Gemäß Alfreds einleitendem Thread zur Reihe „Stimmen von heute“, demnach nicht nur Newcomer, sondern auch Sänger auf dem Höhepunkt Ihrer Karriere gemeint seien, erlaube ich mir, nun den Bass René Pape in diesem Format unterzubringen.
Des Basses Grundgewalt nicht unbehauen in den Raum zu stellen; diese Mahnung erteilt Jens Malte-Fischer den zukünftigen Sängergenerationen anlässlich der Würdigung eines der größten Belcantisten dieser Stimmlage in seinem Buch „Große Sänger“, des großen Ludwig Weber.
Hört man René Pape, so lässt sich erfreut feststellen, dass er dieser Mahnung nicht bedarf. Die immer ungemein kultiviert im Sinne des Belcanto, mit makellosem Legato, geführte Stimme erinnert in der Tat an die vergangenen Leistungen einiger ganz Großen auf diesem Gebiet. Auffallend edel auch ist die Stimme timbriert, wobei ich mich mit der Beschreibung von Stimmfärbungen immer schwer tue: samtig, dunkelbraun, (wie ich mal gelesen habe, sanft nachgedunkelt mittlerweile: also jetzt sehr dunkelbraun, aber noch nicht schwarz ? :D) „Rund“ trifft es irgendwie, aber das sind auch Rotweine, ohne das man sie hören könnte. Nun, ein schwarzer Bass ist er sicher keinesfalls. Stimmfärbung und Gesangskultur verbinden sich zu einer großartigen Einheit und dürften mit der Tatsache, dass er auch ein gewinnender Bühnendarsteller ist, die Grundpfeiler seines Erfolges ausmachen
Wie es hingegen mit der anfangs erwähnten „Basses Grundgewalt“ bestellt ist, macht eine differenzierte Betrachtung nötig. Pape ist wohl klassisch als Basso cantante einzuordnen, also als hoher Bass mit schlanker Stimmführung. Schallkraft und Volumen überschreiten aus meiner Sicht den gehobenen Durchschnitt nicht, wobei die Tragfähigkeit der Stimme durchaus gut ist, wie ich bei seinem Boris live in der Staatsoper erleben durfte.
Problematisch erscheint mir die wirklich tiefe Lage: Hier klingt die Stimme im vergleich zur volltönenden Mittellage etwas hohl und verliert deutlich an Intensität, was ich z.B. beim Sarastro problematisch finde, obwohl er dennoch sicher der aktuell bedeutendste Vertreter dieser Partie sein dürfte. Wie weit es insgesamt in der Höhe geht, vermag ich noch nicht abzusehen. Bisher hat er offenbar klug um die hohen Tessitura von Partien wie Sachs und Wotan einen Bogen gemacht. Ob er Sie jemals erreich kann und will, vermag ich nicht zu sagen.
Aktuell ist er für viele Partien weltweit die erste Wahl und sicher auf einem Höhepunkt seiner glanzvollen Karriere. Nach grundsolider Ausbildung im Dresdner Kreuzchor und dem dortigen Konservatorium wurde er maßgeblich von Georg Solti gefördert, der Ihn bis zu seinem Tod in vielen Aufnahmen einsetzte und Ihm mit dem Sarastro 1995 in Salzburg zum internationalen Durchbruch verhalf. Als seine beiden Stammhäuser sind die MET und die Staatsoper in Berlin zu nennen, wo er seit Jahren erfolgreich als erster Vertreter seines Repertoires eingesetzt wird. Nach den Solti-Aufnahmen klafft in der Diskographie eine gewisse Lücke, so das Pape in den letzten Jahren vor allem für die regelmäßigen Opernbesucher in aller Welt von Interesse gewesen ist. Zunehmend sind aber in letzter Zeit auch hochkarätig besetzte Aufnahmen der Majors erschienen, die Ihn auch für die Konserven-Fanatiker dieses Forums interessant machen. So die neue Zauberflöte von Abbado, wo er den Sarastro singt, oder sein hochgelobter Marke in der neuen EMI-Aufnahme des Tristan.
Wäre schon, wenn wir weitere Meinungen zu diesem Sänger sammeln könnten.
Gruß
Sascha