Richard Wagner: DAS RHEINGOLD

  • Na, zum Glück haben sie ihr nicht auch noch beigebracht
    Pfui, du haarija, höggrija Jeck, schwachzet, schwielijet Schwefelljezwächsch.

  • In München ist eine rein textliche Kurzfassung des Rings legendär, die es um 1970 einmal an den Kammerspielen gab - mit Therese Giehse als Erda... Beliebt ist eine Reihe "Opern auf Bayrisch", die auch eine Einabendfassung des Rings umfaßt, sowie eine Version in Schnadahüpferln
    "In der Gibichenhalle
    is stockfinstre Nacht ;
    der Hagen, der schlaft,
    denn er is auf der Wacht"

  • Ich möchte Euch gerne auf zwei Radio-Termine hinweisen:


    24.03., 19:05 Uhr, SWR2:
    Richard Wagner:
    "Das Rheingold",
    Vorabend zum Bühnenfestspiel
    "Der Ring des Nibelungen"
    Wotan: Dietrich Fischer-Dieskau
    Donner: Robert Kerns
    Froh: Donald Grobe
    Loge: Gerhard Stolze
    Alberich: Zoltan Kelemen
    Mime: Erwin Wohlfahrt
    Fasolt: Martti Talvela
    Fafner: Karl Ridderbusch
    Fricka: Josephine Veasey
    Freia: Simone Mangelsdorff
    Erda: Oralia Dominguez
    Woglinde: Helen Donath
    Wellgunde: Edda Moser
    Floßhilde: Anne Reynolds
    Berliner Philharmoniker
    Leitung: Herbert von Karajan


    Außerdem:


    16.03., 17:55 Uhr, NDR Kultur:
    Live aus der Staatsoper Hamburg
    „Das Rheingold“ von Richard Wagner
    Vorabend zum Bühnenfestspiel
    „Der Ring des Nibelungen“
    Wotan: Falk Struckmann, Bariton
    Donner: Jan Buchwald, Bariton
    Froh: Ladislav Elgr, Tenor
    Loge: Peter Galliard, Tenor
    Alberich: Wolfgang Koch, Bariton
    Mime: Jürgen Sacher, Tenor
    Fasolt: Tigran Martirossian, Bass
    Fafner: Alexander Tsymbalyuk, Bass
    Fricka: Katja Pieweck, Sopran
    Freia: Hellen Kwon, Sopran
    Erda: Deborah Humble, Alt
    Woglinde: Ha Young Lee, Sopran
    Wellgunde: Gabriele Rossmanith, Sopran
    Floßhilde: Ann-Beth Solvang, Alt
    Philharmoniker Hamburg
    Ltg.: Simone Young
    Regie: Claus Guth



    :hello: Florian

  • Zitat

    Original von Diabolus in Opera
    Ach, ein lokal eingefärbtes Rheingold wäre doch auch mal eine Idee, meint ihr nicht auch? :D
    Jodelnde Walküren wären doch gar nicht so abwegig, oder? :untertauch:


    Warum nicht? Wagner schätzte angeblich Parodien sehr (was seine Cosima reputationshalber ziemlich unterdrückte) und soll sogar an solchen seiner eigenen Werke interessiert gewesen sein. Nebenbei: Sehr bekannt dürften die alten Wagner-Parodien gar nicht mehr sein, z.B. der "Ring, der nie gelungen" (Zitat:
    He, Rieke, Floh und Du auch Donnerwetter!
    Stellt Euch mal würdig um mich her als Götter
    ...)


    Doch Spaß beiseite:


    Wer Mono nicht scheut und auch nicht den "alten" Wagner-Stil, der ist mit dieser Aufnahme allerbestens bedient:





    Erstens ist das trotz des Aufnahmedatums 1950 eine traumhafte Tonqualität. Lob dem hessischen Rundfunk und Lob den PREISER RECORDS!
    Zweitens ist das ein Ensemble von seltener Homogenität.
    Drittens gilt dieser Wotan von Ferdinand Frantz als sein bester (er hat ihn insgesamt viermal aufgenommen). Aber es wäre unrecht, nur auf diese berühmte Stimme hinzuweisen, die hier noch keine Abnützungsspuren verrät. Es gibt keine einzige Schwachstelle, sondern lauter eindrucksvolle Leistungen: Sanders Schier als Donner, Heinrich Bensing als Froh, Joachim Sattler als Loge, Agha Joesten als Fricka, Herta Wilfert-Laegel als Freia, Marie-Luise Schilp als Erda usw.
    Vielleicht sollte man noch den Alberich von Rolf Heide besonders erwähnen, der musterhaft demonstriert, wie man mit Ausdruck singt. Und dann noch Willy Hofmann als Mime, Otto von Rohr als Fasolt, Christa Ludwig als Wellgunde (aber die Rheintöchter sind alle drei großartig)...
    Der Dirigent, Kurt Schröder (1858-1962), auch ein Halbvergessener, erweist sich als Kapellmeister höchsten Niveaus. Drängt sich nie in den Vordergrund, aber bewahrt den Spannungsbogen wunderbar, kann romantisches Pathos gestalten, daß es die reine Freude ist.


    LG


    Waldi

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  • Meine Lieben,


    Bereits 1948 wurde das "Rheingold" für den Hessischen Rundfunk eingespielt, angeblich mit einem Kommentar begleitet, der als sehr störend empfunden wurde. deshalb kam es schon nach so kurzer Zeit zu einer Neuaufnahme. Die ältere Version gibt es aber inzwischen ohne Kommentar und sie ist nicht minder empfehlenswert als die jüngere, wie ich dank einem Tamino-Christkindl feststellen konnte.




    Die Besetzungen sind zum Teil identisch. Den Wotan singt hier aber Karl Kronenberg. Selbst wenn Frantz unübertrefflich scheint, auch Kronenberg liefert eine Spitzeninterpretation! Das übrige Ensemble hält auf demselben hohen Niveau mit. Wer deutliche Artikulation fordert, wird voll befriedigt. Makellos wiederum die Rheintöchter, blendend Carin Carlsson als Fricka, Jean Stern als Alberich usw.
    Winfried Zillig stellt unter Beweis, daß er ein außergewöhnlicher Dirigent war, der in unserem musikalischen Gedächtnis zu Unrecht von anderen Künstler verdrängt wurde (und heute mehr wegen seiner Verbindung zu Schönberg gekannt wird). Sein Wagner entbehrt nicht der romantischen Note, enthält aber weniger dumpfes Pathos, sondern schlägt eine Brücke zwischen altem und modernem Wagner-Stil.


    Die Tonqualität ist "hessisch", also sehr gut.


    Der edlen Tamino-Spenderin noch einmal herzlichsten Dank!



    LG


    Waldi

  • Zitat

    Original von Diabolus in Opera
    Allgemeine Frage ins Forum: Was ist Eure Lieblingsszene / Lieblingsfigur aus dem RHEINGOLD?
    :hello: Florian


    Meine Lieblingsszene ist der Übergang von der anfänglichen Rheintöchterszene hin zu Wotan und Fricka. Ich liebe das erste Erklingen des "hehren" Wallhallmotivs, dann die gemächlich träumerische (instrumentale) Reaktion auf Frickas Aufforderung, zu erwachen und - was besonders schlimm ist - zu erwägen.


    Dementsprechend ist meine Lieblingsfigur eindeutig Wotan, wenngleich er viel Blödsinn macht.


    Sehr schön finde ich allerdings auch den Einzug der Götter bis zum Schluss. Wie schön die Verwendung der Harfen, wie schön das Gewimmere der Rheintöchter, und auch das Blech am Schluss...


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Ich finde das Vorspiel zum ersten Akt Klasse. Wie es aus dem Nichts erwächst und zu einem Gleiten wird: Großartig.


    Am Beeindruckensten finde ich den Auftritt Erda. Auch wenn ich mich nur an Fetzen des Gesangs erinnen kann. In jeder Version in der ich es bisher gesehen habe hat es einen starken Eindruck auf mich gemacht.


    Mir ist Wotan übrigens zutiefst unsympathisch.

  • Zitat

    Original von JL
    [...]Am Beeindruckensten finde ich den Auftritt Erda. [...]


    Das geht mir ebenso! Am 7.12. habe ich in Essen als Erda
    Frau Ljubov Sokolova gehört. Einfach wunderbar! :jubel:
    Allein schon wegen dieser Sängerin lohnt ein Besuch im Aalto-Theater.


    Viele Grüße aus dem Rheinland

  • Demnächst ein Leckerbissen der besonderen Art auf Sky Unitel Classica:



    http://www.classica.de/show.cf…1&ZIEL=23.01.2013&REF=day


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  • Das ist die offizielle DVD-Ausgabe der von Yorick angekündigten Ausstrahlung auf Classica, wo diese filmische Version des RHEINGOLD in schöner Regelmäßigkeit rauf und runter läuft. Ein sehr schönes Dokument, das einst als Beginn einer Produktion des ganzen Ringes angekündigt wurde. Daraus wurde dann nichts, was schade ist, sehr schade. :( Karajan hatte die Vorstellung, sich dem Original in seinen szenischen Anweisungen und Möglichkeiten so weit wie möglich anzunähern. Jetzt war die Zeit dafür gekommen, Wagners Phantasien in bewegten Bildern zu verwirklichen. Doch die Chance verstrich. Am Horizont dämmerte nicht der Regenbogen auf sondern das, was heute gemeinhin als Regietheater gilt.


    Was gern untergeht bei diesem Karajanschen Rheingold: Martha Mödl leiht als Erda der Sängerin Birgitt Finnilä ihr Gesicht. Das halte ich für eine tolle Idee, in der Verwirklichung finde ich aber gerade diese Szene nicht so gut geglückt. Man muss sich mal die Besetzungsliste auf der Zunge zergehen lassen: diese geballte Ladung großer Namen! Welcher Luxus, und alle konnten auch noch vorzüglich singen. Mich stört allerdings bei allen möglichen Rheingold-Produktionen, dass dem Froh stimmlich zu wenig Aufmerksamkeit zukommt. "Zur Burg führt die Brücke..." Gibt es Schöneres bei Wagner? Hier wünschte ich mir in Ton und Bild einen Froh, der die Zuschauer und Zuhörer in Ohnmacht fallen lässt. In unserem Falle scheint mir Hermin Esser fehlbesetzt und viel zu spät. Es gibt ein paar Sänger, die meinem Ideal nahe kommen: der junge Schock und Traxel.


    Es grüßt Rheingold, der sich nicht umsonst so nennt :)

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Obwohl ich dafür in einem anderen Thread heftig gescholten wurde, ich scheue mich nicht, erneut die Trommel zu rühren für diese Szenenfolge aus "Rheingold" unter Rudolf Kempe. Die starke Fraktion der Befürworter von Gesamtaufnahmen wollte nicht gelten lassen, dass auch solche Querschnitte durch die Opernliteratur auf Tonträgern möglich und sinnvoll sind. Ich glaube schon. Die Annalen der Schallplattengeschichte sind voll davon. Einst war gar nicht daran zu denken, mit bestimmten Titeln auf dem Markt gleich mit Gesamteinspielungen zu landen. Niemand hätte die gekauft. Wir sollten uns auch daran erinnern, dass Platten dem Preis nach einmal sehr teuer waren, sogar als ein gewisser Luxus gelten konnten. Selbst der EMI-Produzent Walter Legge, der immer ein gutes Gespür hatte für den Markt, traute sich nicht an eine Gesamtaufnahme der Arabella mit seiner Frau Elisabeth Schwarzkopf in der Titelrolle und Josef Metternich als Mandryka heran und beließ es beim Querschnitt dieses Stückes, das ebenso durchkomponiert ist wie das Rheingold - und eigentlich nach einer Gesamtaufnahme schreit. Querschnitte, die auch bald preisgünstig in den damals üblichen Clubs angeboten wurden, haben nach meiner Überzeugung unendlich viel dazu beigetragen, Oper populär zu machen. Sie offenbaren aus heutiger Sicht auch eine Schwäche, die ich gern einräume: Sie vermitteln mitunter ein Zerrbild, wecken falsche Erwartungen an die Werke, weil meist nur die Zugnummern aufgenommen wurden. Ich sage das aber einschränkend, weil es halt nur ein Eindruck ist.


    Im Falle des Rheingold-Querschnitts, um den es hier geht, hat er in meinem Gedächtnis schon ein unvollständiges Raster hinterlassen. Als ich zum ersten Mal dieses Werk in Gänze hörte, sollte es immer auch dort weitergehen, wie es sich mir eingeprägt hatte. Das gab sich aber. Bei der Aufnahme wurden nicht einzelnen Szenen abgehackt aneinander gereiht, es gibt weiche Übergänge, die ganz dezent in die musikalische Struktur eingreifen. Das ist dann wirklich wie ein Mini-Rheingold. Es war übrigens meine erste Wagner-Platte. Sie hat ganz entscheidend die Grundlagen in mir für die nie nachlassende Liebe zu dieser Musik gelegt, zumal ganz vorzüglich gesungen und gespielt wird. Ich höre diesen Querschnitt heute noch wahnsinnig gern. Vielleicht ist auch deshalb Rheingold eines meiner liebsten Werke von Wagner geworden. Mich fasziniert, wie hier der Kosmos des ganzen Ringes musikalisch angelegt wird. Die Handlung schreitet in einem Maße voran, wie ich das in den folgenden Teilen nicht sehe und höre. Alles ist wie im Fluss, sehr dicht, es gibt keine Längen und strebt diesem unglaublich prächtigen Finale zu, an das die Götterdämmerung für mich nicht heranreicht. Es ist auch ein gehöriger Schuss Ironie unterwegs, die Figuren sind oft menschlicher als im weiteren Geschehen. Meine Lieblingsfigur, nach der in anderen Beitragen weiter oben gefragt wird, ist übrigens Loge, dieses gespaltene Wesen, halb Gott, halb irgendetwas. Bissig, selbstverliebt und mit klarem Blick. "Immer ist Undank Loges Lohn!" Was für ein Gedanke.


    Meine liebste Aufnahme ist am Ende doch die Studioproduktion von Solti, weil ich dort diesen wunderbaren Einstieg in den Ring des Nibelungen so plastisch, so pointiert, so gut gesungen verwirklicht finde wie in keiner anderen Aufnahme. Jedes Wort ist zu verstehen! Solti war nie besser. Auch in den folgenden Teilen nicht. Es wurde bemängelt, dass Kirsten Flagstad zu alt gewesen sei für die Aufnahme. Das finde ich nicht. Aber ich bin vielleicht befangen, weil ich sie mit allen ihren Aufnahmen sehr verehre. Es wurde in früheren Beiträgen nicht zu ihrem Vorteil vermerkt, dass sie in den Aufnahmepausen gestrickt habe. Es wurde der Eindruck erweckt, dass dieses Bild auch etwas eingegangen sei in ihre Interpretation. Mit Verlaub, das ist nun wirklich wenig charmant dieser großen Frau gegenüber, von der sich erzählt wird, dass sie in den dreißiger Jahren bei ihren langen Aufenthalten in New York gern gestrickt habe. Warum auch nicht. Ansonsten ist Stricken das Letzte, was ich mit dieser hohen Frau verbinde. Wer will, kann sich auf der Seite des Kirsten Flagstad Museums in Hamar selbst ein Bild davon machen. Eleganter als sie kann man sich eine Operndiva in ihrer Zeit kaum vorstellen. Die Flagstad selbst musste für ihre Mitwirkung erst stark überredet werden vom jungen Ring-Produzenten John Culshaw, der sie ursprünglich sogar als Brünnhilde haben wollte, so sehr verehrte er sie.


    Herzlich grüßt in die Runde Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Besonders gefällt mir Neidlinger als Alberich. Gibt es einen besseren Alberich eurer Meinung nach?

    Mir fällt - wenigstens bis hierher - keiner ein. Dieses wunderbar larmoyante Selbstmitleid, das schließlich in Rache umschlägt, da ist Neidlinger ganz groß.


    Doch weiß ich Eine, die kann es besser: Anna Russell.

  • Neidlinger war einfach Alberich. Allerdings würde ich heute schon sagen, dass es noch herausragende andere Alberich-Darsteller gab: Ekkehard Wlaschiha, Zoltán Kélemen, Frans Andersson, Otakar Kraus fielen mir da spontan ein.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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  • Neidlinger war einfach Alberich! Das würde ich auch so unterschreiben. Selbst habe ich eine große Schwäche für Adolf Vogel, der die Rolle in der frühen konzertanten Wiener Aufführung unter Rudolf Moralt singt. Stimmlich schon deutlich angegriffen, vermag er immer noch große dramatische Wirkung erzielen. Er gibt dem Alberich tragische Züge.


    Auch der Loge in diesem Rheingold ist enorm: der späte Julius Pölzer - eine Legende des Wagnergesangs aus der alten Zeit, von dem es nur ganz wenige Aufnahmen gibt. In meiner Wohnung habe ich ein Foto von ihm als Siegfried, das die Putzfrau immer wieder nach ihrer Ästhetik aufstellt. Dieses Foto zeigt ihn als toten Siegfried. Er liegt auf einem Gesims, der Kopf nach unten, der Mund geöffnet. Keine bequeme Haltung. Dreht man das Bild um 90 Grad, liegt er schon besser. ;) So soll er bis zum Schluss der Götterdämmerung gelegen habe. Sollte ich dazu kommen, es im Netz zu verlinken, ich stelle es mal ein. Es ist eines meiner absoluten Lieblingsbilder. Und viele von euch werden es kennen.



    Und das ist der ganze Moralt-Ring. Ein Ring der Generationen: die alte, langsam abtretende Garde triff auf Sänger, die eben erst auf dem Höhepunkt ihrers Könnens sind oder ihn noch nicht erreicht haben. Das macht diesen Mitschnitt so interessant.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich weiß nicht, ob Alois Pernerstorfer als Alberich in einer Aufnahme zugange ist, aber seine Bühnenauftritte in dieser Rolle hatten eine magisch-bedrohliche Schwärze, die dem Zuhörer den Atem nahm. (Sein immenser Reichtum des Tremolos in späteren Jahren kann aber seine grandiose Alberich-Interpretation keineswegs schmälern!)

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)


  • Und das ist der ganze Moralt-Ring. Ein Ring der Generationen: die alte, langsam abtretende Garde triff auf Sänger, die eben erst auf dem Höhepunkt ihrers Könnens sind oder ihn noch nicht erreicht haben. Das macht diesen Mitschnitt so interessant.

    Den habsch ja noch gar nicht! Und so günstig ... 8-)


    Ich weiß nicht, ob Alois Pernerstorfer als Alberich in einer Aufnahme zugange ist, aber seine Bühnenauftritte in dieser Rolle hatten eine magisch-bedrohliche Schwärze, die dem Zuhörer den Atem nahm. (Sein immenser Reichtum des Tremolos in späteren Jahren kann aber seine grandiose Alberich-Interpretation keineswegs schmälern!)

    Alberich ist meine Identifikationsfigur! Auch wenn ich eher wie Wotan aussehe! 8-)

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  • Ich weiß nicht, ob Alois Pernerstorfer als Alberich in einer Aufnahme zugange ist, aber seine Bühnenauftritte in dieser Rolle hatten eine magisch-bedrohliche Schwärze, die dem Zuhörer den Atem nahm. (Sein immenser Reichtum des Tremolos in späteren Jahren kann aber seine grandiose Alberich-Interpretation keineswegs schmälern!)


    Ist er, lieber Milletre - und zwar in der Aufnahme, die Harald in Beitrag Nr. 8 vorgestellt hat. Die kann ich Dir und allen, die sie noch nicht haben, wärmstens empfehlen. Nicht nur wegen Pernerstorfer als Alberich. Heinz Rehfuss, seinerzeit keine Mitte Dreißig, singt einen sehr intellektuellen, fast liedhaften Wotan. Die eigentliche Krone setzt dieser Studioaufnahme von 1951 aus Bern Inge Borkh als Fricka auf. Julius Pölzer, den ich bereits weiter oben erwähnte, ist diesmal auch wieder der Loge. Otto Ackermann nimmt das Stück sehr durchsichtig und lyrisch. Für damalige Auffassungen ist das ungewöhnlich.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das "Rheingold" unter Kempe gibt es auch als Gesamtaufnahme. Sie wurde hier nicht aufgeführt oder ich habe sie übersehen. :whistling: Jedenfalls finde ich sie hervorragend besetzt und Hermann Uhde braucht sich als Wotan nicht zu verstecken. Sie gehört unbestritten zu meinen Favoriten.


    W.S.

  • Ich denke, ich bin nicht der erste, der das erwägt, aber es muss noch einmal in aller Deutlichkeit ausgesprochen werden, dass allein die Frauen am ganzen Elend schuld sind: Hätten die Rheintöchter Alberich erhört und nicht verhöhnt, hätte jener nicht die Macht statt der Liebe gewählt und das ganze Unheil in Gang gesetzt, Drama und Untergang wären ausgeblieben. Ich stehe ja schon immer auf dem Standpunkt, dass sich hier im Wagnerschen Vorspiel zum einen das Drama der nicht erwiderten Liebe als Ursache aller Unbill und auch evolutionsbiologisch die ganze Misere des Menschengeschlechts spiegelt: Würden sich Frauen nach wie vor nicht immer noch lieber mit Männern reproduzieren; die für Härte, Unsensibilität und Kriege stehen und statt dessen die sanften und klugen Männer zur Fortpflanzung heranziehen, sähe unsere Welt ganz anders aus. Was in den schweren Urzeiten noch verständlich, als physische Präsenz und Unerbittlichkeit das Überleben sicherten, hat sich heute überlebt; aber die Mechanismen funktionieren weiter. Wagners "Ring" ist also auch ein bitterer Kommentar zum schönen Geschlecht, obwohl es die Männer sind, die auf der Bühne zu regieren scheinen. Ein perfektes Abbild der Wirklichkeit!

  • Hätten die Rheintöchter Alberich erhört und nicht verhöhnt, hätte jener nicht die Macht statt der Liebe gewählt und das ganze Unheil in Gang gesetzt, Drama und Untergang wären ausgeblieben.

    Irrtum! Der liebe Wotan muss seine dumme Burg bezahlen und hat dafür seine und seiner Truppe Unsterblichkeit verpfändet. Das kann er nicht, weswegen er mit seinem eigenen Gesetz in Konflikt kommt. Hält er sich an den Vertrag, altert und stirbt er, hält er sich nicht an den Vertrag, bricht er sein eigenes Gesetz und verliert damit seine Legitimation. Die Geschichte mit dem Rheingold hat ihm nur eine Galgenfrist und den restlichen Akteueren das Drama beschert.


    John Doe
    :D

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  • Irrtum! Der liebe Wotan muss seine dumme Burg bezahlen und hat dafür seine und seiner Truppe Unsterblichkeit verpfändet.


    Das wäre schon irgendwie geworden! 8-) Kohle löst sich immer; verschmähte Liebe nie.

  • Steht ein Gott nicht wie ein absoluter Monarch als princeps legibus absolutus über dem Gesetz, auch wenn es sein eigenes ist? Das könnte man sich natürlich durchaus fragen!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das wäre schon irgendwie geworden! Kohle löst sich immer

    So ähnlich dürfte auch der Gedanke Wotans gewesen sein und was hat es ihm eingebracht: sein Recht und Gesetz mitsamt seiner Ordnung wurden ohne viel Aufhebens zerschlagen und er wurde mit samt seinem Prachtbau abgefackelt.


    Was hätte er machen können?


    - sich mit dem Speer begnügen und die Burg gar nicht erst bauen - die intelligenteste und vernünftigste Lösung, die aber schon vor der Handlung läge und selbige gar nicht stattfinden liese.
    - sich an den Vertrag halten, die Burg beziehen, dort einem in Rahmen der bestehenden Ordnung stattfindenden Dynastiewechsel zuschauen und seiner Pflicht nachkommen: nämlich den Rheintöchtern das geklaute Gold wieder besorgen.
    Und was hat er gemacht? Rechtsbruch auf Rechtsbruch gehäuft bis das ganze Recht zerbrochen war.


    Und Alberich? Wäre - gleich was er angestellt hätte - ein kleiner Wicht geblieben.


    Viele Grüße
    John doe

  • Und Alberich? Wäre - gleich was er angestellt hätte - ein kleiner Wicht geblieben.

    Ein kluger Kopf, gewitzt und schlau - aber leider unansehnlich und ausgegrenzt; vom der Natur, dem Leben und der Gesellschaft benachteiligt; ein Outsider mit jedem Recht zu Revolution und Terror. Wagner selbst hat die Figur gemocht und den "Ring" überleben lassen. Meine Sympathien gelten durchweg ihm!

  • Ein kluger Kopf, gewitzt und schlau

    Ich schätze ihn eher als geizig, gierig, materialistisch, primitiv und skrupellos ein. Wenn schlau, dann höchstens bauernschlau. Deswegen, weil er sich so saudumm von Loge hat über den Tisch ziehen lassen. Der hat ihn ein bißchen an seiner Eitelkeit gekitzelt und schon hat er ihn gehabt! :hahahaha:
    Ja, und natürlich notgeil, aber das ist was anderes!


    Im historischen Kontext gesehen steht Alberich für die sich gerade herausbildende Klasse der Kapitalisten: ein Haufen Kohle, Herren über tausende von Arbeitern, durchaus innovativ, aber nicht von Adel und daher nicht den gesellschaftlichen Stand innehabend, der ihnen ihrer Meinung nach eigentlich zusteht.


    Dass Alberich dann in Folge eine gewisse Reifung durchgemacht hat ist klar, aber eben noch nicht im Rheingold.


    Viele Grüße
    John Doe
    :angel:

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