Literarische Empfehlungen - was lese ich gerade

  • Hallo.


    Zitat

    Original von Barezzi


    Nicht zu vergessen, dass er die Falklandinseln endlich wieder zu Argentina zurückholen will - VIVA EL LOCO!!! :D


    Interessant, was es so alles gibt. Wenn ich das richtig ergoogelt habe, beziehst Du Dich auf ein Interview in der "Welt". Das würde ich dann vielleicht doch noch mal unter Berücksichtigung des Gesichtspunkts "Ironie" lesen.
    Gleichviel, "Ich werde hier sein im Sonnenschein und im Schatten" empfehle ich gern zur Lektüre.


    Derzeit bei mir auf dem Tisch:



    Kein erfundener Weltkrieg, diesmal haben die Tiere die Herrschaft über die Welt übernommen, unsere Zivilisation ist untergegangen.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot


  • Das muß ja nun schon Daths 6. oder 7. Publikation beim Standartenträgerverlag der deutschen Hochkultur sein. Wer hätte das zu Zeiten von »Cordula killt Dich« ( :jubel:) erwartet ?


    Viele Grüße,
    Medard

  • Zitat

    Original von lohengrins
    Hallo.



    Interessant, was es so alles gibt. Wenn ich das richtig ergoogelt habe, beziehst Du Dich auf ein Interview in der "Welt". Das würde ich dann vielleicht doch noch mal unter Berücksichtigung des Gesichtspunkts "Ironie" lesen.


    Eigentlich bin ich erst hinterher auf dieses Interview gestoßen - aufgestoßen ist er mir letzten Sonntag in Druckfrisch, als er im Interview mit Denis Scheck darauf angesprochen wurde und gegen Ende nur noch wirres Zeug von sich gegeben und einen sehr äh - befremdlichen Eindruck hinterließ; ursprünglich war ich ja sehr an seinem Buch und der dahinter steckenden Idee interessiert... :rolleyes:
    (da hätte man wohl ziemlich was rausholen können - ich liebe Kontrafaktisches)
    -> das Interview kann man sich übrigens hier im Netz anschauen: „http://www.daserste.de/druckfrisch/thema_dyn~id,250~cm.asp“


    Sollte das keine geistige Vollverwirrung oder Provokation zur Vermarktung sein (auch sein ganzes restliches Gehabe) sondern eigenwilliger Humor, dann ist Prinz Philipp ein richtiger sozialverträglicher Possenreißer... :D :beatnik:


    Übrigens kokettiert C.K. nun auch permanent damit, eventuell mit dem Schreiben aufzuhören - entweder seine Leserschaft muss sich Sorgen um Neuerscheinungen machen oder er versucht durch Angebotsverknappung den Preis für das aktuelle Buch hochzuschrauben... :baby:


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Hallo Stefan.


    Danke für den Hinweis. Habe soeben das "Gespräch" Scheck-Kracht gesehen. Nunja.


    So, wie ich Kracht bislang erlebt habe, ist das schon die für ihn typische Form der Provokation (falls das das treffende Wort ist). Letztlich ist es eher eine Art Distanz zu allem, nicht zuletzt zu sich selbst. Gepaart mit Lebensleere und Sinnsuche sowie einer am ehesten im allgemeinen funktionierenden Menschenliebe. Das (ich rede nicht von den Büchern) muss man natürlich nicht mögen.
    Leider ist er ein erschreckend - wenn man die Texte von ihm kennt: überraschend - schlechter Redner/Gesprächspartner.


    Wenn möglich: das Buch vom Verfasser trennen; wie gesagt, für mein Empfinden lohnt die Lektüre.


    :hello:


    Gruß, Ekkehard.

    "Jein".

    Fettes Brot


  • Hallo Ekkehard,


    einiges an diesem seltsamen Gespräch erinnerte mich an die Art, wie Harald Schmidt regelmäßig auf sich aufmerksam machen muss (eine Mischung aus intellektuellen Phrasen und öffentlichen Äußerungen provokativer oder cool distanzierter wirrer Details).
    Da ich Scheck regelmäßig sehe, erstaunte mich die Gesprächsatmosphäre gegen Ende doch sehr - auf großem Bildschirm bekam man meiner subjektiven Meinung nach einen Eindruck davon, wie skurril das ganze war...
    Wahrscheinlich bin ich auch sehr von solchen soft-facts-Eindrücken beeinflusst - würde Beethoven heute Interviews geben, wer weiß, wie begeistert man immer von ihm wäre... :angel:
    In diesem Fall hatten wir die interessante Konstellation eines im Werk Vertrauten einerseits und eines sich lediglich an den öffentlichen Äußerungen des Schriftstellers Stoßenden andererseits.
    Irgendwie würde der Vogel ja fast reizen, aber nach den ersten Rezensionen ist das Interesse dann doch etwas an dem neuen Werk verflacht - zu viel Afrika und Nebenkriegsschauplatz; scheinbar ist man Orwell und die extreme Politisierung der Handlung gewöhnt...


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Von dem Kracht habe ich Faserland und 1979(?) gelesen. Daß er ein unerträglicher Schnösel zu sein scheint, kann man ja erstmal ausklammern. Faserland gibt ja wohl eine recht authentische und mitunter bestürzende Innenansicht solcher Schnöselkreise. Das andere fand ziemlich prätentiös und letztlich sehr seltsam. Wiedergelesen habe ich keines von beiden und verspüre auch keinen Drang danach. Und bei dem neuesten finde ich schon den holprigen Titel (soll anscheinend tatsächlich die Übersetzung eines Verses aus "Danny Boy" sein, diesen Anfangsverdacht bestätigt wikipedia) absonderlich. (Oder kommt das nur denen holprig vor, die sofort diese Zeile im Englischen samt der zugehörigen Melodie im Ohr hatte, was auf deutsch eben nicht paßt).


    Zuletzt gelesen:


    M. Atwood: Der Report der Magd
    P. G. Wodehouse: Big Money
    ein paar Krimis


    heute angefangen:


    McEwan: Atonement



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zur Vorbereitung auf die Lektüre der Littmannschen Übersetzung:



    Ein wirklich sehr hilfreicher Führer durch den verwirrenden Dschungel unterschiedlichster Quellen, Übersetzungen und Überlieferungen dieser höchst einflussreichen und das westliche Bild vom Nahen Osten prägenden Geschichtensammlung, dazu noch eine kleine Kultur-, Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Orients.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

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  • Ich lese (leider kein Cover verfügbar)


    Robert Fischer: Adalbert von Chamisso. Weltbürger, Naturforscher und Dichter. München 1990


    Eine lebendig geschriebene Geschichte des Dichters und seiner Zeit, reich bebildert, darum auch recht sinnfällig.


    Liebe Grüße Peter

  • Ich habe begonnen mit:



    Charles Frazier:
    Dreizehn Monde


    Roman
    Originaltitel: Thirteen Moons
    Übersetzung: Lohmann, Sabine; Gressmann, Andreas



    Zitat

    Will Cooper ist ein zwölfjähriger Waisenjunge, als ihm ein Schlüssel in die Hand gedrückt wird und er sich zu Pferd ins Indianerland aufmachen muss. Wir schreiben das Jahr 1820, das Land hinter den Appalachen ist ein einziger riesiger weißer Fleck auf der Landkarte. Am Ende seiner langen und abenteuerlichen Reise durch die Wildnis wartet eine verwahrloste Handelsstation, in der er mehr Spinnweben und Staub als Waren vorfindet. Will ist allein, aber nicht einsam. Er hat Bücher und er hat Gesellschaft von Cherokees, die das Land seit Urzeiten bewohnen. Von ihnen wird der Außenseiter aufgenommen und respektiert, er lernt über die Jahre ihre Lebensweise und ihre Kultur kennen, er lernt ihre Sprache. Und er verliebt sich in Claire, die junge Frau eines reichen und gefürchteten Kriegers. Einen Sommer lang leben sie heimlich ihre verbotene Liebe, doch das Mädchen bleibt Will ein Rätsel, und es zu lösen hat er keine Zeit: Die Gier der Weißen bestimmt das Schicksal auch der Cherokees. Will fühlt sich als einer von ihnen und der Kampf für sein Volk führt ihn bis nach Washington ins Weiße Haus. Als Soldaten die Menschen aus den Hütten treiben und auf einen Todesmarsch schicken, da verliert sich auch Claires Spur, doch Will weiß, dass er nie aufhören wird, nach ihr zu suchen.


    Mit lebensklugem Humor und großer Sehnsucht lässt Charles Frazier seinen Helden die ewige Suche nach Liebe, Frieden und Heimat erzählen, und so entfaltet sich das große Panorama einer Welt, die in Legenden und Mythen weiterlebt.


    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Liebe Feenkönigin,


    Zitat

    Original von Fairy Queen
    Aber da ich gar nicht mehr davon lassen konnte und deswegen sogar beinahe am falschen Bahnhof ausgestiegen wäre und solche Bücher in diesen Zeiten für sehr wichtig halte:



    Modernes Suchtpotential in mehrfacher Hinsicht.


    Ich habe das Buch inzwischen auch in Form eines Hörbuches genossen - es baut durchaus eine Spannung auf, die einen zum Weiterlesen/-hören treibt. Wie immer ist eines der Kriterien einer Fahrt, wie zufrieden man ist, wenn man das Ziel erreicht hat. Dies hat weniger mit der Handlung als mit den Protagonisten zu tun, mit denen man sich in unterschiedlicher Weise während der Reise identifiziert. Am Ende möchte man keinen von beiden kennen lernen.


    Was mich stört, ist auch die subkutane Verteufelung des elektronischen Briefverkehrs - er ist (wie so vieles) eben das, was man aus ihm macht. Dass so wenig Biografisches von beiden von Anfang an ins Spiel kommt, so dass es am Ende so sprengend wirkt, ist ja nicht unbedingt ein Kennzeichen eines E-Mail-Austauschs. Es zeigt eher die Oberflächlichkeit beider Hauptpersonen, die am Ende auch noch nicht einmal zu ihren Gefühlen stehen können, sondern auf unterschiedliche Weise vor ihnen fliehen.


    Die gegenseitigen Vorstellungen sind deutlich von einem Warencharakter gekennzeichnet, der mich abstößt, Beispiel dafür etwa die abschätzige Schilderung der Männer durch Emmi nach dem ersten geplant missglückten Treffen. Entsprechend ist die Höhe von gefühlmäßigen Äußerungen stets mit Sexualität verbunden - und die Rache von Leo mit Mia konsequenterweise der Geschlechtsverkehr von beiden - alles ohne Zauber und von einer unmenschlichen Funktionalität.


    Dass nun für Februar eine Fortsetzung angekündigt wird, zeigt mir beides: das große Interesse daran, ein solches Thema literarisch behandelt zu finden, und die Schwäche eines Buches, das einer Fortsetzung bedarf. Nun, schauen wir mal hinter den Nordwind ... Vielleicht schreibe ich mal meinen E-Mail-Roman
    :angel:


    Liebe Grüße Peter

  • Lieber Peter, ich fand das Ende zwar auch unbefriedigend und die etwas oberflächlche Dame Emmy nicht immer sonderlich sympathisch, aber ich glaube nciht, dass dieser Roman so serh an heutigen virtuellen Realitäten vorbeigeht.
    Die Gefahr liegt in meinen Augen hier vor Allem darin, dass die Beiden sich eben nciht persönlch kennenlenren und dadurch eine irreale Erwartungshaltung und Über-Spannung aufgebaut wird, die Ergebnis ihrer eigenen Feigheit ist und dann am Ende zu dieser emotionalen Katastrophe führt.
    Die Sexualität gewinnt nach und nach (nicht von Beginn an!) nur deshalb eine so grosse Bedeutung, weil sie nicht ausgelebt wird und nach Herzenslust idealisiert werden kann. Das Thema kenne wir ja zur Genüge aus Dcihtung, Literatur etc etc.
    Entmystifizierung und Bodenhaftung erreciht man nur durch Realität und dass diese Beiden vor der Realität geflüchtet sind, ist m.E. eines der Merkmale vieler virtueller Scheinwelten.
    Dritte als "banale"Platzhalter fürs Grobe gehören dann auch dazu- wie bequem und verachtend das ist..... :wacky:


    Wer sich auf so enge virtuelle Beziehungen einlässt und sich der Realität eines Tête à tête nciht zu stellen wagt, muss damit rechnen, dass das Kartenhaus zusammenbricht und ein Trümmerhaufen zurückbleibt.


    Wie hier iene Fortsetzung aussehen wird interessiert mich nun aber auch serh ?(


    Ich werde DEINEN Email Roman gewiss nicht ohne meinen Anwalt und eine ganze Flasche Cordial Medoc lesen. :D


    F.Q.

  • Zitat

    Original von Fairy Queen
    Lieber Peter, ich fand das Ende zwar auch unbefriedigend und die etwas oberflächlche Dame Emmy nicht immer sonderlich sympathisch, aber ich glaube nciht, dass dieser Roman so serh an heutigen virtuellen Realitäten vorbeigeht.


    Das ist, liebe Feenkönigin, ein mögliches Kriterium, für mich aber nicht das ausschließliche. Da ich eine Reihe von intensiven E-Mail-Bekanntschaften habe, von denen ich mehrere noch nie getroffen habe, andere aber schon, meine ich da schon ein wenig (Lebens-)Erfahrung mitzubringen.


    Gegenüber dem Brief mit den festgelegten Postlaufzeiten mag ein E-Mail-Kontakt zu einem schnelleren Austausch führen (insoweit war es nicht so einfach "Rendezvous nach Ladenschluss" in "E-Mail für Dich" zu transformieren, insbesondere die in kurzer und kürzester Folge sich jagenden Mails an verschiedenen Punkten des Romans mögen eine benebelnde Wirkung auf die Schreiber gehabt haben. Daraus folgt mE aber nicht notwendig:

    Zitat

    Die Gefahr liegt in meinen Augen hier vor Allem darin, dass die Beiden sich eben nciht persönlch kennenlenren und dadurch eine irreale Erwartungshaltung und Über-Spannung aufgebaut wird, die Ergebnis ihrer eigenen Feigheit ist und dann am Ende zu dieser emotionalen Katastrophe führt.


    Das hat nichts mit dem Medium zu tun, das wäre bei einem Briefkontakt ebenso möglich gewesen. Aber dafür sind - auch durch die Vorgaben bedingt - die Personen nicht so deutlich konturiert, nicht zuletzt, weil es nur zwei Brillen gibt (wenn man die zwei Mails von Bernhard einmal ausnimmt und die allerdings nur referierten Ansichten von Mia). Vieles ist auf Vermutungen aufgebaut und bleibt bis zum Ende nicht überprüfbar.


    Zitat

    Die Sexualität gewinnt nach und nach (nicht von Beginn an!) nur deshalb eine so grosse Bedeutung, weil sie nicht ausgelebt wird und nach Herzenslust idealisiert werden kann. Das Thema kenne wir ja zur Genüge aus Dcihtung, Literatur etc etc.


    Die Sexualität(= Körperlichkeit) spielt schon eine große Rolle bei ihrem ersten "Parallel-" oder Blindtreffen. Zwar verschanzt sich Leo hinter seiner Model-Schwester Adrienne bei einer gnadenlos körperbetonten Analyse der anwesenden Frauen, Emmy (ich hab's nur gehört, deshalb bitte ich bei abweichenden Schreibungen von Namen um Verzeihung) aber bringt es auf den Punkt, obwohl sie an anderer Stelle immer nur behauptet, eine Männersicht einzunehmen.


    Zitat

    Entmystifizierung und Bodenhaftung erreciht man nur durch Realität und dass diese Beiden vor der Realität geflüchtet sind, ist m.E. eines der Merkmale vieler virtueller Scheinwelten.


    Wenn man sich und sein Rollenbild aus virtuellen Plastikteilen konstruiert, dann wird man auch nicht mehr als Person betroffen. Der Rausch von Emmy und Leo ist mehr auf französischen Landwein und Whisky zurückzuführen, allerfalls auf Überzuckerung, nicht aber auf virtuelle Scheinwelten.


    Es ist schon bezeichnend, dass die Berufswelt der beiden nur als Hinderungsgrund, nicht aber als etwas Förderndes zu Tage kommt, noch nicht einmal als etwas, was die Person besonders wert macht. Was macht den beiden die jeweilig andere Person wichtig? Die Sprachpsychologie rechtfertigt Abwesenheitszeiten und Misstrauensexzesse, die Internettätigkeit Emmys spielt - sie ist ja nur eine Frau - weniger eine Rolle als ihr Versagen in Sachen Internet :no:


    Zitat

    Ich werde DEINEN Email Roman gewiss nicht ohne meinen Anwalt und eine ganze Flasche Cordial Medoc lesen.


    Ei, sieh da :pfeif:


    Liebe Grüße Peter

  • Letzthin gelesen:



    Ein grauenhafter Roman über den Völkermord in Ruanda (1994): gutgemeint, aber mit Siebenmeilenstiefeln in die Reproduktionsfalle kolonialer Klischees tappend. Der Tonfall ist pseudolakonisch, die Charaktere flach (allein schon die dämlich-sprechenden Namen: der Protagonist - ein recht wirklichkeitsblinder und irgendwie dauergeiler Entwicklungshelfer aus der Schweiz - heißt David Hohl, seine monströs-tierhaft triebige, afrikanische Geliebte, die nach und nach zur ebenso montrösen Propagandistin der Massakerpolitik mutiert, heißt Agathe - wie die seinerzeitige Gattin J. Habyarimanas, des ermordeten Präsidenten Ruandas, die im Vorfeld des Genozids entscheidend zum Aufbau des Propagandaradios beigetragen hat). Dafür ist der Roman schön knapp (kaum 200 Seiten) und wartet immerhin mit einer wirklich frappierenden Schlußpointe auf.


    Die Schweiz ärgert sich. Der Roman verkauft sich. Der Autor erhält einen Preis.


    Viele Grüße,
    M.


  • Carl Dahlhaus - Beethoven und seine Zeit


    Sehr interessantes und lehrreiches Buch, wobei man nicht nur viel über Beethoven erfährt, sondern auch generell über Probleme bei der Analyse generell.
    Allerdings scheint mir das Buch etwas anspruchsvoller als die anderen Bücher aus dieser Reihe.

    "Das Große an der Musik von Richard Strauss ist, daß sie ein Argument darstellt und untermauert, das über alle Dogmen der Kunst - alle Fragen von Stil und Geschmack und Idiom -, über alle nichtigen, unfruchtbaren Voreingenommenheiten des Chronisten hinausgeht.Sie bietet uns das Beispiel eines Menschen, der seine eigene Zeit bereichert, indem er keiner angehört." - Glenn Gould

  • Shakespeare- oder besser: ein Krimi bei dem es um Shakespeares Werke geht:


    Jennifer Lee Carrell:



    "Die Shakesepare-Morde"- so lautet der deutsche Titel, reichlich, platt prosaisch und so spannend wie eine Zeile trockenster Behördenprosa, dabei ist der englische Titel um Längen schöner, enthält er doch eine Anspielung auf "Julius Caesar":


    "Interred with their bones"


    Mir gefiel das Zitat so gut, dass ich es hier vollständig wiedergebe:


    "The evil that men do lives after them; the good is oft interred with their bones."

    (Julius Caesar - III, 2)



    Vierzig Seiten habe ich erst lesen können, aber das verspricht ein kurzweiliges Lesevergnügen zu werden, voller Anspielungen auf Shakespeare und einen Mörder, der seine Morde nach Vorbildern aus Shakespeares Stücken arrangiert ....


    Herzliche Grüße,:hello::hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

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  • "Arthur Gordon Pym", aber nicht in dieser Ausgabe, sondern der des Haffmanns-Verlags (gleiche Übersetzer).
    Und ich bin wieder skeptisch. Hat Poe wirklich so maniriert, so preziös (um nicht zu sagen prätentiös) geschrieben?


    :hello:

    ...

  • Ich lese, mal wieder, begeistert den Idioten von Dostojewski in der Neuübersetzung von Swetlana Geier.



    Aus dem Gedächtnis mit meiner alten Ausgabe in der Luther-Übertragung verglichen, sind die Unterschiede vor allem in den Dialogen fassbar. In der Tat werden die Gestalten durch ihre Art der Rede plastischer gezeichnet.
    Inwieweit das nun näher am russischen Original dran ist, vermag ich mangels Sprachkenntnissen leider nicht zu bewerten. Aber der erneute Genuß auf diese Weise bereitet Freude.


    lg
    Sascha

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner


    "Arthur Gordon Pym", aber nicht in dieser Ausgabe, sondern der des Haffmanns-Verlags (gleiche Übersetzer).
    Und ich bin wieder skeptisch. Hat Poe wirklich so maniriert, so preziös (um nicht zu sagen prätentiös) geschrieben?


    see for yourself, shipmate:


    http://xroads.virginia.edu/~ma98/silverman/poe/fulltext.html


    Oder lies mal eine Horrorkurzgeschichte von H.P. Lovecraft (nicht daß sich das wirklich lohnte, jedenfalls nicht mehr als zwei oder drei und so gut wie Poe ist er kaum). Danach wirkt Poe vermutlich nüchtern wie Hemingway.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    "Arthur Gordon Pym", aber nicht in dieser Ausgabe, sondern der des Haffmanns-Verlags (gleiche Übersetzer).
    Und ich bin wieder skeptisch. Hat Poe wirklich so maniriert, so preziös (um nicht zu sagen prätentiös) geschrieben?


    :hello:


    Eigentlich darf man dem Team Arno Schmidt / Hans Wollschläger schon vertrauen, oder? Mir sind diese Poe-Übersetzungen jedenfalls niemals sauer aufgestoßen (Schmidts Cooper und Wollschlägers Joyce übrigens auch nicht).


    Viele Grüße,
    Medard

  • Lieber Johannes,
    lieber Medard,
    ich muß bekennen: Ich habe den Lovecraft komplett gelesen. Seine blasphemischen Monster, die sich durch sinistre Gerüche ankündigen (oder war's umgekehrt...?) halte ich für durchaus vergnüglich, und seine "Study in Supernatural Horror" ist für das Genre wirklich aufschlussreich. Lovecrafts Geschichten sind - innerhalb des Genres - meiner Meinung nach ausgezeichnet, etwas wie die "Farbe aus dem All" muß einem einfallen, und der ganze Cthulhu-Mythos ist wirklich eine Genre-Bereicherung.


    Meine Kritik beschränkte sich bei Poe auf die Übersetzung. Ich finde Poe im Englischen ziemlich gut geschrieben. Bei Wollschläger/Arno Schmidt habe ich plötzlich mit dem Stil Probleme. Für mich klingt das nach unechtem Viktorianismus. Es gibt einen Auswahlband bei dem sehr tüchtigen Verlag Achilla Presse, übersetzt von Rainer G. Schmidt - für mich ist das weit überlegen. Obwohl ich Wollschlägers "Ulysses" sehr schätze und Schmidts Übersetzung der "Frau in Weiß" von Collins auch sehr gelungen ist. Aber Collins war eben auch ein Vertreter der "Gothic novel" und marschierte auf den Viktorianismus zu...
    :hello:

    ...

  • Zitat

    Original von Klawirr


    Eigentlich darf man dem Team Arno Schmidt / Hans Wollschläger schon vertrauen, oder? Mir sind diese Poe-Übersetzungen jedenfalls niemals sauer aufgestoßen (Schmidts Cooper und Wollschlägers Joyce übrigens auch nicht).


    Viele Grüße,
    Medard


    Im Gegensatz zu der Übersetzung der Woman in White von Wilkie Collins sind Schmidts Übersetzungen in der Poe Ausgabe bereits am Schriftbild, sprich seinen (un)orthographischen Eigenartigkeiten, erkennbar. Schon von daher sind die Texte nicht frei von den Manierismen des eigenen späteren Werks.


    Viele Grüße

  • Zitat

    ich muß bekennen: Ich habe den Lovecraft komplett gelesen. Seine blasphemischen Monster, die sich durch sinistre Gerüche ankündigen (oder war's umgekehrt...?) halte ich für durchaus vergnüglich, und seine "Study in Supernatural Horror" ist für das Genre wirklich aufschlussreich. Lovecrafts Geschichten sind - innerhalb des Genres - meiner Meinung nach ausgezeichnet, etwas wie die "Farbe aus dem All" muß einem einfallen, und der ganze Cthulhu-Mythos ist wirklich eine Genre-Bereicherung.


    Ich oute mich jetzt auch einmal als Lovecraft-Liebhaber, habe so ziemlich alles von Ihm gelesen und auch das gute PC-Spiel "Call of Cthulhu" gespielt.
    Es ist mir immer wieder eine Freude, in Lovecrafts persönliche Horrorwelt einzutauchen und mich von seinen Albträumen runterziehen zu lassen.


    Schlechter als Poe finde ich Ihn wirklich nicht, Lovecraft hat von seiner Kindheit an u.a. durch ein Kinderpuppentheater seinen ganz eigenen furchtbaren Kosmos entwickelt.


    Den dadurch entstandenen Cthulhu Mythos finde ich ausgesprochen stark, das muß man erst einmal hinkriegen.
    Wie Edwin empfinde ich dies als echte Bereicherung dieses Genres.


    :hello:
    Michael

  • Hm da muß ich mich jetzt doch auch mal outen. Bis auf diese beiden Bände (stehen noch auf meiner Wunschliste) mit Non-Fiction ...



    ... habe ich von Lovecraft nicht nur alles gelesen, sondern auch alles hinter mir im Regal stehen. (Von Poe natürlich auch.) Ich kenne die deutschen Übersetzungen nicht, aber die englischen Texte sind schon fein. Auch wenn ich manchmal grinsen muß, wenn Lovecraft unweigerlich ganz bestimmte syntaktische und lexikalische Eigenheiten und Tricks anwendet.


    Ein anderer Lovecraft-Fan hatte mir vor Jahren auch mal dieses Bändchen (in einer anderen Ausgabe) empfohlen: The Great God Pan von Arthur Machen. Ähnliche Kategorie, durchaus anderer Stil, aber auch sehr lesbar:



    Liebe Grüße,
    ^_^J.

  • Lieber Gyokusai,
    Machen ist eigentlich immer interessant, auch in seinen längeren Erzählungen. Er stilistisch weniger stereotyp als Lovecraft, dafür nicht ganz so ausgefeilt in der Verbreitung des Schreckens.


    Was Übersetzungen Lovecrafts betrifft: Leider hat H.C Artmann nicht alles übersetzt; umso empfehlenswerter ist dieser Band:

    Artmann hat die Gabe, den Tonfall Lovecrafts ins Deutsche zu retten, vielleicht ist ein Hauch Ironie dabei; aber wenn man bedenkt, daß auch Lovecraft nicht alles tierisch ernst genommen (und etwa seinen Freund und Schriftsteller-Kollegen Derleth als "Comte d'Erlette" verewigt) hat, dann scheint mir sogar das passend.


    Eine weitere Artmann-übersetzte Anthologie war "Der Schatten aus der Zeit" - und ich bin sicher, daß es auch eine dritte gibt, nämlich "Die Stadt ohne Namen", angeblich übersetzt von Charlotte Gräfin von Klinckowstroem. Wenn ich bedenke, daß Stokers "Dracula" von Stasi Kull übersetzt wurde, und sich hinter diesem Pseudonym natürlich Artmann verbirgt, scheint mir auch die Frau Gräfin eher ein Herr Graf zu sein...



    Wenn wir schon bei Erzählungen dieser Art sind, möchte ich Euer Augenmerk auf ein paar lenken, die mir außergewöhnlich scheinen. Und zwar gibt es da einen Belgier namens Jean Ray, dessen Geschichten ebenbürtig neben denen Lovecrafts stehen und wirklich unheimlich sind. Ein anderer Belgier namens Thomas Owen ist ebenfalls ein Spitzenkönner des Genres und kaum bekannt. Die Anthologie "Wohin am Abend" gab's bei Suhrkamp - unbedingt lesenswert! Obendrein empfehle ich wärmstens die Geschichten von M. R. James, dessen Geschichte über das Herbeipfeifen des Windes mir als Vierzehn- oder Fünfzehnjährigen wirklich Angst gemacht hat. Außerdem sind die Geschichten blendend geschrieben.


    Und dann gibt es eine, und es ist eine der besten des Genres überhaupt, von einem deutschen Autor: "Das älteste Ding der Welt" von Willy Seidel - ein Sück lovecraft'schen Horrors, gigantisch geschrieben und von beunruhigender Wirkung. Unbedingt lesen!


    :hello:

    ...

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