wiewohl, lieber m.joho, perfekte Technik auch nicht alles ist, bin ich doch ein großer Fan von Sängern wie z. B. Rudolf Schock oder Peter Hofmann, um nur zwei zu nennen, deren stimmliche Mängel und vokale Technik durchaus anfechtbar waren und sind, jedoch wiegt dies die Persönlichkeit, der Ausdruck, das Charisma, die Expressivität wieder auf. Von der unvergleichlichen Callas will ich gar nicht erst reden...
Allerdings bin ich z. B. auch kein allzu großer Villazon - Fan, da sehe ich ebenfalls vokale Mängel, ohne dass dies für mich durch oben genannte Qualitäten genügend kompensiert wird. Und gerade in einem solch aufreibenden Betrieb wie der Oper ist eine sichere Technik heutzutage unabdingbar. Rolando Villazón ist nur einer von vielen, die Stimmkrisen bewältigen müssen, Operationen in Kauf nehmen müssen etc. Ich wünsche ihm daher auch ehrlichen Herzens, dass er bald wieder vollkommen im Besitz seiner Möglichkeiten ist, genauso wie ich Jonas Kaufmann sehr wünsche, dass er sich mit dem Wagner nicht auf Dauer überstrapaziert, da ich ihn nicht von Hause aus für einen dramatischen Tenor halte, aber ich denke, er ist intelligent genug, um seine Reserven bedachtsam einzuschätzen.
Aber gerade die Beurteilung von Stimmen ist extrem subjektiv, und von daher kann ich auch jeden Kaufmann und Villazón - Fan verstehen, obwohl ich persönlich beide nicht unbedingt ganz oben an meinem Sänger - Olymp ansiedeln würde...
Jonas Kaufmann, von München aus die Welt erobert
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Hallo,
die Entscheidung von Kaufmann, von DECCA (UNIVERSAL) zu SONY zu gehen, finde ich deswegen interessant, weil SONY dann die beiden momentanen "Tenor-Platzhirsche", Jonas Kaufmann und Klaus-Florian Vogt unter Vertrag hat. Was wird dann geschehen ? Wird Kaufmann Italienisches Repertoire aufnehmen, entgegen seiner momentanen Karriere, und der großdimensionierte Spieltenor Vogt Wagner ? Ich bitte um Meinungen.
Gruß,
Antalwin -
Wird Kaufmann Italienisches Repertoire aufnehmen, entgegen seiner momentanen Karriere
Eigentlich singt doch Jonas Kaufmann in diesem Jahr eine ganze Menge italienisches Repertoire, z.B. Il trovatore, Die Macht des Schicksals, Das Mädchen aus dem goldenen Westen und Don Carlos.
Jolanthe -
Im Nationaltheater als Manrico in IL TROVATORE zu sehen und zu hören,
bin sehr gespannt! -
Im Nationaltheater als Manrico in IL TROVATORE zu sehen und zu hören,
bin sehr gespannt!:
Der Sender Bayern-Klassik sendet die Premiere am 27.6. ab 19.00 Uhr.
Jolanthe -
Ich hüte gerade das Haus von Freunden, die classica haben. Da nutze ich intensiv die Sendungen zum 80. Geburtstag von Claudio Abbado, den ich immer mehr schätze. Heute abend: das Lied von der Erde von Gustav Mahler. Dirigent und Orchester (Abbado, Berliner Philharmoniker) excellent. Die tiefe Stimme ( der Abschied): Anne Sofie von Otter: hervorragend. Toll gesungen mit erstklassiger Textverständlichkeit (sie ist Schwedin!).
Tenorpartie: Jonas Kaufmann. Ihn mit Fritz Wunderlich zu vergleichen ist unfair. Aber: 1. Er ist ein hochgetunter Bariton. 2. Seine Textverständlichkeit ist sogar dann schlecht, wenn man den Text kennt. 3. Als Bayer weiß er offensichtlich nicht, was klare Vokale sind. Was bei Gerhard Polt witzig ist und bei Horst Seehofer schon weniger, ist bei ihm einfach schwach. 4. Hätte sich Mahler das vorgestellt, dass man die Tenopartien hier mit italienischen Opern-Schluchzern versieht? -
Also, ich kann mir nicht helfen, lieber dr. pingel, ich habe jedes Wort von ihm verstanden. Ich weiß auch nicht, woran das liegt. Als ich vor eineinhalb Jahren das Lied von der Erde in Essen mit dem Bayerischen Rundfunk-Sinfonieorchester unter Eliahu Inbal und Christiane Stotijn und Ben Heppner erlebte, war das etwa die gleiche Situation, hier wie dort ein tenoraler Kraftmeier, und ich finde, dass Kaufmann die zugegeben drei relativ kurzen, aber schweren Stücke leichter und souveräner gestaltete als der etwas schwerfällige und schwergewichtige Ben Heppner. Bei den Damen würde ich auch Anne Sofie von Otter den Vorzug geben. Sie bestach mit einem betörenden Piano und Pianissimo und fabelhafter Gestaltung des Textes. Das ganze Konzert war mitreißend, und das war natürlich zu allererst dem "magsichen" Dirigat Abbados zu verdanken.
Liebe Grüße
Willi
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Ich habe in einem anderen Thread die mangelnde Vokal-Klarheit in Kaufmanns Aussprache auch bemängelt!
Eventuell gibt es Menschen, die darauf allergischer reagieren als andere. Mir stellen sich die Nackenhaare, wenn ich ein "verquaktes" A oder ein "gequetschtes" O hören muss....mir kommt dann immer ein Zitat aus einem Kinderbuch(?) in den Sinn: "dumpf und dunkel".LG
Fides -
Also, ich kann mir nicht helfen, lieber dr. pingel, ich habe jedes Wort von ihm verstanden.
Ich verstehe auch jedes Wort. Vielleicht funktionieren meine Ohren anders
1. Er ist ein hochgetunter Bariton
Trotzdem kann er ein müheloses hohes C singen, Domingo konnte das nicht.
Jolanthe -
Liebe Jolanthe....was hat das eine mit dem anderen zu tun....ich dachte, bei dr. pingels Ausführunen ginge es um Herrn Kaufmann?!
LG
Fides -
Also, mühelos fand ich die Höhen nicht, er musste sie sehr stemmen. Und: bin ich der einzige, der die Schluchzer gehört hat?
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Nachdem sich Kaufmann für die lieblosen, häßlich und total verkorksten Inszenierungen wie Lohengrin und Trubadour hingegeben hat, ist es mir egal, ab er das "a" als "o" singt. Bei mir ist er unten durch.
Ihn wird's nicht stören, aber mich. Sowohl seine Bereitschaft, sich mißbrauchen zu lassen als auch seine gepreßten Vokale. Ich ärgere mich, einige seiner CD gekauft zu haben. Er hat mich nicht verdient.
La Roche
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Trotzdem kann er ein müheloses hohes C singen, Domingo konnte das nicht.
Liebe Jolanthe,
falls du damit den Schlusston von "Di quella pira" meinst, so war das in München ein b, wie der Künstler in einem Interview bekannte. Weil Regisseur und Dirigent beide Strophen der Stretta von ihm verlangten, hat er sich auf die sichere Seite begeben und die Stretta einen halben Ton tiefer gesungen. War sicher auch vernünftig, den meisten Zuhörern fiel es gar nicht auf.
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Weil Regisseur und Dirigent beide Strophen der Stretta von ihm verlangten, hat er sich auf die sichere Seite begeben und die Stretta einen halben Ton tiefer gesungen. War sicher auch vernünftig, den meisten Zuhörern fiel es gar nicht auf
Lieber Siegfried,
inzwischen habe ich das auch erfahren. Das Risiko ist ja dann doch hoch, gerade bei der Premiere an diesem Ton zu scheitern.
Jolanthe -
Lieber dr. pingel.,
meinst du den Schluchzer am Ende der Arie im dritten Akt ? Den hab ich auch gehört. Aber auch bei den einzelnen Akt Finalen im Ensemble hat Jonas Kaufmann keinen einzigen hohen Ton gesungen. Aber das hängt wahrscheinlich auch vom Dirigenten oder Regisseur hab, da ich die bei anderen Aufführungen auch immer unterschiedlich gehört habe. In der Kölner Philharmonie kann ich mich erinnern das der großartige Bariton Anthony Michals Moore den hohen Ton in den Akt Finali gesungen hat.
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Nein, lieber Rodolfo, ich meine gar nicht den Troubadour, sondern wirklich die Tenorpartien in Mahlers Lied von der Erde, wo er meiner Meinung nach einige Schluchzer eingebaut hat. Vielleicht werden dann Schluchzer auch bei Wagner in Bayreuth mal modern.
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Ich verstehe das Problem mit angeblichen oder tatsächlichen Schluchzern nicht wirklich. Die gab es doch schon bei Gigli (einem nun wirklich unbestreitbar wahren italienischen Tenor) und Co. Wo's hinpasst, gerne. Man darf auch Emotionen und Anteilnahme zeigen als Sänger.
Liebe Grüße
Joseph -
Heute konnte ich in meiner Tageszeitung einen kurzen Bericht von der Premiere des "Troubadour" in München lesen, aus der ich einige Ausschnitte zitieren möchte:
Zitatdpa: ...Umjubelte Stars im ausverkauften Nationaltheater waren am Donnerstagabend die Mezzosopranistin Anja Harteros als Leonora, der Tenor Jonas Kaufmann als Manrico und der russische Bariton Alexey Markov als Graf Luna. ....Ein unentschiedenes Duell von Buh- und Bravorufen folgte dem Erscheinen des französisschen Regisseurs Olivier Py auf der Bühne... Kaufmanns Rollendebut als Manrico war mit Spannung erwartet worden. Mit der gleich zweimal gesungenen Arie "Di quella pira", der berühmten "Stretta", enttäuschte er die Erwartungen des Publikums nicht.
Liebe GrüßeWilli
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Ich verstehe das Problem mit angeblichen oder tatsächlichen Schluchzern nicht wirklich. Die gab es doch schon bei Gigli (einem nun wirklich unbestreitbar wahren italienischen Tenor) und Co. Wo's hinpasst, gerne. Man darf auch Emotionen und Anteilnahme zeigen als Sänger.
Liebe Grüße
Joseph
Na klar, in die italienische Oper passt es, da habe ich nichts dagegen. Aber Mahler? -
Beim Trovatore in München vorgestern waren doch auch tatsächlich diese Schluchzerle zu hören. Allerdings meiner Meinung nach nicht als eingesetzter emotionaler Effekt (dafür war' s doch zu häufig), sondern um technische Registerprobleme zu kaschieren.
Ich hab halt mit Herrn Kaufmann durchaus meine Hörprobleme, wo andere ihn hochjubeln. Sorry. -
Beim Trovatore in München vorgestern waren doch auch tatsächlich diese Schluchzerle zu hören. Allerdings meiner Meinung nach nicht als eingesetzter emotionaler Effekt (dafür war' s doch zu häufig), sondern um technische Registerprobleme zu kaschieren.
Ich hab halt mit Herrn Kaufmann durchaus meine Hörprobleme, wo andere ihn hochjubeln. Sorry.ganz genau so sehe ich das auch.
Schluchzen hat nichts mit italianità und schon gar nicht mit belcanto zu tun. Ich sehe das bei Kaufmann auch als eine Mischung von technischem Manko und geschmacklicher Übertreibung.
Das übertrieben Schluchzen ist mir sogar bei sonst so grossartigen Sängern wie Gigli und Pertile zu viel. -
Bei den Münchner Opernfestspielen ist gestern Jonas Kaufmann für Klaus Florian Vogt als Lohengrin eingesprungen. Vogt hatte kurzfristigkrankheitshalber absagen müssen.
Morgen ist Kaufmann wieder als Manrico zu hören. -
Davor ziehe ich den Hut. Sich innerhalb weniger Tage in zwei solch' anspruchsvollen Rollen zu behaupten, ist aller Ehren Wert.
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Am 16.08.2013 erscheint Verdis "Requiem". Jonas Kaufmann singt den Tenorpart. Seine Partner(innen) sind Anja Harteros, Elina Garanca und Rene Pape.
Chor und Orchester der Mailänder Scala, Dirigent: Daniel Barenboim.
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Bei der neuen Plattenfirma dauert es noch etwas, bis die erste CD erscheint, also kassiert die alte Firma noch ab:
Alles schon mal dagewesen:Arien & Lieder von Verdi, Puccini, Leoncavallo, Bizet, Mascagni, Cilea, Massenet, Gounod, Mozart, Weber, Refice, Strauss, Wagner
Jonas Kaufmann,Prague Philharmonic Orchestra, Accademia Nazionale di Santa Cecilia,
Marco Armiliato, Antonio Pappano
Decca, DDD, 2002-2008 -
Ja, Harald, schon erstaunlich! Ein anderes Cuver, obwohl die von mir eingestellte CD noch erhältlich ist!
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Am 16.08.2013 erscheint Verdis "Requiem". Jonas Kaufmann singt den Tenorpart. Seine Partner(innen) sind Anja Harteros, Elina Garanca und Rene Pape.
Dieses Requiem wird es übrigens nicht nur als CD, sondern zum gleichen Termin auch als DVD und Blue ray DVD geben.
Jolanthe -
Jonas Kaufmann wurde gestern nach der 4. Trovatore Vorstellung zum Bayerischen Kammersänger ernannt.
Jolanthe -
Jonas Kaufmann wurde gestern nach der 4. Trovatore Vorstellung zum Bayerischen Kammersänger ernannt.
Jolanthe
Da darf er sicher nur in Kammern auftreten! -
Davor ziehe ich den Hut. Sich innerhalb weniger Tage in zwei solch' anspruchsvollen Rollen zu behaupten, ist aller Ehren Wert.
Das ist wohl wahr. Und noch "packt" er es.
Aber wie lange wird seine Karriere dann anhalten? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er in zehn Jahren noch etwas Gesangliches auf die Bühne bringt. Das ist doch bloßer Raubbau an der Stimme. Nur um jetzt seine Schäfchen ins Trockenene zu bringen. Ein Domingo singt heute noch (als Bariton, ja,ja). Schnelllebige Zeit.