Ich stelle fest, dass sich mein Musikgeschmack verändert. Komponisten, die vor 20 Jahren in meiner Wertschätzung hoch im Kurs standen, sind vom Podest gefallen, andere haben ihren Platz eingenommen.
Als ich mich am Klaviersonaten-Rating von JR zu beteiligen versuchte, merkte ich, dass mir die Resonanzfähigkeit zur Musik von Beethoven entschwindet. Von ihm bleiben nur noch einige wenige langsame Streichquartettsätze in meiner Gunst, obwohl (oder weil?) ich vor Jahren mit seinen Sinfonien, Konzerten und Sonaten noch sehr vertraulich verkehrte. Gleiches erlebe ich mit dem Gesamtwerk von Chopin: Was vor Jahren als heller Stern an meinem Klavierhimmel leuchtete, ist nur noch ein schwarzes Loch: ich ertrage das frédéricsche Idiom kaum mehr.
Kann es sein, dass das Phänomen auf eine gewisse Uebersättigung zurückzuführen ist, oder wandeln sich musikalische Präferenzen in gleichem Masse, wie sich auch kulinarische Vorlieben verändern können?
Macht ihr ähnliche Erfahrungen? Mit welchen Werken/Komponisten?
Und wie erklärt ihr Euch das Phänomen?
P.S. Der einzige Fels in meiner Geschmacks-Brandung ist übrigens J. S. Bach: Steht er jenseits aller subjektiven Wahrnehmungsmetamorphosen?
Mit liebem Gruss aus Bern
Walter