Zitat von CarusoAlles anzeigenda möchte ich denn doch mal eine ganz alte Geschichte erzählen: 1961 gastierte die Römische Oper im Berliner Theater des Westens, das damals noch die Heimat der Städtischen Oper Berlin war. Die Besetzung war:
Manrico - Franco Corelli
Azucena - Fedora Barbieri
Leonora - Mirella Parutto
Conte di Luna - Ettore Bastianini
Nach der Stretta des Manrico - Corelli sang sie in dieser Aufführung in C-dur (was er ja nicht immer tat) - gab es 22Minuten tobenden Beifall und "bis"-Rufe ohne Ende! Zu einer Wiederholung ließ sich Corelli aber nicht bewegen! Einige Freunde witzelten auf dem dritten Rang: "Der Rudi (Schock) hätte sie in der Zeit schon dreimal gesungen!"
Die Zugabe gab es aber dann nach dem 4.Akt! Als der Beifall kein Ende nehmen wollte, wurde eine Klavier auf die Bühne gerollt und Corelli sang noch einige Neapolitanische Canzonen - am Klavier begleitet von Bastianini! Eine sogar im Duett mit Bastianini! Ganz toll!
Lieber Caruso
Du hast mir im Thread über "Leo Nucci" geantwortet und um es bei diesem Thema dort zu belassen und nicht zu verwässern, bin ich hierher ausgewichen, habe diesen neuen Thread eröffnet und hoffe, daß er auf allgemeines Interesse stößt und andere Mitglieder auch von ihren evtl. Live - Erlebnissen berichten. Über Deinen Beitrag habe ich mich sehr gefreut. Es ist schön zu spüren, wie sich selbst nach vielen Jahren, Deine Begeisterung und Faszination nachhaltig manifestiert hat. Ich selbst kann bei meinen vielen Theaterbesuchen von zwei erlebten Da Capo berichten:
Deutsche Staatsoper Berlin - "Anna Tomowa Sintow als Tosca".
Sie war damals in ihrer Glanzzeit unbestritten eine Sängerin von Weltklasse, war Publikumsliebling und hatte in Berlin eine riesengroße Fangemeinde, die sie stets bejubelt und gefeiert hatten. Einmal, nach ihrer überragend gelungenen Arie "Vissi d´arte" gab das Publikum keine Ruhe. Der Beifall brauste auf und wollte kein Ende nehmen. Es wurde geklatscht, getrampelt und gejubelt - sie mußte die Arie wiederholen und auch danach war ein unbeschreiblicher Jubel.
Ich möchte hierzu eine Beobachtung meinerseits nicht unerwähnt lassen: Wir hatten beste Plätze ziemlich vorn im Parkett und somit deutliche Sicht auf alles. "Theo Adam" als Scarpia stand ja nicht weit von ihr entfernt dabei leicht im Hintergrund. Ich konnte ihn gut sehen und selbstverständlich kann ich mich auch getäuscht haben, aber mein Eindruck war, er war über das Geschehen nicht gerade glücklich. Ich meine an seiner Mimik und seiner Art des Verhaltens, bei ihm Neid und Mißgunst erkannt zu haben. Aber, ich will ihm nichts Übles nachreden, ich kann mich auch getäuscht haben. Ist auch egal, auf jeden Fall hatte sich Frau Tomowa Sintow den Jubel verdient!
Ein zweites Da Capo habe ich erlebt in der Wiener Staatsoper - "Luciano Pavarotti als Cavaradossi in Tosca".
Schon sein Auftritt zum Beginn der Oper war ein Erlebnis. Er kommt aus dem Hintergrund auf die Bühne, zeigt sich, hat noch nicht den Mund aufgemacht und noch keinen Ton gesungen - da brandete ein riesengroßer Beifall von den Zuschauern aus. Das war für mich "Gänsehaut pur"! Da liefen mir vor Begeisterung Schauer über den Rücken. Und nach seiner Arie "E lucevan le stelle", tobte das Publikum vor Begeisterung (ich natürlich auch) und er mußte sie wiederholen. Interessant dabei, beim zweiten Mal sang und interpretierte er sie ganz anders, als vorher. Ja, solche Erlebnisse sind Höhepunkte, die man dankbar nie vergisst.
Apropos Pavarotti: Im März 1987 gastierte er an der Deutschen Oper Berlin/West in drei oder vier Vorstellungen als "Nemorino" im Liebestrank. Ob er da ein Da Capo hatte, weiß ich nicht. (Ich wollte zwar hin, durfte aber nicht, noch stand die Mauer). Ich weiß aber aus damaligen Berichten, in einer dieser Vorstellungen hatte er am Schluss 120 (!!!) Vorhänge und hält damit einen Weltrekord, der im Guinness-Buch der Rekorde steht. Da mit dabei gewesen zu sein, was wäre das für ein Erlebnis...
CHRISSY