Lieber Flo,
Deine Besprechung der 1971er "Traviata" ist phantastisch. Ich beneide Dich um dein Einfühlungsvermögen und Deine Formulierungskunst. Man kann's nicht klarer vermitteln.
Gäbe es einen Tamino-Oscar, würde ich Dich sofort vorschlagen.
Was das langsame Tempo des 1.Akts betrifft, könnte man ja vermuten, daß man den Zuschauer erst erwärmen und es spannend machen wollte. Persönlich würde ich jedoch eher glauben, daß Krips mit diesem so vielversprechenden Sopran behutsam umging und der Cotrubas erst einen Akt zur Eingewöhnung konzedierte. Man müßte sie einmal selbst fragen. Jedenfalls freue ich mich, daß mich mein Empfinden über diese Vorstellung nicht getäuscht hat, schließlich bin ich da wenig mehr als ein laienhafter Außenseiter.
Über die Callas als Traviata stelle ich auch die in diesem Thread schon sehr gelobte Victoria de los Angeles, deren Gestaltung der Titelrolle auch zum Niederknien ist. Ihr Partner Carlo del Monte kann einem direkt leid tun, denn er singt brav und technisch ganz gut; nur vom Stimmcharakter her wirkt er wie ihr Großonkel.
Der amerikanische Bariton Cornell MacNeil wurde 1922 in Minneapolis geboren; ich bin nicht sicher, ober noch lebt. Eine Zeitlang war er in Europa sehr gefragt, dürfte seine Karriere aber etwas zu spät beendet haben. Was ich sonst von ihm im Radio gehört habe, reichte an den Giorgio Germont nicht heran, aber das will nichts Endgültiges besagen.
Bitte weitermachen!
LG
Waldi