Dirigenten dirigieren die Orchester. Wie sie das machen, ist sehr unterschiedlich.
Mit oder ohne Taktstock, mit ausladenden Bewegungen oder äusserst sparsamer Körpersprache, mit Sprüngen in die Luft oder sitzend, vital oder durch Altersgebrechen in der Körpersprache reduziert, auswendig mit geschlossenen Augen oder oder mit Blickkontakt zu den Orchestermusikern, ohne Partitur oder mit offener Partitur, in die ständig oder nur ab und zu geblickt wird.
Das Resultat kann die Zuhörer begeistern oder kalt lassen.
Hier zwei Beispiele, die ich ausgewählt habe, weil man die Dirigenten bei ihrem Handwerk oft sieht:
Yuri Simonov mit der Ouvertüre zu den Meistersingern von Nürnberg. Er hat die Partitur auf dem Dirigentenpult, vergisst auch mal das Umblättern, ein grosser Taktstock, weitausladene Körperbewegungen, Blickkontakt zu den Musikern.
und Yuri Termirkanov mit Kikimora op. 63 von Lydov, Rachmaninoff zweitem Klavierkonzert und Tschaikowskys Schwanensee. Auch er hat die Partitur vor sich, in die er oft blickt, ohne Taktstock, grosse Armbewegungen, wenn's nötig ist, kleine Fingerbewegungen, wenn's mal zu laut ist. Kopfschütteln, wenn's mal nicht zu den Intentionen passt.
Aus dem Booklets-Text der Gesamtausgabe aller Furtwängler-Aufnahmen stammt dieses Zitat:
"Von Wilhelm Furtwängler wird berichtet, dass sein Dirigierstil eher ungewöhnlich war und für Orchester, die ihn nicht gewohnt waren, als schwierig bezeichnet wurde. Kritiker nannten seine Tempi instabil und seine Einsätze diffus. Einer seiner Orchestermusiker wird zitiert: "Wir setzten ein, wenn der Doktor mit den Händen beim dritten Knopf des Fracks war." ... Er erzielte auf diese Weise Klangerlebnisse von grosser Leuchtkraft, Wärme, Fülle und Wucht."
Wie ist der Einfluss des Dirigierstils auf das Ergebnis, die Interpretation?
Was ist das Geheimnis grosser Dirigenten?
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