterben verursachten). Eine neue Generation wahrscheinlich, die da meint, auch einmal das Mütchen der 68er kühlen zu müssen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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