Sir Georg Solti - Meine liebsten Aufnahmen

  • 83 Mal Solti im Regal. Dreimal auch die Zauberflöte, Kozub, Burrowes, Heilmann.



    Die mit Kobub von 4 verschiedenen Labels. Ich habe die erste (Urania klanglich gut). Nur bei der ersten Decca-Aufnahme singt Hermann Prey den Papageno. Und wie! Es gibt eine weitere mit Solti (privater TV-Mitschnitt) wo er das Glockenspiel selbst vornimmt. Herrlich.


    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Salome und Elektra sind wohl beinahe die Stereo-Standardempfehlungen dieser Werke (und Kandidaten für die abschreckendsten, wenn auch nicht unpassenden, Cover aller Zeiten).


    Natürlich gibt es viel Hörenswertes in Soltis Aufnahmen von Salome und Elektra. Beide Einspielungen gehören in der Tat zu den meistgenannten Empfehlungen der beiden Einakter.


    Im Falle der Salome ist das aber nicht zu verstehen, wenn man die Karajan-Aufnahme kennt. Da ist dann Solti doch eher unter "ferner liefen", selbst wenn man Reiner, Krauss und Keilberth wegen monauraler Aufnahme ausklammert. Zum eisernen Salome-Bestand gehören m. E. die Aufnahmen mit Karajan und Reiner.


    Die Elektra habe ich lange nicht mehr unter Solti gehört, die bei DG erhältliche Aufnahme mit Böhm ist aber mindestens in derselben Liga. Die Live-Mitschnitte unter Karajan und Mitropoulos kenne ich leider nicht.


    Meine volle Zustimmung gehört allerdings der "Frau ohne Schatten" - das ist eine großartige Aufnahme und eine der besten von Sir Georg Solti!

  • Bereits 1947 verpflichtete Maurice Rosengarten Georg Solti als quasi „Exclusiv-Künstler“ für die Plattenfirma Decca, ein Kontrakt, der bis zu Soltis Tod 50 Jahre später Bestand hatte.


    Wenn Solti für eine Opernaufnahme ins Plattenstudio ging, war seine Auswahl an Sängern auf die Künstler beschränkt, die bei Decca unter Vertrag waren oder keine Verträge hatten und zufällig zu diesen Terminen frei waren.
    Das erklärt die – manchmal – etwas uneinheitliche Besetzung. Manch ein Sänger oder eine Sängerin hätte gut in das Ensemble gepasst, kam aber nicht in Frage, da anderweitig, bei der Deutschen Grammophon oder Philips oder bei EMI gebunden.
    Solti hat sich nie darüber beklagt, erst im hohen Alter, als Decca, Philips und DGG gemeinsam im „Universal“-Konzern vereint waren, hat er sich dazu geäußert.


    Ein einziges Mal wurde er – als Gegenleistung für einen anderen Tauschhandel – an die Konkurrenz ausgeliehen, für die RCA-Produktion des „Rigoletto“ mit Alfredo Kraus und Anna Moffo:



    Bis heute eine der Referenz-Aufnahmen der Oper!


    Bei der weiter oben erwähnten „Zauberflöte“ von 1955 handelt es sich um eine Rundfunkaufnahme, die auf dem „grauen“ Markt veröffentlicht wurde.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ein einziges Mal wurde er – als Gegenleistung für einen anderen Tauschhandel – an die Konkurrenz ausgeliehen, für die RCA-Produktion des „Rigoletto“ mit Alfredo Kraus und Anna Moffo:


    Wobei hier das Wort "Konkurrenz" nur bedingt gilt. Decca und RCA hatten sehr gute Kontakte, Decca sorgte für den Europa-Vertrieb von RCA-Platten und Decca-Aufnahmeteams machten meines Wissens alle RCA-Opernaufnahmen in Italien (und damit auch den Rigoletto!).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Harald,


    natürlich - der Solti-Rigoletto. In der Tat wohl eine der besten Stereo-Einspielungen des Werkes (vielleicht wäre noch Giulini in der engeren Wahl?).


    Ein Wunder, dass diese Einspielung noch nicht genannt wurde. Gut, dass Du daran gedacht hast!

  • Decca-Aufnahmeteams machten meines Wissens alle RCA-Opernaufnahmen in Italien (und damit auch den Rigoletto!).


    Meines Wissens war die RCA Victor in Italien schon seit 1949 sehr stark vertreten, mit eigenem Aufnahmestudio und sogar mit einem eigenen Sinfonie-Orchester. Näheres steht hier: http://it.wikipedia.org/wiki/RCA_Italiana



    Ich könnte mir eher den umgekehrten Fall vorstellen.


    LG


    8)

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Der Rigoletto klingt meiner Erinnerung nach nicht annähernd so gut wie Decca-Produktionen dieser Zeit. Die Bühnenmusik in einer der ersten Szene ist klanglich sogar ziemlich verunglückt. Der Hauptbonus dieser Aufnahme sind eher die Sänger.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ein einziges Mal wurde er – als Gegenleistung für einen anderen Tauschhandel – an die Konkurrenz ausgeliehen, für die RCA-Produktion des „Rigoletto“ mit Alfredo Kraus und Anna Moffo:



    Bis heute eine der Referenz-Aufnahmen der Oper!


    Lieber Harald,


    es dürfte wohl dreimal vorgekommen sein, daß Solti für RCA aufnahm.


    Neben dem oben erwähnten "Rigoletto" erschien bei RCA noch eine "La Bohème"



    und ein "Requiem" (bekanntlich Verdis schönste Oper ;) )


    bzw.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Der Rigoletto klingt meiner Erinnerung nach nicht annähernd so gut wie Decca-Produktionen dieser Zeit. Die Bühnenmusik in einer der ersten Szene ist klanglich sogar ziemlich verunglückt. Der Hauptbonus dieser Aufnahme sind eher die Sänger.


    Lieber JR,


    oh ja, die Bühnenmusik...
    Als ich diese das erste Mal hörte, dachte ich an eine miserabel klingende Mono-Aufnahme.


    Natürlich ist die Aufnahme wegen der Sänger/innen empfehlenswert, aber auch Sir Georg selbst glänzt mit einer mitreißenden, feurigen und in der Szene, in der Gilda erstochen wird, mit einer unglaublichen, für mich nie wieder übertroffenen Dramatik.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler



  • Katze singt mit.


    "In der ersten kompletten Studio-Aufnahme von Wagners "Ring des Nibelungen" zum Beispiel, die der Dirigent Georg Solti von 1958 bis 1965 im Wiener Sophiensaal einspielte, trat mehrfach eine Studiokatze auf. Ihr Maunzen wegfiltern - das wäre ähnlich pietätlos, als wollte jemand elektronisch das Klicken der Uhrkette ausradieren, das auf vielen Mitschnitten des Klavier-Gentleman Claudio Arrau zu hören ist, oder gar das von Fans verehrte brummelnde Mitsingen seines Kollegen Glenn Gould."
    Quelle Der Spiegel 50/1999
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-15239693.html

    mfG
    Michael

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zu meinen liebsten Aufnahmen mit Georg Solti gehört auf jeben Fall dieser "Don Carlos". Obwohl ich diese Oper in den verschiedensten Aufnahmen vorliegen habe, ist diese für mich unübertroffen. So etwas, mit diesen Interpreten, gibt es nur einmal.


    W.S.

  • Meines Wissens war die RCA Victor in Italien schon seit 1949 sehr stark vertreten, mit eigenem Aufnahmestudio und sogar mit einem eigenen Sinfonie-Orchester. Näheres steht hier:
    http://it.wikipedia.org/wiki/RCA_Italiana


    Hast du dir den Link überhaupt selbst durchgelesen?


    Laut diesem Artikel wurden in diesem RCA-Studio Aufnahmen für verschiedene RCA-Serien aber auch für andere Labels gemacht. Aber das Repertoire beschränkte sich weitgehend auf Schlager, Pop und Jazz! Klassik kam so gut wie gar nicht vor. Es gibt eine vollständige(?) Liste der dort produzierten Schallplatten. Da sind nicht nur viele italienische Größen zu finden - wie z.B. Ennio Morricone, Rita Pavone, Gianni Morandi, Patty Pravo, Lucio Dalla, Antonello Venditti, Angelo Branduardi und Paolo Conte - sondern auch erstaunliche internationale Größen wie z.B. Elvis Presley, Harry Belafonte, Perri Como, Teddy Reno, Peggy March und Paul Anka.


    Beim überfliegen der Liste sind mir nur Canzoni mit Mario Lanza und eine Platte mit Placido Domingo aufgefallen, viel mehr "Klassik" war da nicht...


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Sir Georg Solti gehört zu meinen absoluten Lieblingsdirigenten. Ich habe bei ihm als "Opern-Gernhörer" oft das Gefühl, eine perfekte Aufnahme vor mir zu haben: Vom Orchester (meist die grandiosen Wiener) über die Sängerriege bis zur Aufnahmequalität: Es stimmt einfach Alles und bei Solti kauft man Premium-Qualität :thumbup:


    Für mich daher nicht einfach, meinen eindeutigen Favoriten zu nennen, denn Zauberflöte, Elektra, Ring, Holländer, Rigoletto....alle wunderschön anzuhören. Als perfekt und unerreicht würde ich aber seinen PARSIFAL nennen.


    Liebe Grüsse, Louis

  • Der Kauf der schon oft erwähnte "Ring"-Einspielung Soltis war in den 70er Jahren für mich als Schüler eine echte finanzielle Herausforderung. Aber die Wiener und diese Sängerriege waren neben dem Dirigenten für mich als "Opernnarr" damals unverzichtbar, trotz des hohen Preises! - und ich kann dir, lieber Louis nur zustimmen:


    Sir Georg Solti gehört zu meinen absoluten Lieblingsdirigenten. Ich habe bei ihm als "Opern-Gernhörer" oft das Gefühl, eine perfekte Aufnahme vor mir zu haben: Vom Orchester (meist die grandiosen Wiener) über die Sängerriege bis zur Aufnahmequalität: Es stimmt einfach Alles und bei Solti kauft man Premium-Qualität


    Doch nun zu meinen liebsten Aufnahmen: Dazu zähle ich neben den Einspielungen von Opern Wagners, Strauss' und Mozarts besonders die Aufnahmen von Bizets Carmen und Verdis Rigoletto, La Traviata, Aida, Otello und Falstaff.



    Ich stimme mit Karl Breh in stereoplay überein, der diese Carmen zu den besten im Katalog zählte.



    Die für mich immer noch beste Stereo-Aufnahme des Rigolettos; das gewohnte dramatische Dirigat und ein ausgeglichenes Team von ausgezeichneten Sängern.



    Was für eine Violetta! Die junge Gheorgiu in und als Traviata in ihrem ersten internationalen Erfolg!



    Was für eine Aida! Diese erste Studioaufnahme der Price unter dem gewohnt dramatischen Dirigat Soltis mit einer erstklassigen Sängerriege - mit dem , obwohl gewöhnungsbedürftigen, mächtigen Radames von Vickers.



    Die Wiener unter Solti und ein hochklassiges Sängerensemble um einen als Otello ausgezeichneten Cossutta.



    Besonders die Freni und Kraus begeistern mich - aber auch der Rest der Besetzung dieses Falstaffs ist hochklassig und das Dirigat ist, wie gewohnt, auf hohem Niveau.



    Liebe Grüße aus Wien


    Giovanni

    Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum. (Friedrich Nietzsche)

  • Da gibt es so viele, in meiner Sammlung sind es sicher von Wagner der Jahrhundertring, der Fliegende Holländer, die Meistersinger, der Parsifal und der Tannhäuser, dann sein gesamter Mahler, sein Verdi, seine Zauberflöte, sein Fidelio, sein Hänsel und Gretel (auf VHS), gemeint ist die legendäre Inszenierung von August Everding, um nur die mir momentan geläufigsten zu nennen.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Um mal wieder zu verdeutlichen welch grosser Dirigent mit einer unglaublich fastzinierenden Ausstrahlung und einem grossartigen Dirigiertstil, der alles bisher dagewesene toppt, möchte ich auf die ausgezeichnete Solti-Doku vom BR von 2012 hinweisen.


    Die TV-Doku verdeutlicht einmal mehr welchen Verlust wir als Klassikliebhaber hinnehmen müssen, dass er nicht mehr unter uns weilt - :angel: aber wie froh wir sein können über die ausgezeichneten Decca-Tondokumente heute verfügen zu können. Spieldauer ca 47Min.


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was auch äußerst bemerkenswert ist, ist nicht nur, dass er von den drei im Jahr des Unterganges der Titanic geborenen großen Dirigenten nicht nur den ganzen Bruckner (Sinfonien), sondern auch als Einziger den ganzen Mahler (dito) und den ganzen Wagner eingespielt hat, und das sind nicht irgendwelche Allerweltsaufnahmen. Wagner und Mahler hatte ich ja schon früher empfohlen sowie etliches andere, Bruckner habe ich noch nicht komplett, aber das wird auch noch kommen.
    Günter Wand hatte, soviel ich weiß, nur einmal Mahler-Lieder im Programm des Gürzenich-Orchesters, und Sergiu Celibidache hat die Kindertotenlieder aufgenommen (jedenfalls sind die zu haben). Günter Wand hatte vor, den Tristan an der Kölner Oper zu produzieren, was aber seinerzeit am Kölschen Klüngel gescheitert ist.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).


  • Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)
    Die Entführung aus dem Serail

    Edita Gruberova, Kathleen Battle, Gösta Winbergh, Heinz Zednik, Martti Talvela,
    Wiener Philharmoniker, Sprecher: Will Quadflieg
    Dir.: Georg Solti


    Meine jüngste Erwerbung - obwohl schon mehr als genug"Entführungen" im Schrank - war vor ein paar Wochen diese Decca-Aufnahme der "Entführung aus dem Serail" aus Wien von 1984/85 in Luxus-Besetzung.
    Georg Solti erzählt über die Entstehung dieser Aufnahme, dass er bei dem Gedächtniskonzert für Karl Böhm vom 27. September 1981, bei der er auch mitwirkte, Edita Gruberova hörte, die die Arie "Traurigkeit ward mir zum Lose" sang. Dies ließ in ihm den Wunsch nach einer Neueinspielung der Oper reifen. Obwohl die Gruberova die Konstanze längst aufgegeben hatte, gelang es ihm, sie zu überreden, die Rolle mit ihm auf Platte nochmals einzuspielen. Im November 1984 traf man sich in den Wiener Sophiensälen zur Aufnahme - das Produkt kann sich hören lassen!


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Hallo,


    der dicographische Rang, den Soltis Ringaufnahme als erster "Stereoring" der Schallplattengeschichte lange eingenommen hat, ist durch die Veröffentlichung des Bayreuther Stereo-Keilberth-Ringes relativiert worden.
    Unabhängig davon sind diese Aufnahmen für Schallplattensammler von Bedeutung, da sie die Idee der "acoustic stage", die John Culshaw entwickelt hat, zu einem aufnahmetechnischen Höhepunkt geführt hat.
    Ich behaupte auch, daß die Original-Vinylplatten der englischen Decca (oder die amerikanischen "London"-Versionen) den CD-Überspielungen, selbst nach dem letzten Remastering klanglich überlegen sind.
    Was den künstlerischen Rang des Solti-Ringes angeht, glaube ich doch, daß diese Aufnahmen-unbeschadet der Bedeutung von Solti als Meisterdirigenten in einer sehr langen Ära- etwas Patina angesetzt haben, z.B. im Vergleich mit Karajans Ringaufnahme, obwohl Solti z.T. bessere Sänger zur Verfügung hatte (George London im Rheingold!)


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

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  • der dicographische Rang, den Soltis Ringaufnahme als erster "Stereoring" der Schallplattengeschichte lange eingenommen hat, ist durch die Veröffentlichung des Bayreuther Stereo-Keilberth-Ringes relativiert worden.


    Nein, wurde er nicht. Die Bedeutung von Soltis Ring lag nicht in "erster Stereo-Ring" sondern in "erster Studio-Ring" und daran hat auch die späte Veröffentlichung der Keilberth-Mitschnitte nichts geändert (obwohl sie natürlich eine der wichtigsten Ausgrabungen in Sachen Ring darstellen).


    :hello:

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo,


    ich will nicht rechthaberisch sein, aber der Ruhm des Solti-Rings beruht doch m.E. nicht auf der Tatsache, daß er nicht bei Theateraufführungen sondern in den Sophiensälen aufgenommen wurde, sondern auf der für die damaligen Verhältnisse bahnbrechende Anwendung der Stereofonie (s. Acoustic Stage), und hier hat der Keilberth-Ring nun einmal das Erstlingsrecht.


    Viele Grüße


    J.Schneider

    "Die Musik steht hinter den Noten" (Gustav Mahler)

  • ich will nicht rechthaberisch sein,aber der Ruhm des Solti-Rings beruht doch m.E. nicht auf der Tatsache,daß er nicht bei Theateraufführungen sondern in den Sophiensälen aufgenommen wurde,sondern auf der für die damaligen Verhältnisse bahnbrechende Anwendung der Stereofonie


    Das sehe ich genauso, lieber Joachim. Es gab wirklich eine ganze Menge sehr erfolgreicher Experimente bei der Aufnahmetechnik. Die Decca legte ja immer Wert darauf. Nicht alles ist geglückt. Dieser RING aber ist auch technisch geglückt. Das ist eine sehr wichtiger, wenn nicht der einzige Wert. Es war die Aufgabe an sich, dieses Werk unter optimalen Bedingungen der Zeit auf Platten zu bannen. Dazu gehören auch die Sänger, der Dirigent und das Orchester. Alles waren davon hingerissen und beseelt. Und das hört man auch.


    Es grüßt Rhgeingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich antworte sehr spät - aber doch in diesem Thread:


    ich will nicht rechthaberisch sein, aber der Ruhm des Solti-Rings beruht doch m.E. nicht auf der Tatsache, daß er nicht bei Theateraufführungen sondern in den Sophiensälen aufgenommen wurde, sondern auf der für die damaligen Verhältnisse bahnbrechende Anwendung der Stereofonie (s. Acoustic Stage), und hier hat der Keilberth-Ring nun einmal das Erstlingsrecht.


    Aus meiner Sicht beruht der Ruhm des Solti-Rings einerseits auf der damaligen internationalen Reputation Soltis, verbunden mir dem entsprechenden Werbebudget der DECCA Marketing-Abteilung. Und; in der Tat ist es so, daß die Einführung der Stereophonie in der Tat eine bedeutende Rolle spielte, und zwar nicht allein in technischer, sondern auch in psychologischer Hinsicht. (Darüber möchte ich im neuen Thread :Rendevouz mit der Zukunft - Die Schallplatte als Fenster in die Vergangenheit. ausführlicher sprechen)
    Erstmals seit langem in der Geschichte der Schallplatte waren alle Beteiligten davon überzeugt, Aufnahmen "für die Ewigkeit" zu produzieren oder dabei mitzumachen. Und erstmals überhaupt in der Geschichte der Tonaufzeichnung war es so, daß diese Illusion nahe an der Realität angesiedelt war, denn zeitnah mit der Stereophonie wurde auch die Wiedergabe aller hörbaren Frequenzen möglich, oft wird übersehen, daß das eigentlich zwei paar Schuhe sind, die sich allerdings ideal ergänzten." ffss" - "full frequency stereophonic sound" war ein seit 1958 von der DECCA verwender Qualitätsbegriff.


    Wie der Keilberth Ring zur Zeit seines Erscheinens verkauft und beworben wurde, vermag ich nicht einzuschätzen, die Frage ist nur, warum DECCA so zeitnah eine weitere Aufnahme realisierte. Ich hab ein bisschen gegoogelt und herausgefunden, daß man eine PERFEKTERE Aufzeichnung wollte, ohne unerwünschte Nebengeräusche, das soll indes angeblich nicht wirklich gelungen sein - ich fand im Web Stellungnahmen, wo man meinte, jede der beiden Aufnahmen habe ihre Meriten und Schwächen......


    nfg aus Wien
    Alfred


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Aus meiner Sicht beruht der Ruhm des Solti-Rings einerseits auf der damaligen internationalen Reputation Soltis, verbunden mir dem entsprechenden Werbebudget der DECCA Marketing-Abteilung.


    Dem ist nicht zu widersprechen. Ich würde aber anders ansetzen wollen. Mit diesem "Ring" ist es erstmals gelungen, das Werk geschlossen und unter Studiobedingungen auf Schallplatten zu bringen. Ein Traum ging in Erfüllung. Das zog sich von 1958 bis 1965 hin. Dieser lange Zeitraum ist auch mit den Schwierigkeiten in Verbindung zu bringen, das geeignete Personal zu finden. Die vielen Live-Mitschnitte aus früheren Jahren kamen erst viel später und über Umwege auf den Markt. Sie bildeten zunächst zum Solti-"Ring" keine Konkurrenz. Dass so ein Unterfangen schließlich auf so hohem Niveau gelang, darin sehe ich den wichtigsten Grund für seinen Ruhm. Seinen anhaltenden Ruhm. Ich sehe in dieser Einspielung, an der auch der Produzent John Culshaw entscheidenden Anteil hatte, tatsächlich einen Wurf für die Ewigkeit. Wäre er von seiner Aufgabe nicht so besessen gewesen, sie hätte womöglich nie abgeschlossen werden können. Alle folgenden Einspielungen konnten für mein Dafürhalten dieses Niveau nicht erreichen oder gar überbieten. Außerdem war die Exklusivität, die Einmaligkeit, weg. Das hat nichts mit damit zu tun, in der Vergangenheit schwelgen zu wollen. Ich wäre der Erste, der eine Aufnahme von 2015 als besser anerkennen würde, wenn es denn so wäre. ;) Manches gelingt eben nicht zum zweiten Mal. Und das ist gut so.


    Du spielst auf Keilberth's "Ring" an, der zeitnah realisiert worden sei, lieber Alfred. Welchen meinst Du denn?

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • u spielst auf Keilberth's "Ring" an, der zeitnah realisiert worden sei, lieber Alfred. Welchen meinst Du denn?


    Lieber "Rheingold"
    Der STEREO Keilberth Ring ist VOR dem Solti Ring erschienen, siehe Beitrag Nr 50 von Joachim Schneider, der darauf aufmerksam machte. Es handelt sich hier aber um KEINE Studioaufnahmen, sondern einen Mitschnitt aus Bayreuth.



    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Lieber Alfred,


    Der Keilberth-Ring ist zwar vor dem Solti-Ring aufgenommen worden, aber veröffentlicht wurde er erst vor ein paar Jahren.

  • Lieber Alfred, ich habe jetzt nochmal nachgelesen bei Joachim. Obwohl ich mich damals auch in die Diskussion eingeschaltet hatte, waren mir die Einzelheiten nicht mehr bewusst. Nach allem, was ich weiß, ist der Bayreuther "Ring" von 1955 unter Joseph Keilberth erst 2006 erschienen - und zwar gleich auf CD, zunächst in einzelnen Boxen, die in meinem Regal stehen, dann zusammengefasst in der etwas abgespeckten Ausgabe, die Du im vorangegangenen Beitrag abbildest. In der mir zur Verfügung stehenden Edition ist die spannende Geschichte ganz genau und sehr ausführlich erzählt. Ich berufe mich darauf. Die Decca und ihre deutsche Partnerin Teldec waren 1955 mit neuester Stereo-Aufnahmetechnik nach Bayreuth gereist und hatten den "Ring" in beiden Aufführungsserien und auch den "Holländer" mitgeschnitten. Der "Ring", der in der Nachbereitung weit gediehen und veröffentlichungsreif war, wurde von der Decca schließlich fallengelassen, weil sich Culshaw mit der aus seiner Sicht moderneren und zeitgemäßeren Studioproduktion durchsetzte. Nur der "Holländer" kam auf den Markt, bei der Decca (später Testament) in Stereo, bei der Teldec in Mono. Beide Versionen haben es nach der Plattenveröffentlichung auch auf CD gebracht:



    In der Tat ist der "Ring" unter Keilberth nach der CD-Veröffentlichung 2006 auch kurzzeitig als prachtvolle Schallplattenkassette erschienen. Plattenenthusiasten sollen gejubelt haben. Die Freude aber währte nicht lange, als sich nämlich herausstellte, dass die digitalisierten CD's einfach auf LP umgeschnitten wurden. Er war also nur Formsache. Wie gesagt, die Decca hatte 1955 auch den zweiten Durchlauf des "Ring des Nibelungen" festgehalten. Dabei gab es Unterschiede. Die Brünnhilde - um das herausstechendste Beispiel zu nennen - wurde statt von Astrid Varnay von Martha Mödl gesungen. Testament hat in dieser Besetzung 2009 auch die "Walküre" und die "Götterdämmerung" herausgebracht - ebenfalls in Stereo. Im Vergleich zur Gesamtaufnahme wurde in die Bänder weniger Aufwand gesteckt. Die Bühnengeräusche sind viel deutlicher, was für mich aber auch die Authentizität steigert. Hier sind diese beiden Boxen:



    PS. m.joho war mir zuvorgekommen. Das sehe ich erst jetzt. Danke. :hello: Ich hatte zu lange an meinem Beitrag gestrickt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der "Ring" gehört ganz gewiss nicht zu meinen liebsten Aufnahmen mit Sir Georg Solti. Er gehört auch nicht zu meinen liebsten Ring-Aufnahmen, ganz im Gegenteil habe ich mich damit nie anfreunden können. Insgesamt herausragend ist sicherlich die Qualität der Sängerinnen und Sänger. Aber Soltis Dirigat überzeugt mich überhaupt nicht. Und die Aufnahmetechnik, aufgrund derer dieser "Ring" so gerühmt wird, ist mit ihrem artifiziellen Klangbild für mich ein Extrembeispiel, wie man es nicht machen sollte. Dahinter scheint mir ein Missverständnis dessen zu stehen, was mit Stereophonie erreicht werden sollte: keine Effekte, sondern eine möglichst natürliche und räumliche Wiedergabe. Davon ist diese Aufnahme meilenweit entfernt. Von all dem abgesehen, bin ich gerade bei Opern überhaupt kein Freund von Studioaufnahmen. Ich habe den Solti-Ring zwar, aber ich habe ihn aus oben genannten Gründen noch nie komplett gehört.


    Interessanterweise bin ich irgendwann einmal auf eine Amazon-Rezension gestoßen, die meine eigenen Vorbehalte gegen diese Einspielung genau benennt (der Autor war damals Redakteur der HiFi-Zeitschrift "Audio", inzwischen ist er Chefredakteur von "Stereoplay", hat also etwas Ahnung von der technischen Seite):


    https://www.amazon.de/gp/custo…B0000042H4#R3AJ8M5RILQ53G


    Dem Fazit eines Kommentators schließe ich mich an: "Als Referenzaufnahme hat diese Einspielung heute keine Gültigkeit mehr (und hatte sie meines Erachtens nie) - sie nähert sich knapp (bzw. gut) 50 Jahre nach ihrer Entstehung mit rasanter Geschwindigkeit dem Prädikat 'Historisches Dokument'."

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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