BARENBOIM Daniel - Vom Pianisten zum Universalmusiker

  • Der auslaufende Vertrag bezieht sich aber doch auf sein Amt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, oder? Das ist wohl zu trennen von seinem Amt als Chefdirigent der Staatskapelle Berlin, was er auf Lebenszeit ist und auch darauf pochen könnte.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Dass sogar die Boulevardpresse einen ganzseitigen Artikel über den "Fall" Barenboim bringt,

    Die Boulevardpresse hat schon seit ihrem Bestehen gerne in Skandalen gewühlt.


    Wer Macht hat, der steht im Vordergund und ist auch von Neidern umgeben,

    Wie sowas funktioniert wurde mir mal bei einem Seminar mit einem Beispiel aus dem Tierreich nahegebracht, wo die Aufgaben des Alpha Tieres, der Beta Tiere und des ebenfalls wichtigen Omega Tiers beschrieben werden.

    Für uns hier ist nur das Alpha Tier wichtig. Es beherrscht faktisch die Herde - solange es gesund und stark ist. Zeigen sich Schwächen, so wird das Alphatier getötet und eines Der Beta-Tiere übernimmt seine Rolle....


    Man könnte ja behaupten, die Kampagne gegen Barenboim (er ist NICHT unter meinen Lieblingsdirigenten ) sei ein Zufall.

    Im Kontext mit den Geschehnissen der letzten Monate in der Klassikszene lässt sich indes doch seher DEUTLICH ein gewisses Strickmuster erkennen, nach welchem man ältere Dirigenten - vorzugsweise als sakrosankt geltende - aus den Orchestern entfernen will. Einmal waren es die angeblichen
    "erotischen Belästigungen", dann "Rassisten" (was bei Barenboim nicht funktioniert und späterstens seit den Höhenflügen der vom Volk gewählten Immigranten-Hardliner kein gutes Argument mehr ist) und nun - kommen "Seelische und körperliche Übergriffe ins Spiel - man merkt die Absicht und man ist verstimmt.


    Leute die aus der Anonymität heraus anklagen, sich feige versteckend, für die habe ich nur Bezeichnungen die der heute so geliebten "Political Correktness" zuwiderlaufen und für einen Aufruhr in Form sorgen würden


    Ein Provinzorchester kann sich Weichheiten durchaus leisten, Schlmpereien und kleien Fehler werden oft gar nicht bemerkt oder verziehen.


    Wenn aber ein Orchester zur Spitzenklasse zählen will, dann wird man um einen Despoten vorn am Pult kaum herumkommen - sonst landet man in der "internationalen Beliebigkeit" - natürlich auf hohem Niveau.

    Angeblich war Sergio Celibidache von seinen Musikern gleichermaßen geliebt und gehasst. Man brauchte ihn.....


    Mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Der zuweilen amüsante Musikkritiker der Welt Manuel Brug bringt ernsthaft Franz Welser-Möst als möglichen Nachfolger ins Spiel (Quelle). Da kann ich aus künstlerischer Sicht ja nur hoffen, dass sich Barenboim hält. :stumm:

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    – Luís de Camões

  • Der auslaufende Vertrag bezieht sich aber doch auf sein Amt als Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden, oder? Das ist wohl zu trennen von seinem Amt als Chefdirigent der Staatskapelle Berlin, was er auf Lebenszeit ist und auch darauf pochen könnte.

    Ja, das ist eine nicht unproblematische Konstruktion. Er ist nicht mehr GMD der Staatsoper, bleibt aber Chefdirigent der Staatskapelle? Wird Barenboim so etwas akzeptieren? Allerdings verfügt er mit seinem israelisch-palästinensischen Hintergrund über eine einflussreiche Lobby, so dass man ihm vielleicht beide Amter lässt und er an der Staatsoper dirigieren wird, bis er eines Tages vom Pult herunterfällt.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Ja, das ist eine nicht unproblematische Konstruktion. Er ist nicht mehr GMD der Staatsoper, bleibt aber Chefdirigent der Staatskapelle? Wird Barenboim so etwas akzeptieren? Allerdings verfügt er mit seinem israelisch-palästinensischen Hintergrund über eine einflussreiche Lobby, so dass man ihm vielleicht beide Amter lässt und er an der Staatsoper dirigieren wird, bis er eines Tages vom Pult herunterfällt.

    :hello:

    Christian Thielemann ist ja auch "nur" Chefdirigent der Staatskapelle Dresden und lehnte das Amt des GMD der Semperoper seinerzeit dankend ab. Es wäre schon einigermaßen absurd, würde man Barenboim ab 2022 einen zwar formal über ihm stehenden GMD vor die Nase setzen, der am Ende aber faktisch kaum etwas zu melden hätte, da das Orchester ihm (Barenboim) auf Lebenszeit zur Vasallität verpflichtet ist. Welcher Dirigent gäbe sich dafür her? Ich mutmaße daher, wenn Barenboim auf seinem Amt beharrt, wird man wenig ausrichten können. Außer die derzeit laufende Kampagne hat Erfolg.

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    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe das Interview gelesen und bin geneigt ihm recht zu geben.

    Wir hatten in der Vergangenheit einige Musiker im Forum - und sie waren durchaus Sensibelchen.

    Das ist jetzt kein Angriff, gehört offenbar irgendwie zum Talent und Beruf dazu.

    Ich schrieb es bereits einemal - daß diese Überempfindlichkeit zahlreiche Solokarrieren verhindert hat, von Leuten der wunderbare Solisten sein könnten, wären sie nicht so Überemfindlich. Selbstverständlich vertragen solche Leute keine Kritik und keinen rauheren Umgangston. Der ist aber im Berufsleben oft unvermeidbar. Das Tamino Klassikforum - einst als Oase der (übertriebenen) Freundlichkeit gelobt , getadelt und belächelt ist in der Tat - auch heute noch - RELATIV moderat im Umgangston (Immer am Umfeld gemessen -und das ist das Internet ) Dennoch fühlte sich der eine oder andere beleidigt.

    So sehe ich auch die Anschuldigungen von Musikern. Manche ertragen kein Publikum, andere bekommen im Solostudio Angstzustände, dritte finden sich von Kritikern heruntergemacht, vierte wollen sich dem Dirigenten nicht unterordnen etc etc....

    SO sehe ich diese Anschuldigungen....

    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Ein interessanter Satz ist von Seiten der Moderatorin gefallen:

    "keiner der Vorwürfe ist justiziabel" - Da hat man dann ein weit dehnbares Feld an Vorwürfen die sich in Grauzonen bewegen.

    Mich erinnert das an Vorkommnisse im Forum vor etlichen Jahren. Was wurde da nicht alles über mich gesagt und geschrieben -

    von Leuten die mir zuvor im Forum ins Gesicht geheuchtelt haben, daß es ärger kaum ging.

    Ich weiß also sehr genau was von solchen Beschuldigungen zu halten ist.

    Ein weiterer Fall ist jener von Kapitän Bligh und der Meuterei auf der Bounty

    Er wurde von der amerikanischen Filmindustrie zum Monster gestempelt, und das in beinahe jeder Verfilmung

    Glücklicherweise hat das das englische Seegericht, daß den Fall untersuchte anders gesehen.

    Anzumerken ist ferner, daß die Anzahl jener, die freiwillig mit ihrem Kapitän das Boot zu "Heimreise" antreten wollten und sich NICHT den Meuterern anschliessen wollten, größer war- als der Platz in Blighs mit 19 Personen besetzem Boot (Barkasse)überladenem Boot.

    Sooo übel war er nämlichnicht (Wikipedia beschreibt den Fall genau und auch Blighs Aufzeichnunge sind sehr aufschlussreich)

    Dank äusserster Disziplin (heute ein Reizwort vor viele) Schaffte Bligh das ans Unmögliche grenzende)

    Zitat

    Bligh, ein Meister der Navigation, schaffte es, das kleine, völlig überladene Boot durch die kaum erforschte Torres-Straße zwischen Australien und Neuguinea bis zu der ca. 6.700 km entfernten Insel Timor zu bringen

    Leute, die solcher Leistungen fähig sind sind streng gegen sich selbst und andere - auch wenn das nicht jedem gefällt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    POLITIKER wollen stets unser Bestes - ABER WIR GEBEN ES NICHT HER !!!



  • Ich denke, es ist aus der Entfernung (damit schließe ich mich als Berliner natürlich ein) nicht möglich die Causa Barenboim zu beurteilen. Einerseits gibt es viiele Künstler, die seit Jahrzehnten gerne mit dem Maestro zusammenarbeiten. Mir ist auch von einem Musiker des Orchesters berichtet worden, dass er Krankenhaus-Besuche machen würde. Andererseits sind die Stimmen, die nun laut geworden sind, weniger Politik im Hinblick auf seine Verweildauer in Berlin als vielmehr Hilferufe, die durchaus ernst zu nehmen sind. Wenn ich das zu einem Bild zusammenfüge, ergibt sich ein offensichtliches Schwarz-Weiß-Denken, das Musiker in geliebt und ungeliebt einstuft. Und das wäre ein erheblicher Mangel an Sozialkompetenz. Und trotzdemgibt und gab es einige Philharmoniker, die ihn gerne als Chef ihres Orchesters gesehen hätten.


    Zu Celibidache: nach seiner Ära haben einige Musiker das Orchester verlassen...

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  • Barenboim bleibt

    Wie der RBB heute vermeldet, hat sich Daniel Barenboim durchgesetzt: Er bleibt bis mindestens 2027 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden und in Personalunion Chefdirigent der Staatskapelle Berlin. Da wäre er dann jugendliche 85 Jahre alt.


    Quelle: https://www.rbb24.de/kultur/be…lin-daniel-barenboim.html

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Er hat jetzt eine Vertragsverlängerung bis 2027 bekommen, das ist richtig. Ob er tatsächlich so lange bleiben wird, wird man sehen. Ich habe meine Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, irgendwann nochmal eine Nach-Barenboim-Zeit an der Staatsoper Berlin zu erleben...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Und wenn es ihm gegeben ist, den Vetrag bis 2027 zu erfüllen, wird er weitere fünf Jahre draufsatteln. Also mindestens noch drei neue "Ringe". ;) Berlin ist für alles gut.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Er hat jetzt eine Vertragsverlängerung bis 2027 bekommen, das ist richtig.

    Was ist richtig? Die Nachricht, dass Barenboim seinen Vertrag verlängert hat? Oder die Verlängerung des Vertrages?


    Ich war gerade in dem, was man einmal Great Britain genannt hat, als die Nachricht von der Vertragsverlängerung kam. Hier habe ich nur positive Stimmen über Barenboim und seine Bedeutung für das Berliner Muskleben gehört. Für viele Opern- und Konzert-Enthusiasten ist Barenboim nach wie vor ein gewichtiger Grund nach Berlin zu fahren.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich war gerade in dem, was man einmal Great Britain genannt hat

    Jetzt bin ich überrascht. Meines Wissens ist "Great Britain" sowohl als geographische Bezeichnung der Insel wie auch als Namensbestandteil des Staates United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland weiterhin in Gebrauch. Hast Du da andere Informationen?

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Er bleibt bis mindestens 2027 Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter den Linden und in Personalunion Chefdirigent der Staatskapelle Berlin.


    Er hat jetzt eine Vertragsverlängerung bis 2027 bekommen, das ist richtig. Ob er tatsächlich so lange bleiben wird, wird man sehen.


    Was ist richtig? Die Nachricht, dass Barenboim seinen Vertrag verlängert hat? Oder die Verlängerung des Vertrages?

    https://www.tagesspiegel.de/ku…oensten-ist/24420210.html

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Bertarido!


    Nein!! Neuere Informationen habe ich nicht. Nur einen Eindruck.

    Wenn man mit den Menschen in dem Land spricht (und dazu hatte ich reichlich Gelegenheit), drängt sich der Eindruck "Great" für das Vereinigte Königreich einfach nicht auf!


    Beste Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Stimmenliebhaber!

    Ich wollte nur mal nachfragen, was Du als 'richtig' bezeichnet hast.

    Das ist ja in der Kürze des Beitrages mehrdeutig.

    Aber eigentlich weiß ich schon die Antwort, da mein Langzeitgedächtnis noch funktioniert X/ X/ .


    Liebe Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Lieber "Caruso41",


    ich habe dir den Bezug doch gerade nochmal verdeutlicht. Meine Feststellung, dass es richtig sei, also stimme, dass Barenboims Vertrag bis 2027 verlängert wurde, war eine Antwort auf die unrichtige Feststellung von "Joseph II.", dass Barenboim nun bis mindestens 2027 GMD der Staatsoper Berlin bleiben würde. Warum, kann man z.B. im von mir verlinkten TAGESSPIEGEL-Artikel nachlesen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Zitat von Stimmenliebhaber

    Ich habe meine Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, irgendwann nochmal eine Nach-Barenboim-Zeit an der Staatsoper Berlin zu erleben...

    Wenn du noch keine 70 bist, lieber Stimmenliebhaber, sind die Chancen ja gar nicht so schlecht.;)


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Wohl wahr, jeder möchte gerne alt werden, aber keiner...:D


    Liebe Grüße


    Willi:)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo Melomane,


    ja, das ist praktisch die unschöne Fortsetzung des Beitrages vom Februar 2019 aus dem LINK in Beitrag 14, den Stimmenliebhaber dort gepostet hatte.


    Diese Künstler haben oft einen Charakter (oder sagen wir Fimmel), den man als normaler Mensch kaum nachvollziehen kann ....... :huh:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Man könnte den Titel dieses Thread ein wenig abwandeln:

    BARENBOIM, Daniel: Vom großartigen Pianisten zum mittelmäßigen Dirigenten.

    Als in den frühen 1960er Jahren die ersten Barenboim-LPs auf den Markt kamen, wurden sie von vielen als Sensation empfunden. Ein junger, gerade einmal 20jähriger Musiker, der schon in der Lage ist, die 32 Beethoven-Sonaten in einer souveränen Aufnahme vorzulegen, die von einem Musikkritiker vom Rang eines Ulrich Schreiber in die Nähe der legendären Schnabel-Ausgabe gerückt wurde, weil er sich "uneingestanden in seinen Beethoven-Interpretationen auf Schnabel berufe" und damit einen "Denkanstoß wider eine zeremonielle Verfestigung des Beethoven-Bildes" gegeben habe.

    Seine großartige Aufnahme der Beethoven-Klavierkonzerte mit Otto Klemperer (EMI), da war er 25 Jahre alt, das Mozart-Konzert Nr. 25 C-dur KV 503 unter demselben Dirigenten, seine frühe GA der Mozart-Konzerte mit dem ECO (alle EMI), etliches von Chopin, Schumann (DGG) ließen eine vielversprechende internationale Karriere als Konzertpianist erhoffen.

    Doch es kam anders: Mehr und mehr verlegte sich Barenboim aufs Dirigieren, und gleich zu Anfang machte er sich an die ganz großen Brocken, die Bruckner-Sinfonien mit dem Chicago SO. Es folgten unzählige Schallplatten, aber ich kenne keine einzige, wo es irgendwo hieße: Das muß man mit Barenboim gehört haben! Im Gegenteil: Kritik und auch weite Teile der Musikhörer blieben zurückhaltend bis ablehnend, aber trotzdem machte Barenboim eine sagenhafte Karriere, die ihn als Dirigent in eine weltweite Umlaufbahn hievte. Natürlich ging das nicht ohne handwerkliches Können, aber mehr noch denn als Musiker entpuppte sich Barenboim als gewiefter Geschäftsmann, der bereits mit 33 Jahren so richtig durchstartete, nachdem er Chef des Orchestre de Paris geworden war und wenig später dank der Protektion von Jacques Chirac zum musikalischen und künstlerischen Leiter der Bastille-Oper in Paris ernannt wurde. Schon damals konnte der Jungspund sich traumhafte Bedingungen aushandeln: mit einer viermonatigen Anwesenheitspflicht waren Dirigate von ca. 40 Opern und Konzerten vorgesehen, für die Barenboim nicht weniger als 2 Mio. DM erhalten sollte (= rd. 1 Million Euro). Dazu gab es, selbstverständlich gratis, eine luxuriöse Dienstwohnung samt einem Telefonanschluß, der natürlich auf Staatskosten betrieben wurde. Tag und Nacht mußte ein Luxus-Dienstwagen samt Fahrer zur Verfügung stehen, exklusiv zur Nutzung durch den Maestro und sein Gefolge. Abend für Abend hatten sechs Spitzenplätze in der Bastille-Oper freizubleiben, ganz gleich, ob Barenboim sie beanspruchte oder nicht. Und letztlich, zum Zeichen der unbeschränkten Mobilität eines modernen Pariser Opernchefs, räumte der französische Staat Barenboim den Himmel frei: Von jedem Ort der Welt an jeden Ort der Welt durfte er mit gewählter Begleitung kostenlos fliegen, First Class natürlich, wie es sich gehört.

    Nach seiner Tätigkeit in Frankreich ging es für Barenboim weiterhin steil bergauf; nach Zwischenstationen, u.a. in Chicago, ging er schließlich 1992 als Künstlerischer Leiter und GMD auf Lebenszeit an die Berliner Staatsoper und übernahm 2000 auch die Staatskapelle Berlin. Mit Sicherheit wird er sich finanziell nicht verschlechtert haben. Künstlerische Gipfelpunkte waren allerdings selten, und seine Ausbeute auf Tonträgern war zwar mengenmäßig gewaltig, musikalisch aber durchwachsen.


    Um den Pianisten Barenboim ist es dagegen merkwürdig still geworden.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Um den Pianisten Barenboim ist es dagegen merkwürdig still geworden.

    Durchaus nicht! Anbei einige besondere und wie ich meine gelungene Aufnahmen - bei der Schubert-Box möchte ich insbesondere auf die Sonate D.959 hinweisen, deren Durchführung im ersten Satz niemand so sinnstiftend gestaltet wie Barenboim!



    Das Cover von THE WARSAW RECITAL wird leider nicht angezeigt.


    Viele Grüße

    Christian

  • ging er schließlich 1992 als Künstlerischer Leiter und GMD auf Lebenszeit an die Berliner Staatsoper und übernahm 2000 auch die Staatskapelle Berlin.

    Das ist mir ganz neu! Wen soll er denn vor 2000, also seit 1992 dirigiert bzw. "übernommen" haben, wenn nicht die Staatskapelle Berlin?


    Barenboim begann 1992 als Künstlerischer Leiter und Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin und selbstverständlich auch als GMD und Chefdirigent der Staatskapelle Berlin. 2000 wählte ihn das Orchester als Chefdirigenten auf Lebenszeit (was nicht wirklich rechtsverbindlich war und ist, sondern mehr eine Demonstration, eine Willenserklärung des Orchesters, völlig selbstständig wählen können nur die Berliner Philharmoniker ihren Chefdirigenten), danach erfolgte eine Vertragsverlängerung als Generalmusikdirektor der Staatsoper Berlin (nicht als Künstlerischer Leiter, die übernahm mit Mussbach wieder der Intendant) und somit auch als Chefdirigent der Staatskapelle Berlin.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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