Zurecht wurde angemahnt, dass Belgiens vielleicht größter Dirigent hier noch immer keinen eigenen Thread hat. Gerade als Wagnerianer kann ich das nicht so stehen lassen, daher nun endlich dieses hochverdiente Thema.
[timg]http://classic-online.ru/uploads/125900/125883.jpg;l;264;300;*;André Cluytens[/timg]
André Clutytens, geboren am 26. März 1905 in Antwerpen, gestorben am 3. Juni 1967 in Neuilly-sur-Seine, war ein belgischer (ab 1945 auch französischer) Dirigent.
Bereits als Neunjähriger besuchte Cluytens, Sohn eines Dirigenten und einer Sängerin, das Königliche Konservatorium in Antwerpen (1914—1922), wo er mit 16 Jahren einen ersten Preis im Klavierspiel gewann. Nach dem Gewinn weiterer Preise in Harmonie und Komposition im Jahre darauf wurde er Chordirigent und Korrepetitor am Théâtre Royal in Antwerpen. 1927 avancierte er dort zum Ersten Dirigenten.
Ab dem Jahre 1932 dirigierte er vor allen Dingen in Frankreich, nämlich am Théâtre de Capitole de Toulouse, an der Opéra National de Lyon sowie an der Opéra Comique und später auch an der Grand Opéra in Paris. An letzterer amtierte er zwischen 1946 und 1953 als Chefdirigent. Bereits 1945 hatte er die französische Staatsbürgerschaft angenommen. Es schloss sich eine internationale Karriere an.
1949—1960 war Cluytens als Nachfolger von Charles Münch Chefdirigent des renommierten Orchestre de la Société des Concerts du Conservatoire Paris. 1958—1967 war er Chefdirigent des Orchestre National de Belgique.
Gastdirigate führten ihn nach Wien, Berlin, Mailand, in die USA, nach Japan und Australien.
Zwischen 1955 und 1965 trat er bei den Bayreuther Festspielen auf und machte sich mit seinen Interpretationen von "Tannhäuser" (1955, 1965), "Lohengrin" (1958), "Die Meistersinger von Nürnberg" (1956—1958) und "Parsifal" (1957, 1965) rasch einen Namen als großer Wagner-Dirigent.
Gleichwohl war Cluytens besonders ein Spezialist für französische Musik und brachte unterschiedliche Werke zur Uraufführung, darunter "Cantique de la Sagesse" von Alexis Roland-Manuel, "Trois danses rituelles" von André Jolivet, "Le Carosse du Saint-Sacrement" von Henri Busser, "Trois Talas" von Olivier Messiaen, "Bolivard" von Darius Milhaud sowie Werke von Henry Barraud und Florent Schmitt.
Zudem war er der erste Dirigent, der eine Gesamtaufnahme der neun Symphonien von Ludwig van Beethoven mit den Berliner Philharmonikern in Stereo vorlegte (EMI).
Von 1964 bis zu seinem frühen Tode hatte er eine enge Beziehung zur 35 Jahre jüngeren Sängerin Anja Silja.