Auch mich stört das ein wenig, daß hier immer wieder danach gewogen wird, wer "Antisemit" war und wer nicht.
Das mag in einem Politforum angebracht sein -
(Friedrich der Große und Kaiserin Maria Thresia von Österreich sind sakrosankt)
auch in einem über Soziologie.,
hat aber mit "Klassischer Musik" nach meinem Dafürhalten nichts zu tun.
Ich habe mich bei neutralen Quellen kundig gemacht
(Wikipedia ist bitte KEINE, die frönen dort dem selben Sport, die politische Vergangernheit von einstigen Größen aufzuwärmen.
Wenn ich eine neutrale Quelle meine, dann ist hier selbstverständlich Brockhaus federführend.
Die führende Enzyklopädie in deutscher Sprache erwähnte mit keinem Wort Ihre politische Vergangenheit - menschliche Charakterzübe haben in einer Enzyklopädie nun mal nichts zu suchen.
In Metzlers "Neuem Lexikon der Musik" hatte ich zumindest einen Satz in dieser Hinsicht erwartet - Fehlanzeige.
Es wird erwähnt, daß Sie Leschetizky und Sauer-Schülerin gewesen sei.
Kurzes Zitat aus Metzlers "Neues Lexikon der Musik
ZitatE.N verkörperte als Pianistin einen eigenen Typus. Sie errang sich schnell internationales Ansehen als Beethoven-Interpretin von suggestiver Darstellungskraft. Später diente sie mehr und mehr in ihrem geradezu priesterlichen Auftreten, einem Beethoven-Kult, der typische Züge des romantischen Beethoven-Verständnisses trug.....
noch ein Zitat:
ZitatBei München wohnt eine ... Frau, die besser als Michelangeli und Gould fühlt, wie Beethoven gespielt sein will. ... Immer wieder versuchte sie…, herauszuholen, worüber blendende Pianisten gern hinwegwollen: die Innigkeit. (Joachim Kaiser)
Die Internetseite FemBio erwähnt zwar ihre NS-Vergangenheit, schreibt aber andrerseits:
ZitatNeben ihren Konzertverpflichtungen spielte sie für Kinder in Schulen, für Soldaten in Lazaretten und für Strafgefangene in Zuchthäusern. Ohne Gage spielte sie für ArbeiterInnen, die kein Geld für Konzertkarten hatten. Mitmenschlichkeit war ihr beeindruckendster Charakterzug.
Das Österreichlexikon, welches sie eigentlich wegen ihrer Tätigkeit am Salzburger Konservatorium während des Krieges auflisten sollte - hat sie in beiden Auflagen (trotz 50% Volumenzuwachs bei der 2. Auflage !!!) "vergessen"........
Soweit - so gut. (?)
Wie immer man diese Frau beurteilt, so ist es doch signifikant, daß sie offensichtlich jahrzehntelang quasi totgeschwiegen wurde.
Ferner ist interessant, daß sich hier fast niemand über ihr Klavierspiel an sich äussert.
Und dazu gäbe es einiges zu sagen - und nicht nur Positives, wenn gleich ich scheinbar in die (mich) verstörendste Aufnahme zuallererst hineingehört habe:
An manchen Stellen - ich habe die CD noch nicht - spielt sie wie eine Besessene - vieles ist anders als gewohnt.
Irgendwie erinnert mich ihre Selbstdarstellung an CELIBIDACHE, der ja auch ein "Missionar" in Sachen Klassik war.....
mfg aus Wien
Alfred