Claudio Monteverdi: Orfeo- der Beginn der Oper

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von buccinator
    Kurze Frage meinerseits mal an den hier versammelten erlauchten Expertenkreis zur Besetzung der Toccata, die der Oper "L'Orfeo" von Claudio Monteverdi vorangestellt ist:
    Handelt es sich um eine reine Trompetenbesetzung ( inkl. der
    "Bordunstimmen" ), oder ist diese Toccata u.a. auch mit Posaunen oder anderen Instrumenten im Sinne eines "broken consorts" besetzt....?


    Monteverdi schrieb:


    "Diese Toccata soll man vor dem Heben des Vorhanges dreimal spielen,
    mit allen Instrumenten.
    Wenn man die Trompeten mit Dämpfern spielen lassen will,
    muß man um einen Ton höher spielen lassen"


    Die Hoftrompeter standen wahrscheinlich vor den noch geschlossenen Vorhang, das Orchester saß wohl dahinter.
    Wegen der Klangbalance und um die Zuhörer nicht zu erschrecken sollten die Trompeten gedämpft werden.
    Diese Eingangstoccata wird gerne als erste Opernovertüre bezeichnet, sie hat mit der eigentlichen Oper aber nichts zu tun.
    Sie ist eine Fanfare, die "Gonzagafanfare" der Herzöge zu Mantua, ihr musikalisches Wappen und Erkennungszeichen.
    (Sie findet man auch als Einleitungssatz der dem Papst Paul V. gewidmeten Marienvesper).


    Zitat

    M.E. müsste es sich um eine reine Trompetenbesetzung im Sinne eines höfischen 5 stg. Trompetenensembles handeln, allein schon weil die Regeln der zünftischen Ordnung jener Zeit Anderes verboten hätten. Aber es gibt auch hier abweichende Meinungen....


    Die Herzöge von Mantua hatte das Recht Trompeter zu halten, die Trompeter und Trommler/Paukenisten gehörten aber zum Militär, nicht zu den Hofmusikern.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard


  • Ich breche nochmal eine Lanze für die Aufnahme von Emmanuelle Haïm.
    Ian Bostridge als Orfeo ist für mich die Idealbesetzung (sehen manche aber auch anders, man muß sich nur diesen Thread von Anfang an durchlesen). Er hat das nötige Feuer und das Timbre finde ich wunderbar.
    Die Aufnahme ist in der Tat sehr "weltlich" und "opernhaft", aber das paßt ja für die (angeblich) erste Oper.
    Habe zwischenzeitlich auch in die Aufnahmen von Rogers und Gardiner reingehört. Vermochten mich beide nicht so sehr überzeugen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe vor Kurzem eine tolle Gesamtaufnahme der Oper L´Orfeo in Vinyl erworben. Es handelt sich um eine Aufnahme der Bad Hersfelder Festspiele 1980, in italienischer Sprache und auf historischen Instrumenten. Ferner Gesangssolisten, Festspielchor und Orchester der Bad Hersfelder Festspiele. Eine sehr interessante Aufführung, die ich mir z. Zt. anhöre.

    W.S.

  • Ich breche nochmal eine Lanze für die Aufnahme von Emmanuelle Haïm.
    Ian Bostridge als Orfeo ist für mich die Idealbesetzung (sehen manche aber auch anders, man muß sich nur diesen Thread von Anfang an durchlesen). Er hat das nötige Feuer und das Timbre finde ich wunderbar.
    Die Aufnahme ist in der Tat sehr "weltlich" und "opernhaft", aber das paßt ja für die (angeblich) erste Oper.
    Habe zwischenzeitlich auch in die Aufnahmen von Rogers und Gardiner reingehört. Vermochten mich beide nicht so sehr überzeugen.



    So unterschiedlich sind die Präferenzen.Nigel Rogers, etwa in der Aufnahme mit Medlam ist deutlich virtuoser. Ich finde Bostridge auch hier wieder ein weng gekünstel,Geschmackssache eben. Haim dirigiert natürlich einen farbigen Orfeo, das macht aber Jacobs auch, und früher Gardiner auf seine Weise ebenfalls.
    Ausserdem hätte sie keinen Caronte zulassen dürfen, der das tiefe C oktaviert. Damit wird der Reiz dieses Gesangs verfälscht. X(

  • Auch hier möchte ich heute an den 450. Jahrestag der Taufe Claudio Monteverdis erinnern. Das genaue Geburtsdatum ist unbekannt.


    Erinnerungen an verstorbene und Geburtstags-Glückwünsche an lebende Musiker


    Heute Abend werde ich aus diesem Anlass diese Aufnahme ais San Marco hören und sehen:


    81GBzhrQgsL._SL300_.jpg


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Soeben habe ich die o. a. Aufnahme gehört und gesehen, die 1989 live in San Marco aufgenommen wurde. Wenn man diese Aufnahme gesehen hat, dann weiß nicht nur, warum der Chor "Monteverdi Choir" heißt, sondern auch, warum er einer de besten Chöre der Welt ist, und das seit vielen Jahren.
    Und welch ein Vergnügen war es überdies, die jungen Michael Chance, Alastair Miles und Bryn Terfel zu erleben.


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Ich möchte keinen neuen Thread aufmachen, schließe daher meinen Beitrag an diesen bereits vorhandenen an:


    Gestern, am 29. Juli, zeigte 3sat eine Aufnahme des ORFEO aus dem "Fenice" mit dem ausdrücklichen Hinweis auf den 450. Geburtstag des Meisters. Kein Geringerer als Gardiner leitete diese halbszenische Aufführung und ich fand sie (obwohl ich natürlich gerne eine entsprechende vollszenische Aufführung vorgezogen hätte) grandios - instrumental und gesanglich ohnehin, und letztlich auch das halbszenisch Dargebotene durchaus als ausreichend wie überzeugend. Das ware gute zwei Stunden fantastischer Barockmusik, die ich genießen konnte (wenngleich ich mir mal wieder bessere Lautsprecher an meinem Flachbildfernseher gewünscht habe).


    :hello:


    Nachtrag: Eigentlich wollte ich danach beim Sender bleiben, denn der zeigte vom Verbier-Festival 2016 eine Aufnahme mit Daniil Trifonov, Gautier Capucon und Leonidas Kavakos mit Werken von Schumann, Rachmaninov und Smetana. Habe ich aber nicht gemacht, weil ich mir den Barockklang nicht aus meinem Ohr verdrängen lassen wollte...

    .


    MUSIKWANDERER

  • Eine wirklich tolle Aufführung, auch wenn ich dummerweise die Aufnahme versemmelt habe, daher weiß ich auch die Sänger nicht mehr, mit Ausnahme von Hana Blazikova, die die Euridice und den Prolog sang. Im Prolog spielte sie auch selbst eine Art Harfe (könnte eine Cetra gewesen sein) und sang dazu. Bei YouTube gibt es eine Aufnahme, wo sie das auch tut, allerdings mit noch älterer Musik. Die halbszenische Aufführung reichte auch mir, da fällt das oft überflüssige Gehopse weg(vor Jahren in Düsseldorf) oder die nicht angebrachte Opulenz (Ponnelle) oder störendes Overacting (Huttenlocher und Dietlinde Turban, die nicht mal sang). Die Grundfarbe dieser Aufführung war schwarz, auch die Orchestermitglieder waren (in schwarz) in die Inszenierung eingebunden. Großartig die beiden Frauen an der ersten Geige, absolut fantastisch die junge Frau an der Harfe (besonders bei der Arie "Possente spirto", der zentrale Punkt der Oper). Ein Sonderlob für die Brass Band, die auf der Bühne standen und alles auswendig spielten. Auch Gardiners Tempi eher gemessen. Man könnte sagen, es war eine tief nachdenkliche seria, die sich von allen Orfeos, die ich gesehen und gehört habe (und das sind einige), unterschied. Rauschender Beifall der begeisterten Zuschauer. Übrigens meine ich mich zu erinnern, dass es nicht "Fenice" war, sondern "Liceu" in Barcelona.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Gestern, am 29. Juli, zeigte 3sat eine Aufnahme des ORFEO aus dem "Fenice"


    Danke für den Tip. Habe gerade die Mediathek geentert. :thumbsup:

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Übrigens meine ich mich zu erinnern, dass es nicht "Fenice" war, sondern "Liceu" in Barcelona.


    Ich habe mich bei dieser Angabe auf meine Fernsehzeitung verlassen, denn ich war noch nie im "Fenice" oder "Liceu"...


    :hello:

    .


    MUSIKWANDERER

  • Sagitt meint:


    Eindeutig das " Fenice".Gardiner hatte gute Sänger, den hervorragenden Chor und seine Jahrzehnte lange Erfahrung mit Monteverdi. Trotzdem fehlte mir ein wenig die unbedingte Begeisterung, die seinerzeit Harnoncourt in Zürich hatte. Mir war die Wiedergabe von Gardiner etwas zu glatt. Und am Rande eine ganze Kleinigkeit: Orfeo wird in den Himmel aufgenommen. Bei Ponelle ist es so inszeniert, dass er seine Trauer um den Verlust nicht loslassen kann, sondern die Aufnahme als Stern eher widerwillig hinnimmt. In der Inszenierung gestern strahlte Orfeo. Das ist für mich weniger überzeugend.


    Trotz teilweise sehr üppiger Bilder bleibt die Inszenierung von Ponelle für mich der Maßstab (selbst wenn Huttenlocher den Orfeo singt)..

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Sagitt meint:


    Eindeutig das " Fenice".
    Trotz teilweise sehr üppiger Bilder bleibt die Inszenierung von Ponelle für mich der Maßstab (selbst wenn Huttenlocher den Orfeo singt)..



    Ja, es ist das Fenice. Aber an der Gardiner-Aufnahme liebe ich das Ernste, das Dunkle. Ponnelle und Zürich heißt für mich Austattungsorgie und Overaction. Der blonde Recke Huttenlocher ist Siegfried, aber nicht Orfeo. Und es ist diese peinliche Geschichte, dass Dietlinde Turban (jetzt Witwe von Lorin Maazel) nur Augenaufreißen kann. Ihr Singen ist Playback, die großartige Sängerin Rachel Yakar (wie oft habe ich sie in Düsseldorf bewundert), die da singt, wird im booklet nicht mal erwähnt. Eine solche Schande ist einzigartig in der Opernwelt. Wenn es die Vorhölle noch gäbe, die die katholische Kirche leider abgeschafft hat, sollten Harnoncourt und Ponelle dort noch weitere 1000 Jahre schmoren.
    Meine schönste Aufnahme, bei der alles perfekt ist, ist die von Jordi Savall aus dem Liceu, die übrigens auf YouTube vollständig zu sehen ist.

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Aus der FAZ:


    MONTAG, 31. JULI 2017
    FEUILLETON
    Nichts, was der Mensch unternimmt, ist vergeblich
    Und doch ist alles Humane zwielichtig: John Eliot Gardiner führt alle drei Monteverdi-Opern in Salzburg auf
    Salzburg, 30. Juli


    Eine irrsinnige, grell-komische, zugleich schockierende Orgie des Grotesken platzt in Gestalt des Sängers Robert Burt über uns herein wie ein Hagelschlag. Burt ist Iros, der größte Prasser auf Ithaka. „Lauf und friss, bis du platzt!“, ruft ihm der Schäfer Eumäos zu. Doch Iros schämt sich nicht: In wehrhaftem Spott verzieht Burt das Gesicht seines kahlen Schädels zu Fratzen, wie sie der Barockbildhauer Franz Xaver Messerschmidt in Stein gehauen hat. Er wird sich, was wir zu diesem Zeitpunkt der Oper „Il ritorno d’Ulisse in patria“ von Claudio Monteverdi nicht wissen, noch großartig steigern. Sobald nämlich Odysseus all die Freier, die seine Gattin Penelope zwanzig Jahre lang belauert hatten, zu Hackfleisch verarbeitet hat, schafft sich das Entsetzen darüber bei Iros in Stimme und Körper ein Ventil. Burt quiekt wie ein Schwein unterm Messer, lacht und heult auf mit seinem Tenor. In der Stimme des Menschen schreit die Kreatur als Relikt tierischer Vorgeschichte, die unseren Emanzipationsmühen trotzt.


    Was Monteverdi hier macht, hat Wucht: Zu einer Zeit, da die höfische Gesellschaft, für die er Anfang des siebzehnten Jahrhunderts schrieb, den Prozess der Zivilisation vorantrieb, sich höhere Schamschwellen antrainierte, nach Affekt-, Sprach- und Körperkontrolle strebte, lässt der Komponist mit seiner neuartigen Klangrede noch einmal das Tier von der Kette. Das ist beileibe nicht das einzige Erkenntniserlebnis, das einem bei dieser Aufführung aller drei Monteverdi-Opern durch den Dirigenten John Eliot Gardiner mit den English Baroque Soloists und dem Monteverdi Choir unter die Haut geht.


    Mochten die späteren Prediger des Kulturidealismus „Briefe zur Beförderung der Humanität“ oder ebensolche „Über die ästhetische Erziehung des Menschengeschlechts“ schreiben, so war sich der katholische Priester Monteverdi darüber klar, dass Kunstsinn keine Güte begründe und Zärtlichkeit keine Moral. Es ist eine seine brillantesten Pointen, dass er – mittlerweile fünfundsiebzigjährig – seine letzte Oper „L’incoronazione di Poppea“ mit einem Liebesduett enden lässt, bei dem uns noch heute Herz und Sinne schwinden. Hana Blažíková und Kangmin Justin Kim singen das in der Felsenreitschule auch mit einer Innigkeit und Süße, dass der Mensch wohl erst noch geboren werden muss, der ihnen widerstehen könnte. Aber sie sind eben auch Poppea und Nero, die schlimmste Intrigantin und der widerwärtigste Despot des ganzen Stückes. Gerade die bösesten Menschen haben die schönsten Lieder. Mit wie viel Weitsicht und Weisheit hat Monteverdi hier Zauber und Illusionslosigkeit zusammengebracht!


    Der Komponist ist vor 450 Jahren in Cremona getauft worden und für Gardiner seit einem halben Jahrhundert ein Leitstern. Zum Jubiläum hat der britische Dirigent noch einmal alle drei Opern mit einer exzellenten Sängerbesetzung einstudiert und trägt dieses Großprojekt durch halb Europa. In England und Frankreich waren „L’Orfeo“, „Ulisse“ und „Poppea“ schon zu erleben, natürlich in Venedig, wo Monteverdi begraben liegt, nun auch in Salzburg, dem ersten Ort nördlich der Alpen, an dem Monteverdis Musik jemals erklang. Zum Fasching 1614 schon, nur sieben Jahre nach der Uraufführung in Mantua, hatte der Salzburger Erzbischof Marcus Sitticus von Hohenems, guter Freund der Fürsten von Gonzaga, den „Orfeo“ im alten Salzburger Hoftheater aufführen lassen. Bereits diese früheste der drei Opern steckt voll theologischer Dialektik: Wenn der unübertreffliche Monteverdi Choir die Hymne auf das Anthropozän anstimmt – „Nichts, was der Mensch unternimmt, ist vergeblich; gegen den Menschen kann sich die Natur nicht wappnen“ –, dann tut er es in seiner Rolle als Geister der Hölle.


    Gardiner hat nicht Unrecht, wenn er Monteverdi, der die Musik aus kosmologischer Harmonie herabriss in die Wirren irdischer Gesten und Leidenschaften, mit William Shakespeare vergleicht. Beide haben das Theater ein halbes Jahrtausend lang geprägt, beide besaßen Sinn für das Zwielichtige des Humanen, für das Grotesk-Komische jeder Tragödie. Gardiners Gelassenheit und Effizienz beim Dirigieren verrät enge Vertrautheit mit der Musik. Er geht maßvoll um mit dem Wechsel von Fundament- und Ornamentinstrumenten, setzt Gitarren und Flöten knapp, aber gezielt für die Tänze der Lebensfreude ein und die Zinken, jene trompetenartigen Holzblasinstrumente, für die Welt des Meergottes Neptun.


    Alle drei Opern sind nur sparsam, ohne Bühne, aber mit Kostümen von Isabella Gardiner und Patricia Hofstede, in Szene gesetzt. Gardiner führt zusammen mit Elsa Rooke eine behutsame Regie mit schönen Einfällen. So ist Penelope selbst, mit ihrem Körper, der Bogen, den die Freier auf Ithaka zu spannen versuchen. Und in der „Poppea“ wird der Selbstmord des Philosophen Seneca (Gianluca Buratto ist ein phantastischer Bass) nur durch blutrotes Licht angedeutet. Aber alles ist darauf angelegt, die Musik und die außergewöhnlichen Sängerleistungen zur Geltung zu bringen. An Lucile Richardot als Penelope wird, wer sie erlebt hat, lange zurückdenken. Dieser tief in das Tenorfach ragende Frauenalt, diese Vehemenz der dramatischen Sprache hinterlassen wohl in jedem Knochenmark Spuren körperlicher Erinnerung.


    Beim Musikfest Berlin besteht vom 2. bis zum 5. September abermals Gelegenheit, diese Erfahrung mit Gardiner und seinem Ensemble zu machen. Der künstlerische Leiter, Winrich Hopp, baut von Monteverdi und dessen Klangrede aus in Berlin ein großes Programm musikalischer Rhetorik bis in unsere Gegenwart zu Salvatore Sciarrino und Rebecca Saunders. Wem Monteverdi bislang vielleicht verschlossen war, sollte diese Trilogie hören. Ihm oder ihr wird dabei eine Welt aufgehen. JAN BRACHMANN

    „In sanfter Extase“ - Richard Strauss (Alpensinfonie, Ziffer 135)

  • Für die Wiederentdeckung und Aneignung der Oper in neuer Zeit ist der Mitschnitt einer Aufführung bei den Wiener Festwochen 1954 sehr wichtig. Die musikalische Leitung lang in den Händen des Komponisten Paul Hindemith. Es gibt davon sogar zwei Veröffentlichungen. Ich würde diese vorziehen:



    Warum? Sie enthält die originalen Einfühungsworte von Hindemith, die indessen auch auf YouTube gelandet sich:


    Das Orchester setzte sich aus Mitgliedern der Wiener Symphoniker zusammen. Darunter befanden sich fast alle Musiker, mit denen Nikolaus Hanoncourt sein Ensemble Concentus Musicus Wien gründete. Harnoncourt spielte also auch selbst mit. Auf dem Frontcover wird er mit den Worten zitiert: "Diese Aufführung hatte bei mir die Werkung eines Blitzschlages."

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich komme auf die Aufnahme von Garrido zurück.....


    Seit dieser Aufnahme ist der Orfeo keine Legende mehr. ;)



    MONTEVERDI: L’Orfeo / Victor Torres, baritone (Orfeo); Adriana Fernandez, soprano (Euridice); Gloria Banditelli, soprano (Sylvia/Messenger); Maria Kristina Kiehr, mezzo-soprano (Speranza/La Musica); Antonio Abete, bass (Caronte); Furio Zanasi, bariton (Pluto/4th Shepherd); Roberta Invernizzi, soprano (Prosperina/Ninfa); Maurizio Rossano, tenor (Apollo); Gerd Türk, tenor (Shepherd 1); Fabian Schofrin, countertenor (Shepherd 2); Giovanni Caccamo, baritone (Shepherd 3/Spirit 1); Salvatore Suttera, baritone (Spirit 2); Coro Antonio il Verso; Ensemble Elyma; Gabriel Garrido


    In diesem Aufnahme erreicht Victor Torres eine Synthese, die meinem Ideal ganz ganz nahe kommt. Sein lyrischer Bariton verleiht dem Charakter Tiefe, ebenso wie die Wärme seines Timbres und eine Phrasierung, bei der die Bedeutung des Textes immer im Vordergrund steht. Er gibt einen heldenhaften und verzweifelten Orpheus, ebenso auch trotzig und durch Leiden gelähmt. Das alles im Einklang mit dem Geist, den Garrido für die Führung erlangt hat. Hier ist Orpheus, mehr als eine Legende, ein verliebter Mann bis zum bitteren oder erlösenden Ende.

    Aber nicht nur Torres hat mich begeister, nein, das ganze Ensemble ist prächtig auf einander abgestimmt, vom Rest

    möchte ich noch hervorheben M.C.Kiehr als La Musica und Speranza, sowie Antonio Abete als Caronte.


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • David Hurley (Countertenor) - La Musica

    Charles Daniels (Tenor) - Orfeo

    Faye Newton (Sopran) - Euridice

    Emily Van Evera (Sopran) - Messaggiera

    Clare Wilkinson (Mezzosopran) - Speranza

    Curtis Streetman (Bass) - Caronte

    Emily Van Evera (Sopran) - Proserpina

    Christopher Purves (Bass) - Plutone

    Guy Pelc (Bariton) - Apollo

    Chor: Taverner Consort

    Orchester: Taverner Players / Andrew Parrott


    Diese Aufnahme markiert das 40-jährige Jubiläum von The Taverner Consort and Players, die unter der Leitung von Andrew Parrott Monteverdis Musik im Laufe der Jahre hervorragend gedient haben. Trotzdem ist die Oper für die Gruppe, zumindest auf Tonträgern ein neuer Aufbruch. Die meiste fröhliche Musik ist in den ersten beiden Akten enthalten, und der Rest verlangt nach zwingender Charakterisierung und Dramatik.

    Diese Version von Monteverdis Orfeo wurde gründlichst recherchiert

    Die Besetzung ist gut bis sehr gut, Ausfälle gibt es keine, David Daniels ist ein klug gestaltender Orfeo. Er singt wunderbar mit wunderschönen Verzierungen, das alles klingt leicht und locker, jedoch für meine Begriffe hätte etwas mehr Dramatig gutgetan. Man muss aber zugeben, dass dies gut zum Konzept von Parrott passt und wohl auch so gewollt ist. Der Countertenor David Hurley beschert uns eine stilvolle La Musica; Faye Newton ist eine reine und wirksame Euridice; und Emily van Evera bringt enorme Erfahrung in die Rollen ein, obwohl mir ihre Stimme für die Proserpina etwas dünn rüber kommt. Wie man es nicht anders von Andrew Parrott erwarten darf, werden die Instrumente sehr geschickt eingesetzt und kontrolliert. Die Akustik ist leicht "kirchlich", was z,B, einen enormen Effekt hat wenn die Orgel in den Unterweltszenen spielt, einige der Geschwindigkeiten sind etwas ungewöhnlich - zum Beispiel das Ritornell, das die Prozession zum Tempel in Akt I begleitet (vor ' Alcun non sia') ist ziemlich raffiniert, sogar für spirituell Begeisterte ;)!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Meine liebste Aufnahme von "L'Orfeo" ist mittlerweile dieser Klassiker aus dem Jahre 1973:


    R-4105861-1427231921-5388.jpeg.jpg



    Die Interpretation gilt manchen wohl als gnadenlos überholt, aber sei's drum. Jürgen Jürgens vermeidet Geschwindigkeitsrekorde und erzielt durch weniger für meine Begriffe mehr. Die Sänger/innen finde ich ausgezeichnet. Die Einspielung erhielt den Grand Prix du Disque Paris zu einer Zeit, als dieser auch noch wirklich etwas aussagte.


    Hier die Besetzung:


    118975192-3.jpg

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat von Joseph II.

    Meine liebste Aufnahme von "L'Orfeo" ist mittlerweile dieser Klassiker aus dem Jahre 1973

    .....diese wie oben angemerkt


    ....dazu bemerkte ich bei "eben gehört" .....

    ....die Aufnahme müsste man zweigeteilt hören, erstens nur den Solo Gesang, der ist ganz wunderbar!!!

    Nun zum zweiten Teil, wenn das große Orchester und der große Chor singen und spielen wird es unerträglich bis geht gar nicht mehr! Ganz schön schade fur die tollen Solisten, ich muss dann immer hören mit der Fernbedienung in der Hand zum weiter zappen!

    Nigel Rogers* ist ein ganz hervorragender Orfeo und auch der Rest der Besetzung ist tadellos, Rogers singt auch den Orfeo auf der Charles Medlam Aufnahme, jedoch finde ich ihn hier! etwas Ausdrucksstärker!

    * noch gefunden...

    (Nigel Rogers übermenschliche Leistung in der Aufnahme mit Jürgens bei Archiv, kann nicht genug gelobt werden)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • eyJidWNrZXQiOiJwcmVzdG8tY292ZXItaW1hZ2VzIiwia2V5IjoiNzk2NjQ4MS4xLmpwZyIsImVkaXRzIjp7InJlc2l6ZSI6eyJ3aWR0aCI6MzAwfSwianBlZyI6eyJxdWFsaXR5Ijo2NX0sInRvRm9ybWF0IjoianBlZyJ9LCJ0aW1lc3RhbXAiOjE0MDE5ODI1NzN9Klick

    Diese Aufnahme gibt es auch auf DVD


    Naja, so ganz ist das nicht das gelbe vom Ei, vom Orchester her gehört ist das ziemlich gut, Malgoire vermischt die beiden unterschiedlichen Finali, was einen interessanten Aspekt zur Folge hat.

    Die Instrumentale Besetzung, folgt man den Erläuterungen, soll so sein wie Monteverdi sie damals zur Verfügung hatte!?

    So auch die Gesangsbesetzung, alle Solisten singen zugleich auch die Chorstellen!

    K.v.Rensburg als Orfeo ist gut bis weniger gut, meines Erachtens fehlt ihm im 3.Akt einiges an Dramatik was er im 4.u.5.Akt

    etwas wett macht. Philippe Jaroussky singt die Speranza mit geheimsvoller Stimme, die restliche Besetzung ist gut aber nicht mehr!

    Fazit: ist gut, muss man aber nicht unbedingt haben, für mich als P.J. Fan allerdings ein MUSS! :)


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Wer sich für Monteverdi interessiert, sollte, kann, muss dies u.a.lesen! ;)


    Carl Dahlhaus: Seconda pratica und musikalische Figurenlehre
    Kurt von Fischer: Versuch einer Interpretation von Monteverdis Opern

    Antonino Titone: »E quai nuovi rumori«. Neben- und komische Rollen in Monteverdis Musiktheater
    Susan Mc Clary: Konstruktionen des Geschlechts in Monteverdis dramatischer Musik
    John D Drummond: L'Orfeo
    Hans Rudolf Zeller: Unbestimmtheiten und die zweite seconda pratica
    Fred van der Kooij / Rainer Riehn: Orfeo oder die Ohnmacht der Musik. Ein Gespräch


    Klappentext

    Monteverdi war der erste, der dem Menschen ermöglichte, von sich selbst zu singen. Verlassene Frauen und verunsicherte Helden können nun ihre Gefühle auf die Bühne bringen. Sehnsüchte und Leidenschaft nehmen Gestalt an: in einer natürlichen Sprache der Musik. Jenseits der Vorgaben von Stil und Konvention entdecken Individuen die Möglichkeit, ihre Affekte auszudrücken. Subjektiv. Ungebunden. Radikal in der Konzeption neuer Klänge. Auch in der Kritik der Tradition. So eröffnet Musik Alternativen. Töne berühren den Körper. Ihre Kombination ist nicht mehr bloß geistige Übung für Gelehrte. Sinnlichkeit ersetzt das Kalkül der Vernunft. Erfordert Mut auch auf Seiten der Interpreten: Kraft und Lust, sich Dissonanzen auszusetzen, die doch immer wieder zurückfinden. Zur Harmonie des Himmels, zum Einklang des liebenden Paares. Michael Heinemanns Buch nähert sich Monteverdis Musik aus der Perspektive des Hörens. Aus der Verbindung der Erfahrungen aus Kulturgeschichte und der musikalischen Praxis entsteht so ein Bild dieser Zeitenwende in der Musik.


    Madrigale: Die Entdeckung der Leidenschaft

    Ich singe, also bin ich "Orfeos Welt-Entwurf

    Notation und Differenz

    Kirchenmusik, Kontrapunkt und Kalkül

    Experimente im Klangraum: Die Marienvesper

    Klangreize

    Weinende Frauen

    Il Ritorno d’Ulisse: Die Selbstfindung des Menschen

    L’Incoronazione di Poppea, oder: Amor vincit omnia


    >Das Buch über Monteverdi von Silke Leopold kennen bestimmt einige!?<


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • ORPHEUS AND EURYDIKE


    159576-edward-poynter---orpheus-and-eurydice.webpEdward John Poynter


    Sir Edward Poynter (1839–1919) stellt die widerstrebend folgende Eurydike dar. An langen Armen zerrt der vorausgehende Orpheus. Gequält folgt Eurydike. Der richtige Weg führt nicht aus dem Tod heraus ans Licht der Inkarnierten, sondern der Weg führt ins Licht der Seligen, wo Eurydike verbleibt. Vergebens strebt Orpheus in die falsche Richtung.


    Und nun folgt meine neueste L'Orfeo Vertonung ..


    Valerio Contaldo (Orfeo), Mariana Flores (Euridice / Musica), Guiseppina Bridelli (La Messagiera), Ana Quintans (Proserpina / Speranza), Alejandro Meerapfel (Pluto), Salvo Vitale (Caronte), Alessandro Giangrande (Pastore3 / Appolo), Carlo Vistoli (Pastore 2), Nicholas Scott (Pastore 1 / Spirito 3 / Eco), Matteo Bellotto (Pastore 4), Philippe Favette (Spirito), Julie Roset (Ninfa)

    Kammerchor Namur, Thibaut Lenaerts, Chorleiter

    Cappella Mediterranea Con.Leonardo Garcia Alarcón


    Was Garcia Alarcón hier uns darbietet verdient allerhöchste Aufmerksamkeit, diese Direktheit verbunden mit Geradlinigkeit und Affekt stehen hier im Mittelpunkt. Dies macht die Musik erstaunlich modern, so auch für jene zugänglich die mMn nicht viel mit jener Musik anzufangen wissen!

    Das transparente Klangbild fördert auch die etwas schnelleren und beweglichen Tempi die Alarcón wählt.

    Die Sänger sind allesamt fantastisch gewählt, allerdings muss man den Tenor Valerio Contaldo besonders erwähnen, sein Orfeo ist direkt aber dennoch dramatisch und für mich besonders eindringlich vom Timbre her.

    Wie viele andere Darsteller des Orfeon singt Contaldo auch das "Possente spirto" in der Verzierten Fassung was meinem Hörgeschmack sehr entgegen kommt, denn die Voraussetzung dafür bedeutet eine enorme Beweglichkeit der Stimme!

    Auch einen bleibenden Eindruch hinterlässt Mariana Flores, die eine Musica anstimmt die uns auf das Geschehen vorbereitet, und sie singt eine schönstimmige liebliche Euridice!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Erfreulich ist: Es gibt eine Vielzahl von DVDs mit der Monteverdi-Oper.


    Beim Restaurieren bin ich auf diese DVD des Labels Naxos gestossen, die soeben erschienen ist.


    Es ist eine Aufnahme aus der Opera Comique, Paris. Regie: Pauline Bayle


    Die Interpreten sind Sara Mingardo, Luciana Mancini, Marianne Beate Kielland, Marc Mauillon. Jordi Savall leitet Le Concert des Nations und La Capella Reial de Catalunya.



    Es ist bereits die zweite DVD, die es von Jordi Savall gibt. Damals war seine Ehefrau Montserrat Figueras beteiligt. 2011 ist sie verstorben. Vor 20 Jahren kam diese DVD heraus. Sie ist immer noch beim Werbepartner erhältlich.


    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Noch zur Aufnahme von Gardiner aus dem Fenice......hab ich zum Birthday geschenkt bekommen!



    Krystian Adam (Orfeo), Hana Blažíková (La Musica/Euridice), Anna Dennis (Ninfa), Kangmin Justin Kim (Speranza), Lucile Richardot (Messaggera), Francesca Boncompagni (Proserpina), Gianluca Burrato (Caronte/Plutone), Furio Zanasi (Apollo)

    English Baroque Soloists, Monteverdi Choir, Gardiner


    Diese halbszenische Aufführung gefällt mir ausgesprochen gut!


    Krystian Adam als Orfeo klingt durchweg dramatisch (besonders in der Unterweltszene) obwohl es ihm hier ein wenig an Resonanz und Schärfe mangelt, in den lyrischen Teilen bewegt er sich besser. Jedoch kommt er nicht so ganz an meinen Lieblingsinterpreten Nigel Rogers heran, seit neuestem liebe ich auch Emiliano Gonzales Toro!

    Hana Blažíková als Euridice und als La Musica im Prolog, agiert nicht nur mit ihrer Stimme, sondern auch mit ihren nuancierten Körpergesten.

    Vielleicht hätten beide Sänger etwas stilistisch passendere Verzierungen hinzufügen können.

    Wer mir besonders gut gefällt ist Lucile Richardot als Messaggera, die im zweiten Akt eine bewegende Erzählung von Eurdices Tod liefert ;(, und der Countertenor Kangmin Kim als Speranza, der Orfeo in die Hölle führt und die Dunkelheit mit seiner klaren und fesselnden Stimme erhellt :). Das Orchesterspiel und der Chorgesang sind wirklich großartig, trotz einiger eher lahmer Tempi hie und da, besonders viel mir das auf in der Prozession zum Tempel, kurz vor den Hirtenduetten am Ende des ersten Akts.

    Alles In allem habe ich mich über das Geschenk sehr gefreut!


    LG Fiesco


    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Claudio Monteverdi: L'Orfeo (Neufassung nach dem Urtext)


    Gesamtaufnahme in italienischer Sprache und auf historischen Instrumenten
    Neufassung nach dem Urtext, musikalische Einrichtung und Leitung Siegfried Heinrich.

    Erstmals wird in dieser Studio-Aufnahme mit dem Ensemble der XX. Bad Hersfelder Festspielkonzerte 1980 im fünften Akt die Bacchantinnenszene aus der Erstfassung von 1607 eingefügt.


    Joachim Seipp: Orfeo
    Melinda Liebermann: Euridice
    Rosemarie Bühler: La Musica (Prolog), Speranza
    Rochelle Travis: Ninfa (Nymphe), Proserpina
    Heide Blanker-Roeser: Messaggiera (Botin)
    Uwe Bliesch: Caronte (Bote)
    Cornelius Hauptmann: Plutone, Apollo
    Erwin Spaett: Eco (Echo)
    Axel Reichhardt, David Adams, Erwin Spaett: Tre Pastori (Hirten)/Tre Spiriti (Geister)

    Frankfurter Madrigalensemble, Hersfelder Festspielchor: Coro di Ninfe e di Pastori/Coro di Spiriti

    Studio für Alte Musik des Hessischen Kammerorchesters Frankfurt/Main


    Für die 2021 neu erschienene Doppel-CD konnte auf die Original-Masterbänder zurückgegriffen werden. Sie waren glücklicherweise in einem fast perfekten Zustand, so dass die Überspielung von Günter Pauler in 24Bit/96kHz ein klanglich hervorragendes Ergebnis gebracht hat. Es sind nur ganz wenige Stellen, an denen das Alter der Produktion hörbar ist!

    Die seit ca. 2007 verkauften Doppel-CDs sind nicht von den Original-Masterbändern überspielt worden, sondern von einer Schallplatte. Die remasterte Neuausgabe erkennen Sie an der farbigen Inlaycard sowie an den CD-Labeln in Goldmetallic.Die hier abgebildete ist die NEUE!

    Im Anschluss an die Aufführungen 1980 enstand mit allen Beteiligten die Aufnahme zu LP bzw. CD in der Ev. Matthäuskirche Bad Hersfeld. Beteiligten zu Folge mussten die nachts stattfindenden Aufnahmen immer mal unterbrochen werden, da in der in der Nähe befindlichen US-Kaserne Panzer unterwegs waren.


    Zitat von Jubilate

    Monteverdis „Orfeo“ i s t wohl das erste Musikdrama, d. h. das erste Werk, in dem die Musik ganz und gar von der dramatischen Idee durchtränkt ist, aber sowohl die Musik als auch die Idee entstammen einer fernen Zeit, in deren Hörgewohnheiten es sich einzuleben gilt, wenn man die volle Größe des Werkes erfassen will. Was spätere Geschlechter mit kunstvollen Arien, mit gewaltigen musikalischen Szenen, mit raffinierten Instrumentationseffekten oder Monstre-Orchestern erstrebten – große, ja erschütternde musikalisch-dramatische Wirkungen – das hat der begnadete Musikdramatiker Claudio Monteverdi mit den Mitteln seiner Zeit und unter dem Beifall ihrer Besten längst vorweggenommen. Man muß es nur zu hören verstehen!

    Anna Amalie Abert (1906–1996, Musikwissenschaftlerin

    Es gibt nur noch eine Aufnahme mit der Bacchantinnenszene diese hier! Klick!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • den Heinemann nur teilweise, fand seinen Stil etwas störend.

    Hallo kurzstueckmeister, was verstehst du unter störend"?

    Das hat mich eben gerade verstört!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Banner Trailer Gelbe Rose
  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose