Das berühmteste Stück der Kammermusik braucht einen eigenen thread.
Die Kreutzersonate von Beethoven. Dem Geiger Rodolphe Kreutzer gewidmet, der es wahrscheinlich nie gespielt hat. Warum dann die Widmung ? Ein schöne Spekulation findet sich bei Kühn, Beethoven und der schwarze Geiger, eine abenteuerliche Geschichte einer Afrikareise Beethovens mit dem Geiger der Uraufführung im Wiener Augarten 1802, dem Mulatten Bridgetower. Es wird spekuliert, diesem sei die Sonate nicht gewidmet, weil er sich wegen Frauen ( einer Frau ?) mit Beethoven überworfen habe, und der Bruder Beethovens habe mit dieser Widmung den Frankreich-Markt für Beethoven öffnen wollen ( so Kühn, der zwar fabuliert, aber zugleich, wie immer in seinen Büchern,gründlich recherchiert und ein brilliantes Charakterporträt von Beethoven zeichnet)
Jedenfalls ist diese Sonate von großer Leidenschaftlichkeit, so dass Tolstoi mutmaßen durfte, diese Musik sei Sünde und eine gemeinsame Aufführung könne Grundlage eines Ehebruchs sein.
Bis hin zu Magriet de Moor sind immer wieder Schriftsteller angeregt worden, dieses Stück zu paraphrasieren.
Nun zu den Interpreten. Meine erste Aufnahme war Kulenkampff und Kempff. Damals kannte ich nichts anderes. Aber wenn irgendetwas für dieses Stück tödlich ist, dann ist es hanseatische Zurückhaltung.
Ich habe dann unendlich viele Aufnahmen gehört, weil ja fast jeder Geiger, der etws auf sich hält, von diesem Stück eine Aufnahme macht. Es gab solche darunter, die mir gar nicht gefielen, wie etwa Menuhin und solche, die mir gut gefielen.
Seit 1986 kenne ich nur noch eine Referenzaufnahme, Thomas Zehetmeier geigt mit jugendlicher Unbekümmertheit und zeigt uns allen, welche Leidenschaft in diesem Stück steckt. Leider hatte irgendjemand die Schnapsidee, er solle von einem historischen Flügel begleitet werden. So quält Malcolm Frager einen Broadwood aus der Beethovenzeit. Schade. Für immer schade. Wenn ich also die beste Klavierversion dieses Stückes hören will, muss ich zu einer anderen Aufnahme greifen. Für mich hat hier die Palme Martha Argerich ( die mit Kremer die gesamten Sonaten eingespielt hat und mit ihm großartigste Kammermusik exekutiert,leider ist Kremer nicht mein Fall). Argerich spielt das Beethoven´sche Expressivo so intensiv, die mit Zehetmeier zusammen, das wäre ein Traumpaar gewesen.
Auf eine Diskussion über Stück und Aufnahmen ist sehr gespannt:
Sagitt