Hermann Scherchen

  • Der Kauf der Aufnahme der Beethoven-Sinfonien hat sich sehr gelohnt, die kann ich nur empfehlen, auch wenn die Stereo-Aufnahme der Eroica noch überzeugender ist.


    YouTube entwickelt sich rasant, und es gibt etwas Neues zu entdecken.


    Scherchen-Freunde seien auf eine Probe mit Bachs "Kunst der Fuge" hingewiesen: Scherchen bei YouTube


    Viele Grüße,


    Walter

  • Da ich mich gerade heftig für Scherchens Beethoven-Interpretationen begeistere - besonders die der 3. (1958!), 4. und 8., überzeugend auch die 5. und 7., sowie der Klavierkonzerte (mit P. Badura-Skoda) -, habe ich mich im Netz auf die Suche begeben, um mehr über den Dirigenten zu erfahren.


    Bei Wikipedia lese ich, daß Scherchen das bekannte Arbeiterlied "Brüder, zur Sonne, zur Freiheit" aus dem Russischen ins Deutsche übersetzt habe (er war während des I. Weltkriegs in Rußland interniert) und bekennender Kommunismus war: Die Erfahrungen mit der Oktoberrevolution soll er später für ebenso prägend erklärt haben wie seinen Kontakt mit Arnold Schönberg.


    Daß ich aus seinen Einspielungen der Beethoven-Symphonien streckenweise "revolutionäres Pathos" heraushöre, paßt gut zu diesen Informationen.


    Einen Artikel aus der "Zeit" vor 8 Jahren finde ich lesenswert:


    http://www.zeit.de/2000/17/Musik_im_Saeurebad?page=all


    So schreibt der Autor Wolfram Goertz über Scherchen, einen "der meist gehassten Dirigenten des 20. Jahrhunderts":


    [zitat]Dass der bekennende, zu Lebzeiten oft angefeindete Sozialist eine zu Herzen gehende Wiener Einspielung der Matthäus-Passion (UMD, 3 CD, 80470) 1953 zuwege brachte, mag erstaunen. Hört man sie, versinken alle Klischees von musikalischer Sachlichkeit, Romantisierung, Gläubigkeit oder Puristerei in der Lächerlichkeit eines bloßen Paradigmenstreits. Scherchen, der Materialist, rafft alle Gegensätze, um sie in dialektischer Unruhe zu versöhnen.[/zitat]
    Große Worte, die ich bezogen auf Bach nicht beurteilen kann (die sich allerdings gut mit meinen Scherchen-Beethoven-Eindrücken vertragen). Frage in die Runde: Kennt jemand diese Aufnahme (die offensichtlich schwer oder gar nicht zu bekommen ist)?

  • Zitat

    Original von Gurnemanz
    Da ich mich gerade heftig für Scherchens Beethoven-Interpretationen begeistere - besonders die der 3. (1958), 4. und 8., überzeugend auch die 5. und 7., sowie der Klavierkonzerte (mit P. Badura-Skoda) -


    Kannst Du bei Gelegenheit etwas zu den Konzerten sagen? Die Klangschnipsel bei jpc verraten eine ziemlich ordentliche Tonqualität, allerdings scheinen sie mir vgl. mit den Sinfonien doch recht konventionell...


    Zitat


    Daß ich aus seinen Einspielungen der Beethoven-Symphonien streckenweise "revolutionäres Pathos" heraushöre, paßt gut zu diesen Informationen.


    Das liegt allerdings auch an Beethoven ;)



    Ich habe sie vor Jahren mal teilweise bei einem Freund gehört (zu dem inzwischen aber der Kontakt abgerissen ist). Es gibt, meine ich, auch eine Johannespassion und mindestens eine h-moll-Messe (letztere ist relativ leicht zu kriegen, ich habe sie aber nicht)


    Der oben verlinkte Youtube-Film straft Goertz übrigens Lügen, er hat einen Stab und benutzt ihn. Wie oben im thread schon erwähnt, hat Scherchen in den 50ern für Westminster eine große Menge an sinfonischem Standardrepertoire mit (hauptsächlich) Wiener Orchestern (wenn auch häufig mit zu wenig Probe- und Aufnahmezeit), meist mit hervorragenden Solisten (aus dem Ensemble der Wiener Oper) und in durchaus ordentlicher Mono (teils Stereo) Qualität gemacht. (entgegen Goertz Andeutung das meiste nicht live, sondern im Studio)
    Bis Mitte der 70er wurde ein gut Teil davon mehrfach wiederaufgelegt (Westminster, teils auch Heliodor), auf CD ist freilich nur ein Bruchteil erschienen und war schnell wieder vergriffen. Die 1. +2. Mahler und einiges mehr suche ich immer noch zu akzeptablen Preisen und könnte mich tierisch ärgern, dass ich damals nicht zugeschlagen habe.


    Dennoch bleibt seltsam und ärgerlich, dass in einer Zeit, in der jede verkorkste Live-Aufnahme gewisser Maestri recycelt werden muß, diese teils immer noch maßgeblichen Sachen schwer oder gar nicht zu kriegen sind :wacky:


    Fast unglaublich erscheint, dass ein Autodidakt ein maßgebliches Lehrbuch fürs Dirigieren schrieb und eine große Menge von bekanntlich nicht gerade leicht zu bewältigende Neue Musik von ihm oder Schülern (Markevitch, Maderna, Nono u.a.) uraufgeführt wurde.
    Er dirigiert wie man in dem Film sehen kann, nicht nur Beethoven, sondern auch Bach (und teils Haydn) gnadenlos expressionistisch. Wer die bei DG erschienene Haydn-Box halbwegs günstig findet, sollte zugreifen. Nicht alles ist gleichermaßen überzeugend, aber es lohnt sich.


    Diskographie


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Danke für die ausführliche Antwort und die Korrekturen: Man darf auch den Journalisten seriöser Medien nicht alles glauben! Immerhin ist es hoch anzuerkennen, daß sich da einer stark macht für einen Künstler, der einen Beethoven zeigt, bei dem dem der "Lack ab" ist, der beginnt, "Schrecken zu verbreiten - statt (falschem) Schönklang zu huldigen - ein Beethoven also, der verstören und befremden kann wie Musik im 20. Jahrhundert - das ist es, was mich bei Scherchen packt.


    [zitat]Original von Gurnemanz
    [zitat]Daß ich aus seinen Einspielungen der Beethoven-Symphonien streckenweise "revolutionäres Pathos" heraushöre, paßt gut zu diesen Informationen.


    [/zitat]Original von Johannes Roehl
    Das liegt allerdings auch an Beethoven ;)[/zitat]
    Stimmt, doch auch der Interpret muß es wollen, sonst kommt's nicht rüber, oder eben verfälscht, geglättet wie bei einigen: Pathos ja, aber revolutionär? Scherchen trifft da in den Symphonien etwas (in meinen Ohren noch genauer als sogar der von mir hochgeschätzte Leibowitz), so etwas wie den "plebejischen Ton".


    In den Klavierkonzerten freilich geht er mit Badura-Skoda einen anderen Weg, der im Vergleich zu den Symphonien weniger revolutionär anmutet und, löst man einzelne Stellen aus dem Zusammenhang, konventionell erscheinen mag. Ohne hier auf Einzelheiten einzugehen (folgt gelegentlich gern): Ich höre da eine Musik, die sich, ohne zerdehnt oder aufgeweicht zu werden, in langen Spannungsbögen entfaltet, in einer strengen, klaren und gut strukturierten Linienführung, weniger schroff, als es bei Scherchen erwartet werden mag. Die Musik atmet und lebt, ohne in Extreme zu verfallen. "Gnadenlos expressionistisch" ist das freilich nicht, aber auch alles andere als langweilig: eher "klassizistisch" als "romantisch", in den ersten beiden Konzerten vielleicht noch treffender als im 5., da gibt es durchaus Alternativen, wo die Gegensätze noch schroffer und dramatischer herausgearbeitet werden (z. B. Celibidache/Michelangeli oder Szell/Fleisher, deutlich schwächer dagegen finde ich Stein/Gulda).


    Der Eindruck ist nicht spektakulär, aber nachhaltig und beeindruckend: Vielleicht prägt Scherchen hier ein tiefes Mißtrauen gegen jede Art von Virtuosen-Eitelkeit; dazu paßt ein Solist, bei dem nichts von Selbstdarstellung zu hören ist. Ich finde das spannend und, was die langsamen Sätze angeht, berührend und schön.


    [zitat]Dennoch bleibt seltsam und ärgerlich, dass in einer Zeit, in der jede verkorkste Live-Aufnahme gewisser Maestri recycelt werden muß, diese teils immer noch maßgeblichen Sachen schwer oder gar nicht zu kriegen sind :wacky:[/zitat]
    Das ist gewißlich wahr!

  • Lieber Walter T.

    Zitat

    Scherchen-Freunde seien auf eine Probe mit Bachs "Kunst der Fuge" hingewiesen: Scherchen bei YouTube


    Au Weia.....
    Scherchen ist ja sogar relativ diplomatisch!
    Aber in diesem Falle hätte ich ihm tatsächlich zugestanden, einen völligen Tourette-Ausraster zu bekommen, da die Musiker anscheinend nicht in der Lage waren, mit Hilfe seines ausgesprochen präzisen Schlages aufeinander zu hören und zu reagieren.
    Das ist mir ein Rätsel....
    Allerdings kenne ich diesen Dirigententypus sehr gut und weiß, wie ich damit zurechtkomme.
    Normal für mein Empfinden wäre jetzt eigentlich gewesen, daß er in den Pausen herumschreit, Musiker beleidigt und anschließend den Takt fortissimo mit seinem Stöckchen auf das Dirigentenpult haut.


    Und damit hätte er m.E. sogar Recht gehabt, ich habe das lange Zeit gar nicht anders kennengelernt.


  • Wir wissen ja nicht, was er macht, wenn die Kamera aus ist :D
    Es ist nicht ganz klar, von wann dieser Ausschnitt stammt. Das Orchester dürfte ein Kammerensemble des kanadischen Fernsehens oder Rundfunks sein (damit gibt es jedenfalls die KdF auf CD). Das war Anfang der 60er offenbar kein Spitzenensemble.


    Wenn Goertz vom "meistgehassten" Dirigenten schreibt, glaube ich nicht, dass er Scherchen ein Pulttyrannentum in der Art von Szells oder Reiners unterstellen will. Es geht eher um den etwas cholerischen Charakter, das (jedenfalls zwischenzeitlich) offene Bekenntnis zum Sozialismus und der Einsatz für die musikalische Avantgarde. (Es standen freilich nicht so wenige Künstler in den 20er/30er Jahren der Arbeiterbewegung nahe und z.B. Abbado und Pollini waren in den 60ern/70ern ebenfalls ziemlich weit links, wie Nono und Henze eben.)
    Seine Dirigierkurse sollen allerdings auch sehr fordernd gewesen sein.


    :hello:


    JR

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  • Lieber Johannes,
    außerdem hat Scherchen verdammt gut gehört und konnte Musiker mit Intonationsabstufungen zur Verzweiflung bringen. Das genaue Ausstimmen der Intonation war damals noch eine keineswegs von allen Dirigenten geübte Tugend. Scherchen ist in Europa einer der Pioniere dieser "Akkordarbeit".
    :hello:

    ...

  • Das Treffen in Frankfurt regt an, noch einmal auf Beethovens 5. Sinfonie zurückzukommen. Inzwischen habe ich die Aufnahme von Hermann Scherchen von September 1954, wobei das Booklet nicht verrät, ob hier das Wiener Staatsopernorchester oder das London Philharmonic Orchestra spielt.


    Diese Sinfonie zeigt besonders gut Scherchens Fähigkeit, die Pauken zur Geltung zu bringen. Bisweilen kann fast von einem Konzert für Orchester und Pauke statt einer Sinfonie gesprochen werden. Wenn andere das Scherchen vorwerfen (so schreibt Jonathan Woolf in einer insgesamt wohlwollenden Besprechung: "the relative crudity of the recording highlights (is) a constant feature of these recordings, the raw timpani" (Link), sehe ich dies als Stärke. Scherchen hat immer betont, dass erst Beethoven der Pauke eine ganz neue Bedeutung gegeben und sie den anderen Orchesterinstrumenten gleichgestellt hat.


    Der erste Satz dauert gerade 40 Sekunden, bis zum ersten Mal die Pauke deutlich als Einzelinstrument zu hören ist. Der Paukist gewinnt im Verlaufe des 1. Satzes ständig an Aussagekraft und spielt für mein Empfinden einfach einzigartig die feinsten Differenzierungen.


    Der Höhepunkt wird am Ende des 3. Satzes erreicht. Hier ist jeder Pauken-Schlag einzeln betont, so dass eine ganze Melodie aus purem Rhythmus entsteht. Scherchen läßt geradezu ein Trio für Pauke, Violinen und tiefe Streicher spielen.


    Der letzte Satz wird mit einem Tempo angegangen, dass am Ende die Pauke das ganze Orchester in den Bann zu ziehen vermag. Leider gibt es genug Aufnahmen dieser Sinfonie, wo das Orchester so schließt wie die Dorfmusikanten in Mozarts Sextett, die nicht aufzuhören vermögen. Hier zeigt die Pauke eine Dynamik, die ständig über das Orchester hinausgeht und konsequent schließlich das letzte Wort bekommt, wo in anderen Aufnahme die Pauke schlicht nur für mehr Nachdruck sorgen soll.


    Viele Grüße,


    Walter

  • Zitat

    Original von Walter.T
    Das Treffen in Frankfurt regt an, noch einmal auf Beethovens 5. Sinfonie zurückzukommen. Inzwischen habe ich die Aufnahme von Hermann Scherchen von September 1954, wobei das Booklet nicht verrät, ob hier das Wiener Staatsopernorchester oder das London Philharmonic Orchestra spielt.


    Doch, das Booklet verrät es. Die 5. ist mit dem London Philharmonic Orchestra eingespielt.


    Aber zugegeben: das Booklet ist da etwas kryptisch und man muß immer wieder rätseln. Hier der Code: Auf der Titelseite des Booklets sind unten die beiden Orchester aufgeführt, wobei dem LPO ein Asterisk in Klammern angefügt ist (*). Auf der Rückseite des Booklets findet man dann die Listung der Symphonien mit den entsprechenden Aufnahmendaten. Manchen der Symphonien (2., 4., 5., 8.) ist ebenfalls jener geklammerte Asterisk angefügt - das sind die mit dem LPO aufgenommenen...


    Ganz herzlich,
    Medard

  • Hallo!


    Inzwischen bin ich - v.a. dank Joahnnes :hello: - zu einem kleinen Scherchen-"Fan" geworden. Nicht nur seinen Beethoven, auch den (freilich völlig unHIPpen) Haydn finde ich sehr interessant und eine echte Alternative.
    Die Aufnahmen, die ich kennengelernt habe, sind durchweg packend und überzeugend musiziert. Nur bei der "Pastorale" komme ich mit ihm nicht klar.
    Mal sehen, wie mir Mozarts Requiem mit Scherchen gefällt...


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Gurnemanz bat mich, hierzu



    mehr zu schreiben, nachdem ich sie vorhin im "...höre gerade"-Thread erwähnte.


    Nun kenne ich exakt diese CD gar nicht, sondern habe ein passendes Bild gesucht. Auf meiner alten Ermitage-CD sind nur das Dvorak-Konzert und die Brahms-3 enthalten, aber offensichtlich in der selben Einspielung wie auf der aktuell bei jpc zu kriegenden CD, nämlich live in Lugano am 24.2.1962 mit dem Radiotelevisione della Svizzera Italiana-Orchester. Die Diskographie nennt für beide Werke nur jeweils diese eine Aufnahme. Eigenartigerweise erklingt der Dvorak auf meiner CD in professionell mitgeschnittenem Stereo, der Brahms in piratenmäßig topfigem Mono.


    Das Dvorak-Konzert habe ich länger nicht gehört, ich lasse es gerade beim Schreiben laufen und bin vor allem von Fourniers hochexpressivem Celloton beeindruckt. Scherchen gibt ordentlich Dampf, und das ist bei Dvorak auch gut so.


    Die Brahms-Symphonie habe ich mir vorhin gleich zweimal hintereinander angehört vor lauter Begeisterung. (Ich habe diese CD schon ewig, und sie war mir völlig in Vergessenheit geraten.) Das ist, neben Kleibers Vierter, die wundervollste Brahms-Symphonie-Aufnahme, die ich überhaupt kenne. Vor allem der dritte Satz mit dem immer wiederkehrenden Seufzermotiv ist ganz wunderbar gestaltet - sehr bewegend, ohne je larmoyant zu wirken, das Tempo gerade schnell genug, um die Grundnervosität dieses Satzes zu bewahren und nicht, wie so viele, hier in eine unpassende Gemütlichkeit zu verfallen. Und der vierte Satz wird ungeheuer mitreißend musiziert, mit erschreckenden Ausbrüchen, wild und ungebärdig.


    Wie so häufig bei Scherchens Aufnahmen kann auch hier das Orchester nicht überall mit dem mithalten, was der Dirigent fordert. Mich stört das nicht. Dass Musik auch Arbeit ist, ist bei Scherchens Aufnahmen fast immer zu hören. Oben schrieb einer vom "proletarischen Ton"; vielleicht meinte er dasselbe. Scherchen hat kaum je mit den ganz großen Klangkörpern seiner Zeit musizieren dürfen. Aber selbst die hätten manchmal mit seinen Tempi ihre Probleme gehabt, vermute ich.


    Hermann Scherchen war mein erster Lieblingsdirigent, als ich anfing zu hören; mit einem Studienfreund zusammen, der begeisterter Radiosendungenmitschneider war. Übers Radio stießen wir auf wildeste Beethoven-Aufnahmen mit Scherchen und, wie ich mir einbilde, dem Radio Beromünster-Orchester. In der weiter oben schon verlinkten Diskographie von Ernest Wan sind sie nicht zu finden. Ich würde einiges dafür geben, diese Aufnahmen wiederzuhören. Oder existieren sie vielleicht nur in meiner verkehrten Erinnerung? Jedenfalls habe ich die Hörerfahrung von damals nicht wiederholen können, als ich mir die im Vergleich zu meiner Erinnerung geradezu zivilen (trotzdem fantastischen) Aufnahmen mit dem Wiener Staatsopernorchester besorgte.


    Grüße,
    Micha

  • Hallo Micha,


    ich habe vor ein paar Monaten bei einem Interpretationsvergleich von Beethovens 9. Symphonie auf SWR 2 Ausschnitte von Scherchens Live-Dirigat von 1965 aus Lugano mit dem Orchester von Radiotelevisione svizzera italiana gehört. Das Orchester ist zwar nicht Beromünster, aber wild war die Interpretation ganz sicher. Scherchen raste da mit einem Tempo und Furor durch den Beginn des Schlussatzes, dass einem fast Hören und Sehen verging. Die Diskographie von Tan vermerkt für diese Aufnahme eine Gesamtdauer von nur 61 Minuten (!).


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Meine Lieblingsscherchenmitschnitte/aufnahmen


    Schönberg : Moses + Aron aus Berlin 59 (inklusive Publikumsrandale + Scherchens Replik) Scherchen gehört zu den wenigen (neben Levine 97, Nagano und z.Tl. Kegel), die einen fetzigen M+A wiedergeben
    Schönberg: Erwartung mit dem Orchester des norddeutschen Rundfunks ohne Gesangsstimme.


    Die Kunst der Fuge ist auch nicht schlecht, aber ich ziehe momenatn die Klavierfassung mit E Koroliov vor (Vom Arte-TV habe ich einen Probenmitschnitt der Kunst der Fuge, wo sich Scherchen u.a. heftig beklagt, dass einige Musiker anfangen zu rauchen.) .
    Interessant - aber nicht ganz mein Fall - ist seine Mahler 6: Mahler für Gestresste/Eillige: er braucht ca. 57 Minuten für die Wiedergabe. Beim S.10-Adagio mehr als 30 Minuten.
    Bei Mahler 5 nervt mich der Cut im Scherzo.


    Euer Scherchen-Brahms-Wiedergaben-Feedback klingt für mich interessant .


    :hello:

  • Zitat

    Original von Amfortas08
    Interessant - aber nicht ganz mein Fall - ist seine Mahler 6: Mahler für Gestresste/Eillige: er braucht ca. 57 Minuten für die Wiedergabe. Beim S.10-Adagio mehr als 30 Minuten.
    Bei Mahler 5 nervt mich der Cut im Scherzo.


    Es gibt eine ungeschnittene (aber m.E. nicht besonders bemerkenswerte) 5. auf Westminster/MCA/Millenium/DG? (Studio mono, Mitte der 50er)
    Seltsamerweise ist seine Mahler 2 (Westminster 1958 stereo) vermutlich eine der langsamsten Aufnahmen im Katalog. Von Beethoven abgesehen, scheinen die Tempo-Extreme demnach in beide Richtungen zu gehen (trifft auf die Haydn-Sinfonien ebenfalls zu).


    Zitat


    Euer Scherchen-Brahms-Wiedergaben-Feedback klingt für mich interessant.


    Diese CD sollte eigentlich problemlos zu finden sein, es gibt diesen Mitschnitt in unterschiedlichen Ausgaben von Labels wie Ermitage, Aura u.a.
    Ich habe sie schon länger nicht gehört, habe das Dvorak-Konzert besser in Erinnerung als den Brahms.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Lieber Michael,


    vielen Dank für Deine aussagekräftige Beschreibung! Scherchen mit Brahms ist mir noch gänzlich unbekannt, sicher sollte ich das mal ändern...


    Zitat

    Original von Michael M.
    Wie so häufig bei Scherchens Aufnahmen kann auch hier das Orchester nicht überall mit dem mithalten, was der Dirigent fordert. Mich stört das nicht. Dass Musik auch Arbeit ist, ist bei Scherchens Aufnahmen fast immer zu hören.


    Ein typischer Scherchen also!

  • Schön, dass meine Thread-Ausgrabung auf Interesse stößt!
    Von den Beethoven-Aufnahmen mit dem Wiener Staatsopernorchester habe ich die 1., 3., 6. und 8., außerdem die 5. mit dem RTSI-Orch.
    So schön das Wilde hier manchmal ist, letztlich komme ich doch immer wieder auf die Leibowitz-Aufnahmen zurück - die sind ähnlich schnell, aber ungleich eleganter und swingender. Aber als ich gestern nach langer Zeit wieder auf den Scherchen kam, habe ich gleich mal die oben schon mehrfach gezeigte Beethoven-Gesamtbox geordert (und eine Brahms-1!). Bin mal gespannt, was mich da erwartet.


    Passend zum Datum habe ich heute nachmittag eine kuriose alte Westminster-LP rausgekramt:
    Scherchen dirigiert, auch mit den Wienern, den "Karneval der Tiere"; der amerikanische TV-Entertainer Garry Moore spricht die humoristischen Textchen dazu:
    "A french composer named Saint-Saens
    went walking one day in a zoo
    and on that walk he looked around
    and saw a kangaroo"
    undsoweiter.
    Was diese Aufnahme ziemlich abstrus macht, ist auf der Plattenhülle so bezeichnet:
    "with the natural sounds of animals, recorded at he Bronx Zoo"
    Zwischen den Stücken, meist mit den Texten zusammen, sind tatsächlich gackernde Hühner, brüllende Löwen und eselnde Esel zu hören. Am besten klingen die "turtles": Klick. Klack. Klick. Klack.
    Jammerschade, dass das Originalcover nicht im Netz zu finden ist (hat jemand Webspace frei? Dann mach ich mal 'n Foto): es zeigt ein Kinderdreirad mit einem Fuchsschwanz am Lenker.
    Scherchen Dirigat ist okay, er übertreibt's nicht, ist aber stellenweise angemessen fetzig.


    (Nicht dass ihr mich jetzt missversteht: Die Platte passt zwar zum Datum, aber es gibt sie wirklich! Auf der zweiten Seite übrigens "Peter und der Wolf" mit dem LSO und Artur Rodzinski, und wieder Garry Moore und untergemischten Bronx-Zoo-Tieren. (Rodzinski könnte man auch mal wieder öfter hören!))


    Grüße,
    Micha

  • Vielleicht sind noch folgende – etwas gestreuten - Infos nicht ganz uninteressant.
    Scherchen hatte die Uraufführung von Dessaus „Verhör des Lukullus“ aus der Taufe am 17.03.51 gehoben. Deutschlandradio Kultur sendete den Mitschnitt vor ein paar Jahren.
    SED-Machthaber versuchten – mit geringem Erfolg – diese Uraufführung zu sabotieren. Scherchen hatte sich aber nicht beirren lassen, obwohl er von der Qualität der Musik nicht besonders angetan war (mein Eindruck ist der gleiche, deshalb gehört dieser Mitschnitt nicht zu meinen Lieblingsscherchen).
    Politisch war er linker Antifaschist und verließ 1933 Deutschland.
    Scherchen erkannte sehr früh das kompositorische Genie von Luigi Nono. Er hat Nonos Polifonica-Monodia-Ritmica am 10.07.51. und vor allem Canto Sospeso am 24.10..56 uraufgeführt. Canto Sospeso ist eines der ganz großen Chorwerke der Musik und hat den Rang von z.B. Bachs H-Moll-Messe.
    Natürlich setzte sich Scherchen auch nach dem 2. Weltkrieg für einen der größten Komponisten der sog. klassischen Moderne (und überhaupt) ein: Arnold Schönberg.
    Dass Scherchen in den Fünfzigern nicht nur standhafter Verfechter der Moderne (z.b. Krenek, frühe Stockhausen, Dallapiccola,, Varese, + vor allem Nono) war, sondern auch der sog. musikalischen Tradition sich verbunden fühlte, zeigt z.B. sein Engagement für Bachs Kunst der Fuge. Seine Beethoven-Wiedergaben, die in den gelungensten Wiedergaben, gegenwärtige spannende Beethovenlesarten (z.B. P. Järvi, Eötvös, Gielen, Pletnev, Dausgaard) vorwegnehmen, wurden in diesem Thread ja bereits erwähnt. (Ob z.B. Scherchen die Gelegenheit hatte, sich mit Kolischs Beethovenforschungen beschäftigen, ist mir nicht bekannt).


    :hello:

  • Zitat

    Original von Michael M.
    Schön, dass meine Thread-Ausgrabung auf Interesse stößt!
    Von den Beethoven-Aufnahmen mit dem Wiener Staatsopernorchester habe ich die 1., 3., 6. und 8., außerdem die 5. mit dem RTSI-Orch.
    So schön das Wilde hier manchmal ist, letztlich komme ich doch immer wieder auf die Leibowitz-Aufnahmen zurück - die sind ähnlich schnell, aber ungleich eleganter und swingender.


    Und auch stellenweise "glatter"... ist ja Beethoven, nicht Benny Goodman ;)
    Nein, der Leibowitz ist natürlich auch sehr gut und technisch (nicht nur klang-) besser, aber wenigstens bei der 3. und 8. ist Scherchen für mich überzeugender



    hier vielleicht dabei?


    http://www.westminstergold.com/


    (bin zu faul, die alle durchzuscrollen, nach Katalognr. geordnet)


    Zitat

    Amfortas Ob z.B. Scherchen die Gelegenheit hatte, sich mit Kolischs Beethovenforschungen beschäftigen, ist mir nicht bekannt).


    Sie kannten sich jedenfalls von diversen Uraufführungen der 2. Wiener Schule; für die Sinfonien muß man außerdem nicht viel forschen, die MM-Ziffern stehen ja dabei. Kolischs Ansatz war ja die Erstellung einer Typisierung von Sätzen nach Takt, Tempo und Charakter, um damit die nichtmetronomisierten Sätze einordnen zu können.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Nur als kurze Info;


    Tahra veröffentlichte folgende Beethoven Einspielungen vor etwa einer Woche:




    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Bei den Neuveröffentlichungen handelt es sich um den zwischen London und Wiener Orchestern aufgeteilten kompletten Mono-Zyklus (ursprgl. Westminster), also nicht um die Stereo-Eroica (und Pastorale), die es bei DG/Westminster einzeln gab. (Die Mono-Aufnahmen weisen in diesen beiden Werken nicht so extreme Tempi auf.) Diese Aufnahmen waren vorher auf "grauen" Label wie Archipel erschienen; es ist zu hoffen und zu erwarten, daß sie bei Tahra besser klingen. Die 8. aus dieser Reihe ist m.E. die beste Aufnahme dieses Werks, auch die 4. und 5. habe ich als sehr gut in Erinnerung. Die anderen habe ich noch nicht ausreichend gehört, um sie präsent zu haben.
    Wünschenswert wäre freilich noch eine CD mit den Ouverturen...


    :hello:


    JR

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  • Liebe Taminoeaner/innen


    1.) Als ich vor einigen Wochen zu diesem interssanten Klassik-Forum stieß, ging es anfänglich um die EROICA (ich motivierte mich daraufhin zu einem neuen THREAD mit dem Titel "EROICA, meine EROTICA")


    Also, diese Symphonie nimmt bei mir eine Schlüssel-Funktion ein.
    Ich schwärmte von der Barbirolli-Aufnahme dieser Symphonie....stellte fest, daß ich zwei verschiedene Aufnahmen mit SCHERCHEN vom op.55 besitze.....


    Die Unterschiede hatte ich nicht im Kopf, fragte danach, bekam aber bezüglich der Scherch'schen EROICA keine Rückmeldung.


    Die spätere Aufnahme (1958) mit dem Vienna State Orchestra ist im Gegensatz zu der 6 Jahre früher entstandenen (mit dem selben Orchester) die SCHNELLERE (ca 4 min). Diese Aufn von 58 hab ich bis jetzt 2x mal gehört...und habe gemischte Gefühle...von der Anlage gefällt sie mir, aber sie huscht m.E. über zu viele wichtige musikalisch wichtige Aspekte hinweg. Akzente


    Ich würede mich sehr über Meinungen zu Scherchens EROICA (evtl zu den verschiedenen Interpretationen) sehr freuen


    2.) Leider weiß ich (immer noch nicht) WIE ich ein Platten/CD-Cover in meinen Artikel hineinkriege. (Ich wäre sehr dankbar für Hinweise...obwohl es ja nicht die Möglichkeit der persönlichen Kontaktaufnahme gibt, was mich immer noch SEHR irritiert..ich denke, daß ich dieses genannte Problem sonst längst mit der Hilfe eines(r) Taninoeaner(in) hätte in Griff kriegen können.


    H I E R sollte jetzt das COVER der CD von ARCHIPEL (Desert Island Collection) kommen BACH, J.S. TRAUERODE, BWV 198
    mit SCHERCHEN, Vienna State Orch/Academy Chamber Choir/ Laszlo/Rössl-Majdan/Kmentt/Poell von 1951/52


    Sicher hab ich dieses Werk irgendwann mal gehört....aber vor einigen Stunden zum ersten Mal bewußt, mit Text...und war fasziniert ob der Intensität und Schlichtheit, sowie musikalischen Klarheit zugleich.


    Eine sehr empfehlenswerte Aufnahme!!!


    Als Bonus gibt es einen Ausschnitt der Matthaeus-Passion, die mich mindestens genauso begeistert hat:


    Aufnahme vom 4. März 1944 mit den Wiener Philharmonikern unter Clemenss KRAUSS und dem Staatsopernchor, den Solisten Eipperele, Klose, Patzak und Ludwig Weber.


    Es hat mich vorallem vokal fast umgeworfen......., als dermaßen herausragend habe ich die Arien,
    vorallem von Klose, aber genausoPatzak..und den unglaublichen warmherzigen und gesangstechnisch superben Bass von L. Weber empfunden.


    Gibt es von dieser Matthäus-Passion eigentlich eine Interpretation des gesamten Werkes???? (die Bunus Tracks dauern leider (!) nur 32 min)


    Gruß......"Titan"

    Einmal editiert, zuletzt von Titan ()

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt



    Tahra veröffentlichte folgende Beethoven Einspielungen vor etwa einer Woche:


    Nachdem ich mir seit ca. einem Jahr die Eroica von Scherchen beschaffen wollte ist mir das nun gelungen, und zwar als Download einer FLAC-Datei von der spanischen Seite http://www.starzik.es.


    Das hat € 9,99 gekostet, für 2 CDs.


    Eine starke Herausforderung war es, mich dort anzumelden, da das nur auf Spanisch möglich war, eine Sprache, die ich nicht beherrsche. Aber ich war erfolgreich.


    Auf http://www.starzik.co.uk konnte ich die Aufnahme übrigens nicht finden.


    Bin mit der Aufnahme sehr zufrieden.


    Gruß wolde

  • Es gibt eine wunderbare Aufnahme des "Boléro", Label: Westminster, 1957.


    Kennt die jemand zufällig?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo,


    Von Hermann Scherchen besitze ich jetzt die Beethoven Symphonien Nr. 3, 5 und 6.


    Ich war immer auf der Suche nach einer Interpretation zwischen Karajan und Paavo Järvi. Also einer Einspielung, die ein großes Orchester nutzt, ohne extra dick aufgetragenen Pathos. Das gelingt Scherchen super. Obwohl die Aufnahme der Fünften sehr rumpelt und rauscht, was mich eigentlich immer vor solchen alten Aufnahmen abgeschreckt hat, ist sie musikalisch ein Genuss.


    Und erst die Eroica! Ich habe dieses Werk zuerst mit Karajan kennengelernt und eigentlich sofort das Phantastische der Komposition erkannt, aber nie oft gehört. So nach dem Motto: Ach ja die Dritte, eigentlich toll, aber warum so übertrieben?


    Durch Scherchen wurde sie zu einem Hörvergnügen, von dem man sich mit den Details der Symphonie vertraut machen kann um sie dann mit anderen Interpreten zu vergleichen.


    Was für ein Dirigent!


    Viele Grüße


    Thomas

  • Es ist nun nach Jahren endlich wieder die Einspielung der Matthäuspassion unter Scherchen beim Label Tahra erhältlich (1953, ursprgl. Westminster, auf CD wohl mal Anfang der 1990er).



    Ich habe bisher erst in die dortigen Schnipsel hineingehört. Wie auch sonst manchmal, nimmt Scherchen durchaus Tempi vorweg, die man eher bei HIPisten verorten würde, etwa 7 min. für den Eingangschor dürften seinerzeit sehr ungewöhnlich gewesen sein (Das "O Mensch bewein" kommt allerdings in sehr breitem Prä-HIP-Zeitmaß daher). Die Solisten scheinen weitgehend sehr gut, der Chor wie zu erwarten nicht heutigen Standards entsprechend. (Ich finde den Chor in dieser Passion aber auch nicht so extrem wichtig, ein paar Wermutstropfen sind bei einer so alten Einspielung kaum zu vermeiden.)


    Das verspricht jedenfalls eine auch heute noch ungewöhnliche und packende Interpretation; die CDs werden sicher in den nächsten Monaten bei mir landen...



    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Es ist nun nach Jahren endlich wieder die Einspielung der Matthäuspassion unter Scherchen beim Label Tahra erhältlich (1953, ursprgl. Westminster, auf CD wohl mal Anfang der 1990er).

    ...mir wäre ja die Johannes-Passion lieber, auf die ich seit Jahr und Tag warte, aber vielleicht tut sich bei Tahra ja hinsichtlich weiterer Veröffentlichungen noch mehr.


    Davon abgesehen: die Matthäus-Passion bringt Scherchen wirklich gut.


    Gruß
    Uwe

  • ...mir wäre ja die Johannes-Passion lieber, auf die ich seit Jahr und Tag warte, aber vielleicht tut sich bei Tahra ja hinsichtlich weiterer Veröffentlichungen noch mehr.


    Ich habe noch Zweifel, ob wahr wird, aber die Johannespassion sollte auf dem Weg zu mir sein. :D Bei amazon.de ist die MCA-Ausgabe aus den 1990ern gelistet, freilich nur die zweite CD "Conclusion" (Die CDs sind meines Wissens getrennt in einem Pappschuber, ich habe das Requiem und Haydns 7 letzte Worte in dieser Ausgabe). Der Anbieter bei dem ich bestellt habe, schrieb aber in seiner Beschreibung, dass es zwei CDs wären. Ich habe es mal darauf ankommen lassen, wenn nicht, schicke ich sie wieder zurück, das ist bei amazon marketplace ja möglich.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • heute vor 45 Jahren ist er in Italien gestorben:

    Scherchen, Hermann, dt. Dirigent, * 21.6.1891 Berlin, † 12.6.1966 Florenz.

    Begann 1907 als Geiger beim Berliner Blüthner-Orchester sowie den Berliner Philharmonikern, war beteiligt an den Vorbereitungen zur Uraufführung von Schönbergs Pierrot lunaire, den er dann auch auf einer Deutschlandtournee vorstellte.



    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • Dass Hermann Scherchen ein "ganz ein Flotter" war, wurde mir heute erst so richtig bewusst, als ich seine Siebte von Beethoven aus Lugano hörte:


    I. 10:06
    II. 7:53
    III. 7:11
    IV. 6:12


    Ich müsste wirklich überlegen, ob ich eine schnellere Aufnahme in der Sammlung habe als diese, die nur knapp über eine halbe Stunde dauert. Besonders das Finale ist ja wahnwitzig, schneller als es das Metronom verlangt.


    Dank eines sehr zuvorkommenden Mitforianers habe ich jetzt den gesamten Lugano-Zyklus in Stereo (1965 live). Unglaublich, wie dieser alte Mann Beethoven bereits vor beinahe 50 Jahren dirigiert hat. Dagegen erscheint selbst Leibowitz teilweise fast harmlos. Dass er genau wusste, was er wollte, merkt man an den Probeausschnitten. Er wirkt ziemlich rabiat und unerbitterlich, aber das Ergebnis gibt ihm Recht. Eine tolle Entdeckung, für die ich dankbar bin.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

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