Philip Glass – Klassik oder Kommerz?

  • Hallo, miteinander!


    Es ist die Filmmusik, wie etwa "Koyanisquaatsi", die mir aufgrund der bildlichen Analogien, die ich nie gänzlich aus dem Hinterkopf bekomme, noch am ehesten zusagt - immer vorausgesetzt, dass ich die Mittel für weitaus schlichter und weniger tragfähig halte als bei Reich oder Adams. Aber diese Meinung vertrete ich ja nun wahrlich nicht allein.


    Ansonsten kenne ich das Violinkonzert; es hat zumindest etwas Unverwechselbares im Stil und überzeugt mich daher stärker als etwa Nymans Klavierkonzert, die arrangierte Filmmusik zu "The Piano". Denn Glass bedient die klassische Form zwar nicht sonderlich originell, aber struktruiert und klanglich transparent. Nyman hingegen liefert eine zähflüssige Sauce, in der man rühren kann, aus der aber keine Form mehr wird.


    Ein Werk wie Glass' "Dance Suite on the upper floor" (falls mich korrekt an den Titel erinnere) hat mir dann das Interesse an weiteren Werken dieses Komponisten vergällt. Das ist schlechte Pop-Musik, da denkbar simpel in Instrumentierung, Melodik und Harmonik, ohne eine sinnvolle Entwicklung, plakativ, langweilig. Da kann ich mir dann auch "Das Gebet einer Jungfrau" andächtig zu Gemüte führen, das hat aber mehr Kult.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Zitat

    Wenn ich etwas von Glass gerne höre, sind es die sehr frühen Werke bzw. seine Filmmusiken, allen voran die Musik zu Mishima, einem Film von Paul Schrader.


    Lieber Wulf,


    hmm, wenn Du seine Filmmusik so hoch einschätzt, dann habe ich wohl vor längerer Zeit einen Fehler gemacht, die Mishima-CD zum günstigen Preis stehen zu lassen, und vor ein paar Wochen für ganze 3 Euro die Filmmusik zu "Notes on a scandal" (2006, Regisseur Richard Eyre mit Judi Dench und Cate Blanchett, habe ich aber im Kino nicht gesehen) - da habe ich an trotz des Preises an meine ausufernden Regalmeter gedacht und daran, dass für mich bei Glass "je jünger desto schlechter" gilt. Kennst Du - oder jemand anderes diese letzte CD?


    Grüße,
    Gustav Theodor

    "Nur in der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben."
    Immanuel Kant

  • Zitat

    Original von Gustav Theodor
    die Filmmusik zu "Notes on a scandal" (2006, Regisseur Richard Eyre mit Judi Dench und Cate Blanchett, habe ich aber im Kino nicht gesehen) - da habe ich an trotz des Preises an meine ausufernden Regalmeter gedacht und daran, dass für mich bei Glass "je jünger desto schlechter" gilt. Kennst Du - oder jemand anderes diese letzte CD?


    Liebes Gustav,


    ich kenne den Soundtrack zu "Notes on a scandal" (den Film habe ich auch noch nicht gesehen, die Musik war für den Oscar nominiert). Ich war recht angetan, ohne jetzt sagen zu wollen, dass es ein Meisterwerk ist. Mit Sicherheit keine Filmmusik, die man unbedingt haben muss, dennoch hörenswert, vielleicht aber eher im Detail als im Großen. Denn zwar ist auch dieser Score über weite Strecken typisch Glass, aber an einigen Stellen hat er es geschafft, mich zu überraschen: Die Oboen-Soli zu Beginn der Tracks "Betrayal" und "A life lived together" waren für mich ziemlich untypischer Glass, jenseits vom minimalistischen Klangteppich. Leider hat er sie nicht konsequenter weiter ausgearbeitet. Obwohl ich z.B. einzelne Tracks aus der Musik zu "The Hours" besser finde (der Track "The Hours" ist fantastisch), so macht sich für mich beim Album als Ganzem doch schneller Ermüdung breit als bei "Notes on a Scandal", ich finde diesen Soundtrack etwas abwechslungsreicher, wenn auch unspektakulärer. Aber wie gesagt, ich habe den Film leider nicht gesehen und ich bin schon der Meinung, dass die suggestive Kraft von Glass' Musik einiges gewinnt, wenn man die entsprechenden Bilder dazu hat.


    Ich schätze Philipp Glass und einige seiner Musiken, Teile daraus finde ich sogar ganz hervorragend, so z.B. seine Musik für die Filme "Candyman" (das Hauptthema ist grandios!), "Kundun" und "The Fog of War". Allerdings stellt sich ohne Bilder nach etwa 30 Minuten eine gewisse Ermüdung ein, weshalb ich eher selten einen ganzen Glass Score durchhöre, sondern mir eher einzelne Tracks rauspicke.


    Die "Heroes"-Symphonie habe ich auch, hier ist es dasselbe: Teile daraus finde ich sehr gelungen und interessant aber durchgehend hält mich das Werk nicht bei der Stange.


    Best, DiO :beatnik:

  • Lieber DiO,


    herzlichen Dank für die ausführlichen Tipps, ich werde sie beherzigen und beim nächsten Mal zuschlagen, umso ärgerlicher wegen den unschlagbaren zwei Euro.

    Ich habe durch die ganze bisherige Diskussion den Eindruck gewonnen, als ob das Hören von Glass doch vielen Leuten Schwierigkeiten macht. Ich bin mir aber nicht sicher, ob das an der Komposition liegt oder an der Art, diese Musik zu hören.


    Wir sind als "Klassik"-Hörer darauf konditioniert, bestimmte Erwartungen an rational feststellbare Entwicklungen der musikalischen Gestalt erfüllt zu bekommen, und wenn das nicht stattfindet, sind wir enttäuscht und sagen, die Musik sei nicht gut. Beim Hören von Glass-Stücken (ich meine, um nicht missverstanden zu werden, vor allem die frühen, denen ich eine größere Qualität zuspreche) und von Minimal music im Allgemeinen wird aber diese Erwartungshaltung enttäuscht, weil als Prinzip eben nicht die mitteleuropäische Musiktradition dahinter steckt, sondern eine asiatische, hier konkret die indische. Glass und auch Reich beziehen sich ja explizit auf ihre Studien bei indischen Musikern.

    Vielleicht sollten wir es nicht als negativ bewerten, wenn wir beim Hören "abgleiten", die Eintönigkeit als Möglichkeit sehen, in den "Flow" zu kommen. Naja, ist nur so ein Gedanke, gelingt mir auch nicht immer, und das ganze ist natürlich auch irgendwie ein Totschlagargument. Mir ist es nur bei einigem Hören so ergangen, dass die Musik auch bei hoher Lautstärke überhaupt nicht mehr nervt, wenn man sich damit abfindet, dass es nix zu erkennen gibt... aber die Leute, die aus der Entfernung zuhörten (zuhören mussten), baten mich inständig, doch bitte schnell wieder meine andere moderne Quietschemusik aufzulegen, das sei längst nicht so schlimm.


    Herzliche Grüße,
    Gustav Theodor

    "Nur in der Gesellschaft wird es interessant, Geschmack zu haben."
    Immanuel Kant

  • Lieber Gustav,


    und ich kann - wie bereits erwähnt - aus meiner Warte am ehesten noch die Filmmusik zu Mishima empfehlen:



    Teile daraus sind v.a. durch deren Verwendung in dem Film The Truman Show bekannt geworden.


    :hello:
    Wulf


    P.S. Wie gesagt, ich lasse mich regelmäßig anstecken von den klug positionierten repetitiven Strukturen Reichs, aber Glass ist mir im Großen und Ganzen inzwischen zu fad. :untertauch:

  • Zitat

    Original von JoeBroesel
    Wie viele andere Komponisten schreibt Glass auch Musikstücke, um damit Geld zu verdienen, aber mir ist kein anderer bekannt, der das so offen zugibt. Zitat:“… Mit möglichst wenig Aufwand möglichst viel Geld verdienen…..“


    Na, da schlag ich mir doch auf die Oberschenkel vor Lachen, wenn ich nur an Mozart denke, der hat doch nur aus künstlerischer Überzeugung komponiert :hahahaha:
    Da ist mir ein ehrlicher Philip Glass aber lieber!

    if you have to have jazz explained to you, you'll never know. L. Armstrong

  • Ich hätte mir nie gedacht, daß ich je in einem Thread zum Thema Phillip Glass schreiben würde, und noch viel weniger, dass gerade ich es sein würde, der diesen Thread nach fast zweijährigem Dornröschenschlaf wieder ans Tageslicht holen würde.
    Indes – der Zufall wollte es, dass ich im Rahmen des neuen Threads über die „Vier Jahreszeiten“ – nicht notwendigerweise von Vivaldi – Werke von anderen Komponisten zu diesem Thema suchte. So stieß ich auf das Klavierkonzert Nr 2 von Philip Glass, welches er im Herbst 2009 im Auftrag des amerikanischen Geigers Robert McDuffie geschrieben hat, welcher es noch im gleichen Jahr uraufgeführt und für Tonträger eingespielt hat. Das Konzert trägt den Titel "The American four Seasons".
    Glaubt man der PR, dann hat McDuffie um eine zeitgenössiche Komposition gebeten, welche er mit Vivaldis 4 Jahreszeiten in einem Konzert - quasi kontrastierend aber mit gelichem Bezug - aufführen könne.


    Wenngleich ich diese Aufnahme natürlich nicht zur Verfügung hatte, so konnte ich doch beim Hören der Soundsamples einen groben Eindruck gewinnen



    Ich war überrascht über die vorhandene Tonalität, die mit Rhythmik gepaart ein (für mich) interessantes Ergebnis lieferte. Die ständigen Wiederholungen, mit leichten Abwandlungen kommen meinem Streben nach Kontinuität entgegen und üben zudem eine gewisse hypnotische Wirkung – wie etwa Ravels Bolero – auf mich aus.


    Natürlich ist hier sicher auch kommerzielles Denken mit im Spiel, aber das hat zur Folge, dass der Komponist auch das eventuelle Publikum in seine Werke mit einbezieht.


    Ich habe weiter oben im Thread gelesen, daß Glass seinen Kompositionsstil geändert habe, daß er gewissermaßen (wenn ich es richtig verstanden habe) seine "Radikalität " zugunsten einer gewissen "Verbindlichkeit" gemildert habe (?)
    Sollte das der Fall sein, dann kann ich ihn hiezu nur gratulieren.



    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der amerikanische Komponist Philip Glass feiert am Dienstag seinen 75. Geburtstag.



    Glass studierte in New York und Paris und beschäftigte sich bereits in den sechziger Jahren mit indischer Musik. Der internationale Durchbruch gelang ihm in den siebziger Jahren mit der Oper "Einstein on the Beach", die er gemeinsam mit Robert Wilson produzierte. Seither schrieb Philip Glass zahlreiche weitere Opern, aber auch Kammermusik, Orchesterwerke, Ballettmusik und Filmmusik. Sein repetitiver Stil wird der Minimal Music zugerechnet, auch wenn er selbst diese Einordnung ablehnt.
    Aus Anlass seines 75. Geburtstags wird am Dienstag Philip Glass' jüngste Komposition, "Symphony No. 9", in der New Yorker Carnegie Hall aufgeführt.

    (Quelle: WDR)


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich bin ganz erstaunt, wie schlecht Glass hier wegkommt. Ich mag ihn sehr gern. Besonders sein Violinkonzert. Ich habe eine sehr schöne Aufnahme mit Kremer und habe auch einmal in der Kölner Philharmonie live erlebt. Beides war für mich sehr schön. Ich finde es sehr aufregend, wie er sich im kleinsten Kreis bewegt und dann durch minimale Bewegungen eine starke Spannung aufleben lässt. Dazu die oft sehr markanten schnellen Rhytmen als BAsis, die häufig etwas sehr treibendes haben. Heftigste Bewegung auf kleinstem Raum, große Aufmerksamkeit auf kleine dezente Effekte (z.B. beim Violinkonzert im 3. Satz dieses hölzerne Klöppelding).
    Koyanisquatsi (o.s.ä) begeistert mich auch. Vor allem in Zusammenhang mit dem Film.


    Ich finde, Vieles von Glass hat so einen volksmusikalischen Charakter, es erinnert mich an slawische Tänze u.ä. , nicht in der Melodie, sondern in der allgemeinen Wirklung.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • 01.02.2012 - 00:15 bis 01:10 Uhr


    BR-alpha zum 75. Geburtstag des Künstlers:


    ... klingt wie Philip Glass ... Porträt des amerikanischen Komponisten
    Redaktion: Gábor Toldy


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Wie Klaus überrascht auch mich die doch überwiegende Negativ-Sicht auf Glass...auch mir ist klar, dass nicht jeder alles mögen kann und muss, aber ihm gleich Kommerzialisierung vorzuwerfen. Dazu ist seine Musik letztlich doch nicht massentauglich genug, was hier ja auch schon anklang. Minimal Music ist durch die scheinbare Gleichförmigkeit bestimmt nicht "einfach so" mal anhörbar. Gerade bei manchen Glass-Werken (von denen ich bei weitem nur ein paar kenne) wird man erstmal mit einer Art Klangwalze überrollt, die stetig vor sich hin walzt, ohne das im ersten Moment zu erkennen ist, wohin das führen soll bzw. ob dann noch mal "was anderes" kommt.
    Zuerst auf Glass aufmerksam wurde ich durch seine Filmmusik, vor allem zu " Koyaanisqatsi" und zu dem Spielfilm "The Illusionist". Bei letzterem hatte es mir besonders ein bestimmtes Stück angetan, dass darauf über eine Woche als Ohrwurm hatte und in dauernder Wiederholung angehört habe. Sein kurzes Klavierstück "Mad Rush" liebe ich ebenfalls.
    Außerdem gefallen mir v.a. seine Opern (ich kenne nicht alle, es gibt ja so einige, die aber eh nicht alle als Einspielung vorliegen und wenn dann nur in einer, also gibt es keine Alternativen). Glass nimmt sich in diesen oft berühmten Persönlichkeiten, auch Wissenschaftlern an. Sie sind genau genommen keine biografischen Darstellung mit Szenen aus Lebensstaionen, sondern mehr Abhandlungen/Annäherungen an die Personen und ihr "Werk".


    Akhnaten (über den Pharao Echnaton)




    Hier ist die Hauptrolle mit Counter-Tenor besetzt, was mich zuerst abschreckte, da ich damit bisher wenig anfangen kann, aber der in der Aufnahme singende Paul Esswood hat mich eines Besseren belehrt. Der Dirigent Dennis Russell Davis ist einer, der Glass sehr oft dirigiert hat (meist auch Uraufführungen...die Aufnahme ist so eine), er leitet hier das Stuttgarter Staatsopenern-Orchester und ich bin sehr zufrieden.


    Einstein on the Beach




    Hier stellt sich noch mehr die Frage, ob das noch Oper ist. Eines von Glass' schwierigsten Werken, da hier das sequenzweise Wiederholen arg strapaziert und auch kaum gesungen wird.


    Mein bisheriger haushoher Favorit, weil absolut mitreißend und kraftvoll :
    Satyagraha (zu Mahatma Ghandi)




    Satyagraha bezeichnet Ghandis Lehre vom gewaltlosen Widerstand.
    Es ist weniger Oper als eine Art mystischen Religionswerk. Man könnte es fast auch als Chorwerk bezeichnen, da hier meistens ein Chor singt und nur ab und zu von Solo-Stimmen "unterbrochen" wird, der gesamte Text wird in Sanskrit gesungen, jedem der 3. Akte steht thematisch eine Persönlichkeit vor mit der Ghandi Schriftverkehr hatte und die ihn alle beeinflussten ( Leo Tolstoi, Rabindranath Tagore und Martin Luther King jr., die außerdem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft seiner Lehre repräsentieren sollen).
    Dieses Werk hat auf mich eine geradezu hypnotische, soghafte Wirkung. Sehr imposant und fesselnd.

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • ich durfte übrigens einmal Dennis Russel Davis in der Kölner Philharmonie erleben mit dem Violinkonzert von Glass. Das war sehr beeindruckend, diese wie SchallundWahn so schön sagt Klangwalze, die über das Publikum raste in Verbindung mit der quälenden Violine und dem enervierenden Percussionshintergrund, - das war atemberaubend! Der Bruckner nach der Pause (aber eben auch nur die 0.) kam nicht mehr an, die Wirkung des KOnzertes war zu nachhaltig.


    Und Koyaanisquatsi: ist das nicht sehr sehr mutig und damit genau das Gegenteil von kommerziell?


    Weitere Probleme habe ich mit der Klassifizierung "Minimal Music". Trifft das zu? Wenn ich das vergleiche mit Friedman, mit Päärt und evtl. Reich, so sind die Sachen von Glass doch teilweise ganz schön reichhaltig, oder? Und nur weil er immer wieder heftige Wiederholungen bringt?


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Was den Begriff Minimal Music betrifft, so ist der natürlich leicht schwammig (auf jeden Fall bezieht er sich nicht Reichhaltigkeit). Interessant ist das, was man bei Wiki so für Merkmale nachlesen kann :



    Ich würde meinen, da trifft vieles auf Glass' Musik zu, was dann letztlich den Unterschied zwischen den verschiedenen Komponisten dieser Richtung ausmacht, ist wohlmöglich individueller.


    Was "Koyaanisqatsi" angeht, hat Klaus in jedem Fall Recht, dieser Film ist alles andere als kommerziell, nicht nur weil er künstlerisch konträr dazu steht, sondern auch wegen der Botschaft, die damit vermittelt wird. Ich kann allerdings nicht beurteilen, wie Glass dazu steht (obwohl seine Beteiligung wohl nicht willkürlich zustande gekommen ist).

    "Die Glücklichen sind neugierig."
    (Friedrich Nietzsche)

  • Ich persönlich ziehe Steve Reich eigentlich vor, schätze aber Glass trotzdem. Satyagraha habe ich damals in Duisburg in der Oper inder legendären Inszenierung von Achim Freyer gesehen, eine Produktion der Wuppertaler Bühnen. Einstein on the Beach, Satyagraha und Echnaton habe ich auf CD, mir gefällt Echnaton besser als Satyagraha, vielleicht wegen des Stoffs. Die schönste Geschichte aus seinem Leben erzählte er in einer TV-Biographie. Als er noch relativ unbekannt war, fuhr er Taxi in New York, weil er vom Komponieren nicht leben konnte. Ein Fahrgast sah sein Namenssschild und sagte: "Da sind Sie ja der Namensvetter von einem bekannten Komponisten!"

    Aller Anfang ist schwer - außer beim Steinesammeln (Volksmund)

  • Der US-Musiker und Komponist Philip Glass erhält den japanischen Kunstpreis "Praemium Imperiale".
    Die Auszeichnung wird auch als "Nobelpreis der Künste" bezeichnet.
    Glass gilt als bedeutender Vertreter der Minimal Music.
    Der 75-jährige Komponist wurde unter anderem durch Opern, Ballettmusik und Filmmusik bekannt.



    Der "Praemium Imperiale" geht auf das japanische Kaiserhaus zurück.
    Er ist mit umgerechnet rund 160.000 Euro verbunden und damit der international höchstdotierte Preis für Künstler.

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Dass ich bei meinen Streifzügen durch die Sinfonik des 20. Jahrhunderts nicht nur verborgene Perlen (wie Gösta Nystroems 2. Symphonie) sondern auch mal eine Lusche finde, ist klar. Hier ist eine davon.


    Meine erste Begegnung mit dem Sinfoniker "Philip Glass" überhaupt. Seine 3. Symphonie in vier Sätzen in knapp 24 min ist an Uninspiriertheit kaum zu übertreffen. Langweiligste Pattern auf vorhersehbarste Weise permutiert. Als wenn er beweisen wollte, dass man mit Minimal Music NICHT symphonisch komponieren kann. Man kann - wie John Adams und Daniel Asia gezeigt haben - und auch PG kann, siehe sein Violinkonzert. Aber das hier ist nix. Das hat er vermutlich als Auftragsarbeit unter Zeitdruck hingeschlurt. Der erste Satz ist so trostlos, das können Musikstudenten im ersten Semester vermutlich besser. :thumbdown: Lediglich der langsame dritte Satz ist halbwegs anhörbar, aber auch nur wegen der Solovioline. Ich hoffe, die anderen Symphonien sind besser.

  • Meine erste Begegnung mit dem Sinfoniker "Philip Glass" überhaupt. Seine 3. Symphonie in vier Sätzen in knapp 24 min ist an Uninspiriertheit kaum zu übertreffen. Langweiligste Pattern auf vorhersehbarste Weise permutiert. Als wenn er beweisen wollte, dass man mit Minimal Music NICHT symphonisch komponieren kann. Man kann - wie John Adams und Daniel Asia gezeigt haben - und auch PG kann, siehe sein Violinkonzert. Aber das hier ist nix.


    Hallo Lutgra,


    da kann ich wirklich nur zustimmen. Den gleichen "unangenehmen" Eindruck hatte ich auch bei der Heroes Symphony. Langeweile pur!
    Eine CD die sich nicht lange in meiner Sammlung gehalten hat - blos weg damit!


    :!: Achtung - keine Empfehlung!


    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Hallo,


    diese CDs habe ich u. a. von Glass.



    Nachdem ich inzwischen "Simeon ten Holt"
    https://de.wikipedia.org/wiki/Simeon_ten_Holt kenne, halte ich von Glass‘ Minimalmusik nicht mehr viel.


    https://www.youtube.com/watch?v=8c4CbWJuFIM "Conto Ostinato" 2:40:43 ist eine „Gesamteinspielung“ (siehe dazu Wikipedia).


    Die wesentlich bessere Aufnahme ist diese (habe ich auch schon live in Amsterdam gehört/erlebt):
    Wer bei YouTube "Simeon ten Holt Rondane kwartet" eingibt, erhält viele Einzelaufnahmen von "Canto Ostinato", welche vom Klang und der Interpretation die anderen Einspielungen weit übertreffen - es ist auch die neueste Aufnahme.


    Bitte, Zeit nehmen für „Canto ostinato“


    Viele Grüße
    zweiterbass


    Ergänzung: http://www.tamino-klassikforum…on+ten+holt%22#post367097

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

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  • Seit dem 86. Geburtstag des Komponisten sind einige Woche verstrichen. Mit diesem Beitrag holt das Tamino-Klassikforum nach. Herzliche Gratulation!



    Auf dieser Scheibe ist eine Sonate für Violine und Klavier von Philip Glass enthalten. Komponiert hat er sie 2008. Die drei Sätze tragen keine Tempobezeichnung und dauern zwischen 7 bis 8 Minuten. Er bezieht sich auf die romantische Ästhetik. Andrea Cortesi, der Geiger der Aufnahme schreibt im Booklet:


    Der erste Satz drängt, nach einer kurzen Introduktion, vorwärts durch rhythmische Pulsation und Wiederholung von Taktsequenzen. Es werden unterschiedliche Affekte dargestellt: Angst, Hochstimmung, Wut, Schrecken, Distanziertheit. Die wechselnden geistigen Zustände und Stimmungen werden durch die sich wiederholenden Strukturen erzählt.


    Der zweite Satz ist ruhiger und intimer. Der Klang wird transparenter und ist ein Dialog zwischen den beiden Stimmen in wellenförmigen Bewegungen. Die Geige übernimmt anschließend die Melodie, aber der Rhythmus bleibt der Kern des Satzes - ein schlagendes Herz - und der langsame Puls schafft wechselnde harmonische Pfade in innerer Betrachtung und Schönheit.


    Der dritte Satz ist ein Tanz auf der Suche nach seinem Höhepunkt, ein Zyklus von Variationen und Entwicklungen über harmonische Folgen, in denen Violine und Klavier nicht gerade in einen Dialog treten, sondern als zwei Hälften eines Rades, interpretiert werden können, wobei die Geige dazu in der Lage ist aufgrund ihrer lyrischen Dominanz die subjektivere und extrovertierte der beiden zu sein.


    Übersetzung moderato


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Philip Glass hat durchaus Musik komponiert, die ich schon für hörenswert halte.

    Ich habe keine CDs von ihm, aber kenne einige Liveaufnahmen die ich vom Radio mitgeschnitten habe, und die sehr hörenswert sind !


    So zum Bsp.


    Die ”Orphée”-Suite


    Dann gibt es eine Konzert-Fantasie für 2 Pauken und Orchester. Sehr interessant.

    Die Aufnahme die ich kenne , wurde vom Orchestre Symphonique de Montréal, unter Kent Nagano, im Jahre 2015 gespielt.


    Dann gibt es ein höchst bemerkenswertes Werk, mit dem Titel ”Passages”, das von Ravi Shankar & Philip Glass komponiert wurde und 2017 bei den BBC Proms in seiner Gesamtheit uraufgeführt wurde.

    Es spielte das Britten Sinfonia Orchster unter Karen Kamensek

    An der Sitar spielt Anoushka Shankar

    und dazu noch ander indische Musiker

    Klassik und Indische Musik . Sehr reizvoll !


    Das von Glass komponierte Violinkonzert Nr. 2 “The American Four Seasons”, finde ich auch hörenswert. Bei der Aufnahme die ich habe, spielt das Baltic Sea Philharmonic unter Kristjan Järvi

    Mikhail Simonyan spielt die Violine