Hallo,
ich verstehe gar nicht, warum ihr auf die Arche überwiegend ernste Opern mitnehmen wollt, als wenn die Arche nicht schon traurig genug wäre.
Meine erste Wahl ist eine Aufnahme, die ich schon lange besitze und immer mochte, bei der es aber gedauert hat, bis ich wirklich begriffen habe, welchen Schatz ich da eigentlich horte:
Gaetano Donizetti
L'elisir d'amore
Maggio Musicale Fiorentino 1967 (live)
Renata Scotto, Carlo Bergonzi, Carlo Cava, Giuseppe Taddei
Gianandrea Gavazzeni
Die Aufführung beginnt ganz entspannt und alle Akteure brauchen ein paar Minuten, um richtig beisammen zu sein, aber Bergonzi lässt schon mit seinem ersten Lied aufhorchen. Taddeis Auftritt als Belcore ist noch recht gemessen (der ärmste muss einen längeren Marsch hinter sich haben), aber von Minute zu Minute kommt die Aufführung in die Gänge und bei der ersten Szene Adina/Nemorino haben sich bereits alle guten Operngeister auf der Bühne versammelt. Der Rest des 1. Aktes beweist, dass man einem Glücksfall von Opernabend beiwohnt (hinreißend Cava's Dulcamara). Der zweite Akt ist einfach perfekt, Nummer für Nummer Opernglückseligkeit. Ein Opernfest!
Es soll Leute im Forum geben, die meinen, Bergonzi sei ein richtig guter Verdi-Sänger. Diese sollten sich einmal seinen Nemorino anhören. Er singt stilistisch perfekt, setzt seine ganze dynamische Bandbreite ein, ohne an seine Grenzen zu stossen und lässt una furtiva lacrima mit einem Diminuendo ins Pianissimo verhauchen!
Für eine weitere Überraschung könnte Renata Scotto sorgen. Wer sie nur in ihren Aufnahmen aus den 70ern und frühen 80ern gehört hat, lernt hier einen lyrischen Sopran von überwältigender Qualität kennen. Hier singt sie in einer ganz anderen Liga als später in den mehr dramatischen Rollen, die nie ohne hörbare Anstrengung gelingen. Als lyrischer Sopran war sie Weltklasse!
Ciao