La forza del destino: Welche?

  • Hallo,


    bzgl. Verdis "La forza del destino" habe ich weder hier noch bei Amazon nennenswerte CD-Tipps gefunden. Ok, bei Amazon wird eine Aufnahme mit Tebaldi/del Monaco und eine mit Leontyne Price gelobt. Die sind mir aber beide zu alt. Vom Trovatore habe ich die hochgelobte RCA-Aufnahme mit Milanov, Barbieri, Roggero, Bjoerling, Warren, Moscona: Gut gesungen, aber klanglich schwach.


    Also: Welches ist die beste Aufnahme von "La forza del destino" unter der Randbedingung, dass sie sehr gut klingen muss?


    Ich brauche eine, weil ich im Frühjahr evtl. in Genua die Möglichkeit habe, die Oper anzusehen. Zum Dank für gute Empfehlungen werde ich dann berichten, ob Genua an Dortmund oder Hamburg rankommt ;)




    Thomas Deck

  • Da ich keine Vergleichsmöglichkeiten habe und meine einzige Aufnahme mit Sinopoli schändlicherweise noch nicht mal ganz durchgehört habe, kann ich nicht viel dazu sagen, ausser, daß die Tonqualität sehr gut ist und mir jedenfalls im Allgemeinen nichts negatives aufgefallen ist. Und der Preis ist ja auch ok. Leider kein Libretto...


  • Hallo Thomas,


    aus meiner Sicht, sind das die besten Aufnahmen:



    Price, Tucker, Merrill, Verret, Tozzi
    RCA Italiana Opera Chorus und Orchestra, Thomas Schippers




    Price, Cossotto, Domingo, Milnes, Bacquier
    John Alldis Choir, London Symphony Orchestra, James Levine




    Tebaldi, Simionato, del Monaco, Siepi, Bastianini
    Chor und Orch. of the Accademia di Santa Cecilia, Molinari-Pradelli



    Alle diese Aufnahmen klingen gut!



    Herzliche Grüße
    von LT :hello:

  • Hallo Thomas,


    habe auch nur eine Aufnahme (die unter Francesco Molinari-Pradelli) und nur die DVD mit Gergiev, die über 40 Jahre später entstand und weder stilistisch noch klangtechnisch vergleichbar ist...
    - komisch: ist die 1955er-Aufnahme schon stereo?! ?( Weil ADD draufsteht...


    Wart mal, bis Herbert und Konsorten auftauchen, dann wird Dir geholfen ;)


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Ok, damit ihr vesteht, was ich meine. Dies ist meine Trovatore-Aufnahme:



    Bei Amazon hochgelobt. Sind auch tolle Sänger. Aber der Klang wirkt wie aus einem alten Radio. "The RCA Victor Opera Series", wie bei einer der obigen Empfehlungen. Muss natürlich nichts heißen, aber als gebranntes Kind bin ich jetzt misstrauisch.


    Die Sinopoli-Aufnahme mit Baltsa (die mir eigentlich sehr gut gefällt) wird bei Amazon getadelt. Muti wird noch mehr verrissen.


    Sollte ich zu Levine greifen? Oder doch die ältere mit Price?


    In zwei Tagen habe ich mich entschieden...



    Thomas Deck

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  • Zitat

    Original von thdeck
    Bei Amazon hochgelobt. Sind auch tolle Sänger. Aber der Klang wirkt wie aus einem alten Radio. "The RCA Victor Opera Series", wie bei einer der obigen Empfehlungen. Muss natürlich nichts heißen, aber als gebranntes Kind bin ich jetzt misstrauisch.


    Jetzt hetz mal nicht so rum Thomas, lass den Anderen mal ein wenig Zeit mit der Beratung ;)
    Damals hast Du ja auch noch keine Tamino-Referenzen als Empfehlung gehabt - aus Schaden wird man klug :D
    [Die Frage ist: Was passiert, wenn Du aufgrund unserer Empfehlungen in den Dreck langen würdest :wacky: :untertauch::pfeif: ]


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Zitat

    Original von thdeck
    Sollte ich zu Levine greifen? Oder doch die ältere mit Price?


    Also ich habe die Levine-Aufnahme und kann weder inhaltlich noch klanglich meckern.


    Eigentlich war das erst mal ein "Fehlkauf", da ich im Geschäft daran vorbeigelaufen bin und nur Price gelesen hatte. Erst zuhause habe ich festgestellt, dass ich eigentlich die ältere RCA-Aufnahme auf der Shopping-Liste hatte. 8o Als ich aber die CD zum ersten mal abgespielt hatte, war ich wirklich mehr als zufrieden! Auch wenn man "vielleicht" die ersten Abnutzungserscheinungen bei Price feststellen kann, gleicht der Rest das wieder vollständig aus! Die Aufnahme klingt voll, bunt und sehr hörenswert. :yes:


    MFG


    JH.

  • Hallo,
    unter den oben genannten Bedingungen kenne ich keine
    Aufnahme,die ich guten Gewissens empfehlen könnte.
    Wenn es um den zeitgemäßen Sound geht ,würde ich die
    neueste Aufnahme nehmen.Die kenne ich aber nicht.


    (Ich wähle Verdi-Opern nur nach den Sängern aus,und da
    ist es schon schwierig genug.)


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Lieber Stefan,
    ich habe einige Lieblingsaufnahmen.
    Die Nr.1 ist die, mit meinem absoluten Lieblingssänger
    Leonad Warren,von 1959 als Don Carlo.
    Dann die deuschsprachige Rundfunkaufnahme
    mit R.Schock und J.Metternich.
    Dann kommt auch noch die Callas-Aufnahme von 1955,
    aber nur der Callas wegen.Dann gibt es noch eine
    rumänische Produktion mit dem großartigen Bariton
    Nicolai Herlea,und noch einige MET-Mitschnitte.


    Meine Idealbesetzung wäre :
    Anita Cerquetti,
    Guilietta Simionato,
    Richard Tucker,
    Leonard Warren,natürlich,
    Cesare Siepi,
    Fernando Corena,
    Dir.Tullio Serafin.Aber die Besetzung gibt es leider nur stückweise.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Lieber Herbert,


    also ist der Markt wieder einmal meilenweit von einer Idealaufnahme entfernt :rolleyes:
    Vielleicht werden später mit den technischen Mitteln ja wirklich mal solche Produktionen übergangslos zusammengeschnitten 8)


    :hello:
    Stefan

    Viva la libertà!

  • Meine Empfehlung in Bezug auf m u s i k a l i s c h e Qualität, denn für mich ist die Tonqualität zweitrangig:


    Tebaldi-del Monaco-Protti unter Mitropoulos vom Maggio musicale Fiorentino 1953.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Zitat

    Original von Herbert Henn
    Lie
    Dann die deuschsprachige Rundfunkaufnahme
    mit R.Schock und J.Metternich.
    :hello:Herbert.


    War das die gesamte Oper oder ein Querschnitt?
    Das Duett Alvaro-Carlos singen die Beiden hinreissend.

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Zitat

    Original von thdeck
    In zwei Tagen habe ich mich entschieden...


    Hat ein bisschen länger gedauert, aber inzwischen ist die Levine-Aufnahme bestellt...



    Thomas Deck


  • Hallo Thomas,


    und wie fällt Dein Urteil diesbezüglich aus? :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Habe mich auch die letzte Zeit etwas eingehender mit der "Forza" beschäftigt, diese Oper auch überhaupt erst kennengelernt. Statements zu drei gehörten Aufnahmen:


    Callas, Tucker, Serafin, Scala, (1953 ?)


    [jpc]5229211
    [/jpc]


    Bei dieser Aufnahme ist erst mal zu beachten, dass es sie wegen abgelaufenem Copyright in einer Preisspanne von 6-60€ zu erwerben gibt (wobei sicher ggf. auf Kürzungen zu achten ist). Ist aber als Gesamtaufnahme nicht mein Fall. Callas ist sicher hörenswert und musikalisch auch insgesamt unter Serafin eine gute Aufnahme, aber Tucker ist, trotz aller seiner Vorzüge, für mich wegen seines antiken Heldengejammer in dieser Aufnahme nicht tragbar. Vor allem im Schlussduett Alvaro-Carlos geht er mir mächtig auf den Zeiger, diese Art zu singen ist einfach nicht mein Fall. Als Duca beispielsweise, wenn er nicht so viel zu leiden hat, mag ich Ihn dagegen sehr.
    Da darüber hinaus die tiefen Männerrollen sehr unscheinbar besetzt sind, insgesamt für mich keinesfalls erste Wahl, wohl aber wegen der angesprochenen Vorzüge kennenswert.



    Tebaldi, Monaco,Siepi, Mitropoulos, Florenz 1953



    Diese Aufnahme hat einen legendären Ruf und wenn man nicht ganz taub ist, versteht man auch sofort, warum. Alle beteiligten Sänger sind glänzend disponiert und warten mit üppigem Material auf - was durch die etwas hallige Aufnahmequalität noch etwas begünstigt sein mag.
    Aber auch sängerisch wird einiges geboten. Selbst del Monaco verdient ein Ohr. Der dunkle Bronzeton trumpft nicht nur grandios-ausladend auf, sondern leistet sich an manchen Stellen einige ganz ungewohnte, subtile leise Töne. Siepis voluminöser Bass und sein Legato lassen den Gesangsliebhaber ins Schwärmen geraten (besser habe ich Ihn bisher noch nicht gehört!) und Tebaldi ist einfach grandios. Die Schlussszene habe ich glaube spontan so 3-4 mal hintereinander gehört. Der Carlos von Protti fällt etwas ab, da er mit etwas grob wirkendem Material aufwartet, aber auch O.K. Die Aufnahme wie gesagt etwas hallig und wenig Höhen, aber es gibt aus dieser Zeit klanglich deutlich schlechtere Dokumente.



    Martinis, Neidlinger, Schock, Metternich, Frick, Mödl, Schmidt-Isserstedt 1952



    Bei diesem Rundfunkmitschnitt ist die Klangqualität hingegen explizit hervorzuheben, sie liegt deutlich über dem Durchschnitt Ihrer Zeit. Aber auch sängerisch wird viel geboten und, sofern man die deutsche Sprache nicht scheut, kann ich Herberts Empfehlung für diese Aufnahme nur deutlich unterstreichen. Die Frauenrollen scheinen mir in den vorher genannten Aufnahmen noch etwas besser besetzt, sind aber auch gut. Metternich und Schock sind bestens bei Stimme und singen - für mich überraschend - sogar das große Duett im Finale ohne die mich oft so nervenden Jammer- und Schluchz-Orgie. Hervorheben muss ich als Bassfreund natürlich Frick, der es wieder mal schafft, mir jede einzelne Phrase durch Ihre sehr individuelle Gestaltung ins Gedächtnis zu hämmern.



    Ahso: Und ich bitte um Vergebung, meine Begeisterung für einzelne Sänger gerade anlässlich der Aufnahme einer Verdi-Oper hervorzuheben, obwohl es bei Verdi ja doch gar keine schönen Stimmen zu hören gibt. :D


    Gruß
    Sascha

  • Zitat

    Zitat von Antracis: Callas ist sicher hörenswert und musikalisch auch insgesamt unter Serafin eine guten Aufnahme, aber Tucker ist, trotz aller seiner Vorzüge, für mich wegen seines antiken Heldengejammer in dieser Aufnahme nicht tragbar. Vor allem im Schlussduett Alvaro-Carlos geht er mir mächtig auf den Zeiger, diese Art zu singen ist einfach nicht mein Fall. Als Duca beispielsweise, wenn er nicht so viel zu leiden hat, mag ich Ihn dagegen sehr.


    Ich hatte mir vor einigen Jahren die Aufnahme mit Callas und Tucker unter Serafin zugelegt, weil ich Callas sehr gern höre und Tucker eigentlich auch schätze.
    In dieser Aufnahme ist er jedoch auch für mich eine einzige Enttäuschung: Was sein larmoyantes Singen betrifft, kann ich das von Sascha Gesagte voll unterstreichen.


    :hello: Petra

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  • Die Aufnahme, die ich empfehlen würde, entspricht leider nicht der Voraussetzung der optimalen Tonqualität, dafür ist sie annähernd optimal besetzt (und das gilt auch für die angeführte Alternative).


    Aufnahme 1
    Leonora - Zinka Milanov
    Don Alvaro - Richard Tucker
    Don Carlo - Leonard Warren
    Padre Guardiano - Cesare Siepi
    Fra Melitone - Fernando Corena
    Preziosilla - Rosalind Elias
    Dirigent: Fritz Stiedry
    Metropolitan Opera New York, 17. März 1956
    MYTO Records


    Aufnahme 2
    Leonora - Antonietta Stella
    Don Alvaro - Giuseppe di Stefano
    Don Carlo - Ettore Bastianini
    Padre Guardiano - Walter Kreppel
    Fra Melitone - Karl Dönch
    Preziosilla - Giulietta Simionato
    Dirigent: Dimitri Mitropoulos
    Wiener Staatsoper, 23. September 1960
    ORPHEO


    Die zweite Aufnahme ist klanglich besser, die erste Aufnahme ziehe ich vom Ausdruck her dennoch vor. Für den Vergleich mit einer heutigen Produktion in Genua (nichts gegen Genua gesagt) lege ich die Hand aber nicht ins Feuer (dramatische Verbrennungsgefahr !).


    Michael 2

  • Nachdem hier jetzt schon so viele Aufnahmen genannt worden sind, möchte ich noch einmal ein gutes Wort für eine Einspielung einlegen, die bisher noch gar nicht erwähnt wurde:



    Martina Arroyo hat wohl nicht allzu viele Aufnahmen machen dürfen. Dass das wirklich schade ist, erkennt man, wenn man sie hier als Leonora hört: Sie hat einen warmen, vollen Ton zur Verfügung, mit dem sie nahtlos an die Glanzleistungen von Renata Tebaldi in dieser Rolle anknüpft. Auch für Carlo Bergonzi ist das eine der schönsten Verdi-Aufnahmen geworden. Gerade im dritten Akt, der von vielen Tenören eher exaltiert angegangen wird, singt er sehr geschmackvoll und mit wunderbarem Legato. Eine Musterinterpretation! Piero Cappuccilli und Ruggero Raimondi als Don Carlo und Padre Guardiano sind vielleicht nicht die allerbesten Rollenvertreter, liefern aber grundsolide Leistungen ab, die die Erwartungen vollends erfüllen. Der Dirigent, Lamberto Gardelli, hält nicht ganz das hohe Niveau der Sänger, fällt aber auch nicht besonders negativ ins Gewicht. Unter den Studioaufnahmen ist diese Box für mich eine echte Alternative zu den bisher genannten.



  • Vor der oberen DVD-Aufnahme möchte ich warnen.
    Leontyn Price, eine meiner Lieblingssängerinnen ist in dieser, für sie anscheinend zu spät entstandenen Met-Produktion, weit entfernt von ihren früheren Verdi-Interpretationen. Sie scheint sich stimmlich oft in eine Art Gospelgesang zu flüchten.
    Die anderen Mitwirkenden, sind, verglichen mit Met-Produktionen der 50er bis 60er Jahre auch recht mäßig. Sie hinterlassen, bei mir jedenfalls, keine bleibenden Eindrücke.


    Die untere Aufnahme ist von den Sängern und vom Dirigenten(F.Mollinnari-Pradelli) her wahrscheinlich phantastisch.
    Sie wird aber technisch sehr mäßig sein. Ich habe sie allerdings noch nicht gehört.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.


  • Lieber Sascha,


    :yes: :yes: :yes: :yes: :yes:


    Endlich konnte ich diese Aufnahme ausgiebig anhören (spät aber um so überzeugter: Danke für den Hinweis!). Sie hat nur einen Fehler: die immensen Kürzungen. Aber von der Intensität her ist sie hinreißend. Sowohl der Dirigent wie die Protagonisten geben das Beste (nicht nur ihr Bestes) - solange man Verdi auf deutsch so bringt, ist die Diskussion um die Originalsprache beinahe in Gefahr, zweitrangig zu werden. Bisher fand ich mich mit Giuseppe di Stefano/Leyla Gencer/Aldo Protti/Cesare Siepi "forza"mäßig ganz gut bedient, aber jetzt bedarf es schon einer Ausnahme-Referenzaufnahme auf Italienisch, um mich wieder ins Lot zu bringen. Schön langsam ahne ich, was Oper in deutscher Sprache früher einmal wirklich bedeutete. Mit solchen Leistungen vernmochte sie ebenso - romantisch formuliert - "heilige Schauer" auszulösen wie tollster Belcanto und Verismo.


    LG


    Waldi


    Ergänzend noch zu der erwähnten italienischen "Forza", da ich jetzt erst gesehen habe, daß sie in diesem Thread noch nicht erwähnt wurde: Es handelt sich um einen Live-Mitschnitt des Scala-Gastspiels in Köln 1957. Dirigent ist Antonino Votto - sehr auf Effekt bedacht, aber da er's kann, warum nicht! Die Sänger legen sich ebenfalls sehr ins Zeug, wobei es schwer ist zu werten. Denn alle Rollen sind sehr gut besetzt, einschließlich der Preziosilla (Gabriella Carturan) und des Melitone (Enrico Campi). Die Tonqualität ist ganz gut, aber ein gewisser Klirrfaktor ist schon da. Vielleicht auch nur in meiner Edition (Frequenz 1990), die ich vor langer Zeit mit einer ganzen Serie erstanden habe, da es hieß, es käme davon nichts mehr nach (klang irgendwie nach Firmenausverkauf oder so). Wahrscheinlich wurde die Aufführung damals im Rundfunk übertragen, sodaß ich annehme, daß Harald sie kennt und hat. :hello:

  • Zitat

    Original von Felipe II.


    Hallo Thomas,


    und wie fällt Dein Urteil diesbezüglich aus? :hello:


    Ojeh, gerade fällt mir auf, dass ich diese Frage noch nicht beantwortet habe. Zudem bin ich derzeit nicht zuhause und habe daher keinen Zugriff auf meine Aufnahme. Das macht aber nichts, ich bin eh noch nicht in der Lage, eine Aufnahme perfekt zu analysieren. Daher aus dem Gedächtnis:


    - Die technische Qualität ist absolut in Ordung.
    - Auch künstlerisch habe ich nichts auszusetzen, und ich habe zwischenzeitlich die Oper zweimal live gesehen (Genua und Essen).
    - Was Leontyn Price anbelangt: Mag sein, dass sie technisch schon mal brillanter war (ich kenne nur diese eine Aufnahme von ihr). Das ändert aber nichts daran, dass sie in dieser Aufnahme künstlerisch voll überzeugt. Ich brauche nicht immer und überall das absolut Beste der Welt. Es muss technisch in der "Oberklasse" spielen (gesanglich-musikalisch-aufnahmetechnisch) und vor allem künstlerisch überzeugen.


    Ich würde mir die Aufnahme jederzeit wieder kaufen.



    Thomas Deck

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  • Die älteste Aufnahme dieser Oper ist auch eine der besten:





    Die erste Aufnahme von La Forza del Destino entstand noch auf Schellackplatten im Sommer 1941. Die politischen Verhältnisse dieser Zeit spiegeln sich auch in diesem Tondokument wider: Im zweiten Akt wurde der Ausruf "Morte ai Tedeschi!" (Tod den Deutschen!) durch "Morte ai nemici!" (Tod den Feinden!) ersetzt. Leider ist das nicht der einzige Eingriff in die Partitur. In der dritten Szene des dritten Akts wurde das Duett Alvaro / Carlo gestrichen, was allerdings keine Besonderheit dieser Aufnahme ist, sondern damals übliche Aufführungspraxis war. Die Tonqualität ist so schlecht, wie man das bei einer Aufnahme dieses Alters erwarten muss.


    Die weibliche Hauptrolle ist besetzt mit Maria Caniglia. Ihre Leonora ist keine tragische Figur wie die von Maria Callas. Sie punktet auch weniger mit edel-massigem Wohlklang wie Renata Tebaldi sondern mit sprühendem Temperament und dramatischer Attacke, manchmal auf Kosten der Präzision. Während sie im Ballo in Maschera mit Gigli oft schmerzhaft zu tief singt, springt hier aber der Funke über. Ihr gelingt eine aufopferungsvolle Darstellung der Leonora.


    Galliano Masini (1896-1986), der Alvaro dieser Aufnahme, war für mich eine echte Entdeckung. Er besitzt eine aufregende metallische und höhensichere Stimme, von der ich gern mehr hören würde. Er teilt aber das Schicksal von so vielen erstklassigen Sängern, die von ihren Zeitgenossen gefeiert wurden, aber heute praktisch vergessen sind. Viele Aufnahmen dieses Sängers scheint es leider nicht zu geben. Umso wertvoller ist diese Gesamtaufnahme. Von der Stimmqualität ist das ganz außerordentlich: ein echter gut fokussierter Spinto-Tenor mit großer Durchschlagskraft in der hohen Lage. Masinis Timbre ist ein wenig nasal, aber nicht unangenehm, weil mit einer leicht melancholischen Färbung. Also großartiges Material, wenn er auch an einigen Stellen (Schlussszene) etwas unpersönlich bleibt. (Kleine Warnung an Antracis: Wie bei einigen anderen Alvaros muss man bei Masini über gelegentliche Schluchzer hinweghören.)


    Carlo Tagliabue, der hier den Don Carlo singt, ist vielleicht aus einigen Aufnahmen aus der Zeit um 1950 bekannt, unter anderem als Carlo in der Forza-Aufnahme mit Maria Callas. In den Aufnahmen aus dieser Zeit hat er mich nie so richtig vom Stuhl gehauen. Die Stimme schien mir rau, brüchig und uninteressant. 1941 war er offensichtlich noch in deutlich besserer Form. Er singt die Partie vielleicht etwas zu eindimensional auftrumpfend, aber in seiner großen Arie ("Urna fatale") kann man ein außerordentlich gut ausgeprägtes oberes Register bestaunen. Ein geradliniger Bösewicht ohne jede Noblesse aber mit beeindruckender Stimme.


    In den Rollen der Preziosilla und des Padre Guardiano sind zwei der ganz großen Sänger des 20. Jahrhunderts zu hören: Sowohl Ebe Stignani als auch der wunderbar sonore Tancredi Pasero haben unter den Nachgeborenen nicht viele Konkurrenten zu fürchten.


    Gino Marinuzzi war in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einer der wichtigsten italienischen Dirigenten, insbesondere unter Mussolini, mit dem er wohl sympathisierte. Er starb 1945, ohne viele Aufnahmen zu hinterlassen. Die Tempi in dieser Forza sind überaus zügig, aber nicht gehetzt. Viele orchestrale Details und dynamische Feinheiten werden von der Aufnahmetechnik eliminiert. Was man aber hören kann, scheint mir sehr gelungen.


    Fazit: Empfehlung für alle Freunde klassischer Verdi-Stimmen und historischer Tondokumente.

  • Einen weiteren Livemitschnitt kann ich noch empfehlen:


    aus dem Teatro Communale in Florenz, 08.06.1956.



    Giuseppe di Stefano klingt hier freier und weniger angestrengt als in dem von Brunello genannten Mitropoulos-Mitschnitt von 1960 und singt auch, anders als noch 1955 bei seinem mitgeschnittenen Rollendebüt an der Scala, völlig schluchzfrei. Diese Rolle war für di Stefano sicher grenzwertig, aber in dieser Form ist er für mich einer der besten Alvaros. Für Renata Tebaldi war die Leonora eine ihrer besten Rollen. Außerdem gibt diese Aufnahme Gelegenheit als Padre Guardiano eine der größten italienischen Bassstimmen der Nachkriegszeit zu hören: Giulio Neri, dem allerdings die Eleganz von Pasero oder Siepi abgeht. Giangiacomo Guelfi als Carlo ist sehr gut im "Son pereda", dem er einen interessanten überheblichen Unterton gibt. Ausgezeichnet ist selbstverständlich auch Fedora Barbieri als Preziosilla.

  • Lieber Zauberton,


    vielen Dank für Deine Vorstellung der "Forza"-Einspielung von 1941. Ich habe Deine Zeilen zum Anlass genommen, diese Einspielung mal wieder hervorzuholen und Teile davon anzuhören.


    Wirklich bemerkenswert der Tenor Galliano Masini - das Material ist beeindruckend - die Attacke in der Höhe faszinierend. Dabei differenziert Masini stärker, als beispielsweise del Monaco, eine interesssante Empfehlung. Bleiben die Unarten, die ich auch als störend empfinde, aber solche finden sich bsplsw. bei Tucker auch, dessen stimmliche Qualitäten wohl unbestreitbar sind.


    Carlo Tagliabue war zum Zeitpunkt der Callas-"Forza" deutlich über seinen Zenit hinaus, 1941 kann man ihn noch im Vollbesitz seiner Stimme erleben - und da schneidet er deutlich besser ab.


    Nicht mein Fall ist Maria Caniglia, neben gelungenem finden sich auch Schwächen - fast alle Töne überm System sind problematisch, was auch das Duett mit dem Pater Guardiano, Tancredi Pasero - sehr nobel - etwas eintrübt.


    Mit gebotener Vorsicht - die Klangqualität ist gar nicht so schlecht, aber eben zeittypisch - würde ich auch das Orchester lobend erwähnen: ein frische, dramatische, rhythmisch spannende Aufführung...


    Wenn ich nicht ganz irre, habe ich den Tausch "tedeschi" in "nemici" auch in anderen Aufnahmen schon gehört.


    Also: wer sich am Klang nicht stört, ist mit dieser "Forza" wirklich gut bedient.

  • Auch wenn sowohl historisch (Österr. Erbfolgekrieg) als auch zur Zeit der Uraufführung (1862) als eigentliche Adressaten dieser Verwünschung die austriaci gemeint sein dürften (die es aber als solche noch nicht gab), bin ich über diese Textänderung durchaus nicht unglücklich, auch wenn sie der Liaison von Faschismus und Nationalsozialimus zu verdanken ist.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Ich weiß nicht genau, ob meine favorisierte Aufnahme die selbe ist, die weiter oben schon von Herbert genannt wurde, ich meine die folgende:



    Giuseppe Di Stefano, Zinka Milanov, Leonard Warren,
    Rosalind Elias, Giorgio Tozzi,
    Santa Cecilia Orchestra, Rom
    Fernando Previtali
    Label: GOP , ADD/m, 1958 - 3 CDs


    Ich muß gestehen, dass ich nur einen Querschnitt besitze (die GA war mir zu teuer!) und darauf hoffe, dass sie heuer (50 Jahre sind vorbei) bei einem Billiglabel herauskommt!

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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