• Bonsoir,


    Meinen Lieblingsgeiger: Gidon Kremer
    Maxim Vengerov
    Vadim Repin
    Christian Ferras


    Meine Lieblingsviolonistin: Patricia Kopatchinskaja
    Hilary Hahn
    Victoria Mullova
    Julia Fischer


    gruß
    roman

  • Dann werde ich auch mal meine Liste los - teils ist sie inspiriert von Aufnahmen, teils von Konzerterfahrungen...


    1) aktuell: Gil Shaham! Ich kenne keinen anderen Geiger, der seinem Ton auch nur entfernt nah kommt. Insbesondere seine Einspielung des Tschaikowskij-Konzertes, aber auch die Wieniawski-Konzerte (er ist einer der wenigen, bei denen diese Konzert nach mehr als Technikübungen klingen). Ich weiß natürlich, dass dieser unglaubliche Schmelz teilweise dem Instrument geschuldet ist - auch darf man nicht vergessen, dass die Aufnahmetechnik zu Zeiten eines Oistrach oder Heifetz nicht so gut war, ihr Klang also nicht hundertprozent bekannt ist. Trotzdem: aktuell könnte ich in Shahams Aufnahmen (und Live-erlebnissen) baden!


    2) Midori mit dem Sibelius-Konzert (Livekonzert). Selten habe das Konzert so rauh und doch so eindringlich erlebt...


    3) Pinchas Zuckerman. Eigentlich fast alle Aufnahmen, die ich kenne, in Erinnerung geblieben ist er mir vor allem wegen seiner Aufnahme der Mozart-Konzerte. Sehr geigerisch, fast romantisch...


    4) Für mich die beste Einspielung der Violinsonaten von Brahms: Augustin Dumay (mit der unglaublichen Maria João Pires am Klavier).


    5) Jascha Heifetz: v.a. die Partiten und Sonaten für Violine solo. Da schimmert fast etwas teuflisches Genie durch die Komposition - heute traut sich niemand mehr, so frei (und doch so musikalisch!) zu spielen.


    6) Meine persönliche Paganini-Erweckung: Viktor Pikaizen (bei einem Konzert, die Aufnahme kenne ich (noch) nicht). Das erste Mal im Leben klangen diese Teufelsteile nach Musik.


    7) Maxim Vengerov: v.a. die Aufnahme der Schostakowitsch-Konzerte.


    Ansonsten natürlich die übliche Verdächtigen, vor allem Oistrach und Perlman. Wen ich dagegen überhaupt nicht leiden kann, ist Kremer - weder spieltechnisch noch interpretatorisch!


    Liebe Grüße,
    Lucia

    Gravitation cannot be held responsible for people falling in love
    Alfred Einstein

    Einmal editiert, zuletzt von Lucia Cué ()

  • Seit ich Hilary Hahn mal live auf der Bühne (und anschließend von nahem bei der Autogrammstunde) erlebt habe, bin ich dieser Geigerinn endgültig verfallen... ich habe zum ersten Mal erlebt, wie eine Geigerin (bei der Zugabe) mit Bach solo einen ganzen Saal ausfüllte, und die Spannung so greifbar war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können...


    Frank-Peter Zimmermann hat mich besonders mit seinem Szymanowski unglaublich beeindruckt; Maxim Vengerov wurde schon öfter genannt, und einiges von Daniel Hope gefällt mir. Ich habe Aufnahmen von den Schostakowitsch-Konzerten von Hahn (leider nur das 1.) und Hope, beides finde ich grandios.


    Auch wenn er umstritten ist und bisweilen ein wenig 'abgleitet': immer wieder lande ich doch auch bei Nigel Kennedy; seine Polen-Abenteuer haben mich zuletzt ziemlich begeistert.

  • Meine liebsten Geiger müssen nicht "messbar " die "besten" sein . Es war für mich serh interessant den ganzen Thred aufmerksam zu lesen .


    Volker Freyvald hat einen der wohl bedeutesten Geiger im Anschluss an eine Hinweis von mir hier erwähnt , dessen Weltkarriere durch seine wohl endogenen Depressionen ( "major despressions" ) leider duch Suizid geendet ist , endlich einmal angemessen mit wenigen Sätzen statt pompösen Bildern von Covers gewürdigt :


    CHRISTIAN FERRAS .


    Schon vor der Zusammenarbeit mit herrlichen Aufnahmen mit von Karajan ( alle DGG ) hatte Christain Ferras alle grossen konzerte und vor allem auch mit Barbizet Kammermusik öffenltich gespielt und aufgenommen ( zur Zeit teilweise erhältlich bei "Andromeda2 ) .


    Die Eleganz des Spiles , die Feinsinnigkeit , die technische Perfektion , die tief empfundene Deutung eines Werkes aus der Partitur heraus bleiben als grossartiges Vermächtnis .


    Nicht übertroffen ( auch nicht durch Szeryng und Milstein ) bleibt Ferras' Kammermusik .



    ZINO FRANCESCATTI ist der wohl letzte Spross der Geiger - Legenden der Francescattis . Wer ihn , diesen aussergewöhnlichen Stilisten vor allem des klassischen Repertoires .


    Grossartig die Aufnahme der Beethovensonaten mit Robert Casadesus ( CBS ) Hier höre ich nur einen Vergleich von David Oistrach und Lev Oborin .



    DAVID OISTRACH bleibt einer der Geiger , die immer Massstaäbe gesetzt haben : im Studio wie im Konzertsaal . Leider leiden seine Aufnahmen zu oft unter den schlechten Tonqualitäten . Aber was ist gegen die Gültigkeit seiner Interpretationen .


    Das Schagenie Gary Kasparow hat uns kurze Einblicke in David Oistrachs grosses Schachkönnen ( immerhin mit dem grossen Botwinnik ! ) erlaubt .


    Als Dirirgent ist David Oistrach leider nicht so sehr in Erinnerung . Aber seine Interpretationen etwa der "Pathétique" - Symphonie mit ihren breiten Tempi ( diese beherrscht er im gegensatz zu der Aufnahme von Bernstein als grosses Ganzes ! ) .



    HENRYK SZERYNG .


    Sein Violinkonzert war das von Johannes Brahms , das er mit Pierre Monteux in einer Refernzaufnahme eingespielt hatte 8 neben weiteren sehr guten Aufnahmen ) .


    Auch sein Beethovenviolinkonzert mit Otto Klemperer ist ein Muss .


    Manches von Szeryngs Plänen blieb wegen dessen gesundheitszustand leider unvollendet bzw. dann gar nicht realisiert ( etwa die drei Brahmssonate ) .




    BRONISLAV HUBERMAN . Fast vergessen ist dieser Ausnahmegeiger . Es lohnt unbedingt , sich ei eigenes Bild zu machen . Eine grosse Persönlichkeit , derer im vergangenen Jahr nach langer Zeit angemessen an verschiedenen Kulturzentren der Welt gedacht worden ist .



    Die Frage taucht auf : wer denn von der "jüngeren" Generation ? Midori , Mullova , die frühe Anne - Sophie Mutter , Chung .
    Wobei sich mir Viktoria Mullova am intensivsten eingeprägt hat .



    Viele Grüsse ,



    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Diese Einschätzung, was Heifetz' Interpretation vor allem von Mozarts A-Dur-Konzert betrifft, teile auch ich voll und ganz.


    Auch eine prominente Geigerin, die 8 (!) Jahre bei Schneiderhan studierte - was Rekord bedeutete, da seine Schüler dessen leider sehr cholerisches Temperament nicht lange ertragen konnten - ist von dieser Heifetz-Einspielung vollauf begeistert. "Ein Wunder!", das war ihre begeisterte Reaktion, als ich ihr dieses A-Dur-Konzert vorspielte.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Zitat

    Original von Woriviol
    Und ein Name darf auch nicht fehlen, wenn man schon von großen Geigern spricht: Stéphane Grappelli. Vielleicht denkt jetzt der eine oder andere, ich hätte eine Schraube locker. Sicher hat er recht, aber nicht im Bezug auf Grappelli. Er war ein begnadeter Künstler auf seinem Instrument und so ganz nebenher spielte er auch hervorragend Klavier. Ich mag Musiker, die mit ihrem Instrument sprechen, die spannend erzählen. Töne produzieren, können viele und das auf höchstem Niveau. Aber packend ein Stück Musik darstellen eben nicht so viele.


    Wie wahr, wie wahr! Grappelli, der mich ungemein begeistern konnte, habe ich hier in Wien dreimal live erleben können. Jeder seiner Auftritte war ein Ereignis. Neben seiner exzellenten Technik faszinierte er besonders mit seiner überbordenden Improvisationsgenialität, die wahrscheinlich einzigartig war. Dazu der himmlische Ton seiner Guadagnini, und dann vor allem seine unerreichte Art, mit der Geige zu swingen.


    Was mir von ihm verbleibt, ist neben der Platten- und CD-Sammlung, schon aus Zeiten des Hot Club de France mit Django Reinhardt,
    ein Foto mit persönlicher Widmung, das neben meinem Schreibtisch von der Wand strahlt.


    Grappelli scheint hier in der Wertung nicht auf, da er ja keine Klassik eingespielt hat - der "Ausflug" mit Menuhin gehört auch woanders hin.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Da aller guten Dinge drei sind, nun meine Favoriten für den Geiger-Olymp:


    An erster Stelle muss ich Fritz Kreisler nennen, dessen Interpretation vor allem seiner genialen Piècen so leichtfüßig-charmant daherkommt, dass man nachgerade süchtig danach werden kann. Dazu kommt, dass seine Stücke von bezwingender Schönheit sind und auch bei exotischen Nummern wie dem Tambourin chinoise seine typisch Wienerische Note nie verleugnen können.


    Leonid Kogan, David Oistrach, Jascha Heifetz, Mischa Elman, Nathan Milstein, Ginette Neveu, Josef Hassid


    und von den Lebenden Maxim Vengerov, Hillary Hahn, Vadim Repin, Julian Rachlin, Julia Fischer, Janine Jansen ...


    sie alle hatten bzw haben punkto Virtuosität zweifellos das größere Potential, aber dennoch:


    Für mich ist und bleibt Fritz Kreisler die faszinierendste Geigerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts.

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Heifetz, Heifetz, Heifetz :jubel: :jubel: :jubel:


    Ich liebe diesen glasklaren Ton, vermeintlich kühl bis kalt, der aber so viel enthält, in dem ich alles finde. Übrigens liebe ich gerade auch seinen Bach wegen der beschriebenen Qualitäten, weil er ihn so anders angeht, weil er mit ihm kämpft. Viele Phrasen, aber ich kann es nicht anders erklären.


    Szeryng :jubel: :jubel: Ihn habe ich noch persönlich erlebt und seine Menschlichkeit hat mich immer berührt.


    Danach so viele, die ich aber nur in einzelnen Aufnahmen kenne und von denen ich nicht weiß, ob sie für mich Bestand haben werden:


    Hubermann (gerade erst entdeckt. Ich liebe Künstler, die brennen - muss von ihm unbedingt mehr hören.)


    Milnstein (lange nicht gehört, war aber immer von seinem Ton fasziniert)


    Ferras ( entdeckte gerade und war fasziniert)


    Kreisler (diese Menschlichkeit im Ton)


    Isabelle Faust (Beethoven VC hat mich total begeistert. Das Erwachen eines Lebens in den ersten Phrasen, dieser unglaublich starke, selbstbewusste Ton.)


    Kremer (wegen der Live-Erlebnisse, kann es in seinen Aufnahmen (Schubert/Bach) nicht unbedingt wiederfinden)


    Grumiaux (wenn er mit Haskil spielt)


    Carmignola (mit Mozart unter Abbado, wenn der so weitermacht)


    Na. ich hör' mal lieber auf, sonst wird's zu lang.


    :hello: Gustav

  • Das wechselt. Konstant jedoch Kremer, wegen Le Boeuf sur le toit und Maria de Buenos Aires und seinem Mut zum Risiko. Aus ähnlichen Gründen Patricia Kopatchinskaja, die beispielsweise Ravel mit Fazil Say so spielt, dass man sich in einem Jazzkonzert wähnt - die beiden haben hier ein ungewöhnlich junges Publikum angezogen.


    Perfektion gibt es genug. Manchmal geht sie auf Kosten des Ausdrucks. Dass man es umgekehrt auch übertreiben kann und dass die beiden erwähnten Geiger das manchmal tun, ist mir bewusst.


    :untertauch:

    writing about music is like dancing about architecture

    Einmal editiert, zuletzt von Anna ()

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  • In letzter Zeit ist eine großartige Einspielung aller Beethoven-Violinsonaten erschienen: mit Isabelle Faust. Es ist ja immer dieselbe Geschichte: Da übt man an einem Stück (in meinem Fall die letzte Beethoven Violinsonate), hat durchaus klare musikalische Vorstellung, die aber nicht immer so umgesetzt weren können, wie man es sich wünscht, weil einfach die eigene Technik nicht ausreicht, und dann hört man eine Interpretation, die einem nur ein bewunderndes "Ja, so muss es sein!!!" enlockt.
    Ich liebe diese "Faustische" Aufnahme und kann sie nur jedem empfehlen. Und wer eine weitere hervorragende Einspielung mit dieser Geigerin sich zulegen möchte, der sei auf die CD mit dem Horntrio op.40 und der ersten Violinsonate op.78 von Johannes Brahms hingewiesen (außerdem auf der Scheibe: "Fantasien op.116" für Klavier des Meisters aus Hamburg). Alles erstklassig! Volker Freywald


    p.s. Die letzte Beethoven Violinsonate habe ich zweimal (2008 und 2009) auf dem Mecklenburg-Vorpommern Festival von Veronika Eberle gehört und war tief berühert. Leider gibt es von dieser Künstlerin keine Solo-CD, obgleich einem on-dit zufolge Sony an ihr Interesse bekundet haben soll. Weiß jemand, ob daran etwas wahr ist?

    Fr

  • Guten Tag erstmal,
    ich komme von der Oper her, höre aber zur Entspannung ziemlich gerne und viel Musik mit Violine. Meine herausgegegriffenen Favoriten:


    All Time Superstars:
    1. Ferras (besonders mit dem vergriffenen Sibeliuskonzert und mit Mozart: ein anderer Stern, wie schön!)
    2. Kogan (mit allem und mit Wienawski und Chausson)
    3. Menuhin 8besonders mit Mendelssohn)


    Meister der Gegenwart:
    1. Zimmermann (vor allem mit Östlichem: Szymanowski und Prokoffieff)
    2. Kremer (mit Klassik, Moderne und Ensemblearbeit)
    3. Zehetmaier (was für Mozart-Konzerte!, auch Bach)


    Newcomer:
    1. Patrizia Kopatchinskaya (sehr jung, sehr wild, ein absolutes Ereignis im Konzert, ihre Platte mit Fazil Say ist was für jeden, besonders wegen der umwerfenden Bartok-Tänze)
    2. Isabelle Faust (wird mit jeder Platte besser, die Beethoven-Sonaten stoßen in Referenzbereiche vor)


    Der Eventmeister
    Nigel Kennedy (spielen kann er)


    und - last but not least - das Meisterensemble:
    Il giardino armonico (die besten vier Jahreszeiten, wo gibt)


    Auf bald

    Der Jugendtraum der Erde ist geträumt
    Grillparzer
    Macht nix!
    grillparzer

  • Eine der für mich zur Zeit interessantesten Erscheinungen unter den Geigern ist Patricia Kopachinskaja. Wer es nicht gehört hat wird sich kaum vorstellen können, wie sie - um nur ein Beispiel zu geben - die Intensität und das Ausdrucksspektrum im Kopfsatz der Kreutzersonate weit über alles hinaus steigert, was ich bisher gehört habe. Das ist unkonventionell und sicher angreifbar, wirft aber zweifelsohne ein ganz neues und wie ich finde überzeugendes Licht auf ein vielgespieltes Werk. Ihre jüngst erschiene Aufnahme von Beethovens Violinkonzert ist einen eigenen Tread wert.


    Gidon Kremer gehört für mich zu den ganz Großen, wegen seiner Verbindung aus perfekter Technik, die er immer in den Dienst des Werkes stellt, und wegen seines ganz eigenen, intelligenten Zugangs zu vielen Stücken. Das ist der Aspekt, den ich vielleicht am meisten an den Künstlern schätze, die für mich "groß" sind.


    Aus dem besagten Grund gehört Christian Tetzlaff für mich zu den Großen. Ich habe ihn live mit Beethovens Konzert sowie mit Bach Sonaten gehört. Bei ihm ist alles bis ins Detail durchdacht und gestaltet und seine Interpretationen sind für mich einfach zwingend. Mir gefällt auch seine Attitude (fast ein "Antiheld", kaum PR). Dafür ist das was man von ihm (an Musik) hört umso überzeugender.


    Julian Rachlin habe ich ebenfalls live gehört und war fasziniert von seinem bezwingenden Ton und der Stärke seines Ausdrucks, wie ich das kaum je bei anderen Geigern in dieser Form gehört und erlebt habe. Habe allerdings noch keine Aufnahmen von ihm und bin gespannt, ob dies auf CDs so rüberkommt.


    Heifetz gehört selbstredend auch zu meinen Favoriten. Ich sehe ihn nicht in erster Linie als Virtuosen, weil gerade seine Virtuosität und seine oft zügigen Tempi musikalische Linien herausstellen, die man bei anderen Geigern so nicht hört.


    Yehudi Menuhin habe ich als unglaublich charismatische Persönlichkeit erlebt. Er vermittelt durch seine Musik eine zutiefst menschliche Botschaft, die mich berührt.


    Szeryng finde ich sehr "rund" und ausdrucksstark - und im gesamten Spektrum des Repertoires überzeugend.


    Kogan, Oistrach, Milstein, Faust, Jansen, Fischer und viele andere gilt es für mich noch zu entdecken.

    “Music is enough for a lifetime, but a lifetime is not enough for music”
    Sergei Rachmaninov

  • Ich stieß jetzt auf diesen alten thread, und habe die vielen Beiträge seit August 2004 mit großem Interesse gelesen, und die Aussagen der Forumsmitglieder hinsichtlich ihrer Lieblingsgeiger einmal näher studiert. Dabei stelle ich fest, daß eine große Anzahl verschiedenster Geiger die Wertschätzung unserer Foraner genießen - wenn ich richtig gezählt habe, wurden 62 verschiedene Namen genannt - was auch nicht verwundert, da man seit dem Aufkommen der modernen LP sich hunderte verschiedenster deutscher und ausländischer Geiger anhören und diese miteinander vergleichen konnte, abgesehen von persönlichen Konzertbesuchen, bei denen man sich zusätzlich einen noch authentischeren Eindruck von den einzelnen Künstlern verschaffen konnte.


    Das Ergebnis dieser Meinungsbekundung ist nach Addition aller Stimmen für mich - und gewiß wid ein jeder darüber anders denken - teils erwartungsgemäß, teils erstaunlich und überraschend. Erwartet habe ich durchaus, daß DAVID OISTRACH und JASCHA HEIFETZ mit 20 bzw. 19 Stimmen deutlich die Spitze einnehmen würden. Daß aber mit GIDON KREMER ein noch lebender Geiger mit ebenfalls 19 Votierungen in diese Spitzengruppe vorstoßen könnte, kommt für mich überraschend. Zwar kennt jeder die außergewöhnlichen technischen Fähigkeiten dieses Virtuosen, doch sind seine oft eigenwilligen, unkonventionellen Deutungen vertrauter Werke nicht immer jedermann's Sache.


    Weit nach vorne bei den Stimmabgaben haben es auch HILARY HAHN mit 12, MAXIM VENGEROV mit 10, NATHAN MILSTEIN mit 9, und THOMAS ZEHETMAIR u. VICTORIA MULLOVA mit jeweils 8 Stimmen geschafft, und damit genauso viele wie die berühmten Meistergeiger der alten Garde ISAAC STERN und HENRYK SZERYNG, was trotz des großen Könnens der genannten jüngeren Geiger für manchen doch überraschend kommen dürfte. Von den lebenden zeitgenössischen Geigern erhielten FRANK PETER ZIMMERMANN und JULIA FISCHER immerhin je 6 Stimmen, und damit wiederum ebenso viel Zuspruch wie YEHUDI MENUHIN und CHRISTIAN FERRAS, was mich bei aller Anerkennung für die beiden erstklassigen Zeitgenossen doch schon überrascht, denn wenn MENUHIN in späteren Jahren auch nicht mehr an die Leistungen seiner Glanzzeiten anknüpfen konnte, so war er doch ein Ausnahmegeiger des 20. Jahrhunderts. Ich erlebte ihn am 27. April 1961 in einem Konzert in Nürnberg mit BRAHMS' VIOLINKONZERT unter FERENC FRICAY und dem RADIO-SYMPHONIE-ORCHESTER BERLIN , und es präsentierte sich ein MENUHIN in Höchstform, in absoluter technischer Perfektion und von größter Eindringlichkeit. Auch wenn ich an einige seiner BACH-LP-EINSPIELUNGEN denke (z. B. KONZERT FÜR VIOLINE, OBOE, STREICHER u. B. c.) denke ich unmittelbar an geigerische Größe.


    Ebenso hätte ich für einen genialen Geiger wie CHRISTIAN FERRAS ganz sicher mit mehr Anhängern gerechnet, obwohl dieser Jahrhundertgeiger in Deutschland wohl nie so bekannt wurde wie in anderen Ländern - trotz der Zusammenarbeit mit KARAJAN. Durch seinen frühen Todl (Freitod mit 49 Jahren) hatte er leider auch nicht so lange Zeit wie manch anderer große Virtuose, sich in die Herzen der Musikliebhaber zu spielen. Die Intensität seines Spiels war ungeheuerlich, und ihm mit dem BRAHMS VIOLINKONZERT zu hören (auf LP sowohl unter KARAJAN als auch unter CARL SCHURICHT), ist immer wieder ein Erlebnis.


    Auch für die großartigen Künstler LEONID KOGAN (4), ARTHUR GRUMIAUX (4), TIBOR VARGA (3). und gar WOLFGANG SCHNEIDERHAN, JOSEF SUK oder RUGGIERO RICCI (je 2) hätte ich etwas mehr Verehrer erwartet.


    Völlig vermißt habe ich einen Namen, der für mich zu den ganz Großen des 20. Jahrhunderts gehört, nämlich BRONISLAW GIMPEL, jenem feurigen Geigenvirtuosen aus Lemberg, der sowohl als Solist als auch als Kammermusiker Hervorragendes vollbrachte, der aber in Deutschland aus mir unerklärlichen Gründen nie jenen Bekanntheitsgrad erlangte wie in anderen Ländern nach seinen ausgedehnten Konzerttourneen. BRONISLAW GIMPEL war meines Wissens der erste Geiger, der auf PAGANINI's berühmter Guarneri-Geige spielen durfte. Seine Einspielung von BEETHOVEN's VIOLINKONZERT und der VIOLINROMANZEN unter HEINRICH HOLLREISER und den BAMBERGER SYMPHONIKERN ist ein Vermächtnis seiner großen Kunst, und es gibt noch viele andere Aufnahmen mit ihm, z. B. die BACH-PARTITEN UND SUITEN, die ihn als großartigen Geiger ausweisen.


    In einem früheren Beitrag habe ich ausführlich über BRONISLAW GIMPEL geschrieben - leider damals unglücklicherweise unter dem thread "Was hört ihr gerade jetzt". Doch ist dieser Beitrag bei Interesse leicht zu finden, wenn man in die Suchfunktionstaste den Namen dieses Geigers eingibt.


    Ebenfalls bedauere ich es etwas, daß sich bei der Stimmabgabe wohl niemand mehr an m. E. einen der besten deutschen Geiger erinnerte, nämlich REINHARD BARCHET, dem einstigen Konzertmeister des STUTTGARTER KAMMERORCHESTER, der auch häufig als Solist auf sich aufmerksam machte und besonders mit seinem "BARCHET-QUARTETT" einen hervorragenden Ruf genoß, und dessen "selten erfülltes Musizieren - bei großter Detailgenauigkeit" damals die musikalische Fachwelt begeisterte, und dem man deshalb eine noch große Karriere voraussagte. Leider aber wurde REINHARD BARCHET nur 41 Jahre alt.
    Ich schätze besonders seine Einspielung der beiden MOZART-VIOLINKONZERTE KV 216 und 219 unter dem Dirigat des kongenialen - leider auch viel zu früh vergessenen ROLF REINHARDT, für mich neben der Einspielung mit DAVID OISTRACH die schönste Wiedergabe der beiden Konzerte. REINHOLD BARCHET war auch für J. S. BACH ein ausgezeichneter Interpret. Bekannt wurde er auch durch die hochinteressante Einspielung eines Violinkozertes von NARDINI, und natürlich durch zahlreiche Kammermusikaufnahmen mit ebenfalls erstklassigen Künstlern.


    Angesichts der großen Palette von mehr als 60 Geigern, für die man unter diesem thread die Stimme abgab, vermisse ich dann eigentlich auch noch ein paar andere Namen, die sich in der Vergangenheit entweder durch denkwürdige Konzertaufführungen oder überzeugende Einspielungen einen Namen machten . Spontan fallen mir dabei z. B. ein, wobei ich in Klammern Beispiele für m. E. besonders gelungene Aufnahmen vermerke:


    PINA CARMIRELLI (SCHUBERT: RONDO f. VIOLINE UND ORCHESTER A-DUR // KONZERTSTÜCK f. VIOLINE u. ORCH.)


    HEINZ ENDRES (BACH: VIOLINKONZERT NR 2)


    GÉRARD JARRY (HAYDN: KONZERT FÜR VIOLINE, CEMBALO + ORCH. // SONATE FÜR VIOLINE, CELLO, 2 HÖRNER)


    MARIE LEONHARDT (BACH-SÖHNE: DOPPELKONZERTE)
    )
    WALTER PRYSTAWSKI (PURCELL: CHACONNE )


    STEVEN STARYK (BONPORTI)


    DÉNES ZSIGMONDY (BACH: VIOLINKONZERT NR: 2)


    PIERRE DOUKAN (VIVALDI: VIER JAHRESZEITEN)


    GEORG FRIEDRICH HENDEL (ALBINONI: ADAGIO FÜR VIOLINE, STREICHER u. B.c.)


    EDUARD MELKUS (HAYDN: SINFONIA CONCERTANTE)


    ALEXANDER SCHNEIDER (verschiedenes)


    FELIX AYO (VIVALDI: VIOLINKONZERTE OP 4 und op. 8)


    HYMAN BRESS (SPOHR: VIOLINKONZERTE Nr. 8 und 9)


    ELISABETH GILELS (VIVALDI: VIOLINKONZERT OP: 4,3 // KONZERT FÜR 3 VIOLINEN und ORCHESTER OP "23,1)


    HERMAN KREBBERS (BRUCH: VIOLINKONZERT NR 1, NARDINI: CONCERTINO FÜR VIOLINE, STREICHER+CEMBALO


    SUSANNE LAUTENBACHER: (BACH: VIOLINKONZERT Nr 1 und Nr 2)


    IGOR OZIM (BEETHOVEN: VIOLIN-ROMANZEN Nr. 1 und Nr. 2)


    HANSHEINZ SCHNEEBERGER (BACH: BRANDENBURGISCHE KONZERTE 2, 4, 5)


    KARL SUSKE (HAYDN: VIOLINKONZERT Nr. 1)


    VICTOR TRETJAKOW (PAGANINI: VIOLINKONZERT Nr 1)


    EDITH PEINEMANN (REGER - PFITZNER - VIOLINKONZERTE)



    Von den jungen zeitgenössischen Geigern würde RENAUD CAPUCON
    verdienen, Beachtung zu finden, der zusammen mit dem jungen Pianisten FRANK BRALEY vor 2 Jahren in Málaga in einem Konzert mit BEETHOVEN-SONATEN Begeisterung erntete und seitdem auch also Solist große internationale Erfolge erzielt. Auch seine kürzlichen CD-Einspielungen wurden in der fono forum mit höchstem Lob bedacht.


    Viele Grüße


    wok

  • Es ist nun annähernd 8 Jahre her, daß dieser Thread gestartet wurde und wie ich sehe läuft er immer noch - und zudem habe ich mich selbt - vom Eröffnungsbeitrag selbst abgesehen - noch nicht hier beteiligt, ein Manko, das ich in Kürze ausmerzen werde. Wok hingegen hat den Thread um einen Beitrag erweitert, der sehr engagiert ist - und weit über das geforderte hinausgeht.
    Damit alle Interessenten, die den Thread forführen wollen nicht umbedingt zum Beitrag 1 springen müssen, hier in Kürze die damals von mir entwickelten Spielregeln:


    Zitat

    Nun zur Frage:


    8 Lieblingsgeiger, es müssen nicht die berühmtesten Namen sein, sondern jene, die Euch wirklich was zu sagen haben in willkürlicher Reihenfolge auflisten, wobei etwa die Hälfte noch leben sollte (5:3= auch ok)
    Wenn jemand nicht soviele nennen möchte, dann eben weniger.


    Wer will, (sehr gern gesehen) kann nach der Liste, Erläuterungen zu seiner Wahl geben, oder eine Aufnahme anführen, die ihm besonders gefallen hat.


    Da viele der neuen Mitglieder hier noch nicht mitgemacht haben, lade ich sie herzlichst ein, die bei vorhandenem Interesse zu tun.


    Mein eigenes "Voting folgt in Kürze...


    mfg aus Wien
    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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  • Zitat

    Zitat Alfred:
    Da viele der neuen Mitglieder hier noch nicht mitgemacht haben, lade ich sie herzlichst ein, die bei vorhandenem Interesse zu tun.


    Nun ja, es gibt auch ältere Mitglieder, die sich hier noch nicht beteiligt haben.


    Ich tue mich generell etwas schwer mit solchen Threads, bei denen es um Lieblingsinterpreten geht. Die Vorlieben sind (zumindest für mich) oft nicht einfach zu begründen und außerdem wechseln sie recht häufig. Neben stabilen Vorlieben sind es auch oft Eindrücke von einem Konzert, die einen Interpreten in die Spitzengruppe bringen, manchmal ist es auch das Werk, für das man sich begeistert und unwillkürlich überträgt man einen Teil der Begeisterung auf den Interpreten…
    Sei es drum, ich versuche es einmal.


    Über den Spitzenplatz muß ich nicht nachdenken, den nimmt bei mir uneinholbar David Oistrach ein. Abgesehen von seinen wundervollen Interpretationen bewundere ich auch, was für ein warmherziger, freundlicher und dabei immer bescheidener Mensch er war.
    Eine CD-Empfehlung zu geben, ist fast unmöglich. Stellvertretend hier:




    Dann gehört für mich – besonders für seine Vivaldi-Aufnahmen - Giuliano Carmignola in diese Aufzählung




    Für seine Einspielung der Biber’schen Rosenkranzsonaten:
    Pavlo Beznosiuk




    Auf arte gesehen und beeindruckt von ihrer Interpretation des Tchaikovsky-Konzertes:
    Patricia Kopatchinskaja




    Weitere Kandidaten gäbe es viele...


    Vielleicht ergänze ich die fehlenden vier ja später einmal.


    Ricci - Szering - Gringolts - Suk - Zehetmair - Szigeti - Stern .... Ich weiß es einfach nicht :wacko:



    :hello:
    Reinhard

    Einer acht´s - der andere betracht´s - der dritte verlacht´s - was macht´s ?
    (Spruch über der Eingangstür des Rathauses zu Wernigerode)

  • Lieber wok,


    Deine Auflistung und mit ihr das nähere Eingehen in die genannten Solisten und den Werken, die sie interpretier(t)en, habe ich mit großem Respekt vor Deiner Akribie gelesen.


    Nun habe ich aber, speziell als österreichischer Beute-Wiener, eine Anfrage an die nicht-österreichischen Violin-Liebhaber: Woran liegt es, dass der genialische Equilibrist Fritz Kreisler - abseits seiner Interpretationen klassischer Werke - mit seinen so umwerfend-beeindruckenden Piècen kaum Beachtung erlangt? Ist das typisch Wienerische seiner Werke und auch seiner Interpretation unseren nordwestlichen Nachbarn etwa suspekt oder doch ungewohnt und fremdartig? Eine Antwort darauf würde mich doch als (auch, aber beileibe nicht nur) Kreisler-Fan nachdrücklich interessieren. - Danke!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Woran liegt es, dass der genialische Equilibrist Fritz Kreisler - abseits seiner Interpretationen klassischer Werke - mit seinen so umwerfend-beeindruckenden Piècen kaum Beachtung erlangt?


    Lieber Milletre, so ist das ja gar nicht. Gerade Kreisler wird im karnevalistisch grundierten Rheinland von Jung und Alt ohne Ende bejubelt. Zum Beweis: Bitte schau doch mal in diesen Beitrag (interner Tamino-Link) hier und schlage, wenn Du magst, die dort zitierte Rezension eines Geigenabends in der Kölner Philharmonie mit viel Fritz Kreisler nach. :baeh01:

  • Danke, lieber Ul(l)rich, da kommt ja richtige Freude auf!

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Ich habe diesen Thread eben erst entdeckt und will mal damit beginnen, aus dem Gedächtnis meine 8 Lieblingsgeiger zu nennen:


    1. Jascha Heifetz
    2. David Oistrach
    3. Yehudi Menuhin
    4. Isaac Stern
    5. Henryk Szering
    6. Gidon Kremer
    7. Hillary Hahn
    8. Julia Fischer;


    Liebe Größe


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Lieber Milletre,


    Warum der große Geiger FRITZ KREISLER - einer der beliebtesten Geiger seiner Zeit - jetzt kaum noch von einem Forumsmitglied als "Lieblingsgeiger" genannt wird, läßt sich in der Tat nicht ganz nachvollziehen. Er teilt damit das Schicksal anderer Meistergeiger, die in dem Ranking ebenfalls durch Abwesenheit glänzen, wie eben wie auch der von mir besonders hoch eingeschätzte BRONISLAW GIMPEL, oder auch GEORG KULENKAMPFF, WOLFGANG MARSCHNER, KARL KLINGLER, ROMAN TOTENBERG, und ich könnte leicht noch an die 30 weiterer hervorragender Geiger aufzählen, die überhaupt niemand als Lieblingsgeiger auswählte. Bei FRITZ KREISLER waren es wohl immerhin deren zwei. Meine frühere Auflistung ist deshalb weit entfernt von Vollständigkeit; ich gab nur einige Beispiele von nicht genannten Geigern, bei denen mir spontan einige wunderbar gelungene Einspielungen einfielen.


    Der Grund, warum FRITZ KREISLER heute nicht noch mehr Anhänger hat, könnte sein, daß man ihn zu sehr mit gehobener Unterhaltungsmusik in Verbindung bringt, obwohl er natürlich hervorragende Einspielungen der berühmten Klassik-Werke realisiert hat, wie z. B. des BEETHOVEN-Violinkonzerts. Immer wieder hat man ihm in diesem Zusammenhang auch sein vermeintliches "Dauervibrato" vorgeworfen, wie sich ja auch die Geister an dem Vibrato des sonst erstklassigen Geigers NORBERT BRAININ von jeher scheiden, ebenso eine gewisse Wärme und Süße seines Tons, was manchem für ernstere Geigenliteratur wohl nicht zuträglich oder angemessen erscheinen mag. Andererseits wurden sein intensiver, singender, expressiver Geigenton und seine Phrasierungskunst, seine Artikulierungskraft und die Eleganz seines Spiels , geradezu sprichwörtlich.


    Was seine Kompositionen anbetrifft, so gehen diese für mich absolut über reine Unterhaltungsmusik hinaus. Seine ALT-WIEN ER TANZWEISEN FÜR VIOLINNE UND KLAVIER z. B. sind höchst originelle, kunstvolle, tiefgründige, virtuose, in sich geschlossene Vortragsstücke, wie z. B. sein "LIEBESFREUD", "LIEBESLEID", "SCHÖN ROSMARIN", etc. Ich besitze davon eine Einspiellung durch HENRYK SZERYNG und dem exzellenten kanadischen Pianisten CHARLES REINER, mit dem SZERYNG bevorzugt konzertierte. Eine wirklich herrliche Aufnahme, die den Klangintentionen FRITZ KREISLER's ganz sicher voll gerecht wird, und die ich jedem nur sehr empfehlen kann.


    Viele Grüße


    wok

  • Lieber wok,


    selbstverständlich habe ich die wunderbare Kreisler-Einspielung mit Szeryng/Ch.Reiner. Dazu noch unzählige Aufnahmen mit Kreisler selbst sowie auch mit anderen Geigern/Geigerinnen. Auch Ricci, Perlman, Mintz, Elman (leider schon jenseits seiner guten Zeit), dazu Heifetz mit diverse Bearbeitungen.


    Eine besonders aparte Aufnahme ist mit Elisabeth Kropfitsch und ihrem Bruder Johannes vor vielen Jahren (1992) bei EMI unter dem Titel Elisabeth Jess spielt Fritz Kreisler herausgebracht worden. Der Name am Cover bezieht sich auf das Jess-Trio-Wien, in dem die beiden mit ihrem weiteren Bruder Stefan dieses herausragende Klaviertrio bilden. Elisabeth spielte damals noch ihre Stradivarius "King George" (1710), wechselte aber später ihr Instrument und erwarb eine ungemein stimmschöne und ausdrucksstarke G.B.Guadagnini.


    Was sagst Du, lieber wok, bzw. die Geigenfans überhaupt, zu den genialischen Kadenzen und sonstigen Bearbeitungen anderer Komponisten von Fritz Kreisler?

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Wie zumeist, werde ich auch in diesem Thread meine Lieblingsgeiger einzeln aufführen.
    Ich hatte schon einige ältere Aufnahmen mit ihm, die er für Divox gemacht hatte, aber den Durchbruch schaffte er (bei mir !) mir seinen Aufnahmen einiger Erstveröffentlichungen von Vivaldi Violinkonzerten, welche er für Sony gemacht hatte. Diese Seria wurde - aus welchen Gründen immer - bei Sony gestoppt - aber die DGG Archivproduktion hat sie dankenswerterweise fortgesetzt. Bei Carmignola hört man nicht nur den fröhlich leichten, sondern unterschwellig auch den tiefsinnigen melancholischen Vivaldi.....




    Behutsam hat DGG Archiv dann mit diesem Künstler auch Werke anderer Komponisten aufgenommen - nicht übereillt, sondern mit Bedacht, wie einst zu Zeiten der "alten Schule" von Produzenten.

    Auch die neue Einspielung von Haydns Violinkonzerten ist ein Genuss der Extraklasse.
    Ich freue mich auf jede neu erscheinende Carmignola Aufnahme....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



  • Hallo Milletre,


    Die Aufnahme mit ELISABETH/JOHANNES KROPFITSCH besitze ich jetzt nicht. Nach Vergleichen verschiedener Aufnahmen hatte mich die Aufnahme seiner ALT-WIENER TANZWEISEN durch HENRYK SZERYNG / CHARLES REINER am Ende am meisten überzeugt, und ich wüßte auch nicht, was man da noch besser machen könnte. Ich habe diese Wiedergabe einfach liebgewonnen.


    Apropos FRITZ KREISLER - MISCHA ELMAN: Über diese beiden Geigenvirtuosen äußerte sich der junge YEHUDI MENUHIN interessanterweise wie folgt: "MISCHA ELMAN hat einen warmen Ton. KREISLER hat den auch, aber bei ihm ist es eine kühle Wärme. Das klingt komisch, aber genau das meine ich. BEETHOVEN ist mein Lieblingskomponist, und KREISLER ist für mich wie BEETHOVEN. ELMAN ist wie TSCHAIKOWSKY". Von MISCHA ELMAN sprach MENUHIN respektvoll, aber von KREISLER sprach er mit Bewunderung!


    Die Solokadenzen von FRITZ KREISLER sind natürlich berühmt, vor allem seine Kadenzen zu BEETHOVEN's und BRAHM's Violinkonzert, aber auch zu MOZART's Violinkonzerten, PAGANINIS Violinkonzert Nr. 1 und VIOTTIS Violinkonzert Nr. 22.
    Das BEETHOVEN-Konzert erklingt allerdings überwiegend mit den JOSEPH JOACHIM- Kadenzen, die sich mehr an das thematische Material halten, während FRITZ KREISLER doch relativ frei improvisiert und sehr stark - vor allem bei BEETHOVEN (3. Satz) mit Flageoletts arbeitet, womit zwar hochinteressante Resultate erzielt werden, die relativ starke Abkehr vom Thema aber umstritten ist. Seine Bearbeitungen von Werken BACH's (PARTITA NR 3), SCHUBERT's (MOMENT MUSICAL op. 94/3), GLUCK's (ORFEO ED EURIDICE), oder z. B. CHOPIN's (MAZURKA op. 33/2), um nur einige zu nennen, sind natürlich genial und kommen eigentlich viel zu selten zum Erklingen.


    Viele Grüße


    wokl

  • Nachdem ich die unendlich vielen Beiträge zum Thema "Lieblingsgeiger" gelesen habe, bin ich sehr verwundert, dass ein Name nicht auftaucht: Lisa Batiashvili, die mit 16 Jahren den zweiten Preis im Sibelius Wettbewerb gewonnen hat. Auch Veronika Eberle (artist in residence bei den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern 2012) fehlt. Aber vielleicht habe ich beide Namen auch nur überlesen, dann bitte ich um Pardon.
    Die Georgierin Lisa Batiashvili ist z.Zt. meine Lieblingsgeigerin, und das wird wohl auch noch längere Zeit so bleiben. Ihr kann man nur zu Füßen liegen. Zuletzt habe ich sie in Hamburg in der Laeiszhalle mit Beethovens op.61 gehört. Es war zum Heulen schön. Dieses Konzert, dessen einzelne Noten man ja fast alle im Kopf hat, Musik, die man tausendmal gehört hat, habe ich so ergreifend noch nicht vernommen- und anderen Hörern ging es nicht anders. Na, und wenn jemand die Gelegenheit hat, Lisa mit dem Sibelius-Konzert zu hören (meine absoltes Lieblingsviolinkonzert), der sollte keine Mühen und Kosten scheuen, sich eine Karte zu besorgen.
    Gibt es im Forum weitere Lisa-Begeisterte, die sich gerne mit mir austauschen möchten? Hoffentlich!


    Volker Freywald

    Fr

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  • Unter meine Lieblingsgeiger nenne ich nur solche, die ich live erleben durfte.


    Da ist zuerst Anna Sophie-Mutter, die ich in Weimar zum Ereignis "Musikhauptstadt Europas" mit dem Gewandhausorchester unter Masur mit dem Beethoven-Konzert hörte. Es war open air, Bombenwetter, und ca. 8000 Besucher, wurde im Fernsehen übertragen. Obwohl ich kein Anhänger von open airs bin (die Gefahr der Ablenkung ist zu groß) war ich fasziniert von der Frau. Gleichzeitig waren rechts und links der Bühne Riesenleinwände, die die Fernsehübertragung sichtbar machten. Dadurch war das Erlebnis noch tiefer. Nie wieder hat mich ein open air so gefesselt.


    Gleich danach nenne ich Leonidas Kavakos. Gewandhaus, Chailly, Brahms Violinkonzert. Schon das war toll. Doch die Zugabe - ich weiß nicht, was es war - dermaßen virtuos, unvergeßlich.


    Und dann noch gleich 2x in Gera Igor Oistrach mit Beethoven, und ein Jahr später Max Bruch.


    Ich habe noch weitere tolle Solisten gehört, doch an die drei kam in meinen Augen keiner ran.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.