Den Thread habe ich mit Interesse durchgelesen und mich bisher auch deshalb nicht beteiligt, weil mir das Thema Oper nicht so sehr am Herzen liegt wie etwa Konzert und Kirchenmusik.
Trotzdem bin ich durch Zufall auf eine Stellungnahme von Prof. Joachim Kaiser gestossen, die ich gerne zum Anschauen empfehlen möchte:
"http://www.youtube.com/watch?v=mVFQRfN5A5Q"
Ich finde, er bringt es gut auf den Punkt und stimme ihm in jeder Aussage ganz und gar zu.
Die Musik sollte m.E. durch das, was auf der Bühne stattfindet, verdeutlicht werden.
Ich möchte nicht zwei Stücke auf einmal sehen, sondern dass, das der Komponist vertont hat.
Gegen verstaubt und langweilig habe ich auch etwas.
Deswegen muss aber Wotan nicht im Büroanzug oder als Kellner, Politiker, Bin Laden oder sonst etwas auflaufen, finde ich.
Vor Jahren sah ich einmal im TV eine Wagneroper, bei der Karajan dirigierte - ob er auch inszenierte, weiss ich nicht mehr.
Jedenfalls fand ich, dass das Bild die Musik verdeutlichte, dazu passte.
Langweilig war es für mich nicht.
Ich möchte sowohl bei Filmen als auch in der Oper nicht ständig mit Alltagsproblemen, Gesellschaftsproblemen ( also allem, was man auch in der Tagesschau sehen kann) befasst werden, sondern in fremde Welten entführt werden.
Die Sagenwelt Wagners ist gegenüber meinem Alltag fremd, wodurch sie besonders interessant und faszinierend wird.
Wenn es in diese Richtung geht wie hier
zu sehen, dann würde ich mich sehr versucht fühlen, in die Oper zu gehen - nicht nur aus rein musikalischen Gründen.
Wenn mich jetzt irgendwer als konservativen Knochen, Staubi oder Schlimmeres bezeichnet, dann kann ich gut damit leben.
Gegen neue Ideen habe ich gar nichts. Aber von einem klassischen Dirigenten erwartet man zurecht, dass er sich nicht durch Absonderheiten frech vor den Komponisten stellt und sich nur selbst darstellt obwohl man von sich ihm gleichzeitig neue Ideen und einen individuellen Zugang erhofft.
Sich innerhalb dieser widersprüchlichen Begrenzungen zu bewähren, ist die Kunst. Ist denn eine Kunst ohne Begrenzungen noch eine Kunst?
Was für die Dirigenten recht ist, sollte für Regisseure m.E. auch billig sein.
Glockenton