Bruno Prevedi, vergessener Tenor?

  • Hallo zusammen,
    dieser Tage fiel mir eine CD in die Hände, auf welcher einige berühmte Tenorarien von Bruno Prevedi gesungen wurden. Tosca, Cavalleria Rusticana, Andrea Chénier,Turandot...
    Die Stimme faszinierte mich und ich wollte mehr erfahren, doch ich wurde nicht fündig.
    Wer weiss etwas über den Sänger, der 1988 starb und nur 59 Jahre alt wurde?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Tja, allzu viel weiß ich auch nicht über ihn. Ich mußte mich mit ihm einmal befassen, als ein Verehrer von ihm bei mir eine Portait-CD bestellte. Seine Platten-Karriere begann 1964 als Tenor (vorher war er Bariton) um dann jäh 1975 mit einer "Nerone"-Aufnahme zu enden. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.


    Kutsch-Riemens schreibt wie folgt:
    Prevedi, Bruno, Tenor, * 21.12.1928 Revere bei Mantua; Ausbildung durch Alberto Soresina in Mantua und Vladimiro Badiali in Mailand, nachdem er ursprünglich als technischer Prüfer bei den Fiatwerken in Mailand gearbeitet hatte. Er debütierte 1958 am Teatro Nuovo in Mailand als Bariton in der Partie des Tonio im »Bajazzo«. Nachdem er während einer Spielzeit im Baritonfach gesungen hatte, debütierte er nach nochmaligem Studium 1959 als Tenor, wieder am Teatro Nuovo Mailand, jetzt als Turiddu in »Cavalleria rusticana«. Es kam zu einer steil aufwärts führenden Karriere. Er hatte zunächst an den führenden italienischen Bühnen große Erfolge, sang dann an der Mailänder Scala und wurde 1964 an die Metropolitan Oper New York berufen. Dort sang er als Antrittsrolle 1965 den Cavaradossi in »Tosca« und trat darauf an der Metropolitan Oper (in deren New Yorker Haus) während fünf Spielzeiten in acht Partien und in 44 Vorstellungen auf. 1964 gastierte er mit dem Ensemble der Mailänder Scala am Bolschoj Theater Moskau als Kalaf in Puccinis »Turandot«. 1965 sang er bei den Festspielen von Verona den Pollione in »Norma«. Gastspiele brachten dem Künstler u.a. in Wien (1962 als Giasone in Cherubinis »Medea«), Paris (1962 Grand Opéra als Cavaradossi in »Tosca«) und London Erfolge ein, zumal in den
    Partien für Heldentenor. Als ständiger Gast dem Deutschen Opernhaus Berlin verbunden. Gastspiele am Teatro Liceo Barcelona, an den Opern von Dallas, Miami, Philadelphia, an den Nationalopern von Belgrad und Budapest, in Moskau, Frankfurt a.M., Hamburg, München und Zürich, bei den Festspielen von Glyndebourne und Edinburgh und beim Maggio musicale Fiorentino.Der strahlende Glanz seiner Tenorstimme und die ausdrucksreiche Interpretation des Künstlers kamen in vielen Aufgaben, zumal aus dem italienischen Repertoire, zur Geltung.


    Schallplatten: Decca (u a. vollständige Opern »Nabucco« von Verdi, »Medea« von Cherubini, »Macbeth« von Verdi, dazu Aufnahmen von Arien). Auf BJR Mitschnitt einer Aufführung von Verdis »Ernani« der RAI (1968 ), auf MRF singt er die Titelrollen in »Nerone« von Boito und in »Fernando Cortez« von Spontini.
    [Lexikon: Prevedi, Bruno. Großes Sängerlexikon, S. 19616
    (vgl. Sängerlex. Bd. 4, S. 2803) (c) Verlag K.G. Saur]


    Ein Todesdatum ist mir leider nicht bekannt, auch weß ich nichts von einer Krankheit oder so, die ihn zum Aufgeben der Karriere zwang.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Ein Todesdatum ist mir leider nicht bekannt, auch weß ich nichts von einer Krankheit oder so, die ihn zum Aufgeben der Karriere zwang.


    Er starb am 12. Januar 1988.

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Die Nerone-Aufnahme ist sehr gut. Ich habe außerdem einen Otello aus Zürich (1977), der auch nicht schlecht ist. Daß Prevedi nach 1975 anscheinend keine Schallplatten mehr eingespielt hat, hatte dem Otello nach zu urteilen nichts mit einem Stimmverfall zu tun. Ein Bekannter von mir hat Prevedi oft in der Schweiz gehört und meinte, daß es ihm für das schwere Fach ein wenig an Durchschlagskraft gemangelt habe.

  • Heute vor 24 Jahren gestorben:



    Prevedi, Bruno, ital. Tenor, * 21.12.1928 Rovere, † 12.1.1988 Mailand.
    Er begann 1958 zunächst als Bariton (Tonio in Mailand, Teatro Nuovo) und hatte 1960 erste Erfolge als Tenor (Turiddu). Trat bald an der Mailänder Scala auf und kam 1963 an den Londoner Covent Garden (Kalaf) und 1965 an die New Yorker Metropolitan Opera (Cavaradossi). Sang im gleichen Jahr in Verona (Poblione), auch in Wien (Alvaro, Manrico, Radames).
    Trat daneben an allen europäischen Bühnen auf.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich habe mir die Aufnahmen von Bruno Prevedi lange nicht mehr angehört. Aber dafür wird man ja hier im Forum immer wieder an "fast vergessene" Sänger und Sängerinnen erinnert.


    Unter Lamberto Gardelli hat der Tenor einen sehr guten "Macduff" in Verdis "Macbeth" gesungen. Seine Partner waren Dietrich Fischer-Dieskau und Elena Souliotis. Er gestaltet die Partie sehr ausdrucksvoll und singt mit guter Bindung, formt ein exzellentes Rollenporträt.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Soeben habe ich nochmal in den CD-Regalen gekramt und diese Aufnahme von Verdis "Trovatore" gefunden:



    Bruno Prevedi singt den Manrico neben Gwyneth Jones, Giulietta Simionato u. a.


    Carlo Maria Giulini dirigiert (Live-Mitschnitt aus London, Covent Garden, 1964).

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • In der Höhe klang die Stimme immer etwas gepreßt.
    Wahrscheinlich besaß er nicht das nötige technische finish, dieses mit Sicherheit einer der Gründe warum die Stimme irgentwann nicht mehr wollte.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Diesen Mitschnitt von 1969 werde ich mir auch nochmal anhören: Bruno Prevedi als Ernani.



    Zumindest habe ich die Aufnahme in guter Erinnerung.

    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Bruno Prevedi (* 21. Dezember 1928 in Revere; † 12. Januar 1988 in Mailand) war ein besonders dem italienischen Fach verbundener italienischer Tenor.



    Prevedi studierte in Mantua mit Alberto Sorenisa sowie in Mailand mit Vladimiro Badiali. Er machte sein Debüt als Bariton im Jahre 1958 als Tonio, sattelt aber kurze Zeit später auf das Tenorfach um und debütierte in diesem Fach im Jahre 1959 als Turiddu, wieder am Teatro Nuovo in Mailand.
    Prevedi sang in ganz Italien und debütierte an der Mailänder Scala im Jahre 1962 in Ildebrando Pizzetti 's Debora e Jaele. Daneben trat er in Berlin, München, Wien, London und Buenos Aires auf.
    Heute hätte er seinen 85. Geburtstag.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Bruno Prevedi (* 21. Dezember 1928 in Revere; † 12. Januar 1988 in Mailand) war ein besonders dem italienischen Fach verbundener italienischer Tenor.

    Heute ist wieder sein Geburtstag!


    Ich hatte das Glück, ihn in den besten Jahren seiner Karriere mehrmals zu hören. In Berlin dreimal unter Karajan als Manrico in New York zweimal als Riccardo. Damals in den 60 Jahren wollte ihn die Decca als Nachfolger Mario del Monacos aufbauen und in den beiden Partien verstand man, warum die Firma auf ihn setzte. Vor allem zusammen mit Leontyne Price als Leonore und als Amelia sang er großartig. Leider aber haben sich die Hoffnungen, die in ihn gesetzt wurden, nicht erfüllt. Er wirkte danach, nur noch uninspiriert. Seine kräftige Stimme ließ er kaum mehr glorios strömen. Er sang kurzatmig und abgehackt, unelegant und unschön! Kein Wunder, dass die Decca dann lieber auf Pavarotti setzte, dem sie zunächst nicht mal eine LP gegönnt hatte.

    Aber gerne erinnere ich mich an seinen Trovatore von 1964 und an seinen Ballo von 1967. Natürlich war er in beiden Partien nicht auf der Höhe die Gesangs- und Gestaltungeskunst von Leontyne Price. Aber die riss ihn mit und inspirierte ihn! So war er ihr ein durchaus würdiger Partner.

    Leider klingt der Mitschnitt erbärmlich!



    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso41,

    Dank für diese Deine Erinnerung an Bruno Prevedi. Das Arien-Recital von 1964 unter dem ausgezeichneten Sänger-Begleiter Sir Edward Downes hat mir immer recht gut gefallen, es wurde bei seinem Erscheinen insbesondere von der angelsächsischen Kritik sehr gelobt. Sein "Amor ti vieta" mit den nicht einfachen Legato-Bögen gehört für mich auch zu den besseren Aufnahmen dieses Ariosos, gleiches gilt für weitere Arien dieses Portraits. Die Fähigkeit zu großen Bögen und guter Atemkontrolle sind die "assets" dieses Recitals, dazu seine kraftvolle und sichere Höhe. Auch sein Ismaele in der genannten Nabucco-GA ist durchaus hörenswert. Allerdings wirkte sein Vortrag auf Dauer auf mich dann doch eher "berechenbar" und solide, sein Timbre nicht wirklich bemerkenswert. Ich habe mir die Aufnahmen seit Jahren nicht mehr angehört...

    Im übrigen hatte er auch vor dem Erscheinen Domingos und Pavarottis Ende der 60er Jahre doch schon gewichtige Konkurrenz auf dem in den 60er Jahren noch überschaubaren Plattenmarkt. Hat er sich mit den heldischeren Partien Puccinis, Verdis und der Veristen vielleicht doch früh verausgabt?

    Hier noch zwei schöne Ausschnitte aus Aida und Cavalleria (wohl aus den geschätzten Amsterdamer Opernkonzerten Mitte der 70er Jahre mit Cristina Deutekom, stets mit solider Technik aufgezeichnet vom Niederländischen Rundfunk)



    VG
    Otello50

  • Bruno Prevedi kenne ich ebenfalls hauptsächlich von der Decca-Veröffentlichung, die mittlerweile unter dem Titel "Most wanted records", gekoppelt mit Flaviano-Labo-Aufnahmen, auf CD erschien. Prevedi war bei den Aufnahmen 35 Jahre alt. Seine Stimme ist klangschön, sein Vortrag kultiviert. Allerdings vermag er nur sehr wenig Leidenschaft und Emotion zu transportieren. Außerdem finde ich die Höhe etwas zu trompetenhaft. Seine Biographie weist ihn übrigens als ausgesprochenen Verdi-Tenor aus. Seine beiden Mitwirkungen in großen Studio-Gesamtaufnahmen sind der Ismael und der Macduff und auch an der Metropolitan Opera sang er ausschließlich Verdi: Alfredo, Manrico, Riccardo, Alvaro, Don Carlos und Radames.


    Der kürzlich erwähnte Veriano Luchetti, der auch als Verdi-Tenor gilt, ist doch mehr mein Geschmack. Über ihn möchte ich demnächst noch etwas schreiben.

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Ich kenne Bruno Prevedi eigentlich nur aus dieser Aufnahme aus dem Jahr 1964, in der er den Macduff singt:

    Ehrlich gesagt, bleibende Eindrücke hat er (bei mir) nicht hinterlassen. Ganz klar wird er übertrumpft von Carlo Bergonzi, der diese kleine, aber feine Rolle unter Erich Leinsdorf in der RCA-Aufnahme von 1959 gesungen hat.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Lieber Otello!

    Lieber Greghauser!

    Lieber Nemorino!


    Es hat mich gefreut, dass ihr den Ball von mir aufgenommen und etwas über Bruno Prevedi geschrieben habt, nachdem so lange in diesem Thread nichts mehr gepostet worden war.

    Ich habe ganz bewusst seinen Geburtstag zum Anlass genommen, um hier in diesem Thread an ihn zu erinnern. Erst wollte ich das in der "Ehrentagschronik" tun, aber da findet ja kaum mal ein Austausch über einen geehrten Sänger statt. Ist ja auch schwierig, wenn es nicht nur positive Erinnerungen gibt. Gerade an Prevedi habe ich sehr positive Erinnerungen aber leider eben auch weniger erfreulichere.


    Sein "Amor ti vieta" mit den nicht einfachen Legato-Bögen gehört für mich auch zu den besseren Aufnahmen dieses Ariosos, gleiches gilt für weitere Arien dieses Portraits. Die Fähigkeit zu großen Bögen und guter Atemkontrolle sind die "assets" dieses Recitals, dazu seine kraftvolle und sichere Höhe.

    Live kam dann - zumindest in den Jahren vor 1968 - noch ein dramatische Gestaltung dazu, die nicht auf äußere Gesten setzte sondern auf die Färbung des Tons und die Formung der Phrasen. Das kann man auf dem von mir eingestellten Duett aus dem BALLO, besser aber noch auf dem von Dir eingestellten Duett aus AIDA hören. Es ist oft trügerisch, Sänger nach Aufnahmen zu beurteilen. auf denen man lediglich Arien hört. Für Prevedi gilt das in besonderem Maße.

    Seine Stimme ist klangschön, sein Vortrag kultiviert. Allerdings vermag er nur sehr wenig Leidenschaft und Emotion zu transportieren.

    Also seine Stretta 1964 in Berlin hat es an kämpferischer Leidenschaft gewiss nicht gefehlt. Und im vierten Akte des TROVATORE hat er mich dann tief erschüttern können mit seinem Schmerz und seiner Verzweiflung.


    Ganz klar wird er übertrumpft von Carlo Bergonzi, der diese kleine, aber feine Rolle unter Erich Leinsdorf in der RCA-Aufnahme von 1959 gesungen hat.

    Das sehe ich ganz genau so. Aber Carlo Bergonzi ist für mich ohnehin der beste Tenor, den ich in den 65 Jahren, die ich nun regelmäßig und sehr oft in die Oper gehe, gehört habe.


    In Opera Today habe ich folgende Kommentar gefunden. Er zeichnet die Suche der DECCA nach einem Monaco-Nachfolger nach!

    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Carlo Bergonzi ist für mich ohnehin der beste Tenor, den ich in den 65 Jahren, die ich nun regelmäßig und sehr oft in die Oper gehe, gehört habe.

    Lieber Caruso41,


    .... Bergonzi war der geschmackvollste, stilistisch unübertroffene italienische Tenor der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Das ist mein ganz persönlicher Eindruck. Kein Corelli, kein Mario del Monaco, obwohl beide mit glänzendem Stimmaterial ausgestattet waren, kommen auch nur annähernd an ihn heran. Vor allem das Dauerforte dieser beiden ging mir mächtig auf den Keks.


    Leider kann ich zu Prevedi weiter nichts beitragen. Sein relativ kurzer Auftritt im MACBETH ist nicht geeignet, sich ein rechtes Bild über die Vorzüge bzw. Schwächen dieses Sängers zu machen.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Wenn auf dieser Ebene der Spitzentenöre diskutiert wird ist es zumindest für mich schwierig, mich festzulegen: der Beste, der Größte, der Kultivierteste usw., weil sie alle auf höchstem Niveau singen. Es kommt bei mir auch auf die Partie an, mal finde ich den einen, mal den anderen in dieser Rolle am überzeugendsten. Sehr häufig ist Corelli, gerade durch die Strahlkraft mein Favorit. Auch beeinflusst von meiner lieben kenntnisreichen und heute besser hörenden Frau, für die Corelli absolut der Größte ist und danach lange nichts kommt. Vielleicht habe ich in über 60 glücklichen Ehejahren auch gelernt, nicht zu widersprechen. Bruno Prevedi ist zweifelfrei ein ganz ausgezeichneter Tenor mit ausnehmend schöner Mezza voce- und Pianotechnik, zumindest im Image reicht er an die anderen Genannten nicht heran.

    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Ich habe Prevedi zwischen 1972 und 1976 mehrfach an der Hamburger Staatsoper gehört, und meiner Erinnerung nach war das ein solider Sänger mit etwas knapper Höhe, dem es vor allem beim Radames in den Ensembles auch ein bißchen an Durchschlagskraft mangelte. Neben dem Radames sang er auch Alvaro und - relativ häufig - Don Carlos. Wirklich hängen geblieben ist er bei mir nicht, zumal er auch eher ein "Stehtenor" war, von dem nicht wirklich etwas ausging. Inwieweit sich die Stimme gegenüber den 60er Jahren da schon verändert hatte, kann ich nicht beurteilen, die 3 Met-Broadcasts (Trovatore, Don Carlos und Ballo) kenne ich nicht. Dort hat er neben seinen Verdi-Partien übrigens auch ein paarmal Cavaradossi gesungen.

    Fafner aus HH

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Lieber FafnerHH!


    Herzlich willkommen im Forum!

    Es würde mich freuen, wenn wir uns über den einen oder anderen Sänger austauschen könnten.

    Ich habe Prevedi zwischen 1972 und 1976 mehrfach an der Hamburger Staatsoper gehört,

    Die beste Zeit von Prevedi war leider sehr kurz. Da habe ich ihn auch - wie oben beschrieben - lediglich als Manrico und Riccardo gehört. Leider endete diese Zeit schon 1968/69.
    Zwar habe ich ihn auch noch später verschiedentlich gehört, aber das war nicht mehr der Tenor, der Mitte der 60 Jahre zu weitreichenden Hoffnungen Anlass gab. Deine nüchterne Beschreibung Deiner Hörerfahrungen mit ihm kann ich voll bestätigen. Ähnlich habe ich mich ja auch bereits geäußert!

    Er wirkte danach, nur noch uninspiriert. Seine kräftige Stimme ließ er kaum mehr glorios strömen. Er sang kurzatmig und abgehackt, unelegant und unschön!

    Was der Grund für seinen ziemlich abrupten Abbau war, kann ich beim besten Willen nicht sagen.

    Weihnachtliche Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Fafner,


    auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum. Bereits Dein erster Beitrag und der Austausch mit dem kenntnisreichen Caruso zeigt, dass Du eine wertvolle Verstärkung der Opernfraktion sein wirst. Ich wünsche Dir eine gute Zeit bei und mit uns im Forum. Alle guten Wünsche für ein besseres neues Jahr.

    Herzlichst

    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Fafner HH,


    auch von mir ein Willkommen.

    Und gleich eine Bestätigung deiner Aussage bezüglich Tosca und Met. Im online-Archiv des großen New Yorker Opernhauses finden sich inzwischen insgesamt drei Rollen, die ich in meinem Beitrag #15 nicht genannt habe: Cavaradossi, Pinkerton und Adorno. Ich habe diese Zeilen zum größten Teil aus einem früheren Beitrag in einem anderen Thread kopiert. Damals dürften diese drei Rollen noch nicht im Archiv angegeben gewesen sein. Ich glaube nicht, dass ich sie alle übersehen hätte. Etliche Archive sind noch unvollständig und werden ständig ergänzt.

    Dennoch bleibt Verdi dominant: sieben von neun Rollen!

  • Lieber Greghouser,

    das war von mir auch nur als Ergänzung gemeint, den Pinkerton hab ich vorhon selbst übersehen.

    Im Met-Archiv finden sich ja auch Kritiken zu Aufführungen, und da fand ich zu seinem Haus-Debut als Cavaradossi:

    "He also has some oddities of production that result in a tendency to drag one tone into the next - it is more, even, than a "portamento" - in the range from F to B flat. He is reasonably musical and not bad-looking - all of which suggests that how far he goes depends on the extent to which he can consolidate his resources and make the better ones predominate,"


    Zu einem Alfredo ein Jahr später liest man "Mr. Prevedi, young and handsome, used his fresh-sounding voice to fine advantage. He is one of the best lyric tenors around."


    Der Darsteller kam schon damals nicht unbedingt gut weg "

    As Don Carlo, Bruno Prevedi seemed to be obsessed with a kind of monologue, in which he looked at on one, whether the person opposite was one he loved or hated, or-as in the case of the conductor-merely tolerated." (Don Carlos 1965)


    Ich habe mir inzwischen die Carlos-Arie angehört (Scala-Eröffnung 1968 unter Abbado). Da singt er sehr viel differenzierter und engagierter als ich ihn in Erinnerung habe, aber es fällt eben auch auf, daß der hinzukommende Cappuccilli die deutlich größere Stimme hatte; insofern hätte er von Partien wie Alvaro und Radames wahrscheinlich besser die Finger gelassen

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner)

  • Ich habe mal ein bißchen in meinem "Festplatten-Archiv" geforscht und doch tatsächlich zwei der drei von Prevedi gesungenen Radioübertragungen von der Met gefunden, nämlich Il Trovatore und Don Carlos vom 4. und 11. Dezember 1965. Offensichtlich hatte ich denen bisher keinerlei weitere Beachtung geschenkt. Da er als Carlos auf dem einschlägigen CD-Markt mehrfach vertreten ist (zweimal bei Melodram von der Scala unter Previtali und Abbado und einmal von der RAI unter Schippers bei Myto) habe ich zum Manrico gegriffen und mir das Duet mit Azucena im 2. Akt (mit Biserka Cvejic) sowie Arie und Stretta angehört und war höchst angetan Das klingt frisch, engagiert und ausgesprochen lebendig gestaltet, mit gutem Metall in der Höhe und offenbar auch gut rübergebracht, das Publikum reagiert nach der Arie ausgesprochen enthusiastisch. Gut, manche Phrasenenden klingen etwas "sloppy" und die Stretta singt er erstaunlicherweise sogar um einen Ganzton auf B transponiert, aber das sind eher kleine Einschränkungen. Die mit Abstand beste Aufnahme, die ich bisher von ihm kenne, aber man lernt ja nie aus.

    Fafner HH

    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Prevedi war auf jeden Fall ein gefragter Tenor, der an etlichen großen Häusern auftaucht. Und weil du, lieber FafnerHH, eine Kritik eingestellt hast, die sein gutes Aussehen betont, stelle ich noch ein Bild aus London ein. Die Quelle ist im Bild angegeben. Auf der eingeblendeten Seite kann man dieses Bild käuflich erwerben, daher dient es hier sozusagen zu Werbezwecken und man muss sich wegen des Copyrights auch keine Sorgen machen. Ich danke unserem neuen Mitglied für die interessanten Ausführungen zu diesem Tenor.

    w.jpg

  • ich fand bei Youtube gerade per Zufall diese Aufnahme: eine gute Stunde Szenen aus "Il Trovatore" vom Covent garden 1964. Prevedi wird da zwar ziemlich stiefmütterlich behandelt, aber ich wüßte nicht, inwieweit es sonst überhaupt Video-Dokumente mit ihm gibt - und die Restbesetzung ist ja auch nicht zu verachten....

    FafnerHH


    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! (Erich Kästner)

  • Vielen Dank, FafnerHH. Hab mir das Dokument mit großem Interesse angesehen. Prevedis Stimme schillert wirklich in schönen Farben. Das Baritonale (siehe Beitrag #2) schimmert immer noch durch. Nur die Frisur ist einfach unterirdisch.8o

  • Die vollständige Besetzung des Trovatore


    Conductor Carlo Maria Giulini - 1964(LI)
    Orchestra - Covent Garden
    Chorus - Covent Garden
    Manrico - Bruno Prevedi
    Azucena - Giulietta Simionato
    Leonora - Gwyneth Jones
    Conte di Luna - Peter Glossop
    Ferrando - Joseph Rouleau
    Ines - Elizabeth Bainbridge
    Ruiz - John Dobson
    Un vecchio zingaro - William Clothier
    Un messo - Handel Owen

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose